In der neueste Ausgabe der Zeitschrift der "Gesellschaft für bedrohte Völker" (1/2007) schreiben Udo Fahlbusch und Tilman Zülch einen Nachruf auf Saddam Hussein mit folgendem Titel: "Opfer hätten mehr Aufmerksamkeit verdient". Einige Auszüge:
1987 "verurteilte das Bonner Landgericht die Gesellschaft für bedrohte Völker zu zwei Mal 500.000 DM für eine etwaige Wiederholung der Behauptung, die Firmen Pilot Plant und Karl Kolb hätten durch ihre Beteiligung an dem Aufbau der Giftgasindustrie Mitschuld an der Vernichtung der kurdischen Dorfbewohner. Erst das Kölner Landgericht hob dieses Urteil wieder auf, nachdem wir die gleichlautende Behauptung der 'Jerusalem Post' publiziert hatten. (...)
Es scheint, als hätte die Vollstreckung des Todesurteils viel mehr Aufsehen erregt, als das Schicksal der etwa 500.000 Kurden, die seit dem Machtantritt Saddam Husseins ums Leben gekommen sind. (...)
Saddam Hussein wurde hingerichtet. Die Intervention 2003 jener Staaten, die seine Verbrechen Jahre und Jahrzehnte hingenommen haben und durch Waffenlieferungen ermöglichten, hat das Morden im Irak nicht beendet. (...)
Auch wir haben die Exekution des Kriegsverbrechers Saddam Hussein verurteil, denn auch Diktatoren sind letztlich Menschen. Aber wir hätten uns mehr Öffentlichkeit und von manchem auch mehr Mitgefühl für Saddams Opfer und eine deutliche Verurteilung seiner Verbrechen in jenen 30 Jahren (1968 - 2003) gewünscht. Hier könnte man Joschka Fischer zitierten, der 1980 in seinem Buch 'Von Grüner Kraft und Herrlichkeit' selbstkritisch schrieb: 'Die Linke hat immer dann zu Völkermord geschwiegen, wenn die Opfer keine Linken waren, und sie waren meistens keine Linken'. Zu den Opfern von Völkermord zählte Fischer damals schon die irakischen Kurden. Später, während seiner Regierungszeit, vergaß er die Tschetschenen, als Rußlands Präsident Putin deren Hauptstadt Grosny dem Erdboden gleichmachte."
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