Dienstag, 27. November 2007

„Die Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands hinsichtlich der genetischen Abstammung“

Vorbemerkung (12.11.2019): In diesem Artikel sind fast alle Inhalte völlig veraltete und überholt (außer die fett markierten Ausführungen zu Haplotypen). Er ist deshalb - aus heutiger Sicht - völliger Schrott. Dennoch wird er seit vielen Jahren als einer der "meistgelesensten Beiträge" hier auf dem Blog angezeigt. Der Grund dafür ist vorerst nicht bekannt. - Wer auf diesen Blogartikel stößt, bitte einfach die zahlreichen neuere, aktuellen Beiträge hier auf dem Blog zum selben Thema lesen (etwa diesen grundlegenden: "Kossinna lacht", 2017). Und bitte den vorliegenden Blogbeitrag ganz unbeachtet lassen.

Vor wenigen Wochen berichteten wir über die Buchneuerscheinung "Das Werden der Völker in Europa", ein Buch, in dem auch neueste genetische Forschungen in der Darstellung mitberücksichtigt wurden (Stud. gen.). Nun hat sich erfreulicherweise auch "Bild am Sonntag" dieses Themas angenommen und schreibt:
Noch schlummert die Studie mit dem sachlichen Titel „Die Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands hinsichtlich der genetischen Abstammung“ hinter verschlossenen Türen des Schweizer Unternehmens Igenea in Zürich.

Ein Jahr lang haben die Diplombiologin Joëlle Apter und die stellvertretende Geschäftsführerin der Firma, Inma Pazos, 19 457 Genanalysen von Deutschen verglichen. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist sensationell: Deutsche Frauen sind wesentlich häufiger germanischer Abstammung als deutsche Männer, und ein Zehntel der Deutschen hat jüdische Vorfahren.

Inma Pazos: „Die moderne Genetik führt den Rassismus ad absurdum. Denn alle Genanalysen beweisen ohne jeden Zweifel, dass jeder Mensch unzählig viele Wurzeln hat, weil die Urvölker über Jahrtausende gewandert sind. In jedem Menschen steckt ein Mischmasch. Hätten wir Genmaterial von Adolf Hitler, könnten wir unter Umständen nachweisen, dass auch Juden zu seinen Vorfahren gehört haben. Die Wahrscheinlichkeit beträgt zehn Prozent.“

Die wichtigsten Resultate der Schweizer Studie über die Abstammung der Deutschen:

• Nur sechs Prozent aller Deutschen sind väterlicherseits germanischen Ursprungs.

• Mehr als 30 Prozent der Deutschen stammen von Osteuropäern ab.

• Ein Zehntel der Deutschen hat jüdische Wurzeln.

Um die Abstammung eines Menschen zu klären, müssen die väterlichen und die mütterlichen Linien analysiert werden, was mittels einer Speichelprobe wie bei einem Vaterschaftstest möglich ist.

Bei der Erforschung der väterlichen Linien der Deutschen kam heraus: 45 Prozent gehören zur Haplogruppe – dieser Begriff bezeichnet in der Expertensprache einen großen Ast des menschlichen Stammbaums – R1b, die ursprünglich aus Sibirien stammt. Sie ist die größte in Europa. 25 Prozent entstammen der Haplogruppe 1, Skythen und Wikinger. Sie ist etwa 20 000 Jahre alt und wanderte vom Norden in den Süden, wird auch „Wikingerstamm“ genannt.

15 Prozent der Deutschen gehören zur Haplogruppe R1a, die Wikinger und Slawen umfasst. Sie ist vor 30 000 Jahren in Nordasien entstanden und heute vor allem in England und Osteuropa verbreitet. „Hebräischer Stamm“ heißt die Haplogruppe J, da ihr 40 Prozent aller Juden angehört. In Deutschland ist sie mit zehn Prozent vertreten. Die Haplogruppe E3b mit nur fünf Prozent Anteil an der deutschen Bevölkerung hat phönizische Wurzeln.

Auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint das Ergebnis der Untersuchung der mütterlichen Linien anhand der „mitochondrialen DNA“, die nur von Frauen vererbt wird. 50 Prozent der Deutschen haben nach der Schweizer Studie mütterlicherseits eine germanische Abstammung, doch väterlicherseits nur sechs Prozent.

Die Deutung der beiden Wissenschaftlerinnen: Die kürzere Lebenszeit und die höhere Sterblichkeit unserer Vorväter zum Beispiel durch Kriege habe dazu geführt, dass sich die germanische Abstammung im ehemaligen Germanien so deutlich reduziert hat.

Unwissenschaftlich ausgedrückt: Deutsche Frauen sind deutscher als deutsche Männer.

Die Tatsache, dass ein Zehntel der Deutschen jüdische Wurzeln hat, kommentiert Professor Dr. Salomon Korn (64), Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, so: „Die Geschichte der Juden in Deutschland ist über 1700 Jahre alt - und damit älter als die vieler während der Völkerwanderung zugewanderter Stämme.“

Bis zum ersten Kreuzzug 1096 und nach der Emanzipation der Juden im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert habe es Mischehen zwischen Juden und Christen gegeben. Berücksichtige man die Generationenfolge seit dieser Zeit, „dann ist es nicht mehr verwunderlich, dass zehn Prozent der Deutschen Juden als Vorfahren haben“, so Korn zu BILD am SONNTAG.

Ahnenforschung mithilfe einer Genanalyse ist vor allem in den USA ein weit verbreitetes Hobby. Auf diese Weise kam 172 Jahre nach dem Tod des dritten US-Präsidenten Thomas Jefferson (1743–1826) heraus, dass der Verfasser der Unabhängigkeitserklärung mit der schwarzen Sklavin Sally Hemings mindestens ein Kind gezeugt hat. Die Schauspielerin Whoopi Goldberg konnte klären, dass ihre Vorfahren zum Volk der Papel in Guinea-Bissau gehörten.

Da alle Menschen auf der Welt von einer Urmutter Eva und einem Urvater Adam abstammen, die vor etwa 200 000 Jahren in Ostafrika lebten, ist unsere DNA (Desoxyribonukleinsäure, die Trägerin der Erbinformationen) zu 99,9 Prozent absolut identisch. Vor etwa 100 000 Jahren begannen die Nachfahren Adams und Evas ihren langen Marsch „out of Africa“.

Nur ein Zehntelprozent der DNA, entstanden durch Veränderungen beim Kopieren des Erbguts über Jahrtausende hinweg, bestimmt, ob ein Mensch groß oder klein, schwarz oder weiß, blond oder braun ist.

Diese Mutationen erlauben es den Genetikern, für jeden einzelnen Menschen festzustellen, woher seine Vorfahren stammen.

Das Schweizer Unternehmen Igenea hat sich auf individuelle Herkunftsanalysen per Speichelprobe spezialisiert. Eine Analyse der väterlichen Linie kostet 105, die der mütterlichen 120 Euro.

„Wir gehen nur bis zu 40 Generationen, also 800 bis 1000 Jahre zurück“, erläutert Igenea-Managerin Inma Pazos, „ginge man weiter zurück, gäbe es zu viele Kopierfehler, die das Ergebnis verfälschen würden.“
"Deutsche Frauen sind" (genetisch) "deutscher als deutsche Männer," ist eine ganz unsinnige These - auch vom wissenschaftlichen Standpunkt. Man könnte das höchstens von den X- und y-Chromosomen behaupten. Aber alle anderen Chromosomen und die dort verschalteten Erbmerkmale sind in der statistischen Häufigkeit, soweit wir wissen, durch die Rekombination in jeder neuen Generation gleich auf Männer und Frauen verteilt worden. Deutsche Frauen sind also vom genetischen Standpunkt aus keineswegs "deutscher" als deutsche Männer. Es könnte höchstens sein, daß wir in der männlichen Linie von weniger "Deutschen" abstammen als in der weiblichen Linie - was etwas ganz anderes ist und im Grunde nur eine historische Aussage, die dann aber auch die Historiker sehr interessieren könnte. (Wenn sie denn überhaupt stimmen sollte.)

Daß sich der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland zu den Ergebnissen einer Studie äußert, die noch nicht veröffentlicht und von Wissenschaftlern diskutiert und bewertet worden ist, scheint mir auch ein Novum zu sein. Hätte er da nicht Gelegenheit, sich zu zahlreichen anderen Forschungsergebnissen, über die sich die Forschung schon einigermaßen einig ist, zu äußern?

Genauso wenig könnte man sagen, daß (aschkenasisch-)jüdische Männer "jüdischer" sind als jüdische Frauen, nur weil ihre y-Chromosome möglicherweise statistisch mehr Gensequenzen aufweisen, die typisch sind für den Vorderen Orient als das für die X-Chromosome der jüdischen Frauen gilt. Allerdings ist es kennzeichnend, daß die Frauen in der jüdischen Religion eine ganz andere Bedeutung haben als die Männer. Für sie gab es noch nie die Pflicht, regelmäßig in die Synagoge zu gehen oder anderes mehr.

Interessant ist, daß man Vorsitzende anderer großer Religionsgemeinschaften oder von Atheisten in Deutschland zu solchen Themen kaum sinnvoll wird befragen könnte, denn der Zusammenhang zwischen Religiosität und genetischer Kontinuität ist in keiner heutigen Religion oder Weltanschauung so ausgeprägt wie bei der jüdischen. Deshalb gibt es wahrscheinlich auch so verhältnismäßig viele jüdische Humangenetiker und an dieser Thematik interessierte populärwissenschaftlich schreibende Menschen, die sich - wie sie selbst sagen natürlich auch aus religiösen und patriotischen Gründen für die Humangenetik interessieren.

Schon bei der Veröffentlichung der Studie zur Evolution des aschkenasischen Intelligenzquotienten im Jahr 2005 waren deshalb viele führende Vertreter des Judentums bereit, sich zu diesen Themen zu äußern, da - offenbar - bei diesen Interesse für diese Themen vorhanden ist.

Spannend nun, daß die Ergebnisse einiger genetischer Forschungen zur Geschichte des aschkenasischen Judentums, nämlich daß dieses zur höheren Anteilen von deutschen Frauen abstammen könnte, hier nun in umgekehrter Weise scheint gedeutet zu werden: Die Juden leben (möglicherweise) schon länger am Rhein als die zugewanderten germanischen Frauen, deren genetisches Material damals - möglicherweise - in den jüdischen Genpool mit hinein gekommen ist. Wie da diese neue Studie die Daten interpretiert, ist mir noch nicht ganz klar. Wie unterscheidet man zum Beispiel typisch phönizische von typisch jüdischen Gensequenzen???

Und das gilt auch für die anderen hier genannten Vorfahrengruppen. Bei solchen Studie und der Interpretation ihrer Ergebnisse kommt alles darauf an, wie die Definition der jeweiligen Haplogruppen zustande gekommen ist und ob sie jeweils schlüssig ist. Da muß man dann halt auf die Veröffentlichung der Studie selbst warten. Solange man darüber nichts weiß, bleibt alles im Dunkeln.

Merkwürdig aber, wie breit diese Meldung in die Wissenschafts-Rubriken der Medien hineingeschwabbt ist mit Schlagzeilen wie den folgenden: "Deutsche Frauen sind deutscher als deutsche Männer" (Bild am Sonntag), "Nur wenige Deutsche sind echte Germanen" (Welt), "Jeder Zehnte hat jüdische Vorfahren" (Berliner Morgenpost). Sachlichere und kritischere Überschriften wären zu wünschen.

Aber schön, daß durch eine solche Berichterstattung die öffentliche Aufmerksamkeit stärker als bisher auf diese spannenden Themen gelenkt wird. Natürlich wird das auch der Firma "Igenea" - bislang besser bekannt unter dem Namen "FamilyTreeDNA" - zugute kommen. Sie schreibt auf ihrer Seite:
Möchten Sie Ihre ursprüngliche Herkunft erfahren? Haben Sie vielleicht keltische, germanische oder jüdische Wurzeln? Eine Speichelprobe genügt, um Ihre Herkunft in mütterlicher und in väterlicher Linie zu bestimmen. Nach der Analyse Ihrer DNA erhalten Sie ein ausführliches schriftliches Resultat mit Ihrem Urvolk, Ihrem Ursprungsland und Ihrer Haplogruppe. Das Resultat enthält Karten und genaue Erklärungen.

Urvolk: Aufgrund spezifischer Mutationen in Ihrer DNA können wir bestimmen, ob Sie zum Beispiel keltische, phönizische, jüdische oder germanische Wurzeln haben. War einer Ihrer Vorfahren vielleicht ein kriegerischer Wikinger?

Ursprungsland: Durch den Vergleich Ihres DNA-Profils können wir das Ursprungsland Ihrer Vorfahren vor 1'000 Jahren bestimmen. Sie wohnen heute in Deutschland, doch möglicherweise war Ihr Urahn ein Soldat aus England, der während des Dreißigjährigen Krieges ins Land kam?
Auch hier wird deutlich, daß es immer nur einzelne Vorfahrenlinien sind, die über das X- oder y-Chromosom des einzelnen gekennzeichnet werden. Ein einzelner Vorfahre sagt aber gar nichts darüber aus, wo die Mehrheit meiner Gene insgesamt eigentlich herstammt.

In den seriösen Wissenschaftszeitungen wie "Science" und "Nature" wird der Boom was Angebote bezüglich dieser "Ahnentests" betrifft, ja ausführlich behandelt und kritisch beobachtet. Das ist auch sehr nötig. Die Schlußfolgerungen aus solchen genetischen Ahnentests sind nämlich allzu oft allzu kurzatmig.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Diese Haplogruppen-Spielereien sind schon ziemlich interessant, und sie erfahren in Zeiten der politisch korrekten Hysterie unserer Tage zusätzlich an Bedeutung. Doch wie schon richtig gesagt wurde, kann man auf Grund der definitorischen Beliebigkeit so ziemlich alles hineininterpretieren und fast nach Belieben "beweisen", was man gerade will. Was mir bei aller Wissenschaftsliebe negativ aufstößt, das ist die Tatsache, dass man durch solche genetischen Untersuchungen immer mehr verlernt, seinen gesunden Menschenverstand zu benutzen. Das führt dann irgendwann zu absurden Ergebnissen, wobei ein hellhäutiger Blonder als semitisch und ein Dunkelhäutiger mit Kraushaaren als Skandinavier dargestellt werden kann. Kurz: durch diese Datenfixiertheit sieht man irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr (man denke nur an die merkwürdigen Behauptungen mancher Europäer, die meinen, dass ja alle ASIATEN gleich aussehen würden). Ist es da im Hinblick auf die Frage von Geschichte, Abstammung und Identität nicht weiser, von den Chinesen zu lernen? Nationale Minderheiten haben dort ein verfassungsmäßigen Sonderstatus, bis hin zum Teil mit Autonomierechten (z.B. Guangxi). Die Majorität der Han wiederum sieht sich heutzutage als eine enge Kulturgemeinschaft - trotz aller offensichtlichen Merkmalsunterschiede im Aussehen von austronesichen, sibirisch-mongolischen oder auch turk-Einschlägen. Dort liegr der Fokus hinsichtlich Identität eher im Bereich der gesellschaftlichen Normen, als Garanten einer gewachsenen und mehr oder weniger altebewährten Ordnung. Was die Behauptung anbelangt, dass alle Menschen von einem Menschenpaar abstammen, so ist das auch jichts weiter als eine Theorie. Und diese out-of-africa-theorie wird dann von bestimmten Gruppen instrumentalisiert, um genetische und auch kulturelle Unterschiede wegzuwischen. Eine Sache würde ich bezüglich Identität abschließend anmerken: Egal, ob die meisten oder alle Menschen ursprünglich aus Afrika stammen oder an verschiedenen Orten entstanden sind - wer Identität ganzheitlich verstehen will, der sollte auch die schamanische Sicht mit einbeziehen, also diejenige Weltsicht , die ursprünglich wohl bei fast allen unseren Vorfahren vorherrschte. Aus dieser Sicht nämlich ist die jeweilige aus der täglichen Leben entstehende Verbundenheit des Menschen mit seiner spezifischen Umwelt, Landschaft, mit den spezifischen (nicht-universalistisch-abstrakten) Naturgeistern vor Ort etc. von hoher Bedeutung. Als schönes Beispiel hierfür lassen sich die Stammeskonföderationen von asiatischen Steppenvölkern heranziehen, wobei oft unter der Führung eines dominanten Hauptstammes verschiedene Völker von Turkstämmen, über tungisisch-mongolische Stämme, bis hin zu von skythischähnlichen Stämme von Zeit zu Zeit in Interessengemeinschaften mal mehr mal weniger Freiwillig zusammen agierten. Das Verbindende dabei war der ähnliche Lebensstil und die Ähnlichkeit der Landschaften (also auch Naturkräfte). Aber heutzutage sind die meisten Menschen durch die modern-globale Lebensweise derart entfremdet, dass Identität mur moch ein Label ist, was man im social web wechselt, wie die Unterwäsche.

Ingo Bading hat gesagt…

Hm!

Das ist der Kommentar zu einem acht Jahre alten Blogartikel. In der Humangenetik bedeuten heute acht Jahre so viel wie zu anderen Zeiten achzig Jahre. Was ist in dieser Zeit alles passiert.

Fast keinem einzigen Satz des Kommentars kann ich zustimmen. Die Humangenetik übersieht keineswegs den Wald vor lauter Bäumen. Sie lernt alles von Tag zu Tag einfach genauer und noch genauer. Das ist unglaublich faszinierend. Mir wäre lieber, Sie hätten zu einem aktuelleren Artikel hier auf dem Blog einen Kommentar geschrieben. Das wäre sinnvoller.

Und was für ein Unsinn darüber, wie China mit seinen Minderheiten umgeht. Was für ein krasser Unsinn. Die Uiguren in Zentralasien, die genetisch mit uns Europäern verwandt sind, da sie von den Tocharern abstammen, haben unter der Herrschaft der Han-Chinesen nichts zu lachen, überhaupt nichts.

Die Out-of-Africa-Theorie wird nirgendwo instrumentalisiert, um Unterschiede wegzuwischen, ganz im Gegenteil, die Humangenetik findet ja ständig mehr Unterschiede. Erst heute habe ich gelernt, dass die WUNDHEILUNG in Asien ganz anders verläuft als in Europa, mit viel deutlicheren Narben oft. Und so lernen wir doch fast täglich dazu, wenn wir uns umschauen oder einen Blick in aktuelle Wissenschaft werfen (ich tue das übrigens auch auf meinem Google-Plus-Profil derzeit häufiger als hier auf dem Blog).

Stammeskonföderationen asiatischer Steppenvölker sollen uns Vorbild sein? Und das soll dann identitätsbildend sein? Mir ist nicht klar, worauf das alles hinaus soll.

Ingo Bading hat gesagt…

Hier sind auch einige aktuelle Forschungen zur Thematik dieses Blogsartikels eingestellt:

https://plus.google.com/u/0/+IngoBading/posts

Ingo Bading hat gesagt…

Am 3. Februar 2015 war "Artikel des Tages" auf Wikipedia ein Artikel, der zugleich als "exzellent" eingestuft wird. Und was steht in diesem drin?

https://de.wikipedia.org/wiki/ABCC11

Vor allem im letzten Teil wird erläutert, wie die Ostasiaten - wohl beim Übergang zur Sesshaftigkeit - einen geringeren Körpergeruch entwickelten als Europäer und Afrikaner. Als Europäer kann man auch geneigt sein zu sagen, Ostasiaten riechen "wie Plastik", während umgekehrt Asiaten sagen, Europäer riechen "nach Butter". Damit verbunden ist auch eine trockenere Form des Ohrenschmalzes bei Asiaten. Die Evolution und Verbreitung dieser Eigenschaft in Asien scheint parallel gegangen zu sein zur dort ebenfalls vorhandenen Alkoholunverträglichkeit.

Na so was: Auf Wikipedia werden also genetische Rasseunterschiede des Menschen behandelt, die großen Einfluss auf sein Sozial- und Sexualverhalten haben. Die Evolution arbeitete auf genetische Unterschiede hinaus, nicht auf genetische Einheitlichkeit, wie das heute wohl oft - etwa bei der Einwanderungs- und Demographie-Debatte - als anzustrebendes Ideal hingestellt wird.

Die Evolution scheint auf Seiten von Pegida zu sein, wenn man es recht sieht. Und auch der IQ muss nicht das einzige genetische Merkmal sein, das man bei dieser Debatte zu bewerten hat (wie Thilo Sarrazin noch nahegelegt hatte).

Übrigens: Nach 2007 gab es Thilo Sarrazin's Buch über die Intelligenz-Genetik. Die eben unterschiedlich auf die Völker und Rassen dieser Erde verteilt ist. Nur als EIN Beispiel für das, was sich seither alles getan hat ....

Anonym hat gesagt…

Es ist ja richtig, dass sich innert sieben Jahren in der Humangenetik sehr viel getan hat. Und es ist auch interessant, dass die Erkenntnisse über Evolution als Bollwerk gegen die allgemeine Gleichmacherei dienen können. Mein wohl nicht ganz klar formulierter Kommentar war folgendermaßen gemeint: Im Zuge der spannenden Möglichkeiten der Humangenetik, der Haplogruppenbestimmung - welche letztlich irgendwie von der Frage nach 'Identität' motiviert wird - kann es passieren, dass bei einer ausschließlichen Fixierung auf diese genetischen Tendenzwerte der offensichtliche Gesamtzusammenhang von Identität etwas aus dem Blickfeld gerät. Es ist so zu verstehen, dass die Humangenetik aus anthropologisch-evolutorischer Sicht hervorragende Ergebnisse liefern kann, jedoch hinsichtlich der ganzheitlichen Frage nach Identität nur als eine komplementärwissenschaft z.B. neben Geschichte, Mythologie, Sprachwissenschaft, Archäologie, Ethnologie, Ethnobotanik und ggf. Religionssoziologie betrachtet werden sollte. ...

Anonym hat gesagt…

Was die Anmerkung über China anbelangt, so ist zwar klar, dass dieses Land nicht der Himmel auf Erden ist und war. Doch im Zuge der offen zu Tage tretenden zivilisatorischen Selbstzerfleischung der westlichen Zivilisation kann man sich durchaus fragen, ob neben US-vasallenhafter Ukraine-Berichterstattung, NSA-Totalitarismus, Gutmensch-Dogma oder Schuldkult in unserem Kopf vielleicht noch weitere anerzogene Nachkriegs-Denkmuster unbewusst dazu beitragen, dass wir letztlich irgendwie doch dem größenwahnsinnigen Riesenbaby USA dienen; sei es auch nur, dass wir zwar durch kritischeres Hinterfragen die mediale Russland-Verteufelung nicht mehr so leicht glauben, aber in Sachen Chinabild weiterhin unbewusst einer schwarz-weiss-Vorstellung folgen, die 'cui bono', letztlich auf eine von US-Eliten provozierte Konfrontation hinausläuft - eine Konfrontation zwischen den abgehobenen, selbstgerechten Eliten der "auserwählten Weltbeglückungs-Nation" USA und dem wieder erstarkten Drachen China. ... Im Zuge einer grundsätzlichen Selbstreflektion des sogenannten "Westlichen", also einer kritischen Umwertung dessen, was heutzutage allenthalben als die schon immer da gewesenen "westlichen Werte" verkauft wird, sollte man sich schon mal fragen, ob es eigentlich konsistent ist, der nachkriegs(!)-westlichen Lesart vom "bösen China" zu folgen, wenngleich man doch angewidert ist von Heuchelei, ideologischer Hysterie und selbstzerfleischender Orientierungslosigkeit in unserem untergehenden Abendland... Zugespitzt formuliert: Die guten hehren Rousseaus und Kants wurde unterwandert vom dekadent-falschen Propheten namens Uncle Sam bzw. vom utopistischen Marx, und heute, in Zeiten bitterster weltanschaulicher Polarisierung, winkt aus dem Osten Alexander Dugin als möglicher Ausweg. Die Frage ist nun: Wie kann man Uncle Sam loswerden, um zu Kant zurückzufinden? Braucht es nicht ein wenig Dugin-Erdung, um sich vor utopistischen Eskapaden und vor falschen Propheten schützen zu können? … Ist nicht gar China aus geschichtsphilosophischer Sicht mehr oder weniger ein Erfolgsmodell, da es konfuzianische (vernunftmäßige) Traditionen mit legalistischen (anti-laissez-faire) Traditionen verbindet? Neben allen seinen Nachteilen - aber eben auch neben den zu Unrecht ausgeblendeten Vorteilen seines latenten Reichsgedankens – ist China wohl ziemlich gut gefeit vor westlich-missionierendem Gutmensch-Verschlimmbesserungs-Utopismus oder vor kriegstreiberischem US-Verfolgungswahn und scheint letztlich noch dem gesunden Menschenverstand verpflichtet zu sein ... Ein weiterer möglicher Ausweg aus der zivilisatorisch-identitären Krise der Moderne könnte eine grundsätzliche Rückbesinnung auf die ureigenen, autochtonen Kulturen sein, also die alten vor-christlichen Germanen, Kelten, Italiker, Magyaren, etc. ... in diesem Falle würden sich westliche Esoteriker von der universalistisch-vergeistigten Lesart buddhistisch-christlicher Vorbilder ein wenig abwenden und dem authentischen Erfahren autochtoner Naturenergien in ihrer Landschaft vor Ort zuwenden.

Ingo Bading hat gesagt…

Dass der Mensch nicht allein Genetik ist, sondern ein Kulturwesen, wird wohl schwer zu bestreiten sein. Allerdings wollen wir eben das Zusammenspiel zwischen Genen und Kultur nach und nach immer besser verstehen, wozu eben noch Unzähliges zu sagen wäre und worüber in der Öffentlichkeit nicht geredet wird. Beispielsweise eben, dass für die Aufrechterhaltung einer Kultur ein bestimmter durchschnittlicher IQ notwendig ist, das aber allein reicht nicht. In Ostasien beispielsweise gibt es eine genetische Disposition zu Depression viel häufiger als in Europa, während in Europa viel mehr Menschen depressiv sind als in Ostasien. Ein Erklärungsansatz wäre, dass die Konsenskultur Ostasiens auf diese genetische Disposition reagiert, während die individuelle Kultur Europas gar nicht verträglich ist mit einer so großen Häufigkeit von angeborener Depressionsneigung.

Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass man, wenn man von "Haplogruppen" spricht, zumeist nicht von genetischen Unterschieden spricht, die irgendwelche physischen oder psychischen Unterschiede hervorrufen, sondern dass es sich bei ihnen meist nur um "junk DNA" oder ähnliches handelt.

Bei Genen, die ABGELESEN werden, sind die genetischen Unterschiede zwischen Völkern und Rassen oft noch viel deutlicher als bei Haplogruppen.

Meines Erachtens dürfte heute niemand über Politik reden, der nicht über gründlichste Kenntnisse über Humangenetik verfügt.

Ingo Bading hat gesagt…

Politische Diskussionen wie die über Alexander Dugin gehören auf meinen politischen Blog ("Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!"), wo ich dazu auch schon manches geschrieben habe. Dugin steht dem Gedanken der Synarchie nahe, wonach Orakelgesellschaften die Politik bestimmen sollten. Nein danke.

Ich habe im übrigen nicht gesagt, dass China per se ein "böses" Land ist. Dass China vor einer Verwestlichung gefeit ist so wie dies Südkorea und Japan schon hinter sich haben, muss noch bewiesen werden. Ich sehe dafür immer weniger Anzeichen. Auch China hat eine Konsenskultur. Chinesen sind von ihrer Genetik und ihrer Kultur viel weniger darauf eingerichtet, im Widerspruch gegen Mehrheitsmeinungen (sagen wir "Weltmeinungen") zu leben als - beispielsweise - Europäer.

Nein, die Europäer und Deutschen müssen sich schon selbst helfen. Immer irgendwo anders Hilfe und Retter zu suchen, nur nicht in sich selbst, ist Unfug.

Sehr wahr, sehe ich ähnlich:

"Ein möglicher Ausweg aus der zivilisatorisch-identitären Krise der Moderne könnte eine grundsätzliche Rückbesinnung auf die ureigenen, autochtonen Kulturen sein, also die alten vor-christlichen Germanen etc.."

Dazu ist aber meines Erachtens keine Esoterik notwendig. Sie ist auch nicht hilfreich. Wir brauchen eine klare, konsensfähige philosophische Deutung unseres Lebens, die auch der SEELE des Menschen und seinem Seelenleben volle Gerechtigkeit widerfahren läßt.

Ich will auf meinen parallelen Blogs immer häufiger darauf hinweisen, dass die Philosophin Mathilde Ludendorff hier womöglich schon die wesentlichsten Vorarbeiten geleistet hat.

Jedenfalls kenne ich keine zweite Denkerin, die kulturelle Völkervielfalt, Naturwissenschaft UND Beseeltheit des menschlichen Lebens zugleich so hoch wertet wie sie.

Ingo Bading hat gesagt…

Hier finde ich einmal eine Nachricht, die vielleicht darauf hinweist, dass China auch heute noch - wie in früheren Jahrtausenden - längerfristig denkt als westliche Hochkulturen, wo es also vorbildlich ist:

http://www.scientificamerican.com/article/china-s-great-green-wall-helps-pull-co2-out-of-atmosphere/

Da heißt es, dass

"[v]egetation increased on the savannas in Australia, Africa and South America as a result of increasing rainfall, while in Russia and former Soviet republics we have seen the regrowth of forests on abandoned farmland. China was the only country to intentionally increase its vegetation with tree planting projects."

(...)

China's Green Great Wall—formally known as the "Three-North Shelter Forest Programme"—is regarded by some experts as the largest ecological engineering project on the planet.

(...)

Once the project is completed in 2050, a massive belt of trees will stretch from northwestern China's Xinjiang through several northern regions to the country's northeastern part, Heilongjiang province.

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