Wer sich in den letzten Jahren intensiver und in aller Breite mit der Genetik von angeborenen Begabungs- und Neigungsunterschieden zwischen Rassen und Völkern beschäftigt hat, sowie mit ihrem evolutionären Entstehen (vgl. unser Buchprojekt), ist irgendwann auch auf den nicht unbedeutenden amerikanischen Populationsgenetiker James Crow (1916 - 2012) gestoßen (etwa: 1, 2). Bei diesem Anlaß konnte man überhaupt feststellen, daß fast alle bedeutenderen Genetiker der letzten Jahrzehnte schon sehr früh zu diesen Fragen Stellung genommen hatten, ohne daß ihre sonst vorhandene Autorität so weit gegangen wäre, hierbei Einfluß auf die Ansichten der Mehrheit der studierten Biologen, geschweige der öffentlichen Meinung überhaupt zu nehmen. In Fragen von politischer Relevanz scheint für viele Akademiker dann wissenschaftliche Autorität doch allein nicht ausschlaggebend zu sein.
Der Genetiker James Crow mit Viola |
Diese Nachrufe kann man jedem Leser nur empfehlen, selbst nachzulesen (inbesondere: 3). (Übrigens scheint unser Blogartikel der erste deutschsprachige Artikel aus Anlaß des Todes von James Crow zu sein.) Einen solchen Nachruf (3) zu lesen ist - wie so oft bei bedeutenderen Wissenschaftlern - schon allein vom menschlichen Standpunkt aus gesehen rundum eine Bereicherung.
So scheint es zum Beispiel - wie recht häufig - auch bei James Crow die klassische Musik gewesen zu sein, die einen bedeutenden emotionalen Ausgleich geschaffen hat zum abstrakt-intellektuellen Arbeitsalltag seines Fachgebietes (siehe Foto). Und es sollte vielleicht auch nicht unerwähnt bleiben, daß die gewiß nicht unbedeutende Schule der japanischen Populationsgenetik seit Motoo Kimura im Wesentlichen auf James Crow zurückzugehen scheint (3). Ebenso ist zu erwähnen, daß sich James Crow früh für die Erforschung der genetischen Schäden eingesetzt hat, die von der Nutzung der Energie durch Atomkernspaltung ausgehen. Und auch für die Nutzung der Genetik in der Kriminologie hat er sich früh eingesetzt.
James Crow in der IQ-Debatte seit 1969
Doch im Rahmen eines der Schwerpunktthemen dieses Blogs sei hier nur noch festgehalten, welche Erfahrungen James Crow schon 1969 im Zusammenhang mit der damaligen IQ-Debatte rund um Arthur Jensen machte, dessen intellektuelle Ehrlichkeit Crow vollumfänglich anerkannte, so wie die Forschungen von Jensen heute auch etwa vom dem IQ-Forscher Detlev Rost vollumfänglich anerkannt sind:
... The only time Crow’s steady diplomacy seemed insufficient was when he was asked to comment on a 1969 article by Arthur Jensen on the race and IQ controversy. Jensen had been heavily criticized for his view that much of the variability in IQ was genetic. Crow wrote that he did not agree with many of Jensen’s conclusions, but thought that Jensen was intellectually honest and that his quantitative methodology was sound. In those days, there was a common misconception that any non-zero heritability of IQ implied that racial differences were heritable. Crow understood that this was not the case(- ?)
and tried to explain it in a way that would be transparent to nonscientists. It wasn’t enough. In the highly charged climate of the day, Crow found his classroom picketed, and placards abusing his name ‘Jim Crow’ were posted outside the lecture hall. Crow must have known the effect his words would have, but he expressed his views with courage and honesty. Outwardly, at least, he handled the student protests with his usual good-humored aplomb until it blew over after a few weeks. If there was a silver lining to this episode, it was that all of us who knew Crow were left with a deeper understanding of the meaning of intellectual integrity.Obwohl Crow also die zurückhaltendste Interpretation von Intelligenz-Unterschieden zwischen Rassen anbot, die überhaupt nur möglich war (- das eingefügte Fragezeichen soll die Frage andeuten, ob das hier eigentlich von seinem Schüler wirklich richtig wiedergegeben worden ist) und obwohl er ein außerordentlich konzilianter, beliebter akademischer Lehrer war, konnte ihn das alles dennoch nicht davor bewahren, in den Feuersturm der damaligen IQ-Debatte hineinzugeraten. Das ist sicherlich ein gutes Anzeichen für die Aufgeheiztheit der Stimmung im Jahr 1969. Deren Nachwirkungen sind oft heute noch zu spüren, zumindest in der älteren Generation der heute noch lebenden und wirkenden Wissenschaftler.
Doch seit den Büchern von Detlev Rost, Thilo Sarrazin - neuerdings wieder Dieter E. Zimmer -, sowie den breiten wissenschaftlichen Entwicklungen seit der vollständigen Entzifferung des menschlichen Genoms und der daraus folgenden Erkenntnisse hat sich daran doch einiges geändert.
Wann aber endlich einmal im Gegenteil ein Feuersturm über die wissenschaftlichen Ignoranten hinwegstürmt, was diese Themen betrifft, vor dieser Frage steht man wie vor einem großen Rätsel: Die Wissenschafts- und Weltgeschichte läßt sich schlicht nicht in die Karten gucken.
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1. Crow, James F: Unequal by Nature: A Genetist's Perspective on Human Differences. In: Daedalus, Winter 2002, S. 81 - 88
2. Khan, Razib: Group selection in humans? (25.6.2006) – 10 questions for Jim Crow, 26.6.2006, auf: gnxp.com
3. Engels, William R.: Obituary James Franklin Crow (1916 - 2012). In: Current Biology, 10 April, 2012 Volume 22, Issue 7 (pdf)
4. Hawks, John: James F. Crow 1916 - 2012. JohnHawks.net, 4.1.2012
5. Stockinger, Jacob: James Crow - famed geneticist, devoted viola player and classical music fan and philanthropist - dies at 95 in Madison. The Well-Tempered Ear, 6.1.2012
6. Seymour Abrahamson: James F. Crow - His Life in Public Service. In: Genetics, January 2012 190:1-4; doi:10.1534/genetics.111.135186
7. Wade, Nicolas: James F. Crow, Population Genetics Pioneer, Dies at 95. New York Times, 10.2.2012
4. Hawks, John: James F. Crow 1916 - 2012. JohnHawks.net, 4.1.2012
5. Stockinger, Jacob: James Crow - famed geneticist, devoted viola player and classical music fan and philanthropist - dies at 95 in Madison. The Well-Tempered Ear, 6.1.2012
6. Seymour Abrahamson: James F. Crow - His Life in Public Service. In: Genetics, January 2012 190:1-4; doi:10.1534/genetics.111.135186
7. Wade, Nicolas: James F. Crow, Population Genetics Pioneer, Dies at 95. New York Times, 10.2.2012
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