Samstag, 9. Februar 2008

"Ausländer rein!" - Judith Rosmair über die "Zukunft der westlichen Welt"

Die deutsche "Schauspielerin des Jahres 2007", Judith Rosmair, geboren 1967,
"wuchs als siebtes von zehn Kindern in einem gutbürgerlichen, ländlichen Haushalt bei Rosenheim in Bayern auf". (Abendblatt)

Die Januar-Ausgabe des Reisejournals der Deutschen Bundesbahn porträtierte sie ausführlich.



In ihrem dritten Lebensjahr stirbt ihre Mutter

Aber im "Stern" kann man noch einiges nachlesen, was dort nicht zu lesen war, nämlich daß ihre Kindheit so einfach nicht war:
Dieser dumpfe Schmerz, der niemals ganz verschwindet und der sie zum ersten Mal vor 37 Jahren traf, daheim in Ottobrunn bei München. Es sind keine einfachen Tage damals für Judith, das blasse, dünne Kind. (...)

Der Vater ernährt als Beamter die Seinen, die Mutter macht das Leben warm und sicher und verlässlich. Bis die Mutter eines Tages schlimme Kopfschmerzen bekommt und nicht mehr richtig sehen kann. Der Augenarzt findet nichts, doch die Schmerzen nehmen zu. Die Mutter fährt mit dem Fahrrad in die Klinik, es tut uns leid, eine schlimme Nachricht, Gehirntumor. Der Albtraum bis zur Operation dauert drei Monate. Drei Tage danach ist die Mutter tot. Judith ist drei Jahre alt. Und niemand ist mehr da, der ihr sagt, wie großartig sie ist.
Es ist wie nach einer Bombenexplosion. Nichts ist mehr heil. Sieben Kinder und ein Vater, mittendrin die kleine Judith, allein unter Geschwistern, zu dritt im winzigen Zimmer, ohne Rückzugsraum, ohne Trost, ohne Freude. Der Vater vergräbt sich in seinen Sorgen um die Familie und heiratet wieder; drei weitere Kinder kommen. Judith hat dunkle Ringe unter den Augen, fast kann man durch sie hindurchsehen, so dünn ist sie.

Der Schmerz bleibt. Nachts kann Judith nicht schlafen.
Nur die Flucht in eine Karriere als Ballett-Tänzerin und Schauspielerin lässt sie den Schmerz überwinden, so der Tenor des Stern-Artikels, der mit den Worten endet:
Früher wünschte sie sich, eine Fee zu sein. Eine gute Fee mit einem Zauberstab. Die könnte dafür sorgen, dass es allen gut geht. Die könnte den Tod besiegen und Gehirntumore. Und Mama zurückholen, vielleicht für eine einzige Vorstellung nur. Schau, was aus mir geworden ist. Bist du stolz auf mich?
"Hungrig nach Leben"

Und nun ist sie die deutsche "Schauspielerin des Jahres 2007" geworden und wird von der Presse gefeiert. Das "Abendblatt" berichtet über sie:
"Ich bin hungrig nach dem Leben. Es ist für mich ein einziges großes Fest", sagt sie und rollt ihre großen Augen. Sie hat viele Pläne: eine Rolle im Fernsehen, Tanzen, mehr Gesang und nach dem "Vatertag"-Erfolg ein Musikvideo zu ihrer Kismet-Rolle. "Vielleicht schreibe ich noch einen "Kismet seine Schwester"-Titel mit einer türkischen Bauchtanzgruppe. So was hat es noch nicht gegeben", sinniert Judith Rosmair.
Und sie sagt zugleich auch:
"Mich reizt die großartige Sprache der deutschen Dichter Hebbel, Kleist, Schiller und Goethe."
Aber das vielleicht Aufsehenerregendste dieser deutschen Schauspielerin ist ein Musikvideo, dass sie im August 2007 veröffentlicht hat, und dessen Text sie selbst gedichtet hat, genannt "Kismet sein Bruder", in dem sie als Frau einen türkischen Macho und Rap-Sänger imitiert. (Kismetseinbruder.de, Youtube, Spiegel Video, Spiegel Interview, itsrap.de, Stern)



Hier der leicht gekürzte Text (Kismetseinbruder.de):
Ausländer rein!

Paß auf, du, jetzt kommt
Kismet sein Bruder - hähähähä

Du säufst teuren Rotwein, laberst linken Bockmist
Und bist irre stolz, wenn Du beim Golfen mal das Loch triffst.
Du lebst so chic, Du lebst so gut -
Doch es stirbt langsam aus, dein weißes deutsches Blut.

Die Eier deiner Alten hast Du einfrieren lassen,
Dein Same ist so kostbar, den willst Du nicht verprassen,
Du hast 'n Landhaus, 'n Stadthaus, zum Pennen 'n Penthouse,
Am Weekend fährst du fett in deinem Jaguar und Benz aus.

Ihr kleinen Psychos! ihr habt Potenzprobleme
In der Glotze diskutiert ihr Fremdkultur-Theoreme,
Ihr quatscht von Freiheit, Gleichheit, Toleranz
Und seid doch heimlich neidisch auf jeden großen - - -
(Hier kommen alte Phallus- und Priapus-Kulte zum Vorschein. Wer provozieren will, kann offensichtlich nichts auslassen ...)
(...)

Ich glaub nicht an Euch, ich glaub nur an mich
Euer Gott ist der Kommerz, ihr seid alle nicht ganz dicht.
Eure Stadt, Euer Land, dieser ganze Kontinent
Sind dem Untergang geweiht, fett und renitent (...)

Bald stehen die Türken wieder vor Wien
Dann auch vor Hamburg und auch vor Berlin
Bleiberecht für Deutsche, das ist dann die Frage,
Ihr seid dann die Landesplage, so ist dann die Lage

Ey, wir vermehren uns so lang, bis euch die Glocken schellen
Und wir hier in Deutschland die Mehrheit stellen.

Ihr müsst dann kuschen, habt nix mehr zu melden
Die Minderheit seid ihr dann und wir sind hier die Helden
In zehn Jahren ist hier 'n Türke Kanzler
Und dann schnakt man Kanak-Sprak, ihr klein'n Schlappschwanzler

Auch wenn ihr aussterbt, ey!, (...)

Wir lassen euch Deutsche doch mit euch nich allein
Schwarz rot gold, wie die Fahne, werd'n die Hautfarben sein
Wir schenken euch Enkel, zahlen eure Rente ein

Wir steigern das Bruttosozialprodukt
Ja, ja, ja jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!
Wir werden die kanakigsten Deutschländer sein
Im Heimatverein, also: Ausländer rein!

(...) wir scheißen auf Geld,
denn wir sind die Zukunft der westlichen Welt.
- Hähähähähä.
Rosmair erklärt (Abendblatt):
Der Song mit dem Titel "Ausländer rein" wirbt mit den Mitteln der derben Satire für Integration.
- Ach ja? Hätt' ich jetzt, ähm, so nicht gedacht ... Ähm ...

Deutschland soll sich als Einwanderungsland begreifen und sich die Renten von "anderen" zahlen lassen

Oder (Spiegel):
Als Performerin ist mein Hauptmotiv, die Menschen zu berühren: sie zu erfreuen, zu schockieren, sie zum Denken zu bewegen, dazu zu bringen, eine Haltung zu entwickeln.
Und dann sagt sie:
Ich glaube, es ist total wichtig, dass Deutschland sich als Einwanderungsland begreift und es als Qualität sieht, dass sich hier sehr viele Ethnien und Kulturen mischen.
Naja, wichtig, wichtig - und zumal: "total wichtig" - könnte man vieles ansehen. Und vielleicht gibt es auch noch andere Dinge, die einem wichtig sind und wozu man eine Haltung entwickeln könnte. Isch hab jetzt voll nachgedacht, ey!

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