Samstag, 21. April 2007

Eine Frau schreibt über die Evolution menschlicher Religiosität

Ich habe auf Studium generale englisch gerade einen Beitrag über das neue Buch der Primatologin Barbara J. King "Evolving god" (Amazon) eingestellt. Spannend ist, daß es das erste von einer Frau geschriebene Buch über die Evolution menschlicher Religiosität zu sein scheint. Mir ist jedenfalls kein weiteres von einer Frau bekannt, während ja doch die Literatur zu dem Thema derzeit kräftig anschwillt. Aber: alles männliche Autoren! Und dies ist doch deshalb so merkwürdig, weil wir von verschiedendsten Untersuchungen her doch inzwischen viel zu genau wissen, daß Frauen in der Regel "religiöser" sind, mehr religiöse Verbundenheiten aufweisen als Männer, daß Religion eine "Gretchenfrage" ist und nicht vornehmlich eine Frage des Grüblers "Faust".

Und so hat die erste weibliche Autorin und Forscherin auch gleich einen ganz anderen Ansatz und Zugang als die bisherigen männlichen Denker. Er lautet "belonging", das heißt, sich zugehörig fühlen, sich verbunden fühlen mit nahestehenden Mitmenschen. Wäre auf eine solche Eigenschaft als die Grundlage aller Religiosität jemals irgend ein Mann gekommen? Und gibt es Naheliegenderes? Hat nicht schon Platon die Liebe als den direktesten Zugang zu - und nächsten Verwandten von - Metaphysik angesehen? Ist nicht große Liebe nur eine andere Form von Religions-Ausübung? So wie der Gläubige sagt: "Kein Heil außerhalb der Kirche." So sagt der Liebende: "Kein Heil in einem Leben ohne sie/ohne ihn."

Und geht eine Liebe doch zu Ende, ist dies oft der erste Zeitpunkt im Leben, wo sich die große Frage nach Gott stellt, nach dem Sinn des Lebens. Aber auch Glück kann einen so stark und ernst machen, daß man über das persönliche Glück hinausfragt - nach Gott. Barbara King jedenfalls scheint genau diese Intuition gehabt zu haben.

"Biological anthropologist King contends that religion, conceived as a system not of beliefs but of actions, not as theology but as worship, is a consequence of primate evolution. It proceeds, she posits, from the sense of group membership that highly developed mammals, especially the great apes, demonstrate in many ways but most saliently for religion when they show concern for a group member that has died." (Amazon)

"King draws upon cutting-edge research in primatology to demonstrate that once animals are capable of emotional attachments and cognitive empathy, they are ready for—and even appear to require—certain intangibles like a belief in something greater than themselves." "It's true that the book requires some enormous argumentative leaps; it's a long stretch from demonstrating that contemporary primates have emotional attachments to claiming that they are then capable of creating religions, as King maintains human beings once did. But even readers who close the book unconvinced will be impressed by King's fresh insights and her lucid writing, which is a jargon-free, story-filled model." (Amazon)

... The origins of the religious impulse. King finds this in what she calls belongingness, "mattering to someone who matters to you," a trait found in contemporary humans but also in our human and non-human primate ancestors. (Amazon, Customer Reviews)

'Evolving God' has the added merit of pushing beyond the Abrahamic "big three," including a handy account of religious archaeology. King's touchstone is "belongingness," the idea that "hominids turned to the sacred realm because they evolved to relate in deeply emotional ways with their social partners, ... and because the human brain evolved to allow an extension of this belongingness beyond the here and now." David Barash (The Chronicle of Higher Education ) Barbara King says (according to Barash): "At bedrock is the belief that one may be seen, heard, protected, harmed, loved, frightened, or soothed by interaction with God, gods, or spirits."

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