Freitag, 22. November 2024

Deutsche Soldaten im Nordkaukasus 1942/43

Alpen und Großer Kaukasus - das sind zwei Gebirgszüge von ähnlicher räumlicher Ausdehnung. Beide sind mindestens 1.000 Kilometer lang und 150 Kilometer breit.  

Abb. 1: Deutsche Panzerspähwagen vor den herbstlich verschneiten Gipfeln des Kaukasus, wohl Oktober oder November 1943 (aus "Kaukasus 1942 - Land und Leute" [Fotoalbum]) 

Der höchste Berg der Alpen ist 4.800 Meter hoch (Mont Blanc), der höchste Berg des Großen Kaukasus 5.600 Meter (Elbrus). Der Große Kaukasus gliedert sich geographisch in mehrere Teile (Wiki):

  • Ganz im Norden liegt die Kette der bewaldeten Schwarzen Berge (um 600 m), auch "Waldkaukasus" genannt
  • Südlich davon folgt der Weidekamm (1200 m bis 1500 m), 
  • südlich davon folgt der Felsenkamm (bis 3629 m). Südlich dieser Ketten unterteilt sich das Gebirge in vier Abschnitte:
  • den westlichen Schwarzmeerkaukasus, auch Pontischer Kaukasus genannt (600 m bis 1200 m), 
  • den vergletscherten Hochgebirgs-Kaukasus mit den höchsten Gipfeln Elbrus, Schchara und Kasbek (bis 5642 m), 
  • in der Mitte das Suramigebirge (bis 1926 m) und 
  • im Osten der Kaspische Kaukasus (500 m bis 1000 m).

Der Waldkaukasus mit seinen dichten Urwäldern hat den deutschen Gebirgsjägern auf dem Rückzug Anfang 1943 oft noch mehr zu schaffen gemacht als schon die unendlichen Mühen und Strapazen des Hochgebirgs-Kaukasus und das Erkämpfen der Pässe desselben. Ziel war der dahinter liegende Küstenstreifen des Schwarzen Meeres. Von Tuapse im Westen am Schwarzen Meer bis Grosny im nördlichen Tschetschenien beträgt die Autostrecke 730 Kilometer (GMaps) (s. Abb. 23). Das ist ungefähr auch die Breite der deutschen Front im nördlichen Kaukasus zwischen August und Dezember 1942.

Über einen hervorragenden Filmbericht mit Erlebnisberichten damaliger deutscher Gebirgsjäger gewinnt man am unmittelbarsten Eindrücke von den Erfahrungen der deutschen Soldaten 1942 im Kaukasus, sowie die Kämpfe bis dorthin (1).

Die beiden Bergvölker des Kaukasus, die im 19. Jahrhundert am meisten Widerstand gegen die Unterwerfung durch Rußland geleistet haben, waren einerseits die Tschetschenen südlich von Grosny - unter ihrem legendären Führer Schamil und es waren die Tscherkessen im Nordwesten des Kaukasus, deren die russische Militärführung schlußendlich nur durch Aussiedlung ins Osmanische Reich glaubte, Herr werden zu können.

Die Deportationen und der Völkermord an den Tscherkessen ist 1856 begangen worden. An den Tschetschenen wurde Völkermord begangen im Februar 1944 durch Deportation nach Kasachstan und seit 1999 durch Krieg und Terror, sowie Flucht zehntausender von Tschetschenen ins Ausland. Auch in Deutschland leben heute viele Familien der Tschetschenen. Sie fallen im Straßenbild wenig auf. Am ehesten werden sie als "Türken" wahrgenommen. Eine Zeit lang sind diese schwer traumatisierten Menschen durch erhöhte Gewalttätigkeit gegenüber Mitmenschen aufgefallen.

Abb. 2: Einwohner des Kaukasus am Straßenrand - Deutscher Vormarsch, Spätsommer 1942

Ihrer Sprache und auch ihrer Genetik nach sind Tschetschenen, Tscherkessen und andere Völker "Urvölker" des Kaukasus so wie die Basken der Sprache nach ein vorindogermanisches Urvolk Europas darstellen. 

Ab 2.400 v. Ztr. kam mit indogermanischen Armeniern, Osseten und anderen Völkern ähnlich umfangreich indogermanische Steppengenetik nach Armenien und in den Kaukasus wie sie zur gleichen Zeit nach Griechenland und in viele andere Teile Südeuropas kam. Viele Bergvölker des Kaukasus - wie Tschetschenen und Tscherkessen - behielten aber auch in dieser Zeit ihre kaukasischen Sprachen bei.

Später kamen noch andere indogermanische Völker in den Kaukasus: Kimmerier, Skythen, Sarmaten, Alanen. In unterschiedlichen Anteilen wirken ihre kulturelle und genetischen Einflüsse bis heute nach. Man vermutet zum Beispiel, daß die "Narten-Sagen" des Kaukasus von den Alanen aus Sibirien in den Kaukasus mitgebracht worden sind. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts haben dann Kosaken, Ukrainer und Russen im Nordkaukasus gesiedelt. Die Russen bauten den Jahrtausende langen Völkerweg über den Kaukasus hinweg zur die Georgischen Heerstraße aus. 

Abb. 3: Einwohner des Kaukasus fotografiert von deutschen Soldaten, Spätsommer 1942

Vor 2.400 v. Ztr. hatte sich eine unsichtbare genetische Grenze am nördliche Fuße des Kaukasus entlang gezogen. Diese war für die Archäologen rein kulturell kaum sichtbar - denn in beiden Gebieten gab es die Maikop- und andere Kulturen. Diese bis 2.400 v. Ztr. fortbestehende genetische Grenze ist erst 2019 entdeckt worden. Zwar hat sich indogermanische Steppengenetik von der Wolga her schon seit 4.500 v. Ztr. bis zum Fuß des Kaukasus ausgebreitet. 

Die frühen, anatolischen indogermanischen Sprachen haben sich schon zu dieser Zeit über den Kaukasus hinweg ausgebreitet und dann über ganz Anatolien hinweg, allerdings nur mit einem dünnen Schleier von Steppengenetik-Anteilen.

Die wenigsten Reisenden kennen den gesamten Kaukasus, so wie auch nur die wenigstens Reisenden die gesamten Alpen kennen. Viele Reisende haben entweder nur den nordwestlichen Kaukasus kennen gelernt und dort die Tscherkessen. Andere Reisende haben den weiter östlich gelegenen Kaukasus kennen gelernt und die dort lebenden Tschetschenen. Noch Ende des 19. Jahrhunderts wurden Tschetschenen oft als "Tscherkessen" wahrgenommen und bezeichnet, obwohl die Tscherkessen schon vertrieben worden waren.

Unternehmen "Edelweiß"

Die militärischen Planungen zur Eroberung des Kaukasus durch das Deutsche Reich im Jahr 1942 liefen unter dem Decknamen "Unternehmen Edelweiß" (Wiki). Das Edelweiß ist das Abzeichen der deutschen und österreichischen Gebirgsjäger (1). Unter den etwa 30 eingesetzten deutschen, österreichischen, rumänischen und slowakischen Divisionen befanden sich aber keineswegs nur Gebirgsjäger-Divisionen. Es befanden sich darunter auch Panzer-Divisionen.

Abb. 4: In den Bergen des Waldkaukasus, Spätsommer 1942 (aus "Kaukasus 1942 - Land und Leute" [Fotoalbum]) 

Der Hochgebirgskrieg im Kaukasus ist für die Soldaten mit äußersten Strapazen verbunden gewesen. Waffen, Munition und Material mußten über mehrere tausend Höhenmeter auf schmalen, oft nassen und rutschigen oder sumpfigen Saumpfaden transportiert werden. Selbst die zähen Muli's (Wiki) gingen unter diesen Strapazen oft ein. Die Soldaten litten unter der Kälte, oft auch unter Hunger, da der Nachschub in die hochgelegenen Täler und auf die Paßwege oft nicht ausreichend war.

Siehe dazu etwa das Tagebuch des Obergefreiten Lindner aus Obertrum aus dem Salzburger Land (3).

Abb. 5: Deutsche Gebirgsjäger im Kaukasus, 1942

Im folgenden seien noch einige der eindrucksvollen Fotografien von den deutschen Soldaten im Kaukasus zusammen gestellt. 

Abb. 6: Deutsche Gebirgsjäger am Elbrus, Oktober/November 1942

Gegebenenfalls werden später noch weitere Einzelheiten nachgetragen zu den vielen Kriegsschauplätzen im Jahr 1942 nur allein an der Kaukasus-Front, die ja insgesamt, wie gesagt, 700 Kilometer breit war. 

Abb. 7: Einwohner des Kaukasus auf einer deutschen Vormarschstraße

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Abb. 8: Muli-Kolonne vor dem Elbrus

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Abb. 9: Gebirgsjäger mit Mulis vor dem Elbrus - September 1942 im Hochgebirge des Kaukasus

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Abb. 10: Deutsche Soldaten auf dem Vormarsch im Kaukasus

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Abb. 11: MG-Stellung auf einem Gebirgskamm des Kaukasus

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Abb. 12: Abwehrstellung auf einem Gebirgskamm des Kaukasus

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Abb. 13: Im Kaukasus

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Abb. 14: Wo Fahrzeuge nicht mehr fahren konnten, kamen Muli-Kolonnen zum Einsatz

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Abb. 15: Russische Kriegsgefangene im Kaukasus

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Abb. 16: Tscherkessische Freiwillige, die auf deutscher Seite kämpfen, Herbst 1942 (aus "Kaukasus 1942 - Land und Leute" [Fotoalbum]) 

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Abb.: Karatschaier - Turksprachiger Volksstamm aus dem Nordkaukasus zu Pferde in traditioneller Tracht mit Burka, Tscherkeska und Filzhut, Oktober 1942

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Abb.: Karatschaier (turksprachiger Volksstamm) - Freiwilliger der deutschen Wehrmacht

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Abb. 17: Deutsche Muli-Kolonne am Kuban-Ufer

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Abb. 18: Im November 1942 zog sich die deutsch-sowjetische Front mitten durch Tscherkessien

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Abb. 19: Der Kuban, der Terek, der Kuma und der Manych (Resg) - Das sind die wichtigsten Flüsse nördlich des Kaukasus. Die Kurgan-Stämme von der Mittleren Wolga haben sich um 4.000 v. Ztr. zwischen Kuban und Manych mit den Bergstämmen des Nordkaukasus vermischt und sich dann nach Norden über den Don hinweg bis zum Dnjepr ausgebreitet. Dort kam es bis 3.300 v. Ztr. zur Ethnogenese des Volkes der Späten Urindogermanen. Von diesem stammen alle Völker Europas ab. 

Die deutsche und verbündeten Truppen überschritten erst den Don, erreichten dann den Manych, kämpften am Kuban und überschritten zum Schluß auch noch den Terek Richtung Osten. 

Abb. 20: Kaukasus, Frontverlauf, November 1942 (Wiki)

Rechts die 17. Armee unter General Ruoff, in der Mitte die erste Panzerarmee unter General von Kleist und links die 4. Panzerarmee unter General Hoth. 

Am 9. August wurde Maikop eingenommen, am 11. August Krasnodar, am 14. August wurde der Kuban auf breiter Front überschritten, am 27. August hatte der Angriff auf den Kaukasus schon seinen südlichsten Punkt erreicht. 

Abb. 21: Deutsche Lagekarte vom 2. September 1942 für die Region nördlich des Terek vor Naltschik und vor Grosny

Über militärische Lagekarten kann man sich Eindrücke von dem Geschehen verschaffen. Am 1. Oktober 1942 stehen auf einer Frontlinie südlich von Krasnodar und Maikop (LdW):

  • 125. Infanterie-Division
  • 126. Infanterie-Division
  • 198. Infanterie-Division
  • Slowenische Schützen-Division
  • 101. Infanterie-Division
  • 97. Jg.-Division
  • 46. Infanterie-Division

Östlich von ihr gehen vor:

  • 4. Gebirgsdivision
  • 1. Gebirgsdivision (Kuban-aufwärts bis zum Elbrus)
  • 1. Panzer-Division

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Abb. 22: Deutsche militärische Lagekarte vom Nordwestkaukasus am 1. Dezember 1942

Auf der Lagekarte vom 1. Dezember 1942 sehen wir südlich und östlich des Terek:

  • 3. Panzer-Division
  • 111. Infanterie-Division
  • 50. Infanterie-Division
  • 370. Infanterie-Division
  • 13. Panzer-Division
  • 2. rumänische Gebirgs-Division

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Abb. 23: Der nordwestliche Kaukasus zwischen Tuaspe und Grosny (Tscherkessien) (GM)

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Das Unternehmen "Schamil"

Die Eroberung des Kaukasus war durch den deutschen militärischen Geheimdienst, die "Abwehr", vorbereitet worden durch das Unternehmen Schamil (Wiki).

Abb. 24: Absetzraum und Weg des "Unternehmens Schamil" (blau) - Rot feindliche Einkreisungsversuche - grau (tschetschenische) "Banden"

Dieses Kommandounternehmen stand unter der Führung des Oberleutnants d. R. Erhard Lange (1913-1972) (Mp):

Nach Fallschirmlandung sollte mit dem Unternehmen „Schamil“ der Brandenburger in Tschetschenien das Kommando, bestehend aus 10 deutschen Brandenburgern und 15 Nordkaukasiern des Sonderverbandes Bergmann, Kampfeinsätze (...) anleiten. (...) 85 % aller Lasten und Waffen gingen beim stürmischen Absprung verloren.

Nach der Darstellung des Einsatzführers Erhard Lange und nach der Darstellung von K. Heinz Michael gab es innerhalb der "Abwehr" zu viele Personen, die als Doppelagenten für Sowjets arbeiteten und deshalb an einem Erfolg des Unternehmens Schamil nicht nur nicht interessiert waren, sondern ihn auch gezielt sabotierten. Deshalb sei es zu so vielen "merkwürdigen" "Zufällen" gekommen. (6-9). Erhard Lange war ursprünglich von Karl I. Albrecht (1897-1969) (Wiki), der sich durch das viel gelesene Buch "Der verratene Sozialismus" (1939) Glaubwürdigkeit verschafft hatte, angeworben worden. Albrecht hat aber für die Gegenseite gearbeitet und im Mai 1945 auch den General Wlassow an die Sowjetunion ausgeliefert. 

Rückzug Anfang 1943

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Abb. 25: Drei deutsche Tigerpanzer am Manych - Der zweite muß vom ersten abgeschleppt werden - Vermutlich auf dem Rückzug im Januar 1943 (aus Volker Ruff)

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  1. Von Garmisch in den Kaukasus. Die Geschichte der 1. Gebirgsjäger-Division 1941-1942. Ein Film von Stuart Russell, Drehbuch Andreas Kalbitz, Filmaufnahmen von Wolfgang Gorter. Edition Montanus 2009 (Yt)
  2. Gebirgsjäger an vielen Fronten / Teil 1 / Erlebnisbericht eines Überlebenden 1943 - 1945. BACUFFZ, 26.09.2021 (Yt)
  3. Obergefreiter Matthäus Lindner (4. Gebirgs-Division): Tagebuch (Zeit-Geschichte)
  4. Der Schemascho - Schicksalsberg der Gebirgsjäger 1942 im Waldkaukasus. Christian Kapeller, 2018 (Yt)
  5. Sawjalow, A.S.; Kaljadin, T.J.: Die Schlacht um den Kaukasus 1942/43. Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung, Berlin 1959 (pdf)
  6. Lange, Erhard: Erfahrungsbericht zum Unternehmen Schamil. 27.4.1943 (Bdarch
  7. Michael, K. Heinz: Div. Brandenburg im Kaukasus - Unternehmen "Schamil 1942" (Yt2022)
  8. Michael, Heinz: Division "Brandenburg" im Kaukasus. Das OKW-Unternehmen Schamil 1942 (Amaz)
  9. Koch, Peter-Ferdinand: Enttarnt. Doppelagenten - Namen, Fakten, Beweise. eco.win, 2011
  10. Ruff, Volker: Der Tiger. Bd. 3: Schwere Panzerabteilung 503. A pictorial documentation of the german heavy tank bataillons 1942-1945 (ModellbauKönig)

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