Freitag, 24. April 2020

Das Volk der Cardial-Keramik - Es stammt aus dem Levanteraum

Wie kamen die ersten domestizierten Ziegen nach Südfrankreich?
- Und wie ebenfalls nordafrikanische Landschnecken?

Jüngst schrieben wir in einem Blogbeitrag in einer Art Exkurs über die sogenannte "La Hoguette"-Keramik (Wiki), die sich in manchen bandkeramischen Siedlungen fand, und über deren Herkunft man lange rätselte (St.gen. 2020). Wir entdeckten in dem Zusammenhang, daß man sie inzwischen als verwandt erkannt hat mit der "Cardial-Keramik" (Wiki). Die Cardial-Keramik hinwiederum stammte ursprünglich aus dem Levanteraum und hat sich schon vor der großen Ausbreitungsbewegung anderer anatolischer Bauernvölker, also vor 6.500 v. Ztr. über das Mittelmeer hinweg ausgebreitet (Wiki).


Abb. 1: Das Volk der Cardial-Keramik - Es stammt aus dem Levanteraum
(Eine Karte von José-Manuel Benito Álvarez, Wiki)

Nach Wikipedia scheint es Hinweise zu geben, daß die Cardial-Keramik in Zusammenhang steht mit Völkern, die vorwiegend Viehzucht und Herdenhaltung betrieben haben, bei denen es sich also um Hirten-Völker handelte. Und aufgrund der geographischen Herkunft dieser Kultur wird angenommen werden dürfen, daß sie auch genetisch eben - so wie die Bandkeramiker - aus dem Mittelmeer-Raum stammt. Aber diesmal vielleicht vor allem aus dem Levanteraum.

Archäogenetische Erkenntnisse zu dieser sehr speziellen Kultur scheint es bislang aber nicht zu geben. Mit der Ausbreitung der ersten Ackerbaukulturen rund um das Mittelmeer befaßt sich der Autor dieser Zeilen schon seit einer Seminararbeit, die er zwischen 1993 und 1995 erarbeitete (1). An verstreuten Stellen hat er sich danach mit diesem Thema immer einmal wieder auseinander gesetzt. Und es mag einmal Sinn machen, diese verstreuten Artikel hier in einem neuen Blogartikel zu sammeln. So ist 2006 eine erste archäogenetische Studie erschienen über gefundene Knochen von domestizierten Ziegen (Wiki) in Südfrankreich (2).*)

2006 - Erste archäogenetische Erkenntnisse zur Geschichte der domestizierten Ziegen

Die nahe Bindung des frühen Menschen an Ziegen ist uns heute nur noch selten bewußt.

Abb. 2: Ausbreitung erster seßhafter Kulturen vom Nahen Osten aus rund um das Mittelmeer und über Europa hinweg - Sternchen: Fundort Baume d’Oullen in Südfrankreich (aus: 2)

In Abbildung 2 ist der zeitliche und räumliche Verlauf der Ausbreitung der bäuerlicher Lebensweise in Europa ab 6.200 v. Ztr. dargestellt. 2006 waren die heutigen Erkenntnisse zur Herkunft und Ausbreitung der Cardial-Keramik noch nicht so gut bekannt, die Forschungsergebnisse von 2006 können aber recht gut den heutigen, einleitend dargestellten zugeordnet werden. Die Abbildung 2 ist jener Studie entnommen, der die bei der Ausbreitung seßhafter Hirtenkulturen erfolgten Mitnahme domestizierter Ziegen und ihre Genetik anhand von archäologischen Knochenresten in Südfrankreich (siehe Sternchen in der Karte) untersucht (2):

Die Karte zeigt den europäischen Teil der heutigen geographischen Verteilung von wilden Ziegen (Capra aegagrus) (gepunktet markiert), ebenso wie die beiden Wellen der ersten Ausbreitung neolithischer Kulturen nach Europa hinein: die Route entlang der Mittelmeerküsten und die Route über den Balkan hinweg. Der Fundort Baume d’Oullen ist mit einem Sternchen markiert. (...) Dunkelgrau markiert ist der Bereich der Impresso-Kulturen (6.00 bis 5.500 v. Ztr.), hellgrau markiert ist der Bereich der Cardial-Kulturen (5.500 bis 4.800 v. Ztr.).
Map shows occidental part of the current geographic distribution of the wild goat, Capra aegagrus (dotted area), as well as the two main waves for the initial advancement of the Neolithic culture into Europe: the Mediterranean route and the Danubian route. The location of Baume d’Oullen is indicated by a star. The dates on the map are calibrated radiocarbon date-derived B.P. (cal. B.P.). Solid-line arrows indicate main flow; broken-line arrows indicate possible secondary flows. Dark gray zones indicate the area of the Impressa culture (8,000–7,500 cal. B.P.); light gray zones indicate the area of the Cardial and cultures (between 7,500 and 6,800 cal. B.P.).

Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, daß die zeitliche und räumliche Nähe genetisch sehr unterschiedlicher Ziegen-Abstammungslinien zu so früher Zeit in Südfrankreich darauf hindeutet, daß die sich rund um das Mittelmeer ab 5.700 v. Ztr. recht zügig ausbreitenden, seßhaften Keramik-Kulturen (Impresso- und Cardial-Kultur)

  1. entweder schon einen genetisch sehr vielfältigen Bestand von domestizierten Ziegen in Besitz hatten oder aber
  2. daß es mehrfache, kurz hintereinander folgende Ausbreitungsbewegungen von unterschiedlichen menschlichen Gruppierungen/Kulturen gegeben hat.

Mit den auf Wikipedia dargestellten neuen Erkenntnissen zur Herkunft und Geschichte der Cardial-Kulturen, auf die wir einleitend hinwiesen, könnte die zweite hier genannte Vermutung sich als die richtige erweisen. Auf jeden Fall war nach der Studie von 2006 die genetische Vielfalt der mitgeführten Ziegen ein (weiterer) Hinweis darauf, daß der (Handels-?)Austausch auch über das Mittelmeer hinweg schon zu diesem frühen Zeitpunkt sehr rege hat gewesen sein können. Es ist - auch aufgrund der Schnelligkeit der Ausbreitung der seßhaften Kulturen (schließlich dann auch entlang der Atlantikküste) - anzunehmen, daß diese Kulturen schon die Seefahrt beherrschten (1). Und dabei können ja Ziegen leicht mitgenommen werden.

Abb. 3: Fünf unterschiedliche Regionen der Ziegen-Domestikation (aus: 5)

In der Zusammenfassung ist die Rede davon, daß es mindestens zwei unabhängige Domestikations-Ereignisse bei Ziegen im Nahen Osten gegeben haben könnte (2):

Phylogenetic analysis revealed that two highly divergent goat lineages coexisted in each of the two Early Neolithic layers of this site. This finding indicates that high mtDNA diversity was already present 7,000 years ago in European goats, far from their areas of initial domestication in the Near East. These results argue for substantial gene flow among goat populations dating back to the early neolithisation of Europe and for a dual domestication scenario in the Near East, with two independent but essentially contemporary origins (of both A and C domestic lineages) and several more remoteand/or later origins. 

Im Diskussions-Teil heißt es (2):

The presence of the two lineages in southwestern Europe since as early as the beginning of the Neolithic may result from either the succession of different waves of goats bearing different haplotypes between the first Impressa (7,700–7,500 B.P.) and Cardial (7,500–7,000 B.P.) time periods, or from one wave bearing all of the diversity as early as the first Impressa steps. In any case, however, our results reveal that the diversity of present-day goats does not result mainly from any Late Neolithic, Roman, or Modern episode. Instead, these data suggest that extensive gene flow occurred around the time of the first waves of arrival of Neolithic farmers into Europe through the Mediterranean route,ca. 7,500 ya. This is evidence of a continuing high degree of interactions (through regional contacts and commerce) alongthe Mediterranean basin during the Early Neolithic.

Ob es sich bei den südfranzösischen Ziegen auch schon um Ziegen gehandelt haben kann, die von der gleichzeitigen ersten mitteleuropäischen Bauernkultur, den Bandkeramikern nach Südfrankreich gelangt sind (oder deren Vorfahren),  blieb 2006 noch offen. Da für die rein kontinentaleuropäischen Bandkeramiker mancherlei Einflüsse aus Südfrankreich schon 2006 bekannt waren (sie kannten Mohn aus Südfrankreich, sowie bestimmte Muschelsorten ...), mußte das 2006 keineswegs als ausgeschlossen gelten. Kleine Anteile von französischer Cardial-Keramik hat den Bandkeramik-Forschern ja schon seit mehreren Jahrzehnten zu denken gegeben. Aber 2018 wurde deutlicher, daß es solcher komplizierter Erklärungen vermutlich nicht bedarf (siehe unten).


Abb. 4: Aristide Maillol - Illustration von Daphnis und Chloe

2007 wurde über Forscherstimmen berichtet, die ebenfalls eine vergleichsweise komplexe Ausbreitungsgeschichte seßhafter Kulturen rund um das Mittelmeer hinweg annahmen (3).

2011 - Charakteristische Verbreitung von Landschnecken in Algerien und Südfrankreich

2011 wurde dann eine sehr spannende Studie veröffentlicht (4). Unsere Vermutung war ja schon seit 1995, daß sich ab 6.200 v. Ztr. der Keramikgebrauch und der Anbau von Getreide, sowie auch die Rinderzucht rund um das gesamte Mittelmeer und hinüber auf den Balkanraum auch oder vor allem über den Schiffsweg ausbreitete (1). Dies hatten damals (1995) nur wenige Forscher wirklich glauben können. Durch die Erforschung des ungewöhnlichen Verbreitungsgebietes einer bestimmten Landschnecken-Art über Algerien, Sardinien und Südfrankreich hinweg, sowie durch deren früheste molekulargenetische Datierung auf etwa 6.000 v. Ztr. konnte die Annahme der Ausbreitung der seßhaften Lebensweise über den Seeweg hinweg aber sehr deutlich bekräftigt werden (4).

2018 - Fünf unterschiedliche Regionen der Ziegen-Domestikation?

Daß die Ziege tatsächlich in mehreren Regionen des Vorderen Orients während des Neolithikums domestiziert worden ist, wurde dann in einer Studie aus dem Jahr 2018 sehr deutlich bekräftigt (5). Auf der Grafik in Abbildung 3 ist sichtbar, daß allein im heutigen Iran während des vorkeramischen Neolithikums offenbar drei verschiedene Ursprungspopulationen von Ziegen domestiziert wurden: Eine im westlichen Zagros-Gebirge (rosa Raute), eine (vielleicht) an den Südhängen des Kaukasus (blaue Raute) und eine vielleicht an den Nordhängen des Kaukasus (grüne Raute). Andere Ursprungspopulationen befinden sich aber außerdem auch noch im Levanteraum, in Südanatolien und auf der griechischen Halbinsel. Wobei die Nordhänge des Kaukasus auch deshalb von besonderem Interesse sein könnten, weil dort ja auch die eine Hälfte des Herkunftsanteils der Indogermanen gesucht werden muß. Wenn diese dort unabhängig von anderen Regionen Ziegen domestiziert haben, haben sie vielleicht auch sonst größere kulturelle Unabhängigkeit von anderen Regionen (Südkaukausus) aufgewiesen. Aber dieser Gedanke nur am Rande.

Abb. 5: Illustration zu Daphne und Chloe von Aristide Maillol

Jedenfalls: Dort wo selbstständige Domestikation stattfindet, wird man jeweils sicher auch von innovativeren, eigenständigen menschlichen Kulturen ausgehen dürfen. Die Forscher schreiben dazu, daß sich ja auch die dazu gehörigen anatolisch-neolithischen und die iranisch-neolitschen Bauern genetisch recht deutlich voneinander unterscheiden - so wie ihre Ziegen (5). Nach dem Neolithikum breitet sich dann aber eine genetisch vergleichsweise einheitliche Ziegenpopulation offenbar noch ganz anderer Herkunft über den gesamten Raum hinweg aus (Haplogruppe A). Dasselbe Muster wird in einer Studie aus dem Jahr 2020 dann auch für die Schafe sichtbar.

Denn eine erst vor wenigen Tagen bekannt gewordene archäogenetische Studie zu anatolischen Schafen zeigte unter anderem auf (6):

Wir finden, daß anatolisch-neolithische Schafe genetisch den heutigen europäischen Schafrassen näher stehen, insbesondere den mittel- und nordeuropäischen. Unsere Ergebnisse legen also nahe, daß asiatische Anteile zu südeuropäischen Schafrassen, die nach dem Neolithikum hinzu gekommen sind - möglicherweise während der Bronzezeit - dieses Verteilungsmuster erklären könnte.
We further find that Anatolian Neolithic sheep (ANS) are genetically closest to present-day European breeds, and especially those from central and north Europe. Our results indicate that Asian contribution to south European breeds in the post-Neolithic era, possibly during the Bronze Age, may explain this pattern.

Das hieße, die anatolisch-neolithischen Bauernvölker, insbesondere die Bandkeramiker, später die Trichterbecherleute brachten anatolisch-neolithische Schafrassen bis nach Nordeuropa, wo sie bis heute weitgehend unvermischt fortexistieren, während in Anatolien und im Mittelmeer-Raum während der Bronzezeit asiatische genetische Anteile bei den Schafrassen dazu kamen. Ähnliches ist ja auch schon für asiatische männliche genetische Rinder-Anteile (7) und auch für die iranisch-neolithische menschliche Genetik während der Bronzezeit im Mittelmeer-Raum festgestellt worden (siehe andere Artikel hier auf dem Blog im letzten Jahr).

Abschließend: Schon in der Kunst und in der Litertur der Antike waren Ziegen und Ziegenhirten ein beliebtes Motiv. Der Naturgott Pan (Wiki) war halb Ziege und halb Mensch . Er wird deshalb auch in Skulpturen als ein solches Mischwesen dargestellt, das sich gerne nicht nur mit menschlichen Männern und Frauen, sondern auch mit Ziegen paart. Und auch noch der französische Künstler Aristide Maillol hat im 19. Jahrhundert diesbezüglich eindrucksvolle Illustrationen geschaffen zu der bukolischen, antiken Liebesgeschichte "Daphnis und Chloe" (Wiki), die in der Zeit um 200 n. Ztr. nieder geschrieben worden ist, und die von dem Leben einer Ziegenhirtin und eines Ziegenhirten handelt (Abb. 4, 5). Wobei in der Geschichte eine etwas künstliche Sehnsucht nach "Natürlichkeit" spürbar wird, die um 200 n. Ztr. in der hellenisierten unglaublich reichen Stadtkultur des Mittelmeerraumes - auch nach Zeugnis dieser Geschichte - längst abhanden gekommen war.

2021 - Korrektur notwendig? Die Y-Chromosomen sagen das Gegenteil!

Abb. 6: H2d breitete sich (aus dem Levanteraum heraus?) mit der Bandkeramik über die Balkan-Route aus, H2m breitete sich mit der Cardial-Keramik über das Mittelmeer aus (aus: 8)

Ergänzung 27.7.2021: In einer neuen Archäogenetik-Studie über die Geschichte der Y-Chromosomen der anatolisch-neolithischen Bauernvölkergruppen in Europa heißt es bezüglich der Ergebnisse (s. Abb. 6) (8):

... Es ergab sich ein klares phylogeographisches Muster. Die H2d-Individuen finden sich alle entlang der sogenannten Inland-Donau-Ausbreitungs-Route nach Mitteleuropa hinein. Aber alle - außer einem - der H2m-Individuen finden sich entlang der sogenannten Mittelmeer-Ausbreitungs-Route nach Westeuropa hinein, sowie auf die spanische Halbinsel und schlußendlich nach Irland. Das einzelne H2m-Individuum, das sich in Mitteldeutschland fand, wird auf einen spätneolithischen, frühbronzezeitlichen Kontext datiert, der zwei- bis dreitausend Jahre nach der neolithischen Ausbreitung liegt. Archäologische und mitochondrialen DNA-Hinweise auf eine Ostausbreitung der mittel- und spätneolithischen Gruppen wie der Michelsberger Kultur könnten höchstwahrscheinlich diesen einzelnen geographischen "Ausreißer" erklären.
When we plotted all of the samples in our study on a map of Europe, a phylogeographic pattern clearly emerged (Fig. 3B). The H2d individuals are all found along the so-called inland/Danubian route into central Europe, and all but one of the H2m individuals are found along the so-called Mediterranean route into Western Europe, the Iberian Peninsula and ultimately, Ireland. The solitary H2m individual (LEU019) found in central Germany is dated to the Late Neolithic/Early Bronze Age context, postdating the Neolithic expansion by 2000–3000 years. Archaeological and mtDNA evidence of an eastward expansion of Middle/Late Neolithic groups such as Michelsberg43,44,45 could potentially explain this single geographically outlying observation.

Über die Ursprungsregionen dieser beiden Y-Chromosomalen Haplotypen ist hier ja noch gar nichts gesagt. Allerdings zeigt die Grafik (Abb. 6) H2d-Individuen ausgerechnet im Levanteraum und H2m-Individuen ausgerechnet an der Westküste Anatoliens. Das ist "counterintuitiv" gegenüber allem, was wir in diesem Blogartikel bislang zusammen getragen hatten. Warten wir ab, wie sich der Kenntnisstand bezüglich dieser Fragen weiter entwickelt. Spannend jedenfalls ist, daß hier so klare Ausbreitungsmuster beschrieben werden können!

__________
*) Wir schrieben darüber auf dem inzwischen nicht mehr existierenden Blogportal Blog.de. Der damalige Blogartikel war hier provisorisch gesichert worden. Was wir damals darüber schrieben, wird hier im folgenden leicht überarbeitet neu eingestellt.
________________________
  1. Bading, Ingo: Die Neolithische Revolution im Vorderen Orient (12.000 - 6.000 v. Ztr.), Seminararbeit 1995, https://www.academia.edu/1537440/Die_Neolithische_Revolution_im_Vorderen_Orient_12.000_-_6.000_v._Ztr._.
  2. Divergent mtDNA lineages of goats in an Early Neolithic site, far from the initial domestication areas. Helena Fernández, Sandrine Hughes, Jean-Denis Vigne, Daniel Helmer, Greg Hodgins, Christian Miquel, Catherine Hänni, Gordon Luikart, Pierre Taberlet Proceedings of the National Academy of Sciences Oct 2006, 103 (42) 15375-15379; DOI: 10.1073/pnas.0602753103, https://www.pnas.org/content/103/42/15375.
  3. Bading, Ingo: Seefahrt und früheste Ackerbauern im Mittelmeer-Raum, November 2007, https://studgendeutsch.blogspot.com/2007/11/seefahrt-und-frheste-ackerbauern-im.html
  4. Jesse R, Véla E, & Pfenninger M (2011). Phylogeography of a land snail suggests trans-mediterranean neolithic transport. PloS one, 6 (6) PMID: 21731622
  5. Kevin G. Daly et. al.: Ancient goat genomes reveal mosaic domestication in the Fertile Crescent. Science 06 Jul 2018: Vol. 361, Issue 6397, pp. 85-88, DOI: 10.1126/science.aas9411 http://science.sciencemag.org/content/361/6397/85.full.
  6. Archaeogenetic analysis of Neolithic sheep from Anatolia suggests a complex demographic history since domestication Erinç Yurtman, Onur Özer, (...) Anders Götherström, Mehmet Somel, İnci Togan, Füsun Özer bioRxiv 2020.04.17.033415; doi: https://doi.org/10.1101/2020.04.17.033415.
  7. https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/07/unsere-kuhe-schon-immer-waren-sie-bei.html 
  8. Rohrlach, A.B., Papac, L., Childebayeva, A. et al. Using Y-chromosome capture enrichment to resolve haplogroup H2 shows new evidence for a two-path Neolithic expansion to Western Europe. Sci Rep 11, 15005 (2021). 22.7.2021, https://doi.org/10.1038/s41598-021-94491-z

Sonntag, 19. April 2020

Unsere Äpfel - Sie stammen aus dem Tianshan-Gebirge

Breiteten sie die Indogermanen über ganz Europa aus?

Abb.: Äpfel (Wiki)
Überall blühen jetzt wieder die Apfelbäume. Und wir freuen uns auf den Spätsommer und auf eine reiche Apfelernte. Wir freuen uns auf Apfelkuchen, Apfelsaft, Apfelmus, Bratäpfel und Äpfel am Weihnachtsbaum. 

Woher aber eigentlich kommt er, der Apfel. Dieses so durch und durch europäisch und einheimisch anmutende Obst. Nun: Der nächste genetische Verwandte unserer domestizierten Apfelsorten (Wiki) ist - - - der "Asiatische Wildapfel". Darauf werden wir aufmerksam aufgrund einer interessanten Rezension in der Zeitschrift "Antiquity" (1). Auf Wikipedia lesen wir dazu ergänzend (Wiki):

Die Heimat des Asiatischen Wildapfels liegt in Zentralasien; das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom südlichen Kasachstan über Kirgisistan und Tadschikistan bis ins chinesische Xinjiang. An einigen Stellen des Tianshan-Gebirges ist der Asiatische Wildapfel bestandsbildend. So steht beispielsweise ein großer Apfelbaumwald im Dsungarischen Alatau, einem Bergzug des Tianshan-Gebirges. Er wächst auf einer Höhe zwischen 1500 und 2200 m. (...) Im Habitus ist er dem Kulturapfel (Malus domestica) recht ähnlich. Seine Früchte sind die größten von allen wilden Apfelarten; sie werden bis zu 7 cm groß. Ihr Geschmack ist unterschiedlich und reicht von sauer bis süß. Die Früchte einiger Exemplare des Asiatischen Wildapfels aus dem Tianshan-Gebirge sind sehr wohlschmeckend und durchaus mit dem Kulturapfel vergleichbar.

Er stammt also aus der Dsungarei, unser Apfel. Waren es schon dortige (westsibirische?) Jäger und Sammler, die herzhaft in ihn gebissen haben? Sicherlich. Aber vielleicht ist er doch erst von der ersten dortigen Bauernkultur, von der Marghiana-Kultur (Wiki) domestiziert worden?

Von der Marghiana-Kultur domestiziert?

Die Hauptstadt von Kasachstan ist sogar nach dem Apfel benannt. "Alma" heißt auf Kasachisch Apfel, und Alma-Ater "Apfel der Äpfel" oder auch "Vater der Äpfel". Kasachisch ist eine Turksprache. Noch ist unter Sprachforschern nicht geklärt, ob unser Wort "Apfel" abgeleitet ist von Alma oder ob umgekehrt Alma von Apfel abgeleitet ist oder ob beide unabhängiger Herkunft sind. Sicherer sind sich die Sprachforscher da schon über die Appel-Apfel-Grenze (Wiki), die sich ab 600 n. Ztr. mit der "zweiten (deutschen) Lautverschiebung" (Wiki) ergeben hat. Ursprünglich hieß in Deutschland der Apfel "Appel", bis sich eben zwischen 620 und 640 n. Ztr. vom gemeinsamen nord- und südalpinen Kulturraum der damaligen Baiern und Langobarden ausgehend die "neumodischere" Aussprache Apfel ausbreitete. Und das Wort "Apfel/Appel" ist westindogermanischen Ursprungs (Wiki):

Das Wort Apfel wird auf die indogermanische Grundform *h₂ébōl zurückgeführt, die nur Fortsetzungen im Nordwestindogermanischen (Germanisch, Keltisch, Baltisch und Slawisch) hat und dort in allen Formen den Apfel bezeichnet. In der Forschung herrscht Uneinigkeit darüber, (...) ob es sich um (...) eine Entlehnung aus einer nicht-indogermanischen Sprache (vgl. kasachisch alma, burushaski báalt) handelt.

Wenn es unter allen westindogermanischen Völkern eine gemeinsame Herkunft des Wortes "Apfel" gibt, könnte daraus abgeleitet werden, daß sich das Wort - und die domestizierten Äpfel selbst - auf den Rinderwagen der sich gen Westen ausbreitenden Schnurkeramiker oder der Glockenbecherleute um 2.800 v. Ztr. über Europa hinweg ausgebreitet haben. Da die Verwandten dieser westindogermanischen Völker als Afanasievo-Kultur (Wiki) schon ab 3.500 v. Ztr. die Nordhänge des Tianshan-Gebirges besiedelt haben, könnte von ihnen ausgehend sich der domestizierte Apfel nach Westen ausgebreitet haben.

Zentralasien als Ursprungs- und Transferraum von domestizierten Pflanzen

Über die zum Teil sehr weit auseinander liegenden Routen der Seidenstraße haben sich aber über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg auch noch viele andere domestizierte Pflanzenarten Richtung Westen und Richtung Osten ausgebreitet. Über das neu erschienene Buch zu diesem Thema heißt es (1):

Einer größeren Öffentlichkeit wird durch die systematischen und detaillierten Diskussionen (...) ein Blick in diese faszinierende und noch ganz unbekannte Welt eröffnet. Wir erfahren etwas über die reiche Kultur- und Umweltgeschichte dieser Oasen, dieser Täler, Gärten, Flüsse und Wüsten, wir erfahren etwas über mittelalterliche Karawanen und über Städte wie Samarkand und Buchara, und über deren Märkte, die den Reisenden und Anwohnern eine große Vielfalt an Früchten, Gemüsesorten und Gewürzen zum Kauf anbieten. 
His systematic and detailed discussions (...) have opened up this fascinating but still unfamiliar world to a wider audience. We learn of the rich cultural and environmental history of these oases, valleys, gardens, rivers and deserts, of medieval caravans and of cities such as Samarkand and Bukhara, whose markets offered a huge variety of fruits, vegetables and spices to travellers and residents alike.
Bemängelt wird, daß in dem Buch fehlen würde ...
... eine Tafel, um eine Übersicht zu gewinnen, welche Nahrungsmittel im Osten ihren Ursprung haben und Richtung Westen ausgebreitet wurden (z.B. Reis, Hirse, Pfirsich, Apfelsinen), welche im Westen ihren Ursprung haben und sich Richtung Osten ausgebreitet haben (z.B. Weizen, Gerste, Weintrauben) und welche in Zentralasien ihren Ursprung haben (z.B. Äpfel, Pistazien, Quitten), sowie wann die Ausbreitungbewegung ungefähr statt hatte.
.... a table included to set out clearly which foods originated in the East and travelled West (e.g. rice, broomcorn millet, peach, orange), which originated in the West and travelled East (e.g. wheat, barley, grapes) and which originated in Central Eurasia (e.g. apples, pistachios, quince) and approximately when these transfers occurred.

Haben sich die hier erwähnten Weintrauben aber wirklich von Westen nach Osten ausgebreitet?

Der erste domestizierte Wein - in China oder im Kaukasus?

In einem weiteren neuen Buch berichtet vielmehr der Archäologe Peter Kupfer über (4)

Funde aus Jiahu in der nordchinesischen Provinz Henan. Dort entdeckten Archäologen um Patrick McGovern von der University of Pennsylvania im Jahr 2004 Gefäße aus der Zeit um 7000 vor Christus, in denen Rückstände eines fermentierten Getränks erhalten waren. Nähere Analysen enthüllten, daß dieses Getränk eine Mischung aus Bier, Wein und Met darstellte. Es wurde mit Weintrauben, Reis, Honig und bestimmten Pilzkulturen hergestellt. Nur wenig später, vor rund 8000 Jahren, wurde auch in Georgien mit dem Weinbau begonnen, wie archäologische Funde nahelegen.
Daß der möglicherweise älteste Wein der Welt ausgerechnet in China gefunden wurde, ist kein Zufall, wie Kupfer erklärt. Denn in dieser Region wuchs damals die größte Vielfalt und Dichte an wilden Weinarten. Noch heute gibt es in China mehr als 40 wilde Vitis-Arten, davon 30 originär einheimische Spezies. Einen starken Aufschwung erhielt Chinas frühe Weinherstellung vor allem während der Bronzezeit, als Angehörige der nomadischen Rong- und Di-Stämme aus dem Gebiet des heutigen Iran nach China vordrangen. „Diese Stämme brachten ihre Weinbaukultur und Winzerkünste aus Zentralasien und dem Alten Persien in den Norden Chinas und begannen dort die Kultivierung und den Handel mit Wein“, berichtet Kupfer.

Das hieße: Domestizierter Wein 7.000 v. Ztr. in Nordchina, 6.000 v. Ztr. in Georgien (Südkaukasus, wo es schon riesige Weinbottiche gab).

Schon seit Jahrzehnten ist der Bloginhaber fasziniert von dem immer genaueren Wissen um die Herkunft und Geschichte so vielen verschiedener Tier- und Pflanzenarten, die vom Menschen domestiziert wurden oder die sich als Kulturfolger an das Zusammenleben mit dem Menschen angepaßt haben (z.B.: Hausmaus, Hausratte oder Hauskatze). Sie alle sind z.T. wichtige Erkenntnisquellen des Historikers und Archäologen, da wichtige Indikatoren für Besiedlungsdichte, gesellschaftliche und wirtschaftliche Komplexität, Fernhandel und vieles andere mehr.

Seit mehreren Jahrzehnten ist ja gut gesichert, daß viele heute in Europa gebräuchliche Pflanzen- und Tierarten aus dem Fruchtbaren Halbmond stammen. Der nächste wilde Verwandte des Einkorn-Weizens etwa wächst heute noch im Karacadac-Gebirge in der Südtürkei. Ähnlich haben wir hier auf dem Blog immer einmal wieder Artikel veröffentlicht zur Erforschung der Domestizierung und Ausbreitung von Hirse, Reis, Mais, Hausrind, Hausschwein, Pferd oder Haushuhn. (Siehe Stichworte "Domestikation" oder "Hausmaus").

Mit den Indogermanen hat sich vielleicht auch die osteuropäische Hausmaus bis zur Donau und zur Elbe ausgebreitet (2). Und auch unsere Haushühner (Wiki, engl) stammen aus dem Osten (3). Sie könnten - nach derzeitigem Forschungsstand (Wiki, engl) - schon im 6. Jahrtausend v. Ztr. in China domestiziert worden sein. Unsere heutigen Hühnerrassen stammen aber offensichtlich aus Indien im 3. Jahrtausend v. Ztr. (3). Von dort haben sie sich früh nach Osten (Ukraine, Rumänien, Anatolien) ausgebreitet. Vielleicht auch mit den Indogermanen? Allerdings werden in den Dichtungen des griechischen Dichters Homer um 800 v. Ztr. keine Haushühner genannt. Um diese Zeit breiteten sie sich dennoch in der Ägäis und im nördlichen Mittelmeerraum aus. Und von dort breiteten sie sich auch zu den Kelten an der Donau im 7. Jahrhundert v. Ztr. (3). Vermutlich mit den Römern haben sich die Haushühner dann über den Limes hinaus nach Norden ausgebreitet.

Also, denken wir ab und zu einmal bei einem herzhaften Biß in einen Apfel an unsere fernen, ausgestorbenen Verwandten, die frühen Indogermanen der Afanasievo-Kultur am Nordhang des Tianshan-Gebirges.

Ergänzt um Ausführungen 
nach (4): 22.4.2020
________________
  1. Marijke van der Veen: Rezension von Robert N. Spengler III. "Fruit from the sands: the Silk Road origins of the foods we eat" (University of California Press, Oakland 2019) In: Antiquity, Volume 94, Issue 374, April 2020 , pp. 553-555 (Antiquity)
  2. Bading, Ingo: 2014, https://studgendeutsch.blogspot.com/2014/09/die-stadte-der-indogermanen-und-ihre.html
  3. Bading, Ingo: 2007, https://studgendeutsch.blogspot.com/2007/04/hhner-sind-in-nordeuropa-christliche.html 
  4. Nadja Podbregar: Der Ursprung des Weinbaus liegt in China, 21. April 2020, https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/der-ursprung-des-weinbaus-liegt-in-china/

Mittwoch, 15. April 2020

"Das Geheimnis aller Geheimnisse" - Ist der Schlüssel dazu von Charles Darwin gefunden worden?


Darwin's Kollege Richard Owen vertrat eine naturalistische aber nicht-darwinistische Theorie der Evolution, also quasi eine "Biologie ohne Darwin". Sollten sich moderne biologische Denker mehr an diesen Zeitgenossen Darwins, also mehr an Richard Owen erinnern?

Als das "Geheimnis aller Geheimnisse", als "the mystery of all mysteries" hatte Charles Darwin (1809-1882) (Wiki) die Frage danach bezeichnet, wie die immense Artenvielfalt auf dieser Erde entstehen konnte. Wir haben in der Schule und an der Universität inzwischen von vielen Versuchen gehört, dieses größte aller Geheimnisse zu entschlüsseln. Ist dieses Geheimnis aber wirklich mit den Lösungsvorschlägen von Charles Darwin entschlüsselt? Immer mehr Biologen zweifeln daran. In der Bewertung der Bedeutung dieser Frage war sich Darwin aber einig mit vielen der bedeutendsten Biologen seiner Zeit, darunter auch mit seinem Kollegen Richard Owen (1804-1892) (Wiki, engl).

Abb. 1: Richard Owen, 1883

Owen war sechs Jahre älter als Darwin. Und Owen übernahm nach Darwin's berühmter Reise mit der Beagle die Bearbeitung des Bandes über die Funde fossiler Säugetiere, die Darwin von seiner Reise mitgebracht hatte. Die beiden kannten und achteten einander somit schon sehr früh. Im Laufe der geistigen Auseinandersetzungen der nächsten Jahrzehnte anerkannte Owen zwar den Gedanken der Evolution. Er widersprach Darwin aber darin, daß die Hauptantriebskraft der Evolution die natürliche Selektion sei. Somit steht er - nach dem Titel einer Biographie über ihn - für eine "Biologie ohne Darwin". Über diese "Biologie ohne Darwin" ist aber zu sagen, daß sie den Evolutionsgedanken selbst voll anerkennt (1-3). Um eine Neubewertung des Lebens und Denkens von Richard Owen hat sich der niederländische Wissenschaftshistoriker Nicolaas Adrianus Rupke (geb. 1944) sehr verdient gemacht. Inzwischen heißt es auf dem englischen Wikipedia über Richard Owen (Wiki):
Ausgesprochen kritisch gegenüber Charles Darwin's Theorie der Evolution durch natürliche Selektion, stimmte er mit Darwin darin überein, daß Evolution als solche stattgefunden habe. Allerdings meinte er, dies habe in komplexerer Weise stattgefunden, als dies in Darwin's "On the Origin of Species" dargestellt worden war. Owen's Denken über Evolution kann als ein solches angesehen werden, das jene Themen vorweggenommen hat, die später im Zusammenhang mit dem Entstehen der Fachrichtung der "Evolutionären Entwicklungsbiologie" große Aufmerksamkeit gewonnen haben.
An outspoken critic of Charles Darwin's theory of evolution by natural selection, Owen agreed with Darwin that evolution occurred, but thought it was more complex than outlined in Darwin's On the Origin of Species. Owen's approach to evolution can be seen as having anticipated the issues that have gained greater attention with the recent emergence of evolutionary developmental biology.
Über die Fachrichtung der Evolutionären Entwicklungsbiologie (kurz "Evo-Devo") heißt es (Wiki):
Eine Gruppe von Philosophen und theoretischen Biologen (mit der Programmatik einer Erweiterten Synthese der Evolutionstheorie) benutzt den Begriff Evo-Devo auch als Bezeichnung für die Forschung zu der Frage, ob und wie die Prozesse der Embryonalentwicklung möglicherweise die Evolution der Organismen (Phylogenese) beeinflussen.
Es geht hier um die Frage, wie die Epigenetik des Embryos (die Gesetzmäßigkeiten der DNA-Methylierung) verändert werden kann von einer Generation zur nächsten, so daß über eine solche "Vererbung erworbener Eigenschaften" - vom Prinzip her - Artbildung stattfinden kann (4, 5). Wir erfahren (Wiki):
Rupke rehabilitierte mehrere Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts, indem er ihre zeitgenössische Bedeutung rekonstruierte, darunter vor allem Richard Owen, der schon vor dem Erscheinen von Charles Darwins "The Origin of Species" eine naturalistische, wenn auch nicht-darwinistische Theorie der Evolution entwickelte.
Weiter heißt es über Rupke:
Gegenwärtig arbeitet er über eine Reihe nicht-darwinistischer Evolutionsbiologen des 19. und 20. Jahrhunderts - über die strukturalistische Tradition in der Biologie - beginnend mit dem Göttinger Medizinprofessor Johann Friedrich Blumenbach.

Abb. 2: Vorlesung von Richard Owen, 1850

In einer Rezension über die Erstausgabe des Buches von Rupke hieß es (3)*):
Unverdientermaßen ist Owen zu wenig bekannt, so zeigt Nicolaas Rupke auf. Wahr ist, daß Owen nicht anerkannte, daß neue Arten durch natürliche Selektion entstehen könnten. Aber Rupke macht klar, daß er darin mit Darwin übereinstimmte, daß Evolution selbst eine Tatsache ist. All seine Erfahrung lehrte ihn das.
Original: Nicolaas Rupke shows that Owen’s reputation is undeserved. Owen, it is true, did not accept that new species arose by natural selection. But, as Rupke makes clear, he agreed with Darwin that evolution was a fact. All his experience told him so.
Und weiter (3):
Owen stimmte aber mit Darwin nicht auf allen Gebieten überein. (...) Wie Goethe und andere deutsche Naturphilosophen glaubte er, daß die Evolution dadurch voranschreitet, daß eine innere Kraft den Archetyp der Wirbeltiere zu höheren und immer perfekteren Formen vorantreibt. Auch seinen einflußreichen Freunden schien dies ein sehr attraktiver Gedanke zu sein. Er war aber ein Greuel für Darwin und insbesondere für Huxley.
Yet Owen did not support Darwin fully. (...) Like Goethe and other German natural philosophers, Owen believed that evolution was progressive, an inner force pushing the vertebrate ‘archetype’ on towards higher and more perfect forms. This was an attractive idea too for his powerful friends, but anathema to Darwin and, in particular, Huxley.
Schon 1836 waren Owen und Darwin erstmals in persönlichen Austausch miteinander gekommen (Wiki):
In dieser Zeit sprach Owen von seinen Therorien, die von Johannes Peter Müller beeinflußt waren, daß lebende Materie eine "organisierende Energie" hätte, eine Lebenskraft, die dem Wachstum des Gewebes eine Richtung gäbe, und die die Lebensspanne des Individuums und der Art determinieren würde.
At this time, Owen talked of his theories, influenced by Johannes Peter Müller, that living matter had an "organising energy", a life-force that directed the growth of tissues and also determined the lifespan of the individual and of the species.
Die diesbezüglichen Gedanken von Johannes Peter Müller (1801-1858) (Wiki, engl) finden wir nur auf dem englischsprachigen Wikipedia behandelt (4):
He begins with a discussion of why organic matter differs fundamentally from inorganic but then proceeds to chemical analyses of the blood and lymph. He describes in detail the circulatory, lymphatic, respiratory, digestive, endocrine, nervous, and sensory systems in a wide variety of animals but explains that the presence of a soul makes each organism an indivisible whole. The same work that examines the behavior of light and sound waves proposes that living organisms possess a life-energy for which physical laws can never fully account.
Auf Wikipedia können wir dann noch das folgende über die Inhalte der Biographie von Rupke erfahren (Wiki):
Während der 1840er Jahre kam Owen zu dem Schluß, daß die Arten als Ergebnis einer Art evolutionären Prozesses entstehen. Er nahm sechs mögliche Mechanismen hierfür an: Parthenogenese, verlängerte Entwicklung, Frühgeburten, angeborene Mißbildungen, Lamarck'schen Gewebeschwund, Lamarck'sche Gewebevergrößerung und Transmutation, wobei er von letzterer annahm, daß sie am wenigsten wahrscheinlich eine Rolle spielen würde. (...) Am Ende seines Buches "Über die Natur der Gliedmaßen" von 1849 äußerte Owen die Vermutung, daß die Menschen letztlich von den Fischen her aufwärts evoluiert seien als das Ergebnis von Naturgesetzen. Im Manchester Spectator wurde er dafür kritisiert, da er leugnen würde, daß Arten wie der Mensch durch Gott geschaffen seien. Owen sympathisierte deshalb zwar mit Entwicklungstheorien der Evolution, schreckte aber davor zurück, öffentlich darüber zu reden, nachdem schon ein anonym publiziertes Evolutionsbuch "Vestiges of Natural History of Creation" 1844 kritische Reaktionen hervorgerufen hatte.
Sometime during the 1840s Owen came to the conclusion that species arise as the result of some sort of evolutionary process. He believed that there was a total of six possible mechanisms: parthenogenesis, prolonged development, premature birth, congenital malformations, Lamarckian atrophy (Gewebeschwund), Lamarckian hypertrophy (Gewebevergrößerung) and transmutation, of which he thought transmutation was the least likely. The historian of science Evelleen Richards has argued that Owen was likely sympathetic to developmental theories of evolution, but backed away from publicly proclaiming them after the critical reaction that had greeted the anonymously published evolutionary book "Vestiges of the Natural History of Creation" in 1844 (...). Owen had been criticized for his own evolutionary remarks in his "Nature of the Limbs" in 1849, At the end of "On the Nature of Limbs" Owen had suggested that humans ultimately evolved from fish as the result of natural laws, which resulted in his being criticized in the Manchester Spectator for denying that species such as humans were created by God.
Über das hier erwähnte, anonym publizierte Buch ist zu erfahren (Wiki):
"Vestiges of the Natural History of Creation" (dt.: Spuren der Naturgeschichte der Schöpfung) war ein in London im Jahr 1844 anonym publiziertes populärwissenschaftliches Buch. In ihm wurde die Idee einer deistischen, d. h. ohne direkte göttliche Eingriffe verlaufenden kosmischen, geologischen und biologischen Evolution vertreten. Es fand weite Verbreitung und wurde wegen seiner unorthodoxen und spekulativen Vorstellungen kontrovers in der damaligen viktorianischen Gesellschaft rezipiert.  Der Autor, der 1871 verstorbene schottische Verleger Robert Chambers, wurde erst in der 1884 posthum erschienenen 12. Auflage des Buches offenbart. Die erste deutsche Übersetzung (...) erschien 1851.
Und weiter zu Owen (Wiki):
In 1854, gave a British Association talk on the impossibility of bestial apes, such as the recently discovered gorilla, standing erect and being transmuted into men, but Owen did not rule out the possibility that humans had evolved from other extinct animals by evolutionary mechanisms other than transmutation. (...)

On the publication of Darwin's theory, in "On The Origin of Species", he sent a complimentary copy to Owen, saying "it will seem 'an abomination'" (eine Abscheulichkeit). Owen was the first to respond, courteously claiming that he had long believed that "existing influences" were responsible for the "ordained" (vorbestimmte) birth of species. Darwin now had long talks with him and Owen said that the book offered the best explanation "ever published of the manner of formation of species". (...) It appears that Darwin had assured Owen that he was looking at everything as resulting from designed laws, which Owen interpreted as showing a shared belief in "Creative Power". 
1860 veröffentlichte Owen eine Rezension zu Darwin's Buch:
In ihr zeigte Owen seinen Unmut über das, was er als Darwin's Karrikatur der kreationistischen Position ansah, und daß er ignorieren würde Owen's "Axiom von dem kontinuierlich geschehenden, vorgesehenen Werden der lebenden Dinge".
In it Owen showed his anger at what he saw as Darwin's caricature of the creationist position, and his ignoring Owen's "axiom of the continuous operation of the ordained becoming of living things".
Owen war der Begründer des Museums für Naturgeschichte in London und im Jahr 1860 forderte er - nachdem das Museum immer größere Popularität erhalten hatte infolge des Buches von Darwin - eine räumliche Erweiterung desselben, denn zur Zeit könne er den Besuchern gar nicht all jene Fossilien zeigen, für die sie sich nun durch das Buch von Darwin angefangen hätten zu interessieren (Wiki):
As head of the Natural History Collections at the British Museum, Owen received numerous inquiries and complaints about the Origin. His own views remained unknown: when emphasising to a Parliamentary committee the need for a new Natural History museum, he pointed out that "The whole intellectual world this year has been excited by a book on the origin of species; and what is the consequence? Visitors come to the British Museum, and they say, 'Let us see all these varieties of pigeons: where is the tumbler, where is the pouter?' and I am obliged with shame to say, I can show you none of them" .... "As to showing you the varieties of those species, or of any of those phenomena that would aid one in getting at that mystery of mysteries, the origin of species, our space does not permit; but surely there ought to be a space somewhere, and, if not in the British Museum, where is it to be obtained?" 
Die Erweiterung des Museums wäre dringend notwendig, damit die Öffentlichkeit sich besser auseinandersetzen könne mit dem "Geheimnis aller Geheimnisse, dem Ursprung der Arten", so Owen. - Insgesamt haben wir es hier mit einer biologischen Denktradition des 19. Jahrhunderts zu tun, die am Anfang des 21. Jahrhunderts wieder wachsende Attraktivität für Biologen besitzt.
______
*) Von uns gefunden im Nachlaß des deutschen Biophysikers Gerold Adam (1933-1996) (Wiki), der als Zellphysiologe und Alternsforscher ebenfalls an einer naturalistischen, nicht-darwinistischen Theorie der Evolution arbeitete. In einer Kopie dieser Rezension hat er 1994, zwei Jahre vor seinem Tod, die im folgenden zitierten Passagen gelb markiert.

/ Erster Entwurf:
20.7.2019 /
____________________________________
  1. Rupke, Nicolaas Adrianus: Richard Owen - Victorian Naturalist. Yale, New Haven/ London 1994 
  2. Rupke, Nicolaas Adrianus: Richard Owen - Biology without Darwin. University of Chicago Press, Chicago/ London 2009 (bearbeitete Neuauflage der Ausgabe von 1994)
  3. Webster, Stephen: Review: The truth about Darwin's old foe. New Scientist, 3. September 1994, https://www.newscientist.com/article/mg14319414-600-review-the-truth-about-darwins-old-foe/.
  4. Bading, Ingo: Was geschieht im heranreifenden Embryo mit der Epigenetik? Neueste Erkenntnisse zur epigentischen Vererbung an nachfolgende Generationen, 30. März 2020, https://studgendeutsch.blogspot.com/2020/03/was-geschieht-im-heranreifenden-embryo.html.
  5. Bauer, Joachim: Das kooperative Gen - Abschied vom Darwinismus. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008
  6. Otis, Laura: Johannes Müller. The Virtual Laboratory. 2004. (ISSN 1866-4784), http://vlp.mpiwg-berlin.mpg.de/references?id=enc22.
  7. Chambers, Robert: Natürliche Geschichte der Schöpfung des Weltalls, der Erde und der auf ihr befindlichen Organismen, begründet auf die durch die Wissenschaft errungenen Thatsachen. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1851 (GB)

Samstag, 11. April 2020

Troia, Homer und die germanischen Götter

Hinführung zum Thema
- Neue Erkenntnisse

Vorbemerkung 26.10.2022: Das Verhältnis zwischen dem nördlichen Europa und der Ägäis sehen wir inzwischen mit anderen Augen (als in diesem Blogbeitrag dargestellt), seit wir wissen, daß die Menschen des mykenischen und antiken Griechenland nur acht Prozent indogermanische Steppengenetik in sich trugen. Das heißt, daß die seelischen Gesetze der historischen Entwicklung in der Ägäis und in Nordeuropa doch noch als deutlich unterschiedlicher wahrgenommen werden müssen (Stgen2022) als wir das viele Jahre lang hier auf dem Blog getan haben.

*****

/ Zu diesem Blogartikel ist im Nachgang auch ein Video aufgenommen worden (12). /

Eine sehr schöne, 23-minütige Radiosendung (bzw. einen Podcast) zur "Ilias" (Wiki) von Homer und zu neueren Forschungen zu dieser Dichtung ist 2018 von "radioWissen" erstellt worden im Auftrag des "Bayerischen Rundfunks" (1). Auch jemand, der mit dieser ersten, großen Dichtung des Abendlandes schon früher einmal Bekanntschaft gemacht hat, kann in dieser kurzen Sendung allerhand Neues erfahren. Zugleich aber handelt es sich bei ihr um eine sehr lebendige Einführung in das Thema selbst, also sprichwörtlich um einen "Anbeißer". 

Hat man einmal angefangen, sich mit dem Thema zu beschäftigen, läßt es einen so schnell nicht wieder los - wie vielen Europäern und Deutschen sonst in den vergangenen Jahrhunderten (1-11).

Abb. 1: Alle Orte, die im Schiffskatalog der "Ilias" erwähnt werden. Die Zahl hinter dem Namen gibt die Anzahl der Schiffe aus dieser Stadt an (Wiki) - Armes Troia! So viele Schiffe!

Die "Ilias" gewährt einen so reichen Einblick in das Denken, in die Weltauffassung, in die Gott-Auffassung der antiken Griechen. 

Und dieses ganze Weltverständnis steht dem Weltverständnis des bronzezeitlichen, europäischen Menschen sicherlich insgesamt viel näher als jede andere literarische Überlieferung oder als sprachgeschichtliche oder archäologische Forschungen dies sonst in dieser Dichte erschließen könnten.*)

Immerhin können letztere wertvolle Ergänzungen liefern und immerhin können letztere immer nur wieder erneut durch neue Detailerkenntnisse bestätigen, wie vieles an der "Ilias" des Homer eben nicht nur Dichtung, sondern zugleich auch historische Überlieferung ist. So heißt es in einem soeben veröffentlichten Artikel von Seiten der in Troja gegenwärtig ausgrabenden Archäologen (2):

Freilich läßt die griechische Überlieferung niemanden unberührt, der auf dem Hisarlık gräbt. Denn wer Homer liest, erkennt die von ihm beschriebene Szenerie mit ihren Flüssen, Bergen und vorgelagerten Inseln sofort wieder. In Details wich er zwar ab, doch schon Schliemann notierte vier Jahre nach Grabungsbeginn (gekürzt): "Homer ist nun einmal kein Historiker, sondern ein Dichter, und man muß ihm die Übertreibung zugutehalten." Mit diesem kritischen Blick aber kam bislang noch jeder Ausgräber zu dem Schluß: Homers Beschreibungen passen zum Hisarlık.

Selbst einem Wissenschaftsbeobachter, der Forschungsberichte zu Ausgrabungen in Troja in den letzten Jahrzehnten am Rande immer einmal wieder mitgelesen hat - wie der Autor dieser Zeilen - muß dieser Umstand so noch nicht bewußt gewesen sein. Überhaupt ist der soeben zitierte, bei "Spektrum der Wissenschaft" nach vier Jahren erneut veröffentlichte Artikel eine sehr gefährliche "Einstiegsdroge" (2). Der Artikel stammt original aus der Feder der derzeitigen Ausgräber von Troja, insbesondere von Ernst Pernicka, dessen Forschungen man als Wissenschaftsbeobachter schon seit Jahrzehnten verfolgen und bewundern konnte.

Was hat die Prignitz in Brandenburg mit Homer zu tun?

Für Menschen beispielsweise, die in der Prignitz in Brandenburg beheimatet sind - oder überhaupt in Deutschland - hat die Ilias von Homer ja eine ganz neue Bedeutung erhalten (sie wissen es meistens nur noch nicht), seit die Archäologen in den letzten Jahren festgestellt haben, daß die Art der Bestattung des Königs Hinz im berühmten Königsgrab von Seddin in der Prignitz im nördlichen Brandenburg - nämlich in "drei Särgen", wovon auch die örtliche Volksüberlieferung schon ohne Ausgrabungen seit 2.700 Jahren wußte - exakt jener Art der Bestattung gleicht, die der Held Achill seinem berühmten Freund Patroklos zuteil werden ließ so wie es in der "Ilias" beschrieben ist (3-9).

Die Forschung spricht diesbezüglich inzwischen von den sogenannten "Homerischen Heroengräbern". Ein solches ist auch das Königsgrab von Seddin aus der Zeit um 700 v. Ztr. und manche anderen Hügelgräber dieser Zeitstellung bis hinauf nach Dänemark und bis hinüber in das Land am Unterlauf der Weichsel. Schon allein dieser Umstand macht deutlich, wie viel die "Ilias" von Homer nicht nur mit den Menschen der Antike im Mittelmeerraum zu tun hat, sondern eben auch mit den Menschen am Beginn der Eisenzeit im übrigen Europa bis hinauf nach Dänemark.*)

Der neue Forschungsbericht macht weiterhin auch bewußt, daß all die vielen bronzezeitlichen Höhenburgen in Mitteldeutschland und Mitteleuropa mit ihrer Akropolis ganz oben auf dem Berg und mit ihren terrassierten Vorburgen, deren Terrassen noch heute allerorten in der Landschaft besichtigt werden können, nichts anderes waren als ebenso mächtige Völkerburgen wie jene Völkerburg von Troja. Um sie hat es nicht selten ebenso aufwühlende Kämpfe und Kriege gegeben wie im Mittelmeerraum. Allerdings wurde eben die Schrift in Mitteleuropa nicht um 700 v. Ztr. eingeführt, sondern frühestens zur Zeit Karls des Großen um 800 n. Ztr., also 1.500 Jahre später. In diesen 1.500 Jahren hatte sich der "Geist der Zeit" völlig gewandelt.

Wandel des Zeitgeistes ohne und mit Schrift

Ein etwaiges "Goldenes Zeitalter" der Nordischen Bronzezeit und der Süddeutschen Bronzezeit und der Hallstatt-Kultur war bis dahin in Mitteleuropa längst der Vergessenheit anheim gefallen. Ein Held im Sinne der homerischen Helden der Ilias, ein Held vom Schlage Achills oder vom Schlage eines Patroklos war zu einem "König Hinz" geworden. Er konnte zum "König Hinz" werden, weil es 1.500 Jahre lang in Mitteleuropa keinen Sänger wie Homer gegeben hatte, der die mitteleuropäischen Helden-Gesänge der Zeit um 700 v. Ztr. aufgeschrieben hätte.

Die Völker Mitteleuropas nach 700 v. Ztr. konnten sich also nicht für einen aufgeschriebenen Heldengesang begeistern so wie es die Griechen nach 700 v. Ztr. bis zu ihrem Untergang in der Spätantike um 500 n. Ztr. getan haben. Es wird hieran erkennbar, wie ein großer Dichter, eine große Heldendichtung den Geist eines ganzen Volkes und eines von ihm mit beeinflußten Zeitalters ("Hellenismus", Spätantike) mitbestimmen kann auch dann noch, wenn der Geist dieser Dichtung in zeitgleichen schriftlosen Kulturen über die Jahrhunderte hin verloren gegangen war, weil er dort eben nicht hatte schriftlich fixiert werden können.  

Mit der "Ilias" des Homer ragt das "Goldene Zeitalter" der Bronzezeit über die antik-griechische Kultur weit hinein in das europäische Geistesleben, zunächst in das der antiken Mittelmeerwelt, dann in das der Renaissance und der Klassik und des europäischen humanistischen Bildungsideals. Erst eine Zeit nach 1945 hat sich von einer umfangreicheren Begeisterung für diese Geisteswelt der antiken Mittelmeerwelt und damit der eigenen europäischen Bronzezeit wieder - zum Teil weit - entfernt.**)

"Noch ist Griechisch nicht verboten," mußte der Altphilologe Joachim Latacz (geb. 1934) als Motto ausgeben, um auf die heutige Randbedeutung seines eigenen Faches im modernen Geistsleben hinzuweisen. Altgriechisch ist zu einem Orchideenfach geworden, das war es das ganze 19. Jahrhundert hindurch nicht und auch nicht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Viele Hitler-Attentäter konnten Homer noch im Original lesen. Man fragt sich, welcher heutige "Widerständler" - welcher Couleur er immer sein mag - heute Homer noch im Original lesen kann. (Auch der Autor dieser Zeilen kann das nicht von sich behaupten. Seine Begabungsschwerpunkte hat er aber nie auf sprachlichem Gebiet sehen können, auch nicht seine Lehrer ...)

Aha, und indem man diesem Motto nachgeht, erfährt man, daß es schon von der Dichterin Dorothee Soelle (1929-2003) (Wiki) ausgegeben worden war. Sie schrieb das folgende Gedicht (3):
meine junge tochter fragt mich
griechisch lernen wozu
sym-pathein sage ich
eine menschliche Fähigkeit
die tieren und maschinen abgeht
lerne konjugieren
noch ist griechisch nicht verboten.
____________
*) 26.10.22: In diesem Beitrag spielen wir herunter, daß es nicht nur viele Gemeinsamkeiten zwischen den vormittelalterlichen Kulturen in Nordeuropa und in der Ägäis gibt, sondern auch deutliche Unterschiede, etwa zwischen der heidnisch-germanischen und der antik-griechischen Götterwelt. In der germanischen Gottvorstellung leben Götter und Menschen parallel, in der griechischen Gottvorstellung greifen die Götter ständig als rächende oder schützende Götter in die menschlichen Schicksale ein, zeugen Kinder mit Menschen ("Halbgötter") und ähnliches. Diese letztere Gottvorstellung findet sich auch in anderen Kulturen des Vorderen Orients (z.B. im Reich des Sargon von Akkad). Sie wird von ihren Ursprüngen her in vielem nicht indogermanischer, sondern vorindogermanischer Herkunft im Bereich der Ägäis sein. Das schmälert allerdings nicht den Wert der Ilias für die abendländische Kultur. Im Gegenteil, sie ermöglicht uns, was schon Hölderlin formulierte, nämlich "dem eigenen Ursprung als einem fremden begegnen".
**) Vielleicht bietet sich auch ein Vergleich mit der Geschichte Roms an. Auch der Geist des römischen Volkes stand - vor der Hellenisierung Italiens - sicherlich dem "nüchterneren" Geist der zeitgleichen keltischen und germanischen Völker näher als dem Geist des zeitgleichen Griechenland. Altlatein gibt es ja erst seit dem 3. Jhdt. v. Ztr. (Wiki). Bis zu jenem Zeitpunkt also war der Geist der Bronzezeit, der bis 700 v. Ztr. auch in Italien - hypothetischerweise - noch vorherrschend gewesen sein könnte (mit vergleichbaren Heldengesängen), aufgrund der dort ebenfalls vorherrschenden, mangelnden schriftlichen Fixierung verloren gegangen. Aber dann wäre schon auch zu fragen, ob und wie das innerhalb von 400 Jahren hatte geschehen können. Oder wäre umgekehrt zu sagen, daß die Ilias in der Völkerwelt doch einzigartiger dastand - auch schon 700 v. Ztr. - als mündlich überlieferte Heldengesänge andernorts?

___________
  1. Morawetz, Thomas: Homer - Der erste Dichter des Abendlandes. Podcast von BR radioWissen, 23 min, 10.04.2018, https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/homer-der-erste-dichter-des-abendlandes/32770, auch: https://podcasts.google.com/?q=homer%20der%20erste%20dichter.
  2. Ernst Pernicka, Peter Jablonka und Magda Pieniążek: Das mächtige Troja Schicht für Schicht erkundet. 09.04.2020 (Lesedauer ca. 21 Minuten), https://www.spektrum.de/news/wer-hat-troja-entdeckt/1429756 (am selben Ort zuerst erschienen 17.11.2016)
  3. Bading, Ingo: Hektor, Patroklos und Achill - Sie lebten auch in Deutschland, 29.07.2019, https://youtu.be/13WSEl5tkx0.
  4. Koenigsgrab Seddin - Ein Monument der Bronzezeit 2, 13.5.2019, https://youtu.be/2p8XlppYoVQ
  5. Hansen, Svend: Von Seddin nach Smyrna, Audiodatei, http://www.landkreis- prignitz.de/de/zu-gast-im- landkreis/tourismus/zao/zao_ seddin_audiodatei.php
  6. Das "Königsgrab" von Seddin. http://www.landkreis- prignitz.de/de/zu-gast-im- landkreis/tourismus/zao/zao _seddin.php
  7. May, Jens: „Königsgrab“ von Seddin, publiziert am 06.05.2019; in: Historisches Lexikon Brandenburgs, URL: http://www.brandenburgikon.net/i ndex.php/de/sachlexikon/koenig sgrab [1.8.2019]
  8. Radziwill, Peter (Perleberg): Troja in der Prignitz?  5. Januar 2018, http://peter-radziwill.de/troja-in-der-prignitz 
  9. Svend Hansen, Jens May, Franz Schopper: The ritual landscape in the area of the royal tomb of Seddin in the Prignitz research project: B-2-5, https://www.topoi.org/project/b-2-5/, XXL - Monumentalized Knowledge. Extra-Large Projects in Ancient Civilizations Research Group B-2, in: Excellence Cluster Topoi: The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations, https://www.topoi.org/group/b-2/
  10. Schmude, Michael P.: http://casa-grammatica.de/noch-ist-griechisch-nicht-verboten/.
  11. Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. Koehler & Amelang, München u. a. 2001, (2. Auflage. 2001; 3., durchgesehene und verbesserte Auflage. 2001; 5., aktualisierte und erweiterte Auflage. 2005, 6., aktualisierte und erweiterte Auflage. 2010
  12. Bading, Ingo: Troia, Homer und die germanischen Götter, 11.04.2020, https://youtu.be/_Nz_DfXkLZk.

Freitag, 3. April 2020

Menschwerdung vor 300.000 Jahren - Auf das nördliche Afrika eingegrenzt?

Im zentralen, südlichen Afrika - etwa im heutigen Sambia südlich des Tanganijka-Sees
- Dort "im Süden" lebten unsere Vettern, die wir nicht mehr heiraten durften, um Menschen werden zu können

Unser Wissen über die Zeit der Menschwerdung in Afrika vor 300.000 Jahren, also über den "Archaischen Homo sapiens" (Wiki) wird immer komplexer (1, 2). Schon länger wird vermutet, daß ein 1921 in Sambia gefundener Schädel (Abb. 1) (Wiki) viel jünger ist als ursprünglich angenommen, nämlich nur 300.000 Jahre alt. Diese Datierung wurde nun erneut bestätigt (1, 2).

Abb. 1: Rekonstruktion des Homo sapiens sapiens vom Fundort Jebel Irhoud in Marokko, 300.000 Jahre alt (Neanderthal-Museum, Erkrath, Mettmann) (Wiki)

Damit ergibt sich aber, daß vor 300.000 Jahren mindestens drei Menschenarten nebeneinander in Afrika lebten:

  • Urtümliche Homo sapiens (von denen wir abstammen, und die sich von den gleichzeitigen Vorformen des Neandertalers, also dem Homo heidelbergensis in Europa schon unterscheiden), sowie
  • dieser in der Datierung nun bestätigte Homo heidelbergensis/Homo rhodesiensis-Fund (der sich von den zeitgleichen Heidelbergensis-Funden in Europa nicht wesentlich unterscheidet) und
  • die grazilen Homo naledi (die zwar aufrecht gingen, deren Gehirngröße aber nur wenig über der von Schimpansen lag).*)

Eine ähnliche Situation von mehreren parallelen Menschenarten wird für das zeitgliche Eurasien angenommen.*) Oder noch genauer (nach heutigem Kenntnisstand) (3):

Homo sapiens in Regionen wie Marokko und Äthiopien, Homo heidelbergensis in Süd- und Zentral-Afrika und Homo naledi in Südafrika, bekannt für seine primitiven Merkmale, einschließlich Merkmalen, die ihn fähig machen, auf Bäume klettern zu können.
Homo sapiens in places like Morocco and Ethiopia, Homo heidelbergensis in south-central Africa, and Homo naledi in South Africa, known for primitive features including traits suitable for tree-climbing.

Oder noch etwas anders der die Studie leitende Anthropologe Stringer (4):

"Bislang ist der Broken Hill-Schädel angesehen worden als Teil einer in Afrika weitverbreiteten evolutionären Sequenz mit allmählichen Übergängen vom archaischen zu modernen Menschen. Nun aber sieht es so aus, als ob die primitive Art Homo naledi in Südafrika überlebte, Homo heidelbergensis in Zentralafrika lebte und frühe Formen unserer eigenen Art in Regionen wie Marokko und Äthiopien."  
"Previously, the Broken Hill skull was viewed as part of a gradual and widespread evolutionary sequence in Africa from archaic humans to modern humans. But now it looks like the primitive species Homo naledi survived in southern Africa, H. heidelbergensis was in Central Africa, and early forms of our species existed in regions like Morocco and Ethiopia."

Damit könnte sich andeuten, daß der anatomisch moderne Mensch zwischen Äthiopien und Marokko zum anatomisch modernen Menschen geworden ist. Bekanntlich war die Sahara damals eine fruchtbare Steppenlandschaft wie man nicht nur durch geologische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte weiß, sondern auch noch an heutigen Felsbildern daselbst ablesen kann.

Abb. 2: Der datierte Broken Hill-Schädel, gefunden 1921, in einer Nachbildung (im Kelvingrove Art Gallery and Museum of Glasgow, Fotograf: Nachosan) (Wiki)

Damit würde deutlicher werden, daß die schon angenommene Mosaik-Evolution in Afrika vor 300.000 Jahren tatsächlich eine solche war, daß hier also nicht Afrika-weit einheitlich eine Population einen Artwandel durchgemacht hat hinüber in eine andere, anatomisch modernere Art, sondern daß zeitgleich in unterschiedlichen Regionen Afrikas parallel unterschiedliche Entwicklungen statthatten. Und die genetischen und archäogenetischen Daten in jüngsten Studien (u.a. auch von David Reich) gaben schon Hinweise darauf, daß es nicht nur außerhalb von Afrika Einkreuzungen von Neandertalern in unsere Linie gab, sondern auch noch in Afrika Einkreuzungen ursprünglicher Menschenarten in unsere Linie (5).

Einen Vertreter einer solchen zeitgleichen, ursprünglicheren Menschenart scheint man nun mit diesem Broken Hill-Schädel vor sich zu haben (Abb. 2).

Natürlich, irgendwann muß es ja zur Abspaltung der anatomisch moderneren Menschenformen von den anatomisch archaischeren gekommen sein. Diese fand also innerhalb Afrikas und auch dort noch einmal regional begrenzt statt. Und natürlich konnten die beiden Menschenarten, die sich da anfangs unterschiedlich entwickelten, phasenweise noch Genmaterial miteinander austauschen. Es muß aber natürlich auch Zeiten der genetischen Isolation voneinander gegeben haben.

Spannend wird nun sein, noch genauer einzugrenzen, in welchem Zeitraum genau es zu einer isolierten Weitentwicklung zum anatomisch modernen Menschen hin - vermutlich im nördlichen Afrika - gekommen ist. Und wann genauer es dann nach dieser isolierten Weiterentwicklung zu einer erneuten Einkreuzug gekommen ist, ohne daß dann aber die weiter entwickelten Merkmale dabei wieder verloren gegangen sind.

Auch wäre zu klären, warum eigentlich der Homo heidelbergensis so lange parallel zum Homo naledi leben konnte, warum der eine den anderen nicht "ausgerottet" hat oder zum Aussterben gebracht hat über viele hunderttausende von Jahren hinweg. Und es dürfte spannend sein zu erfahren, wie es dann zum Genetic Replacement nicht nur ab 40.000 Jahren vom nördlichen Afrika aus in Europa gekommen ist, sondern vor vielleicht 100.000 Jahren (?) zum Genetic Replacement gekommen ist vom nördlichen Afrika aus Richtung Südafrika.

... Und Übergänge zum Klassischen Neandertaler im Levanteraum

Ergänzung, 25.6.21: In Israel haben noch um 130.000 v. Ztr. Menschenformen gelebt, deren Schädelreste aufzeigen, daß sie eine Vorform des Klassischen Neandertalers darstellten (6-10). Auch dort also hatten sich um 130.000 v. Ztr. die eigentlichen Vorfahren von uns anatomisch modernen Menschen noch nicht etabliert. Dieser Raum gehört vielmehr zum Entstehungsraum der zeitgleichen Klassischen Neandertaler. Und bei dieser Entstehung scheint eine Einmischung von Genen von anatomisch modernen Menschen, die zeitgleich anderwärts in Nordafrika gelebt haben, eine Rolle gespielt zu haben (7).

Ergänzung, 23.9.21: Die Steinwerkzeug-Kultur, die der anatomisch moderne Mensch in Afrika seit der Zeit vor 300.000 Jahren nutzte ("Mittelpaläolithikum") wurde in Afrika erst vor 60.000 bis 30.000 Jahren von moderer Steinwerkzeug-Kultur ersetzt, in Teilen Westafrikas aber sogar erst vor 11.000 Jahren (11).

Ergänzung 15.10.21: In den Höhlen an der Südküste des Mittelmeeres, an der Küste Nordwestafrikas und Südafrikas wurden schon häufiger kleine, künstlich gelochte Meermuscheln aus dem Mittelpaläolithikum gefunden, die in dieser Form als Kettenanhänger gedient haben werden. Der älteste diesbezüglich gemachte Fund wurde erst jüngst gemacht, er ist 142.000 Jahre alt und stammt aus einer Höhle in Marokko, die 12 Kilometer von der Atlantikküste entfernt liegt (12).

Ergänzung 13.1.2021: Zwei frühe Menschenfunde von Omo-Kibish und Herto in Äthipien sind inzwischen neu datiert worden auf etwa 200.000 Jahre vor heute (13):

"Unsere neuen Alterseingrenzungen stimmen mit den meisten Modellen für die Evolution des modernen Menschen überein, nach denen der Ursprung des Homo sapiens und seine Trennung von archaischen Menschenformen auf die Zeit zwischen 350.000 und 200.000 Jahren vor heute eingegrenzt werden."
"Our new age constraints are congruent with most models for the evolution of modern humans, which estimate the origin of H. sapiens and its divergence from archaic humans at around 350-200 ka."

__________
*) (2): "The result suggests that later Middle Pleistocene Africa contained multiple contemporaneous hominin lineages (that is, Homo sapiens, H. heidelbergensis/H. rhodesiensis and Homo naledi), similar to Eurasia, where Homo neanderthalensis, the Denisovans, Homo floresiensis, Homo luzonensis and perhaps also Homo heidelbergensis and Homo erectus were found contemporaneously."
__________
  1. https://www.sciencenews.org/article/broken-hill-skull-fossil-may-be-from-african-ghost-population
  2. Rainer Grün et al. Dating the skull from Broken Hill, Zambia, and its position in human evolution, Nature (2020). DOI: 10.1038/s41586-020-2165-4, https://www.nature.com/articles/s41586-020-2165-4
  3. https://www.reuters.com/article/us-science-skull/landmark-skull-fossil-provides-surprising-human-evolution-clues-idUSKBN21J60V
  4. https://phys.org/news/2020-04-fossil-skull-modern-human-ancestry.html.
  5. https://www.sciencenews.org/article/some-west-africans-may-have-dna-genes-ancient-ghost-hominid
  6. https://nachrichten.idw-online.de/2021/06/24/der-neandertaler-hat-keine-rein-europaeische-entstehungsgeschichte/
  7. Dramatic discovery in Israeli excavation: A new type of Homo unknown to science. 23.06.2021, https://youtu.be/OGPKRuyd-5M.
  8. https://science.orf.at/stories/3207302/
  9. https://www.scinexx.de/news/biowissen/neue-fruehmenschen-form-entdeckt/ 
  10. A Middle Pleistocene Homo from Nesher Ramla, Israel  By Israel Hershkovitz, Hila May, Rachel Sarig, Ariel Pokhojaev, Dominique Grimaud-Hervé, Emiliano Bruner, Cinzia Fornai, Rolf Quam, Juan Luis Arsuaga, Viktoria A. Krenn, Maria Martinón-Torres, José María Bermúdez de Castro, Laura Martín-Francés, Viviane Slon, Lou Albessard-Ball, Amélie Vialet, Tim Schüler, Giorgio Manzi, Antonio Profico, Fabio Di Vincenzo, Gerhard W. Weber, Yossi Zaidner  Science25 Jun 2021 : 1424-1428, https://science.sciencemag.org/content/372/6549/1424
  11. Scerri, Eleanor: Erste menschliche Kultur überdauerte 20.000 Jahre länger als bislang bekannt  - Bevölkerungsgruppen im äußersten Westen Afrikas nutzten bis vor 11.000 Jahren die frühesten Steinwerkzeug-Technologien unserer Art, 11. Januar 2021, https://www.shh.mpg.de/1938291/scerri-young-middle-stone-age  
  12. Sehasseh, E. M. et al. (2021). Early Middle Stone Age personal ornaments from Bizmoune Cave, Essaouira, Morocco. Science Advances, 7: eabi8620 (22. Sept. 2021): https://www.science.org/doi/epdf/10.1126/sciadv.abi8620
  13. Vidal, C.M., Lane, C.S., Asrat, A. et al. Age of the oldest known Homo sapiens from eastern Africa. Nature (2022), 12.1.2022, https://doi.org/10.1038/s41586-021-04275-8, 
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

Registriert unter Wissenschafts-Blogs

bloggerei.de - deutsches Blogverzeichnis

Haftungsausschluß

Urheber- und Kennzeichenrecht

1. Der Autor ist bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu beachten, von ihm selbst erstellte Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen.

2. Keine Abmahnung ohne sich vorher mit mir in Verbindung zu setzen.

Wenn der Inhalt oder die Aufmachung meiner Seiten gegen fremde Rechte Dritter oder gesetzliche Bestimmungen verstößt, so wünschen wir eine entsprechende Nachricht ohne Kostennote. Wir werden die entsprechenden Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte sofort löschen, falls zu Recht beanstandet.