Samstag, 31. Januar 2009

Körpergröße von Chinesen und Europäern aufgrund ganz unterschiedlicher Gene evoluiert?

Zierliche Asiaten, hochwüchsige Europäer. Wer einmal Asien bereist hat, weiß, wie frappierend hier oft die Unterschiede sein können, wie man dort "herausragen" kann aus der Menge. Am frappierendsten sind die Unterschiede, wenn man in Asien alten Leuten begegnet. Auf Stühlen, die man selbst schon als "Kinderstühle" empfindet, baumeln ihnen noch die Füße herunter! Das muß man wohl erlebt haben, bevor man es glaubt.

Diese "Mitsubishi-Nationen", bei denen gerade auch die traditionellen Wohnhäuser unglaublich klein und winzig anmuten. Und dabei können sie so fröhlich und nett sein, diese alten Leute.

In den letzten Jahren sind viele jener Gene gefunden worden, die ethnische und rassische Unterschiede in den unterschiedlichsten Körpermerkmalen hervorrufen. Und auf "Studium generale" haben wir immer wieder einmal über den einen oder anderen Fall berichtet. Erinnert sei an Riech-Gene, (Bitterstoff-)Geschmacks-Gene, Verdauungs-Gene (Alkohol-Unverträglichkeit, Rohmilch-Verdauung und anderes), erinnert sei an Gene, die Augen-, Haar- und Hautfarbe bestimmen. Erinnert sei an Verhaltens-Gene (etwa ADHS oder MAOA), ebenso wie an erste diesbezüglich entdeckte Gehirnwachstums-Gene. Eine wachsende Anzahl von Krankheits-Genen und Krankheitsverteidigungs-Genen sind in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennen.

Von Gensequenzen, die die ethnischen und rassischen Unterschiede in der Körpergröße hervorrufen, waren bislang noch keine oder nur wenige bekannt. Man hätte auch denken können, daß das die gleichen Gene tun, nur eben einmal etwas stärker (länger in der Wachstumsphase), ein ander mal etwas weniger (kürzer in der Wachstumsphase) stark abgelesen. Aber eine neue chinesische Studie, im November letzten Jahres veröffentlicht in "Human Genetics", glaubt aufzeigen zu können, daß auch (!) die genetische Verschaltung der Körpergröße zwischen Europäern und Asiaten keineswegs so ähnlich zu sein scheint, wie man bloß aufgrund des äußeren Augenscheins doch hätte vermuten können und wie es tatsächlich auch vermutet worden ist. (1)

Abb. 1: Zur Illustration:
Typische Körpergrößen-Unterschiede zwischen (vielen) Europäern und (den meisten) Asiaten

Da der Text im Diskussionsteil der genannten neuen Studie sehr dicht formuliert ist, sei er hier in einer längeren Passage weitgehend kommentarlos zitiert, auch ohne daß der Methodenteil an dieser Stelle weiter diskutiert wird:
... The present study along with other genetic studies on stature suggests that there are ethnic specific loci regulating variation of stature. Direct evidences may come from:

First, the MAFs (minor allel frequencies) for a cluster of SNPs significantly associated with stature in the present study have evidently ethnic diverence between in Chinese and in Caucasian;

Second, most of loci identified in previous GWAS (genome wide association) studies in Caucasian (Gudbjartsson et al. 2008; Lettre et al. 2008; Sanna et al. 2008; Weedon et al. 2007, 2008) do not overlap their associations in Chinese. Moreover, the MAFs reported from the dbSNP public database (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/SNP/) for most of these SNPs are evidently different; particularly, the alleles with minor frequency for six SNPs (e.g., rs10946808, rs4794665) are different between Caucasian and Chinese;

Third, most of the linkage regions identified in previous GWLS studies can not be confirmed by the present association results.

On the other hand, indirect evidences may also support this. It is wellknown that the stature in Caucasian is apparently higher than in Chinese, probably suggesting a different genetic background to determinate stature. Some phenotypes (such as bone) closely related to stature are clearly under ethnicspecific genetic determination (Dvornyk et al. 2005; Dvornyk et al. 2003; Lei et al. 2006, 2003).

For example, five candidate genes (Dvornyk et al. 2005) were tested for their contribution of ethnicity to bone mineral density variation in Caucasian and Chinese. The frequencies and distribution patterns of SNPs of some prominent bone candidate genes were different between Caucasian and Chinese (Lei et al. 2003). The above observed inconsistencies between the two ethnic populations may be partially attributed to ethnic difference in genetic background that may play an important role in genetic determination of stature. (...)

In conclusion, the present study reported the Wrst GWAS for adult stature in Chinese population which was often neglected by genetics community.
Abb. 2: Zur Illustration: Körpergrößenunterschiede zwischen Europäer und Asiaten

Also nicht nur Körpergrößen-Gene, sondern auch Gene, die die Knochenbeschaffenheit bestimmen, unterscheiden sich zwischen Chinesen und Europäern. Von wegen also: Ein "bischen" größer oder kleiner wäre von der Evolution mit weitgehend den gleichen Genen verschaltet worden. Keineswegs! Obwohl man ein solches Merkmal eigentlich vom äußeren her gesehen als sehr ähnlich zwischen Europäern und Asiaten hätte vermuten können - zumal wenn man die Asiaten mit kleinwüchsigeren Europäern vergleicht - scheint es im Innern dieser Menschen doch nicht so ähnlich zuzugehen. Frappierend!

Um so breiter und präziser die ganze Vielfalt von bekannten Genen aufgeführt, aufgelistet werden kann, die in unterschiedlichen menschlichen Populationen auf der Erde unterschiedlich evoluieren und funktionieren, um so eher wird man es für wahrscheinlich halten können, daß auch noch Merkmalsbereiche, deren genetische Verschaltung bislang nicht so genau bekannt geworden ist, ähnlich unterschiedlich verschaltet sind. Es wäre ja auch sehr merkwürdig, wenn Körper und Psyche unabhängig voneinander evoluiert wären und evoluieren würden.

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  1. Shu-Feng Lei, Tie-Lin Yang, Li-Jun Tan, Xiang-Ding Chen, Yan Guo, Yan-Fang Guo, Liang Zhang, Xiao-Gang Liu, Han Yan, Feng Pan, Zhi-Xin Zhang, Yu-Mei Peng, Qi Zhou, Li-Na He, Xue-Zhen Zhu, Jing Cheng, Yao-Zhong Liu, Christopher J. Papasian, Hong-Wen Deng (2008). Genome-wide association scan for stature in Chinese: evidence for ethnic specific loci Human Genetics, 125 (1), 1-9 DOI: 10.1007/s00439-008-0590-9

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