Die Entstehung des chinesischen Volkes zwischen Früh- und Spätneolithikum
- Auch in Ostasien stand Rassemischung während des Neolithikums an der Wiege dreier großer heutiger Industrienationen der Nordhalbkugel
Die Ostasiaten sind - offenbar - das Produkt einer "geglückten", "gleichberechtigten" Völker-Vermischung einer vorneolithischen süd- und einer vorneolithischen nordasiatischen Völkergruppe - so wie die Indogermanen eine geglückte Vermischung einer südlichen (iranischen) Völkergruppe mit einer nordeuropäischen Völkergruppe sind. - Für Asien zeichnet sich insbesondere auch die Bedeutung der südchinesischen Amis (Taiwan) für die dortige Geschichte ab.
Vorbemerkung, nachträglich eingefügt am 16.2.2020: Die im folgenden Blogartikel erörterten Fragen habe ich inzwischen auch kurz angesprochen in einem Livestream, den ich am 15.2.2020 aufgenommen habe (ab 32'29):
Beginnen wir nun mit dem ursprünglichen Artikel: Nachdem wir die Geschichte der Bauernvölker Europas vor und nach der Ausbreitung der Indogermanen im Spätneolitikum durch die Archäogenetik der letzten vier Jahre in groben Zügen glauben verstanden zu haben, richtet sich mit um so größerem Interesse der Blick nach Osten, insbesondere nach China. Und die Frage entsteht: Wie hat sich dort alles verhalten? Ob dort parallele Vorgänge zu beobachten sind mit ähnlichen "Gesetzmäßigkeiten" und ähnlichen vielschichtigen geschichtlichen Vorgängen? Oder verlief dort alles "ganz anders" mit "ganz anderen" "Gesetzmäßigkeiten"? Im Zentrum der Geschichte Chinas stehen zwei Flüsse: der Gelbe Fluß im Norden und der Jangtse-Fluß im Süden. Beide Flüsse fließen in etwa 800 Kilometer Entfernung voneinander von Westen nach Osten. Am nördlichen Gelben Fluß wurde über Jahrtausende hinweg vornehmlich Hirse angebaut, am Jangtse bis heute vornehmlich Reis. Wir lesen auf Wikipedia (Wiki):
In der Vorabveröffentlichung einer neuen Studie über die Herkunft der Völker Chinas findet sich nun eine schöne Grafik, die uns schon vieles zum Nachdenken gibt (Abb. 1) (1).
Diese Grafik ist Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen und sei deshalb genauer erläutert. Schon in einem früheren Blogbeitrag haben wir auf das Fischervolk der Amis im Südosten von Taiwan hingewiesen, das aufgrund der entlegenen Lage auf der Insel Taiwan sich eine südchinesische, bzw. südostasiatische genetische Herkunft weitgehend unverfälscht erhalten hat, die in fast allen anderen Volksgruppen Asiens durch Vermischung mit nordchinesischen und anderen Herkunftsanteilen sozusagen "verfälscht" worden ist (2). In einem Blogbeitrag davor hatten wir auch schon danach gefragt, wie die Genetik der drei erfolgreichsten, IQ-stärksten Industrievölker Ostasiens zustande gekommen sein mag (3). Die Lösung dieser Frage rückt, so erahnt man mit dieser neuen Studie, nah und immer näher.
Wir sehen in der Grafik (Abb. 1) zunächst, worüber in unseren beiden genannten Beiträgen schon berichtet wurde, nämlich daß die Han-Chinesen (in der Grafik Abb. 1 ganz unten), sowie die Koreaner und Japaner (in der Grafik weiter oben) zusammen gesetzt sind aus einem nordasiatischen Herkunftsanteil ("Devil's Cave"/"Ultschen"; Blau) und einem südasiatischen Herkunftsanteil ("Amis"; Rot). Die archäologische Kultur der Hui hat zudem noch einen früh-indogermanischen Herkunftsanteil, ebenso die archäologische Kultur der (östlichen) Xiongnu. Den Tibetern und den Ureinwohnern Japans, den Jomon, fehlt allerdings der südchinesische Herkunftsanteil, der durch die Amis auf Taiwan repräsentiert wird. Dafür haben sie einen Ur-Vietnamesischen Herkunftsanteil, archäogenetisch bekannt aus der "Hoabinhian-Kultur" 12.000 bis 10.000 v. Ztr. in Vietnam (Wiki), der sich hinwiederum nicht (!) bei den heutigen Chinesen, Koreanern und Japanern findet. Daß es herkunftmäßige Verwandtschaft zwischen den Jomon und den Tibetern gibt, die zurück geführt werden kann auf die Frühzeit der Besiedlung Asiens durch anatomisch moderne Menschen, war ja schon in Andeutungen bekannt und davon war auch hier auf dem Blog schon gesprochen worden. Aber ob es schon früher Hinweise aus der Physischen Anthropologie, Sprach- oder Völkerkunde gab, daß Tibeter und Jomon zwar Vietnamesische, aber keine südchinesische (Amis-)Herkunft haben? Dieser Umstand könnte doch, so wird uns gerade bewußt, helles Licht werfen auf bislang noch sehr im Verborgenen liegende weltgeschichtliche Zusammenhänge.
Hier deutet sich ja an, was sich auch für die Mittlere Wolga um 4.500 v. Ztr. andeutete: Die modernste Genetik des heutigen Ostasien mit (IQ von 105) konnte in Form der modernen Chinesen (Koreaner und Japaner) erst entstehen, als es zu einer "glücklichen", "gleichberechtigten" Kombination südchinesischer und nordchinesischer Genetik gekommen war. Das könnte in Parallele gesetzt werden zu einem ähnlichen Vorgang bei der Ethnogenese der Indogermanen um 4.500 v. Ztr. an der Mittleren Wolga, wo es zu einer "glücklichen", "gleichberechtigten" Kombination kaukasisch-neolithischer Bauern- und nordosteuropäischer Jäger-Sammler-Genetik gekommen war.*)
Ob so die Intelligenz-Evolution dieser beiden Völkergruppen auf der Nordhalbkugel im Zusammenspiel mit den Bauernkulturen des frühen fünften Jahrtausends, die sich von Süden her gen Norden ausbreiteten, erklärt werden kann?
Sind zwischen Gelbem Fluß und Jangtse zwei sehr unterschiedliche Völkergruppen aufeinander getroffen und ist aus dem Zusammentreffen dieser beiden sehr unterschiedlichen Völkergruppen einerseits am Gelben Fluß der seßhafte Hirseanbau und am Jangtse der seßhafte Reisanbau entstanden? Der Spielraum für denkbare Szenarien wird jedenfalls um so mehr Anhaltspunkte man zusammen trägt, kleiner.
Doch gehen wir zunächst erst einmal noch die Grafik (Abb. 1) einigermaßen zu Ende durch: Die archäologischen Kulturen der westlichen Xiongnu und die archäologische Kultur der Hunnen des Tianshan hatten den größten Anteil früh-indogermanischer Genetik dieser Zusammenstellung. Sie hatten grob eine ähnliche Herkunftszusammensetzung wie noch heute die Kalmücken, bei denen sich aber die Genetik stark in Richtung Überwiegen des nordasiatischen Herkunftsanteils verschoben hat seither. Auffälligerweise findet sich hier offenbar nirgendwo der südchinesische Amis-Herkunftsanteil. Falls es also überhaupt direkten Kontakt der indogermanischen Steppenvölker mit chinesischen Bauern gegeben hat, so hat dieser Kontakt keine umfangreichen Heiratsbeziehungen mit sich gebracht. Heiratsbeziehungen gingen die Indogermanen offenbar nur mit nordasiatischen Steppenvölkern ein, die noch keine Bauern der chinesischen Kultur im Engeren waren. Naheliegenderweise stammt der "nordchinesische" Herkunftsanteil dieser Steppenvölker also gar nicht von chinesischen Ackerbauern, sondern von Herdenhaltern nördlich des seßhaften China, die deshalb auch noch gar keine südchinesischen genetischen Anteile in sich aufgenommen hatten. Man spürt hier schon, wie dicht man der Lösung des Rätsels der Ethnogenese der Chinesen ist.
Die Mongolen hinwiederum haben den südasiatischen Herkunftsanteil, den auch die Chinesen haben, wenn auch nicht in dem Umfang wie die Chinesen. Andere genannte Steppenvölker weisen aber - wie gesagt - den nordasiatischen Herkunftsanteil der Chinesen auf aber keinerlei südasiatischen Anteil. Das könnte heißen, daß die Mongolen erst sehr spät aus Vermischung mit Chinesen entstanden sein könnten, während andere Steppenvölker schon zuvor entstanden waren aus Vermischung von Indogermanen mit rein nordasiatischen Steppenvölkern.
Wenn wir es außerdem recht verstehen, steht "Namazga" in Abb. 1 für Turkvolk-Herkunft. Allerdings wäre noch zu klären, ob die früheste Ackerbau-Kultur in Turkmenistan, nämlich die Namazga-Kultur (Wiki), wirklich eine ganz eigene, alte genetische Herkunftsgruppe repräsentierte, wie das hier nahegelegt scheint. Aber wir gehen einstweilen einmal davon aus.
Jedenfalls gewinnt man den Eindruck, daß die Amis-Herkunft sich erst - lange (?) - nach der ur-vietnamesischen Herkunft in Südasien ausgebreitet hat. Und da wäre es schon interessant, die Einzelheiten dieses Prozesses noch besser kennenzulernen. Und so sei noch einmal die Frage wiederholt: Ist diese südchinesische Amis-Herkunft der Herkunftsanteil jener Völkergruppe, die zuerst zum Ackerbau übergegangen ist in Asien, womit sie parallel gesetzt werden könnte zu den kaukasus- und anatolisch-neolithischen Völkergruppen in Europa und im Vorderen Orient?
Offenbar war es doch auch diese Amis-Völkergruppe, die so fortschrittlich und begabt war, daß sie nachmals zur Ausbreitung der ganzen austroasiatischen Völkergruppe im Südostpazifik Anlaß gab. Große Linien der Völker- und Weltgeschichte deuten sich hier an.**) Plötzlich bekommt diese südchinesische Amis-Völkergruppe für Asien eine ganz neue Bedeutung. Ihre Bedeutung für die Ethnogenese der drei großen heutigen ostasiatischen Industrienationen war ja bislang im Grunde entweder gar nicht bekannt oder machte man sich gar nicht so recht bewußt. Aber gerade diesem Herkunftsanteil scheint man ja die allergrößte Bedeutung zusprechen zu müssen. Wobei auch hier wieder gilt: Isoliert für sich genommen hatte sie nicht eine solche weltgeschichtliche Explosivkraft entfaltet als sie es dann tat in Kombination mit dem nordasiatischen Herkunftsanteil, was dann Bronzezeit, Achsenzeit und viele andere Folgewirkungen mit sich brachte.***)
Übrigens kann daran erinnert werden, daß auch die dritte Volksgruppe mit hohem Intelligenz-Quotienten, die aschkenasischen Juden Produkt einer "geglückten", "gleichberechtigten" Vermischung zweier sehr unterschiedlicher Herkunftsanteile zu sein scheinen, nämlich - grob gesprochen - der vorderorientalischen Herkunft und der - grob gesprochen - europäischen Herkunft. Ob wohl aus all dem eine allgemeinere Regel abgeleitet werden kann? Wie wir an zahllosen anderen Beispielen von Vermischungen sehen können, haben die wenigsten solchen Völkervermischungen solche immensen Folgen wie jene bei der Ethnogenese des chinesischen Volkes, wie jene bei der Ethnogenese der Indogermanen und wie jene bei der Ethnogenese der aschkenasischen Juden. Im Gegenteil: Insgesamt drängt die Weltgeschichte einem eher den Eindruck auf, daß Völker um so mehr an Begabung verlieren, um so mehr sie sich mit anderen vermischen - eben abgesehen von den bekannten genannten und sicherlich noch einigen weiteren - aber wenigen - Ausnahmen.
Wenn also seit dem Spätneolithikum neue Völkergruppen ("Rassen") auf der Nordhalbkugel entstanden, die auch noch die Hervorbringung der heutigen Industrienationen getragen haben, dann sind sie jeweils entstanden aus einer "geglückten", "gleichberechtigten" Vermischung zweier jeweils sehr unterschiedlicher genetischer Herkünfte. So viel darf sicherlich schon zu jetzigem Zeitpunkt als einigermaßen sicher festgehalten werden.
Es geschah das wahrscheinlich dadurch, daß die Verhaltensgenetik der einen Völkergruppe unter großem Streß in die Verhaltensgenetik einer völlig anderen Völkergruppe "integriert" wurde, daß beide miteinander "fusionierten", wobei viele genetische und kulturelle Anpassungsprozesse notwendig gewesen sein mögen, und wobei viel kulturelle und genetische Selektion dazu beigetragen haben mag, daß geglückte, erfolgreiche Produkte dabei heraus gekommen sind, die in folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden sehr erfolgreiche gruppenevolutionäre Strategien ausbilden sollten, Strategien, die noch heute allerorts auf der Erde besichtigt werden können (allerdings heute vielerorts auch Evolutionsstabilität verloren haben).
Große asiatische Völker wie die Vietnamesen oder die Kambodschaner (Khmer) gehören zu den austroasiatischen Sprachen (Wiki). Kleine Minderheitenvölker wie die Hmong in Südchina gehören zu der Hmong-Mien-Sprachfamilie (Wiki). Thailändisch gehört zu den Tai-Kadai- (Kra-Dai-)Sprachen (Wiki). Alle diese Völker weisen heute - obwohl unterschiedlichen Sprachfamilien angehörend - weit über 50 % südasiatische Amis-Herkunft auf (s. Abb. 1). Außer bei den südchinesischen Hmong weisen sie auch alle einen kleineren Anteil von Hoabinhian-Genetik auf. Diese Hoabinhian-Genetik hat aber keinen Einfluß auf das chinesische Volk genommen, was ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Chinesen von den genannten südasiatischen Völkern darstellt. Womöglich kann also als allgemeinere Regel festgestellt werden: Erfolgreich ist, wer sich vermischt, aber zugleich auch, wer sich nicht zu viel vermischt.
Die Thailänder und Kambodschaner weisen also - wie schon gesagt - einen kleinen Anteil Namazga-Genetik auf. Die Amis selbst (Wiki) sprechen nun wiederum eine Sprache der austronesischen Sprachgruppe (Wiki). Das ist ja auch naheliegend, denn sie wohnen im Ursprungsraum dieser südpazifischen Sprachgruppe mit ihrem riesigen Ausbreitungsraum, wobei das Austronesische kulturell auch Einfluß auf das Japanische genommen haben soll (wobei allerdings genetische Einflüsse kaum eine Rolle gespielt haben). Die ursprüngliche südchinesische "Amis"-Völkergruppe hat heute also Nachkommen in vier großen Sprachfamilien. Ob das auf bäuerliche Expansion vom Jangtsetal in alle Richtungen hin zurück geführt werden kann? Und ob Vergleichbares auch für andere Großgruppen (Völkergruppen) der Menschheit gesagt werden kann?
In der Vorabdruck-Studie wird mit Bezug auf ein Zitat aus dem Buch von David Reich über jene "Geister-Population am Gelben Fluß, bzw. am Jangtse" ausgeführt, nach der die Archäogenetik derzeit sucht (1):
In der Biologie ist ganz allgemein von der "hybrid fitness" die Rede (PlosGenetics2019). Dabei wird diskutiert, daß Mischlinge zwischen zwei Arten oder Unterarten einer Tier- oder Pflanzenart entweder evolutive Vor- oder Nachteile mit sich bringen können. Das wird auch unter Stichworten wie "Hybride" (Wiki, engl) und "Hybrid vigor" oder "Heterosis-Effekt" (Wiki, engl) oder "Heterozygote adventage" erörtert.
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*) In Tibet übrigens hat sich aus einer ursprünglicheren asiatischen Genetik heraus eine herrschsüchtige, männliche Priesterkaste gebildet, die parallel gesetzt werden kann zu der römisch-katholischen Priesterkaste in Euroopa, die schwerpunktmäßig ebenfalls aus einer eher ursprünglicheren europäischen Genetik hervorgegangen ist. Beide Priesterkasten schauen seit Jahrhunderten - im Verbund mit jeweiligen "Ultramontanen" - mit "Ressentiment" und Herrschsucht auf die fortschrittlicheren Völker im Norden ihrer jeweiligen Kontinente. Womöglich ist hier eine der tieferen, antreibenden Gegensätze der Weltgeschichte zu finden.
**) Zumindest dem Blogautor, andere mögen sie schon vorher erahnt haben, ohne daß der Blogautor davon etwas mitbekommen hat.
***) Auffällig, daß der Vorabdruck, auf den wir uns hier beziehen, obwohl er seit dem 9. August öffentlich ist, weder auf Twitter noch auf Facebook bis heute ein einziges mal scheint geteilt worden zu sein (1). Das ist doch sonst bei solchen Vorabdrucken nicht der Fall. Oder hatten alle potentiellen Leser und Blogger ebensowenig Zeit, sich diesen Vorabdruck bislang vorzuknöpfen wie der Autor dieser Zeilen?
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- Auch in Ostasien stand Rassemischung während des Neolithikums an der Wiege dreier großer heutiger Industrienationen der Nordhalbkugel
Die Ostasiaten sind - offenbar - das Produkt einer "geglückten", "gleichberechtigten" Völker-Vermischung einer vorneolithischen süd- und einer vorneolithischen nordasiatischen Völkergruppe - so wie die Indogermanen eine geglückte Vermischung einer südlichen (iranischen) Völkergruppe mit einer nordeuropäischen Völkergruppe sind. - Für Asien zeichnet sich insbesondere auch die Bedeutung der südchinesischen Amis (Taiwan) für die dortige Geschichte ab.
Vorbemerkung, nachträglich eingefügt am 16.2.2020: Die im folgenden Blogartikel erörterten Fragen habe ich inzwischen auch kurz angesprochen in einem Livestream, den ich am 15.2.2020 aufgenommen habe (ab 32'29):
Beginnen wir nun mit dem ursprünglichen Artikel: Nachdem wir die Geschichte der Bauernvölker Europas vor und nach der Ausbreitung der Indogermanen im Spätneolitikum durch die Archäogenetik der letzten vier Jahre in groben Zügen glauben verstanden zu haben, richtet sich mit um so größerem Interesse der Blick nach Osten, insbesondere nach China. Und die Frage entsteht: Wie hat sich dort alles verhalten? Ob dort parallele Vorgänge zu beobachten sind mit ähnlichen "Gesetzmäßigkeiten" und ähnlichen vielschichtigen geschichtlichen Vorgängen? Oder verlief dort alles "ganz anders" mit "ganz anderen" "Gesetzmäßigkeiten"? Im Zentrum der Geschichte Chinas stehen zwei Flüsse: der Gelbe Fluß im Norden und der Jangtse-Fluß im Süden. Beide Flüsse fließen in etwa 800 Kilometer Entfernung voneinander von Westen nach Osten. Am nördlichen Gelben Fluß wurde über Jahrtausende hinweg vornehmlich Hirse angebaut, am Jangtse bis heute vornehmlich Reis. Wir lesen auf Wikipedia (Wiki):
Vor 8000 Jahren dürfte südlich des Gelben Flusses der erste Ackerbau betrieben worden sein, eventuell begann man auch in Südchina etwa zur gleichen Zeit mit Ackerbau. (...) Es ist belegt, daß man in Nordchina vor 8000 Jahren mit dem Anbau von Hirse begann, die mit Steinsicheln geerntet und in getöpferten Schalen oder Dreifußbehältern aufbewahrt wurde. (...) Die Kulturen Südchinas weisen einen anderen Charakter auf als jene Nordchinas. Statt Hirse domestizierten die Menschen Südchinas den Reis; der älteste Nachweis von Nassreisanbau stammt aus Hemudu und ist 7000 Jahre alt. Es gibt Funde von Reis, die mit 11.500 Jahren ein deutlich höheres Alter aufweisen, hierbei ist es aber unsicher, ob es sich um gesammelten oder angepflanzten Reis handelt.So wie im Vorderen Orient gesammelter wilder Einkorn-Weizen eine große Bedeutung für das dortige Bevölkerungswachstum hatte lange bevor dieser Einkorn-Weizen domestiziert wurde, so kann das natürlich auch für das Jangtse-Delta angenommen werden, bzw. deutet es sich an. An beiden Orten dürften sogenannte "Erntevölker" gelebt haben, die über Halbseßhaftigkeit zur vollen Seßhaftigkeit übergegangen sind. Geradezu lächerlicher Weise hat die Archäogenetik inzwischen nun zwar die Gene vorgeschichtlicher Menschen aus allen Kontinenten und fast aller Zeitstufen sequenziert - nur Menschen des chinesischen Großraumes aus dem Neolithikum sind bislang so gut wie nicht dabei. Eine neue Studie versucht deshalb, anhand der heutigen Herkunftsanteile der asiatischen Völker Licht ins Dunkle der Volkswerdung des chinesischen Volkes während des Neolithikums zu werfen (1):
Obwohl von archäogenetischen Daten aus den neolithischen Kernländern in China noch nicht in ausreichendem Maße berichtet worden ist, versuchen wir dennoch, ein allgemeines demographisches Verhaltensmuster aufzudecken, indem wir die genetische Vielfalt benutzen, die sich in heutigen Völkern und archäogenetischen Erkenntnissen von peripheren Räumen Ostasiens gewinnen läßt, und die als ein Anhaltspunkt genutzt werden können für weitere archäogenetische Studien über die demographische Dynamik des südlichen Ostasien.Wie wir heute wissen und wie auch hier auf dem Blog schon behandelt wurde (2, 3), haben die Menschen Nord- und Südchinas im Wesentlichen dieselbe genetische Herkunft. Diese genetische Herkunft besteht aus einem südasiatischen Herkunftsanteil (Stichwort "Amis" - wird noch erläutert), der sich auch bei Thailändern, Kambodschanern (Khmer) und vielen anderen südostasiatischen Völkern findet und aus einem nordasiatischen Herkunftsanteil (Stichwort "Devil's Cave" und "Ultschen") (2, 3), der sich auch bei Mongolen und vielen anderen nordasiatischen Steppenvölkern findet. Und so entsteht die große Frage: Wann und wie konnten sich eigentlich diese beiden Herkunftsanteile bei den Chinesen so gleichmäßig miteinander vermischen wie man sie heute bei ihnen vorfindet und wie sich sich dann in der Bronzezeit mit dem Reisanbau auch nach Korea und Japan ausbreiten konnte? Das bleibt vorerst eine der letzten großen zu klärenden Fragen der Archäogenetik.
Even though the ancient genomic data from the Neolithic farming heartlands in China have not been sufficiently reported yet, we still recover a general demographic pattern using both the genetic diversity preserved in present-day populations and ancient samples from peripheral regions of East Asia, which can be served as a foothold for further archaeogenetic studies on the demographic dynamic of the southern East Asia.
In der Vorabveröffentlichung einer neuen Studie über die Herkunft der Völker Chinas findet sich nun eine schöne Grafik, die uns schon vieles zum Nachdenken gibt (Abb. 1) (1).
Diese Grafik ist Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen und sei deshalb genauer erläutert. Schon in einem früheren Blogbeitrag haben wir auf das Fischervolk der Amis im Südosten von Taiwan hingewiesen, das aufgrund der entlegenen Lage auf der Insel Taiwan sich eine südchinesische, bzw. südostasiatische genetische Herkunft weitgehend unverfälscht erhalten hat, die in fast allen anderen Volksgruppen Asiens durch Vermischung mit nordchinesischen und anderen Herkunftsanteilen sozusagen "verfälscht" worden ist (2). In einem Blogbeitrag davor hatten wir auch schon danach gefragt, wie die Genetik der drei erfolgreichsten, IQ-stärksten Industrievölker Ostasiens zustande gekommen sein mag (3). Die Lösung dieser Frage rückt, so erahnt man mit dieser neuen Studie, nah und immer näher.
Wir sehen in der Grafik (Abb. 1) zunächst, worüber in unseren beiden genannten Beiträgen schon berichtet wurde, nämlich daß die Han-Chinesen (in der Grafik Abb. 1 ganz unten), sowie die Koreaner und Japaner (in der Grafik weiter oben) zusammen gesetzt sind aus einem nordasiatischen Herkunftsanteil ("Devil's Cave"/"Ultschen"; Blau) und einem südasiatischen Herkunftsanteil ("Amis"; Rot). Die archäologische Kultur der Hui hat zudem noch einen früh-indogermanischen Herkunftsanteil, ebenso die archäologische Kultur der (östlichen) Xiongnu. Den Tibetern und den Ureinwohnern Japans, den Jomon, fehlt allerdings der südchinesische Herkunftsanteil, der durch die Amis auf Taiwan repräsentiert wird. Dafür haben sie einen Ur-Vietnamesischen Herkunftsanteil, archäogenetisch bekannt aus der "Hoabinhian-Kultur" 12.000 bis 10.000 v. Ztr. in Vietnam (Wiki), der sich hinwiederum nicht (!) bei den heutigen Chinesen, Koreanern und Japanern findet. Daß es herkunftmäßige Verwandtschaft zwischen den Jomon und den Tibetern gibt, die zurück geführt werden kann auf die Frühzeit der Besiedlung Asiens durch anatomisch moderne Menschen, war ja schon in Andeutungen bekannt und davon war auch hier auf dem Blog schon gesprochen worden. Aber ob es schon früher Hinweise aus der Physischen Anthropologie, Sprach- oder Völkerkunde gab, daß Tibeter und Jomon zwar Vietnamesische, aber keine südchinesische (Amis-)Herkunft haben? Dieser Umstand könnte doch, so wird uns gerade bewußt, helles Licht werfen auf bislang noch sehr im Verborgenen liegende weltgeschichtliche Zusammenhänge.
Die Völker Ostasiens und ihre Herkunftsanteile - Eine neue Übersicht
Hier deutet sich ja an, was sich auch für die Mittlere Wolga um 4.500 v. Ztr. andeutete: Die modernste Genetik des heutigen Ostasien mit (IQ von 105) konnte in Form der modernen Chinesen (Koreaner und Japaner) erst entstehen, als es zu einer "glücklichen", "gleichberechtigten" Kombination südchinesischer und nordchinesischer Genetik gekommen war. Das könnte in Parallele gesetzt werden zu einem ähnlichen Vorgang bei der Ethnogenese der Indogermanen um 4.500 v. Ztr. an der Mittleren Wolga, wo es zu einer "glücklichen", "gleichberechtigten" Kombination kaukasisch-neolithischer Bauern- und nordosteuropäischer Jäger-Sammler-Genetik gekommen war.*)
Ob so die Intelligenz-Evolution dieser beiden Völkergruppen auf der Nordhalbkugel im Zusammenspiel mit den Bauernkulturen des frühen fünften Jahrtausends, die sich von Süden her gen Norden ausbreiteten, erklärt werden kann?
Sind zwischen Gelbem Fluß und Jangtse zwei sehr unterschiedliche Völkergruppen aufeinander getroffen und ist aus dem Zusammentreffen dieser beiden sehr unterschiedlichen Völkergruppen einerseits am Gelben Fluß der seßhafte Hirseanbau und am Jangtse der seßhafte Reisanbau entstanden? Der Spielraum für denkbare Szenarien wird jedenfalls um so mehr Anhaltspunkte man zusammen trägt, kleiner.
Doch gehen wir zunächst erst einmal noch die Grafik (Abb. 1) einigermaßen zu Ende durch: Die archäologischen Kulturen der westlichen Xiongnu und die archäologische Kultur der Hunnen des Tianshan hatten den größten Anteil früh-indogermanischer Genetik dieser Zusammenstellung. Sie hatten grob eine ähnliche Herkunftszusammensetzung wie noch heute die Kalmücken, bei denen sich aber die Genetik stark in Richtung Überwiegen des nordasiatischen Herkunftsanteils verschoben hat seither. Auffälligerweise findet sich hier offenbar nirgendwo der südchinesische Amis-Herkunftsanteil. Falls es also überhaupt direkten Kontakt der indogermanischen Steppenvölker mit chinesischen Bauern gegeben hat, so hat dieser Kontakt keine umfangreichen Heiratsbeziehungen mit sich gebracht. Heiratsbeziehungen gingen die Indogermanen offenbar nur mit nordasiatischen Steppenvölkern ein, die noch keine Bauern der chinesischen Kultur im Engeren waren. Naheliegenderweise stammt der "nordchinesische" Herkunftsanteil dieser Steppenvölker also gar nicht von chinesischen Ackerbauern, sondern von Herdenhaltern nördlich des seßhaften China, die deshalb auch noch gar keine südchinesischen genetischen Anteile in sich aufgenommen hatten. Man spürt hier schon, wie dicht man der Lösung des Rätsels der Ethnogenese der Chinesen ist.
Die Mongolen hinwiederum haben den südasiatischen Herkunftsanteil, den auch die Chinesen haben, wenn auch nicht in dem Umfang wie die Chinesen. Andere genannte Steppenvölker weisen aber - wie gesagt - den nordasiatischen Herkunftsanteil der Chinesen auf aber keinerlei südasiatischen Anteil. Das könnte heißen, daß die Mongolen erst sehr spät aus Vermischung mit Chinesen entstanden sein könnten, während andere Steppenvölker schon zuvor entstanden waren aus Vermischung von Indogermanen mit rein nordasiatischen Steppenvölkern.
Wenn wir es außerdem recht verstehen, steht "Namazga" in Abb. 1 für Turkvolk-Herkunft. Allerdings wäre noch zu klären, ob die früheste Ackerbau-Kultur in Turkmenistan, nämlich die Namazga-Kultur (Wiki), wirklich eine ganz eigene, alte genetische Herkunftsgruppe repräsentierte, wie das hier nahegelegt scheint. Aber wir gehen einstweilen einmal davon aus.
Jedenfalls gewinnt man den Eindruck, daß die Amis-Herkunft sich erst - lange (?) - nach der ur-vietnamesischen Herkunft in Südasien ausgebreitet hat. Und da wäre es schon interessant, die Einzelheiten dieses Prozesses noch besser kennenzulernen. Und so sei noch einmal die Frage wiederholt: Ist diese südchinesische Amis-Herkunft der Herkunftsanteil jener Völkergruppe, die zuerst zum Ackerbau übergegangen ist in Asien, womit sie parallel gesetzt werden könnte zu den kaukasus- und anatolisch-neolithischen Völkergruppen in Europa und im Vorderen Orient?
Offenbar war es doch auch diese Amis-Völkergruppe, die so fortschrittlich und begabt war, daß sie nachmals zur Ausbreitung der ganzen austroasiatischen Völkergruppe im Südostpazifik Anlaß gab. Große Linien der Völker- und Weltgeschichte deuten sich hier an.**) Plötzlich bekommt diese südchinesische Amis-Völkergruppe für Asien eine ganz neue Bedeutung. Ihre Bedeutung für die Ethnogenese der drei großen heutigen ostasiatischen Industrienationen war ja bislang im Grunde entweder gar nicht bekannt oder machte man sich gar nicht so recht bewußt. Aber gerade diesem Herkunftsanteil scheint man ja die allergrößte Bedeutung zusprechen zu müssen. Wobei auch hier wieder gilt: Isoliert für sich genommen hatte sie nicht eine solche weltgeschichtliche Explosivkraft entfaltet als sie es dann tat in Kombination mit dem nordasiatischen Herkunftsanteil, was dann Bronzezeit, Achsenzeit und viele andere Folgewirkungen mit sich brachte.***)
Übrigens kann daran erinnert werden, daß auch die dritte Volksgruppe mit hohem Intelligenz-Quotienten, die aschkenasischen Juden Produkt einer "geglückten", "gleichberechtigten" Vermischung zweier sehr unterschiedlicher Herkunftsanteile zu sein scheinen, nämlich - grob gesprochen - der vorderorientalischen Herkunft und der - grob gesprochen - europäischen Herkunft. Ob wohl aus all dem eine allgemeinere Regel abgeleitet werden kann? Wie wir an zahllosen anderen Beispielen von Vermischungen sehen können, haben die wenigsten solchen Völkervermischungen solche immensen Folgen wie jene bei der Ethnogenese des chinesischen Volkes, wie jene bei der Ethnogenese der Indogermanen und wie jene bei der Ethnogenese der aschkenasischen Juden. Im Gegenteil: Insgesamt drängt die Weltgeschichte einem eher den Eindruck auf, daß Völker um so mehr an Begabung verlieren, um so mehr sie sich mit anderen vermischen - eben abgesehen von den bekannten genannten und sicherlich noch einigen weiteren - aber wenigen - Ausnahmen.
Wenn also seit dem Spätneolithikum neue Völkergruppen ("Rassen") auf der Nordhalbkugel entstanden, die auch noch die Hervorbringung der heutigen Industrienationen getragen haben, dann sind sie jeweils entstanden aus einer "geglückten", "gleichberechtigten" Vermischung zweier jeweils sehr unterschiedlicher genetischer Herkünfte. So viel darf sicherlich schon zu jetzigem Zeitpunkt als einigermaßen sicher festgehalten werden.
Es geschah das wahrscheinlich dadurch, daß die Verhaltensgenetik der einen Völkergruppe unter großem Streß in die Verhaltensgenetik einer völlig anderen Völkergruppe "integriert" wurde, daß beide miteinander "fusionierten", wobei viele genetische und kulturelle Anpassungsprozesse notwendig gewesen sein mögen, und wobei viel kulturelle und genetische Selektion dazu beigetragen haben mag, daß geglückte, erfolgreiche Produkte dabei heraus gekommen sind, die in folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden sehr erfolgreiche gruppenevolutionäre Strategien ausbilden sollten, Strategien, die noch heute allerorts auf der Erde besichtigt werden können (allerdings heute vielerorts auch Evolutionsstabilität verloren haben).
Große asiatische Völker wie die Vietnamesen oder die Kambodschaner (Khmer) gehören zu den austroasiatischen Sprachen (Wiki). Kleine Minderheitenvölker wie die Hmong in Südchina gehören zu der Hmong-Mien-Sprachfamilie (Wiki). Thailändisch gehört zu den Tai-Kadai- (Kra-Dai-)Sprachen (Wiki). Alle diese Völker weisen heute - obwohl unterschiedlichen Sprachfamilien angehörend - weit über 50 % südasiatische Amis-Herkunft auf (s. Abb. 1). Außer bei den südchinesischen Hmong weisen sie auch alle einen kleineren Anteil von Hoabinhian-Genetik auf. Diese Hoabinhian-Genetik hat aber keinen Einfluß auf das chinesische Volk genommen, was ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Chinesen von den genannten südasiatischen Völkern darstellt. Womöglich kann also als allgemeinere Regel festgestellt werden: Erfolgreich ist, wer sich vermischt, aber zugleich auch, wer sich nicht zu viel vermischt.
Die Thailänder und Kambodschaner weisen also - wie schon gesagt - einen kleinen Anteil Namazga-Genetik auf. Die Amis selbst (Wiki) sprechen nun wiederum eine Sprache der austronesischen Sprachgruppe (Wiki). Das ist ja auch naheliegend, denn sie wohnen im Ursprungsraum dieser südpazifischen Sprachgruppe mit ihrem riesigen Ausbreitungsraum, wobei das Austronesische kulturell auch Einfluß auf das Japanische genommen haben soll (wobei allerdings genetische Einflüsse kaum eine Rolle gespielt haben). Die ursprüngliche südchinesische "Amis"-Völkergruppe hat heute also Nachkommen in vier großen Sprachfamilien. Ob das auf bäuerliche Expansion vom Jangtsetal in alle Richtungen hin zurück geführt werden kann? Und ob Vergleichbares auch für andere Großgruppen (Völkergruppen) der Menschheit gesagt werden kann?
Die viel gesuchten "Geister-Populationen", die zur Ethnogenese des chinesischen Volkes beitrugen
In der Vorabdruck-Studie wird mit Bezug auf ein Zitat aus dem Buch von David Reich über jene "Geister-Population am Gelben Fluß, bzw. am Jangtse" ausgeführt, nach der die Archäogenetik derzeit sucht (1):
Die südlichen Han sind von ihrer Herkunft her angeordnet zwischen den nördlichen Ostasiaten und den südöstlichen Asiaten, was übereinstimmt mit der Theorie des "Geister-Volkes am Gelben Fluß, bzw. am Jangtse" und der Schlußfolgerung, daß die Han-Chinesen eine Vermischung beider vorgeschlagener Völkergruppen sind.Zu dieser Theorie finden wir im Internet die Angabe (LostFootsteps):
Original: Southern Hàn clusters between northern East Asians and Southeast Asians, consistent the “Yellow/Yangtze River Ghost Population” theory and the inference that Hàn Chinese is the admixture of both proposed populations.
Das Geister-Volk am Gelben Fluß könnte eine Sprache gesprochen haben, aus der später das Burmesische, das Tibetische und das Chinesische entstand. Das Geister-Volk am Jangtse-Fluß könnte eine Sprache gesprochen haben, aus der später das Munda (in Indien), Mon, das Kambodschanische und das Vietnamesische entstand. Die Han-Chinesen entstanden wahrscheinlich aus einer Vermischung dieser beiden "Geister-Völker" um 3.000 v. Ztr..(Siehe auch: Anthropogenica 2018). 3.000 v. Ztr. ist sehr, sehr spät angesetzt. Auch könnte der Gedankengang noch viel zu schlicht formuliert sein. Man möchte doch eher vermuten, daß das chinesische Volk zu einer Zeit entstanden ist, als die Bevölkerungsdichte noch nicht so hoch war wie sie unter Bauernvölkern dieses Raumes um 3.000 v. Ztr. zwangsläufig gewesen sein muß. Sonst hätte sich doch die Genetik nicht so einheitlich über einen so großen Raum hinweg durchsetzen können. Jedenfalls: So einfach wie hier kann man es sich heute auch bei der Ethnogenese des Volkes der Urindogermanen nicht machen. Das könnte also auch in Ostasien noch deutlich komplexer gewesen sein als es hier im ersten Rätselraten vermutet wird. Vielleicht ist auch das folgende Detail noch weiterführend (1):
Original: The Yellow River ghost population may have spoken a language ancestral to Burmese, Tibetan, and Chinese. The Yangtze River ghost population likely spoke a language ancestral to Munda (in India), Mon, Cambodian, and Vietnamese. The "Han" Chinese likely emerged from a mix of these two 'ghost' populations around 5,000 BP..
Es gibt eine enge Verbindung zwischen der materiellen Kultur des neolithischen Jangtse-Delta's und den späteren austronesischen, pazifischen Inseln.Wenn auch die Ausbreitung des Austronesischen erst vergleichsweise spät einsetzte, deutet sich dennoch das Jangtse-Delta als ein Angelpunkt der Geschehnisse an. Ging hier um 10.000 v. Ztr. (?) ein Amis-Fischer-Volk zum Reisanbau über und breitet sich von dort aus mitsamt dem Reis-, bzw. Hirse-Anbau sehr schnell alle Richtungen hin aus? Was wohl da zwischen Gelbem Fluß und Jangtse geschah als zwei sehr unterschiedliche Kulturen und damit verbundene Begabungsgenetiken zusammen trafen?
Original: There is a strong bond between the material culture of Neolithic Yangtze Delta and later Austronesian Pacific islands.
"Hybrid fitness"?
In der Biologie ist ganz allgemein von der "hybrid fitness" die Rede (PlosGenetics2019). Dabei wird diskutiert, daß Mischlinge zwischen zwei Arten oder Unterarten einer Tier- oder Pflanzenart entweder evolutive Vor- oder Nachteile mit sich bringen können. Das wird auch unter Stichworten wie "Hybride" (Wiki, engl) und "Hybrid vigor" oder "Heterosis-Effekt" (Wiki, engl) oder "Heterozygote adventage" erörtert.
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*) In Tibet übrigens hat sich aus einer ursprünglicheren asiatischen Genetik heraus eine herrschsüchtige, männliche Priesterkaste gebildet, die parallel gesetzt werden kann zu der römisch-katholischen Priesterkaste in Euroopa, die schwerpunktmäßig ebenfalls aus einer eher ursprünglicheren europäischen Genetik hervorgegangen ist. Beide Priesterkasten schauen seit Jahrhunderten - im Verbund mit jeweiligen "Ultramontanen" - mit "Ressentiment" und Herrschsucht auf die fortschrittlicheren Völker im Norden ihrer jeweiligen Kontinente. Womöglich ist hier eine der tieferen, antreibenden Gegensätze der Weltgeschichte zu finden.
**) Zumindest dem Blogautor, andere mögen sie schon vorher erahnt haben, ohne daß der Blogautor davon etwas mitbekommen hat.
***) Auffällig, daß der Vorabdruck, auf den wir uns hier beziehen, obwohl er seit dem 9. August öffentlich ist, weder auf Twitter noch auf Facebook bis heute ein einziges mal scheint geteilt worden zu sein (1). Das ist doch sonst bei solchen Vorabdrucken nicht der Fall. Oder hatten alle potentiellen Leser und Blogger ebensowenig Zeit, sich diesen Vorabdruck bislang vorzuknöpfen wie der Autor dieser Zeilen?
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- Inland-coastal bifurcation of southern East Asians revealed by Hmong-Mien genomic history. By Zi-Yang Xia, Shi Yan, Chuan-Chao Wang, Hong-Xiang Zheng, Fan Zhang, Yu-Chi Liu, Ge Yu, Bin-Xia Yu, Li-Li Shu, Li Jin bioRxiv 730903, 9.8.2019; doi: https://doi.org/10.1101/730903, https://www.biorxiv.org/content/10.1101/730903v1.full
- Bading, Ingo: Die Indogermanen an der Nordgrenze Chinas - Neues über Yuezhi, Xiongnu, Weiße Hunnen und Skythen Zur Archäogenetik der Dsungarei - und des benachbarten Tarim-Beckens, 10. August 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/08/die-indogermanen-der-nordgrenze-chinas.html
- Bading, Ingo: Die Intelligenz-Evolution der Völker weltweit - Mit und ohne "genetic replacement" Im Vorderen Orient und in Ostasien gab es viel genetische Kontinuität seit 10.000 Jahren, in Europa nicht, 9. Mai 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/05/intelligenz-evolution-mit-und-ohne.html
- Bading, Ingo: Wie evoluiert die Intelligenz? Livestream vom 15.2.2020, https://youtu.be/WmKpAvLsp3I?t=1948
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