Freitag, 31. August 2018

Selbstkorrektur-Mechanismen in der modernen Wissenschaft

Es gibt in der alternativen Öffentlichkeit wenig Vertrauen in die etablierte Wissenschaft. Hier einmal ein Beispiel für die Selbstkorrektur-Mechanismen der etablierten Wissenschaft (1): Man hat gefunden, daß die Ergebnisse sozialwissenschaftlicher, empirischer Studien, die zwischen 2010 und 2015 in den beiden angesehensten Wissenschafts-Zeitschriften der Welt veröffentlicht worden waren, bei der Wiederholung dieser Studien nur in 62 % der Fälle zu denselben Ergebnissen kamen. Wahnsinn.

Das könnte man ja fast eine Bankrott-Erklärung der modernen empirischen Sozialwissenschaften nennen. Ich vermute, daß es darunter auch viele Studien gibt, die ich damals selbst mit großem Interesse zur Kenntnis genommen habe. Übrigens waren die jeweiligen Forscher selbst an der Wiederholung ihrer eigenen Studien beteiligt.

In Online-Umfragen wird festgestellt, daß Studenten und Wissenschaftler im Großen und Ganzen auch voraussagen können, welche der empirischen Studien bei Wiederholung der Datenerhebung zu denselben Ergebnissen kommen ("repliziert werden können") und welche nicht. Intuitiv kann man dafür also schon ein richtiges Gespür haben.

Insgesamt jedenfalls wieder einmal eines der vielen Fälle von Selbstkorrektur-Mechanismen der Wissenschaft. Von diesen gibt es viele und solche sollten doch einmal erneut aufzeigen, daß etwaige großflächige Manipulationsversuche insbesondere hinsichtlich der Erhebung empirischer Daten (weniger in der Interpretation derselben gegenüber der Öffentlichkeit) nirgendwo so schwer sind und nirgendwo so schnell wieder aufgedeckt werden als in der modernen Wissenschaft selbst. Der Wahrheitswille des Menschen ist nicht tot zu kriegen. In der Wissenschaft schauen auch zu viele Augen auf das, was dort geschieht.

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  1. Servick, K. (2018). Social science studies get a “generous” test. Science, 361(6405), 836–836. doi:10.1126/science.361.6405.836 url to share this paper: http://science.sciencemag.org/content/361/6405/836

Donnerstag, 30. August 2018

Blonde Männer, braunhaarige Frauen - Als das deutsche Volk entstand

Die ersten Bajuwaren um 500 n. Ztr.

Die Männer der frühen Bajuwaren um 500 n. Ztr. waren groß, blond und blauäugig und kamen aus Nordeuropa. Die Frauen der frühen Bajuwaren waren braunäugig und braunhaarig, ihre nächsten genetischen Verwandten leben heute in Rumänien und Bulgarien, sowie allgemein in Südeuropa, der Türkei und Südosteuropa. So das Ergebnis einer Studie, die schon im März veröffentlicht worden war (1):

Die Mehrheit (∼80 %) der Personen mit normalem oder halbdeformiertem Schädel (und damit nord-/mitteleuropäischer Abstammung) wies eine hohe Wahrscheinlichkeit für blaue Augen und blondes Haar auf (...). Im Gegensatz dazu hatte die Mehrheit der Frauen mit deformierten Schädeln mit hoher Wahrscheinlichkeit braune Augen (80 % der Personen). Sowohl braunes als auch blondes Haar (∼60 % bzw. 40 % der Personen) war in der letzteren Stichprobe vertreten.
The majority (∼80%) of individuals with normal or intermediate skulls (and thus northern/central European ancestry) showed high probabilities for blue eyes and blonde hair (SI Appendix, Fig. S7 A and B); in contrast, the majority of women with deformed skulls had a high likelihood for brown eyes (80% of individuals), and both brown and blonde hair (∼60% and 40% of individuals, respectively) were represented in the sample.

Auch die angeborene Fähigkeit zur Erwachsenen-Rohmildverdauung ähnelt der wie sie heute in den beiden jeweiligen Herkunftsregionen vorliegt (1). Die Schwarze Pest, die zwischen dem Frühmittelalter und uns heute liegt, scheint bezüglich solcher und weiterer untersuchter Eigenschaften (Phänotypen) wenig Selektion mit sich gebracht zu haben.

Abb. 1: Spangenhelm aus einem Fürstengrab in Gammertingen (Alp), 570 n. Ztr. (Wiki)

Unter den untersuchten frühmittelalterlichen Menschen Bayerns findet sich keiner mit einer Herkunft, die dezidiert auf die Bevölkerung des römischen Reiches zurück zu führen wäre. Womöglich ist also die romanische Bevölkerung in Bayern mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches vollständig abgewandert, bzw. ausgestorben, bzw. hat sich von dieser nur Bevölkerung erhalten, die schon vor der römischen Besiedlung ansässig war (also bspw. keltische oder germanische Stämme).

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  1. Population genomic analysis of elongated skulls reveals extensive female-biased immigration in Early Medieval Bavaria. By Krishna R. Veeramah, Andreas Rott, Melanie Groß, Lucy van Dorp, Saioa López, Karola Kirsanow, Christian Sell, Jens Blöcher, Daniel Wegmann, Vivian Link, Zuzana Hofmanová, Joris Peters, Bernd Trautmann, Anja Gairhos, Jochen Haberstroh, Bernd Päffgen, Garrett Hellenthal, Brigitte Haas-Gebhard, Michaela Harbeck, Joachim Burger. In: Proceedings of the National Academy of Sciences Mar 2018, 115 (13) 3494-3499; DOI: 10.1073/pnas.1719880115
  2. https://www.heise.de/tp/features/Bajuwaren-waren-deutlich-blonder-und-blauaeugiger-als-Bayern-3999881.html
  3. https://en.wikipedia.org/wiki/Blond 
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