Nämlich: 12.000 bis 5.000 v. Ztr. / Eine Rezension /
Der verdienstvolle Band "Die ältesten Monumente der Menschheit" über die ersten Ackerbaukulturen der Menschheit in der heutigen südlichen Türkei vor 12.000 Jahren (1) trägt insofern nicht zur Klarheit über unseren Wissensstand über die in ihm dargestellte Entwicklung von sehr bedeutenden 7.000 Jahren (!!!) Kulturgeschichte der Menschheit bei, als er die für diese Entwicklung außerordentlich wesentliche Kulturphase des Natufium nicht ausreichend in seiner Darstellung berücksichtigt hat. Auch wesentliche Charakterzüge der Kulturphase des PPNA bleiben unterbelichtet.
Kennzeichnend dafür ist, daß sich unter den vielen, auf fast 400 Seiten dargestellten Hausgrundrissen überall nur rechteckige, nirgendwo runde dargestellt finden. Rechteckige Hausgrundrisse sind aber erst für das PPNB kennzeichnend. Für die halbseßhaften bis seßhaften, Wildgetreide sammelnden Dorfkulturen des Natufium und für die ersten Getreide anbauenden Dorfkulturen des PPNA sind aber runde, nicht rechteckige Hausgrundrisse typisch. Dazu erst passen dann auch die rundlichen Grundrisse vieler dargestellter "heiliger" Räume oder "Gemeinschaftshäuser" des PPNA.
Stufenabfolge in der Kulturentwicklung nicht ausreichend herausgestellt
Außerdem hätte klarer herausgestellt werden können - und deshalb müssen - wie mit der jeweils neuen Kulturstufe (Natufium --> PPNA ---> PPNB --> Keramikum) die Größe der jeweiligen Siedlungen anstieg, so daß schon im PPNB stadtartige Siedlungen mit 10.000en von Einwohnern erreicht worden sind. Diese letzteren unter der Herrschaft von Stadtdespoten ("plastered skulls", "Kaffeebohnenaugen-Göttinnen") religiös quasi gleichzusetzen mit den Jahrtausende älteren Bergheiligtümern der viel weniger dicht siedelnden Jagdkulturen des PPNA ("Stelengötter", "Tiergötter", die typischerweise manchen "indianischen" Zug tragen), trägt nicht unbedingt zu größerer Klarheit bei.
Auch kommt nicht ausreichend zur Darstellung, daß die Subsistenzgrundlage dieser Kulturen vor dem Keramikum sehr wesentlich auf der Jagd auf wilde Gazellen beruht. Erst nachdem diese "überjagt" worden waren, kam es mit Beginn des Keramikums (um 6.500 v. Ztr.) zur Domestikation von Schafen und Ziegen, bzw. Rindern.
Wenn man sich diese Schwächen klar macht, und wenn man sich zusätzlich klar macht, daß die von Jens Lüning verdienstvoll dargestellte mitteleuropäische Bandkeramik (5.700 - 4.800 v. Ztr.) eigentlich gar nicht in die Thematik dieses Bandes hineingehört, sondern ein eigenes Thema darstellt, wird man diesem Ausstellungskatalog reichhaltigste neue Erkenntnisse abgewinnen können.
Insbesondere auch die innovative Darstellung kurioser bandkeramischer Frisuren und Kopfbedeckungen verdient es, hervorgehoben zu werden.
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1. Maaß, Michael: Die ältesten Monumente der Menschheit. Vor 12.000 Jahren in Anatolien. Ausstellung des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 2007, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2007
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