Dienstag, 30. Oktober 2007

Waren Neandertaler "Weiße"?

In den Wissenschafts-Meldungen geisterte immer etwas herum von "Roten Haaren und Neandertaler", was mich auf den ersten Blick kalt ließ: Was interessieren einen schon die paar Prozent Rothaarige, die es heute bei Menschen gibt - oder früher bei Neandertalern gegeben haben könnte? Aber genaueres Lesen (Spekt. d. Wiss.) macht klar, daß es nicht nur um rote Haare geht, sondern auch um helle Haut, die ja nun auch bei modernen Menschen weiter verbreitet ist also rote Haare:
(...) "Genvarianten mit einer ähnlich verringerten Aktivität sind auch beim modernen Menschen bekannt - allerdings auf Grund anderer Mutationen", erläutert Michael Hofreiter. "Diese führen beim Menschen zu roter Haarfarbe. Wir können deshalb annehmen, dass auch ein Teil der Neandertaler möglicherweise rote oder hellere Haare und eventuell auch hellere Haut hatten."
Das ist alles hochgradig spannend, weshalb man gleich auch mal Razib Khan konsultieren sollte (Gene Expression 1, 2), der es - natürlich! - ebenso spannend findet. Ja, und er führt auch aus, daß dieses Forschungsergebnis impliziert, daß zur Evolution von hellerer Haut beim Menschen nun also offensichtlich nicht - wie bis dato vielfach angenommen - Ackerbau und Rinderzucht notwendig sind.

- Der gleiche Gedanke erhärtet sich mir übrigens immer mehr auch beim IQ, um hier gleich weiter zu schlußfolgern. Der höhere europäische IQ wird schon vor Einführung des Ackerbaus vorhanden gewesen sein und tatsächlich in der Eiszeit evoluiert sein ebenso wie die hellere Haut. Allerdings mußten - offenbar - die Grundlagen für diese IQ-Evolution in Afrika gelegt werden, denn sonst hätte ja auch der Neandertaler von sich aus einen höheren IQ evoluieren können und hätte nicht aussterben brauchen.

Aber so war es ja auch nach der Eiszeit: Komplexe Gesellschaften entstanden zuerst in der heutigen Südost-Türkei und - weltgeschichtlich gesehen - relativ spät auch in Nordeuropa. Aber Nord- und Mitteleuropa haben dann - als Spätzünder - alle anderen (zumindest bis heute) übertroffen (zusammen mit ihren nordamerikanischen und australischen Kolonien).

Aber wie sieht es mit dem ostasiatischen IQ aus, der höher ist als der IQ der amerikanischen Ureinwohner, mit denen die Ostasiaten am nächsten verwandt sind? Da der Großteil der amerikanischen Ureinwohner vor Beginn des Ackerbaus in Asien nach Amerika abwanderte, wird in Ostasien der dort heute vorherrschende IQ doch erst
nach Einführung des Ackerbaus evoluiert sein, also anders als in Europa. Das ist meine Vermutung, Hypothese, die natürlich noch auf schwachen Beinen steht. Dafür spricht, das der ausgesprochen markante antrhopologische ostasiatische Typus sich erst sehr spät im archäologischen Material findet - ganz im Gegensatz zum europäischen Typus, der schon um 40.000 vor heute sich nicht so deutlich vom heutigen europäischen Typus unterscheidet wie der heutige ostasiatische vom heutigen der amerikanischen Ureinwohner.

Ich vermute, daß es despotische Gesellschaftsformen in China waren, die die IQ-Evolution vorangetrieben haben könnten ebenso wie im vorkeramischen Neolithikum B (PPNB) (um 7.500 v. Ztr.) etwa zeitgleich im Levanteraum. In letzterem aber sind diese Gesellschaften wieder ausgestorben (zumindest die IQ-Oberschichten), während in Ostasien größere gesellschaftliche Stabilität aufrecht erhalten werden konnte über die Jahrtausende. So meine Vermutung. Aber Vorsicht: Alles nur Hypothese! Mehr so meine "Gestaltwahrnehmung", wie amerikanische Forscher sagen würden ... (In Anlehnung an ein "Erkenntnisorgan", das Konrad Lorenz zum ersten mal so benannte - also eines, das über IQ hinausgeht übrigens ...)


Halten wir also fest: Neandertaler und Nordeuropäer haben - vielleicht, wahrscheinlich! - unabhängig voneinander und auf unterschiedliche Weise helle Haut evoluiert aufgrund "lokaler Humanevolution" in Anpassung - wahrscheinlich - an das Klima. Wow! Klasse!

Daß es italienische und spanische Neandertaler waren, deren Genom für diese Studie ausgewertet wurde, macht die Sache noch einmal mehr bemerkenswert. Aber in der Eiszeit war es ja auch dort kälter ...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sehr interessant das wurde auch unser unmenschliches Verhalten gegenuber der Rest der Welt erklaeren. Zum IQ test muss ich sagen das der zu NS Zeiten gemacht wurde und um deiner these zu folgen somit bei uns neandertalen immer besser aussieht.

Gesell. Aufbr. - jetzt! hat gesagt…

Nein, in der NS-Zeit war das Konzept des "Intelligenz-Quotienten", das auf einen Forscher jüdischer Herkunft zurückgeht, sehr als jüdisch verschrieen. Das behandelt auch Thilo Sarrazin in "Deutschland schafft sich ab", ein Buch, das wie auch das neueste Buch von Sarrazin, bildet.

Das Konzept des IQ spielte jedenfalls in Deutschland vor 1945 lange nicht die Rolle, die es - etwa seit 1969 - in der anglo-amerikanischen Wissenschaft spielt.

Ansonsten:

1. wird hier ein sehr alter Artikel kommentiert. Der Forschungsstand zum Thema weisse Haut bei Neandertalern ist ja heute, wenn ich es recht mitbekommen habe, schon deutlich weiter.

2. bin ich mir nicht sicher, ob ich meine damaligen Spekulationen zur Evolution des europäischen IQ heute noch so unmittelbar verteidigen würde. Geklärt ist diese Frage jedenfalls bis heute nicht.

3. ich vermute, der IQ der Neandertaler wird niedriger gewesen sein als der der heutigen australischen und südafrikanischen Ureinwohner. Darauf weist schon die Anatomie der Neandertaler hin, die ja gedrungene Muskelpakete waren und viele Knochenverletzungen aufweisen.

4. Von manchen Forschern wird spekuliert, dass die Intelligenz von Homo erectus sich auf einer ähnlichen Ebene abspielt wie die Intelligenz der intelligentsten, heute bekannten Tiere (Elefanten, Papageien, Delphine und andere). Das behandelt etwa Simon Conway Morris und spricht in diesem Zusammenhang von konvergenter Gehirnevolution.

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