Sonntag, 3. Februar 2008

Jon Entine über Kevin MacDonald

An früherer Stelle hatten wir mit mancher Begeisterung auf das neue Buch des amerikanischen Journalisten Jon Entine "Abraham's Children" verwiesen (St. gen., 25.10.07) so wie wir auch schon sein früheres Buch "Taboo" aus dem Jahr 2000 gelegentlich positiv erwähnt hatten (Stud. gen.). Sein jetziges neues Buch ebenso wie noch sein Buch aus dem Jahr 2000 machen die Runde in den diversen Rezensionen, die inzwischen im Netz erschienen sind (Nature Genetics, Marathon-Blog, Jon Entine-Seite).

Wir arbeiten uns nun peu a peu durch dieses Buch hindurch und es enthält sicherlich viele lesenswerte Passagen, insbesondere auch eine sehr wertvolle Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur.

Doch von einem der in diesem Buch behandelten Wissenschaftler, von dem kalifornischen Psychologen Kevin MacDonald (Stud. gen. 1, 2), haben wir nun entdeckt, daß er ebenfalls einen Wissenschafts-Blog gegründet hat (Kevin MacDonald). Und dort werden in einem Beitrag nicht nur rühmliche Dinge berichtet über die Art, wie Jon Entine in seinem Buch ein persönliches Interview mit Kevin MacDonald ausgewertet und beschrieben hat.

Kevin MacDonald war wohl so ziemlich der erste Wissenschaftler weltweit, der konkrete Vorschläge dahingehend gemacht hat, wie "jüngste" und "lokale" Humanevolution auf der Ebene von ethnischen Gruppen eigentlich ganz konkret vor sich gehen kann, nämlich über sogenannte "gruppenevolutionäre Strategien". Das ist letztlich das Hauptthema auch des Buches von Jon Entine. Uns ist bislang auch keine bessere Theorie unter die Augen gekommen. David Sloan Wilson, der Freund von Kevin MacDonald, verfolgt zwar grundsätzlich den gleichen Ansatz, hat ihn aber längst nicht so konkret und umfassend an historischem Tatsachenmaterial entlang erläutert und illustriert wie Kevin MacDonald.

Welche Gründe nun Jon Entine, der doch eigentlich selbst sonst vor keinem "Tabu" zurückschreckt, haben könnte, ausgerechnet Kevin MacDonald und ausgerechnet so offensichtlich durchsichtig in ein "schreckliches", "obskures" Licht zu stellen - darüber kann man nur spekulieren. Wirklich merkwürdig.

Nachtrag: Nachdem wir das Kapitel von Jon Entine über Kevin MacDonald selbst gelesen haben, glauben wir noch nicht einmal, daß Jon Entine das selbst glaubt, was er da über Kevin MacDonald schreibt. Dazu ist er viel zu intelligent.

Uns kommt da der jüdische (bibelgläubige?) Journalist Joey Kurtzman, den wir hier auf dem Blog schon thematisiert hatten (Stud. gen. 1, 2), wesentlich ehrlicher vor als der jüdische (atheistische) Journalist Jon Entine. Beide pflegen, wie man überall im Netz sehen kann, intensive Kontakte zu Menschen ihres eigenen Volkes, interessieren sich für die ethnische Einzigartigkeit ihres Volkes. Also genau das, was auch Kevin MacDonald erforscht. Will nun aber Jon Entine sein eigenes Verhalten in dieser Direktheit nicht erforscht sehen? Es ist interessant, das Jon Entine schreibt:
"There is little written criticism of his work, however, in part because it's apparently largely gone unread." ("Es gibt wenig niedergeschriebene Kritik seines Werkes, das kommt aber zum Teil daher, daß es offensichtlich bisher weitgehend ungelesen blieb."
- Hier könnte er sich wohl auf eine öffentliche Reaktion von Steven Pinker zu Kevin MacDonalds Arbeit beziehen, in der er sich dazu äußerte - aber betonte, sie nicht gelesen zu haben. Richard Dawkins behandelt zwar nicht die Arbeit Kevin MacDonald's in seinem neuen Buch "Gotteswahn", jedoch die Arbeit des Freundes von Kevin MacDonald, John Hartung, der ähnliche Dinge erforscht.

Doch als informierter Journalist - zumal auf diesem Gebiet - wird Jon Entine sehr wohl wissen, was schon im Jahr 2000 ein Journalist berichtete (1; siehe auch die Homepage von Kevin MacDonald), daß die einflußreiche amerikanisch-jüdische Anti-Defamation-League gleich eine ganze Reihe von Leuten, auch Wissenschaftler, mehrhundertseitige "Expertisen" zu dem dreibändigen Werk von Kevin MacDonald hat erstellen lassen. Die Anti-Defamation-League wird ihre Gründe dafür haben, daß sie diese Expertisen bislang nicht hat veröffentlichen lassen und offenbar auch sonst mit ihr sypmathisierenden Wissenschaftlern rät, über Kevin MacDonald "nicht so viel Lärm" zu machen. Jedenfalls scheint einem dieses Kapitel von Jon Entine sehr im Sinne der ADL geschrieben zu sein ...
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1. Ortega, Tony: Witness for the Persecution. In New Times Los Angeles (www.newtimesla.com), 26. April 2000.

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