Freitag, 20. April 2007

Bundeswehr abschaffen

Das neueste Skandal-Video der Bundeswehr, über das man sich hier, hier und hier informieren kann, hat einen wieder an die eigene Bundeswehr-Zeit vor 20 Jahren erinnert. Seither hat sich an dem arroganten, ekelhaften Ton der zumeist selbst sehr jungen Ausbilder offensichtlich gar nichts geändert. Es gibt bei der Bundeswehr - wie natürlich überall sonst - die verschiedensten Menschen, auch Menschen, vor denen man Hochachtung hatte, die einen rein menschlich beeindruckt hatten, ja, die sogar Vorbild waren damals. Aber gerade diese jungen, arroganten "Schnösel" wie in diesem Video sind doch wohl eine ziemlich durchgängige und typische Erscheinung bei der Bundeswehr. Das weiß jeder, der dort war. Ganz unabhängig von den blödsinnigen Inhalten, die da ausgetauscht wurden, löst ein solches Video bei eiinem heute nur noch die eine Reaktion aus:

Abschaffen. Den ganzen Laden abschaffen. Nie wieder Bundeswehr. Es ist einfach zu ekelerregend, wenn junge, selbst viel zu unausgegorene Männer solche "Macht" ("Befehlsgewalt") über noch jüngere und unausgegorene Männer haben. Den ganzen Laden einfach nur abschaffen. Wer in Deutschland - außer "Reichstags"-Abgeordneten - sieht noch irgend einen Sinn in der Existenz eines solchen Ladens? Man kann es sich einfach nicht vorstellen. Es ist unvorstellbar, daß aus solchen Verhältnissen irgendwo in der Welt - und schon gar nicht in Deutschland - irgend etwas nachhaltig Gutes hervorgehen könnte.

Wenn man irgendwo hin Frieden bringen will - mit Waffen (!) - dann müßte eines Grundbedingung sein: Ein Grundzug von Anständigkeit und menschlicher Reife müßte durch solch einen Laden gehen. Aber die Bundeswehr ist nur ein Spiegel der Gesellschaft, aus der sie hervorgeht, ja, es ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, daß sie nicht in jedem Fall die besten Teile "abschöpft" aus dieser Gesellschaft.

Nein: Nie wieder Bundeswehr.
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Ergänzung: Der in dem Video schießende Rekrut klingt in dem Interview sehr vernünftig. Er sagt über diesen Ausbilder: "Er war ein guter Ausbilder. Ich habe auch andere Vorgesetzte kennengelernt, aber er war der beste. Er hat uns Disziplin beigebracht und seinen Job sehr gut gemacht." - Tatsächlich, die Art, wie dieser in dem Video mit dem Soldaten bei der Bewaffnung des MG's spricht, läßt einen diese Aussage auch sehr gut nachvollziehbar erscheinen. Junge Menschen wollen gerne "Disziplin" lernen und wissen in dieser Hinsicht auch die Ausbilder zu unterscheiden. Aber als junger Ausbilder lernt man es sehr schnell - vor allem auch von älteren Ausbildern -, daß man Beliebtheit und Autorität bei Untergebenen am einfachsten und schnellsten erreicht durch aus- und abfällige Bemerkungen auf dem Gebiet des Sexuellen oder der Andersartigkeit anderer Menschen.

Während sich der Spieß durch solche Bemerkungen gleich am ersten Tag des Wehrdienstes des Autors dieser Zeilen bei den meisten der damaligen Kameraden sehr "beliebt" gemacht hat - man wurde irgendwie "geprägt" dadurch, "geimpft" (da es gleich in der "sensiblen Phase" der ersten Tage in einer völlig neuen Umgebung geschah) -, hat einen selbst das vom ersten Tag an angewidert. Und man hat sich danach immer Vorwürfe gemacht. Denn hatte man damals nicht zusammen mit dem Freund in der letzten Reihe des Unterrichtsraumes der Kompanie gesessen und hatte gesagt: "Komm, wir gehen raus. Das muß man sich nicht anhören." Wenn er "Ja" gesagt hätte, hätte man es gemacht. Und wenn der Spieß gefragt hätte, hätte man gesagt: "Ich glaube, ich bin nicht hierhergekommen, um mir solche Dinge von Ihnen anhören zu müssen." Und er hätte klein bei geben müssen, das ist ganz klar. Und von Anfang an wären die Kräfte-Verhältnisse zwischen dem Spieß und einem selbst besser verteilt gewesen, wie man im Nachhinein immer das Gefühl hatte. Aber der Gruppenzwang und das Neue an der Situation waren einfach sehr groß - vor der ganzen Kompanie aufstehen und vor so einem - angeblichen "Haudegen" - eine andere Meinung bewahren. Man war sehr jung. "Grün". Es war - dadurch - sehr schwer, sich den "eigenen" Weg durch die Bundeswehr(-Zeit) zu bahnen.

Als man dann irgendwann allgemeinere Schlußfolgerungen zog und erklärte, daß man in gewissen Umständen im Ernstfall den Befehl verweigern würde, sagte einem der Spieß: "Bading, Sie werden dann der erste sein, den ich über den Haufen knalle." - Alles ein bischen arg "archaisch". Aber man hat oft das Gefühl, daß gewisse Politiker und auch Kulturgestalter das "Archaische" lieben. Sie sollten sich fragen, ob all das wirklich noch in unsere Zeit paßt.

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