Religionswissenschaftler Michael Blume hat wieder einen schönen Beitrag eingestellt zur oft vertretenen These, Religionen wären lediglich Priesterbetrug. Er sagt, daß es Religionen schon gegeben hat, bevor es einen abgesonderten Priesterstand gegeben hat. Dem kann man folgen. Von "Studium generale" ist nun noch folgender weiterführender Gedanke daran angeschlossen worden:
Das finde ich gut argumentiert. Aber es läßt sich der Gedankengang vielleicht noch folgendermaßen weiterführen: Hat nicht Martin Luther vom allgemeinen Priestertum jedes Menschen gesprochen und empfinden wir das nicht als fortschrittlich? Und sind es nicht - z.B. - die freireligiösen Gemeinden, die diesen Gedanken noch am konsequentesten verwirklichen? (Ebenso Amische und Hutterer?)
Und warum mußte das von Luther überhaupt gesagt und gefordert werden? Und hat die heutige Religionsferne so vieler Menschen nicht auch etwas damit zu tun, daß es auch den evangelischen Kirchen nicht gelungen ist, diesen Gedanken Luthers nachhaltig zu verwirklichen? Und was folgt aus diesem Mißlingen?
Ich glaube, Gleichgültigkeit gegenüber Religion und Religiosität ist Jahrhunderte wenn nicht Jahrtausende alt, hat vielleicht genau damals begonnen, als man "andere" für den Bereich des Religiösen für verantwortlich ansah und erklärte und nicht mehr sich selbst persönlich. Wie schön praktisch ist es, wenn sich der Pfarrer Gedanken über Leben und Tod macht, dann brauche ich es selbst nicht mehr tun. Und wenn Familienangehörige sterben: Der Pfarrer wird schon die richtigen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen. Während des Gottesdienstes kann man auch wunderbar schlafen. Da wurde schon Jahrhunderte lang Atheismus gelebt, lange bevor dafür vielleicht ein Wort oder eine Philosophie bekannt war.
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