Dienstag, 29. Mai 2007

Die grundlegende Frage ist diese: ...

Die grundlegende Frage ist diese: Wie gelingt es einem selbst (oder gesellschaftskritischen Gruppierungen), die Unzufriedenheit an gesellschaftlichen (oder privat-familiären [oder privat-nicht-familiären]) Verhältnissen zu kultivieren, und dabei zugleich die Lebensfreude nicht zu verlieren, ja, sie vielleicht durch diese Kultivierung von Unzufriedenheit sogar noch zu steigern?

- Verwahrung Nr. 1 gegen mögliche Mißverständnisse: Der Masochist sucht die Verhältnisse auf, die ihn unzufrieden machen, hier ist schlicht von Verhältnissen die Rede, in die wir - in mehrerlei Sinne - "hineingeboren" wurden. Also sicherlich so einigermaßen im Sinne von Wilhelm Busch:
Das Leben ist vorherbestimmt,
das Schicksal führt uns in Bedrängnis
doch wie man sich dabei benimmt,
ist
unsere Schuld und nicht Verhängnis.
- Verwahrung Nr. 2 gegen mögliche Mißverständnisse: Man merkt, es kann hier nicht die Rede sein von banal-hedonistischer, banal-"selbstverwirklichender" Lebensfreude. Es scheint, als bestehe Notwendigkeit, noch andere Arten von Lebensfreude als möglich annehmen zu müssen.

Es will einem nun scheinen, der beste Weg dazu ist dieser: Fanatische Hinwendung zu Wissenschaft, Kunst und Philosophie in jeder freien Minute des eigenen gelebten Lebens, da Sachlichkeit, "Neutralität", Objektivität, "aus der Zeitlichkeit/Gegenwärtigkeit-Herausgehobenheit" dieser Lebensbereiche sicher stellen, daß man beiden Aspekten des Lebens hier auf dieser Erde gerecht wird: dem unendlich tiefen Leid (persönlicher oder gesellschaftlicher Art) und der - möglicherweise - unendlich erweiter- und vertiefbaren Freude am Leben.

Wege also zu einer "nachchristlichen Ethik"? Es war jedenfalls das gebrachte Zitat von Richard Dawkins (Stud. gen.), das einen in den letzten Tagen aufgerüttelt hat und diese Gedanken hier hervorgerufen hat. Auch Michael Blume's lebensoptimistisches Motto "Religionswissenschaft aus Freude" konnten man ja immer schon als einen gewissen "Stachel" ("im Fleische") empfinden.

Jedenfalls ist eines sicher: Der "hedonistischen Linken" ist es bis heute nicht ausreichend gelungen, ihre Unzufriedenheit - sozusagen mehrheitsbildend, konsensbildend - zu kultivieren. Das sieht wohl Peter Sloterdijk ebenso wie "Studium generale".

Keine Kommentare:

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Beliebte Posts (*darunter finden sich leider selten neuere Beiträge*)

Registriert unter Wissenschafts-Blogs

bloggerei.de - deutsches Blogverzeichnis

Haftungsausschluß

Urheber- und Kennzeichenrecht

1. Der Autor ist bestrebt, in allen Publikationen die Urheberrechte der verwendeten Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu beachten, von ihm selbst erstellte Bilder, Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zu nutzen oder auf lizenzfreie Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte zurückzugreifen.

2. Keine Abmahnung ohne sich vorher mit mir in Verbindung zu setzen.

Wenn der Inhalt oder die Aufmachung meiner Seiten gegen fremde Rechte Dritter oder gesetzliche Bestimmungen verstößt, so wünschen wir eine entsprechende Nachricht ohne Kostennote. Wir werden die entsprechenden Grafiken, Tondokumente, Videosequenzen und Texte sofort löschen, falls zu Recht beanstandet.