Zu Weihnachten leuchtet wieder so manches Frauenauge, wenn sie unter dem Weihnachtsbaum liegen: teure Ohrringe. Vor tausenden von Jahren wird es nicht anders gewesen sein ...
Um 500 v. Ztr., in einer Zeit, in der die Sogder (1) zusammen mit den Persern gegen Griechenland in den Krieg zogen, wobei es ihnen nicht gelang, die Griechen zu unterwerfen, und in späterer Zeit bis 500 n. Ztr., in der diese Sogder ein Handelsnetz von Byzanz - oder gar von den Wikinger-Städten der Ostsee - bis nach China und Korea spannten (2), in diesem Zeitraum spannte sich parallel ein Handelsnetz von Osttaiwan aus über die südostasiatische Inselwelt bis zu den Philippinen, bis an die Küsten Vietnams, Kambodscha's, Thailand's und Borneo's (3, 4). Dies kann der folgenden Karte (aus: 3) entnommen werden:
Gelbe Sterne darin markieren Fundorte von Jade-Ohrringen, deren Herkunft von Osttaiwan gerade wissenschaftlich bewiesen wurde (3), blaue Sterne Jade-Ohrringe, bei denen - aufgrund der Beschaffenheit des Materials - diese Herkunft vermutet wird. (Schwarze Punkte markieren Orte mit Jade-Objekten, die nicht aus Taiwan stammen.)
Die Bedeutung Südost-Taiwan's für die Geschichte
In früheren Jahrzehnten war von den Archäologen und Kulturhistorikern vermutet worden, daß der Ursprungsort für die Verbreitung der abgebildeten Jade-Ohrringe irgendwo am asiatischen Festland gelegen hätte. Auch von den Archäologen auf Taiwan selbst war dies angenommen worden. Wie man aber erst jüngst feststellte, stammen sehr viele Jade-Objekte von dem Ort Fengtian in Osttaiwan und haben eine spezifische Beschaffenheit, die sie von anderen Jade-Objekten unterscheiden: durchscheinendes Grün mit schwarzen Punkten im Material.
Beile, Armbänder und Ketten aus Jade sind ebenfalls auf Taiwan und den Philippinen gefunden worden. Sie wurden aber noch nicht mit exakten denselben Methoden auf ihre Herkunft hin untersucht wie die abgebildeten Jade-Ohrringe, die sehr zeitaufwendig und teuer in der Herstellung waren und deshalb wohl nur von Eliten benutzt worden sind. Das Alter dieser anderen Objekte reicht insgesamt bis 3.000 v. Ztr. zurück, ihre Herkunft von Osttaiwan wird ebenfalls als wahrscheinlich angesehen.
Man nimmt also an, daß die ersten neolithischen, austronesischen Siedler, die von Osttaiwan aus um 2.000 v. Ztr. zu den Philippinen übersetzten (nach Luzon) auch diese Objekte mitbrachten und die Handelskontakte zu ihrer Heimatregion dann über 2.500 Jahre hinweg aufrecht erhielten. Es waren ja diese Siedler, die sich dann über die ganze südost-asiatische Inselwelt ausbreiteten (zusammen mit ihren Haustieren und vielen anderen Kulturgütern) (5), und die in Auslegerbooten auch die waghalsigen Fahrten zur polynesischen Inselwelt unternahmen und dort siedelten.
Erstaunlich ist, daß dieses für die ganze pazifische Region so außerordentlich bedeutsame, austronesische Volk von Osttaiwan erst in den letzten Jahren - und zwar zunächst über genetische Studien, jetzt über diese Jade-Studien - in seiner geschichtlichen Bedeutung "wieder"-erkannt wurde. In Taiwan leben heute in großer Mehrheit "Han-Chinesen", die die Ureinwohner Taiwans, die Verwandten der damaligen neolithischen Siedler, durch Jahrhunderte lange Zuwanderung sehr weitgehend verdrängt haben.
Bislang ist - zumindest für eine breitere Öffentlichkeit - noch recht wenig über dieses vor-han-chinesische Volk in Osttaiwan bekannt, das zumindest die Rohstoffe für diese Ohrringe gewonnen hat und zum Teil wohl auch diese selbst produziert hat. All das spielte sich jedenfalls ab, bevor der indische religiöse, philosophische und architektonische Einfluß im späteren ersten Jahrtausend n. Ztr. in Südostasien spürbar geworden ist.
_____________________
1. siehe frühere Studium generale-Beiträge, Suchwort "Sogder"
2. Jäger, Ulf: Reiterkrieger zwischen Rheinland und Korea. 2006
3. Hung, Hsiao-Chun: Ancient jades map 3,000 years of prehistoric exchange in Southeast Asia. In: PNAS, 11.12.2007, Vol. 104, No. 50, S. 19745-19750
4. Sanderson, Katharine: Jade and language travelled together. Skilled jade craftsmen may have helped to spread the Austronesian languages. In: Nature, 19.11.07 (siehe auch Berliner Zeitung, Spektr. d. Wiss.)
5. siehe frühere Studium generale-Beiträge unter der Kategorie "Südasien"
Um 500 v. Ztr., in einer Zeit, in der die Sogder (1) zusammen mit den Persern gegen Griechenland in den Krieg zogen, wobei es ihnen nicht gelang, die Griechen zu unterwerfen, und in späterer Zeit bis 500 n. Ztr., in der diese Sogder ein Handelsnetz von Byzanz - oder gar von den Wikinger-Städten der Ostsee - bis nach China und Korea spannten (2), in diesem Zeitraum spannte sich parallel ein Handelsnetz von Osttaiwan aus über die südostasiatische Inselwelt bis zu den Philippinen, bis an die Küsten Vietnams, Kambodscha's, Thailand's und Borneo's (3, 4). Dies kann der folgenden Karte (aus: 3) entnommen werden:
Gelbe Sterne darin markieren Fundorte von Jade-Ohrringen, deren Herkunft von Osttaiwan gerade wissenschaftlich bewiesen wurde (3), blaue Sterne Jade-Ohrringe, bei denen - aufgrund der Beschaffenheit des Materials - diese Herkunft vermutet wird. (Schwarze Punkte markieren Orte mit Jade-Objekten, die nicht aus Taiwan stammen.)
Die Bedeutung Südost-Taiwan's für die Geschichte
In früheren Jahrzehnten war von den Archäologen und Kulturhistorikern vermutet worden, daß der Ursprungsort für die Verbreitung der abgebildeten Jade-Ohrringe irgendwo am asiatischen Festland gelegen hätte. Auch von den Archäologen auf Taiwan selbst war dies angenommen worden. Wie man aber erst jüngst feststellte, stammen sehr viele Jade-Objekte von dem Ort Fengtian in Osttaiwan und haben eine spezifische Beschaffenheit, die sie von anderen Jade-Objekten unterscheiden: durchscheinendes Grün mit schwarzen Punkten im Material.
Beile, Armbänder und Ketten aus Jade sind ebenfalls auf Taiwan und den Philippinen gefunden worden. Sie wurden aber noch nicht mit exakten denselben Methoden auf ihre Herkunft hin untersucht wie die abgebildeten Jade-Ohrringe, die sehr zeitaufwendig und teuer in der Herstellung waren und deshalb wohl nur von Eliten benutzt worden sind. Das Alter dieser anderen Objekte reicht insgesamt bis 3.000 v. Ztr. zurück, ihre Herkunft von Osttaiwan wird ebenfalls als wahrscheinlich angesehen.
Man nimmt also an, daß die ersten neolithischen, austronesischen Siedler, die von Osttaiwan aus um 2.000 v. Ztr. zu den Philippinen übersetzten (nach Luzon) auch diese Objekte mitbrachten und die Handelskontakte zu ihrer Heimatregion dann über 2.500 Jahre hinweg aufrecht erhielten. Es waren ja diese Siedler, die sich dann über die ganze südost-asiatische Inselwelt ausbreiteten (zusammen mit ihren Haustieren und vielen anderen Kulturgütern) (5), und die in Auslegerbooten auch die waghalsigen Fahrten zur polynesischen Inselwelt unternahmen und dort siedelten.
Erstaunlich ist, daß dieses für die ganze pazifische Region so außerordentlich bedeutsame, austronesische Volk von Osttaiwan erst in den letzten Jahren - und zwar zunächst über genetische Studien, jetzt über diese Jade-Studien - in seiner geschichtlichen Bedeutung "wieder"-erkannt wurde. In Taiwan leben heute in großer Mehrheit "Han-Chinesen", die die Ureinwohner Taiwans, die Verwandten der damaligen neolithischen Siedler, durch Jahrhunderte lange Zuwanderung sehr weitgehend verdrängt haben.
Bislang ist - zumindest für eine breitere Öffentlichkeit - noch recht wenig über dieses vor-han-chinesische Volk in Osttaiwan bekannt, das zumindest die Rohstoffe für diese Ohrringe gewonnen hat und zum Teil wohl auch diese selbst produziert hat. All das spielte sich jedenfalls ab, bevor der indische religiöse, philosophische und architektonische Einfluß im späteren ersten Jahrtausend n. Ztr. in Südostasien spürbar geworden ist.
_____________________
1. siehe frühere Studium generale-Beiträge, Suchwort "Sogder"
2. Jäger, Ulf: Reiterkrieger zwischen Rheinland und Korea. 2006
3. Hung, Hsiao-Chun: Ancient jades map 3,000 years of prehistoric exchange in Southeast Asia. In: PNAS, 11.12.2007, Vol. 104, No. 50, S. 19745-19750
4. Sanderson, Katharine: Jade and language travelled together. Skilled jade craftsmen may have helped to spread the Austronesian languages. In: Nature, 19.11.07 (siehe auch Berliner Zeitung, Spektr. d. Wiss.)
5. siehe frühere Studium generale-Beiträge unter der Kategorie "Südasien"
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen