Samstag, 5. Dezember 2020

Verteufelung des Mannes? - Abwertung der Frau?

Nein, ganz anders: Verherrlichung des Mannes - Verherrlichung der Frau!

Der Geschichtsphilosoph Thomas Wangenheim hat einen Geschichtszyklus formuliert, zu dem ich einen Gegenentwurf formuliert habe (Facebook). In beiden geht es um die Rolle der Frau in der Geschichte. Und natürlich um die Rolle der Männer dabei.

 


 Zunächst Wangenheim:

Sichere Gesellschaft -> Freiheit der Frau -> Teilnahme der Frau an der offenen Wirtschaft -> politischer Einfluß der Frau -> Aufgabe des Verteidigungsprinzips durch Gewalt -> unsichere Gesellschaft -> die Frau zieht sich aus der Gesellschaft zurück -> Herrschaft der Männer -> Aufbau des Verteidigungsprinzips durch Gewalt -> sichere Gesellschaft -> ...

Hier scheint uns ein geschichtlicher Rückkopplungsprozeß beschrieben zu sein, der vor allem durch die Auseinandersetzung mit einer vorderorientalischen Geisteshaltung zustande kommt. Da uns die "Härte", die in diesem Rückkopplungsprozeß enthalten ist, zu "hart" und "unversöhnlich" erscheint, formulierten wir einen Gegenentwurf:

Seelisch lebendige Gesellschaft -> Seelisch lebendige Frauen -> Gleichwertige Teilnahme der Frau an allen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens -> politischer Einfluß der Frau -> Einsicht in die Notwendigkeit der Machtausübung, insbesondere durch seelisch lebendige Männer, aber auch Frauen -> sichere Gesellschaft -> die Frau behält ihre gleichwertige, freie Teilhabe innerhalb der Gesellschaft -> Mann und Frau als gleichwertige Gestalter des familiären und gesellschaftlichen Lebens -> weiterhin Einsicht in die Notwendigkeit der Machtausübung zum Zwecke der Erhaltung seelisch lebendiger Gesellschaften -> ...

Darauf Wangenheim:

Ich glaube, Sie mißverstehen meinen Beitrag. Es handelt sich um einen vollen geschichtsphilosophischen Zyklus mit zeitlicher Schlußfolge, während Sie darin offenbar eine Art Geltungsbeweis gesehen haben.

Darauf ich:

A. Naja, dieser Zyklus wäre aber doch nur dort voll in Geltung, wo vorderorientalische religiöse Vorstellungen und Geschlechterverhältnisse einmal ziemlich heftig Einfluß auf die Kulturentwicklungen genommen haben ("Das Weib schweige in der Gemeinde" etc. pp.), und wo in Gegenbewegung zu diesen extremen vorderorientalischen Vorstellungen und Rollenmodellen (und weil man sie un- oder unterbewußt nicht der eigenen Art gemäß empfindet) man dann in ein billiges Wegreden der angeborenen Begabungs- und Wesensunterschiede zwischen Mann und Frau verfällt. Damit wären 2000 Jahre abendländischer Geschichte bis heute schon einmal charakterisiert, ja, und zwar als Teufelskreis. Ich möchte meinen, daß dieser Teufelskreis der letzten 2000 Jahre zumindest für Europa ein Extrem darstellt, das man nicht so ohne weiteres auf die restlichen acht- bis zehntausend Jahre Geschichte seßhafter Völker weltweit extrapolieren darf. Und ich möchte meinen, daß mein Gegenentwurf insgesamt - als Segenskreis - die siebentausendjährige genetische und kulturelle Kontinuität indogermanischer Völker in Europa besser erklären kann. Immerhin ist aus vielen Völkern indogermanischer Herkunft eine sehr herausgehobene Rolle der Frau bekannt als Seherinnen in Delphi oder bei den Germanen und immerhin haben Platon/Sokrates in ihrem "Gastmahl" bei der Erörterung der Frage, was Liebe eigentlich ist, das letzte Wort einer Frau überlassen (Diotima) und immerhin ist der Untergang dieses Segenskreises verbunden damit, daß eine angesehene heidnische Philosophin (Hypathia) von einem christlichen Mob durch die Straßen von Alexandria zu Tode geschleift wurde.

B. Wobei ich allerdings noch nicht fertig bin mit der Behauptung, daß in den indogermanischen Sprachen eine patriarchalische Komponente enthalten ist und wie mit dieser - heute - sinnvoll umzugehen wäre. Schon diese patriarchalische Komponente mag auf Einflüsse der kaukasisch-neolithischen Bauernvölker zurück geführt werden, die ja Einfluß auf die Ethnogenese der Urindogermanen genommen haben (genetisch zu 50 %). Sie ergibt sich ja auch einfach schon aus der größeren Körperkraft des Mannes. Aber bekanntlich wird heute Macht noch viel mehr über andere Einflußfaktoren ausgeübt als ausgerechnet über Körperkraft (gerade wieder sichtbar daran, wie die "Unterwanderung" von Polizei und Bundeswehr durch "böse Kräfte" "gestoppt" wird).

C. Ich habe nicht selten das Bild des Volkes der Tuareg vor Augen, in denen die Frau eine ziemlich gleichwertige gesellschaftliche Stellung besitzt. Sie beruht auf dem Nomadentum. Wenn ihr ein Mann nicht gefällt, packt sie ihre Sachen zusammen und geht woanders hin. Die Unterordnung unter den Mann ergibt sich SCHLAGARTIG dann, wenn Tuareg in festen Häusern wohnen und die Frauen eingesperrt werden können. Insofern darf für die ursprünglichere nomadische Lebensweise vielleicht auch noch einmal alles anders durchdacht werden. (Wobei ja auch für das Urvolk der Indogermanen eine nomadische Komponente angenommen wird.)

D. Außerdem sind eben doch die weltweit sehr unterschiedlichen angeborenen seelischen und muttersprachlich geprägten Neigungsstrukturen zu berücksichtigen, die dazu führen, daß solche Rückkopplungskreise eigentlich nur dann und dort in Gang kommen können, wo Kulturen sehr unterschiedlicher solcher Neigungen aufeinander treffen. Wodurch freilich Weltgeschichte erst zu dem wird, wie wir sie kennen (was inzwischen gut durch die Ergebnisse der Archäogenetik seit 2017 unterstrichen wird). 

Darauf Wangenheim:

Es ist das freilich nicht als Extrem zu lesen, sondern Idealisierung, um den Zyklus deutlicher werden zu lassen. Und diesbezgl. ist es dann nichts anderes als die nüchterne Darstellung eines Rückkopplungskreises, wie Sie richtig sagen. Dagegen stellen Sie einen ewigen Zustand dar, der aber offensichtlich Geschichte nicht ausmacht, die wir nur deshalb überhaupt als Fortgang erkennen, weil eben keine „vernünftige“ Konstanz herrscht, sondern ständiges Durchsetzen je anderer Strömungen. Aber das Entscheidende an Ihrem Widerspruch scheint mir dann doch, daß Sie drgl. sofort wertend gelesen haben. Aber nicht, wie man mit selbigem Recht tun könnte, als Verteuflung des Mannes (der ewig Gewaltätige), sondern als eine Abwertung der Frau (die ewig Versöhnende). Aber das liegt freilich im Zeitgeist.

Darauf ich:

Ich wollte überhaupt niemanden abgewertet wissen ... (Und genau das scheint mir eben der Gehalt "indogermanischen Seelentums" zu sein. Warum Abwertung? Abwertung ist Ressentiment, ist vorderorientalisch. Ich bin für Aufwertung. 🙂 ) Die These Ihres Zyklus ist doch letztlich: Teilhabe der Frau an der Gesellschaft ist nur möglich, wenn der Mann Gewalt ausübt (die mir zudem mehr körperlich als geistig verstanden zu sein scheint). Meine erste Reaktion war: "Ja, vom Prinzip her richtig, aber als Gentleman sagt man das doch gar nicht, bzw. stellt es nicht so kraß heraus, sondern verhüllt es eher." Und genau diese Verhüllung habe ich formulierend versucht. 🙂 Zumal wir weißen, jungen und alten Männer ja gerade ziemlich machtlos durch die Weltgeschichte tapern, was eben nicht gerade zum Vorteil der weißen, jungen und alten Frauen zu sein scheint. Und zum evolutionären Vorteil beider schon gar nicht.

Ich bin im übrigen ein großer Freund von Charles Murray's Buch "Human Accomplishment", nach dem über 90 % aller kulturellen Errungenschaften der Menschheit seit 2.500 Jahren von weißen Männern hervorgebracht worden sind. Daß die Begabung und der Antrieb hierfür - in Verlängerung - über 7500 Jahre hinweg kulturell und genetisch stabil war, liegt wohl daran, daß sich das "exzentrischere" Lebensprinzip des Mannes in einem guten Ausgleich befunden hat mit dem "versöhnlicheren" Lebensprinzip der Frau. Beide Prinzipien müssen unweigerlich zusammen wirken, damit es die Möglichkeit gibt, daß kulturelle Errungenschaften hervorgebracht werden können.

Wangenheim:

Ich wollte ebenfalls niemanden abgewertet wissen, mir schien aber, daß Sie in meinem Zyklus eine Abwertung erkannt zu haben glaubten. Aber wir scheinen uns da einig zu sein. Sie haben übrigens recht, wenn Sie sagen, so etwas sagt man als feiner Gesellschafter nicht. Aber ich bin nun einmal in der nicht gänzlich zu vereinenden Position nebenbei auch noch den Denker zu geben. Und dieser muß im Gegenteil auch so etwas aussprechen. Freilich nicht in Gesellschaft, aber als theoretische Äußerung im abstrakten Raum muß das möglich sein.

Ich:

Ich muß ja eigentlich auch insoweit zustimmen, als oft noch viel zu wenig bekannt ist, wie VIEL Gewalt gegen Frauen es in der Antike und Vorgeschichte allgemein gegeben hat. Ich finde es sehr erstaunlich, daß diese immense Gewalt gegen Frauen zum Beispiel in der Ilias (deren Grundthema ja ein Streit um gewaltmäßig angeeignete Frauen ist) zugleich mit einer unglaublichen Hochachtung gegenüber den Frauen verbunden ist. Das ist eine Geisteshaltung, bei der wir lange in uns selbst suchen müssen, um der auch innerlich nahe zu kommen - MEINE ich. Da die Ilias aber - mit viel Recht - als das Urwort Europas verstanden worden ist, besteht vielleicht doch viel Anlaß, hier zu größerem Verständnis zu gelangen. Mir scheint Peter Sloterdijk da viel Verdienst zu haben, daß er der Psychologie der Libido des Sigmund Freud mit seinem "Zorn und Zeit" eine Psychologie des Thymos entgegen gestellt hat, über die man sich dieser völlig anderen Geisteshaltung vielleicht noch am ehesten annähern kann.
Hoffentlich sind wir Männer in dieser Erörterung nicht doch wieder auf viel zu versöhnliche Bahnen geraten !!!! ;-) Aha, ich ergänze noch einmal:
Ich möchte ergänzen: eigentlich sogar TROTZ der immensen Gewalt der Männer ist doch ZUGLEICH die immense Hochachtung der Männer gegenüber den Frauen gewahrt. Zum Beispiel allein daran erkennbar, welche Riesen große Rolle die Griechen den weiblichen Gottheiten zugesprochen haben für den Ausgang einzelner Auseinandersetzungen und des ganzen in der Ilias dargestellten Krieges.

Insofern ist vielleicht doch echteste Männlichkeit am vorbildlichsten verbunden mit echtesten weichen, weiblichen Eigenschaften in einem der größten deutschen Dichter, der da gedichtet hat:

Herrlicher Göttersohn! da du die Geliebte verloren,
    Gingst du ans Meergestad, weintest hinaus in die Flut,
Weheklagend, hinab verlangt in den heiligen Abgrund
    In die Stille dein Herz, wo, von der Schiffe Gelärm
Fern, tief unter den Wogen, in friedlicher Grotte die blaue
    Thetis wohnte, die dich schützte, die Göttin des Meers.

2 Kommentare:

Quasimodo hat gesagt…

Ja, die Frau schweige in der Gemeinde. Das ist Paulus und ist recht. Wie Vox Day sagt: sobald Frauen predigen, sollte man die Gemeinde verlassen.

Schließlich bin ich, wie Vox Day, gegen das Wahlrecht für Frauen, da diese meist Sicherheit wollen ("rote" Parteien) oder die Gutaussehenden wählen. Mit Ausnahme verheirateter Frauen: hier richtet man sich nach dem Gatten aus, weshalb z. B. amerikanische Ehefrauen meist Republikaner wählen (was wollen die auch mit Demokraten? Abtreibung und co. sind ja nur für hurende Singlefrauen interessant.)

Wangenheim ist ein interessanter Charakter, der, so meine ich bisher, mehr an der Wahrheit als an Lobeshymnen interessiert ist. Ähnlich wie Vox Day (IQ: 150) und Christopher Langan (IQ: 195-210). Leider ist er wohl kein gläubiger Christ, anders als die beiden genannten. Doch das kann noch werden. Selbst ein Roosh V. ist nun orthodoxer Christ.

Sie scheinen einen irrationalen Haß aufs Christentum zu haben. Nur ist's Christentum der Hauptpfeiler des Westens, wie Vox Day in seinem "Voxiversity" "Why Western Civilization Needs Christianity"
(I & II) dargelegt hat.

Im Altertum hat man Säuglinge zum Sterben ausgesetzt -- die heutigen Heiden "treiben ab" -- und in Arenakämpfen Menschen zur Belustigung brutal geschlachtet.

Das war dann auch das, was christliche Kaiser als erstes verbaten. Es ging Frauen nirgend bessser als in der Christenheit, da diese Klöster und Schulen führen durften und als Mutter wertgeschätzt wurden. (S. z. B. Thomas Woods: How The Catholic Churh Built Western Civilization).

Als ich noch Atheist war, hatte ich immerhin das Recht auf Selbstmord vertreten. Denn wenn man Gott ausspart, kann man nicht nur Moral nicht setzen, da diese objektiv sein muß, sondern es gibt schlicht keinen Grund, weshalb jemand wie ich, der ein häßlicher, buckliger Versager ist, welcher zum Bodensatz gehört, sich nicht eine Kugel vor den Kopf schießen sollte -- und darf.

Denn allee Versuche, "Ethik" zu betreiben, sind zum Scheitern verurteilt: es ist schlicht subjektiv bzw. endet meistens beim Trugschluß der Mehrheitsmeinung (Argumentum ad populum).

Ingo Bading hat gesagt…

Beschäftigen Sie sich mal intensiv mit den neuesten Forschungen in der Astrophysik ("Wir sind Sternenstaub") ...

http://studgendeutsch.blogspot.com/2020/12/wir-sind-sternenstaub.html

... und bringen Sie das mal mit den Inhalten der Bibel in Einklang. Wer dann noch Christ sein will, der muß schon ein ziemlich dickes Fell haben, was Wahrhaftigkeit betrifft. Ich mein ja nur.

Schon gar, wenn man sich die ganze gruselige Geschichte des Christentums und des Monotheismus bis heute anschaut. Oh je! Oh je! Aber der Aberglaube wächst, ohne Frage. Die Monotheisten und Satanisten sitzen fest im Satteln und fördern ihn nach allen Kräften. Gerne auch, indem sie einen auf "alternative Öffentlichkeit" machen. Dann besonders gern.

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