Dienstag, 20. November 2007

Hey, wie riechst denn DU? - Über Körpergeruch als Merkmal religiöser oder säkularer Gruppen und Epochen

Unterschiedliche Kulturen definieren Sauberkeit ganz unterschiedlich und mit dieser Definition sind auch z.T. ganz unterschiedliche positive und negative Geruchs-Erfahrungen beim Menschen verbunden. Wie wir inzwischen aus der Humangenetik wissen, hat es in den Geruchsgenen eine ganze Menge Evolution in den letzten 200.000 Jahren gegeben, so daß man vermuten kann, daß kulturell unterschiedliche Geruchspräferenzen auch genetische Ursachen haben können, und daß diese auch gemeinsam mit kulturellen Veränderungen weiterhin koevoluieren.

Wie weit die Genetik in einem neuen Buch der Amerikanerin Katherine Ashenburg, die eine deutsche (bayerische) Großmutter hatte, thematisiert wird, muß offen bleiben. (NPR) Aber vor allem ihr Bericht über ihre deutsche Großmutter in ihrem Buch "The Dirt on Clean: An Unsanitized History" ist ziemlich lustig und regt an, viele Dinge neu zu durchdenken.

Man erfährt in diesem Buch zum Beispiel auch folgende "Nebensächlichkeiten":
Napoleon and Josephine were fastidious for their time in that they both took a long, hot, daily bath. But Napoleon wrote Josephine from a campaign, "I will return to Paris tomorrow evening. Don't wash."
Bekannt ist der Kult, der mit dem Baden und Parfümieren bei den antiken Griechen und Römern betrieben wurde. Das spätere christliche Zeitalter nahm es offenbar damit dann nicht mehr ganz so genau - handelt es sich hier um eine "Barbarisierung"?

Ashenburg schreibt: "As St. Bernard said, where all stink, no one smells." Gewiß kann man viele Christen am Geruch erkennen, wie schon Nietzsche schrieb. Ich meine jedenfalls, diese Erfahrung schon sehr oft gemacht zu haben. Zum Beispiel haben schon allein theologische Seminare an traditionellen Universitäten oft einen ganz anderen, eigenen Geruch. Wie man überhaupt das Gefühl hat, daß sich in alten Bibliothken viel von dem Geruch früherer Zeitalter und Gelehrten-Generationen gehalten hat.

Aber nun die deutsche Großmutter, über die Ashenburg schreibt - vielleicht nicht ganz ohne Bezug zu dem eben Geäußerten:
For the first seven years of my life, I spent countless hours with my maternal grandmother, who came from Germany. She lived only a few houses down the street from us in Rochester, New York, and she often took care of us grandchildren. She was a cheerful, hard-working woman, perpetually cooking, cleaning, sewing, crocheting or knitting. Two smells bring my grandmother vividly to mind. One is the warm amalgam of yeast and linen, from the breads she shrouded in tea towels and set to rise on her dining-room radiators. The other smell came from my grandmother herself. As a child, I never thought to describe it or wonder what it was — it was just part of my grandmother. Whom I loved, so the smell never troubled me.

When I married, my husband and I went to Germany on our honeymoon, staying in bed-and-breakfasts in small, clean-swept Bavarian towns. There, unexpectedly, memories of my grandmother came flooding back. The industrious Bavarian women who cleaned our rooms and made our breakfasts didn't just act like my grandmother; they smelled like her. By then, as an adult raised in cleaner-than-clean North America, I knew what the smell was — the muffled, acrid odour of stale sweat — and for the first time, I consciously connected my grandmother's characteristic smell to its cause. She cleaned her house ferociously but not her body, or not very often. (It was a northern European habit I would later read about, when travellers from other European countries, as far back as the sixteenth and seventeenth centuries, would marvel at the cleanliness of Swiss, German and Dutch houses and even streets, but note that it did not extend to their bodies.)

I had to learn that my grandmother's smell was not "good," as determined by twentieth-century North American standards. My natural, uncultivated reaction was that it was neutral or better.
Kein waschunfreudiger (nord-deutscher?) Mann sollte sich allerdings durch diese Zeilen ermutigt fühlen ...

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