Der Titel dieses Blog-Eintrags ist in Anlehnung an Larry Arnhart formuliert (1). Anlaß ist ein sehr langer Artikel im New Yorker über die Bonobo-Forschung (2).
Das Bild von den Bonobo's ist geprägt von den Forschungen des niederländischen Primatologen Frans de Waal. Er hat Bonobo's aber immer nur im Zoo beobachtet. Jetzt mehren sich Hinweise, daß sich Bonobo's in Gefangenschaft anders verhalten als Schimpansen, daß sie aber in der freien Natur ein so deutlich unterschiedliches Verhalten zu den Schimpansen nicht aufweisen.
Die Feldforschungen im Kongo betreibt ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Deutschen Gottfried Hohmann. Trotz jahrelanger Forschung sind die Ergebnisse weiterhin mager. Denn das Beobachten der Bonobo's in der freien Natur ist sehr schwierig. Einiges können die Forscher schon sagen und das ist im "New Yorker"-Artikel - im hinteren Drittel vor allem - zusammen getragen (2): Die in den Zoos beobachtbaren "Sexorgien" konnten in der freien Natur noch nicht beobachtet werden. Da sieht man die Bonobo's immer nur gruppenweise in den Bäumen sitzen und essen oder schlafen oder hinunter auf den Boden klettern, um weiterzuziehen. Möglicherweise ist also das Verhalten in Gefangenschaft auch durch den engen Raum bedingt, in dem die Bonobo's gehalten werden.
Was schon beobachtet werden konnte, ist, daß Bonobo's durchaus auch jagen (wie die Schimpansen), und daß sie auch in der freien Natur Aggressionen untereinander kennen, möglicherweise auch Mord und Kindesmord - wie bei den Schimpansen. Aggressiv sind die Bonobo's übrigens auch in den Zoo's, wofür in diesem Artikel zahlreiche Beispiele gegeben werden. (Zahlreiche abgebissene Finger- und Zehenglieder sowohl bei Bonobo's wie auch bei menschlichen Betreuern.)
Unser Bild von den Bonobo's sind also womöglich eher das Bild von "verhausschweinerten" Bonobo's. ("Verhausschweinerung" ist ein Begriff von Konrad Lorenz, der hier ganz passend erscheinen könnte ...) Also von Bonobo's, die in irgend einer Weise schon "Domestikations-Erscheinungen" aufweisen. Man darf gespannt sein, was die weiteren Forschungen im Kongo erbringen werden. Man gewinnt den Eindruck, daß dort noch eine so geduldige und einfallsreiche Beobachterin wie Jane Goodall fehlt ...
23.5.2019: Nachdem 2017 sich in der Forschung schon in vielen Punkten bestätigte, daß die Bonobo's sehr wohl eine deutlich mehr weiblich-dominierte und Sexualitäts-dominierte Lebensweise aufweisen (3-7), wird dies in einer Studie des Jahres 2019 noch einmal bekräftigt (8). Das wird in künftigen Blogartikel noch einmal aufzuarbeiten sein. Auch eine zugängliche Fernsehdokumentation mit der US-amerikanischen Anthropologin Frances White aus dem Jahr 2007 bietet neue Erkenntnisse (9, 10).
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Das Bild von den Bonobo's ist geprägt von den Forschungen des niederländischen Primatologen Frans de Waal. Er hat Bonobo's aber immer nur im Zoo beobachtet. Jetzt mehren sich Hinweise, daß sich Bonobo's in Gefangenschaft anders verhalten als Schimpansen, daß sie aber in der freien Natur ein so deutlich unterschiedliches Verhalten zu den Schimpansen nicht aufweisen.
Abb. 1: Bonobo - Fotografin: Amanda Downing, Wiki |
Die Feldforschungen im Kongo betreibt ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Deutschen Gottfried Hohmann. Trotz jahrelanger Forschung sind die Ergebnisse weiterhin mager. Denn das Beobachten der Bonobo's in der freien Natur ist sehr schwierig. Einiges können die Forscher schon sagen und das ist im "New Yorker"-Artikel - im hinteren Drittel vor allem - zusammen getragen (2): Die in den Zoos beobachtbaren "Sexorgien" konnten in der freien Natur noch nicht beobachtet werden. Da sieht man die Bonobo's immer nur gruppenweise in den Bäumen sitzen und essen oder schlafen oder hinunter auf den Boden klettern, um weiterzuziehen. Möglicherweise ist also das Verhalten in Gefangenschaft auch durch den engen Raum bedingt, in dem die Bonobo's gehalten werden.
Was schon beobachtet werden konnte, ist, daß Bonobo's durchaus auch jagen (wie die Schimpansen), und daß sie auch in der freien Natur Aggressionen untereinander kennen, möglicherweise auch Mord und Kindesmord - wie bei den Schimpansen. Aggressiv sind die Bonobo's übrigens auch in den Zoo's, wofür in diesem Artikel zahlreiche Beispiele gegeben werden. (Zahlreiche abgebissene Finger- und Zehenglieder sowohl bei Bonobo's wie auch bei menschlichen Betreuern.)
Unser Bild von den Bonobo's sind also womöglich eher das Bild von "verhausschweinerten" Bonobo's. ("Verhausschweinerung" ist ein Begriff von Konrad Lorenz, der hier ganz passend erscheinen könnte ...) Also von Bonobo's, die in irgend einer Weise schon "Domestikations-Erscheinungen" aufweisen. Man darf gespannt sein, was die weiteren Forschungen im Kongo erbringen werden. Man gewinnt den Eindruck, daß dort noch eine so geduldige und einfallsreiche Beobachterin wie Jane Goodall fehlt ...
23.5.2019: Nachdem 2017 sich in der Forschung schon in vielen Punkten bestätigte, daß die Bonobo's sehr wohl eine deutlich mehr weiblich-dominierte und Sexualitäts-dominierte Lebensweise aufweisen (3-7), wird dies in einer Studie des Jahres 2019 noch einmal bekräftigt (8). Das wird in künftigen Blogartikel noch einmal aufzuarbeiten sein. Auch eine zugängliche Fernsehdokumentation mit der US-amerikanischen Anthropologin Frances White aus dem Jahr 2007 bietet neue Erkenntnisse (9, 10).
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- Arnhart, Larry: Bonobos --The Politically Correct Primate, Darwinian Conservatism, July 24, 2007, http://darwinianconservatism.blogspot.com/2007/07/bonobos-politically-correct-primate.html
- Ian Parker: Swingers - Bonobos are celebrated as peace-loving, matriarchal, and sexually liberated. Are they? New Yorker, July 23, 2007, https://www.newyorker.com/magazine/2007/07/30/swingers-2
- "Unsere zwei Gesichter" - Interview mit Primatenforscher Dr. Martin Surbeck. In: Landeszeitung Lüneburg, Juni 2017, http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2017-06/40873066-landeszeitung-lueneburg-unsere-zwei-gesichter-interview-mit-primatenforscher-dr-martin-surbeck-007.htm
- Kriegerische Auseinandersetzungen könnten unterschiedliche Sozialstrukturen bei Schimpansen und Bonobos erklären. Pressemitteilung Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), Halle-Jena-Leipzig, 03.05.2017, https://www.idiv.de/de/news/news_single_view/news_article/warfare-may.html
- Die ganze Wahrheit über Bonobo-Sex, 10.7.2017, http://derstandard.at/2000061089847/Die-ganze-Wahrheit-ueber-Bonobo-Sex
- In fathering, peace-loving bonobos don't spread the love. Juli 2017, https://phys.org/news/2017-07-fathering-peace-loving-bonobos-dont.html
- In bonobo communities, just a few males monopolize reproduction, https://www.upi.com/Science_News/2017/07/10/In-bonobo-communities-just-a-few-males-monopolize-reproduction/3531499718904/
- Martin Surbeck, Christophe Boesch, (...) RichardWrangham, Emily Wroblewski, Klaus Zuberbühler, Linda Vigilant, Kevin Langergraber: Males with a mother living in their group have higher paternity success in bonobos but not chimpanzees. In: Current Biology, Volume 29, Issue 10, 20 May 2019, Pages R354-R355, https://doi.org/10.1016/j.cub.2019.03.040, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982219303380
- Dick Barlett, Harlan Reiniger, Andres Chastney, George Farley: The Last Great Ape. NOVA Documentary, 2007, https://youtu.be/A1ZtGv0qJGA, https://www.dailymotion.com/video/x2ex34t, https://youtu.be/OiFE7UuPRjY; https://www.pbs.org/wgbh/nova/bonobos/about.html; Transkript: https://www.pbs.org/wgbh/nova/transcripts/3403_bonobos.html
- Frances White - Internetseite, Universität von Oregon, 2011, https://blogs.uoregon.edu/fwhite/, https://anthropology.uoregon.edu/profile/fwhite/
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