Abb. 1: Augenfarben-Varianten |
Nach neuen humangenetischen Studien zur Evolution der blauen Augenfarbe des Menschen, ist diese erst etwa vor fünf- bis zehntausend Jahren durch eine einzelne "Gründer-Mutation" entstanden. Wir Blauäugigen sind also alle miteinander verwandt, da die Entstehung der blauen Augen somit ein einmaliges evolutionäres Ereignis dargestellt hat. Wir stammen von braunäugigen Menschen ab. (Welt, Spiegel, größtenteils beruhend auf: Science Daily; siehe auch: Gene Expression 1, 2, 3, 4, Dienekes; drei Originalartikel, alle frei zugänglich: Americ. Journ. Hum. Genetic. 1, 2, Human Genetics)
Abb. 2: Augenfarben-Varianten |
Wenn die Datierung wenigstens grob stimmen sollte, müßte man davon ausgehen, daß die europäischen Eiszeitjäger, die Cro Magnon-Menschen, wie auch die nordeuropäischen Rentier-Jäger am Ende der Eiszeit noch braunäugig gewesen sind, und daß die Blauäugigkeit frühestens im Mesolithikum, also nach der Eiszeit entstanden ist. Im Mesolithikum könnte überhaupt humangenetisch viel Neues entstanden sein, weil durch die damals entstehende Bewaldung in Europa die Menschengruppen viel stärker voneinander getrennt worden sein könnten, wodurch es zu vielfältiger "lokaler" Humanevolution in diversen geographischen "Isolaten" über mehrere Jahrtausende hinweg gekommen sein könnte. Diese Phase endete mit Beginn des Neolithikums, als sich die ersten Ackerbauern über ganz Europa ausbreiteten und die Wälder rodeten, etwa um 5.600 v. Ztr..
Abb. 3: Blaue Augen |
Da im Mesolithikum die Bevölkerungsdichte ausordentlich gering war, wissen wir rein archäologisch über diese Zeitspanne sehr wenig. Über den eigentlichen Anfängen von später bedeutsam werdenden Entwicklungen liegt ja oft gerade das größte Geheimnis. Gründermutation heißt ja eigentlich, daß auch die Blauäugigkeit am ehesten in einer "Flaschenhals-Population" entstanden sein müßte, also in einer populationsmäßig sehr kleinen Gruppierung, die dann exponentiell gewachsen ist. Da diese Mutation heute rund um die Ostsee am häufigsten vorkommt, sollte man annehmen, daß sie dort auch entstanden ist.
Abb. 4: Blaue Augen |
Wissen wir aber von Bevölkerungs-Zusammenbrüchen in dieser Region am Ende oder nach der Eiszeit und von einer nachfolgenden Neubesiedlung durch Menschen, die dann die "Gründermutatuion" schon trugen?
Abb. 5: Geographische Verbreitung heller Augenfarbe in Europa |
Auffällig ist, daß der Anteil der Genmutation für Blauäugigkeit in den baltischen Staaten, in Finnland und Weißrußland höher ist, als in fast ganz Norwegen und Südschweden. In Griechenland ist er höher als in Italien. Israel sticht hervor, vielleicht aufgrund der dort zugewanderten, jedoch in Mitteleuropa evoluierten aschkenasischen Juden. In Südengland ist der Anteil niedriger als in Norddeutschland. Und der Zipfel, der da nach Hessen (?) hineinragt - wo endet der?
(Siehe auch: Spektr. d. Wiss., Bild d. Wiss., Tagesspiegel. Richard Zinken von spektrumdirekt meint im Newsletter: "Wenn damit alle Blauäugigen auf einen Vorfahren zurückgehen, dürfte ein Familientreffen recht umfangreich ausfallen.")
Dieser Kommentar regte mich selbst dazu an, meinen eigenen St. gen.-Beitrag zum "Third-party punishment game" vom 12.1.08 in der folgenden Weise auf "Abgefischt" weiterzudenken:
... Und daß Großzügigkeit, so möchte ich hier ergänzen, erst dann ihren eigentlichen Wert erhält, wenn eben nicht so genau "gerechnet" und "gerechtet" wird wie es in bestrafenden religiösen und weltlichen Glaubenssystemen der Fall ist?
Und noch mehr: Liegt hier, in der Vorstellung von einem rechnenden und rechtenden Gott nicht auch der schon von vielen Denkern vermutete engere Zusammenhang zwischen Monotheismus und Kapitalismus, bzw. zwischen Monotheismus und Materialismus? Vielleicht ist der Zusammenhang zwischen der Wirtschaftsweise einer Gesellschaft und ihrer Religiosität sogar noch dichter und enger als Friedrich Nietzsche oder Max Weber anzunehmen gewagt haben!?
In den neuen Forschungen zum "Third party punishment game" scheinen mir eine Fülle von Implikationen auch für die Religionswissenschaft allgemein und die Religionsdemographie im besonderen zu stecken.