Völker, Gene und Archäologen - Einige Fragestellungen und Ergebnisse der aktuellen Forschung
In diesem Video werden einige neue Forschungsergebnisse behandelt, die in den letzten beiden Wochen bekannt geworden sind, und über die ich auf Facebook berichtet habe.
In diesem Video werden einige neue Forschungsergebnisse behandelt, die in den letzten beiden Wochen bekannt geworden sind, und über die ich auf Facebook berichtet habe.
Die "Germania" des Tacitus - Ein zuverlässiger Bericht
01:15 - In Dänemark wurden Skelette einer Schlacht zwischen Germanenstämmen ausgegraben, die Hinweise auf rituelle Behandlung aufweisen, von denen auch Tacitus berichtet hat (1). (Leider ist mir hier wieder einmal ein schon vier Jahre alter Artikel als "aktuell" angezeigt worden, aber egal.) Wieder einmal Bestätigungen des Tacitus aus der Archäologie heraus, was den Quellenwert seiner Schriften einmal erneut erhöht und auch bestätigt, was auf Wikipedia zu seiner "Germania" schon verzeichnet ist (2):
"Andere Forscher halten das Werk (...) für eine objektive Ethnographie. Diese, stellenweise stark polarisierenden, negativen und positiven Gegensätze zu Tacitus’ eigener Kultur dienten demnach lediglich dem Verständnis des Andersartigen. Dafür spricht, daß sich viele seiner Beschreibungen als richtig herausgestellt haben und durch die moderne Archäologie bestätigt wurden."
Germanen und Kelten - Was unterscheidet sie genetisch?
06:45 - Mein erster Archäogenetik-Test sagt, ich bin am ehesten mit einigen germanischen Völkerwanderungs-Stämmen verwandt (Alemannen, Franken, Langobarden) und auch mit Kelten und Glockenbecher-Kultur (3). Ich vermute, daß die Kelten, abstammend von der bevölkerungsdichten Aunjetitzer Kultur, genetisch weniger homogen waren als die Germanen aus Skandinavien, das vor der Eisenzeit geringere Bevölkerungsdichte aufwies als zeitgleich die deutschen Mittelgebirge. Deshalb dürften die Kelten mehr mediterrane Genetik in sich getragen haben als die Germanen. Die Germanen haben die Kelten jedenfalls als "Welsche" empfunden (Wiki).
Stammen die Philister aus Mitteleuropa?
Ergänzung 7.7.2019: Vielleicht ist damit auch die europäische Genetik zu erklären, die soeben nachgewiesen wurde für das Volk der Philister um 1200 v. Ztr. in Askalon im heutigen Libanon (11-14). Damit kommt das Atlantis-Rätsel seiner Auflösung nämlich vermutlich näher. Die Seevölker, die um 1200 v. Ztr. Ägypten angriffen, als das Großreich der Hethiter zusammen brach, stammten nämlich genetisch aus Europa, vielleicht aus dem nördlichen Mittelmeerraum.
Während in der Bronzezeit in Askalon, im heutigen Libanon, Menschen vorwiegend kaukasisch-neolithischer Abstammung lebten, kam mit dem Seevölkersturm um 1200 v.d. Ztr. und mit der Ansiedlung der Philister europäische Genetik nach Askalon. Leider ist noch nichts Genaues darüber zu sagen, wie diese europäische Genetik konkreter eingegrenzt werden kann. Auf eindeutigere "Steppen"-Herkunft (Indogermanen) scheinen die Ergebnisse bislang nicht hinzudeuten. Dennoch ist wohl auch weiterhin nicht völlig ausgeschlossen, daß Teile der Seevölker aus Mittel- oder sogar Nordeuropa kamen. Und übrigens: Oben im Himmel sitzen gerade Gustaf Kossinna und Jürgen Spanuth zusammen und reden sich die Köpfe heiß über die neuen Ergebnisse.
11:45 - Die Ethnogenese der aschkenasischen Juden ist weiterhin nicht sehr gut geklärt. Stammen sie zum Teil von spätantiken, hellenisierten Römern ab (4, 5)?
Sollte Intelligenz-Forschung verboten werden?
14:30 - Sollte Intelligenz-Forschung verboten werden?, ist 2016 ernsthaft in der wissenschaftlichen Literatur gefragt worden, der IQ-Forscher Gerhard Meisenberg hat darauf 2019 in einem Artikel geantwortet. Paige Harden hatte ja auch schon - eher scherzhaft - an die Verfolgung von Wissenschaftlern im Zusammenhang mit dem Lyssenkoismus (6) erinnert.
17:00 - Mehrere hunderttausend Wohnungen in Berlin fehlen, nachdem die Einwohnerschaft um mehrere hunderttausend Zuwanderer gestiegen ist. Peter Mersch erinnert an die Zusammenhänge, die hier vorliegen. Nur für die bisherige deutsche Bevölkerung gäbe es keine Wohnungsnot.
Stonehenge - Es wurde von der gleichen anatolisch-neolithischen Völkergruppe begründet wie Göbekli Tepe
18:00 - Begrabene in mittelneolithischen Megalithgräbern liefern keinen Hinweis darauf, daß matriarchalische Lebensverhältnisse vorlagen, wie oft in der Forschung angenommen worden war (Marija Gimbutas und andere). Außerdem zeigen sie geringe Anteile schwarzafrikansicher Genetik schon im Mittelneolithikum auf der spanischen Halbinsel an (Sklavenhandel?).
19:40 - Konrad Lorenz und wie wir bereit sein müssen, um der Wahrheit willen, Lieblingshypothesen zum Frühstück zu verspeisen und aufzugeben. Der Weg zur Wahrheit ist eben KEIN geradliniger. Hier aufgezeigt anhand der Megalithkultur und der Trichterbecherkultur, die eben beide genetisch nicht - wie Jahrhunderte lang angenommen - "urgermanisch" waren.
20:00 - Wurden Göbekli Tepe und Stonehenge im Prinzip von der genetisch gleichen Völkergruppe errichtet, der anatolisch-neolithischen (7)?
22:05 - Vertrete ich in meinen Videos "wilde Thesen" und stelle ich in ihnen "unhaltbare Behauptungen" auf?
26:20 - Hausmäuse als Indikatoren bronzezeitlicher Stadtkultur in Mitteleuropa und Südengland.
27:45 - Woher kamen die ersten Bauern auf den britischen Inseln (8, 9)?
30:30 - Der Herausgeber von "Science" blickt auf Consumer genetics (10).
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- Fate of the Vanquished. By Eric A. Powell, Nov./Dec. 2014, https://www.archaeology.org/issues/153-1411/trenches/2605-trenches-danish-sacrifical-bog
- https://de.wikipedia.org/wiki/Germania_(Tacitus)
- Bading, I.: Mein Archäogenetik-Test. 12.4.2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/04/mein-erster-archaogenetik-test.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/SchUM-St%C3%A4dte
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kalonymiden
- https://de.wikipedia.org/wiki/Lyssenkoismus
- Göbekli Tepe-Stonehenge - Erörterung mit Jens Notroff, https://twitter.com/I_Bading/status/1120378921520906246
- https://studgendeutsch.blogspot.com/2011/08/4100-v-ztr-tertiare-neolithisierung-im.html
- Selina Brace, Yoan Diekmann, Thomas J. Booth (...) Chris Stringer, David Reich, Mark G. Thomas & Ian Barnes: Ancient genomes indicate population replacement in Early Neolithic Britain. In: Nature Ecology & Evolution, April 2019, DOI: 10.1038/s41559-019-0871-9, https://www.researchgate.net/publication/332430722_Ancient_ genomes_indicate_population_replacement_in_Early_Neolithic_Britain
- https://www.facebook.com/ingo.bading/posts/2415407271826425, bzw. EDITORIAL Consuming personal genomics. By Jeremy Berg. In: Science 19 Apr 2019: Vol. 364, Issue 6437, pp. 213, https://science.sciencemag.org/content/364/6437/213
- https://www.sueddeutsche.de/wissen/israel-knochen-dna-erbgut-philister-bibel-1.4511393
- https://www.t-online.de/nachrichten/wissen/archaeologie/id_86039928/geheimnisvolle-philister-goliaths-vorfahren-stammen-aus-europa.html
- Philister waren offenbar Europäer | AFP, https://youtu.be/NEm7B9mh7AY
- Detailierter Bericht: "Ancient DNA May Reveal Origin Of The Philistines", https://youtu.be/USv9v9j1lNI
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