Eine erste Demonstration für eine bessere Familienpolitik hat am letzten Wochenende in Berlin stattgefunden. Zuerst hatte auch das "Familiennetzwerk" dazu aufgerufen (St. gen. berichtete), davon aber Abstand genommen, als klar wurde, daß die Demonstration eher eine Zustimmung zur Familienpolitik der Regierung darstellen sollte, als eine Kritik an ihr. Infolge dessen kamen nur 250 Teilnehmer. Aber immerhin. Hier ein Foto, das Mut machen könnte auf weitere Demonstrationen (Idea.de):
"Die Demonstranten forderten Wahlfreiheit der Eltern für die Betreuung ihrer Kinder, ein höheres Kindergeld für Familien mit mehreren Kindern und höhere Steuerfreibeträge."
(Auch hier ein - allerdings nicht aktualisierter - Bericht: Pro-Medienmagazin.de)
Auch Eva Herman ruft inzwischen zu Demonstrationen auf (Michael Blume):
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Zufälligerweise stieß ich übrigens auf den Anfang April in der FAZ erschienenen Artikel (FAZ), über den dann später auch der "Spiegel" hergezogen ist. (s. St. gen.) Von diesem sollen die ersten zwei Drittel hier nur der Dokumentation und Information halber mitgeteilt werden. In dem Artikel ist vieles noch sehr bescheiden und zurückhaltend ausgedrückt. Das Gehalt eines amerikanischen Richters für eine kinderreiche Mutter wird hier noch nicht gefordert. Hier wird klar, daß den Familien vielfach (noch) gar nicht klar ist, was in unserem Staat schlichte Leistungsgerechtigkeit bedeutet, bzw. bedeuten würde.
"Die Demonstranten forderten Wahlfreiheit der Eltern für die Betreuung ihrer Kinder, ein höheres Kindergeld für Familien mit mehreren Kindern und höhere Steuerfreibeträge."
(Auch hier ein - allerdings nicht aktualisierter - Bericht: Pro-Medienmagazin.de)
Auch Eva Herman ruft inzwischen zu Demonstrationen auf (Michael Blume):
Nach ihrem Bestseller "Das Eva-Prinzip" hat Eva Herman nun ein neues Buch angekündigt, das "Das Noah-Prinzip" heißen und den Untertitel "Warum wir die Familie retten müssen" tragen soll. Laut ideaSpektrum 27/2007 rief sie außerdem dazu auf, Christen sollten "verstärkt gegen das Bundesfamilienministerium protestieren", denn dessen "Engagement für 500.000 zusätzliche Krippenplätze könne zu einer gesellschaftlichen Mentalitätsveränderung führen. Die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sei vom Schöpfer vorgesehen; Kinder brauchten mütterliche Nähe."Naja. Statt vom "Schöpfer" kann man auch von der Natur reden, da können dann mehr Menschen vorbehaltlos zustimmen. Doch ob unter christlichen oder nichtchristlichen Vorzeichen mehr Geld an die Familie gezahlt wird, sieht man dem Geld selbst nicht an: Hauptsache die grundlegende Fehlentscheidung von Konrad Adenauer aus dem Jahr 1957 anläßlich der damaligen Rentenreform wird endlich korrigiert.
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Zufälligerweise stieß ich übrigens auf den Anfang April in der FAZ erschienenen Artikel (FAZ), über den dann später auch der "Spiegel" hergezogen ist. (s. St. gen.) Von diesem sollen die ersten zwei Drittel hier nur der Dokumentation und Information halber mitgeteilt werden. In dem Artikel ist vieles noch sehr bescheiden und zurückhaltend ausgedrückt. Das Gehalt eines amerikanischen Richters für eine kinderreiche Mutter wird hier noch nicht gefordert. Hier wird klar, daß den Familien vielfach (noch) gar nicht klar ist, was in unserem Staat schlichte Leistungsgerechtigkeit bedeutet, bzw. bedeuten würde.
Ursula von der Leyen will nur das eine: Viele Krippen bauen. Aber was wollen die Mütter und Väter? Die 'Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung' hat zum Krippengipfel geladen. Und siehe da: Die einen haben eine Nanny, andere wollen selbst für die Kinder da sein. Und alle appellieren an die Unions-Ministerin: „Geben Sie uns das Geld! Lassen Sie uns selbst entscheiden!“
Ruth Schweigmann, Spelle: „Ich bin nur für die Kinder da“
„Als ich beim 15. Schulabschluss-Jubiläum war, hat mich jemand gefragt: ,Und? Was arbeitest du?' Das war schon gemein. Als ob die Arbeit einer Frau, die sich zu Hause um ihre vier Kinder kümmert, nichts wert sei. Dabei war für mich und meinen Mann schon immer klar, dass wir ein volles Haus mit vielen Kindern möchten. Wir wollen für unsere vier Kinder da sein und ihre Erziehung nicht in fremde Hände legen. Die Kinder sollen nicht das Gefühl haben, eine Last zu sein. Es sollte der Normalfall sein, die Kinder in der eigenen Familie zu haben, um sie dort selbst zu erziehen und ihnen die Werte zu vermitteln, die uns wichtig sind.
Mein Mann ist Angestellter im öffentlichen Dienst, da gibt es kein allzu großes Gehalt. Aber das Geld reicht. Wir leben nicht besonders pompös, wohnen in unserem Haus auf dem Land. Zurzeit kann ich mir nicht vorstellen, bald wieder in meinem Beruf als Kinderkrankenschwester zu arbeiten. Meine vier Kinder fordern mich derzeit genug. Das mit der Arbeit lasse ich aber noch auf mich zukommen. Mich regt auf, dass uns Bürgern ständig eingeredet wird, dass die Selbstverwirklichung einer Frau nur in der Erwerbstätigkeit stattfindet. Wenn aber abends alle gestresst nach Hause kommen, findet doch kein Familienleben mehr statt. Es ist etwas Wertvolles, was Mütter daheim für ihre Kinder leisten.“
Dorothea Böhm, Bielefeld: „Mein Lebensmodell ist anders“
„Als ich schwanger wurde, war das für meinen Mann und mich eine Ganz-oder-gar-nicht-Entscheidung: Obwohl ich promovierte Ärztin bin, habe ich mich dafür entschieden, zu Hause zu bleiben. Ich bin dankbar, dass mein Mann so viel verdient. Wir können es uns leisten, dass ich zu Hause bleibe, ohne uns arm zu fühlen. Seit sechs Jahren arbeite ich freiberuflich als Erziehungstrainerin und bin nach wie vor gerne für meine Söhne da, wenn sie mich brauchen. Ich bin alles andere als die häufig ins Spiel gebrachte akademisch ausgebildete, frustrierte Hausfrau. Als meine Kinder im Alter von fünf Jahren waren, hätte ich gerne angefangen, stundenweise zu arbeiten. Der Widerstand in der Berufswelt war damals aber zu groß. Auch heute ist so etwas nur sehr schwer möglich. Ich fände gut, wenn es häufiger akzeptiert würde, Babys und Kleinkinder mit zur Arbeit zu nehmen. In vielen Berufen wäre es bei etwas gutem Willen dazu möglich. Ich denke, Krippen für Kleinkinder sollten eine Notlösung bleiben. Gerade in den ersten Jahren der Kinder ist konstante emotionale Bindung viel wichtiger als Bildung. Es ist eben ein großer Unterschied, ob die Kinder irgendwo untergebracht werden oder man sich individuell daheim als Mutter um sie kümmert.
Andere Kulturen lehren uns, dass es sich lohnt, sich mehr um die Bedürfnisse der Babys zu kümmern, als wir es hierzulande tun. Daher plädiere ich dafür, dass Kinder mindestens drei Jahre in familiärer Betreuung bleiben, aber das müsste nicht zwingend im eigenen Haus stattfinden. An den Ideen von Familienministerin Ursula von der Leyen stört mich, dass eine gesellschaftliche Sogwirkung entsteht, die Kinder in Krippen abzugeben. Es ist gut, dass Frau von der Leyen viel Geld lockermachen will, aber sie will vorwiegend ihr eigenes Lebensmodell auf andere Familien übertragen. Ich bin der Meinung, dass man das Geld zur Finanzierung der Krippen besser den Kindern direkt geben sollte. Dann haben Familien selbst in der Hand, was sie damit machen. Ob sie damit eine Krippe bezahlen, eine Tagesmutter anstellen oder das Geld für ihre eigenen Erziehungskosten verwenden, ist ihnen dann selbst überlassen. Manchmal überlege ich schon, was ich in meinem Alter als Oberärztin verdienen würde. Finanziell gesehen wäre es auf jeden Fall besser gewesen, als Ärztin zu arbeiten. Trotzdem bin ich heute sehr zufrieden, mich für die Betreuung der Kinder entschieden zu haben. Kinder machen einen reich, wenn auch nicht in Euro.“
Wolfgang Rieß, Limburg: „Der Staat soll sich bescheiden“Auch das ist noch sehr bescheiden und zurückhaltend formuliert.
„Meine Frau und ich haben fünf Kinder. Bis auf einen Sohn, der schon aus dem Haus ist, leben noch alle daheim. Als das zweite Kind kam, ist meine Frau ganz zu Hause geblieben. Ich arbeite als Chemiker. Als die Kinder dann größer wurden, hat sie wieder angefangen zu arbeiten: kein regulärer Beruf, aber als Sportlehrerin, als Fitness-Trainerin sowie ehrenamtlich in der Kirche. Unsere Familie hat nur mein Einkommen, aber es reicht uns. Es ist eben alles eine Frage der Ansprüche, die man hat. Wenn es um das Thema Familie geht, dann schreibe wir unseren Töchtern bestimmt nicht vor, welchen Weg sie später einmal gehen sollen. Uns ist aber sehr wichtig, dass sie eine sehr gute Ausbildung bekommen. Sollten sie sich sich einmal dafür entscheiden, als Mutter zu Hause zu bleiben, haben sie später immer noch die Möglichkeit, in ihren erlernten Beruf einzusteigen. Solche Möglichkeiten haben Mädchen doch früher nicht so oft gehabt, wie das heute der Fall ist.
Wenn ich Familienministerin Ursula von der Leyen reden höre, dann wundere ich mich schon: 30 Prozent der Eltern sollen ihre Kinder in die Krippe bringen können. Das ist doch eine völlig willkürliche und lebensfremde Zahl. Überhaupt: Woher soll denn das Geld für die Krippen kommen? Etwa den Familien erst wegnehmen? Das ist für mich alles nicht sehr überzeugend. Zwar bin ich der Meinung, dass der Staat eine Grundversorgung bieten muss: Schule, Kindergarten und auch Krippen sollten öffentlich sein. Schließlich kann nicht jede Familie die Betreuung der Kinder selbst übernehmen. Frau von der Leyen ist ja auch wirklich tüchtig, sie sollte sich aber nicht zum Maßstab für andere Familien machen. Statt immer mehr Krippen zu subventionieren, sollten Menschen selbst entscheiden dürfen, was sie mit dem Geld vom Staat machen. Familienfreundlichkeit muss auch heißen, dass Kinder in unserer Gesellschaft wieder mehr Wert haben.“
Kathleen Ellenrieder, Aalen: „Nicht in fremde Hände“
„Die Erfahrung mit Kindern ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Da mein Mann arbeitet und unser Ernährer ist, kann ich meinen Kindern sehr viel Zeit geben. Wir erziehen unsere Kinder bilingual - die Großmutter stammt aus Großbritannien. Wenn die Kinder größer sind, sollen sie sich ja auch mit der Oma unterhalten können. Als ich im Alter von 25 Jahren die Universität beendet habe, entschlossen wir uns, eine Familie zu gründen. Unsere beiden Kinder sind also absolute Wunschkinder. Natürlich belächeln mich meine Bekannten manchmal, weil ich nicht arbeite. Inzwischen beneiden sie mich aber auch, weil es bei ihnen mit dem Kinderkriegen nicht so schnell klappt. Ich habe schon immer meine Mutter bewundert. Sie hatte ihren Beruf aufgegeben, um sich voll um ihre drei Kinder zu kümmern. So eine Mutter wollte ich auch immer sein. Deshalb kann ich zur Zeit noch nicht sagen, ob ich in den Beruf einsteige. Ich lasse das auf mich zukommen. Die Kinder brauchen mich, und ich will voll für sie da sein. Wirkliches Vertrauen in Krippen habe ich nicht. Ich möchte meine Kinder nicht in fremde Hände geben.
An der Debatte um die Krippen stört mich, dass es immer heißt, die Arbeit der Mütter daheim sei stumpfsinnig. Ohnehin ist das Ansehen der Mütter, die zu Hause bleiben, in Deutschland stark gesunken. Das kann nicht richtig sein. Wenn Familienministerin Ursula von der Leyen zu mehr Krippenplätzen drängt, dann ist das sicherlich gut für alleinerziehende Mütter. Mir scheint aber, dass hinter der ganzen Debatte lediglich die Idee steckt, mehr Frauen in Arbeit zu drängen. Solche Konzepte sind mir viel zu einseitig. Das zielt doch nur auf ein bestimmtes Lebensmodell ab. Man sollte niemanden zwingen, wie er zu leben hat. Wenn es um die finanzielle Familienförderung geht, finde ich die Idee des Familiensplittings gut. Wer einmal Kinder in die Welt setzt, sollte in den Genuss des Familiensplittings kommen. Ob man es mit Freibeträgen bei der Steuer oder über Direktzahlungen an die Familien macht: Jeder sollte doch selbst entscheiden, wofür er sein Geld nutzen will. Wenn für Kinderbetreuung gut bezahlt wird, werden sich auch gute Angebote etablieren. Sollte der Staat das Geld direkt an die Familie auszahlen, könnte ich mir auch vorstellen, es in einem Sparplan anzulegen - für den Fall, dass der einzige Ernährer ausfällt. Ein bisschen mehr Eigenverantwortung in diesem Land wäre nicht schlecht. Dazu müsste der Staat den Familien aber nach Steuern genug von ihrem Einkommen lassen.“
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