Wer gerne Erdbeeren anbaut oder ißt, wird sich für die Frage interessieren, wie man eigentlich Erdbeer-Pflanzen mit dem geringsten Aufwand die größte Süßigkeit abgewinnen kann.
Das geschieht nach neuesten Forschungsberichten (FAZ) offenbar dadurch, daß man sie nicht als Einzelpflanzen wachsen läßt, sondern die Ausläufer zwischen ihnen bestehen läßt und sie als "Klone" weiter gedeihen läßt. Dann stören sie sich gegenseitig nicht im Wurzel-Wachstum und praktizieren Arbeitsteilung, insbesondere bei ungleichmäßigem Terrain. Der Klon mit weniger Licht profitiert vom Austausch mit jenem, der mehr Licht hat. Der Klon mit weniger Stickstoff im Boden profitiert vom Austausch mit dem, der mehr hat.
Genaue Untersuchungen ergaben, daß diese Form der "Verwandten-Kooperation" dem Wachstum einzelner Pflanzen für sich deutlich überlegen ist. Und die Forscher vermuten, daß das auch für zahlreiche andere Pflanzen gilt. Ebenfalls überraschend, daß sich die Wurzeln von Einzelpflanzen gegenseitig Konkurrenz machen auch dann, auch wenn es sich um genetisch identische Pflanzen handelt (FAZ):
Erdbeerpflanzen profitieren von der Kooperation mit ihren genetisch identischen Nachbarn. Bleiben sie oberirdisch miteinander verbunden, kommen sich auch ihre Wurzeln nicht ins Gehege. Fehlt der Kontakt, kommt es zu unterirdischen Konkurrenzkämpfen. (...) Es stellte sich heraus, daß oberirdische Kontakte einen unterirdischen Konkurrenzkampf verhindern: Ist die Verbindung intakt, so vermieden es die Pflanzen, in den Wurzelraum ihres Nachbarn einzudringen. Wenn aber der Ausläufer zwischen den Erdbeerpflanzen gekappt war, wurde das Mittelfeld von beiden Seiten beansprucht. Dort konzentrierte sich deshalb der größte Teil der Wurzelmasse. Diese Pflanzen gediehen deutlich schlechter.
Kooperation und Arbeitsteilung bringen also auch die Erdbeeren weiter.
Da sieht man sich doch die Erdbeeren gleich noch einmal mit ganz anderen Augen an.
Schmecken tun sie einem ja eh immer schon. Besonders die heimlichen, die Walderdbeeren. Einstmals von einer Gipfeltour auf den Dachstein zurückkehrend in die Täler haben sie den Autor dieser Zeilen besonders eindrucksvoll erfrischt.
Aber eine gute Gelegenheit, auch einmal Dichterinnen und Dichter sprechen zu lassen. Etwa Eduard Mörike ...
Etwas weniger vollmundig, aber nicht weniger entzückend die "alberne Barbe", die 14-jährige Annette von Droste-Hülshoff:
Das vierzehnjährige Herz
(...)
Heut' bin ich in aller Frühe erwacht,
Beim ersten Glitzern der Sonnen,
Und habe mich gleich auf die Sohlen gemacht
Zum Hügel drüben am Bronnen;
Erdbeeren fand ich, glüh wie Rubin,
Schau, wie im Korbe sie lachen!
Die stell' ich ihm nun an das Lager hin,
Da sieht er sie gleich beim Erwachen.
Ich weiß, er denkt mit dem ersten Blick:
"Das tat meine alberne Barbe!"
Und freundlich streicht er das Haar zurück
Von seiner rühmlichen Narbe,
Ruft mich bei Namen, und zieht mich nah,
Daß Tränen die Augen mir trüben;
Ach, er ist mein herrlicher Vater ja,
Soll ich ihn denn nicht lieben, nicht lieben?
(A. v. Droste-Hülshoff, 1844)
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