"Querschnitte", die berühmte Wissenschaftssendung von Hoimar von Ditfurth seit 1971, und der Vortrag "911 aus der Sicht der Physik" aus dem Jahr 2020 machen deutlich, wie die heutige Glaubwürdigkeitskrise der Wissenschaft zu charakterisieren ist und wie sie überwunden werden kann.
Er redet nicht lange herum, er kommt sofort zur Sache (1). Er geht auch in der Sache stringent und zügig voran: Hoimar von Ditfurth (1921-1989) (Wiki). Er erklärt in dieser Sendung aus dem Jahr 1971 die Wissenschaft von der Zeitmessung von Ereignissen in der Vergangenheit, zunächst mittels der Jahresring-Chronologie, und zwar anhand von Holzproben aus der Vergangenheit (Dendrochronologie).
Er kommt dann zu Korallen und ihren Jahresringen, aufgrund deren geschlossen werden kann, daß sich zur Zeit der Dinosaurier die Erde schneller gedreht hat als heute, 20 Tage mehr pro Jahr.
Dann wird die C14-Datierungs-Methode erklärt. Mit einfachsten Mitteln, nämlich mit einem Staubsauger und Tischtennis-Bällen. Am Ende werden molekulare Methoden der Zeitbestimmung anhand der unterschiedlichen Aminosäure-Sequenzen des Cytochroms C in der Organismen-Welt erklärt und es wird dazu eine amerikanische Wissenschaftlerin in ihrem Labor besucht und befragt.
Wir haben es hier mit der ersten Sendung der berühmten Wissenschafts-Sendereihe "Querschnitte" (Wiki) zu tun, durch die Hoimar von Ditfurth in den 1970er Jahren einem breiten Fernsehpublikum bekannt geworden ist. Diese Sendung wurde erstmals am 18. Januar 1971 ausgestrahlt (Ditfurth).*) Beispiele weiterer früher solcher Sendungen sind zugänglich (2). Noch heute denken viele Menschen mit Wehmut an jene Zeiten zurück als es in der Öffentlichkeit noch das vollste Vertrauen in die Entwicklungen in der modernen Wissenschaft gegeben hat und als man sich mit Ehrfurcht solche Wissenschaftssendungen angesehen hat, gerne gemeinsam im Familienkreis.
Der wesentlichste Umstand, der bezüglich dieser Art von Wissenschaftsvermittlung zu benennen ist, ist wohl der, daß man als Zuschauer nicht herab gestimmt wird durch die Art wie Hoimar von Ditfurth redet. Daß bei ihm ein Wunder ein Wunder bleibt, auch wenn es eine naturwissenschaftliche Erklärung gefunden hat. Das ist - es ist wirklich sinnvoll, darauf zu achten - nicht in allen Fällen so, in denen Wissenschaft seither einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt worden ist oder wird.
Es geschieht das heute zum Beispiel oft, indem zugleich "Wohlgefühle" verbreitet werden. Es werden "Schönlinge" oder "Sympathieträger" vor die Kamera gestellt, bei denen man auf den ersten Blick gar nicht das Gefühl hat, daß das rein wissenschaftliche, nüchterne Erkenntnisinteresse im Vordergrund steht oder stehen soll, sondern ganz andere Dinge: nämlich eher oberflächliche, "wohltuende" oder auch amüsante Unterhaltung. Beispiele wären Ranga Yogeshwar, Eckart von Hirschhausen oder auch - in einem entfernteren Zusammenhang: Norbert Bolz. Selbst wenn die von ihnen transportierten Botschaften und Inhalte korrekt sind oder wären, so kann sich schon allein aufgrund der Präsentation dieser Inhalte, aufgrund der Personen, die sie "verkörpern", der Eindruck aufdrängen, der Fernsehzuschauer solle hier "manipuliert" werden. Die Absicht der Manipulation ist ja in allen außerwissenschaftlichen Bereichen längst unübersehbar geworden. Aber mit einer solchen Art von Präsentation wird nun auch der Eindruck vermittelt, als könnte in und mit der Wissenschaft genauso leicht manipuliert werden wie mit allen anderen Bereichen.
Es geht also hier schon durch die Äußerlichkeit des Auftretens viel an jener wissenschaftlichen Nüchternheit und Authentizität verloren, die sonst innerhalb des wissenschaftlichen Alltags die vorherrschenden sind, und die auch bei der Vermittlung von Wissenschaft im Vordergrund stehen sollten, wenn der Geist der Wissenschaftlichkeit selbst nicht auf der Strecke bleiben soll dadurch daß gar zu viele andere Motive ihn verdrängen.
Es können nämlich außerdem auch durchaus sehr kluge Menschen sehr klug über Wissenschaft reden - und dennoch kann es menschlich dabei allzu "seicht" zugehen. Das mag dann wissenschaftlich immer noch alles korrekt sein. Aber dahingehend wie sich der einzelne Mensch, der da spricht, als Mensch von seiner Auseinandersetzung mit der Wissenschaft her hat prägen lassen, das kann dann doch noch einmal sehr anders aussehen als das hier zum Beispiel durch Hoimar von Ditfurth repräsentiert wird.
"911 aus der Sicht der Physik"
Nicht zuletzt solche Umstände mögen mit dazu beitragen, daß heute so viele Menschen auf exzentrische Bahnen gebracht werden, die sie so unglaublich weit von moderner Wissenschaft entfernen lassen, wenn sie mit Fragen beschäftigt sind, die grundsätzlich durch die Wissenschaft zu klären wären, wozu ja nicht zuletzt auch allerhand - nicht selten schon banale - medizinische Fragen gehören. Daß viele Menschen, die ansonsten recht "wach" sein mögen, aber niemals in ihrem Leben diesen tiefen Trank aus der Nüchternheit der modernen Naturwissenschaft genommen haben, ihr Vertrauen und damit auch ihr Urteilsvermögen hinsichtlich der Gebiete moderner Naturwissenschaft in sehr weitgehendem Maße verlieren können.
Heute leben wir - gibt es noch Grund zur Überraschung über diesen Umstand? - in einer Welt ohne Vertrauen. Wenn es noch heute nur ganz vereinzelt Physiker sind, die über "911 aus der Sicht der Physik" das schlechthin Notwendige sagen (3, 4), wenn also auf einem Gebiet eine so umfangreiche Vertuschung - weiterhin - mit Hilfe der Wissenschaft möglich ist, wie kann man dann glauben, daß die Menschen weltweit zu anderen Bereichen der Wissenschaft Vertrauen haben?
Der Vertrauensverlust gegenüber der modernen Wissenschaft, der bei weiten Teilen der Bevölkerung festzustellen ist - gerade im Jahr 2020 - er kann als ein erschütterndes Geschehen wahrgenommen werden. Da es sich bei jenen Teilen der Bevölkerung, die dieses Vertrauen verloren haben, oft um sehr fortschrittlich denkende, junge Menschen handelt, ist dieser Vertrauensverlust um so erschütternder. Will man gleichgültig darüber hinweg gehen, daß die moderne Gesellschaft gerade weite Teile der Bevölkerung ohne alles Vertrauen "zurück läßt", "hinter sich läßt", ohne aufwendigeres Bemühen, dieses Vertrauen zurück zu gewinnen?
Abb. 1: Erschienen 2018 |
Man erinnert sich: Als im Jahr 2011 klar wurde, daß der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (geb. 1971) (Wiki) seinen Doktortitel mit unwissenschaftlichen Mitteln erworben hatte, ist die Aufklärung über diesen Fall nicht im ersten Schritt durch die Wissenschaft selbst erfolgt, sondern durch die anonyme Recherche-Plattform "GuttenPlag Wiki". Dieser Umstand darf gerne sehr sorgsam Berücksichtigung finden, wenn es heute Vertrauensverluste gegenüber der Wissenschaft gibt.
Die Politik glaubte damals locker über diesen Umstand hinweg gehen zu können - als handele es sich um
ein "Kavaliersdelikt". Und sogar der akademische Bereich brauchte allerhand Schreckminuten, um zu verstehen, worum es eigentlich geht. Aber er war es dann vor allem, dessen Empörungssturm es diesem Minister unmöglich machte, im Amt zu bleiben. Alle anderen Faktoren hätten diesen Rücktritt nicht bewirkt. Die Empörung kam zudem vor allem aus dem akademischen Nachwuchs, weniger - oder mit viel größerer Verzögerung - aus der Professorenschaft. Wurde nicht schon hier spürbar, daß es in der Wissenschaft zutiefst korrupt hergehen kann? Wurden bezüglich dieses Umstandes ausreichend Konsequenzen gezogen?
Wenn
schon die Plagiatsaffäre "zum Himmel schrie", um wie viel mehr sollte
dann erst die 9/11-Vertuschung zum Himmel schreien? Ist hier nicht dringendster Aufklärungsbedarf vonnöten, um verloren gegangenes Terrain, verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen? Darf die Wissenschaft über
einen so wesentlichen zeitgeschichtlichen Vorgang wie 9/11, der so viele
Menschen bewegt hat, so oberflächlich hinweg gehen wie sie das bislang getan hat (3, 4)?
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*) Es war dies übrigens bis 1918 in Deutschland der "Reichsgründungstag" [Wiki], der feierlich begangen wurde.
**) Wenn er allerdings gegen Ende auf der Folie von einer "pseudowissenschaftlichen Scheindebatte" spricht, dann ist das wohl eher in Richtung weißer Schimmel einzuordnen. Mit Begriffen wie "pseudowissenschaftliche Debatte" oder "wissenschaftliche Scheindebatte" wäre dasselbe gesagt. Aber das nur als kleine Mäkelei am Rande.
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- Hoimar von Ditfurth: Eine Reise in die Vergangenheit. 1. Folge der Sendereihe "Querschnitt durch die Wissenschaft", eine Produktion des ZDF, Erstausstrahlung 18.1.1971, https://youtu.be/j6EfZseJIfk, https://youtu.be/MY9KeM5B1MA, https://youtu.be/m9QgnbLZHpI, https://youtu.be/dbhwCTX0xz8.
- Hoimar von Ditfurth: Pflanzen - die heimlichen Herrscher, 11. Folge der Sendereihe "Querschnitt durch die Wissenschaft", ZDF, Erstausstrahlung 6.11.1972, https://youtu.be/Q2krQTBnCcg.
- Schneider, Ansgar: 911 aus der Sicht der Physik, 08.01.2020, https://youtu.be/ICgr-Lg7Yvw.
- Schneider, Ansgar: Stigmatisierung statt Aufklärung. Das Unwesen des Wortes "Verschwörungstheorie" und die unerwähnte Wissenschaft des 11. Septembers als Beispiel einer kontrafaktischen Debatte. Peace Presse 2018 (Amazon)
- DWM Coachings (Dominik Memmel): Buchvorstellung: Hoymar v. Ditfurth "Der Geist fiel nicht vom Himmel", Februar 2020, https://youtu.be/Uv9LLzCKF1U?t=734 ("Aber es lohnt sich," sprich die Lektüre des Buches "Der Geist fiel nicht vom Himmel)
- von Ditfurth, Hoimar: Das Geheimnis der Pyramiden, 1976, Teil 1: https://youtu.be/t_t7tTZuJGc, Teil 2: https://youtu.be/nU_ppUqrhGI.
- von Ditfurth, Hoimar: Der Ast, auf dem wir sitzen, 1978, Teil 1: https://youtu.be/6W2cL7Vop88, Teil 2: https://youtu.be/eFS9Av_slck.