- Die "Castelluccio-Kultur" auf Sizilien (2.500-1.400 v. Ztr.) nimmt eine Scharnierfunktion ein
Nach Dänemark kam die (anatolisch-neolithische) Kugelamphorenkultur über Zwischenstufen fast zeitgleich mit der indogermanischen schnurkeramischen Kultur zwischen 3.000 und 2.900 v. Ztr. (18, 19). Fast drängt sich dabei der Eindruck auf, als hätten die Schnurkeramiker Königreiche oder Fürstentümer der Kugelamphorenkultur unterworfen, Krieger dieser Kultur als geschlossene Heeresverbände in ihr Heer aufgenommen und eingegliedert und als hätten sie mit diesen gemeinsam Dänemark erobert. So würde es vielleicht am passendsten zu erklären sein, warum Schnurkeramiker und Kugelamphorenkultur zwar fast zeitgleich in Dänemark auftreten und auch einen einschneidenden Kulturumbruch mit sich bringen, warum aber dennoch anfangs beide Kulturen scheinbar getrennt voneinander und unvermischt auftreten. Womöglich wurden dabei unterschiedlichen Heeresteilen unterschiedliche Siedlungsräume zugewiesen (18). Jedenfalls haben wir hier die Erscheinung, daß eine große, in Ostmitteleuropa weitverbreitete Kultur, nämlich die Kugelamphorenkultur, in weiträumige Bewegung gerät kurz bevor dies auch für die indogermanische Schnurkeramik-Kultur gilt und kurz bevor diese große Kugelamphorenkultur untergeht und von den Schnurkeramikern ersetzt wird.
Eine irgendwie ähnliche Zeitabfolge könnte bezüglich der Ausbreitung der Indogermanen auch im Mittelmeerraum zu beobachten sein, insbesonderen im östlichen Mittelmeerraum: Die Unruhe der indogermanischen Glockenbecherkultur von Spanien und Italien aus könnte auf irgendeine Weise mit dazu beigetragen haben, daß sich dreihundert Jahre später die iranisch-neolithische Genetik im östlichen Mittelmeerraum (weiter) nach Westen ausgebreitet hat, obwohl die Steppengenetik selbst in diesem östlichen Mittelmeerraum wiederum erst mehrere Jahrhunderte später deutlicher in Erscheinung tritt.
Abb. 1: Die "Schlafende Frau "von Malta, etwa 3.600 bis 3.000 v. Ztr. (Wiki) |
So jedenfalls in groben Umrissen und in vorläufiger Deutung jenes Geschehen, auf das durch zwei archäogenetische Studien zur Völkergeschichte des Mittelmeerraumes während der Bronzezeit erneut hingewiesen wird (1, 2, 14, 15). Im April letzten Jahres haben wir in einem ersten Teil des vorliegenden Beitrages (13) und in zugehörigen, erläuternden Videos (4, 5) jene archäogenetischen Preprint-Studien (1, 2) behandelt, deren endgültige Versionen in den letzten Tagen erschienen sind (14, 15, 16). Ihr Erscheinen regt dazu an, sich erneut mit der Thematik zu beschäftigen, nicht zuletzt deshalb, weil die beiden Studien zwischenzeitlich weitere Erkenntnisse mit sich bringen, bzw. frühere Erkenntnisse revidieren.
In der ersten Studie, die den westlichen Mittelmeerraum behandelt, sind jetzt nämlich nicht mehr nur 52, sondern 61 Skelette ausgewertet worden (14). In der zweiten Studie, die nur Sardinien behandelt (15), sind jetzt nicht mehr nur 43, sondern 70 Skelette - stammend von 21 Ausgrabungsstätten - ausgewertet worden. Hier gibt es offensichtlich archäologische Forschungsgruppen, die eng mit den archäogenetischen Laboren in Boston und anderwärts zusammenarbeiten. Diese Datenerweiterung und die damit zusammenhängende weitere intensive Beschäftigung der Forscher mit den Daten gab Anlaß, einige Aussagen der Preprint-Paper zu revidieren, bzw. sie zu entschiedeneren Aussagen umzuformulieren.
Allerdings geht die Studie immer noch nicht auf die von uns gestellte und behandelte Frage (13) ein, aufgrund welcher historischer Umstände es überhaupt zur Ausbreitung von iranisch-neolithischer Genetik nach Anatolien hinein gekommen sein könnte. Aber schauen wir uns das im Einzelnen an.
Kreta
In der Einleitung der Studie wird zunächst recht prägnant die Geschichte Kretas und damit der minoischen Kultur rekapituliert nach dem Forschungsstand der letzten Jahre (14):
In keinem der bisher publizierten Individuen der minoischen Kultur der Mittleren und Späten Bronzezeit (2.400 bis 1.700 v. Ztr.) auf Kreta im östlichen Mittelmeerraum gab es irgendeine nennenswerte Steppengenetik, allerdings trugen die Menschen hier 15 % iranisch-neolithische Genetik in sich. In Kreta und im nahen griechischen Festland wird Steppengenetik erst zur Zeit der mykenischen Kultur greifbar (um 1.600 bis 1.200 v. Ztr.).
Original: On the island of Crete in the eastern Mediterranean, there was little if any steppe ancestry in any of the published individuals from the Middle to Late Bronze Age Minoan culture (dating to 2400–1700 bc), although these individuals derived about 15% of their ancestry from groups related to early Iranian herders (Iranian-related ancestry). However, steppe ancestry arrived in Crete and nearby Greece by the time of the Mycenaean culture (around 1600–1200 bc; Fig. 1).
Das ist und bleibt weiterhin eine erstaunliche Aussage. Wenn das Ergebnis der Studien nämlich Bestand haben sollte, ergibt sich nämlich ein ziemlich verrücktes Szenario für die Geschichte des Mittelmeerraumes in der Bronzezeit. Ein Szenario, wie es frühere Forscher gewiß nicht erwartet haben: Die indogermanische Steppengenetik der Glockenbecherkultur breitete sich in Italien aus - und von Spanien aus im westlichen Mittelmeerraum ab 2.200 v. Ztr..
Abb. 2: Keramik der Castellucio-Kultur auf Sizilien (2.200 bis 1.700 v. Ztr.) (Herkunft: izi.travel) |
Der östliche Mittelmeerraum einschließlich von Kreta blieb in jenen Zeiten davon aber noch unbehelligt. Und das, obwohl - oder weil? - die minoische Kultur auf Kreta ihre Paläste und Städte ja noch nicht einmal befestigt hatte und ein höchst prächtiges, aber friedliches Kulturbild von ihm auf uns heute überkommen ist. Tatsächlich sind die begeisternden Menschendarstellungen auf den berühmten minoischen Wandbildern auch alle sehr dunkelhaarig.
Sizilien
Im Neolithikum lebten auf Sizilien - wie sonst im Mittelmeerraum - Gesellschaften anatolisch-neolithischer Herkunft. Eher nebenbei sei bemerkt, was uns hier zum ersten mal auffällt: Diese trugen einen recht großen Herkunftsanteil westeuropäischer Jäger und Sammler in sich. Der westeuropäische Jäger-Sammler-Anteil als vorliegend schon im Mittelmeerraum in diesem Umfang war dem Autor dieser Zeilen bisher gar nicht bewußt. Vermutlich kam dieser schon bei der Ethnogenese der anatolisch-neolithischen Genetik dazu, also um 6.500 v. Ztr. und vor ihrer Ausbreitung über den gesamten Mittelmeer-Raum und bis nach Skandinavien. Wie auch immer. Die Menschen auf Sizilien legten eindrucksvolle Kollektivgräber an***) wie sie auch von anderen Mittelmeerinseln dieser Zeitstellung überliefert sind. Überhaupt ist ja auch die ikonografische Überlieferung der größeren Mittelmeerinseln aus dem Neolithikum sehr eindrucksvoll und bietet viel Gelegenheit zum Nachdenken (17) (Abb. 1).
Ab 2.200 v. Ztr. nun finden wir auf Sizilien Menschen mit Steppen-Genetik (14). Diese Steppengenetik kam nun - höchstwahrscheinlich - aus Spanien. Und anders als in Spanien brachte diese Steppen-Genetik auf Sizilien keineswegs einen vollständigen Bevölkerungsaustausch mit sich. Ursprüngliche Y-chromosomale Haplotypen blieben auf Sizilien - im Gegensatz zu Spanien - nämlich weiterhin existent. Die zwei frühesten Individuen mit Steppengenetik auf Sizilien besaßen 22 und 39 Prozent Steppen-Genetik. Dieser Anteil sank dann in nachfolgenden Jahrhunderten auf Sizilien auf 10 bis 15 Prozent.*) Ab 1800 v. Ztr. finden sich aber dann auf Sizilien Menschen mit einem Anteil von 15 % jener iranisch-neolithischen Genetik**), von der bezüglich der minoischen Kultur schon die Rede war. Im Diskussionsteil der Studie heißt es darüber (14):
Unsere Analyse zeigt, daß iranische genetische Herkunft, die in der Ägäis weit verbreitet war und während der Mittleren Bronzezeit in Verbindung stand mit der minoischen und der mykenischen Kultur, sich spätestens in der Zeit der Mykener zu einem beträchtlichen Anteil nach Westen bis Sizilien ausgebreitet hat. Eine Möglichkeit ist, daß sich diese Herkunft nach Westen ausgebreitet hat mit der mykenischen kulturellen Expansion.
Original: Our analysis shows that Iranian-related ancestry, which was widespread among the Aegean by the Middle Bronze Age in association with the Minoan and Mycenaean cultures, had also spread west into Sicily in a substantial proportion at least by the time of the Mycenaeans. One possibility is that this ancestry spread west along with the Mycenaean cultural expansion.
Um 2.200 v. Ztr. kam also nach Sizilien zuerst einmal Steppengenetik von Spanien aus. Und ab 1.800 v. Ztr. breitete sich dann iranisch-neolithische Genetik nach Sizilien aus mit der mykenischen Kultur, die ja - nachgewiesener Maßen - eine indogermanischen Sprache sprach. Bislang fand sich aber - offenbar - keine Steppen-Genetik, die sich mit der mykenischen Kultur nach Sizilien ausgebreitet hat. Insgesamt bleibt all das einstweilen ein sehr verrücktes Geschehen. Es ist zunächst nicht leicht widerspruchslos mit sich selbst und allem schon bisher Bekannten in Einklang zu bringen. Aber es läßt einen über die einleitenden Gedanken dieses Beitrages wiederholt nachdenken. Doch dann bekommt der Gedankengang noch einmal eine ganz neue Wendung, wenn es weiter heit (14):
Doch Funde aus der Zeit vor dem Höhepunkt der mykenischen Kultur sowohl auf Malta, als auch in Griechenland und in Anatolien, die in Verbindung gebracht werden mit der sizilianischen Castellucio-Kultur, eröffnen die Möglichkeit eines früheren Genflusses, eine Hypothese, die untersucht werden kann, sobald Daten aus vorminoischer Zeit aus der Ägäis gewonnen worden sind.
Original: However, the presence of artifacts associated with the Sicilian Castellucian culture in Malta, Greece and Anatolia before the peak of the Mycenaean culture opens the possibility of earlier gene flows, a hypothesis that could be investigated once pre-Minoan data from the Aegean become available.
Hier wird man auf Zusammenhänge und Kulturen hingewiesen, die einem bislang völlig unbekannt waren. In der Geschichte Siziliens (Wiki) spielt also tatsächlich eine "Castelluccio-Kultur" eine Rolle (geeignetes Suchwort für Google-Bildersuche: "cultura di castelluccio"). Anfangs jünger datiert wird sie heute auf die Zeit 2500 bis 1400 v. Ztr. datiert. Von einem ihrer Ausgrabungsorte wird berichtet (Wiki):
Häufig stieß man auf geschnitzte Knochen, die als Idole angesehen werden und den Funden von Malta und Troja II und III ähneln.
Auf solche archäologischen Erkenntnisse scheinen sich die Vermutungen der archäogenetischen Studie (14) zu stützen. In dem zugehörigen Preprint (1) war von dieser Kultur noch nicht die Rede. Der Hinweis auf sie ist also nachträglich eingearbeitet worden.***) Allerdings sind die von uns gesuchten und geforderten archäologischen Hinweise darauf, wie denn eigentlich die iranisch-neolithische Genetik sich überhaupt nach Anatolien hatte ausbreiten können (13), in der endgültigen Version immer noch nicht eingearbeitet worden. Aber immerhin ist auch der Hinweis auf diese Castelluccio-Kultur wertvoll.
Es wird damit aber erahnbar, wie die kunsthistorisch noch sehr "schlichte" und "urtümlich" wirkende indogermanische Glockenbecherkultur mit ihren zumeist gesichtslosen Menhiren (17) auf recht ähnliche Kulturen mit gesichtslosen Menhiren und Kollektivgräbern nicht nur im übrigen Europa, sondern auch im Mittelmeer-Raum (s. Abb. 1) - hier Sizilien - gestoßen sind, wie sie aber parallel auch schon Bekanntschaft machten mit einer Hochkultur vom Range der minoischen auf Kreta. Es kann hier sicherlich von einem "Clash of Cultures", von einem Zusammentreffen von Kulturen gesprochen werden.
Es wird aber auch sofort erahnbar, daß die "Schlichtheit" der Kunstäußerungen all dieser Kulturen sehr leicht ganz falsche Rückschlüsse nahelegen könnten erstens auf die vorliegende gesellschaftlich-wirtschaftliche Komplexität jener Gesellschaften, mit denen wir es hier zu tun haben (sowohl was einheimische wie zuwandernde betrifft), ebenso wie auf die weitreichenden Bevölkerungsbewegungen, von denen sie sowohl zum einen nur tangiert sein konnten, ohne daß ein deutlicher kultureller Umbruch damit verbunden sein mußte (siehe Zuwanderung der Glockenbecher-Leute nach Sizilien), die aber auch weitreichende - und vermutlich vergleichsweise dichte - politische, Kultur- und Wirtschaftskontakte im östlichen Mittelmeerraum mit sich bringen konnten wie sich das hier mit dem Hereinkommen iranisch-neolithischer Genetik von Griechenland, Kreta und Anatolien aus nach Sizilien andeutet. Hinsichtlich von Sizilien gibt es für die nachfolgende geschichtliche Epoche dann eine sehr deutliche Aussage (14):
Nach der Bronzezeit gab es einen umfangreichen Bevölkerungsaustausch.
There was large-scale population replacement after the Bronze Age.
Das heißt: Im Gegensatz zu Sardinien leben heute auf Sizilien nicht mehr Menschen mit einem so hohen genetischen Anteil, den sie von den ursprünglich einheimischen Bevölkerung aus dem Neolithikum überliefert bekommen haben wie wir das gleich von den Sarden auf Sardinien sehen werden. Das heißt: Mit den Phöniziern begannen im ganzen Mittelmeerraum erneut umfangreiche Bevölkerungsverschiebungen, die in römischer und arabischer Zeit je nach Region ihre unterschiedliche Fortsetzung fanden.
Sardinien
Für Sardinien werden die Ergebnisse der Studie in der Zusammenfassung nun entschiedener als zuvor formuliert (14):
Bis zum ersten Jahrtausend v. Ztr. stammt fast die gesamte Herkunft von den ersten Bauern, die die Insel besiedelten. (...) Im ersten Jahrtausend v. Ztr. begann eine umfangreiche Einwanderung nach Sardinien und gegenwärtig stammt nur noch 56 bis 62 % der Herkunft der Sarden von den ersten Bauern. Dieser Wert ist niedriger als frühere Schätzungen und weist darauf hin, daß Sardinien - wie jede andere Region Europas - ein Ort umfangreicher Bevölkerungsverschiebung und - vermischung war.
Original: In Sardinia, nearly all ancestry derived from the island’s early farmers until the first millennium bc (...). Major immigration into Sardinia began in the first millennium bc and, at present, no more than 56–62% of Sardinian ancestry is from its first farmers. This value is lower than previous estimates, highlighting that Sardinia, similar to every other region in Europe, has been a stage for major movement and mixtures of people.
Die Studie findet also für die heutigen Sarden nicht mehr 70 % anatolisch-neolithische Herkunft - wie noch im Preprint vor einem Jahr - sondern nur noch 56 bis 62 %. Diese Schätzung beruht darauf, daß schon früher ausgewertete Vergleichs-Genome moderner Sarden - vor dem Hintergrund genauerer Erkenntnisse aus der Archäogenetik - einer erneuten genauen Untersuchung unterworfen worden sind. Das Ergebnis lautet nun (14):
Wir schätzen, daß sich moderne Sarden zwischen 56 und 62 % (...) ihrer Herkunft von der ursprünglichsten bäuerlichen Besiedlung erhalten haben, zusammen mit einem beträchtlichen nordafrikanisch-marokkanischen Herkunftsanteil, der zwischen 17 und 21 % liegt.
We estimate that modern Sardinians retained between 56.3 ± 8.1% (when using Sardinia_Neolithic) and 62.2 ± 6.6% (with Sardinia_BA) of their ancestry from local populations, along with a substantial proportion of North African Morocco_LN-related ancestry that ranges between 22.7 ± 9.9% (when using Sardinia_Neolithic) and 17.1 ± 8.0% (when using Sardinia_BA). This North-African-related mixture is a plausible source for the sub-Saharan African admixture that has been detected in modern people from the island in multiple previous studies. Even this range of estimates of ~56–62% is an upper bound, as we are forcing in pre-Iron-Age Sardinians as the only source of European farmer ancestry on the island in all of these models.
Es wird also erkennbar, wie sehr die Forschung hier noch im Fluß ist. Für Sardinien wird noch hingewiesen auf (14) ...
... einen Ausnahme-Fund aus dem dritten Jahrtausend v. Ztr., der vorwiegend nordafrikanische Herkunft aufzeigte, und der - gemeinsam ungefähr mit einem Zeitgenossen in Spanien - den weitreichenden Genfluß von Afrika nach Europa während der Kupferzeit dokumentiert.
... an outlier from the third millennium bc, who had primarily North African ancestry and who - along with an approximately contemporary Iberian - documents widespread Africa-to-Europe gene flow in the Chalcolithic.
Schon die Ausbreitung des Ackerbaus selbst um 6.500 v. Ztr. von Anatolien aus rund um das gesamte Mittelmeer herum war durch Seefahrt erfolgt. Ebenso die Ausbreitung der Cardial-Keramik (Wiki) von Levanteraum aus. Der Fund nordafrikanisch-levantinischer Genetik nicht nur in Spanien, sondern auch in Sardinien um 2.200 v. Ztr. herum macht einmal mehr darauf aufmerksam, daß ein wirtschaftlicher, kultureller und genetischer Austausch im Mittelmeerraum zwischen entfernten Küsten zu dieser Zeit schon stattfand.
Vor dem Hintergrund der in diesem und in unserem vorigen Beitrag zum Thema (13) referierten neuen archäogenetischen Erkenntnisse wird man auf die Geschichte der großen Kulturen des Mittelmeerraumes nun zum Teil einen völlig neuen Blick richten. Es muß jetzt viel ganz neu "sortiert" werden.
______________*) Im Original heißt es darüber (14):
In the Middle Neolithic, Sicilians harboured ancestry typical of early European farmers, which we fitted as a mixture of Anatolia_Neolithic and WHG (Figs. 2 and 4, Supplementary Table 14). (...)
In the Early Bronze Age, we found evidence of steppe ancestry by around 2200 bc. In distal qpAdm, the two outliers with the strongest evidence have 22.1 ± 3.6% steppe ancestry (Sicily_EBA8561) and 39.0 ± 3.5% steppe ancestry (Sicily_EBA11443); the latter individual is consistent with forming a clade with Mallorca_EBA (P=0.245), suggesting that they may harbour ancestry from a similar source (most plausibly Iberian; see below; Fig. 4a, Supplementary Table 14). For the main Early Bronze Age cluster of four individuals and two other outliers, we also fit steppe ancestry, albeit at the lower proportions of 14.1 ± 3.4% in Sicily_EBA3123, 13.5 ± 3.4% in Sicily_EBA3124 and 9.9 ± 2.2% in the main cluster of Sicily_EBA (Fig. 4, Supplementary Table 14, Supplementary Information). For Sicily_EBA and Sicily_EBA3123, we could not rule out an alternative model of Iranian-related ancestry rather than steppe as a third ancestry source, although we favour steppe models because of the results from the proximal modelling and the definitive presence of this ancestry in the two extreme outlier individuals. The presence of steppe ancestry in Early Bronze Age Sicily is also evident in Y-chromosome analysis, which revealed that three out of the five Early Bronze Age males carried haplogroup R1b1a1a2a1a2 (R1b-M269), which is associated with the first western Europeans who carried significant proportions of steppe ancestry (Supplementary Data 1). Two of these individuals carried the Y-chromosome haplogroup subtype R1b1a1a2a1a2a1 (Z195), which is now largely restricted to Iberia and has been hypothesized to have originated there during 2500–2000 bc70. A parsimonious scenario is that west-to-east gene flow from Iberia introduced these haplogroups into Sicily as well as to the Balearic Islands, where Y-chromosome haplogroup R1b-M269 is also found in Menorca_LBA.
We detected Iranian-related ancestry in Sicily by the Middle Bronze Age 1800–1500 bc, consistent with the directional shift of these individuals towards Minoans and Mycenaeans in the PCA (Fig. 2b); in distal modelling, Sicily_MBA requires 15.7 ± 2.6% of Iran_Ganj_Dareh_Neolithic-related ancestry (P=0.060; Fig. 4, Supplementary Table 14). Sources closer in time always require Minoan_Lassithi or Anatolia_EBA as a source (Supplementary Table 21). Modern southern Italians harbour Iranian-related ancestry, and our results show that this ancestry must have reached Sicily before the period of Greek political control when Sicily and southern Italy were part of Magna Graecia. We modelled Sicily_LBA as 81.5 ± 1.6% Anatolia_Neolithic, 5.9 ± 1.6% WHG and 12.7 ± 2.1% Yamnaya_Samara (Fig. 4b, Supplementary Table 14). Although this distal modelling provides no hint of Iranian-related ancestry, modelling with sources closer in time supports Sicily_LBA having such ancestry through groups such as Anatolia_EBA or Minoan_Lassithi (Supplementary Table 22). Our distal modelling of modern Sicilians requires not only that the two eastern ancestry sources that we have shown were present by the Bronze Age - 10.0 ± 2.6% Yamnaya_Samara and 19.9 ± 1.4% Iran_Ganj_Dareh_Neolithic - but also a predominant component of North African ancestry (46.9 ± 5.6% Morocco_LN; Fig. 4, Supplementary Table 14). These results are consistent with most of the North-African-related ancestry having come into Sicily during the Iron Age and afterwards - a scenario that is further supported by our observation that modern Sicilians form a clade with Ibiza_Phoenician (P=0.060) and the three most recent Sardinian individuals in our time series (Supplementary Information). Although these results are consistent in principle with a nearly complete ancestry turnover on the island since the Bronze Age, we cannot rule out the possibility that Bronze Age Sicilians made a more modest ancestry contribution to modern Sicilians. Uniparental markers in modern Sicilians overlap those from the Bronze Age, with Y-chromosome haplogroup R1b-M269 occurring at high frequency (~25%) and mitochondrial haplogroups H, T, U and K also being present in the Bronze Age as well as in present-day groups.
Die Menschenfunde stammen aus Grab 2 (...) in der weit verbreiteten Typologie der Castelluccio-Gräber. In früheren Studien wurden mindestens 76 Bestattete geschätzt, einschließlich Erwachsenen und Kindern beiden Geschlechts. Die vielen Bestattungen waren entlang der Grabkammer angeordnet und wurden als aufeinanderfolgende Bestattungen aus unterschiedlichen Zeiten vermutlich von derselben Familie oder demselben Clan interpretiert. Eine einzelne Hauptbestattung wurde in der Mitte des Raumes gefunden._____________________________________________
The human remains come from Tomb 2 with a diameter of 2.40 and height of 1.32m, a “grotticella” tomb of the "oventype” in the common typology of the Castelluccian tombs. In previous studies, the presence of at least 76 individuals has been estimated, including adults, and infants of both sexes (determined anthropologically). The multiple depositions were grouped along the tomb chamberwalls, interpreted as subsequent burials in different times probably by family or clan (common rite in coeval sites), and a single primary undisturbed burial was found in the middle of the room.
- The Arrival of Steppe and Iranian Related Ancestry in the Islands of the Western Mediterranean. By Daniel M. Fernandes (...) Ron Pinhasi, David Reich, bioRxiv 584714; doi: https://doi.org/10.1101/584714, 21.3.2019, https://www.biorxiv.org/content/10.1101/584714v1
- Population history from the Neolithic to present on the Mediterranean island of Sardinia: An ancient DNA perspective. By Joseph H. Marcus, (...) Wolfgang Haak, David Reich, David Schlessinger, Francesco Cucca, Johannes Krause, John Novembre. 21.3.2019, doi: https://doi.org/10.1101/583104, https://www.biorxiv.org/content/10.1101/583104v1
- The most violent group of people who ever lived. By Joe Pinkstone, Daily Mail, 29.3.2019, https://www.dailymail.co.uk/sciencetech/article-6865741/The-violent-group-people-lived.html
- Bading, Ingo: Die ersten Indogermanen auf Mallorca, 2.400 v. Ztr., Videoreferat, 02.04.2019, https://youtu.be/IO5jPLwX16Q.
- Bading, Ingo: Wie kamen Nachkommen von Kaukasus-Bauern nach Sizilien, 1.800 v. Ztr.? Video-Referat, 02.04.2019, https://youtu.be/DKKKEg3Wwgs.
- https://en.wikipedia.org/wiki/Middle_Bronze_Age_migrations_(Ancient_Near_East)
- Bading, Ingo: Die Indogermanen, ihre Nachbarvölker, ihre Ausbreitungsgebiete. 26.6.18, https://studgendeutsch.blogspot.com/2018/06/die-indogermanen-ihre-nachbarvolker.html
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sci-hub.tw/10.15184/aqy.2018.191 - Bading, Ingo: 2.200 v. Ztr. - Kriegerische Glockenbecherleute im westlichen Mittelmeer-Raum, kriegerische Hethiter in Anatolien. 3. April 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/04/2200-v-ztr-kriegerische.html
- The spread of steppe and Iranian-related ancestry in the islands of the western Mediterranean. By Daniel M. Fernandes, Alissa Mittnik, […] David Reich. In: Nature Ecology & Evolution (2020), Published: 24 February 2020, https://www.nature.com/articles/s41559-020-1102-0
- Genetic history from the Middle Neolithic to present on the Mediterranean island of Sardinia. By Joseph H. Marcus, Cosimo Posth, […] John Novembre. In: Nature Communications volume 11, Article number: 939 (2020), Published: 24 February 2020, https://www.nature.com/articles/s41467-020-14523-6.
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