Donnerstag, 27. Februar 2025

Ich habe 43,6 % Steppengenetik - Und bin ein Mitteleuropäer wie es sie seit der Bronzezeit gibt

Meine Herkunftsgruppen-Analyse von MyHeritage 

Von anderen Consumer-Genetics-Anbietern gibt es das schon lange - nun wird ein solches genetisches Analyse-Werkzeug auch von MyHeritage zur Verfügung gestellt für alle, die bei dieser Firma ihre Gen-Daten haben sequenzieren lassen oder die sie dort hoch geladen haben. Nämlich ein Analyse-Werkzeug, das hier "Ancient Origins" (MyHer, Yt) heißt, und mit dem man sich seine genetischen Herkunftsanteile von geschichtlich, bzw. archäologisch bekannten Herkunftsvölkern und -gruppen angeben lassen kann. 

Abb. 1: Germanen - In dem Gemälde "Willibrord predigt den Friesen das Christentum" von 1885 - Ausschnitt aus einem Wandgemälde von Georg Sturm (1855-1923) im Rijksmuseum in Amsterdam (Wiki

Also ein Werkzeug, das über die früheren nur sehr groben Herkunftsangaben sehr deutlich hinaus geht und die sequenzierten Gendaten mit den Ergebnissen der archäogenetischen Forschung der letzten zehn Jahre zu den vielen archäogenetisch umschriebenen Völkern auswertet. Nach dieser Analyse habe ich:

  • 43,6 % Steppengenetik (Jamnaja-Genetik) und
  • 56,4 % Genetik mittelneolithischer Bauern

Das dürfte das aussagekräftigste Ergebnis dieser Analyse sein. Und das Ergebnis dürfte typisch sein für einen Mitteleuropäer wie mich (s. Abb. 1-3). In Nordeuropa ist der Steppengenetik-Anteil noch etwas höher, in Südeuropa ist er niedriger. 

Es wird mit diesen beiden Herkunftsangaben eine Aufteilung nach Herkunftsgruppen für die Bronzezeit zur Verfügung gestellt.

Ebenso wird aber auch eine Aufteilung nach Herkunftsgruppen für die Eisenzeit, die Römerzeit und das Mittelalter zur Verfügung gestellt. Soweit ich sehe, bedürfen die jeweiligen Angaben um so mehr der Kommentierung und Deutung, um so näher sie der Gegenwart kommen. Außerdem werden Widersprüche zwischen den Angaben zu den einzelnen Epochen deutlich. Diese kann ich vorderhand hier noch nicht alle klären. 

Nach dieser Analyse habe ich - gemessen an den eisenzeitlichen Herkunftsgruppen:

  • 22 % Herkunft von Germanen
  • 55,6 % Herkunft von Kelten (Festland) und
  • 22,4 % Herkunft von Slawen und Balten

Alle drei genannten Herkunftsgruppen haben unterschiedliche Anteile von Steppengenetik (Kelten weniger als Germanen) und mittelneolithischer Bauengenetik (Kelten mehr als Germanen) (s. Abb. 3), so daß diese Angaben mit der Angabe für die Bronzezeit grundsätzlich in Einklang gebracht werden kann.

Abb. 2: Der sterbende Gallier - Aufgestellt in Pergamon um 230 v. Ztr. (Fotograf: Jean-Christophe Benoist [Wiki])

Außerdem wird deutlich - worauf ich erst jüngst hier auf dem Blog aufmerksam gemacht habe (Stg2024) - daß der Herkunftsanteil der Kelten bei vielen Deutschen vergleichsweise hoch ist, ein Umstand, der im kulturellen Gedächtnis der Deutschen noch nie im Vordergrund stand, da sie eine germanische Sprache sprechen. Das Erbe der "Keltoromanen" ist auch in deutschen Museen reichhaltig, aber vergleichsweise stiefmütterlich aufbereitet von Seiten der deutschen Archäologen. In Frankreich ist man da viel weiter.

55 % Kelten-Herkunft würde bedeuten, daß ich vorwiegend süddeutscher Herkunft wäre. Allerdings beträgt mein österreichischer Herkunftsanteil, wenn ich mir meinen persönlichen - durch Kirchenbücher und Familienüberlieferung erstellten - Stammbaum anschaue, nur 12,5 %, wozu noch 3,125 % norditalienische Abstammung und 3,125 % ungarische Abstammung kommen. Somit käme ich auf Herkunft aus der Region südlich des Mains und der Donau von ungefähr 19 %. Und somit sollte der Herkunftsanteil der Kelten bei mir wohl etwas niedriger ausfallen als für einen typischen Süddeutschen.

Der hier angegebene slawische Anteil, der durch die Archäogenetik inzwischen auch immer genauer charakterisiert wird (s. Stg2024) erscheint mir vergleichsweise hoch. Väterlicherseits stamme ich seit Jahrhunderten aus einer kleinen Region im Westhavelland (dem "Elb-Havel-Winkel"). Dort haben sich im Hochmittelalter flämische Zuwanderer mit slawischen Havel-Fischern und -Bauern vermischt, die in den sogenannten "Kiezen" lebten, den Siedlungsstellen, denen sich die deutschen Siedler oft anschlossen in den Städten und auf den Dörfern. Mütterlicherseits stamme ich, wie gesagt, zu 12,5 % von oberösterreichischen und vielleicht zu 3,125 % von ungarischen Bauern ab. Vermutlich wird auch dort eine Vermischung mit vor Ort siedelnden Slawen angenommen werden können. 

Als römerzeitliche Herkunftsgruppen werden mir dann genannt:

  • 51,8 % Germanen
  • 24,6 % römisches Pannonien (also Kelten) und
  • 20,2 % Slawen

Warum hier die Herkunftsanteile zwischen Germanen und Kelten plötzlich gegenüber der Eisenzeit vertauscht sind, weiß ich nicht. Da ich mütterlicherseits zu 6,25 % zusätzlich von einer Familie aus Aachen abstamme, eine Region, in der sich Kelten und Germanen vermischt haben, könnte ich - rein vom Stammbaum her - schon gut und gerne zu 25 % von Kelten abstammen.

Von den mittelalterlichen Herkunftsgruppen her gesehen, wird mir gesagt, ich würde abstammen zu:

  • 36,4 % von den mittelalterlichen Germanen
  • 31,4 % von den mittelalterlichen Slawen
  • 16,6 % aus dem mittelalterlichen Frankreich
  • 15,6 % aus dem mittelalterlichen Italien

Tatsächlich weise ich laut Stammbaum aber nur 3,125 % italienische Herkunft auf, nämlich Abstammung von der venezianischen Adelsfamilie Nobile Cigogna über die mütterliche Linie. 

Abb. 3: Die genetischen Herkunftsanteile der europäischen Völker aus der "Formierungsphase" Europas (6000 bis 2000 v. Ztr.)

Vorfahren aus dem mittelalterlichen Frankreich sind vordergründig in meinem Familienstammbaum nicht zu erkennen. Vielleicht überschneidet sich diese Angabe mit jenen flämischen und holländischen Siedlern, die im Hochmittelalter in das Havelland gekommen sind. Und in diesem Sinne könnte ich dann doch aus dem mittelalterlichen Frankreich abstammen (obwohl jene genannten Gegenden im Mittelalter gar nicht zu Frankreich gehörten). Vor drei Jahren habe ich immerhin noch die französische Adelsfamilie de la Barre im 17. Jahrhundert im Stammbaum meiner (mütterlichen) baltischen Vorfahren entdeckt (Prl2022). Vielleicht gibt es ja Vorfahren solcher Art noch mehr.

Dann gibt es noch die Angabe, ich könnte abstammen zu

  • 81 % von der Aunjetitzer Kultur und zu
  • 19 % von der Glockenbecher-Kultur

Letzteres sind die Kelten wie wir wissen. Das könnte mit meiner persönlichen Stammbaum-Analyse (siehe oben) gut zusammen passen.

Die Aunjetitzer Kultur hatte schon ein genetisches Profil, das dem der heutigen Deutschen offenbar sehr nahe kommt, auch wenn größere Teile dieses Volkes scheinbar - zumindest aus dem Weichselland - abgewandert sind und dort danach dann genetisch nicht mehr feststellbar waren (s. Stg2025).

Abb. 4: Die Hauptkomponentenanalyse bei MyHeritage zeigt: Der Autor ist genetisch ein Deutscher - Genetisch verortet zwischen Skandinavien, Österreich, Böhmen und den Niederlanden

Was die Urvölker Europas betrifft, habe ich nach dieser "Ancient Origins"-Analyse:

  • 38,2 % anatolisch-neolithische Herkunft
  • 18,2 % Herkunft von kaukasischen Jägern und Sammlern (über die Steppengenetik)
  • 43,6 % Herkunft von ost- und westeuropäischen Jägern und Sammlern

Warum letztere in einen Topf geworfen werden, weiß ich nicht. Zu "Steppengenetik", bzw. hier genannt "Westliche Steppengenetik" wird noch ausgeführt, wobei neueste archäogenetische Forschungsergebnisse des letzten Jahres mit einfließen, die hier auf dem Blog breit referiert worden sind:

Die Jamnaya-Kultur, die zwischen 3300 und 2600 v. Ztr. an der pontisch-kaspischen Steppe blühte, war durch einen pastoralistischen Lebensstil geprägt, der sich auf die Tierhaltung und die Nutzung von Fahrzeugen mit Rädern konzentrierte, die weite Migrationen ermöglichten. Genetische Studien zeigen, daß die Jamnaya von einer Mischung aus verschiedenen eneolithischen Populationen abstammte, wobei etwa 80 % ihrer Abstammung auf eine Bevölkerung aus der Unteren Wolga-Region zurückgeht, anstatt von einer einfachen Mischung aus östlichen Jäger und Sammler- und kaukasischen Jäger und Sammler-bezogenen Quellen.

Das bedürfte noch etwas genauerer Erläuterung: Da die Vorgänger der Srednij-Stog-Kultur am Mittleren Dnjepr Menschen waren, die westeuropäische und osteuropäische Jäger-Sammler-Genetik in sich getragen haben und da das urindogermanische Mittel-Wolga-Volk sich mit kaukasus-anatolischen Hirten nördlich des Kaukasus zur Maikop-Kultur vermischt hat, und sich dann als solche in das Gebiet am Mittleren Dnjepr ausgebreitet hat und sich dort wieder zu 20 % mit den Einheimischen vermischt hat, hat sich der bei den Maikop-Leuten gesunkene Herkunftsanteil osteuropäischer Jäger und Sammler bei der Ethnogenese der Jamnaja wieder erhöht. So entstand am Mittleren Dnjepr das "Späte Urvolk der Indogermanen", die Jamnaja.

Vergleich mit anderen Familienangehörigen

/ Ergänzung 6.3.25 / Ich habe jetzt auch die Auswertung zu den Genen von anderen Menschen in meinem Umfeld erhalten, unter anderem meiner Mutter, eines meiner Kinder und deren Mutter:

  • Meine Mutter hat 60,4 % mittelneolithische Bauerngenetik (39,6 % Steppengenetik), 
  • die Mutter meines Kindes hat 63,2 % mittelneolithische Bauerngenetik (36,8 % Steppengenetik) und
  • unser Kind hat 60,6 % mittelneolithische Bauerngenetik (39,4 % Steppengenetik).

Diese Daten bringen mich auf den Gedanken, daß mein Vater mehr Steppengenetik in sich getragen gehabt haben könnte als ich. Denn bei meiner Tochter sehe ich, daß sie in ihrem Steppengenetik-Anteil ziemlich genau auf der Mitte zwischen ihren Eltern liegt. Insofern könnte ich selbst ja ebenfalls auf der Mitte zwischen meinen Eltern liegen (?).

Ein Pommern- und Friesenkind

Außerdem gibt es noch eine Nachfahrin von Pommern, Friesen und Schlesiern in meinem Umfeld. Diese hat zwei Prozent mehr Steppengenetik als ich (vielleicht vergleichbar zum hypothetischen Steppengenetik-Anteil meines Vaters): 

  • 45,4 % Steppengenetik (Jamnaja-Genetik) und
  • 54,4 % Genetik mittelneolithischer Bauern

Sie ist blond und hager, ihr Vater stammt aus Stolp in Pommern, ihre Mutter hat Herkunft sowohl aus Friesland, außerdem aus Sachsen-Anhalt und Schlesien. Unter anderem wohl aufgrund des höheren Steppengenetik-Anteils trägt sie auch drei Prozent mehr kaukasische Jäger-Sammler-Genetik in sich als ich, nämlich 21,2 %. Für die Eisenzeit werden ihr als Herkunftsgruppen genannt:

  • 72,2 % Herkunft von Germanen
  • 22,2 % Herkunft von Kelten (Festland) und
  • 5,6 % Herkunft von Slawen und Balten

Das ist viel mehr eisenzeitlich Herkunft von Germanen und viel weniger Herkunft von Kelten als bei mir. Und das ist auffallender Weise viel weniger eisenzeitliche Herkunft von Slawen und Balten als bei mir, der ich väterlicherseits aus dem Havelland stamme. Ich selbst habe 22,4 % eisenzeitliche Herkunft von Slawen und Balten (!). Und das, obwohl die Stolper Großmutter dieses Pommern- und Friesenkindes auch noch einen eindeutig slawischen Familiennamen trug, nämlich Nemitz (Prbl2022). Soll man daraus die Schlußfolgerung ziehen, daß die Pommern ("Pomeranen") auch schon vor der deutschen Ostsiedlung und während sie eine slawische Sprache gesprochen haben, genetisch gar nicht vorwiegend Slawen waren, sondern Germanen? Die Frage wird man mal im Hinterkopf behalten dürfen.

Auch für die Römerzeit bleibt es bei ihr bei 

  • 71,6 % Germanen
  • 16,2 % römisches Pannonien (also Kelten) und
  • 12,2 % Slawen

Das ist also viel weniger im Widerspruch zur der Angabe zur Eisenzeit als bei mir. Für das Mittelalter ist dann jedoch der Herkunftsanteil der Slawen

  • 54,8 % von den mittelalterlichen Germanen
  • 22,2 % von den mittelalterlichen Slawen
  • 21,6 % aus dem mittelalterlichen Frankreich
  • 1,4 % aus dem mittelalterlichen Italien

Daraus soll schlau werden, wer will - ich werde es nicht. Eine so widersprüchliche Angabe zum slawischen Herkunftsanteil zeigt schon, daß hier noch nicht alles richtig zugeordnet sein kann was die Herkunftsanteile betrifft.

Aber naheliegender Weise genug steht sie nach anderer Analyse den nordischen Wikingern genetisch am nächsten, insbesondere denen auf der Insel Funen. Und ebenso der Aunjetitzer Kultur. 

Freitag, 14. Februar 2025

Völker und Feste

Natürlich - Selbst bestimmt - Lokal

Wer sich mit der Rigveda, dem ältesten indoeuropäischen Schriftzeugnis beschäftigt, wird aufmerksam auf die uralte Bedeutung des Agnihotra (Wiki). Es spielt noch heute im religiösen Alltag Indiens eine große Rolle. Es handelt sich um ein Ritualfeuer, angezündet mit trockenem Kuhdung bei Sonnenauf-, bzw. -untergang. Schon der trockene Kuhdung zeigt, in welche uralten Zeiten  dieser Brauch zurück reicht.

Abb. 1: "Die weißrussische, heidnische Tradition der Kupala-Nacht im Dorf Rakov in der Region Minsk in  Weißrußland", 2015 -Vor dem Hintergrund der örtlichen Hügelgräber der indogermanischen Vorfahren (Fotograf: Aliaksei Staliarou) (Wiki)

Dadurch wird man darauf gestoßen, wie weit verbreitete "Feuerbrauchtum" (Wiki) insgesamt, Englisch "Bonfire" (Wiki) (WikiCom) unter den Völkern ist. Da ist zunächst das Feuerbrauchtum im Iran aber schließlich auch das vielfältige Geschehen rund um Feuerbräuche in europäischen Völkern: Osterfeuer, Sonnenwend-Feuer und vieles ähnliches mehr.

Wie schön ist es überhaupt, Völker feiern zu sehen. Und wie sehr fühlt man sich mit Völkern verwandt, wenn man darauf aufmerksam wird, daß sie ähnliche jahreszeitliche Feste feiern wie das im eigenen Kulturraum üblich ist. 

So kennt man in Mitteleuropa die Sommersonnenwende. In Schweden handelt es sich um das Mitsommerfest. Und dasselbe gibt es auch in in Rußland, in Weißrußland und in der Ukraine. Man muß nur den Namen wissen. Hier heißt das Mittsommerfest "Iwan-Kupala-Tag" (Wikiengl) und hat ähnlich gemeinschaftsstiftende, naturverbundene Funktionen wie das Mittsommerfest in Schweden. 

Abb. 2: Mittsommerfest am Unteren Dnjepr auf der Insel Chortitza bei Saporischja ("Ivan-Kupala-Tag") (Fotografin Valeria Matveeva [Валерія Матвєєва]) (Wiki)

Am Ivan-Kupala-Tag werden der Frühsommer und die voll entfaltete Lebensfülle gefeiert, es werden Feuer, Sonne, Wasser, Schönheit, Fruchtbarkeit, Freude und die Schönheit der Frauen gefeiert. Als Deutscher und Mitteleuropäer bekommt man ein größeres Gefühl der Verbundenheit mit den genannten slawischen Völkern, wenn man sich mit ihrer Form des Mittsommerfestes als Ivan-Kupala-Tag beschäftigt. 

Der Iwan-Kupala-Tag - In Rußland, in Weißrußland und in der Ukraine

Es wird einem dann klar, daß all die schönen, "romantischen" Bilder aus dem russischen Raum zu diesem Fest einem natürlichen Volksbrauch seit Jahrhunderten entspringen. Schönheitssinn und Naturverbundenheit werden noch heute von den Russen, von den Weißrussen, von den Ukrainern und anderen Völkern in dieses Fest gelegt.

Abb. 3: Vaxholm in Schweden, Mittsommerfest (Fotograf Bengt Nyman) (Wiki)

Eigentlich alles sehr ähnlich zu dem Mittsommerfest in Schweden (Abb. 2). Und eigentlich sehr ähnlich zu mancherlei Bräuchen, die es früher auch in Mitteleuropa gegeben hat. Mädchen winden sich Blumenkränze in die Haare, es werden Feuer angezündet, es wird ein heimlicher, stiller Weg gegangen morgens vor Sonnenaufgang zu stillen Gewässern, begleitet von geheimnisvollen, freundlichen Wünschen. 

Man findet etwa auch schöne Fotografien aus Saporischja am Unteren Dnjepr, also aus der Urheimat der Späten Urindogermanen (Abb. 1 und 3) (von Seiten der dortigen Biologielehrerin Valeria Matveeva/Валерія Матвєєва) (WikiCom).

Von dem gibt es noch weitere schöne Fotografien zur Kupala-Nacht 

Auch aus Weißrußland gibt es schöne Fotografien (von dem Fotografen Aliaksei Staliarou) (WikiCom(s. Abb. 1), außerdem etwaLiebespaar am Feuer (Wiki) und dann aus der Erntezeit: Der Kuß im Roggenfeld (Wiki), Roggenernte mit der Sichel und ähnliches.

Abb. 4: Mittsommerfest am Unteren Dnjepr auf der Insel Chortitza bei Saporischja( "Ivan-Kupala-Tag") (Fotografin Valeria Matveeva [Валерія Матвєєва]) (Wiki)

Es werden schöne Kleider angezogen, ja, mitunter sogar erst ganz neue für das Fest genäht.

Abb. 5: Wola Sekowa in Südostpolen, Mittsommer-Fest ("Wickerman Fest") am Kiczera-Hügel, 2014 - "Slow Fashion"-Vorstellung (Fotograf: Silar) (Wiki)

So gab es schon 2014 eine "Slow-Fashion"-Vorstellung anläßlich des Mittsommerfestes in einer Ortschaft im Südosten Polens (Abb. 5-7).

Abb. 6: Wola Sekowa in Südostpolen, Mittsommer-Fest ("Wickerman Fest") am Kiczera-Hügel 2014 - "Slow Fashion"-Vorstellung (Fotograf: Silar) (Wiki)

Alles natürlich, selbst bestimmt, "lokal". So wie Völker Jahrtausende lang gefeiert haben. 

Abb. 7: Wola Sekowa in Südostpolen, Mittsommer-Fest ("Wickerman Fest") am Kiczera-Hügel, 2014 - "Slow Fashion"-Vorstellung (Fotograf: Silar) (Wiki)

Es werden Tänze getanzt (Abb. 8, 9). 

Abb. 8: Ivan Kupala-Tag in Serebryany bor, 2015

Auch ukrainische Frauen schmücken sich am Mittsommerfest (am Ivan Kupala Tag) mit Blumenkränzen (s. WikiCom) (abc).

Abb. 9: Ivan Kupala-Tag in Serebryany bor, 2015

Keine "Massenveranstaltungen", keine "Events", keine brummenden Bässe, keine flackernde Discobeleuchtung, keine Bierfässer und Bierkrüge sind notwendig - wenn Völker vor Ort, lokal und selbst bestimmt, selbst bewußt feiern.

Sie müssen nur wieder zu sich selber finden. Indem sie an uralte lokale Traditionen anknüpfen. Ohne Priester und Weihrauch, ohne Moralpredigten und Kater. 

Die Hochzeit von Feuer und Wasser

Es gibt da etwa eine uralte Beziehung zwischen den Frauen und dem heiligen Wasser. Daß unverheirateten Frauen (mitunter auch Männer) zu Ostern vor Sonnenaufgang das Osterwasser holen, ist aus Deutschland (Wiki), Polen (Wiki), Ungarn, der Slowakei, Tschechien und der Ukraine als Brauch überliefert

Abb. 10: Wahrsagen mit Kränzen - Gemälde von Simon Kozhin (geb. 1979) (Wiki)

Und man erinnert sich in diesem Zusammenhang daran, daß die Menschen etwa in Brandenburg während der Bronzezeit sehr stark ausgeprägt an Flußläufen und Seen siedelten und an Gewässern oder im Bezug zu Gewässern auch Weihgaben für die Götter niederlegten (sogenannte "Depotfunde"). 

Der russische Maler Simon Kozhin (geb. 1979) schreibt über den Brauch des Wahrsagens mit Kränzen in Rußland (Wiki):

Seine Bedeutung stammt aus dem Denken rund um die Bräuche des Heidentums und des frühen Christentums. Schon in alten Zeiten fragten junge Menschen bei Wahrsagern nach ihrem Schicksal. Manchmal wurden diese abergläubischen Vorstellungen als eine Art Unterhaltung und Spiel angesehen. Normalerweise fand die Wahrsagezeremonie im Einklang mit den örtlichen Bräuchen statt und variierte von Bezirk zu Bezirk. Der Tauftag des Johannes wurde am 24. Juni gefeiert. Bis heute stellt er eine der wichtigsten und lebendigsten Feierlichkeiten in der russischen Orthodoxie dar. Dieser Tag gilt auch als der Tag von Johann Kupala. (...) Es war allgemein üblich, an diesen Tagen zu baden, da diese Feierlichkeiten mit Gebeten an Flüssen und heiligen Quellen verbunden waren. Im südlichen Teil Russlands und der Ukraine versammelten sich die Mädchen am Johann-Kupala-Tag nach Sonnenuntergang mit Weidenzweigen (Verba), die mit Blumen und Bändern geschmückt waren - sie faßten sich zum Kreis. Wahrsagen mit Rosenkränzen war eine der Arten dieser Zeremonie. Die Mädchen mußten Kränze winden, sie dekorieren und sie flußabwärts ins Wasser legen. Oft wurden diese Kränze mit Kerzen versehen, damit sie besser sichtbar waren. Wenn die Kerze nicht erlosch, sollte der Wunsch in Erfüllung gehen: Derjenige Mann, der diesen Kranz aus dem Wasser holte, sollte das Mädchen heiraten, das ihn hergestellt hatte.*)

Das rituelle Baden in Flüssen findet sich hinwiederum auch in Indien. Und es wird in der Bronzezeit in allen indogermanischen Völkern eine Rolle spielen. Es hat ja noch im antiken Athen eine Rolle gespielt. 

Abb. 11: Mittsommerfest (Ivan Kupala) in der Mykolaiv Region, 2021 (Fotograf: Ilfen Igor) (Wiki)

Wir lesen (Wiki):

An diesem Feiertag kann sich Wasser - einem verbreiteten Glauben zufolge - mit Feuer „anfreunden“. Das Symbol dieser Verbindung war ein Freudenfeuer, das an den Ufern der Flüsse entzündet wurde. Kränze wurden in der Kupala-Nacht oft zur Wahrsagerei verwendet: Wenn sie auf dem Wasser schwammen, bedeutete dies Glück und ein langes Leben oder eine lange Ehe.
On this holiday, according to a common sign, water can "make friends" with fire. The symbol of this union was a bonfire lit along the banks of rivers. Wreaths were often used for divination on Kupala Night: if they floated on the water, it meant good luck and long life or marriage.

Aus der reichen Auswahl von Fotografien zum Ivan-Kupala-Tag folgen nun als vorläufiger Abschluß noch einige weitere Beispiele (Abb. 11-16). 

Abb. 12: Mittsommerfest ("Ivan Kupala holiday") in der Familien-Siedlung "Serebryany Bor" in der Belgorod region, Rußland 2017 (Fotograf: Лобачев Владимир = Vladimir Lobachev) (Wiki)

In aller Stille vor Sonnenaufgang. Oder nach Sonnenuntergang ....

Abb. 13: "Marichka am Kupala-Feiertag", 2019 (Fotografen: Олександр Майоров, Майкл Ендрюс, Світлана Буланова) (Wiki)

Das strahlende, lachende Leben.

Abb. 14: "Die Feier der Hochzeit von Wasser und Feuer", Sommersonnenwende, Ivan Kupala, Ukraine 2020 (Fotograf: Наталія Рута) (Wiki

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Abb. 15: Ivan Kupala-Tag in Khmelnytskyi, Ukraine, 2015 (Fotografin: Alina Vozna) (Wiki)

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Abb. 16: Die Iwan Kupala-Nacht (1856) (Wiki) - Gemälde von Iwan Sokolow (1823-1910) (Wiki

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*) Original: "The meaning of it comes from the concept of the heathendoms and early Christians ceremonies. From of old the youth were looking for the fortune from the fortune tellers. Sometimes these superstitious beliefs were regarded as a kind of amusement and game. Usually the ceremony of fortunetelling took place in line with the local customs and varies from district to district. Christmas Day of Johan Ancestor was celebrated on June 24. Up-to-date it is still one of the most important and vivid celebrations in Russian Orthodoxy. This day is also regarded as a day of Johan Kupala. In heathendom Kupala is respected as Fertility Idol. It was generally accepted to bath in these days as this celebration were combined with pray to rivers and saint springs. In southern part of Russia and Ukraine on Johan Kupala’s day the girls gathered together after sunset with the branch lines of willows (verba) decorated with flowers and bands - they reels in rounds. Fortunetelling with Chaplets was one of the kinds of this ceremony. Girls were to make chaplets, decorate it and put it into the water downstream. It was often that this chaplets were accompanies with the candles to be more visible. If the candle were not quenched so the wish should come true: who would be the one man to take this chaplet out of water is to marry this girl who made it."

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