Montag, 29. März 2021

Die mächtigen Völkerburgen Mitteleuropas 1200 bis 30 v. Ztr.

Einige stichprobenartige Einblicke in die Geschichte der Kelten

In Griechenland spielte sich ab 500 v. Ztr. ein bedeutungsvoller Zeitabschnitt der Weltgeschichte ab. Er wurde eingeleitet ab etwa 800 v. Ztr. mit der Niederschrift der "Ilias" von Homer. Die europäischen Völkerbewegungen, die diesem klassischen Griechenland voraus- und parallel gingen, vollzogen sich weitgehend im "Schatten der Weltgeschichte", sprich, im Schatten der Geschichtsschreibung und der schriftlichen Überlieferung. Deshalb haben wir nur wenig konkrete Vorstellungen von diesen Völkerbewegungen. Sie sind uns kaum im Bewußtsein. Und wir kennen nur wenige Stämme und Völker, bzw. ihre Könige beim Namen, die diese Völkerbewegungen getragen haben. Denn selbst die wachen griechischen Historiker haben nur wenig von ihnen berichtet.

       Abb. 1: Völker-Ausbreitungen von den Urnenfelder-Proto-Kelten (1000 v. Ztr.) bis zu den vorrömischen Eroberungen des letzten Jahrhunderts vor der Zeitrechnung (Herkunft: Megistias [Wiki])

Doch die archäologische Forschung kann uns Einblicke geben. Das Zentrum des Unruheraumes der europäischen Völkerbewegungen zwischen Spätbronze- und Eisenzeit lag in Süddeutschland zwischen Thüringer Wald und Voralpen. (Abb. 1) (Wiki). Das ist dieselbe Region, die wir auch schon als Unruhe-Raum des Seevölkersturms um 1200 v. Ztr. hier auf dem Blog ausmachten, aus dem heraus die Teilnehmer an der Schlacht an der Tollense in Mecklenburg hervorgingen nach den Begleitfunden, die gemacht wurden (25).

Die kontinuierliche Entwicklung aus den ansässigen bronzezeitlichen Vorgängerkulturen Mitteleuropas, insbesondere der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur, bis hin zu den aus historischer Zeit bezeugten Kelten ist heute zweifelsfrei belegt (Wiki).

Wie man sich die damaligen Völkerbewegungen vorstellen kann, davon gibt Caesar in seinem Bericht "Bellum gallicum", "Gallischer Krieg" sehr konkrete Vorstellungen: Große Stämme besiedelten damals einzelne mächtige Völkerburgen, gut zu verteidigende Großsiedlungen auf Bergen, "Oppida". Und diese Stämme führten Krieg miteinander und wanderten geschlossen ab, suchten neue Siedlungsregionen auf je nach dem, was religiöse und politische Berater wie Druiden oder weise Frauen diesen Stämmen jeweils rieten. Die Entscheidungen konnten oft zumindest für Außenstehende recht willkürlich anmuten.

Terrassierungen - In der Ägäis und in Deutschland, 1300 bis 1250 v. Ztr.

Wenn man heute in Oberfranken wandert, begegnet man den Hinterlassenschaften dieser Stämme geradezu auf "Schritt und Tritt". Überall Terrassierungen. Wir haben sie schon 2019 in einem Video behandelt (21, 18). Immer wieder tief eingeschnittene, historische Wege, die schon aufgrund des Umstandes, daß sie so tief in die Umgebung eingeschnitten sind, aufzeigen, über wie viele Jahrzehnte und Jahrhunderte sie benutzt worden sein müssen.

/ Nachtrag 30.5.21: Inzwischen hat ein archäologischer Fachartikel die Terrassierungen weltweit zum Thema gemacht (25). Auf Wikipedia werden sie Ackerterrassen (Wiki) genannt. Es wird aber immer nur von einem mittelalterlichen Ursprung gesprochen, während der spätbronzezeitliche viel naheliegender ist - wie wir gleich noch sehen werden.

Auf einer weltweiten Verbreitungskarte von Terrassierungen sind in dieser neuen Studie allerdings nur der Alpenraum, Frankreich und England berücksichtigt (25, Figure 1). Im Vorübergehen ist zwar von einer Verbreitung der Terrassierungen bis hinauf nach Norwegen die Rede (wo auch zwei Mitautoren forschen), aber darauf wird dann nicht mehr weiter eingegangen.

Sehr spannend aber ist, daß erwähnt wird, daß für einige griechische Inseln Daten vorliegen für das Ausmaß, in dem dort Terrassierungen vorherrschen. Auf Keos sind 70–80% des Ackerlandes terrassiert, auf Tinos über 90 % und auf Antikythera 26 % (25). Weder bei den antik-griechischen Autoren noch bei den antik-römischen Autoren findet man nennenswerte Ausführungen über das Prinzip der Terrassierung (25). Sie wurden also in der Klassischen Zeit schon als etwas völlig Selbstverständliches hingenommen. 

Mit noch größerer Spannung aber nimmt man zur Kenntnis, daß archäologische Forschungsprojekte zur Landschaftsnutzung im südlichen Griechenland, und zwar in der südlichen Argos und auf dem Peloponnes (Berbati-Limnes) schon vor vor 30 Jahren ergeben haben, daß die Ackerterrassierungen zuerst in der Späten Bronzezeit angelegt worden sind. Man beruft sich dazu auf das Buch von Van Andel, T. H., und C. Runnels "Beyond the Acropolis - A Rural Greek Past" - Stanford University Press 1987.

Diese Forschungen zur Landnnutzung in Griechenland gehen aber bis heute weiter. Wir finden sehr schnell eine Studie aus dem Jahr 2019, wonach der Grad der Terrassierungen in der Peloponnes zwischen 1300 und 1250 v. Ztr. am höchsten war (26, Figure 10). Dann folgen der Seevölkersturm und die "dunklen Jahrhunderte". Aber ab 750 v. Ztr. steigt der Grad der Terrassierungen bis etwa 250 v. Ztr. fast wieder auf den Stand um 1250 v. Ztr. an, erreicht ihn aber nicht mehr ganz. In der Spätantike und im Mittelalter werden diese noch viel weniger erreicht. Der Höhepunkt für die Terrassierungen und ihre Nutzung liegt also in der Peloponnes eindeutig in der Späten Bronzezeit: 1300 bis 1250 v. Ztr..

Das sollte einem doch zu denken geben. Die Autoren der jüngsten Studie schreiben zu den Gründen, weshalb Terrassierungen angelegt werden (25):

Grundsätzlich erhöhen alle Terrassen, einschließlich Pflugaufhäufungen ("Lynchets") die Produktivität pro Landeinheit. In extremen Fällen kann sie von nahezu Null (in begrasten aber unbewirtschafteten Höhenlagen) zu bis zu 60 % Steigerung in daselbst planierten Bereichen liegen. Sie erlauben außerdem den Anbau einer größeren Vielfalt von Früchten, was den Unterhalt einer größeren Vielfalt von Tieren ermöglicht. ...
Fundamentally all terraces, including lynchets, increase agricultural productivity per unit of planimetric land area. In extreme cases that can be from near zero (grazed but uncultivated hillsides) to 60%+ of planimetric area. Additionally, terracing also allows the cultivation of a wider range of crops, and the raising of more, and different, animals both of which can be seen as beneficial for dietary breadth and so reducing disease and infant mortality.

Sie erörtern auch (25) ...

darüberhinaus gehende Werte, die Terrassen mit sich bringen können, soziale, rituelle und politische. (...) Sie erlauben eine größere Bevölkerungszahl. (...)
other values that terraces can have; social, ritual and political (...) allowing the maintenance of higher population levels. (...) The relationships of terracing to settlements, including defended settlements, can be multi-factorial, through population but also through the use of terraces as transport routes, and as house sites as settlements expand.

Die größere Bevölkerungszahl wird schlichtweg der springende Punkt gewesen sein. / Ende des Nachtrags. /

Abb. 2: Terrassierungen in Northumberland um 1500 v. Ztr. (aus: 28)

/ Nachtrag 19.4.23: Terrassierungen ab etwa der Zeit um 1500 v. Ztr. finden sich auch in Northumberland, einer Grafschaft in Nordost-England an der Grenze zu Schottland (28). Im dortigen archäologischen Rahmen ist von "Früher und Mittlerer Bronzezeit" die Rede. Sie entspricht aber zeitlich der Spätbronzezeit Mitteleuropas und des Mittelmeerraumes (28):

Das zeitgleiche Auftreten unbefestigter Rundhaus-Siedlungen in Verbindung mit Feld- und Terrassierungs-Systemen zu dieser Zeit markiert einen plötzlichen Wandel, ohne daß es einen vorausgehenden Hinweis auf solche Bevölkerungsdichte und Dauerhaftigkeit von Siedlungen über die Landschaft hinweg gegeben hätte. (...) Schon die bloße Zahl von unbefestigten Siedlungen, die man durch Oberflächenfunde feststellen kann (mehrere hundert verteilt über die Cheviot-Berge), legt eine Phase dichter Besiedlung nahe.
The synchronous appearance of unenclosed roundhouse settlements with associated field and terrace systems at this time presents a sudden change, with no prior evidence for such density and permanence of settlement across this landscape. (...) The sheer number of unenclosed settlements visible as surface remains (with several hundred across the Cheviot Hills), however, suggests a period of dense settlement.

Viele untersuchte Siedlungen weisen auch eine Besiedlung über viele Generationen hinweg auf ("multi-phase"). Es werden in dieser Zeit auch Höhenlagen besiedelt, die davor und danach nicht besiedelt waren (28). (Ende Nachtrag) /

Die Stämme handelten als geschlossene Einheiten

Aus den historischen Berichten wissen wir: Die Stämme handelten geschlossen, sie siegten gemeinsam, sie gingen gemeinsam zugrunde. Wenn ein Stamm besiegt wurde, wurden die besiegten Menschen vom siegreichen Stamm ermordet oder versklavt. Die Leichen besiegter Krieger oder ermordeter Kriegsgefangener präsentierte man zur Abschreckung auf den Mauern oder in den Tempeln der Stadt (z.B. in den keltischen Viereckschanzen).

Man wundert sich, daß trotz solcher grausamer kriegerischer Vorgänge, die immer wieder als gegeben vorausgesetzt werden müssen, dennoch ein so reichhaltiges und blühendes Wirtschaftsleben, ein reichhaltiges politisches und kulturelles Leben sich entfalten konnte. Aber dasselbe sehen wir ja auch für das mykenische und nach-mykenische Griechenland. Beide - das zerstörende und das aufbauende Prinzip - konnten also über Jahrhundete, Jahrtausende parallel nebeneinander her gehen. (Wobei freilich immer einmal wieder auftretende sogenannte "dunkle Jahrhunderte" - zum Beispiel um 3.000 v. Ztr. auch in Dänemark - natürlich auch sehr zu denken geben können.)

2.500 bis 500 v. Ztr. finden sich auch im südlichen Kaukasus Höhenburgen wie neuerdings bekannt geworden ist (Erb-Satullo 2019).

Die Burgenforschung für die Zeit der Spätbronzezeit um 1000 v. Ztr. stellt ähnliche Erscheinungen auch schon tausend Jahre - früher wie tausend Jahre später - in Mitteleuropa fest. Und genau diese Burgenforschung stellt bis heute ein Desiderat der Forschung dar. So hat es der deutsche Archäologe Svend Hansen (geb. 1962) (Wiki) erst kürzlich in einem Vortrag geäußert (1) (ab 30. Minute).


Die ost- und mitteleuropäischen Höhenburgen, so führte er aus, sind in Mitteleuropa ab 1700 v. Ztr. errichtet worden, zu einer Zeit, in der es solche Burgen im Mittelmeer-Raum noch gar nicht gegeben hat, außer rund um die Adria herum. (Das war im Mittelmeerraum die Palastkultur der Minoer. Auch diese siedelten auf Bergen, aber ohne Verteidigungsmauern.) Vor 1700 v. Ztr. findet man metallene Schwerter und Lanzenspitzen nur im Vorderen Orient und im Kaukasus-Raum, so sagt er. Nach 1700 v. Ztr. findet man sie nur in West- und Mitteleuropa. 

Wir meinen, daß das letztlich auch etwas zu tun haben könnte mit der vorhergehenden Ausbreitung der Indogermanen als Glockenbecher- und Streitaxtkulturen, wobei diese anfangs nicht weniger kriegerisch gewesen sein muß, wenn sie eben statt mit Metallwaffen mit Steinäxten, Holzkeulen, sowie mit Pfeil und Bogen gekämpft haben. Es überzeugt keineswegs, daß ein sonderlich zusätzliches kriegerisches Zeitalter in Mitteleuropa erst ab 1700 v. Ztr. in Europa angebrochen sein soll.

Zu kritisieren scheint uns an diesem Vortrag auch, daß die Fokussierung auf das Thema "Konfliktforschung" aus dem Blick geraten läßt, daß die vorliegende Komplexität einer Gesellschaft nicht davon abhängig ist, ob man in ihr Waffen oder Befestigungsanlagen findet oder nicht, sondern eher, wie intensiv die Wirtschaftstätigkeit war und der wirtschaftliche Austausch, sprich Fernhandel, bzw. welcher kulturelle Reichtum vorliegt. Mit der Fokussierung auf das Thema Konfliktforschung wird der Blick auf die Thematik bronzezeitliche Höhensiedlungen unseres Erachtens zu sehr verengt. Auch mutet es unangemessen an, daß die mitteleuropäischen Gesellschaften erst um 1700 v. Ztr. so konfliktreich geworden sein sollen, wo doch mit hoher Wahrscheinlichkeit schon die Ausbreitung der indogermanischen Kulturen zuvor in Mitteleuropa nicht unbedingt nur friedlich verlaufen ist. Dafür liefert ja insbesondere die Erforschung der Genreste dieser Bevölkerungen deutliche Hinweise (Dezimierung der mittelneolithischen Völker, insbesondere der Männer und ihrer Y-Chromosomen).

Eine zweite Phase der Verbreitung von Höhenburgen hat es dann, so Hansen, zwischen 1300 und 900 v. Ztr. zur Zeit der Urnenfeldkultur gegeben, also in der Spätbronzezeit (36. Minute). Wenn wir es parallel zu Griechenland setzen, könnte dies die Zeit gewesen sein, in der ein nicht geringer Teil der Terrassierungen angelegt wurde. Gegenwärtig werden Burganlagen dieser Zeitstellung in Hessen zwischen Taunus und Rhön erforscht. Im folgenden nun nur noch einige stichprobenartige Einblicke in den gegenwärtigen Forschungsstand zu den Höhensiedlungen der Kelten.

Abb. 3: Einige keltische Oppida der Fränkischen Alp zwischen Donau und Main (GMaps)

An der Jahrtausende alten Straße von der Donau hinauf ins Obermain-Tal und ins Thüringer Becken reihten sich - über die ganze Fränkische Alp hinweg - auf prägnanten Bergen in keltischer Zeit Oppida, bzw. Großsiedlungen wie an einer Perlenkette entlang (s. Abb. 3):

  • der Schellenberg (Wiki) 30 Kilometer nördlich von Ingolstadt an der Donau
  • der Buchberg (Wiki) 30 Kilometer nördlich vom Schellenberg
  • die Ehrenbürg (Wiki) 66 Kilometer nördlich vom Buchberg
  • der Neubürg (Wiki) 32 Kilometer nördlich der Ehrenbürg
  • der Staffelberg (Wiki), 40 Kilometer nördlich des Neubürg
und viele andere mehr.

Die Ehrenbürg (südlich von Bamberg) - Zentralsiedlung um 1250 v. Ztr.

Zwischen Bamberg und Nürnberg in Oberfranken liegt die eben genannte Ehrenbürg. Über sie ist zu erfahren (Wiki):

Während des 13. vorchristlichen Jahrhunderts war der Berg mit einer spätbronzezeitlichen Steinmauer zu einer stark befestigten, großen Zentralsiedlung ausgebaut worden. (...) Der von Schlaifhausen zum antiken Tor heraufführende Weg diente als Zufahrt zu der Befestigung (...) und ist somit wahrscheinlich die älteste Fahrstraße Oberfrankens. Bei dem zusätzlich befestigten südlichen Teil Rodenstein handelte es sich wohl um die Akropolis dieser Siedlung.

Man darf es immerhin als aufwühlend empfinden, von einer Akropolis um 1200 v. Ztr. in einer Region südlich von Bamberg zu lsen. Ist denn schon in das Geschichtsbewußtsein der Menschen vor Ort eingesickert, was alles damit verbunden gewesen sein muß?

Ein heiliger Berg, eine heilige Stadt im Herzen Frankens um 1200 v. Ztr., besiedelt von einem heute dahin gegangenen Volk. Die Sprache, die dieses Volk gesprochen hat, die Kultur, die dieses Volk gelebt hat, sie alle sind dahin gegangen. Wohin? Wir werden es weiter unten noch sehen.

Der Bullenheimer Berg östlich von Würzburg (1.000 bis 900 v. Ztr.)

Da gibt es dann etwa den Bullenheimer Berg zwischen Würzburg, Fürth und Rothenburg ob der Tauber. Die früheste nachgewiesene Besiedlung der Wohnterrassierung erfolgte wohl etwa zwischen 1.000 und 800 v. Ztr.:

Zur Anlage der Terrasse wurde vom Mittelhangbereich aus hangaufwärts auf einer Breite von ungefähr 18 m flächig Material abgetragen. (...) Während der Lehm offensichtlich abtransportiert wurde, hat man mit dem Steinmaterial Unebenheiten auf der Terrasse - besonders im anschließend bebauten Bereich - ausgeglichen. (...) Die Neubesiedlung des Areals erfolgte dann unmittelbar auf der künstlich geschaffenen Oberfläche.

Im Bereich des Hauses, bzw. im Umfeld fanden sich Hinweise auf Keramikproduktion, auf Webstühle, auf Spinnwirtel, auf Verarbeitung von Pech. Auch die Niederlegung einer späturnenfelderzeitlichen Tasse findet sich auf der Terrasse, es wird ein Bauopfer vermutet. All das scheint um 900 v. Ztr. beendet worden zu sein durch einen Brand, der Brandschutt zurück ließ. Ein lebensvolles Volk, ein lebenskräftiger Stamm - untergegangen oder abgewandert (vermutlich) und schließlich in den Stürmen der Weltgeschichte "verronnen".

Die Heunischenburg bei Kronach (1.000 v. Ztr.)

Nahe der oberfränkischen Stadt Kronach befindet sich die Heunischenburg, die 1000 bis 800 v. Ztr. besiedelt und befestigt war, also in jener Zeit, in der in Griechenland die "Ilias" niedergeschrieben worden ist, und in der jene in der Ilias beschriebenen "Homerischen Heroengräber" sich von der Ägäis bis nach Dänemark und bis nach Westpreußen finden (siehe frühere Beiträge hier auf dem Blog), in der also vermutlich auch der Geist der Ilias in demselben Verbreitungsgebiet gelebt worden ist. Auf dieser Burg wurden sehr viele bronzene Pfeilspitzen und Waffen gefunden. Und wir erfahren (Wiki):

Eine typische Konstruktion von Zangentor und Ausfallpforte läßt spätmykenischen Einfluß erkennen, sodaß auf Kontakte zur mediterranen Zivilisation geschlossen werden kann. Die mächtige, jedoch kleinräumige Befestigung und die vielen gefundenen Waffen heben die Heunischenburg deutlich ab von den großen spätbronzezeitlichen Mittelpunktsiedlungen wie der Ehrenbürg bei Forchheim und dem Großen Gleichberg in Thüringen.

Wiederum ein Stamm, ein Volk, dessen Namen wir kaum kennen, und dessen Schicksale im weiteren Verlauf der Weltgeschichte "verronnen" sind.

Der Hohenberg in der Südpfalz (1.000 v. Ztr.)

Die deutsche Bronzezeit-Forschung  wird immer mehr aufmerksam auf die Notwendigkeit, sich dem Thema Höhensiedlungen der Bronzezeit zuzuwenden, so etwa auch für das Gebiet der Südpfalz (6):

Eine hohe Dichte bronzezeitlicher Fundplätze zwischen Pfälzerwald und Rheinlauf mit spektakulären Funden - wie dem Goldhut von Schifferstadt, den Bronzerädern von Haßloch und den Flußfunden von Bobenheim-Roxheim - ließen erwarten, daß das vermeintliche Fehlen von Höhensiedlungen eine Forschungslücke darstellt. Tatsächlich gelang es mit den Entdeckungen auf dem Hohenberg, am Rande des Pfälzerwaldes im Jahr 2014 erstmals, eine befestigte Höhensiedlung der Urnenfelderzeit in der Südpfalz nachzuweisen.

Ähnliche Zusammenhänge werden gegenwärtig und zukünftig sicher für viele weitere Regionen aufgezeigt werden können.

Die Burg an der Dömnitz bei Pritzwalk (800 v. Ztr.)

Zur Zeit der vielen Hügelgräber rund um das Königsgrab von Seddin (Wiki) in der Prignitz (zwischen Berlin und Hamburg) gab es sieben Kilometer östlich davon, flußaufwärts des Elbe-Nebenflusses Dömnitz - und von diesem umschlungen - eine bronzezeitliche Befestigungsanlage mit Zangentor.

Das keltische Volk der "Volker"

Das keltische Volk der "Volker" (Wiki)  ist den griechischen und römischen Historikern und Schriftstellern bekannt geworden, nachdem es ab etwa 300 v. Ztr. in den Einflußbreich dieser Kulturräume gewandert war. 

Abb. 4: Die Wanderungen des Volkes der Volker im 3. Jhdt. v. Ztr.

Es war also einerseits nach Griechenland und Kleinasien im Osten, andererseits in die Schweiz, in das Rhonetal, nach Toulouse und bis zu den Pyrenäen im Westen. 

Ihre Heimat lag aber in den deutschen Mittelgebirgen, in Hessen, Thüringen und Franken, wo auch Teile des Volkes bis zur Eroberung durch die Römer von Süden und durch die Germanen von Norden seßhaft geblieben sind.

Auf ihren Volksnamen "Volker" wird auch die germanische Volksbezeichnung "Welsche" zurückgeführt, wobei diese Bezeichnung wohl alles "Nicht-Germanische" umfassen wird, und wobei auch schon die Wahrnehmung der romanisierten "Volker", bzw. von deren Unterschichten mitgeschwungen haben kann, also der "gallo-romanischen" Bevölkerung. Durch die Zuwanderungen von Teilen der Volker in den griechisch-römischen Kulturraum lernten die dortigen Schriftsteller die Sitten und Bräuche dieses Volkes besser kennen.

Die Galater in Kleinasien

Im Jahr 280 v. Ztr. fielen zwei keltische Heere in Nordgriechenland ein. Eines stand unter der Führung des Heerführers "Brennus". Aber vielleicht handelte es sich bei diesem Namen auch einfach nur um eine keltische Bezeichnung für "Heerführer". Griechenland war damals innerlich zerstritten durch die Diadochenkämpfe. Das keltische Heer plünderte Delphi und gewann dabei einen berühmten Goldschatz, der nachmals als "Gold von Tolosa", sprich Toulouse, bekannt geworden ist. Denn die Kelten transportierten diesen Schatz bis Toulouse im Westen (Wiki). 279 v. Ztr. konnten sie dann aber in der Nähe von Delphi geschlagen werden. Brennus starb nach der Schlacht, vielleicht an seinen Wunden, vielleicht durch Selbstmord.

Die nach Griechenland eingedrungenen Kelten gründeten unter der Führung ihres neuen Herrschers Komontorios in Thrakien ein Fürstentum. Seine Hauptstadt war Tylis.

278 v. Ztr. gingen dann 20.000 Kelten, davon die Hälfte Krieger, als Söldner nach Kleinasien. Hier waren sie von einem König angeworben worden, der sie im Krieg gegen seinen Bruder benötigte. Er siedelte sie in der Gegend des heutigen Ankara an. Der Stamm bezeichnete sich als Galater (Wiki). Die Galater teilten sich nach den zeitgenössischen Berichten in drei Stämme, nämlich:

  • die Tolistobogier
  • die Tektosagen (mit ihren Teilstämmen: Ambitouti, Toutobodiaci und Voturi)
  • die Trokmer.

Vielleicht ist es naheliegend anzunehmen, daß jeder dieser Teilstämme einstmals eine mächtige Völkerburg im europäische Mittelgebirge besiedelt hat. Jeder Stamm war in vier Gruppen gegliedert, denen je ein Tetrarch obstand. Jedem dieser zwölf Tetrarchen unterstanden ein Priester und ein Feldherr, dem zudem noch zwei Befehlshaber untergeordnet waren. Der Gesamtrat der Galater bestand aus 300 Männern, die im gemeinsamen Versammlungsplatz Drunemeton („Heiliger Eichenhain“) zusammen kamen.

Antike Schriftsteller berichten, daß die Galater Kriegsgefangene geopfert haben. Dies kann durch die Archäologie bestätigt werden. Neben Menschenopfern wurden auch Pferde, Rinder und Hunde geopfert. Die Angabe, daß die Galater 189 v. Chr. völlig nackt in den Kampf gezogen seien, ist glaubhaft, da dies als alter gallischer Brauch bezeugt ist.

Diese Galater gingen in Kleinasien auf Plünderungszüge und wurden 268 v. Ztr. durch ein Heer mit Kriegselefanten geschlagen. Ihnen wurde daraufhin eine "Keltensteuer" auferlegt.

196 v. Ztr. mußten sie ein weiteres mal geschlagen werden. Die Galater wurden jedoch weiterhin von eigenen Herrschern regiert. 86 v. Ztr. wurden aber sämtliche galatische Adlige ermordet.  Noch im Jahr 400 n. Chr. bezeugte aber der Kirchenvater Hieronymus die Existenz keltisch sprechender Völker in der Gegend um das heutige Ankara.

Das Gold von Tolosa

Das eben schon genannte Gold von Tolosa (Wiki) führten die Kelten nach dem heutigen Toulouse mit. Dort lagerten sie es in einem Teich des keltischen Apollon-Heiligtums. 106 v. Ztr. wurde Tolosa bei der Rückeroberung von den Römern nach einem Aufstand geplündert. Dabei entdeckte der Konsul Quintus Servilius Caepio den Schatz. Er ließ ihn nach Massalia schicken. Der Schatz kam dort jedoch nie an, weil Caepios Männer ihn illegal für ihren Herrn in Besitz nahmen.

Caepio, der die Volcae-Koalition im Jahr 105 v. Chr. zermalmte, wurde der Sage nach von den Göttern mit einer Niederlage in einer Schlacht gegen die Kimbern gestraft. Das Wort aurum Tolosanum wurde deshalb bei den Römern zu einem Synonym für einen Unglück bringenden Gegenstand.

Der Keltenfürst vom Glauberg (550 bis 450 v. Ztr.)

In diese Zusammenhänge ist auch der berühmte Keltenfürst vom Glauberg (Wiki) in der Wetterau nördlich von Frankfurt am Main einzuordnen (26).

Die Ehrenburg - Völkerwanderung in der Latènezeit (480-380 v. Chr.)

Über die Ehrenbürg in Oberfranken zwischen Bamberg und Nürnberg zu erfahren (Wiki):

In der Frühlatènezeit (480-380 v. Chr.) wurde auf dem Hochplateau abermals eine 36 ha große, stadtähnliche Anlage mit einer mächtigen Steinmauer (Rekonstruktion vor Ort) errichtet. Durch Ausgrabungen und Magnetometerprospektionen konnten etwa 20.000 Kellergruben nachgewiesen werden, die auf eine dichte Besiedlung dieser frühen Stadt schließen lassen. (...) Archäologische Funde belegen, daß die frühkeltische Zentralsiedlung Kontakte bis in den mediterranen Raum hatte (Ausstellung im Pfalzmuseum Forchheim). Die Ehrenbürg war zu dieser Zeit ein politisches und wirtschaftliches Zentrum, dessen Einfluß weit über die Region hinausreichte. Die mächtige Siedlung wurde zu Anfang des 4. vorchristlichen Jahrhunderts wie alle anderen gleichzeitigen Befestigungen Oberfrankens verlassen. Das hängt sehr wahrscheinlich mit den historisch belegten Keltenwanderungen gen Süden in Zusammenhang, die wohl von Klimaveränderungen verursacht wurden.

Darüber ist unter "Kelten" (Wiki), "Keltische Südwanderungen" (Wiki) und "Volker" (Wiki) mehr zu erfahren. Und Einzelheiten dazu hatten wir gerade referiert. Es gilt aber zu beachten, daß die heutigen Deutschen südlich des Mains genetisch zu 55 % von den Kelten und nur zu 34 % von den Germanen abstammen (Stgen2024). Das aber kann nur heißen, daß diese keltischen Südwanderungen die Siedlungskontinuität der Kelten in Süddeutschland vor Ort bis heute nie infrage gestellt haben. 

Der Staffelberg in Oberfranken (120 bis 40 n. Ztr.) - Hier lebten "Kopfjäger"

Auf dem Staffelberg bei Bad Staffelstein im Obermaintal nördlich von Bamberg, bzw. zwischen Bamberg und Coburg wird gerade archäologisch gegraben. Grabungsleiter ist Markus Schußmann.

Der eindrucksvolle Staffelberg am Rande des Obermaintales in Franken (im "Gottesgarten") war schon in der Spätbronzezeit (ab der frühen Urnenfelderzeit) besiedelt (ab 1300 v. Ztr.). Dies bezeugen Waffen- und Schmuckfunde aus Bronze (Wiki):

Ob die Siedlung in diesen frühen Zeiten befestigt war, wie es etwa für die Ehrenbürg und die Heunischenburg zutrifft, ist unklar.

Nach Schußmann gibt es Nachweise für Siedlungen unterhalb der Akropolis bislang nur für die keltische Zeit (ab 120 v. Ztr.). Aber auch die Hänge unterhalb des dem Staffelberg südlich benachbarten Dornig sind fast bis hinunter nach dem Dorf Loffeld auffallend terrassiert. Es ist zu erfahren (InFranken 2018):

Das Gräberfeld auf dem Dornig umfasse insgesamt 84 Grabhügel, von denen die meisten schon im 19. Jahrhundert unter anderen von Pfarrer Lukas Hermann angegraben worden sind und Funde aus der Bronze- und Hallstattzeit enthielten. 

Dieser Berg war also ebenfalls in der Urnenfeldzeit besiedelt. 

Abb. 5: In diesen Ausmaßen wird sich laut dem Archäologen Markus Schußmann die keltische Stadt Menosgada vor mehr als 2000 Jahren auf dem Staffelberg etwa erstreckt haben. (Foto: Ronald Rinklef/Grafik: Michael Haller) (InFranken)

Dort festgestellte Befestigungsanlagen fallen aber erst in die Zeit der Völkerwanderung und in das Frühmittelalter (Wiki). 

Auf der Schauseite des neuerdings auf dem Staffelberg dort ausgegrabenen Zangetores fanden sich über 70 menschliche Schädelfragmente, ... (27)

.... die vermutlich bis zu 30 Individuen repräsentieren. Ihre Schädel waren als Trophäen beiderseits der Torgasse ausgestellt, wobei sich nun auch eine Konzentration im Torgebäude selbst abzeichnet. Wie in einem keltischen Heiligtum waren dort ferner (mindestens) zwei mittellatènezeitliche Schwertgarnituren - damals schon Altstücke  - aufgehängt gewesen. Ihre Überreste lagen im Schutt des durch Feuer vernichteten Gebäudes.

Eine solche Zurschaustellung der Leichen der erschlagenen Feinde und geopferten Kriegsgefangenen, sowie ihrer Schädel und Rüstungen ist sehr verbreitet im keltischen Kulturraum, insbesondere auch in den keltischen Heiligtümern ("Viereckschanzen") nachgewiesen worden. Es findet sich dies auch bei dem Volk der Daker (Stgen2021, Abb. 3). Es findet sich etwa auch um 650 v. Ztr. vor dem Tor der antiken Stadt Side in Pamphylien (der heutigen südlichen Türkei) (St.gen. 2016, Abb. 3). Wir haben es hier zu tun mit dem sogenannten Keltischen Kopfkult (Wiki).

Abb. 6: Das Portal der nordirischen Dorfkirche von Clonfert, über dem 16 in Stein gemeißelte abgeschnittene menschliche Köfpe "präsentiert" werden (Wiki)

Der keltische Kopfkult hat in Nordirland so lange nachgeklungen, daß eine solche Zurschaustellung von abgeschnittenen Köpfen noch über dem Portal der im 12. Jahrhundert errichteten nordirischen Dorfkirche von Clonfert zu finden ist. 16 in Stein gemeißelte Schädel sind dort "ausgestellt" (Wiki) (s. Abb. 6). Durch diese Pforte sind die Menschen allsonntäglich ein- und ausgegangen. Auf dem Staffelberg sogar täglich. Und da bekommt das Wort "Barbaren" wieder jenen berechtigten Klang zurück, aus dem er einstmals entsprungen war. 

Umtost von der Südwanderung der Sueben/Elbgermanen unter Ariovist ab 75 v. Ztr.

/Nachtrag 15.6.24:/ So hat es zwischenzeitlich auch eine Mitarbeiterin des Landratsamtes Lichtenfels, Lisa Lamm, dargestellt. Sie führt weiter aus (Nat.Geog.2022):

Warum die Kelten letztendlich ihr Oppidum am Staffelberg aufgaben, ist nicht eindeutig geklärt. „Was wir wissen, ist, daß die Bewohner von Menosgada die Stadt um das Jahr 40 n. Chr. verließen - und daß sie planmäßig abzogen und zumindest das ausgegrabene Tor selber niederbrannten“, so Büttner. Das sei vor allem daran zu erkennen, daß offenbar alle wertvolleren Einrichtungsgegenstände im und am Torhaus fehlten: Die Anlage wurde also systematisch geräumt, bevor man das Feuer legte. „Außerdem dürfte es nicht so leicht gewesen sein, das Torhaus von außen im Rahmen eines feindlichen Angriffs zu entzünden. Vielmehr sieht es so aus, daß das Feuer an neuralgischen Punkten im Durchgang des Torhauses selber entzündet wurde“, so Büttner.

Caesar berichtet auch von den Helvetiern, daß sie, bevor sie aus ihrer Heimat abgezogen sind, sorgfältig alles zur Abwanderung vorbereitet haben (Getreide aufgekauft usw.) und dann ihre Dörfer abgebrannt haben.

Ab ungefähr dem Jahr 75 v. Ztr. waren viele germanische Stämme zwischen Weser und Oder in Bewegung gekommen und sind unter Ariovist bis hinunter zu den Alpen und nach Gallien hinein gezogen. Sie scheinen dabei die keltischen Oppida auf ihren Wegen geduldet zu haben. Von den Archäologen werden diese Germanen unter dem Oberbegriff "Elbgermanen" (Wiki) zusammen gefaßt. Diese waren von der Mündung der Elbe bis nach Böhmen und von dort bis zur Donau verbreitetet (Wiki):

Im Unterschied zu den Siedlungsgebieten der Nordsee-, Oder-Weichsel- und Rhein-Weser-Germanen (aus denen später die Franken hervorgingen) kam es im elbgermanischen Siedlungsgebiet zu einer relativ einheitlichen Entwicklung im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich. Dies zeigt sich vor allem an deutlichen Übereinstimmungen in der materiellen und geistigen Kultur (Keramik-, Geräte-, Waffen- und Schmuckformen, religiöse Bräuche u. Ä.). Ursache dafür waren intensive Kontakte sowohl der elbgermanischen Stämme untereinander als auch zu entfernteren germanischen Stammesverbänden.

Diese elbgermanischen Stämme hatten sich den Sueben (Wiki) unterstellt und angeschlossen, die sich von der Odermündung her ausbreiteten. Nach Caesar könnte sich das politische Zentrum der Sueben unter Ariovist im heutigen Hessen oder Thüringen befunden haben, vielleicht in Regionen wie der "Goldenen Aue" (Wiki). Jedenfalls hört man von besonders hartnäckigem Widerstand der keltischen Stämme südlich des Mains gegenüber den Sueben nichts. Es ist nur zu erfahren, daß Ariovist als Zweitfrau neben einer Suebin eine Keltin heiratete. Und es ist zu erfahren (Wiki):

Die (keltischen) Sequaner (...) ließen sich im Gebiet zwischen Saône, Rhone und dem Juragebirge nieder. Im Streit mit den Haeduern riefen sie im Jahr 72 v. Chr. den Germanenkönig Ariovist zu Hilfe. Im Jahr 61 v. Chr. wurden die Haeduer in der Schlacht bei Magetobriga (La-Moigte-de-Broie) geschlagen, im Gegenzug besetzte Ariovist aber große Teile des Sequanergebiets.

Dadurch hinwiederum fühlten sich die Helvetier in der heutigen Schweiz bedrängt und faßten 58 v. Ztr. den Entschluß, auszuwandern. Das aber wurde ihnen von Caesar untersagt. Nach der verlorenen Schlacht bei Bibracte kehrten sie noch im selben Jahr in ihre Heimat zurück (Wiki). Wir lesen (Wiki):

Ariovist hatte für die Sequaner Krieg geführt und war mit Landschenkungen im heutigen Elsaß belohnt worden. Die Ansiedlung der Germanen links des Rheins, der nach seiner Auffassung die Grenze zwischen Gallien und Germanien war, nahm Caesar als Vorwand, um im Sommer 58 v. Chr. gegen diese loszuschlagen: Nach Caesar plante Ariovist, der in düsteren Farben beschrieben wird, die Unterwerfung ganz Galliens. (...) Der Feldzug Caesars, der sich in diesem Zusammenhang zum Schutzherrn „aller Gallier“ aufspielte, war ein voller Erfolg: Ariovists Heer wurde geschlagen, der Suebenfürst selbst entkam nur mit knapper Not.

Wir lesen außerdem (Wiki): 

Caesar besiegte die unter Führung von Ariovist nach Gallien eingedrungenen Sueben im Jahr 58 v. Chr. in einer Schlacht am Rhein. In seinen Berichten begreift er als Sueben die östlich der Ubier und Sigambrer wohnenden Germanen und berichtet, daß sie 100 Gaue mit je 1000 streitbaren Männern gezählt, aber sich bei seinem Rheinübergang weit nach dem Wald Bacenis (die deutschen Mittelgebirge, die nach Caesar die Sueben von den Cheruskern trennten), zurückgezogen hätten. (...) Sie sollen keine festen Wohnsitze gehabt haben, sondern alljährlich zum Teil auf kriegerische Unternehmungen ausgezogen sein. Die Größe des suebischen Stammesverbandes ist wahrscheinlich in der Mehrzahl auf eine Selbstzuordnung anderer Stämme aufgrund des Kriegsruhmes der Sueben zurückzuführen. Cassius Dio berichtet jedenfalls, daß auch "viele andere Anspruch auf die Bezeichnung ‚Sueben‘ erheben".
Allerdings gab es nach Ausweis der archäologischen Quellen am Main und nördlich davon durchaus feste Siedlungen, sogar keltische Oppida waren in diesem Gebiet noch kurz nach der germanischen Einwanderung besiedelt. Diese sogenannten Mainsueben, die 10/9 v. Chr. von Drusus unterworfen wurden, gehörten nach dem Fundgut zu einer Mischung des elbgermanischen und des rheinwesergermanischen Kulturkreises.
Nach Inschriftenfunden lebten in der Gegend von Lopodunum (heute Ladenburg) im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. unter römischer Herrschaft die Suebi Nicrenses, die Neckarsueben. Nach ihnen wurde die Civitas Ulpia Sueborum Nicretum in der Gegend von Ladenburg benannt. Es handelt sich wahrscheinlich um Reste, die nach der Vertreibung oder auch freiwilliger oder zwangsweiser Umsiedlung hier und in Diersheim zurückgeblieben waren.

Die Region Oberfranken hat also schon damals im Zusammenhang mit geographisch weit gespannten historischen Zusammenhängen gestanden (Stgen2021). Die keltischen Stämme südlich des Mains und des Erzgebirges sahen sich jedenfalls allseits von suebischen Stämmen überrannt. Der Sieg Caesars über Vercingetorix im Jahr 52 n. Ztr., wodurch die römische Herrschaft in ganz Gallien links des Rheines gesichert war, wird einen starken Eindruck auch auf die keltischen Stämme rechts des Rheines ausgeübt haben, die sich zugleich mit der elbgermanischen Südwanderung konfroniert sahen. 

In den nachfolgenden Jahrzehnten drangen die Römer von Süden her in ihre Siedlungsräume vor: Um 15 v. Ztr. hatten die Römer die keltischen Vindeliker bei der Insel Reichenau besiegt und danach Augsburg als römische Siedlung gegründet. Am Oberen Main und im böhmischen Becken hatte ein Nachfolger des Ariovist, der Markomannen-König Marbod, eine starke, aber auch kluge, nicht zu herausfordernde Stellung gegenüber dem Römischen Reich eingenommen. Die in Böhmen einheimischen keltischen Boier (Wiki) waren von den Markomannen unterworfen und zum Teil verdrängt worden.

Inmitten solcher Völkerbewegungen, militärischer und politischer Bestrebungen werden sich die Kelten vom Staffelberg zu einer Neuorientierung aufgerufen gesehen haben. Womöglich zogen sie in das Dekumatland (Wiki) am Neckar, siedelten sie sich also im Vorfeld des Limes an, um den Schutz des Römischen Reiches in Anspruch zu nehmen und zugleich dessen Vorfeld zu decken so wie es Tacitus berichtete (Wiki):

Nicht unter die Völker Germaniens möchte ich die Leute rechnen, die die agri decumates bearbeiten, obwohl sie sich jenseits von Rhein und Donau niedergelassen haben. Die abenteuerlustigsten Gallier, die die Not kühn gemacht hat, haben den Boden, dessen Besitz umstritten war, besetzt; seitdem dann der Limes angelegt und die Grenzwachen weiter nach vorn verlegt worden sind, bilden sie einen Vorposten unseres Imperiums und einen Teil der Provinz.

Am Neckar siedelten also offenbar sowohl "Gallier" (Kelten) wie auch Sueben (Wiki):

Unter Kaiser Augustus (regierte 31 v. Chr.–14 n. Chr.) versuchten die Römer in den augusteischen Germanenkriegen, das rechtsrheinische Germanien (die Germania magna) zu erobern. Nachdem diese Politik letztlich gescheitert war, zog sich das römische Militär auf die linke Seite des Rheins zurück und beschränkte sich auf eine indirekte Kontrolle des gegenüberliegenden Flußufers. In diesem Areal, das im Laufe der vorangegangenen Jahrzehnte stark entvölkert worden war, siedelten die Römer nun germanische Personengruppen an, die dieses Gebiet sichern und erschließen sollten. Im Bereich des unteren Neckars übernahm diese Funktion ein Teilstamm der Sueben, dessen Name in späteren lateinischen Inschriften als „Suebi Nicrenses“, also „Neckarsueben“ oder „Neckarschwaben“, erscheint. Wie stark diese Zusammenarbeit zwischen Römern und Neckarsueben formal festgeschrieben war und ob es sich um einen formell von Rom abhängigen Klientelstaat handelt, ist in der Forschung umstritten. Die Ansiedlung der Elbgermanen erfolgte dem archäologischen Fundmaterial nach noch während der Regierungszeit des Kaisers Tiberius (14–37 n. Chr.).

Vielleicht sind die Kelten vom Staffelberg ja sogar als Verbündete der Neckarschwaben ihnen "nachgezogen". /Ende Nachtrag./ 

Dieser Überblick wird - wie an den Nachträgen erkennbar - immer einmal wieder ergänzt und vervollständigt.

/Nachtrag 15.6.24:/ Wieviel mehr Gründe gibt es inzwischen dafür, sich mit den Themen dieses Blogartikels zu beschäftigen, seit wir wissen, daß die Deutschen südlich des Mains und im Alpenraum zu 55 % von den romanisierten Kelten aus er Zeit vor der Völkerwanderung ab 375 v. Ztr. abstammen und nur zu 34 % von den völkerwanderungszeitlichen Germanen Norddeutschlands wie den Bajuwaren oder den Alemannen, von denen diesbezüglich in der Geschichtsschreibung bislang viel häufiger die Rede war wenn es um die Ethngenese der Deutschen ging (Stgen2024).

 
/  Erster Entwurf: 2.8.19;
1. Nachtrag (beruhend auf: 25, 26): 30.5.21 
2. Nachtrag (beruhend auf 27): 13.6.21
3. Nachtrag (beruhend auf 28): 19.4.23
4. Nachtrag: 15.06., 9.7.24 /

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  1. Hansen, Svend: Prähistorische Konfliktforschung - Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten. Exzellenzcluster Topoi, 3.9.2018, https://youtu.be/cJ75oIZR_yc (der archäologische Teil beginnt erst ab Minute 21.30)
  2. Falkenstein, Frank: Bronzezeitliche Höhen- und Burgensiedlungen in der nördlichen Mittelgebirgszone. 2013, https://www.academia.edu/5848714/Bronzezeitliche_H%C3%B6hen-_und_Burgsiedlungen_in_der_n%C3%B6rdlichen_Mittelgebirgszone
  3. Schinkel, Philipp: Eine vergessene Stadt auf dem Muppberg um 1200 v. Ztr.. Vortrag im Deutschen Spielmuseum. 2016, Erörtert in siehe 2.
  4. Heß, Achim: Der Muppberg bei Neustadt bei Coburg, 21.6.2016, https://youtu.be/6l2evfxrGbo.
  5. Heß, Achim: Der Hexenhügel - größter ungeöffneter Grabhügel Europas? 06.09.2017, https://youtu.be/vWstJmoG9Hs.
  6. Bentz, Marc: Die urnenfelderzeitliche Höhensiedlung auf dem Hohenberg bei Annweiler, Rheinland-Pfalz.  Veröffentlicht etwa 2017, http://www.vfg.uni-wuerzburg.de/forschung/projekte/die-urnenfelderzeitliche-hoehensiedlung-hohenberg-bei-annweiler-rheinland-pfalz/
  7. Schußmann, Markus: Urnenfelderzeitliche Wohnterrassierungen auf dem Bullenheimer Berg. In: Das Archäologische Jahr in Bayern 2013, 57-59, https://www.academia.edu/34154855/Urnenfelderzeitliche_Wohnterr assierungen_auf_dem_Bullenheimer_Berg._Das_Arch%C3%A4ologische _Jahr_in_Bayern_2013_57-59
  8. Großmann, Stephan: Staffelberg - Archäologen sind den Kelten auf der Spur, 2.7.2018, https://www.infranken.de/regional/lichtenfels/staffelberg-archaeologen-sind-den-kelten-auf-der-spur;art220,3510470
  9. Faber, Annelie: Archäologische Ausgrabungen am Staffelberg - Einblicke in das Leben der Kelten. 12.9.2018, https://www.tvo.de/mediathek/video/archaeologische-ausgrabungen-am-staffelberg-einblicke-in-das-leben-der-kelten/
  10. https://de.wikipedia.org/wiki/Staffelberg, https://de.wikipedia.org/wiki/Menosgada
  11. https://de.wikipedia.org/wiki/Oppidum_(Kelten)
  12. https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hensiedlung
  13. https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkerwanderungszeitlich e_H%C3%B6hensiedlung
  14. https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichberge
  15. Schrickel, Marco: Steinsburg bei Römhild, http://www.oppida.org/page.php?lg=fr&rub=00&id_oppidum=83
  16. https://de.wikipedia.org/wiki/Kelten
  17. https://de.wikipedia.org/wiki/Keltische_S%C3%BCdwanderungen
  18. hinz kunz: Europäische Feldterrassen 2000 Jahre älter als gedacht?, 25.1.2018,   http://atlantischeseuropa.blogspot.com/2018/01/europaische-terrassenfelder-schon-3000.html
  19. Bading, Ingo: Die bronzezeitliche Stadtgeschichte Mitteleuropas, in mehreren Teilen 2010, https://studgendeutsch.blogspot.com/2010/01/zur-religions-und-stadtgeschichte-des.html, https://studgendeutsch.blogspot.com/2010/05/2200-1600-v-ztr-zu-einigen.html, https://studgendeutsch.blogspot.com/2010/05/2200-1600-v-ztr-zu-einigen.html, https://studgendeutsch.blogspot.com/2010/01/2200-1600-v-ztr-die-stadte-der.html, https://studgendeutsch.blogspot.com/2010/05/2200-v-ztr-erste-stadte-zwischen.html, https://studgendeutsch.blogspot.com/2011/05/1400-800-v-ztr-hochhutige.html, https://studgendeutsch.blogspot.com/2014/09/die-stadte-der-indogermanen-und-ihre.html
  20. hinz kunz: Initialzündung für diesen Blog, 2014, http://atlantischeseuropa.blogspot.com/2014/07/2_13.html
  21. Bading, Ingo: Terrassen an bronzezeitlichen Höhenburgen in Deutschland, 26.03.2019, https://youtu.be/mFpq1XBbUzw.
  22. Heß, Achim (Filmemacher): La Mutta in Thüringen? Vergessene urzeitliche Höhensiedlungen um den Thüringer Wald, 21.01.2019, https://youtu.be/go_jRiOqlq0.
  23. Noelle, Hermann: Geh von deinem Acker, Kelte. Eine Roman vom Kampf der Kelten, Germanen und Römer. Hohenstaufen, 1963
  24. Erb-Satullo, N. L., Jachvliani, D., Kalayci, T., Puturidze, M., & Simon, K. (2019). Investigating the spatial organisation of Bronze and Iron Age fortress complexes in the South Caucasus. Antiquity, 93(368), 412–431. doi:10.15184/aqy.2018.191
  25. Antony Brown, Kevin Walsh, Daniel Fallu, Sara Cucchiaro & Paolo Tarolli (2021) European agricultural terraces and lynchets: from archaeological theory to heritage management, World Archaeology, DOI: 10.1080/00438243.2021.1891963, https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00438243.2021.1891963 
  26. Bonnier, Anton, Martin Finné, and Erika Weiberg. "Examining land-use through GIS-based kernel density estimation: A re-evaluation of legacy data from the berbati-limnes survey." Journal of Field Archaeology 44.2 (2019): 70-83, https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/00934690.2019.1570481
  27. Markus Schußmann: Zum Abschluß der Ausgrabungen eines spätlatènezeitlichen Zangentores auf dem Staffelberg. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2019 (Acad
  28. Brown, A., Fallu, D., Cucchiaro, S., Alonso-Eguiluz, M., Albert, R., Walsh, K., . . . Waddington, C. (2023). Early to Middle Bronze Age agricultural terraces in north-east England: Morphology, dating and cultural implications. Antiquity, 97(392), 348-366. doi:10.15184/aqy.2023.1 (Antiquity)

3 Kommentare:

Ingo Bading hat gesagt…

In den Blogartikel wurde als Nachtrag eingefügt:

Terrassierungen - In der Ägäis und in Deutschland, 1300 bis 1250 v. Ztr.

Inzwischen hat ein archäologischer Fachartikel die Terrassierungen weltweit zum Thema gemacht (25). Auf Wikipedia werden sie Ackerterrassen (Wiki) genannt. Es wird aber immer nur von einem mittelalterlichen Ursprung gesprochen, während der spätbronzezeitliche viel naheliegender ist - wie wir gleich noch sehen werden.

Auf seiner weltweiten Verbreitungskarte von Terrassierungen sind in dieser neuen Studie allerdings nur der Alpenraum, Frankreich und England berücksichtigt (25, Figure 1). Im Vorübergehen ist zwar von einer Verbreitung der Terrassierungen bis hinauf nach Norwegen die Rede (wo auch zwei Mitautoren forschen), aber darauf wird dann nicht mehr weiter eingegangen.

Sehr, sehr spannend aber ist, daß erwähnt wird, daß für einige griechische Inseln Daten vorliegen für das Ausmaß, in dem dort Terrassierungen vorherrschen. Auf Keos sind 70–80% des Ackerlandes terrassiert, auf Tinos über 90 % und auf Antikythera 26 % (25). Weder bei den antik-griechischen Autoren noch bei den antik-römischen Autoren findet man nennenswerte Ausführungen über das Prinzip der Terrassierung (25). Sie wurden also in der Klassischen Zeit schon als etwas völlig Selbstverständliches hingenommen.

Mit noch größerer Spannung aber nimmt man zur Kenntnis, daß archäologische Forschungsprojekte zur Landschaftsnutzung im südlichen Griechenland, und zwar in der südlichen Argos und auf dem Peloponnes (Berbati-Limnes) schon vor vor 30 Jahren ergeben haben, daß die Ackerterrassierungen zuerst in der Späten Bronzezeit angelegt worden sind. Man beruft sich dazu auf das Buch von Van Andel, T. H., und C. Runnels "Beyond the Acropolis - A Rural Greek Past" - Stanford University Press 1987.

Ingo Bading hat gesagt…

Diese Forschungen zur Landnnutzung in Griechenland gehen aber bis heute weiter. Wir finden sehr schnell eine Studie aus dem Jahr 2019, wonach der Grad der Terrassierungen in der Peloponnes zwischen 1300 und 1250 v. Ztr. am höchsten war (26, Figure 10). Dann folgen der Seevölkersturm und die "dunklen Jahrhunderte". Aber ab 750 v. Ztr. steigt der Grad der Terrassierungen bis etwa 250 v. Ztr. fast wieder auf den Stand um 1250 v. Ztr. an, erreicht ihn aber nicht mehr ganz. In der Spätantike und im Mittelalter werden diese noch viel weniger erreicht. Der Höhepunkt für die Terrassierungen und ihre Nutzung liegt also in der Peloponnes eindeutig in der Späten Bronzezeit: 1300 bis 1250 v. Ztr..

Das sollte einem doch zu denken geben. Die Autoren jüngsten Studie schreiben zu den Gründen, weshalb Terrassierungen angelegt werden (25):

Grundsätzlich erhöhen alle Terrassen, einschließlich Pflugaufhäufungen ("Lynchets") die Produktivität pro Landeinheit. In extremen Fällen kann sie von nahezu Null (in begrasten aber unbewirtschafteten Höhenlagen) zu bis zu 60 % Steigerung in daselbst planierten Bereichen liegen. Sie erlauben außerdem den Anbau einer größeren Vielfalt von Früchten, was den Unterhalt einer größeren Vielfalt von Tieren ermöglicht. ...
Fundamentally all terraces, including lynchets, increase agricultural productivity per unit of planimetric land area. In extreme cases that can be from near zero (grazed but uncultivated hillsides) to 60%+ of planimetric area. Additionally, terracing also allows the cultivation of a wider range of crops, and the raising of more, and different, animals both of which can be seen as beneficial for dietary breadth and so reducing disease and infant mortality.

Sie erörtern auch (25) ...

darüberhinaus gehende Werte, die Terrassen mit sich bringen können, soziale, rituelle und politische. (...) Sie erlauben eine größere Bevölkerungszahl. (...)
other values that terraces can have; social, ritual and political (...) allowing the maintenance of higher population levels. (...) The relationships of terracing to settlements, including defended settlements, can be multi-factorial, through population but also through the use of terraces as transport routes, and as house sites as settlements expand.

Die größere Bevölkerungszahl wird schlichtweg der springende Punkt gewesen sein.

Ingo Bading hat gesagt…

Nachtrag 19.4.23: Terrassierungen ab etwa der Zeit um 1500 v. Ztr. finden sich auch in Northumberland, einer Grafschaft in Nordost-England an der Grenze zu Schottland (28). Im dortigen archäologischen Rahmen ist von "Früher und Mittlerer Bronzezeit" die Rede. Sie entspricht aber zeitlich der Spätbronzezeit Mitteleuropas und des Mittelmeerraumes (28):

Das zeitgleiche Auftreten unbefestigter Rundhaus-Siedlungen in Verbindung mit Feld- und Terrassierungs-Systemen zu dieser Zeit markiert einen plötzlichen Wandel, ohne daß es einen vorausgehenden Hinweis auf solche Bevölkerungsdichte und Dauerhaftigkeit von Siedlungen über die Landschaft hinweg gegeben hätte. (...) Schon die bloße Zahl von unbefestigten Siedlungen, die man durch Oberflächenfunde feststellen kann (mehrere hundert verteilt über die Cheviot-Berge), legt eine Phase dichter Besiedlung nahe.
The synchronous appearance of unenclosed roundhouse settlements with associated field and terrace systems at this time presents a sudden change, with no prior evidence for such density and permanence of settlement across this landscape. (...) The sheer number of unenclosed settlements visible as surface remains (with several hundred across the Cheviot Hills), however, suggests a period of dense settlement.

Viele untersuchte Siedlungen weisen auch eine Besiedlung über viele Generationen hinweg auf ("multi-phase"). Es werden in dieser Zeit auch Höhenlagen besiedelt, die davor und danach nicht besiedelt waren (28).

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