Samstag, 14. Juli 2007

Moderne Bindungsforschung

In einer Buchbesprechung der "FAZ" heißt es über einen neu erschienenen Elternratgeber (FAZ) (Hervorhebung durch mich, I.B.):
... Petri argumentiert dabei mit entwicklungspsychologischen Daten der Bindungsforschung. Diese zeigten, dass die Gestaltung des Selbstkonzepts der Heranwachsenden trotz des ihnen angeborenen Potentials an Temperament, Aussehen, Intelligenz, Begabung und Talenten und trotz ihres verzweigten Netzwerks von Freunden, Erwachsenen und Partnern stark abhängig ist von der Qualität der frühen Elternbindung. Demnach "scheinen die Korrekturmöglichkeiten durch elternunabhängige Erfahrungen sehr eingeschränkt zu sein". Die bekannte Gefahr ist, es mit der familiären Geborgenheit zu übertreiben. Eltern müssten ihr Kind "zu seiner Welteroberung und seiner Selbstvergewisserung über seine gewachsenen Fähigkeiten freigeben können, aber es auch bei seinem glücklichen Zurückkommen wieder freundlich auffangen".

Die Aufgaben der Eltern teilt Petri in klassische Geschlechterrollen auf. Die Mütter bevorzugen "ruhige Spiele mit Puppen oder Stofftieren", die Väter balgen sich mit ihren Kindern. Wenn der Nachwuchs ein Muttersöhnchen wird, sind die Väter unschuldig, denn sie "ermöglichen ihren Kindern die Eroberung der Welt". Somit dürfte in erster Linie den klammernden Frauen die Mahnung im Buchtitel gelten. ...
Die Rezension begann übrigens mit den Worten:
Ziel der Erziehung sei es, ein Individuum mit der Menge an Neurosen zu beladen, die es gerade ertragen kann, ohne zusammenzubrechen. Der Dichter W.H. Auden soll diese bitterbösen Worte Mitte des vergangenen Jahrhunderts aufgeschrieben haben. ...
Und sie endete mit den Worten:
... W.H. Auden blieben solch unangenehme Besuche bei Elternberatern erspart: Seinem möglichen Scheitern bei der Kindeserziehung entzog sich der Dichter durch Kinderlosigkeit.

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