Montag, 7. November 2022

Die große Militärinvasion der Maikop-Kultur in das Nordschwarzmeer-Gebiet (3.500 v. Ztr.)

Sie bereitete dem dort bestehenden "Tausendjährigen Reich" der Tripolje-Kultur den Untergang

Heere voller Krieger, bewaffnet mit Bogen, Kupfer- und Steinäxten, sowie mit Speeren und Lanzen mit steinernen Spitzen und Steindolchen, sowie mit Holzknüppeln, zum Teil stehend auf vierrädrigen Streitwagen, gezogen von Ochsen, zumeist aber zu Fuß - so wird man sich nach derzeitigem Forschungsstand die Art der Kriegsführung zwischen 3.500 und 2.500 v. Ztr. in Europa und im Vorderen Orient vorstellen müssen.

Abb. 1: "Der Bogenschütze" - Skulptur von Ernst Moritz Geyger (1895), aufgestellt im Schloßpark von Sanssouci in Potsdam seit 1901 (Wiki)

So wurden die vielen Eroberungszüge von den vielen großen Kulturen dieser Zeit durchgeführt. Als Beispiele seien genannt: die Kugelamphoren-Kultur in Mittelosteuropa, die Streitaxt-Kultur in fast ganz Europa, die Glockenbecher-Kultur in fast ganz Europa (England womöglich unter Führung des berühmten "Amesbury-Bogenschützen"-Fürsten, das südliche Norwegen und viele andere Regionen). Und so eroberte die Maikop-Kultur des Kaukasus um 3.500 v. Ztr. auch das Nordschwarz-Meer-Gebiet der dortigen Späten Tripolje-Kultur (1).

Um eine Vorstellung von dieser Art der Kriegsführung zu vermitteln, wählen wir als Symbolbild und Vorschaubild die 1895 geschaffene Skulptur "Bogenschütze" des Bildhauers Ernst Moritz Geyger (1861-1941) (Wiki) (Abb. 1 und 2), die 1901 von Kaiser Wilhelm II. erworben wurde und seit dieser Zeit im Schloßpark von Sanssouci in Potsdam aufgestellt ist. Weitere Exemplare dieser Skulptur wurden 1936 am Elbufer in Dresden aufgestellt, sowie auf dem Trammplatz vor dem Neuen Rathaus in Hannover, sowie in Ludwigshafen (Wiki).

Aber zurück zur Vorgeschichte: Eine spannende neue Studie zur Frühgeschichte der berühmten Grubengrab-Kultur, bzw. Jamnaja-Kultur (Englisch auch "pit grave culture") ist soeben erschienen (1). Von dieser Grubengrab-Kultur stammen - nach derzeitigem Kenntnisstand - weltgeschichtlich bedeutsame indogermanische Völker ab, etwa die antiken Griechen, antike, indogermanische Völker auf dem Balkan und in Armenien. Auffallenderweise hat diese Studie nur am Rande auch mit der Grubengrab-Kultur selbst zu tun. Die "Vorarbeit" zur Ausbreitung derselben ist - erstaunlicherweise - von ganz anderen, damals noch größeren politischen und kulturellen Akteuren, "Großreichen" geleistet worden, von Akteuren, in deren Umfeld sich auch die Frühgeschichte der Grubengrab-Kultur formiert hat. 

Es war das zu einer Zeit als sich das Verbreitungsgebiet der Grubengrab-Kultur noch auf seinen Kernraum an der Unteren Wolga und am Mittleren Don beschränkte und sich bedeutsame Ereignisse an seiner Westgrenze - vermutlich - vorwiegend ohne seine Beteiligung vollzogen. Man möchte sagen: "Die Grubengrab-Kultur schaute zu, lernte und - wartete ihre Stunde ab."

Verfasser der neuen Studie ist - einmal erneut - der moldawische Archäologe Valentin Dergachev (geb. 1943) (Acad), dessen Arbeit wir hier auf dem Blog seit 2019 mit großem Interesse verfolgen. Er arbeitet in Chisinau, der Hauptstadt Moldawiens. In Fachkreisen genießt er schon seit vielen Jahrzehnten große Achtung (s. z.B. 2). Sein womöglich wichtigster wissenschaftlicher Beitrag, nämlich die Entdeckung der Urheimat der Indogermanen an der Mittleren Wolga (3, 4), wird aber bis heute auffallend wenig hervorgehoben innerhalb von Fachkreisen und in der Öffentlichkeit.

Abb. 2: "Der Bogenschütze" - Skulptur von Ernst Moritz Geyger (1895), aufgestellt im Schloßpark von Sanssouci in Potsdam seit 1901 (Wiki)

Ihm ist um dieses Beitrages willen jedenfalls - soweit wir wissen - noch keinerlei Preis verliehen worden oder irgendeine sonstige Anerkennung zuteil geworden. Uns ist noch nicht einmal eine Studie bekannt, in der seine Leistung diesbezüglich auch nur besonders deutlich hervorgehoben worden wäre.*)

Dergachev jedenfalls benannte - unseres Wissens nach - als erster und nicht nur "vermutungsweise", sondern auf der Grundlage umfassender Forschungen die Chwalynsk-Kultur an der Mittleren Wolga als die Urheimat der Indogermanen. Es geschah dies in einem Aufsatz aus dem Jahr 2000 (3), der damals - als eine Art "Außenseiter-Stellungnahme" - auf Anregung von Colin Renfrew entstanden ist, der auch Gegenpositionen zu seinen eigenen Thesen Gehör verschaffen wollte. Diesen Aufsatz hat Dergachev dann - in deutlich erweiterter Form - 2007 als (russischsprachiges) Buch heraus gegeben (4). 

Die These seines Buches von 2007 ist dann seit 2019 überraschend glänzend durch die Archäogenetik bestätigt worden. Dadurch erst wurden auch wir hier auf dem Blog auf Dergachev aufmerksam. Wiederum nicht durch Fachartikel, sondern durch einen Blogartikel des verdienstvollen spanischen Archäogenetik-Bloggers Carlos Quiles. All das haben wir ausführlich - als Schwerpunkt-Thema - hier auf dem Blog seit 2019 behandelt. Und man wird es nicht so leicht anderwärts in deutscher Sprache - oder überhaupt - so umfassend und dicht behandelt und aufgegriffen finden gegenwärtig wie hier auf dem Blog (s. u. a.: Stgen2019, Stgen2021a, Stgen2021b, Stgen2022).

Erneut Überraschendes von dem Entdecker der Urheimat der Indogermanen

Während wir hier auf dem Blog noch Mühe haben, all den vielen Implikationen und Schlußfolgerungen nachzugehen, die mit dieser großen Entdeckung Dergachevs und der Archäogenetik verbunden sind, hat Dergachev selbst letztes Jahr in seinem 78. Lebensjahr eine weitere - soweit wir das erkennen können - umwälzende These in Buchform vorgelegt (1). Dieses Buch baut auf Forschungen auf, die er schon 1991 in deutscher (5) und 1992 in russischer Sprache veröffentlicht hat, deren Datenbasis sich aber seither schlichtweg verdoppelt hat wie er in seinem Vorwort ausführt.

Während die skandinavischen Archäologen um Kristian Kristiansen also begeistert sind von der dortigen Akkumulation archäologischer Daten und der Möglichkeiten ihrer ganz neuen Auswertung, die sie nicht zögern, eine wissenschaftliche Revolution zu nennen, ist Dergachev mit derselben Akkumulation archäologischer Daten für seinen eigenen archäologischen Bereich - nämlich für das Nordschwarzmeer-Gebiet - ebenfalls seit Jahrzehnten in aller Stille tätig. Und zieht aus dieser Akkumulation jeweils ähnlich umwälzende Schlußfolgerungen wie es Kristiansen und Mitarbeiter für Skandinavien und Mitteleuropa für die Bronzezeit in diversen Arbeiten schon getan haben. 

In diesem neuen Buch vertritt Dergachev eine These, von der man unseres Wissens nie in der Wissenschaft auch nur ansatzweise gehört hatte, und die auch auf ausführlichen Wikipedia-Artikeln zum Thema bislang nicht ansatzweise erwähnt wird (Wiki). Die These lautet: Aufgrund umfangreichster archäologischer Datensätze wird der Maikop-Kultur des Kaukasus, die kulturell und - wie wir gerade erst hier auf dem Blog gesehen haben - auch genetisch bis tief nach Armenien hinein von indogermanischer Steppengenetik mitbeeinflußt gewesen ist, ein Eroberungszug Richtung Ukraine unterstellt, der zum Untergang der dortigen großartigen Cucuteni-Tripolje-Kultur und zur Verdrängung größerer Bevölkerungsteile derselben in Richtung nördlicher und südlicher Randgebiete geführt hat. Was für eine umwälzende These.

Wieder hat hier die Archäologie die Nase vorn, bevor auf etwas ähnliches die Archäogenetik - vermutlich - ebenfalls kommen wird. Denn die ganze Frühgeschichte der Grubengrab-Kultur hat ja von dieser bislang nur außerordentlich bruchstückhaft aufgeklärt werden können. Und die Archäogenetik dürfte jetzt sehr viel Anlaß haben, dieses neue Buch von Dergachev sehr genau zu studieren, um die eigenen Fragestellungen anhand desselben zu präzsieren.

Immer häufiger finden sich für unterschiedliche Zeitepochen und Räume in der Menschheitsgeschichte also Belege für große, umfassende Kriegs- und Eroberungszüge und damit einhergehender Bevölkerungsumsiedlungen, Marginalisierung und Untergang von Bevölkerungen, Völkern und Kulturen. Hier auf dem Blog haben wir konkretere Hinweise dafür für Jütland um 3.000 v. Ztr. behandelt (Stgen2021), für Sardinien um 2.300 v. Ztr. (Stgen2021), für die Schlacht an der Tollense in Mecklenburg um 1250 v. Ztr. (Stgen2019) - und nun also auch für die Späte Tripolje-Kultur um 3.500 v. Ztr., also noch weiter zurückliegend.

Bislang war man doch immer - diffus - davon ausgegangen, daß die Grubengrab-Kultur die Cucuteni-Tripolje-Kultur erobert und beerbt habe und sich dann von dort bis Griechenland, Armenien und auf den Balkan ausgebreitet habe. (Wie - womöglich - von dieser ausgehend die Schnurkeramik-Kultur und die Glockenbecher-Kultur Mitteleuropas entstanden sind, ist bislang noch ebensowenig geklärt.) 

Abb. 3: Tripolje, Zeitphase "С-II-1" (3500-3300/3200 v. Ztr.). Zur Erläuterung: 1 - Gebiet, das von der Militärinvasion der Maikop-Kultur betroffen war; 2 - Fluchtbewegungen der örtlichen Bevölkerung; 3 - Zwangsumsiedlung der Vykhvatintsy-Bevölkerung in die Region des Unteren Dnjester (aus 1, S. 286)

Vielleicht geschah aber diese Eroberung der Ukraine durch die Grubengrab-Kultur erst in einem zweiten Schritt, nachdem die Cucuteni-Tripolje-Kultur zuvor zunächst einmal von der Maikop-Kultur erobert worden war? Das würde uns an ein ähnliches Szenario erinnern wie es sich uns schon für Jütland um 3.000 v. Ztr. angedeutet hatte. Auch die jütländische Halbinsel scheint zunächst von der Kugelamphoren-Kultur erobert worden zu sein - vielleicht gemeinsam mit der Schnurkeramik-Kultur - und erst in einem zweiten Schritt scheint sich dann die Schnurkeramik-Kultur gegenüber der Kugelamphoren-Kultur - wie auch anderwärts - durchgesetzt und diese beerbt zu aben.

War es so ähnlich nun auch in der Ukraine? Eine untergehende, große, alte Kultur (Maikop) erobert in einer sagenhaften "Supernova" noch einmal riesige Gebiete, die dann aber von einem neu in der Weltgeschichte auftretenden und eine neue Zeit repräsentierenden Volk übernommen und beerbt werden.

Die Thesen des neuen Buches

Am 5. November 2022 erst hat Dergachev den englischsprachigen Volltext seines neuen Buches auf seinem Academia-Account verfügbar gemacht (1).***) Das Buch ist im Universitätsverlag der südpolnischen Universität Rzeszów erschienen, die am Nordrand der Karpaten liegt.****) Über den zweiten Teil dieses Buches schreibt Dergachev in der Einleitung noch sehr zurückhaltend (1):

Im zweiten Teil legen wir das Augenmerk auf den Modus, unter dem die Maikop-Kultur des Kaukasus befähigt gewesen sein könnte, am Zustandekommen des Phänomens der Späten Tripolje-Kultur beteiligt gewesen zu sein.
Part II is focused on the mode of how the Maykop Culture of the Caucasus might be able to partake in the making of Late Tripolye phenomenon. The inferences were made on the basis of the analysis of Maykop artifact types occurred across the Late Tripolye area. Part III presents the conclusions. 

Es ist nicht schwer zu erraten, von welchem "Modus" Dergachev hier spricht. Auf den vielen Karten des zweiten Teiles zur Verteilung verschiedenster Fundkategorien der Maikop-Kultur innerhalb des Gebietes der Späten Tripolje-Kultur sieht man viele Pfeile in verschiedene Richtungen gehen, am Ende vor allem Pfeile vom Kaukasus aus in Richtung der Nordschwarzmeer-Region. Dergachev entwirft hier also ein recht komplexes kriegerisches Szenario - aber aufgrund einer außerordentlich umfangreichen Detailfülle was archäologische Daten betrifft. 

Das Hauptproblem, mit dem die Archäologen bezüglich der Kultur der Späten Tripolje konfrontiert sind, ist, "kulturelle Einheiten" aus dem Wust an archäologischen Daten heraus zu destillieren, sowie die zeitrliche und räumliche Aufeinanderfolge derselben, das heißt, frühe Phasen dieser kulturellen Einheiten von späten zu unterscheiden. Das ist die Arbeit verschiedener Forscher seit 1980 wie Dergachev einleitend erwähnt, einschließlich seiner selbst (1, S. 26-33). Und damit ist er im ersten Teil seines Buches befaßt. Im Mittelpunkt stehen unter anderem kulturelle Einheiten, benannt nach wichtigen Fundorten, so vor allem die "Brînzeni-Gruppe" und die "Gordinești-Gruppe". 

Wir versuchen im folgenden einen Überblick über die Buchinhalte und seine Thesen zu geben, wobei wir uns vor allem an die Verbreitungskarten halten. Womöglich kann dieser Beitrag künftig noch korrigiert, ergänzt und präzisiert weden, indem die erläuternden Buchtexte selbst genauer studiert werden. 

1. Ausgriff der "Nach-Mariupol-Kultur" in Richtung Kaukasus

Am Ende des ersten Teiles findet sich zunächst eine Karte mit Pfeilen in die entgegengesetzte Richtung jener Pfeile der Karten des zweiten Teiles, und zwar Pfeile vom Mittleren Dnjepr aus Richtung Don. Aufgrund der Verbreitung eines bestimmten Steinpfeilspitzen-Typs der "Nach-Mariupol-Kultur" vom Mittleren Dnjepr führt er dazu aus (1, S. 212):

Es war diese Bevölkerung, von der ausgehend oder mit der dieser Waffentyp in das Gebiet der Koysug-Konstantinovka-Tradition eingedrungen ist und - wenig später - in das Gebiet der frühen Grubengrab-Kultur am Unteren Don. Indem ich dies unterstelle, sollte ich diese Art des Denkens notwendigerweise fortsetzen mit dem Vorschlag, daß nachhaltige militärische Eroberungszüge die westlichen Grenzen der Maikop-Kultur erreicht haben, und daß diese Expeditionen ihr Echo finden in der Verbreitung von "Nach-Mariupol"-Gräbern Richtung Osten bis an die Ufer des Unteren Don.
It was only this population from which, or with which, this weapon type could enter the Koysug-Konstantinovka tradition and, soon after, the early Pit Graves Culture in the lower Don Region. While thinking this way, I should have necessarily continued with the proposal that deep military raids have reached western borders of the Maykop Culture, and these expeditions are echoing in the spread of Post-Mariupol burials eastward, down to the banks of the lower Don.

Nach der beigegebenen Karte hat sich nicht nur dieser Pfeilspitzen-Typ entsprechend Richtung Osten verbreitet, sondern haben sich auch weibliche Figurinen vom Typ "Serezlievka", also mit langen, nach oben gezogenen Köpfen in diesselbe Richtung verbreitet, gefunden sowohl in Gräbern wie in Siedlungen. Im Dienste und im Schutz der durch diese Figurinen verkörperten Göttin also mag dieser Eroberungszug geschehen sein - im subjektiven Erleben der teilnehmenden Krieger und Bevölkerungsteile, so mag man schlußfolgern.

2. Maikop schlägt "zurück": Waffen, Werkzeuge, Keramik, Schmuck, Ritualstäbe ...

Im zweiten Teil geht Dergachev dann zunächst auf Waffen-Funde der Maikop-Kultur im Gebiet der Späten Tripolje ein:

  • Pfeilspitzen-Typen verbreiten sich vom Kaukaus zum Unterlauf des Don und dann über den Dnjepr bis an die Ostseite der Karpaten (1, S. 219), 
  • ebenso Steindolch-Klingen (1, S. 224), 
  • ebenso kupferne Axtklingen mit Schaftlöchern (1, S. 233). 

Bei letzteren liegt der Schwerpunkt der Fundverteilung am Mittleren Dnjepr. Aber auch an den Mittellauf des Don, sowie in den Mündungsbereich der Wolga, die sich beide im Bereich der damaligen Grubengrab-Kultur befinden, hat sich dieser Waffentyp verbreitet (1, S. 233). Wobei es uns hier außerdem noch als interessant auffällt, daß sich der ursprüngliche Verbreitungsraum der Grubengrab-Kultur sehr stark überschneidet mit dem einstigen Verbreitungsraum der Chwalynsk-Kultur, nämlich an Wolga und Don. Der nächste betrachtete Waffentyp sind 

  • Metalldolche, deren Ausbreitung sehr ähnlich ist wie die der kupfernen Axtklingen (1, S. 239). 

Im nächsten Teil wird die Verbreitung von Werkzeugen der Maikop-Kultur im Nordschwarzmeergebiet betrachtet, nämlich von: 

  • Stein-Dechseln (1, S. 243) und 
  • gerillten Meißeln (1, S. 246). 

Es folgen 

  • Maikop-Keramik-Funde im Nordschwarzmeer-Gebiet (1, S. 253), sowie
  • Maikop-Ritualstäbe aus Geweih, Knochen und Holz im Nordschwarzmeer-Gebiet (1, S. 262).

Eine Art "Babylon" - Das Vertreibungsschicksal eines großen Volkes

Soweit nur als Kurzfassung. Nun aber zunächst einmal - und ganz vorläufig - die Zusammenschau nach der Sicht von Dergachev (1, S. 265):

Der Einfluß, den die Maikop-Tradition auf die kulturellen Gemeinschaften nördlich des Schwarzen Meeres und östlich der Karpaten hatte, drückt sich auf vielen Wegen aus, in Form von vielfältigen Waffen-Typen, Werkzeugen, Schmuck und sogar mehrdeutigen (Ritual-)Stäben aus Knochen, Geweih und Holz, die an vielen Orten zwischen Kaukasus und dem Pruth gefunden wurden. Es dürften also auch auswärtige religiöse Vorstellungen und rituelle Ideen in die bisherige örtliche Art zu leben eingedrungen sein, während man in fortlaufenden, engen Interaktionen zwischen den vorgeschichtlichen Menschen des Kaukasus und der Nordschwarzmeer-Traditionen stand (...) Die behandelten Fund-Kategorien können eine Vorstellung geben von dem umfassenden und tiefen Einfluß, den das Volk der Maikop-Kultur auf fast jeden mehr oder weniger bedeutsamen Teil des sozialen und kulturellen Lebens der Spät-Tripolje-Bevölkerung hatte und sogar über diese hinaus. (...) Waffen müssen aus dem Blickwinkel ihrer Funktionalität Wege und Ziele von Kriegszügen und Angriffen des Maikop-Volkes widerspiegeln, die in das Gebiet der Spät-Tripolje-Kultur führten. Werkzeuge, Keramik und Schmuck hinwiederum bieten eine andere Art von vorgeschichtlichen Hinweisen. Es wäre notwendigerweise vergleichsweise dichte und langfristige, umfassende Interaktionen zwischen dem Maikop-Volk und der lokalen Bevölkerung vorauszusetzen, die es denkbar machten, daß Werkzeuge und Keramik des Kaukasus, sowie Schmuck von daselbst auf dem Gebiet der Spät-Tripolje-Kultur zurück blieben.
The impact the Maykop tradition have had on cultural communities north of the Black Sea and east of the Carpathians was expressed in many ways, with various types of weapons, tools, personal ornaments, and even ambiguous sticks of bone and antler and wood found in many places from the Caucasus to the River Prut. Thus, it might have been also foreign religious beliefs and ritualistic ideas to enter the local lifeways while in constant and close interactions among prehistoric peoples of Caucasian and northern Pontic traditions. (...) These artifact categories, taken individually or all together, can provide an idea of the comprehensive and deep impact the Maykop people have had in nearly each more or less significant part of social and cultural life of the Late Tripolye population and beyond. (...) Weapons of war, in the view of their functions, must reflect routes and destinations of military raids and attacks the Maykop people were leading into the Late Tripolye area. Tools and vessels and decorations, in their turn, pose a different sort of prehistoric evidence. It would necessarily have taken comparatively crowded and long-term and energetic interactions between the Maykop people and the locals so that Caucasian tools and pottery types and personal ornaments could remain in the Late Tripolye area.

Übrigens sei am Rande erwähnt, daß die zum Teil noch heute mesolithisch lebenden Chanten und Mansen in Westsibirien als "schriftliche" Aufzeichnungsform - wie andere schriftlose Völker - hölzerne sogenannte "Kalenderstäbe" nutzten (6). Über dieses Thema haben wir seit dem Frühjahr dieses Jahres einen Blogentwurf in Vorbereitung (denn es gibt durchauch reichhaltige wissenschaftliche Literatur dazu). Und so wäre es sicherlich sinnvoll zu prüfen, ob eine Deutung der hier behandelten "mehrdeutigen" Ritualstäbe als Kalenderstäbe zum Ziel führt. Aber zurück zum allgemeineren in diesem Blogartikel behandelten Thema. Zu folgenden weiteren Schlußfolgerungen kommt Dergachev (1, S. 265):

Zwei wesentliche Schlußfolgerungen folgen aus der räumlichen Verteilung der vielfältigen Fundkatergorien. 
1. Der Einfluß der Maikop-Kultur auf die Ökumene der Späten Tripolje vollzog sich in zwei aufeinanderfolgenden unterschiedlichen Phasen, die von ihrem Inhalt her sehr unterschiedlich waren. Die frühe Phase der Tripolje C-II-1-Phase war geprägt von militärischer Invasion des traditionellen Spät-Tripolje-Waldsteppen-Lebensraumes, bevölkert von den (archäologisch umschriebenen) Stämmen von Vykhvatintsy, Brînzeni, Sharin und Lukashy. Die spätere Phase überschneidet sich größtenteilws mit der γ-II-2-Unterphase in der Steppe, wo ungleichmäßige Verbände von Stämmen, dominiert von Maikop-Traditionen in der materiellen Kultur und in der Ideologie die Grundlage bildeten für neue kulturelle Phänomene wie Usatovo, Zhivotilovka und Serezlievka
Two main conclusions follow from spatial distribution of various functional categories. (1) The Maykop Culture’s impact on the Late Tripolye oecumene took place in two sequential stages fundamentally different in their content. The early stage during the Tripolye С-II-1 subphase was marked by military invasion towards the traditional Late Tripolye forest-steppe habitat populated by Vykhvatintsy, Brînzeni, Sharin, and Lukashy tribes. The late stage mainly coincides with the γ-II-2 subphase in the steppes where a patchy compound of tribes dominated by Maykop traditions in material culture and ideology formed a basis for new phenomena like Usatovo, Zhivotilovka, and Serezlievka.

In dieser Weise also versucht Dergachev die Entstehung von Kulturen wie der Ussatowe-Kultur (3.500 bis 3.100 v. Ztr. (Wiki) zwischen Odessa und Donaumündung zu erklären. Die vor Ort verbliebene Bevölkerung ist nach Dergachev durch "multikulturelle" Inventare in Gräbern und Siedlungen gekennzeichnet, während die als Eroberer in das Land gekommene Maikop-Führungsschicht durch monokulturelle Maikop-Kontexte geprägt ist (1, S. 273):

Ussatowe-Gräber stammen von örtlichen Führern, während monokulturelle Kontexte auf übergeordnete Maikop-Fürsten verweisen. So kommen wir unvermeidlich zu einer grundlegenden Schlußfolgerung, nämlich daß die militärische und zivile Administration über größere Teile des Gebietes der Späten Tripolje höchstwahrscheinlich durch lokale Stammesführer ausgeübt wurde, die übergeordneten Angehörigen der Maikop-Gesellschaft unterstellt waren, die die ganze Situation kontrollierten.
The difference is that the Usatovo graves belonged to the local rulers, while monocultural contexts were created by the Maykop grandeur. Thus, we inevitably come to a fundamental inference, namely that military and civil administration over larger part of the Late Tripolye area was most probably carried out by local tribal leaders who obeyed to supreme members of the Maykop society who controlled the whole situation.

Das sind außerordentlich konkrete Sichtweisen. Die aber doch naheliegend und vielleicht auch sonst typisch sind gerade auch für die Maikop-Kultur, für die ja auch andernorts - zum Beispiel am Fuß des Kaukasus - regionale von überregionalen Führungsschichten unterschieden werden kann. Das wären natürlich immense Erkenntnisfortschritte. Was für ein ausdifferenziertes Bild mit einem mal durch eine sich auch hier - offenbar - vollziehende "wissenschaftliche Revolution". Schon im ersten Teil hatte er zu der Ussatowe-Kultur in der Steppe ausgeführt (1, S. 184):

Was wir in der Steppe antreffen ist eine Art "Babylon", wobei sich vielfältige Tripolje-Komponenten miteinander trafen - wie Vykhvatintsy/Usatovo vis-a-vis Brînzeni/Gordinești - neben Trägern auswärtiger Traditionen wie Post-Mariupol und Maikop. Das ist der Grund, warum das Letzte und Vorletzte meine besondere Aufmerksamkeit auf sich zieht, seit ich nach einem verläßlichen Konzept für das Späte Tripolje suche.
The steppe mode resembles a kind of Babylon, with various Tripolye components meeting one another – like Vykhvatintsy/Usatovo vis-a-vis Brînzeni/Gordinești – as well as carriers of some non-local traditions, such as Post-Mariupol and Maykop. This is why the last and the penultimate will be a subject of my special attention since I have started searching for a reliable concept of the Late Tripolye.

Wir sehen hier etwas, das sehr stark an die Rückzugsräume marginalisierter, vormaliger Führungsschichten auf Sardinien um 2.300 v. Ztr. erinnert, als dorthin die ersten Glockenbecher-Leute gekommen sind, und was von der Wissenschaft auch in den Themen-Zusammenhang "Flucht, Vertreibung und Verelendung in der Völkergeschichte" gestellt wird. Auch in den dortigen Rückzugsräumen sammelten sich örtliche religiöse Kulte und kulturellen Traditionen - sozusagen "multikulturell" - von allen Teilen der Insel Sardinien (Stgen2021).

Kugelamphoren- und Grubengrab-Kultur beerben die von der Maikop-Kultur unterworfenen Tripolje-Gebiete

Die abschließenden Worte von Dergachev lauten (1, S. 287):

Die Kultur des Späten Tripolje hörte im späten 4. und frühen 3. Jahrtausend v. Ztr. auf, sich von Innen heraus zu verändern. Der Grund war, daß die Ausbreitung der Grubengrab-Kultur in das östliche Europa hinein mit dem gesamten Süden der vormaligen Tripolje-Ökomene überlappte. Auf der anderen Seite überflutete die Ausbreitung der Kugelamphoren-Kultur von Mitteleuropa aus die nördliche Hälfte des Gebietes der Späten Tripolje. Tripolje hörte auf zu bestehen. Aber die Maikop-Kultur bestand in den späteren Phasen ihrer Entwicklung weiter und hatte einen großen Einfluß auf die Grubengrab- und die Katakombengrab-Kulturen, insbesondere in Bezug auf die Metallverarbeitung.
The Late Tripolye Culture ceased to transform immanently by the late 4th and the early 3rd millennia BC. The reason was that the Pit Graves Culture’s migration into the Eastern Europe overlapped the entire south of the former Tripolye oecumene. On the other hand, the Globular Amphorae Culture’s migration from the Central Europe overflowed the northern half of the Late Tripolye area (Fig. 175). The Tripolye has gone, but the Maykop Culture was still getting along at the later stage of its development, having a big impact on the Pit Graves and the Catacomb Graves Cultures, especially in terms of metal working.

Als P.S. notiert er dann noch die folgenden schönen Sätze (1, S. 287):

P.S. Mir ist vollkommen bewußt, daß in der Interpretation einiger konkreter Daten in meinem Buch einige Fehler und Widersprüche liegen werden. Diese können sich aber in keiner Weise auf die allgemeinen Schlußfolgerungen auswirken, die ich formuliert habe. Der Ball liegt nun, so denke ich, bei den Spezialisten der Archäogenetik, die die vollständige Wahrheit heraus bringen werden.
P.S. I am fully aware that there are some inaccuracies and contradictions in the interpretation of some specific evidence in my book. However, they cannot in any way affect the general conclusions formulated. It is the case, I think, for the archaeogenetics specialists who will outspeak the whole truth.

Einer der wenigen uns bekannten Archäologen, der das - abschließende, definitive - Urteil der Archäogenetiker nicht sozusagen "scheut", sondern sich von ihm die Bestätigung seiner Erkenntnisse erwartet. Gewiß. Auch seine Annahmen zur Ausbreitung der Chwalynsk-Kultur sind ja durch die Archäogenetik glänzend bestätigt worden. 

Zu jenem Zeitpunkt um 3.500 v. Ztr. hatte sich - wie mehrfach hier auf dem Blog behandelt - in die Menschen der Späten Tripolje seit vielen Jahrhunderten indogermanische Steppengenetik eingemischt. Von welcher Genetik - sozusagen - die "Besatzungstruppen" und überregionale Administration der Maikop-Kultur getragen gewesen ist, dürfte noch spannend sein zu erfahren. Denn wie wir wissen, zieht sich ja am nördlichen Fuß des Kaukasus eine sehr klare genetische Grenze durch die Maikop-Kultur, wobei sich im Norden unvermischte Steppen-Genetik findet und im Kaukasus selbst und im Süden davon iranisch-anatolisch-neolithische Bauern-Genetik - mit einigen Ausnahmen, etwa der neuerdings behandelten Weinbauern in Armenien, die ebenfalls schon um 4.000 Steppen-Genetik abstammend von der Chwalynsk-Kultur in sich trugen. Dieses differenzierte Puzzle der unterschiedlichen Herkunftsanteile aufzudröseln und genetisch "Besatzungstruppen" von "Einheimischen" zu unterscheiden, dürfte noch eine spannende Herausforderung für die Archäogenetik sein.

Wir können aber an dieser Stelle nur erst einmal unserer Faszination Ausdruck geben für dieses neue detailreiche Bild der Völkergeschichte, das Dergachev mit einem Schlag entworfen hat, und das sicherlich noch viel detailreicher gezeichnet werden könnte als uns das in diesem ersten Überblick hat sichtbar werden können.

_________

*) Sein diesbezüglicher englischsprachiger Aufsatz (3) ist lt. Google Scholar seit 2000 erst 15 mal zitiert worden (!), sein russischsprachiges Buch (4) immerhin 68 mal. Allerdings fast ausschließlich in russischsprachiger, wissenschaftlicher Literatur. Selbst wenn aufgrund von Umschrift-Problemen seines Personennamens und Übersetzungsproblemen des Buchtitels hier nicht alles erfaßt ist an Zitaten, dürfte eine Tendenz anhand dieser Zahlen schon ausreichend erkennbar sein.
***) Aus Anlaß einer Vorveröffentlichung von Daten zu diesem Buch hatten wir uns sehr gewundert, mit was für abseitigen Themen Dergachev neuerdings beschäftigt wäre, anstatt an seiner umwälzenden Theorie zur Urheimat der Indogermanen weiter zu arbeiten. Von wegen. Er war längst zu anderen Ufern auf dem Weg. Schlichtweg begeisternd.
****) Das stellt - nebenbei - eine schöne wissenschaftliche Zusammenarbeit dar von Völkern, die am Nordrand und am Südrand der Karpaten leben, ohne daß man noch großartig auf die wissenschaftlichen "Großmächte" im Osten und im Westen warten würde oder Rücksicht auf sie nehmen würde! Allerdings hätte es wohl nicht so verdienstvoll ins Englische übersetzt werden können, wenn dafür nicht auch Forschungsgelder der Europäischen Union in Anspruch genommen worden wären wie den Buchangaben zu entnehmen ist (1).

_________

  1. Dergachev, Valentin A.: Late Tripolye and Maykop. Wydawnictwo Uniwersytetu Rzeszowskiego, Rzeszów 2021 (Acad)
  2. Kaiser, 2019, https://d-nb.info/1199343900/34
  3. Dergachev, Valentin: The migration theory of Marija Gimbutas. Journal of Indo-European Studies, 2000, 28. Jg., Nr. 3-4, S. 257-340
  4. Dergachev, V. A.: О скипетрах, о лошадях, о войне: этюды в защиту миграционной концепции М.Гимбутас (On sceptres, on horses, on war: Studies in defence of M. Gimbutas’ migration concepts) (Zepter, Pferde und Krieg - Studien zur Verteidigung der Ausbreitungs-Theorie von M. Gimbutas), 2007 (Scribd)
  5. Dergačev V. A. 1991. Bestattungskomplexe der späten Tripolje-Kultur. von Zabern, Mainz 1991 (Acad
  6. Lennart Meri: Die Söhne von Toorum - Eine Bären-Totenwache der Chanten, 1990; Englisch "The Sons of Toorum - Khanty Bear Wake": https://youtu.be/iX7nHETRNow; Russisch: "Сыновья Тоорума" (Yt) Original Estnisch "Toorumi pojad" ["Encycolopaedia Cinematographica Gentium Fenno-Ugricarum" - Teil 4] [Aufnahmen aus September 1985 und August 1988 vom Leben der Chanten und über ihre viertägige Bären-Feier]  

Sonntag, 6. November 2022

Die Rolle der Indogermanen in der Geschichte der Cucuteni-Tripolje-Kultur (ab 4.700 v. Ztr.)

Indogermanen als Mitbewohner der "Megasites" in der Ukraine
- Steppen-Hirten lebten schon früh innerhalb der reichen bäuerlichen Siedlungen
- Ein isolierter Oberarm-Knochenfund aus der Zeit um 4.000 v. Ztr. westlich des Dnjepr macht die Archäologen diesbezüglich sicherer

Einzelne Siedlungen der Cucuteni-Tripolje-Kultur (4.900 bis 3.000 v. Ztr.) (Wiki) waren so groß, daß sie von der Forschung "Megasites" genannt werden. Sie umfaßten die Einwohnerschaft des mittelalterlichen London (6). Die Menschen dieser Kultur waren aus der anatolisch-neolithischen Völkergruppe hervorgegangen, nachdem ihre Vorgänger-Kultur am Osthang der Karpaten, die Bandkeramik, daselbst untergegangen war. Von diesen Osthängen der Karpaten aus breitete sich das neue Volk dann überraschend zügig bis zum Dnjepr aus (Stgen2021).

Abb. 1: Tierfigurine der Cucuteni-Tripolje-Kultur in Moldawien und der Ukraine (aus: 6)

Von Osten her hat sich zu ähnlicher Zeit das Urvolk der Indogermanen, die Chwalynsk-Kultur (4700 bis 3800 v. Ztr.) (Wiki), von der Mittleren Wolga nach Westen bis zum Dnjepr ausgebreitet - und weit darüber hinaus. Sie waren vermutlich die ersten "vollberuflichen" Krieger der Menschheitsgeschichte. Sie waren entstanden als sich Bauernkulturen vom Nordufer des Kaspischen Meeres aus zu beiden Seiten der Wolga Richtung Norden ausbreiteten. Dort trafen sie auf Menschen der Völkergruppe der osteuropäischen Fischer, Jäger und Sammler. Aus der je hälftigen Vermischung beider Völker entstand das Urvolk der Indogermanen, ein völlig neues Volk, das sich von der Mittleren Wolga aus dann sehr zügig nach Süden über den Kaukasus hinweg bis nach Armenien (Stgen2022) ausbreitete, sowie nach Bulgarien und - "sporadisch" - nach Nordgriechenland, sowie die Donau aufwärts bis nach Ungarn. 

Am Dnjepr bei Kiew sind diese beiden großen Kulturen - die bäuerlich-städtische Siedler-Kultur aus den Karpaten und die kriegerische Hirten-Kultur von der Wolga - aufeinander getroffen. 40 Kilometer südlich des heutigen Kiew, nahe der heutigen Ortschaft Tripolje am Dnjepr, wurde 1897 eine der ältesten Städte dieser Kultur, sowie der Menschheit insgesamt ausgegraben. Sie hatte einstmals zehn- bis zwanzigtausend Einwohner. Sie bildete zwischen 4.700 und 4.000 v. Ztr. einen der östlichsten "Vorposten" dieses Volkes.

Auf der anderen, östlichen Seite des Dnjepr und weiter bis zum Don trat das Urvolk der Indogermanen in Form der Sredny-Stog-Kultur (4.700 bis 3.300 v. Ztr.) (Wiki, engl) auf, eine Kultur, die Elemente der Hirten-Kultur mit Elementen bäuerlicher Kultur vermischte.

Bisherige Sichtweise hier auf dem Blog

In früheren Beiträgen hier auf dem Blog (erschienen seit 2017) hatten wir es schon als sehr wahrscheinlich erachtet, daß der kulturelle und genetische Einfluß der indogermanischen Steppenkultur auf die bäuerliche Cucuteni-Tripolje-Kultur und umgekehrt älter und umfangreicher gewesen sein könnte als man das in der Forschung - und besonders betont in der westlichen - in den letzten Jahrzehnten hat annehmen wollen. Archäologen in Moldawien (Dergachev) und - wie wir gleich sehen werden auch in der Ukraine - sehen das schon seit längerem weitaus differenzierter. In früheren Beiträgen hier auf dem Blog war uns dieser Einfluß unter anderem erkennbar an der gleichmäßigen Verteilung eines Steppengenetik-Herkunftsanteiles in sequenzierten Skeletten aus dem Kernraum und westlichen Teil der Cucuteni-Tripolje-Kultur während des 4. Jahrtausend v. Ztr.. Er war uns erkennbar außerdem anhand der Studien von Dergachev zur geographischen Verteilung von indogermanischen Tierkopf-Zeptern, sowie an der Verteilung der Häufung von Pfeilspitzen-Funden als Hinweise auf kriegerische Aktivitäten rund um Siedlungen, sowie anhand der immer wieder wechselnden Siedlungsverteilung zwischen den Karpaten und dem Dnjepr (Stgen2021).

Etwas anderes als eine solche Mitbeteiligung der Indogermanen würde ja auch gar nicht mehr passen zu dem sonstigen großen Bild der Süd- und Westausbreitung der Chwalynsk-Kultur ab 4.700 v. Ztr., das durch die Archäogenetik der letzten Jahre gewonnen worden ist. Darauf wird allerdings - nebenbei gesagt - auffallend wenig in der Wissenschaftsberichterstattung hingewiesen, obwohl die grundlegende weltgeschichtliche Bedeutung der Entstehung und frühen Geschichte der indogermanischen Völkergruppe, aus der die westliche Kultur hervorgegangen ist, ja im Grunde unübersehbar ist. Aber das sei nur am Rande bemerkt.

Abb. 2: Aufbewahrungsbehälter in Form eines Stiers aus der Cucuteni-Tripolje-Kultur, Nationalmuseum für die Geschichte Moldawiens in Chisinau (Wiki), Fotograf Cristian Chirita

Auf jeden Fall finden wir unsere genannte Annahme nun bestätigt in einer Preprint-Studie vom 1. November 2022 von Seiten von Archäogenetikern rund um David Reich in Zusammenarbeit mit dem Kiewer Archäologen Mykhailo Videiko (Res, Acad) (1, 2, 6).

Die Sredny-Stog-Kultur wird im allgemeinen als die Herkunftskultur der nachfolgenden großen indogermanischen Jamnaja-Kultur angesehen. Von dieser wiederum scheinen sowohl die antiken Griechen wie auch die antiken Armenier ihre indogermanische Sprache, Religion und Kultur bekommen zu haben (sowie in unterschiedlichen, geringeren Anteilen ihre Genetik). Zugleich aber nun hat diese Jamnaja-Kultur auch die Cucuteni-Tripolje-Kultur in der Ukraine und andere bäuerliche Kulturen auf dem Balkan unterworfen und "beerbt". (Immerhin hat die Cucuteni-Tripolje-Kultur in der sogenannten "Nach-Cucuteni-Tripolje-Kultur" in verschiedenen Enklaven noch Jahrhunderte lang fortgelebt, was auch ein interessanter Umstand sein dürfte, der von dem Archäologen Videiko auch schon thematisiert worden ist ein einer seiner Studien.)

Auf die Sredny-Stog-Kultur waren wir hier auf dem Blog schon verschiedentlich zu sprechen gekommen. Allerdings hatten wir jeweils widersprüchliche Aussagen zu ihr zu referieren gehabt. Einmal wurde sie vornehmlich der anatolisch-neolithischen Völkergruppe zugesprochen von Seiten der Archäogenetiker (Stgen2017). Ein anderes mal war sie von ihnen vornehmlich der Völkergruppe der Urindogermanen zugesprochen worden (Stgen2020, Stgen2022). Welche komplexeren (?) genetischen und kulturellen Verhältnisse hier nun wirklich vorliegen, wird wohl erst die künftige Forschung abschließender klären können.

Menschliche Überreste aus der Cucuteni-Tripolje-Kultur sind von der Forschung bislang nur sehr selten gefunden worden. Deshalb tut sich die Archäogenetik weiterhin schwer, zuverlässige und insbesondere lückenlose Aussagen zur Geschichte derselben zu treffen. 

Ein Oberarm-Knochen dreißig Kilometer westlich des Dnjepr

2006/07 fand 40 Kilometer südlich von Kiew (südlich von seinem Zentrum, 25 Kilomter südlich von seinem Stadtrand), sowie 30 Kilometer westlich des Dorfes Tripolje am Dnjepr die Ausgrabung einer weiteren, 15 Hektar großen Siedlung der Cucuteni-Tripolje-Kultur statt, 2016 gab es zu dieser noch eine Nachuntersuchung von Seiten der Universität Kiel (1). 

Hier wurde nun in einem für diese Kultur typischen "verbrannten Haus" isoliert für sich der Oberarm-Knochen einer Frau gefunden, für die in der neuen Studie reine indogermanische Steppengenetik nachgewiesen werden kann (1). Denn aus ihm konnten archäogenetische Daten gewonnen werden, ebenso wie chemische Isotopen-Daten, die Hinweise auf die Ernährung der Frau lieferten. Die chemische Signatur des Oberarmknochens dieser Frau entspricht zugleich auch der Ernährung von Hirten, nicht von seßhaften Bauern (1). Das würde heißen, daß Angehörige der indogermanischen Sredny-Stog-Kultur um 4.000 v. Ztr. dreißig Kilometer westlich des Dnjepr unvermischt gelebt haben und zu Tode gekommen sind.

Abb. 3: Eine Großsiedlung (Megasite) der Cucuteni-Tripolje-Kultur aus Sicht des Künstlers (aus: 6)

Der Ausgrabungsort "Kolomiytsiv Yar Tract", an dem dieser Oberarm-Knochen gefunden wurde, liegt nahe des heutigen ukrainischen Dorfes Kopatschiw (Oblast Kiew, Ukraine, 08715) (s. G-Maps).

In der Einordnung der neuen Erkenntnisse schreibt der archäologische Koautor Mykhailo Videiko in Kernsätzen (1):

Enge Kontakte zwischen Tripolje und Sredny Stog begannen schon am Ende der Tripolje A-Zeit (um 4.700 bis 4.600 v. Ztr.) und setzten sich durch das ganze Spätneolithikum hin fort (Kotova 2013). Archäologisch zeigt sich wechselseitiger Einfluß von Sredny Stog und Tripolje auf die jeweilige kulturelle Entwicklung des anderen. Siedlungen der Dereivka-Gruppe des Sredny-Stog-Horizonts wie Dereivka II und Mlyukhiv Bugor zeigen Hinweise auf bäuerliche Praktiken, die von den benachbarten Tripolje-Gruppen beeinflußt sein könnten (Kotova 2013). Der Einfluß der Sredny Stog auf die Tripolje-Kultur zeigt sich am deutlichsten in Sredny Stog-Keramik-Motiven in der Tripolje-Keramik.
Close contacts between Trypillia and Sredny Stog began as early as the end of the Trypillia A period (ca. 4700-4600 BCE) and continued throughout the Eneolithic (Kotova 2013). Archaeological evidence shows reciprocal influence of Sredny Stog and Trypillia on each other’s cultural development. Settlements of the Deriivka group of the Sredny Stog horizon such as Deriivka II and Molyukhiv Bugor contain evidence of agricultural practices, likely influenced by the neighboring Trypillian groups (Kotova 2013). The influence of Sredny Stog on Trypillian culture is most evident in the presence of Sredny Stog ceramic motifs in Trypillian pottery.

Welche genauen Unterschiede die Archäologen zwischen der einheimischen und auswärtigen Keramik sehen, wünschte man sich noch einmal in einem Video erklärt. Wir wollen dem an dieser Stelle nicht nachgehen. Aber es sind das sehr aufregende Erkenntnisse, da sie das Bild, das wir uns bislang von dieser Zeitepoche in diesem geographischen Raum gemacht hatten, noch deutlich ergänzen und präzisieren. Von einer so konkreten Durchdringung beider Kulturen hatten wir in bisherigen archäologischen Studien - abgesehen vielleicht von den sprachlich schwer zugänglichen von Dergachev - noch nicht gelesen. Das liegt aber wohl hauptsächlich an der Sprachbarriere. Es wird weiter ausgeführt (1):

Die Haushaltskeramik der Tripolje-Kultur unterscheidet sich von der anderer Keramiktypen durch die Zusammensetzung des Tons, bzw. Lehms in der Weise, daß in diesen gelegentlich zerriebene Flußmuscheln eingemischt wurden, ebenso wie durch die Form der Töpfe und Schüsseln, sowie der Methode, mit der sie ornamental geschmückt wurden durch Eindrücke von Kämmen oder anderen Vertiefungen. Dieser Haushaltskeramik-Stil wird "Cucuteni C"-Typ genannt. Cucuteni C-Keramik wird als Indikator für Steppen-Einfluß auf die Tripolje-Keramik angesehen (Burdo 2016).
Trypillian kitchenware is distinctive from other ceramic types by the composition of clay, which occasionally included crushed river shells, as well as by the shape of vessels (pots and bowls) and the method of applying ornamental compositions using stamping such as imprints of comb and pits (Figures S3, S4). This kitchenware ceramic style is known as the “Cucuteni C” type. Cucuteni C ceramics is considered an indicator of the steppe influence on Trypillian ceramics (Burdo 2016).

Das erinnert auch daran, daß Flußmuscheln (die "Malermuschel") in der Chwalynsk-Kultur an der Wolga eine nicht geringe Rolle gespielt hat. In der englischsprachigen Zusammenfassung des zitierten Aufsatz von Nataliia Burdo aus dem Jahr 2016 heißt es (3):

Funde der Sredny-Stog-Kultur innerhalb von Siedlungen der Cucuteni-Tripolje-Kultur gibt es unzählige. Solche Siedlungen verteilen sich über ein großes Gebiet vornehmlich im westlichen und nicht im östlichen Teil nahe des Gebietes der Sredny-Stog-Kultur. In der Zeitstufe Tripolje B1-B2 - Cucuteni A-B stammen die meisten Funde in der der lokalen Gruppe von Soloncheny.
Samples of Serednyi Stig Culture from Cucuteni-Trypillia sites are innumerous. These sites are distributed on large area, but mainly in the western rather than eastern part, close to the Serednii Stig Culture area. For Trypillia B1-B2 - Cucuteni A-B stages the most of finds come from sites of the Soloncheny local group.

Es gibt davon sogar unzählige. Merkwürdig, daß man davon erst jetzt erfährt. Der angeführte Ausgrabungsort Solonceni (Wiki, engl) liegt am Dnjestr (Tyra) in Moldawien, 370 Kilometer südlich von Tripolje am Dnjepr. Und dazu lesen wir weiter (3):

In Siedlungen vom Typ Soloncheny und Myropillia weist diese Keramik am meisten Ähnlichkeit mit Steppen-Keramik auf, soweit es Technologie, Stil und zum Teil die Form der Gefäße betrifft. Einige mögen tatsächlich von Trägern der Sredny-Stog-Kultur produziert und importiert worden sein. Aber das Auftreten von Cucuteni C-Keramik zu dieser Zeit veränderte ansonsten die ursprünglichen Tripolje-Cucuteni-Traditionen nicht und der Einfluß der Sredny-Stog-Kultur war begrenzt. (...) Andererseits: Cucuteni C-Keramik war das hauptsächliche gemeinsame Merkmal von Keramik-Sammlungen über das gesamte Gebiet des Volkes der Cucuteni-Tripolje-Kultur hinweg. Die angemessendste Deutung dieses Umstandes ist die, daß die Verbreitung der Cucuteni C-Keramik eher Stammes-Beziehungen als bloßen kulturellen Austausch widerspiegelt.
At the Soloncheny and Myropillia sites this pottery is most similar to Steppe samples in terms of technology, stylistics and, partly, forms of pots. Some of samples may have been really imported of produced by the bearers of Serednii Stig Culture. But the appearing of Cucucteni C pottery at this time did not change the original Trypillia-Cucuteni traditions and the Serednii Stig Culture influence was limited. The use of cord decorations from BII stage may have been connected  with the influence of Chernavoda I Culture. On the other hand, the Cucuteni C pottery was the main common feature of pottery assemblages at whole area inhabited by the Cucuteni-Trypillia people. The most realistic point of  view is that the spreading of Cucuteni C pottery reflected more tribal than intercultural relations.

Mit "Stammes-Beziehungen" soll offensichtlich gesagt werden, daß sich die Keramik gemeinsam mit den zugehörigen Menschen ausgebreitet hat, daß also über die gesamte Fläche der Cucuteni-Tripolje-Kultur - und zwar beginnend im Westen! - Angehörige indogermanischer Stämme der Stredny-Stog-Kultur aufgetreten sind. Und das ist ja auch schon von Dergachev angenommen worden.

2018 haben Videiko und Burdo dann gemeinsam in einem kleinen Aufsatz mit Bezug auf ihre Ausgrabungen bei Kolomyitsiv Yar auch noch einmal geschrieben (5):

Zur selben Zeit haben neue Siedler einige Keramik-Traditionen der Stog-Kultur übernommen. Wir meinen Formen und Dekorationen der "Küchen"-Keramik, die durch die Glättung der inneren Oberfläche der Schüsseln entstand (mit "echtem" eingeritzten Tripolje-Dekor auf der Außenseite!). Vielleicht bedeutet das, daß in die lokale Gemeinschaft auch einige Angehörige der Stog-Population mit einschlossen war.
At the same time new settlers adopted some pottery traditions from Stog Culture. We are talking about forms and decoration of “kitchen” pottery, processing by smoothing the interior surface of the pots (with “true” Trypillia carved decor on the other side!) (fig. 2:6). Probably it means that local communities included some part of Stog population.

Und genau dieser Umstand wird nun durch die Archäogenetik aufs Genaueste bestätigt. Der in Kolomyitsiv Yar  gefundene Oberarm-Knochen wird auf die Zeit 4.000 bis 3.800 v. Ztr. datiert. Ihr mitochondrialer, nur über die mütterliche Linie weitergegebener Haplotyp verweist auf Herkunft von der Vorfahrengruppe der osteuropäischen Jäger und Sammler (1):

.... mtDNA haplogroup U4b1b2. Träger der U4b-Untergruppe sind identifiziert worden bei mesolithischen und neolithischen Fischern und Sammlern der Ukraine, aus der Gegend des Eisernen Tores an der Donau, sowie an der Ostseesküste. Die U4-Untergruppe bestand im Mittleren Dnjepr-Tal (...) bis ins Spätneolithikum.
Genetic analysis revealed that the individual was a female, carrying mtDNA haplogroup U4b1b2 (Table 2). Carriers of the U4b subclade were identified in Mesolithic and Neolithic fishers and foragers from Ukraine, the Iron Gates area of the Danube, and the Baltic coast (Mathieson et al. 2018). The U4 mtDNA clade was present in the Middle Dnipro Valley from the beginning of the Holocene and persisted in the North Pontic steppe through at least the late Eneolithic (Nikitin et al. 2017a; Mathieson et al. 2018; Allentoft et al. 2022; Mattila et al. 2022).

Die mitochondriale Haplogruppe fand sich schon bei anderen Individuen aus der Endzeit der Cucuteni-Tripolje-Kultur, bei denen ebenfalls schon ein erhöhter Steppen-Genetik-Anteil festgestellt worden war. Besonders viel autosomale DNA hat man aus diesem Knochen nicht gewinnen können. Doch die wenige, die man gewonnen hat, zeigt - ebenfalls - genetische Nähe zu Jamna-Individuen (1):

Der Knochenfund von KYT liegt genetisch in der Nähe der Jamna-Herdenhalter der Frühen Bronzezeit. Er hat mehr Herkunft von der frühen Steppe als jeder heute (in Westeurasien) lebende Mensch. Aber er unterscheidet sich stark von mesolithischen und neolithischen Jägern und Sammlern, sowohl von den osteuropäischen und mehr noch von Menschenfunden aus dem Mesolithikum in Serbien (Eisernes Tor), die genetisch vornehmlich westeuropäische Jäger-Sammler-Herkunft aufweisen.
The KYT sample (marked as SSX in Figure 3) falls close to Yamna pastoralists of the EBA. KYT-SSX has more ancestry from the ancient steppe than any modern West Eurasian sample, but is very distinct from Mesolithic-Neolithic hunter-gatherers, either Eastern Hunter Gatherers (EHG) or even more so samples from the Mesolithic in Serbia (Iron Gates) which are genetically primarily of Western Hunter Gatherer (WHG)-associated ancestry.

Abschließend wiederholen die Forscher noch einmal (1):

Das weit verbreitete Vorhandensein von Cucuteni C-Keramik in Tripolje-Siedlungsorten der frühen mittleren Zeitepoche, einschließlich Verteba legt nahe, daß die Sredny-Stog-Tripolje-Interaktionen umfangreich waren, wodurch es ebenso vielfältige Möglichkeiten für genetischen Austausch zwischen den beiden kulturellen Gruppen gegeben hat.
The widespread presence of Cucuteni C pottery at Trypillian sites of the early-middle period, including Verteba, suggests the Sredny Stog-Trypillia interactions were extensive, thus providing multiple opportunities for biological interactions between the two culture groups as well.

Genau solche Aussagen hatte uns in früheren archäogenetischen Studien zur selben Thematik noch gefehlt.

Insgesamt drängt sich ja damit jetzt immer mehr der Eindruck auf -  da es um 4.000 v. Ztr. noch genetisch unvermischte Indogermanen in einer Siedlung der Tripolje-Kultur nahe des Dnjepr geben konnte - daß die genetische Einmischung der Steppenkultur dort auch vergleichsweise spät erfolgt sein kann im Vergleich zu anderen Gebieten dieser Kultur viel weiter westlich. Es drängt sich der Eindruck auf als ob es auch sehr vielfältige individuelle "Regionalgeschichten" innerhalb der Cucuteni-Tripolje-Kultur gegeben haben könnte im Austausch mit den jeweiligen Indogermanen vor Ort, die vermutlich jeweils vor Ort aus dem Süden, aus der Steppe gekommen sein werden.

_______

  1. Interactions between Trypillian farmers and North Pontic forager-pastoralists in Eneolithic central Ukraine. Alexey G. Nikitin, Mykhailo Videiko, Nick Patterson, Virginie Renson, David Reich bioRxiv 2022.10.31.514526; doi: https://doi.org/10.1101/2022.10.31.514526, 1.11.2022, biorxiv; inzwischen begutachtet und endgültig erschienen: Nikitin AG, Videiko M, Patterson N, Renson V, Reich D (2023) Interactions between Trypillian farmers and North Pontic forager-pastoralists in Eneolithic central Ukraine. PLoS ONE 18, e0285449, 14.6.2023 (pdf).
  2. Mykhailo Videiko on History of Ukraine From Trypillian to Rus, 5.3.2022, https://youtu.be/2Pw3lTzB0jY
  3. Kotova, N.S. 2013. Dereivskaya kul’tura i pamyatniki Nizhnemikhaylovskogo tipa. Kiev, Kharkov: Maidan [Dereivskaya culture and monuments of the Nizhnemikhailovskiy type]
  4. Burdo, N.B. 2016: The Cucuteni C pottery in the Cucuteni-Trypillia cultural complex (Formulation of the problem and a brief historiography) - Керамика «типа Кукутень С» в керамических ансамблях культурного комплекса Кукутень-Триполье (Постановка проблемы и краткая историог. Tyragetia X [XXV]: 7-38 (Acad)
  5. Videiko, Mykhailo; Burdo, Nataliia: Life on the Eastern frontiers of Old Europe. In: Vita Antiqua, 2018 (Acad
  6. Kovtun, Valeria; Sarkis, Christine: Trypilla civilisaion - Silenced by communists. BBC, August 2021, https://youtu.be/3IpCTtmrDfM, https://www.bbc.com/travel/article/20210805-cucuteni-trypillia-eastern-europes-lost-civilisation
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

Registriert unter Wissenschafts-Blogs

bloggerei.de - deutsches Blogverzeichnis

Haftungsausschluß

Urheber- und Kennzeichenrecht

1. Der Autor ist bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu beachten, von ihm selbst erstellte Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen.

2. Keine Abmahnung ohne sich vorher mit mir in Verbindung zu setzen.

Wenn der Inhalt oder die Aufmachung meiner Seiten gegen fremde Rechte Dritter oder gesetzliche Bestimmungen verstößt, so wünschen wir eine entsprechende Nachricht ohne Kostennote. Wir werden die entsprechenden Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte sofort löschen, falls zu Recht beanstandet.