Sonntag, 16. Januar 2022

Streit-Esel zogen die Wagen des Adels und der Götter (3.000-2.200 v. Ztr.)

Die "Kunga", eine besondere Züchtung von Eseln als Zugtiere gingen der Domestizierung des Pferdes voraus

Zusammenfassung: Die Domestizierung des Esels in Ägypten und Zuchtexperimente in Nordmesopotamien gingen der Domestizierung des Pferdes in den Steppen nördlich des Kaukasus voraus und werfen zugleich ein helles Licht auf jene Zusammenhänge, aus denen heraus auch das Pferd vermutlich domestiziert worden ist. In Tell Brak / "Kagar" in Nordsyrien wurden um 3.000 v. Ztr. "Kunga" gezüchtet, die vierrädrige Streitwagen zogen (s. Abb. 1). Hierzu wurden Hausesel (die aus Ägypten stammten und zur Gruppe der "Afrikanischen Esel" gehörten) mit Wildeseln gekreuzt (die zur heute ausgestorbenen Gruppe der "Syrischen Wildesel" gehörten). Die entstandenen Tiere waren zwar unfruchtbar, hatten aber Eigenschaften, die sie zu teuren, "königlichen" Zugtieren machten, die als teure Gastgeschenke an Vasallen und befreundete Königshäuser verschenkt, sowie verkauft wurden. Da es von Nordmesopotamien aus viele kulturelle Einflüsse in Richtung auf die reiche, indogermanisch beeinflußte Maikop-Kultur nördlich des Kaukasus gegeben hat, wird es nicht unwahrscheinlich sein, daß die dortige Domestizierung unseres heutigen Hauspferdes - zunächst zum Zugtier von zweirädrigen Streitwagen (um 2.200 v. Ztr.) - ihre Anregung erhalten hat durch diese nordmesopotamischen königlichen Streit-Esel-Gespanne. So wird auch die Domestizierung unserer Pferde - wie in Nordmesopotamien - den "königlichen" Prestige-Bedürfnissen entsprungen sein. Und Pferde sind ja auch bis heute - ihrer ganzen Art nach - königlich, edel, verleihen ihrem Besitzer "Ansehen".
Der Esel ist eines der ältesten Lasten- und Zugtiere der Menschheit (1-6). Während sich nördlich des Kaukasus anfangs der Adel der dortigen Königreiche des Mittelneolithikums von Rinder-Wagen ziehen ließ, die vermutlich als königlich und adlig angesehen wurden (7), kennt man schon seit langer Zeit "Streit-Esel" als Zugtiere von Streitwagen in Ur in Mesopotamien, die dem Pferd als Zugtier von Streitwagen voraus gegangen sind. In einer neuen Studie ist die genetische Herkunft dieser Streit-Esel soeben geklärt worden (1-6). 

Abb. 1: Vierrädrige Streitwagen mit urtümlichen, schwerfälligen Scheibenrädern werden von "Kungar" (Streiteseln) gezogen - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), einem Holzkasten aus einem Königsgrab in Ur, um 2.500 v. Ztr. - So war auch der Königswagen des Helden Gilgamesch beschaffen

Aber zunächst die Frage: Woher stammt der domestizierte Esel? Er stammt aus Ägypten.

Wann und wo wurde der Esel domestiziert?

 Wir lesen (Wiki):

Schon 4000 v. Chr. hat man im Niltal Ägyptens den nubischen Wildesel zum Haustier gemacht.

Man nimmt an, daß es den domestizierten Esel seit dem späten 4. Jahrtausend v. Ztr. in Mesopotamien gibt. In ähnlicher Zeit wurde - nach bisherigem Kenntnisstand in einem Raum zwischen Mesopotamien und Nordkaukasus das Rad und der Wagen erfunden (7, 8). Nördlich des Kaukasus spannte man vor den Wagen Rinder, bzw. Ochsen (7), südlich des Kaukasus (zumindest auch) Esel. Zu jener Zeit gab es überall schon blühende Stadtkulturen (protourbaner oder urbaner Art), Königreiche und staatliche Verwaltungsstrukturen, die in Königspalästen - angesiedelt auf einer Akropolis mit Tempelbezirk - zusammen liefen.

Wann und wo wurden Rad und Wagen erfunden?

Mit der Erfindung des Rades und dem Rinderwagen als erstem Fortbewegungsmittel des Menschen zu Land im frühen 4. Jahrtaseund v. Ztr. haben wir uns hier auf dem Blog schon früher beschäftigt (7): Wagenräder als Grabgut kennt die reiche, mancherlei protourbane Merkmale aufweisende "Majkop-Kultur" im Nordwestkaukasus schon zwischen 3.700 und 3.000 v. Ztr.. In einer Grabanlage in Norddeutschland finden sich Wagenspuren aus der Zeit um 3.500 v. Ztr.. Ebenso gibt es frühe bildliche Wagendarstellungen, zum Beispiel im Steinkammergrab von Züschen in Nordhessen. In dem gesamten Raum bis hinauf nach Irland und Dänemark finden sich inzwischen für diese Zeit Hinweise auf Königreiche mit einem Hochadel (der die großen, überlieferten Stein-Grabanlagen nutzte, Steinstelen aufstellte) und auf protourbane Siedlungen als Verwaltungszentren. Dieser Hochadel vor allem nutzte auch die Rinderwagen als Prestige-Objekte und für religiöse Zeremonien (7).

Abb. 2: Menschen mit Traggestellen, Säcken, Widdern, Ochsen und Kungar treten vor den Herrscher - womöglich um ihr Ablieferungssoll darzubringen - alles zu Fuß. Wagen blieben einer kleinen Elite vorbehalten - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), 2.500 v. Ztr.

Aus gleicher Zeit ist das Rad aus Mesopotamien bezeugt (8). Von wo es sich nach wohin ausgebreitet hat, ist bislang ungeklärt. Wie so oft, wird aber womöglich auch in diesem Fall Mesopotamien der Ursprungsort gewesen sein, von wo aus sich eine solche Erfindungen dann - aufgrund der großen Aufnahmebereitschaft der Kulturen weiter im Norden (Maikop, Jamnaja, Cucuteni-Tripolje, Kugelamphoren-Kultur ...) sehr schnell über ganz Europa ausgebreitet haben wird, zumal gut bezeugt ist, daß die Maikop-Kultur im Kaukasus von Mesopotamien beeinflußt gewesen ist.

Existierten auch Wildesel?

So wie damals in vielen Teilen Europas in offenen und geschlossenen Habitaten (Wäldern) wilde Pferde lebten, die gejagt wurden, so lebten neben dem domestizierten Esel in Ägypten und in Mesopotamien bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch Wildesel weiter (1):

Seit der Periode der Frühen Dynastie (um 2800 v. Ztr.) ist eine anderes pferde-artiges Wesen bezeugt, der "anše-edin-na", wörtlich übersetzt der "Esel aus der Wüste". Dieses Tier wurde gejagt um seines Fleisches und seines Felles wegen aber es wurde nie als Zugtier genutzt.
Another equid attested since the Early Dynastic period I (ca. 2800 BCE) is the anše-edin-na, literally translated as “equid of the desert.” This animal was hunted for its meat and hide, but never used as a draught animal. The anše-edin-na is broadly considered to be a type of onager, although it is impossible to say whether it refers to the Persian onager (Equus hemionus onager) or to the Syrian wild ass, or hemippe (Equus hemionus hemippus) (8), sometimes also named “Syrian onager.”

Streit-Esel in königlichen Gräbern (3.000 bis 2.300 v. Ztr.)

Die Funde nun, die die neuen Erkenntnisse brachten, werden folgendermaßen beschrieben (1):

In dem Eliten-Gräber-Komplex von Tell Umm el-Marra (2600 bis 2200 v. Ztr.), die möglicherweise zu der antiken Stadt Tuba gehörte, 55 km östlich von Aleppo im heutigen Nordsyrien, wurden Männer und Frauen mit Keramik, Bronze und Silber-Gefäßen bestatten; Bronzewaffen und -werkzeugen; persönlichem Schmuck, gefertigt aus Bronze, Silber, Gold, Lapislazuli. Innerhalb dieses königlichen Gräber-Komplexes wurden 25 männliche Esel abseits von den Menschen bestattet (...) ähnlich den Esels-Gräbern in Abydos, Ägypten um 3.000 v. Ztr.. (...) Es ist schon vorgeschlagen worden, daß diese Skelette Hybride darstellen könnten. ....
In the elite burial complex of Tell Umm el-Marra (2600 to 2200 BCE), possibly belonging to the ancient city of Tuba, 55 km east of Aleppo in modern-day northern Syria, men and women were interred with ceramics, bronze, and silver vessels; bronze weapons and tools; and personal ornaments made of bronze, silver, gold, and lapis lazuli. Within this royal burial complex, complete skeletons of 25 male equids and bones from six additional animals were buried separately from humans, either in a sequence of pits or in their own mud-brick structures, akin to the 3000 BCE donkey burials at Abydos, Egypt.

Hier sind also Esel nahe königlicher Gräber bestattet worden ungefähr zu gleicher Zeit als in der Maikop-Kultur nördlich des Kaukasus das Pferd domestiziert wurde (9). Das Pferd sollte - als es wenige Jahrhunderte später nach Mesopotamien kam - im Gegensatz zum "Esel der Wüste/Steppe" als "Esel der Berge" benannt werden. 

Abb. 3: Für die Kultur in Nagar (Tell Brak) (Wiki) sind diese Figürchen kennzeichnend, sogenannte "Augenidole" aus Alabaster, um 3.500 v. Ztr. - Nach ihnen ist auch der "Augentempel" (Wiki) auf der Akropolis von Nagar benannt

Zu welcher weiter verbreiteten kulturellen Erscheinung die Esels-Bestattungen neben könglichen Gräbern gehörten, darauf wird gleich einleitend in der Studie hingewiesen gemäß der unterschiedlichsten Quellen (Schriftquellen, Bildquellen) (1):

Große männliche Kunga (Streit-Esel) wurden benutzt, um Wagen "des Adels und der Götter" zu ziehen, ihre Größe und Schnelligkeit machten sie begehrenswerter als Esel für das Ziehen von vierrädrigen Streitwagen. (...) Kleinere männliche und weibliche Kunga wurden im Ackerbau genutzt, wo sie, so wird regelmäßig berichtet, Pflüge zogen. Kunga-Fohlen sind selten geboren worden innerhalb der städtischen Zentren von Sumer und Syrien und Ebla kaufte junge Kunga fast ausschließlich aus Nagar (Tell Brak) im nördlichen Mesopotamien, das das Hauptzentrum der Zucht gewesen sein könnte und dessen Herrscher sie als Geschenke für die Eliten verbündeter Territorien nutzten. (...)
Vermutlich sind es Kunga, die über die gesamte Region hinweg auf königlichen Siegeln dargestellt werden und Abbildungen dieser Hybriden finden sich vermutlich sowohl auf der "Kriegs-" wie auf der "Friedenseite" der "Standarte von Ur". (...) In einer der ältesten Abbildungen (2.600 v. Ztr.) eines Kriegszuges in der Geschichte der Menschheit stehen die Krieger auf vierrädrigen Streitwagen, von denen jeder von einer Reihe von pferdeähnlichen Zugtieren gezogen wird.
Large-sized male kungas were used to pull the vehicles of "nobility and gods", and their size and speed made them more desirable than asses for the towing of four-wheeled war wagons. (...) Smaller-sized male and female kungas were used in agriculture, where they were frequently reported pulling ploughs. Kunga foals were seldom born within the urban centers of Sumer and Syria, and Ebla purchased young kungas almost exclusively from what may have been the principal breeding center at Nagar (modern Tell Brak), in northern Mesopotamia, whose rulers also provided them as gifts to the elites of allied territories. 
Presumed kungas featured prominently on royal seals throughout the region, and images of these hybrids likely appear on both the “war” and “peace” panels of the standard of Ur, a Sumerian artifact excavated from the royal cemetery in the ancient city of Ur (in modern-day Iraq). In one of the first depictions (2600 BCE) of a military expedition in human history, warriors stand on four-wheeled war wagons, each drawn by a team of unspecified equids. An example of the rein ring featured in this image has been found in a royal grave at Ur, decorated with a small statue of a noncaballine equid, either a kunga or hemione. 

Damit sind die berühmten Abbildungen auf der "Standarte von Ur" gemeint (hier: Abb. 1, 2). Dem Domestizierungs-Prozeß des Pferdes als Zugtier im Norden des Kaukasus, in der Maikop-Kultur (9), ging also die Jahrhunderte lange Erfahrung und das Experimentieren im Umgang mit Eseln als Zugtieren in Mesopotamien voraus, sowie ihre sehr ungewöhnliche Züchtung als teure königliche Tiere (2):

Das domestizierte Hauspferd (kam) erst 500 Jahre später in die Region des Fruchtbaren Halbmonds. Ältere Bilder und Texte zeigten jedoch, daß bereits zuvor pferdeartige Tiere in Schlachten und auf Reisen zum Einsatz kamen. Neben der "Standarte von Ur" gibt es Tontafeln, die in Keilschrift auf wertvolle Tiere mit der Bezeichnung "Kunga" hinweisen. Doch wer waren diese "Kunga"?
Dies beantwortete die genetische Auswertung von Tierknochen, die in einem mehr als 4.300 Jahre alten royalen Grabkomplex in Nordsyrien, in der ehemaligen Stadt Umm el-Marra, entdeckt wurden. Die alte DNA wurde mit dem Erbmaterial von Pferden, Hauseseln und Wildeseln verglichen, schreibt die Forschungsgruppe um Eva-Maria Geigl und Thierry Grange im Fachmagazin "Science Advances". Sie zog unter anderem Material des in den 1920er-Jahren ausgestorbenen Syrischen Halbesels heran sowie noch ältere DNA von Tieren aus der Pferdefamilie, auf die man bei der 11.000 Jahre alten Tempelanlage Göbekli Tepe stieß. 
Die Gruppe stellte fest: Bei den prächtigen Wesen im nordsyrischen Grab handelte es sich sogar um die älteste nachgewiesene Kreuzung verschiedener Tierarten. Die Hybridtiere entstanden aus der Vereinigung von Wildeseln der Spezies Asiatischer Esel mit Hauseseln, die vom Afrikanischen Esel abstammen. Auch sprachliche Ähnlichkeiten lassen sich feststellen, "Kunga" erinnert an die Begriffe "Kiang" (aus Tibet) und "Skiang" (aus Indien), mit denen der Tibet-Wildesel bezeichnet wird, sowie entfernt an den turkmenischen Kulan und den nur noch in Westindien vorkommenden "Khur" - weitere Verwandte oder Varianten des asiatischen Wildesels.
Die bestatteten "Kunga" hatten den Genomanalysen zufolge einen Hausesel zur Mutter und einen Wildesel zum Vater. Sogar das Einfangen der Wildtiere wurde dem Forschungsteam zufolge auf einem assyrischen Relief festgehalten. Dies mußte immer wieder wiederholt werden, denn die entstandenen Hybriden waren unfruchtbar - wie viele Artkreuzungen, auch beispielsweise das Maultier, eine Mischung aus Esel und Pferd.
Diese beschwerliche Züchtung nahm man offenbar auf sich, um einerseits besonders starke und schnelle Tiere zu erhalten, die andererseits aber nicht so wild waren wie die ursprünglichen Asiatischen Esel - Eigenschaften, die auch von militärischer Relevanz sind. Gegen die Einführung domestizierter Pferde konnte sich diese Methode allerdings nicht durchsetzen.

(Wenn man diese sprachlichen Ähnlichkeiten anspricht, geht damit womöglich auch der Verdacht einher, daß sich alle diese Kulturen sprachlich gegenseitig beeinflußt haben oder auf eine Sprachfamilie zurück gehen. Aber dieser Gedanke soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden.) Beim Göbekli Tepe sind die Knochen eines Syrischen Wildesels gefunden worden, die in dieser Studie hatten sequenziert werden können (1). Und (3):

Archäologische Aufzeichnungen zeigen, daß ein Zuchtzentrum in Nagar (heute Tell Brak, Syrien) die jungen Kungas in andere Städte verschiffte. Sie waren kostbare Tiere, Statussymbole und wurden in Kriegs- und Militärzeremonien verwendet.

Das älteste Maultier hingegen - eine unfruchtbare Kreuzung zwischen Esel und Pferd - wurde bislang um 1000 v. Ztr. in der heutigen Türkei entdeckt (3). Man wird zu der Annahme verleitet: So wie man für die Züchtung des "Kunga" spätestens ab 3.000 v. Ztr. in jeder Generation wilde Esel-Hengste der Steppe in Syrien einfing, so mag man nördlich des Kaukasus versucht haben, Hausesel, die durch den Fernhandel mit Nordmesopotamien herein gekommen sein mögen, mit eingefangenen Hengsten der Wildpferde der Steppe vor Ort zu paaren. Womöglich auf Anweisung eines dortigen Herrschers, Königs. Die dabei entstehenden Maulesel sind zwar erst ab 1.000 v. Ztr. für den Bereich der Türkei nachgewiesen. Aber womöglich kam es in der Steppe nördlich des Kaukasus über solche Versuche hinweg auch zur Domestizierung des Wildpferdes. Zu diesem Szenario wird man verleitet, wenn man sich mit dem Kunga beschäftigt. Aber natürlich ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, wie es zur Domestizierung des Pferdes in der Maikop-Kultur gekommen ist. Die Kunga waren jedenfalls sechsmal teurer als die ansonsten eingesetzten Hausesel (4). 

Das Zentrum der Streit-Esel-Züchtung: Nagar/Tell Brak

Schon seit vielen Jahrzehnten machte sich die Forschung Gedanken über die nicht leicht einzuordnende Art jener Zugtiere, die in Bildquellen und Keilschrift-Tontafeln jener Zeit dokumentiert sind. So hatte etwa auch vor zwanzig Jahren der Münchner Assyrologe Walther Sallaberger (geb. 1963) (Wiki, Wiki), Assy) vor dem Hintergrund des damaligen Forschungsstandes (den wir hier durchstreichen, da das inzwischen genauer geklärt ist) geschrieben (5):

Die Wirtschaft des Ortes Nagar beruhte offensichtlich zu einem guten Teil auf der Zucht von hochwertigen als BAR.AN (=kunga) bezeichneten Equiden, worunter man Kreuzungen von Halbesel (Onager) und Esel verstehen möchte. Eblaiter nahmen nämlich den langen Weg von beinahe 400 km Luftlinie einfacher Strecke auf sich, um die Tiere zu kaufen, - und das zu Preisen, die dem Mehrfachen des gewöhnlichen für diese ohnehin schon teuerste Tierart entsprechen: für ein Tier könnte man in Ebla bis zu 300 Schafe kaufen. Der Handel für diese kostbaren Equiden kann auch über große Distanzen gehen, und im Land Naga dürften die Bedingungen für ihre Zucht ideal gewesen sein.

Sallaberger versucht in dieser Abhandlung, die Tontafel-Texte der königlichen Karwanserei von Tell Beydar, die zuvor ausgegraben worden waren, dem bisherigen Forschungsstand zuzuordnen. Und wir merken, indem wir solche Ausführungen zur Kenntnis nehmen, daß es Sinn machen kann, sie auch mit Blick auf zeitgleiche staatliche Strukturen in Europa bis hinauf nach Irland und Dänemark zu lesen. Und es mag ebenso Sinn machen, solche Ausführungen im Zusammenhang der Erörterung der Strukturierung der Gesellschaften Nordmesopotamiens insgesamt zu lesen, zu denen wir vor dreizehn Jahren schon einmal einen Artikel veröffentlicht haben (10). Wir lesen (5):

Zeugnisse für den Ort Nagar in frühdynastischer Zeit stammen bisher vor allem aus den Palastarchiven von Ebla.

Vor zwanig Jahren waren nun neue Tontafel-Dokumente aus dem zeitgleichen Beydar hinzu gekommen, die Sallaberger in der hier zitierten Studie auswertete. In diesen werden außer dem Ort Nagar noch zahlreiche andere Orts- und Personennamen erwähnt. Nach Sallaberger bleibt für sie nur die Schlußfolgerung (5):

Es handelt sich daher um Dörfer im Umland von Beydar, deren Personal und Ackerbau von Beydar aus verwaltet wird.

In anderen Aufzeichnungen von Beydar (5) ...

... werden monatliche Rationen von Personen und Futter für die Esel Durchreisender dokumentiert.

Zum Beispiel findet sich der Eintrag (5):

Herrscher: 11 Gespanne (von Eseln = 44 Tiere); (aus) Nagar, in 4 Tagen: 3 gur 4 bariga (= 2040 sila).

Hier handelt es sich um Angaben der Menge des Futters. Oder (5):

Der Herrscher kam (ba-gen), blieb (al-tus) für einige Tage; das Futter für soundsoviel Esel: Getreidemenge.

An solche entdeckten Tontafel-Aufzeichnungen schloß Sallaberger vor zwanzig Jahren folgende Überlegungen (5, S. 401f):

Die Zugtiere werden immer mit dem neutralen Begriff "anse" bezeichnet, der wohl kunga-Maultiere? (in Beydar anse-BAR.AN geschrieben) und dusu-Esel (anse-IGI) umfaßt. Hier können wir uns einmal ein recht klares Bild vom Aussehen der Tiere machen, wurden doch in Tell Brak in etwa gleichzeitigen Schichten Eselskelette gefunden, bezeichnenderweise in und bei einem Gebäude, das die Ausgräber als Karawanserai deuten wollen. Die kleinen aber offensichtlich wohlgepflegten Tiere von nur etwa 110 cm Widerristhöhe waren gewohnt, schwere Lasten zu tragen, wie Veränderungen der Wirbelsäule zeigen. Sie waren mit Bronze- oder Kupfertrensen angeschirrt, um geführt oder an Wagen gespannt zu werden. Natürlich wüßten wir nur zu gern, ob es sich bei diesen Tieren zumindest teilweise um die kunga-Maultiere? handelt, die einst in Ebla so hoch geschätzt wurden, wobei es von untergeordneter Bedeutung ist, ob die Texte von Ebla und die Esel von Tell Brak in die gleiche Zeit gehören oder um ein Jahrhundert getrennt sind. (...) "Esel 3" der Skelette von Tell Brak weist Proportionen auf, die nach den Daten der Bearbeiterinnen eher denen eines Halbesels zu entsprechen scheinen. Könnte somit hier die vermutete Kreuzung von Halbesel und Esel vorliegen? Oder handelt es sich um einen gezähmten Halbesel, dessen Wildheit sich noch an den abgewetzten Zähnen ablesen läßt? Hier kann nun letztendlich auch das Zeugnis einiger Texte aus Beydar angeführt werden: Ausgaben von Getreide erfolgen dort zweimal für anse edin, "Esel der Steppe", also wohl doch wilde Halbesel, einmal ist ein su anse edin, "der (Beauftragte) für Esel der Steppe" genannt. Getreideausgaben müssen dabei m.E. nicht für Domestizierung sprechen, die ja beim Halbesel unmöglich sein soll, sondern sie mögen für die gefangenen? Tiere gedacht sein. (...)
Mit der Versorgung der Tiere in Beydar war ein enormer Aufwand verbunden, bedenkt man, daß insgesamt meist 40-60 Tiere, im Einzelfall sogar mehr, gefüttert werden mußten. Der höchste bezeugte Wert beträgt 2700 sila Eselfutter für einen drei- oder viertägigen Aufenthalt des Herrschers; das entspricht den Monatsrationen von 45 Männern oder 90 Frauen.
Sicherlich waren die Esel nicht nur Last- sondern auch Zugtiere, da im Haushalt von Beydar eine auffällig hohe Zahl von Wagnern, wörtlich "Wagen-Tischlern" (nagar g;Sgigir), tätig war. Der Haushalt, dessen Archiv uns überliefert ist, erfüllte also zudem die Funktion einer Reisestation. Die Entfernung von 45 km Luftlinie von Tell Brak dürfte wohl zwei, vielleicht drei Tagesreisen entsprechen.
Wie gesagt, dokumentiert das Archiv aus "Chantier B" von Beydar nur das Futter für die Esel des Herrschers. Dieser selbst und sein Gefolge wurden von einer anderen Stelle versorgt, und es ist gut möglich, daß dies in dem ausgedehnten offiziellen Gebäude auf der Hügelkuppe geschah und dort auch die entsprechenden Urkunden aufbewahrt sind.

Mit "Esel der Steppe" werden also wohl - nach heutigem Kenntnisstand (?) - eingefangene wilde Tiere gemeint sein. Für diese gibt es also auch in "Beydar" einen eigenen "Beauftragten".

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob nicht auch sonst in Europa in dieser Zeit - etwa bei den Urindogermanen der Chwalynsk-Kultur oder bei den Schnurkeramikern in Oberfranken - wilde Pferde eingefangen worden sind und als Fleischreserve gehalten worden sind, auch wenn sie nicht als wirklich domestiziert gelten konnten. Denn in diesen Kulturen findet sich ja doch eine Rolle von Pferden, die denen von domestizierten Tieren wie Rindern und Schafen nahekommt (9). - Schon zuvor war ausgeführt worden (5, S. 397):

Weitaus die meisten Tafeln von Beydar stammen aus einem bescheidenen dreiräumigen Haus im Wohngebiet unterhalb des großen öffentlichen Gebäudes auf der Hügelkuppe (Chantier B). Es handelt sich fast ausschließlich um Verwaltungsurkunden über die eng zusammengehörenden Bereiche Ackerbau, Verwaltung von Getreide, Personal, sowie einzelne Aspekte der Viehwirtschaft. Nicht nur Inhalt und Formular, sondern auch das wiederholte Auftreten derselben Personen verbinden die Texte, weshalb uns offensichtlich Reste eines Archives eines öffentlichen Haushaltes vorliegen.

Und (5):

Die Reisen des Herrschers nach Beydar werden nur in wenigen Fällen begründet. (...) So unterbricht er vielleicht einmal eine Expedition für einen Halt in Beydar, ein anderes Mal ruft ihn eine "Versammlung" (unken) hierher, meist erfordern aber kultische Pflichten seine Anwesenheit.

Womöglich werden also Götterbildnisse - vielleicht nach der Art der "Augenidole" (Abb. 3) - auf Streitwagen in Zeremonialzügen rund um die Stadt geführt worden sein. Und (5):

Nach dem Zeugnis der Urkunden gehören Nagar=Tell Brak und Tell Beydar auf jeden Fall zu einem Staatswesen. (...) Der höhere Rang des mächtigen Tell Brak, also des antiken Nagar, gegenüber Beydar ist hier nicht zu bezweifeln.

Dies würde auf eine zentralere Steuerung und Verwaltung der ländlichen Entwicklung rund um eine Stadt wie Ebla oder Nagar hinweisen und wäre eine sehr wesentliche Ergänzung zu jenem Blogartikel, den wir zu Tell Brak schon vor dreizehn Jahren hier auf dem Blog veröffentlicht hatten (10).

Nagar/Tell Brak war offenbar von Uruk aus gegründet worden und gehörte zur Kultur der Akkader (in viel späteren Jahrtausenden dann zu den Kulturen der Hurri und Mitanni) (Wiki):

Tell Brak ist eine der weltweit ältesten Siedlungen mit städtischen Strukturen, die ab dem frühen 4. Jahrtausend v. Chr. bestanden.

Und (Wiki):

Tell Brak ist mit 40 Meter Höhe der größte Siedlungshügel in Nordmesopotamien und Syrien (...). Nur Uruk in Südmesopotamien war größer. (...) Im 3. Jahrtausend war Tell Brak eine der wichtigsten Städte in Nordmesopotamien und kontrollierte den Handelsweg vom Tigris nach Anatolien. Zu dieser Zeit herrschte vermutlich eine Dynastie, die mit dem 400 Kilometer westlich gelegenen Ebla in dynastischer Heirat verbunden war. Texte von Ebla geben Auskunft über Tagri-Damu, eine Prinzessin aus Ebla, deren Heirat mit dem Kronprinzen von Nagar, Ultum-huhu, von Ijar-Damu, dem letzten König von Ebla arrangiert wurde

So sind etwa 42 Gefäße mit Wein erwähnt, die zur Hochzeit von Ebla nach Nagar geschickt wurden (Wiki):

Um 2200 oder um 2000 v. Chr. kam es zu einer Siedlungsunterbrechung, deren Ursache noch strittig ist. Die akkadische Periode endete, möglicherweise verursacht durch die Ankunft der anfangs nomadischen Amoriter.

Mit diesen Amoritern oder nachfolgenden Völkern (Hurritern, Mitanni), deren Herkunft - nach neuesten archäogenetischen Studien (siehe künftiger Blogbeitrag) - auf den Kaukasus zurück geführt werden kann, kamen zu dieser Zeit oder wenig später domestizierte Pferde ins Land, sowie Völker, die zwar nicht genetisch von Indogermanen beeinflußt waren, aber in manchen Namen und Begriffen an eine Berührung mit indogermanische Sprachen erinnerten.

Jener berühmte Holzkasten, genannt "Standarte von Ur" (Wiki), aus der Zeit um 2.500 v. Ztr., bezeugt, daß noch über lange Jahrhunderte hinweg der Besitz von Zugtieren und Wagen auf eine kleine Schicht wohlhabenderer Menschen beschränkt gewesen ist. Denn er besitzt eine Seite, auf der die Taten des Herrschers im Krieg dargestellt sind und eine andere Seite, auf der die Taten des Herrschers im Frieden dargestellt sind. Auf der ersten Seite finden sich Streitesel-Wagen mit Rädern (Abb. 1), auf der anderen Seite zwar Widder, Ochsen und Streit-Esel (die offenbar abgeliefert werden). Hier aber gehen alle Menschen zu Fuß (Abb. 2).

Abb. 4: Mann mit Rückentrage - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), 2.500 v. Ztr.

Insbesondere die Menschen mit Traggestellen geben einen Eindruck von der vorherrschenden Fortbewegungsweise und der vorherrschenden Art des Transportes der Menschen vor Erfindung des Rades und noch über viele weitere Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg danach (Abb. 4). Man sollte nicht aus dem Auge verlieren, daß von diesem Gehen und Tragen das Leben der großen Mehrheit der Menschen weltweit über viele Jahrtausende hinweg bestimmt gewesen ist, auch noch in Zeiten als es schon Rad und Wagen, Trag- und Zugtiere gegeben hat.

Lauter Innovationszentren: Varna - Cucuteni - Maikop - Ur

Mit all dem wird erkennbar, daß die Züchtung des Streit-Esels zum Zugtier von vierrädrigen Streit- und Zeremonial-Wagen an die Entwicklung der Stadtkultur in Mesopotamien gebunden war. Diese Stadtentwicklung ging in Nordmesopotamien zeitlich parallel zur Entwicklung der Maikop-Kultur (4.000-3.200 v. Ztr.) (Wiki) im nördlichen Teil des Kaukasus, an die dort die einige Jahrhunderte später erfolgte Domestizierung des Pferdes gebunden war. Die Maikop-Kultur war kulturell von Nordmesopotamien beeinflußt und wird von dort auch diesbezüglich mancherlei Anregungen erhalten haben in Richtung auf die Nutzung von wild gefangenen Tieren als Zugtiere.

Das alles ging aber außerdem noch zeitlich parallel zur Cucuteni-Tripolje-Kultur (Wiki) in der Ukraine, deren Megasiedlungen um 3.800 v. Ztr. mit 340 Hektar schon größer waren als alle zeitgleichen Siedlungen in Nord- (Kagar/Tell Brak) oder Südmesopotamien (Uruk). Wir haben es also hier mit lauter Innovationszentren zu tun. Der Handel quer über das Schwarze Meer brachte jenen immensen Reichtum zusammen, der schon in den Königsgräbern von Varna (4.300 v. Ztr.) im heutigen Bulgarien zu besichtige war.

Der Hausesel hat noch eine weitere Geschichte, auf die hier erst einmal nicht mehr im einzelenen eigengangen werden soll. In Mesopotamien gab es offenbar in der Bronzezeit auch noch große, weiße Reitesel, für die Damaskus berühmt war, während Züchter in Syrien mindestens drei weitere Eselrassen züchteten, einschließlich einer, die von Frauen bevorzugt wurden wegen ihrer leichteren Gangart (Wiki). Auch in Ägypten ist der Esel noch lange nach dem vierten und dritten Jahrtausend v. Ztr. vor allem als Last- und Arbeitstier genutzt worden (Wiki):

Reste von domestizierten Eseln, die auf das vierte Jahrtausend v. Ztr. datieren, sind in Ma'adi im Unteren Ägypten gefunden worden. ... Es wird vermutet, daß sie zunächst in Nubien als Lastentier domestiziert wurden, um die Mobilität der dortigen Herdenhalter-Kulturen zu erhöhen ... Zwischen 2.675 und 2.565 v. Ztr. konnten wohlhabende Angehörige der Gesellschaft in Ägypten über tausend Esel besitzen, die für den Ackerbau, zur Milch- und Fleischgewinnung, sowie als Lastentiere genutzt wurden. 2003 wurden in einem Pharao-Grab zehn Esel-Skelette ausgegraben, die in einer Weise bestattet worden waren wie sie nur hochgestellten Persönlichkeiten zukam. Diese Gräber zeigen die Bedeutung von Eseln im frühen ägyptischen Staat und für seine Herrscher.
Remains of domestic donkeys dating to the fourth millennium BC have been found in Ma'adi in Lower Egypt, and it is believed that the domestication of the donkey was accomplished long after the domestication of cattle, sheep and goats in the seventh and eighth millennia BC. Donkeys were probably first domesticated by pastoral people in Nubia, and they supplanted the ox as the chief pack animal of that culture. The domestication of donkeys served to increase the mobility of pastoral cultures, having the advantage over ruminants of not needing time to chew their cud, and were vital in the development of long-distance trade across Egypt. In the Dynasty IV era of Egypt, between 2675 and 2565 BC, wealthy members of society were known to own over 1,000 donkeys, employed in agriculture, as dairy and meat animals and as pack animals. In 2003, the tomb of either King Narmer or King Hor-Aha (two of the first Egyptian pharaohs) was excavated and the skeletons of ten donkeys were found buried in a manner usually used with high ranking humans. These burials show the importance of donkeys to the early Egyptian state and its ruler. By the end of the fourth millennium BC, the donkey had spread to Southwest Asia, and the main breeding centre had shifted to Mesopotamia by 1800 BC.

Die insgesamt sehr langen, inhaltsreichen drei Jahrtausende der Menschheitsgeschichte zwischen 4.900 v. Ztr. und 2.000 v. Ztr. füllen sich allmählich und formen sich zu einem "Bild". Wir wollen es im Hinterkopf behalten: Dies sind Jahrtausende, in denen die große Mehrheit der Menschen immer noch zu Fuß unterwegs waren. Nur hoch gestellte Persönlichkeiten, Angehörige der Königsfamilie, Adlige, hohe Verwaltungsbeamten werden sich auf Wagen fortbewegt haben, die von Eseln, Rindern oder Pferden gezogen worden sind.

Der Streitesel-Wagen des Helden Gilgamesch

Ergänzung 26.6.2021: Der prächtige, geschmückte Königs-Wagen, der im berühmten, eindrucksvollen, etwa um 800 v. Ztr. nieder geschriebenen - aber nach der Forschung viele Jahrhunderte älteren - babylonischen Gilgamesch-Epos (Wiki) erwähnt wird, ist ein Wagen, der von "Mauleseln" gezogen wird (Text)! Und doch ist er bestimmt für den "Held der Helden", für Gilgamesch. Erst mit der Entdeckung der Kunga kann dieser "Widerspruch" geklärt werden. Schon in diesem Epos zeigte sich, daß die bronzezeitliche babylonische Kultur des Zweistromlandes ursprünglich eine ganz andere Kriegstechnik kannte. Auch an diesem Umstand ist ablesbar, wie alt das Epos sein muß und wie zuverlässig sein Inhalt - schriftlich - überliefert worden ist. Zugleich ist zu erfahren (Wiki):

Wurden von den Sumerern im 3. Jahrtausend v. Chr. noch schwere zwei- oder vierrädrige Wagen mit Scheibenrädern eingesetzt, so wurden ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. zweirädrige Streitwagen mit Speichenrädern genutzt. Sie waren bis etwa zum 5. Jahrhundert v. Chr. allgemein verbreitet.

Daran ist erkennbar, um wie viel älter das Gilgamesch-Epos zum Beispiel gegenüber der Ilias ist. Es stammt - wohlgemerkt: in präziser schriftlicher Überlieferung - aus dem 3. Jahrtausend v. Ztr.. Der von Pferden gezogene Streitwagen kam ja erst ab 1700 v. Ztr. mit den Hyksos nach Ägypten und mit den Mittanni nach Sumer (Wiki).

/ Ergänzung 9.9.2022: Die ersten Esel sind in Ostafrika, vielleicht am Horn von Afrika, um 5.000 v. Ztr. domestiziert worden (ScNews). Alle domestizierten Esel weltweit stammen von ihnen ab. Die Forscher schreiben außerdem (11):

Wir decken eine bislang unbekannte genetiche Linie innerhalb der Levante um 200 v. Ztr. auf, die ihre Genetik in zunehmendem Maße nach Asien ausbreitete.
We uncover a previously unknown genetic lineage in the Levant ~200 BCE, which contributed increasing ancestry toward Asia.

Das würde zusätzlich aufmerksam machen auf den kulturellen Austausch zum Beispiel zwischen Alexandria und Indien in der Zeit ab 200 v. Ztr., über den - so wird von manchen vermutet - auch viele Inhalte des Neuen Testaments in den östlichen Mittelmeerraum kamen. Leider ist die Studie aktuell nicht frei zugänglich. /

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  1. The genetic identity of the earliest human-made hybrid animals, the kungas of Syro-Mesopotamia. E. Andrew Bennett (...) Eva-Maria Geigl. Science Advances, 14 Jan 2022, Vol 8, Issue 2, https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abm0218
  2. Sica, Julia: Standard, 15.1.2022, https://www.derstandard.de/story/2000132517554/die-schlachtroesser-die-gar-keine-waren
  3. Der Kunga war lange vor dem Vollblut ein Statussymbol, 14.1.2022, https://germanic.news/der-kunga-war-lange-vor-dem-vollblut-ein-statussymbol/
  4. Esel-Hybrid schon vor 4.500 Jahren gezüchtet, 14.1.2022, https://www.wissenschaft.de/geschichte-archaeologie/esel-hybrid-schon-vor-4-500-jahren-gezuechtet/ 
  5. Walther Sallaberger: „Nagar in den frühdynastischen Texten aus Beydar“, in: K. Van Lerberghe/G. Voet (Hg.), Languages and Cultures in Contact. At the Crossroads of Civilizations in the Syro-Mesopotamian Realm. Proceedings of the 42th RAI. Orientalia Lovaniensia Analecta 96 (Leuven: Peeters) 393-407 (pdf)
  6. Joosse, Tess:  Donkeylike creatures may be first known hybrid animal made by humans - Ancient find provides biological evidence for complex Bronze Age breeding programs, 14.1.2022, https://www.science.org/content/article/donkeylike-creatures-may-be-first-known-hybrid-animal-made-humans
  7. Bading, Ingo: 3.100 v. Ztr.: Der Rinderwagen in der Weltgeschichte, 2010, https://studgendeutsch.blogspot.com/2010/10/3100-v-ztr-der-rinderwagen-in-der.html
  8. Rad von Ur in Mesoptomien, 4. Jahrtausend v. Ztr., https://www.citeco.fr/10000-years-history-economics/the-origins/invention-of-the-wheel
  9. Bading, Ingo: Unsere Pferde - Sie stammen von Don und Wolga, Oktober 2021, https://studgendeutsch.blogspot.com/2021/10/unsere-pferde-sie-stammen-von-don-und.html
  10. Bading, Ingo: Wie entstehen und entwickeln sich arbeitsteilige Gesellschaften? Stadtentwicklung in Nordmesopotamien (4.200 bis 3.400 v. Ztr.) - Das Beispiel Tell Brak, 31. August 2008, https://studgendeutsch.blogspot.com/2008/08/wie-entstehen-und-entwickeln-sich.html 
  11. E.T. Todd et al. The genomic history and global expansion of domestic donkeys. Science. Vol. 377, September 9, 2022, p. 1172. doi: 10.1126/science.abo3503, https://www.science.org/doi/abs/10.1126/science.abo3503

1 Kommentar:

Ingo Bading hat gesagt…

Ergänzung 9.9.2022: Die ersten Esel sind in Ostafrika, vielleicht am Horn von Afrika, um 5.000 v. Ztr. domestiziert worden (ScNews). Alle domestizierten Esel weltweit stammen von ihnen ab. Die Forscher schreiben außerdem (11):

"Wir decken eine bislang unbekannte genetiche Linie innerhalb der Levante um 200 v. Ztr. auf, die ihre Genetik in zunehmendem Maße nach Asien ausbreitete."
"We uncover a previously unknown genetic lineage in the Levant ~200 BCE, which contributed increasing ancestry toward Asia."

Das würde zusätzlich aufmerksam machen auf den kulturellen Austausch zum Beispiel zwischen Alexandria und Indien in der Zeit ab 200 v. Ztr., über den - so wird von manchen vermutet - auch viele Inhalte des Neuen Testaments in den östlichen Mittelmeerraum kamen. Leider ist die Studie aktuell nicht frei zugänglich.

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