Donnerstag, 4. Dezember 2025

Der dänische Archäogenetiker Eske Willerslev (geb. 1971)

Voller Ehrgeiz stand er noch bis vor kurzem im Schatten jener öffentlichen Aufmerksamkeit, die Svaante Pääbo, David Reich und Johannes Krause zugekommen war

Der dänische Archäogenetiker Eske Willerslev (geb. 1971) (Wiki, engl, dän) ist ein außerordentlich unruhiger Geist. Er wirkt einerseits "nervös" in seiner Vortragsweise. Andererseits weiß er seine Zuhöhrerschaft dennoch unglaublich zu packen und für innovative Wissenschaft und Forschung zu begeistern. So etwa zu beobachten in einem Vortrag im Jahr 2020 vor der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften (1). Man glaubt bei ihm eine Mischung aus Kindlichkeit, kindlicher Neugier und unglaublichem Ehrgeiz beobachten zu können.

Abb. 1: Der dänische Archäogenetiker Eske Willerslev 2020 in einem Vortrag in Stockholm (aus 1)

Als Deutscher erhält man vielleicht einen leichteren Zugang zu ihm durch eine neue ZDF-Dokumentation aus dem Jahr 2025 (2). Durch diese wird auch dieser Blog erstmals aufmerksam auf die umfangreichen Arbeiten von Eske Willerslev zum Thema "Umwelt-DNA" und zur darauf folgenden Rekonstruktion von Biotopen im warmen Pliozän vor drei Millionen Jahren auf Grönland (2).

In einer weiteren, neuen dänischen Dokumentation, betitelt "Human Race" aus dem Jahr 2025 ist schon im Klappentext die Rede von dem "Erzrivalen Svante Pääbo, der 2022 den Nobelpreis erhielt" (Wiki). Inwiefern konnte Svaante Pääbo, so fragt man sich im ersten Augenblick, ein "Erzrivale" sein, wo Pääbo doch 17 Jahre älter ist als Willerslev? Wie auch immer.

Willerslev schafft es immerhin in seinem Vortrag aus dem Jahr 2020, über die Geschichte der Archäogenetik zu sprechen, ohne ein einziges mal die Namen Svaante Pääbo, David Reich oder Johannes Krause zu nennen. Das muß man ja erst einmal hinkriegen. Schließlich bearbeiten hier drei international angesehene Forschungsgruppen parallel fast dieselben Forschungsthemen auf dem Gebiet der Archäogenetik. Willerslev stellt die Geschichte der Archäogenetik allein anhand eigener Publikationen dar. Diese sind freilich überraschend dicht und decken fast alle Epochen der Menschheitsgeschichte ähnlich ab wie die Arbeiten von David Reich. Außerdem ist das auch ein übliches Vorgehen in der Wissenschaft. Aber so gar nicht von den Mitkonkurrenten zu sprechen?

War Alan C. Wilson 1984 der Begründer der Archäogenetik?

Zu unserer Überraschung erklärt er dabei übrigens den genialen Genetiker Alan C. Wilson zum Begründer der Archäogenetik, da dieser 1984 genetisches Material des vor hundert Jahren ausgestorbenen Quagga sequenziert habe (1). 

Tatsächlich hatte 1984 auch Svaante Pääbo vorgebliches Genmaterial einer ägyptischen Mumie sequenziert. Allerdings stellte sich später heraus, daß seine Proben mit menschlicher DNA von heute kontaminiert waren. Svaante Pääbo hat dann aber selbst bei Alan C. Wilson gearbeitet (Wiki):

Nach Beendigung seiner Dissertation bewarb sich Svante Pääbo bei Allan Wilson in Berkeley auf eine Postdoc-Stelle und wurde 1987 angenommen. Die Arbeitsgruppe von Wilson war die einzige, die sich zu jener Zeit ebenfalls mit der Isolierung von Erbmaterial aus fossilem Gewebe beschäftigte. (...) Die Zeit von 1987 bis 1990 verbrachte er als Postdoc an der University of California in Berkeley in der Arbeitsgruppe von Allan Wilson.

Tatsächlich bewegte sich Willerslev zumindest aus deutscher Sicht die meiste Zeit seines bisherigen wissenschaftlichen Lebens im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit, die Svaante Pääbo, David Reich und Johannes Krause als Vertreter des neuen Faches Archäogenetik genießen, obwohl er den beiden anderen Forschungsgruppen wissenschaftlich immer dicht "auf den Fersen" war. Während die beiden anderen sich auf bestimmte wissenschaftliche Gebiete spezialisiert haben, deckte Willerslev die ganze Breite ab und hat außerdem auch noch das Thema "Umwelt-DNA" bearbeitet und entscheidend voran gebracht.

Wenn es also einen Nobelpreis für Archäogenetik geben sollte (und das sollte es gewiß!), dann müßte er klar an alle drei vergeben werden, an David Reich, Johannes Krause und Eske Willerslev.

Vielleicht war für Eske Willerslev anfangs die dänische Sprache ein Hindernis (?). Wir erinnern uns, daß wir vor 2025 nie filmische Beiträge von oder über Eske Willerslev im Internet finden konnten, obwohl wir bis dahin schon manche archäogenetische Studie aus seinem Labor hier auf dem Blog behandelt hatten. Jetzt, im Jahr 2025 werden wir auch fündig bezüglich älterer filmischer Beiträge von Eske Willerslev auf Englisch (also Vorträge). Aber wir können uns nicht erinnern, daß uns diese in früheren Jahren angezeigt worden wären. Denn wir können uns gut daran erinnern, daß wir schon früher danach gesucht hatten. Hat der Youtube-Algorithmus gegen Willerslev gearbeitet - bewußt oder unbewußt? 

Eske Willerslev hat 2007 Ulrikke Ji Mee Willerslev (LinkedIn, Fb) geheiratet. Diese ist seit 2007 als Projektmanagerin im Bereich Forensische Genetik tätig. Es scheint, als ob sie südkoreanische Wurzeln hat. Das Ehepaar hat zwei Söhne. Seine Familie ist auch im Trailer zu dem neuen Film zu sehen (3).

Einwanderungs-Propaganda

[12.12.2025] Abgesehen von den rein wissenschaftlichen Leistungen von Eske Willerslev scheint Willerslev es zu lieben, aus seinen Forschungen Schlußfolgerungen abzuleiten, die hochgradig kontrovers sind und auch sein müssen. So hat er in diesem Jahr 2025 in einer Art Werbeclip im dänischen Fernsehen Dänen geraten, nicht untereinander zu heiraten, sondern lieber "exotischere" Heiratspartner zu wählen (Reddit2025):

Er sagt, daß frühe Völker in Grönland wegen Inzucht ausgestorben sind, und daß wir Dänen überlebt haben, weil wir mit anderen Völkern aus dem Nahen Osten und Asien Kinder gehabt haben. Das hat uns widerstandsfähiger gegen Krankheiten gemacht. Also wenn wir uns nicht mit Fremden vermischen, sterben wir aus. Wenn ihr euren Kindern die besten Möglichkeiten geben wollt, solltet ihr wohl etwas Exotischeres wählen.

Nun, offenbar hat er sich in seiner eigenen Heiratswahl an diese Überlegungen gehalten. Soweit so konsequent. Aber kann das so plump verallgemeinert werden? Ist das als solche allgemeine Aussage nicht unsäglich dumm? Offenbar ist dementsprechend nach einem großen öffentlichen Empörungs-Sturm auch versucht worden, diesen Clip im Internet zu löschen. So berichtet es ein recht gut argumentierendes Reaktionsvideo (TruthVictorious2025). In diesem wird auch dargestellt, daß Willerslev dieselbe Botschaft auch schon 2016 in Interviews verkündet hat ("Mit geschlossenen Grenzen werden die Dänen aussterben").

Das Reaktionsvideo weist darauf hin, daß Völkergeschichte - auch nach der Aussage von Willerslev selbst - sehr oft genozidal verlaufen ist. Denselben Umstand haben wir auch schon gegenüber den fröhlich-"harmlosen", politisch-korrekten Mutmaßungen des Landesarchäologen Harald Meller zur ähnlicher Zeit in Deutschland hier auf unserem Blog in Anschlag gebracht (Stg2017).

Das sind alles unglaublich plumpe Argumentationen. Es muß doch aus einer Perspektive unseres gesamten, bisher angesammelten Wissens über das Entstehung und Vergehen von Völkern, sowie ihrer angeborenen Begabungen, physischen und psychischen Eigenschaften ein Urteil darüber gefällt werden, ob Vermischung gut ist oder nicht - und wenn ja: welche und ggfs. auch: in welchem Umfang. Das machen wir mit all unseren Haustierarten und domestizierten Pflanzen doch auch. Wir machen doch auch dort nicht ein so wildes "Dafürhalten" oder "Dagegenhalten".

Der Vermischungsprozeß der Gründerpopulation der aschkenasischen Juden im mittleren Italien im frühen Mittelalter mit dort einheimischen Frauen hat sich offensichtlich positiv dahingehend ausgewirkt, daß aus diesem Volk im 20. Jahrhundert sehr viele Nobelpreisträger hervor gegangen sind. Aber zugleich wird auch die genetische Isolation der aschkenasischen Juden gegenüber anderen Völkern seither zu dem Hervorbringen dieser Nobelpreisträger beigetragen haben. Denn nur so konnten sich angeborene Begabungen anreichern in einem Volk. Und in ähnlicher Weise wird die Geschichte aller Völker beschrieben und miteinander verglichen werden können. Und es muß doch zugleich auch Respekt dem Umstand gegenüber beibehalten werden, daß wir die zukünftige Entwicklung der Menschheit nicht gar so gut voraussagen können, außer vielleicht, daß es sicherlich schon auf einen hohen IQ ankommen wird, wenn wir die errungenen Werte der westlichen Gesellschaften beibehalten wollen.

Und es kann durchaus ebenso in Rechnung gestellt werden, daß die derzeitige Globalisierungs-Propaganda viel zu "gemacht" ist, viel zu sehr Staatspropaganda, Regierungspropaganda in Richtung des "Sowjetmenschen" darstellt, viel zu sehr von zu Kriegen und Migrationen hetzenden, pädokriminellen Eliten weltweit angefeuert wird, als daß man rundweg den Eindruck gewinnen würde, hier würde es noch irgendwer gut mit der Menschheit und ihrer Zukunft meinen. Ganz im Gegenteil.

_________

  1. Willerslev, Eske: What we can learn from ancient genomics. The Royal Swedish Academy of Sciences, 16.4.2020 (Yt2020)
  2. Thompson, Niobe: Vor der Eiszeit - Jagd nach dem ältesten Erbgut der Welt. Dokumentarfilm, 43 Minuten, Handful of Films Inc. 2025; bearbeitet für das ZDF, 29.10.2025 (ZDF)
  3. Simon David de Tusch-Lec: Human Race. 100 Minuten, 4.3.2025 (Wiki) (HumanRace) (Yt2025)

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