(...) Hier im feuchten Rankendickicht des Dschungels von Neuguinea läuft ein verblüffendes Schauspiel der Natur: der Balztanz der Paradiesvögel. Nirgendwo sonst auf der Welt werben Männchen so aufwendig um die Weibchen. Sie stolzieren in Kostümen umher, die gut auf eine Bühne in Las Vegas oder Paris passen würden; Umhänge aus kurzen Federn, schillernde Brustschilde, Kopfbänder, Hauben, Bärte, Kehllappen und Federn wie gezwirbelte Schnauzbärte. Knallige Rot-, Blau- und Gelbtöne heben sich leuchtend vom Grün des Waldes ab. Was die Weibchen an dieser Mischung aus Kostüm und Choreografie am meisten erregt? Je ausgefallener, desto besser, so scheint's. (...)
Noch mehr staunten die ersten Reisenden beim Anblick der Vögel in der Wildnis: "Ich hielt das Gewehr nur schlaff in der Hand; ich war zu verwundert, um zu schießen", gestand der Naturforscher René Lesson, der Neuguinea 1824 besuchte und von dem der erste Augenzeugenbericht stammt. "Der Vogel war wie ein Meteor. Während sein Körper vorbeiflog, schien er eine Spur aus Licht hinter sich herzuziehen."
Die Menschen auf Neuguinea beobachten diese Tänze seit Jahrhunderten. "Die Einheimischen erzählen, dass sie ihre Rituale den Vögeln abgeschaut haben", sagt Gillison. Auf Stammesfesten im Hochland kopieren die Männer mit ihren Bewegungen und prachtvollen Kostümen die Vögel. (...) Mancher Kopfschmuck ist so ausladend und schwer, dass man um das Genick des Trägers fürchtet. Ganze Federwälder sind daran befestigt und vollständige, präparierte Vögel. Lange, schwarze Schwanzfedern der Paradieselster ragen zwischen den Federn kleinerer Vögel heraus. Der schillernde Brustschild des Blauparadiesvogels leuchtet zwischen Papageienbälgen. Eine junge Frau hat sich die lange, schwarz-weiße Kopfschmuckfeder des Wimpelträgers durch die Nasenscheidewand gezogen. Sie wippt beim Tanzen auf und ab, ganz wie beim lebenden Vogel, der damit eine Partnerin anlocken will.
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