Warum haben Frankfurter Würstchen die Geburtenraten von (früheren) Frankfurtern erhöht (- zumindest: möglicherweise)? Was hat es auf sich mit der engen Beziehung zwischen den Deutschen und ihrem Sauerkraut? Wo gibt es die meisten "Milchreis-Bubi's"? Und warum? Warum wird in Osteuropa schon traditionellerweise so viel Alkohol getrunken? Und warum in Asien überhaupt nicht? Und warum in Europa (normalerweise) gemäßigt(er)? Auf diese und ähnliche Fragen wird es - scheinbar - künftig noch ganz andere und neue Antworten geben, als wir sie bislang gewohnt waren. All das könnte auch etwas mit der genetischen Ausstattung der jeweiligen Völker zu tun haben.
Jared Diamond hatte in seinem berühmten Buch "Arm und Reich" schon Belege dafür vorgelegt, daß es ökologisch-geographische "Determinanten" geben könnte, die dazu führten, daß Völker in unterschiedlichen Erdregionen früher oder später Pflanzen und Tiere domestizierten und (damit dann) später Ackerbau und Industrie-Gesellschaften entwickeln konnten. Aber vielleicht lagen auch genetische "Determinanten" vor? So ähnlich wie es neuerdings mit den tonalen und nicht-tonalen Sprachen weltweit vermutet wird? (siehe früherer St.g.-Beitrag)
Beziehungsweise: Es könnte sein, daß die genetische Ausstattung der jeweiligen Völker mit dem gleichzeitigen Essen evoluiert ist und evoluiert (!), das auf ihren Herdfeuern, dem Elektroherd oder in der Mikrowelle zubereitet wurde und wird.
"Krauts" und Milchreis-Bubi's
Der Autor des im folgenden zu nennenden Buches bringt auch noch einen weiteren Gedankengang ins Spiel: Kochen und Essen spielt in Paar-Werbung und -Beziehungen eine nicht geringe Rolle. Möglicherweise hat also auch die "geschlechtliche Zuchtwahl" auf diesem Gebiet mitgespielt.
Für die Erwachsenen-Milchverdauung der Nordeuropäer ist das ja schon seit längerem bekannt. Ebenso für die Alkohol-Unverträglichkeit der Ostasiaten. Inzwischen häufen sich aber die Hinweise für zahlreiche andere Nahrungsmittel und ihre Bekömmlichkeit, bzw. Unbekömmlichkeit für Menschen. Diesen Fragen geht nun ein 2004 in den USA erschienenes Buch nach (2006 als TB erschienen) (Hinweis wieder mal über Razbi Khan auf "Gene Expression" bekommen) mit dem Titel (übersetzt): "Warum es einige schärfer mögen als andere - Essen, Gene und kulturelle Vielfalt". (Amazon) Der Autor ist der Ethnobiologe Gary Paul Nabhan von der Universität des Nördlichen Arziona.
Hier ein paar aussagekräftigere Ausschnitte aus den Werbetexten bei Amazon:
From The Washington Post's Book World:
An ethnobiologist who heads the Center for Sustainable Environments at Northern Arizona University, Nabhan addresses fascinating issues: why half the world's population can tolerate lactose while the other half can't, why it's beneficial that teenage boys in Sardinia develop an anemia-like malaise every spring, why some ethnic groups have a predisposition to alcoholism, how genes can mutate due to changes in diet.
To explain how a culture's choice of food affects -- and is affected by -- its genetic characteristics, the author went to the highlands of Crete to sample the supposedly super-healthful Mediterranean diet. There Nabhan, winner of a MacArthur "genius" award in 1990, learned firsthand that many modern people just aren't equipped to digest so much olive oil.
Nabhan writes compassionately about indigenous groups -- like Native Americans and ethnic Hawaiians -- that are threatened by globalization. Our Fast Food Nation is overwhelming these cultures; just as important, it is jeopardizing their health.
From Publishers Weekly:
(...) this exploration of the coevolution of communities and their native foods (...) to show that even though 99.9% of the genetic makeup of all humans is identical, "each traditional cuisine has evolved to fit the inhabitants of a particular landscape or seascape over the last several millennia." Sardinians are genetically sensitive to fava beans, which can give them anemia but can also protect them from the malaria once epidemic in the region. (- Wahnsinn! Wußte ich noch gar nicht.) Navajos are similarly sensitive to sage (= Salbei). In both cases, traditional knowledge allows safe interactions with these powerful medicine/poisons through cooking methods or food combinations. (...) Most inspiring in this bioethnic detective story are Cretans, maintaining their health for centuries through traditional living, and Native Americans and Hawaiians, whose communities, devastated by diabetes, find an antidote by returning to their traditional foods, customs and agriculture.
"Was der Bauer nicht kennt, das ißt er nicht."
Daß finde ich spannend, daß offenbar die Rückkehr von Indianern und Hawaianern zu ihrer traditionellen Küche die Diabetes-Raten senken sollte in diesen Gemeinschaften. Auch wenn dieses Buch nicht nur so von harten wissenschaftlichen Fakten "strotzen" sollte, scheint es einem viele Anregungen geben zu können für weitere Forschungen und weiteres Nachdenken.
In Deutschland gibt es ein Sprichwort: "Was der Bauern nicht kennt, das ißt er nicht." Als ich Kind war, wurde mir das oft gesagt. Noch heute muß ich mir das oft selbst vorwerfen oder von anderen vorwerfen lassen. Zum Beispiel habe ich es bei Aufenthalten in Asien in der ersten Zeit als sehr schwierig empfunden, mich dort auch nur mit "irgend etwas" zu ernähren, satt zu essen. Es ist reiner Wahnsinn, wenn man in einem Supermarkt, prall gefüllt mit Nahrungsmitteln aller Arten steht, und kein einziges findet, von dem man auch nur "irgendwie" das Gefühl hat, daß es einem schmecken könnte. (Nun, auch damit kann sicherlich jeder anders umgehen.) - - Und weiterhin zeigen ja auch die Speisevorschriften in den Religionen, daß Essen eine nicht geringe Rolle in der Humanevolution spielte und spielt. Haben diese nicht auch die sephardischen von den aschkenaischen Juden voneinander getrennt, was dann die Evolution des höchsten Intelligenz-Quotienten einer Bevölkerungsgruppe weltweit innerhalb von tausend Jahren bewirkte? Also möglicherweise manchmal: Kleine Ursachen - große Wirkungen!
Nabhan hätte einer seiner frühen Freundinnen wohl lieber Blumen schenken sollen, so die Vermutung auf Amazon, als ihr ein selbstgekochtes Essen anzubieten, wenn er heute mit ihr hätte Kinder haben wollen ...
Jared Diamond hatte in seinem berühmten Buch "Arm und Reich" schon Belege dafür vorgelegt, daß es ökologisch-geographische "Determinanten" geben könnte, die dazu führten, daß Völker in unterschiedlichen Erdregionen früher oder später Pflanzen und Tiere domestizierten und (damit dann) später Ackerbau und Industrie-Gesellschaften entwickeln konnten. Aber vielleicht lagen auch genetische "Determinanten" vor? So ähnlich wie es neuerdings mit den tonalen und nicht-tonalen Sprachen weltweit vermutet wird? (siehe früherer St.g.-Beitrag)
Beziehungsweise: Es könnte sein, daß die genetische Ausstattung der jeweiligen Völker mit dem gleichzeitigen Essen evoluiert ist und evoluiert (!), das auf ihren Herdfeuern, dem Elektroherd oder in der Mikrowelle zubereitet wurde und wird.
"Krauts" und Milchreis-Bubi's
Der Autor des im folgenden zu nennenden Buches bringt auch noch einen weiteren Gedankengang ins Spiel: Kochen und Essen spielt in Paar-Werbung und -Beziehungen eine nicht geringe Rolle. Möglicherweise hat also auch die "geschlechtliche Zuchtwahl" auf diesem Gebiet mitgespielt.
Für die Erwachsenen-Milchverdauung der Nordeuropäer ist das ja schon seit längerem bekannt. Ebenso für die Alkohol-Unverträglichkeit der Ostasiaten. Inzwischen häufen sich aber die Hinweise für zahlreiche andere Nahrungsmittel und ihre Bekömmlichkeit, bzw. Unbekömmlichkeit für Menschen. Diesen Fragen geht nun ein 2004 in den USA erschienenes Buch nach (2006 als TB erschienen) (Hinweis wieder mal über Razbi Khan auf "Gene Expression" bekommen) mit dem Titel (übersetzt): "Warum es einige schärfer mögen als andere - Essen, Gene und kulturelle Vielfalt". (Amazon) Der Autor ist der Ethnobiologe Gary Paul Nabhan von der Universität des Nördlichen Arziona.
Hier ein paar aussagekräftigere Ausschnitte aus den Werbetexten bei Amazon:
From The Washington Post's Book World:
An ethnobiologist who heads the Center for Sustainable Environments at Northern Arizona University, Nabhan addresses fascinating issues: why half the world's population can tolerate lactose while the other half can't, why it's beneficial that teenage boys in Sardinia develop an anemia-like malaise every spring, why some ethnic groups have a predisposition to alcoholism, how genes can mutate due to changes in diet.
To explain how a culture's choice of food affects -- and is affected by -- its genetic characteristics, the author went to the highlands of Crete to sample the supposedly super-healthful Mediterranean diet. There Nabhan, winner of a MacArthur "genius" award in 1990, learned firsthand that many modern people just aren't equipped to digest so much olive oil.
Nabhan writes compassionately about indigenous groups -- like Native Americans and ethnic Hawaiians -- that are threatened by globalization. Our Fast Food Nation is overwhelming these cultures; just as important, it is jeopardizing their health.
From Publishers Weekly:
(...) this exploration of the coevolution of communities and their native foods (...) to show that even though 99.9% of the genetic makeup of all humans is identical, "each traditional cuisine has evolved to fit the inhabitants of a particular landscape or seascape over the last several millennia." Sardinians are genetically sensitive to fava beans, which can give them anemia but can also protect them from the malaria once epidemic in the region. (- Wahnsinn! Wußte ich noch gar nicht.) Navajos are similarly sensitive to sage (= Salbei). In both cases, traditional knowledge allows safe interactions with these powerful medicine/poisons through cooking methods or food combinations. (...) Most inspiring in this bioethnic detective story are Cretans, maintaining their health for centuries through traditional living, and Native Americans and Hawaiians, whose communities, devastated by diabetes, find an antidote by returning to their traditional foods, customs and agriculture.
"Was der Bauer nicht kennt, das ißt er nicht."
Daß finde ich spannend, daß offenbar die Rückkehr von Indianern und Hawaianern zu ihrer traditionellen Küche die Diabetes-Raten senken sollte in diesen Gemeinschaften. Auch wenn dieses Buch nicht nur so von harten wissenschaftlichen Fakten "strotzen" sollte, scheint es einem viele Anregungen geben zu können für weitere Forschungen und weiteres Nachdenken.
In Deutschland gibt es ein Sprichwort: "Was der Bauern nicht kennt, das ißt er nicht." Als ich Kind war, wurde mir das oft gesagt. Noch heute muß ich mir das oft selbst vorwerfen oder von anderen vorwerfen lassen. Zum Beispiel habe ich es bei Aufenthalten in Asien in der ersten Zeit als sehr schwierig empfunden, mich dort auch nur mit "irgend etwas" zu ernähren, satt zu essen. Es ist reiner Wahnsinn, wenn man in einem Supermarkt, prall gefüllt mit Nahrungsmitteln aller Arten steht, und kein einziges findet, von dem man auch nur "irgendwie" das Gefühl hat, daß es einem schmecken könnte. (Nun, auch damit kann sicherlich jeder anders umgehen.) - - Und weiterhin zeigen ja auch die Speisevorschriften in den Religionen, daß Essen eine nicht geringe Rolle in der Humanevolution spielte und spielt. Haben diese nicht auch die sephardischen von den aschkenaischen Juden voneinander getrennt, was dann die Evolution des höchsten Intelligenz-Quotienten einer Bevölkerungsgruppe weltweit innerhalb von tausend Jahren bewirkte? Also möglicherweise manchmal: Kleine Ursachen - große Wirkungen!
Nabhan hätte einer seiner frühen Freundinnen wohl lieber Blumen schenken sollen, so die Vermutung auf Amazon, als ihr ein selbstgekochtes Essen anzubieten, wenn er heute mit ihr hätte Kinder haben wollen ...
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