Wieder ein Fall von PC-Desinformation
Wieder einmal ein Fall übereifriger Politischer Korrektheit. Es ist doch immer wieder gut, das Original zu lesen, das in diesem Fall sogar frei verfügbar ist, nämlich der jüngste Artikel von dem bekannten Gen-Sequenzierer und Humangenetiker Craig Venter. Diesmal zum Thema der sogenannten "rassebasierten Medizin" oder zur so genannten "Ethnischen Medizin". (Venter/Race, siehe bspw. auch Focus 2006) Der österreichische "Standard" titelte nun zu diesem neuen Venter-Artikel "Keine Grundlage für 'Rassen' in der Medizin" (Standard). Und auch "Spektrumdirekt" schreibt gedankenlos ab: "Die so genannte 'rassenbasierte' Medizin hat keinen Sinn." Beide schreiben ab von einem ähnlich unklaren Artikel im "New Scientist", der Venter folgendermaßen zitierte:
Doch man höre auch bei dem gebrachten Zitat schon genau hin, Venter sagt: "not necessarily", "nicht notwendigerweise" (!!!). Muß man denn diesen Ausdruck überhaupt verwenden, wenn doch "rassebasierte Medizin" sowieso "keine wirkliche" (!!!) "Grundlage in der Wissenschaft" hat, "keinen Sinn"? - Oh Gott, gib uns Hirn!
Ansonsten möchte man aber auch "Standard", "Spektrumdirekt" und "New Scientist" bitten, das Original zu lesen, denn dort sagt Venter (mit Koautoren) genau das Gegenteil, dort fordert er sogar stärker als bisher "rassebasierte Medizin", da die bisherige, nicht nach Rasse fragende Medizin Minderheiten in der medizinischen Forschung diskriminiert habe. Venter und Koautoren sprechen hier nur davon, daß rassebasierte Medizin "suboptimal" wäre, keineswegs, daß sie "keine Grundlagen" habe. Hören wir uns das wörtlich an:
Und auch die sich daran anschließenden Ausführungen sind von großem Interesse und erläutern den sehr differenzierten Standpunkt von Craig Venter und Koautoren. Hält man das Volk für zu dumm, ihm diesen differenzierten Standpunkt ebenso differnziert zu erläutern?:
Es sollen hier nicht alle damit zusammenhängenden Fragen genauer behandelt werden, es sollte hier nur ein bißchen das "Problembewußtsein" geschärft werden, was Wissenschaftsberichterstattung über solche Themen betrifft. Man lasse sich etwa auch diesen schönen Satz aus dem Original auf der Zunge zergehen:
Bitte also auch in diesen Fragen das Hirn nicht ausschalten lassen!
Den Rest lassen Sie sich dann bitte auch von der übrigen Wissenschafts-Berichterstattung erläutern ... (Google News). Langsam wird das Thema nämlich fad. Es ist (mindestens) schon zwei Jahre alt.
Bei der Recherche zu der in dem Originalartikel zitierten Literatur fand sich übrigens noch ein lesenswerter, ins Deutsche übertragener Artikel des farbigen, amerikanischen Humangenetikers Troy Duster unter dem Titel "Die Wiedergeburt des Rassebegriffs" auf dem Gen-ethischen-Netzwerk.de. Dort gibt es auch eine schöne Rubrik "Gen für ..."
Wieder einmal ein Fall übereifriger Politischer Korrektheit. Es ist doch immer wieder gut, das Original zu lesen, das in diesem Fall sogar frei verfügbar ist, nämlich der jüngste Artikel von dem bekannten Gen-Sequenzierer und Humangenetiker Craig Venter. Diesmal zum Thema der sogenannten "rassebasierten Medizin" oder zur so genannten "Ethnischen Medizin". (Venter/Race, siehe bspw. auch Focus 2006) Der österreichische "Standard" titelte nun zu diesem neuen Venter-Artikel "Keine Grundlage für 'Rassen' in der Medizin" (Standard). Und auch "Spektrumdirekt" schreibt gedankenlos ab: "Die so genannte 'rassenbasierte' Medizin hat keinen Sinn." Beide schreiben ab von einem ähnlich unklaren Artikel im "New Scientist", der Venter folgendermaßen zitierte:
"Race-based medicine doesn't have any real basis in science," he told New Scientist. "You can look at somebody's skin colour, but it doesn't necessarily tell you much about the rest of their genome or how they'll respond to drugs or which drugs they'll respond to."Wenn es um Rasse geht, dann kann man ja die verrücktesten Sachen sagen. Man diskreditiert sich nicht, solange es nur "politisch korrekt" klingt. Egal, ob das auch "wissenschaftlich korrekt" ist - der Gutmensch ist durch seine guten Absichten selbst schon gerechtfertigt. Sogar im Wissenschaftsjournalismus. Was zu beweisen war.
Doch man höre auch bei dem gebrachten Zitat schon genau hin, Venter sagt: "not necessarily", "nicht notwendigerweise" (!!!). Muß man denn diesen Ausdruck überhaupt verwenden, wenn doch "rassebasierte Medizin" sowieso "keine wirkliche" (!!!) "Grundlage in der Wissenschaft" hat, "keinen Sinn"? - Oh Gott, gib uns Hirn!
Ansonsten möchte man aber auch "Standard", "Spektrumdirekt" und "New Scientist" bitten, das Original zu lesen, denn dort sagt Venter (mit Koautoren) genau das Gegenteil, dort fordert er sogar stärker als bisher "rassebasierte Medizin", da die bisherige, nicht nach Rasse fragende Medizin Minderheiten in der medizinischen Forschung diskriminiert habe. Venter und Koautoren sprechen hier nur davon, daß rassebasierte Medizin "suboptimal" wäre, keineswegs, daß sie "keine Grundlagen" habe. Hören wir uns das wörtlich an:
Even though we find race-based medicine suboptimal, we strongly support recruitment of minorities in pharmacological studies. Because minorities have been under-represented in pharmacogenetic studies, the genetic variations observed at differing frequencies in minorities and their effects on drug metabolism have been under-studied."We strongly support ..."! Was bleibt nun noch von der oben angeführten Berichterstattung übrig? - Reine Desinformation, kaum eine Spur von echter Information. Bloß mit Schlagworten herumgeworfen.
Und auch die sich daran anschließenden Ausführungen sind von großem Interesse und erläutern den sehr differenzierten Standpunkt von Craig Venter und Koautoren. Hält man das Volk für zu dumm, ihm diesen differenzierten Standpunkt ebenso differnziert zu erläutern?:
An analysis of drug labels mentioning race showed that a third of the studies found racial differences in drug response. However, 42% of the studies either did not carry out an assessment of differences between races or had insufficient numbers of subjects to enable such an assessment. Researchers whose studies have volunteers from different racial/ethnic groups are often unable to assess ethnic differences because of the small sample sizes of the ethnic groups represented. Therefore, we suggest that drug companies consider enrolling in their clinical trials equal numbers of volunteers from different races/ethnicities. This could ensure sample sizes large enough to assess racial/ethnic differences and would capture the genetic variation that occurs at higher frequencies in minority populations so that interactions between these variants and drugs can be studied. If there are no racial/ethnic differences in response to a particular drug, then the proportion that benefits would be the same for all individuals, regardless of race or ethnicity. If differences exist, then this type of study design would be better at detecting them.Das hört sich dann doch wohl alles schon ein bißchen anders an. Klingt dennoch ein klein bißchen weltfremd: Gute pharmakologische Forschung wird nur in den Ländern der "Ersten Welt" betrieben. Soll sich deshalb nun jede Pharmafirma "Minderheitengruppen" aus der ganzen Welt zusammen suchen für Medikamtstudien? - - -
Es sollen hier nicht alle damit zusammenhängenden Fragen genauer behandelt werden, es sollte hier nur ein bißchen das "Problembewußtsein" geschärft werden, was Wissenschaftsberichterstattung über solche Themen betrifft. Man lasse sich etwa auch diesen schönen Satz aus dem Original auf der Zunge zergehen:
If genetics is the underlying cause of the ethnic differences in drug response, then finding the loci benefits all individuals who have the appropriate genotype, regardless of their race or ethnicity.Dieser Satz ist ganz und gar richtig. Und warum er stimmt, erläutern auch alle anderen Presseberichte ganz gut, weil nämlich (zum Beispiel) 3 % der Europäer ostasiatische Genvarianten haben, die für die Verstoffwechselung von Medikamenten verantwortlich sind. Wenn man nun bei einem Europäer wie James Watson genau diese ostasiatische Genvariante findet, nun dann profitiert auch er sowohl 1. von "Rasse-basierter" wie ebenso 2. von "individuell maßgeschneiderter" Medizin in genau schon diesem einzigen Fall, denn beide Erkenntniswerkzeuge waren zur Klärung des hier vorliegenden Sachverhaltes angewandt worden und werden auch weiterhin günstigstenfalls zur Klärung weiterer Sachverhalte angewandt. Denn Rasseunterschiede, das betonte Richard Dawkins schon 2004 in "Ancestor's Tale", stellen biologische Information dar - auf allen Ebenen menschlicher Biologie.
Bitte also auch in diesen Fragen das Hirn nicht ausschalten lassen!
Den Rest lassen Sie sich dann bitte auch von der übrigen Wissenschafts-Berichterstattung erläutern ... (Google News). Langsam wird das Thema nämlich fad. Es ist (mindestens) schon zwei Jahre alt.
Bei der Recherche zu der in dem Originalartikel zitierten Literatur fand sich übrigens noch ein lesenswerter, ins Deutsche übertragener Artikel des farbigen, amerikanischen Humangenetikers Troy Duster unter dem Titel "Die Wiedergeburt des Rassebegriffs" auf dem Gen-ethischen-Netzwerk.de. Dort gibt es auch eine schöne Rubrik "Gen für ..."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen