Parallel zu den schon gut verstandenen Ursprungsvölkern Europas (Stgen2020) schält sich damit ein weiteres, sehr weit verbreitetes Ursprungsvolk heraus. In seiner Entstehung, Abgrenzung von anderen Ursprungsvölkern, sowie seinen nachfolgenden Schicksalen ist es allderdings immer noch erst in viel gröberen Umrissen erkennbar als das für die europäischen Ursprungsvölker gilt.
Völkergeschichte der Taklamakan - Die Nebel lichten sich
Im Oktober 2021 und Ende März 2022 sind zwei neue archäogenetische
Studien erschienen zur Völkergeschichte jener Region, die durch die berühmten - europäisch anmutenden - Wüstenmumien der Taklamakan seit zwei Jahrzehnten zumindest in Fachkreisen so mancherlei Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
Mit ihnen hat die Völkergruppe der westsibirischen Jäger und Sammler einen deutlicheren Umriß erhalten. Denn mit ihnen wird verstanden, daß Angehörige dieser Völkergruppe auch im Tarim-Becken gelebt haben und mit ihren Nachkommen in kleineren Anteilen genetisch Einfluß genommen haben auf die nachfolgende Völkergeschichte dieser Region. Die Genetiker sagen, daß diese Jäger und Sammler den "Ancient North Eurasian" (Wiki) nahestanden, die um 15.000 v. Ztr. am Jennissei in Sibirien lebten (Fundort Afontova Gora), also unmittelbar nördlich des von uns angedeuteten Ausbreitungsgebietes der westsibirischen Jäger und Sammler. Viel muß das - für sich genommen - noch nicht heißen. Denn auf diese "Ancient North Eurasian" werden ja auch viele andere Ursprungsvölker zurückgeführt (Wiki). Aber schon die räumliche Nähe läßt diese These bezüglich der westsibirischen Jäger und Sammler besonders naheliegend erscheinen.
In der Botai-Kultur ist diese Herkunftsgruppe zum ersten mal festgestellt worden. Wir stellen eine Karte mit den auf Wikipedia genannten Fundorten dieser Kultur zusammen (G-Maps) (s.a. Abb. 1). Das ist einerseits das namengebende Dorf Botai (Wiki) am Fluß Imanburlyq (Wiki) in Nordkasachstan. Und das ist andererseits der Fundort Krasny Jar (Wiki) im östlichen Kasachstan. Beide Fundorte liegen grob 1.500 Kilometer voneinander entfernt.
Die Botai-Kultur entwickelte sich vergleichsweise spät, nämlich zeitlich parallel zur Marghiana-Kultur im Süden ihres Verbreitungsgebietes. Von Botai bis in den Ost-Iran, bis nach Turan, wo die westsibirische Herkunftskomponente als Teil der Marghiana-Kultur ebenfalls nachgewiesen wurde, sind es - wie gesagt - 3.000 Kilometer.
Von Krasny Jar bis Tekes an der Südgrenze Kasachstans und bis an die Nordhänge des Tianshan-Gebirges sind es 1.500 Kilometer (G-Maps).Von Aksu auf der dortigen Südseite des Tianshan über Lopnor bis zur Südseite der Taklamakan sind es 1.000 Kilometer (G-Maps). Diese Region gehört - nach den genannten Studien (1, 2) - neuerdings ebenfalls zum Verbreitungsgebiet der westsibirischen Jäger und Sammler. Aus archäogenetischer Sicht hatten wir über die Botai-Kultur hier auf dem Blog 2020 festgehalten (Stgen2020):
"Die
Angehörigen der Botai-Kultur gehörten zu der Völkergruppe der
osteuropäischen Jäger und Sammler, hatten sich aber zu etwa einem
Viertel mit den westsibirischen Jägern und Sammlern, die am Baikal-See gelebt
haben, vermischt."
Es mag dahin stehen, ob diese Ausführungen - seit die neueren Studien erschienen sind - schon das letzte Wort zu dieser Sache waren. In der Oktober2021-Studie heißt es dazu (1):
Die
früh- und mittelbronzezeitlichen Individuen von den Fundorten Xiaohe
und Gumugou im östlichen Tarimbecken bilden eine enge
Verwandtschaftsgruppe mit vorbronzezeitlichen zentralasiatischen und
sibirischen Individuen, die alle einen hohen Anteil an Ancient North
Eurasian Herkunft miteinander teilen (zum Beispiel die kupferzeitliche
Botai-Kultur). Ein zeitgleiches Individuum vom Fundort Beifang im
südlichen Tarim-Becken steht sogar den frühbronzezeitlichen Individuen der
Baikal-Region genetisch noch näher.
The EMBA
individuals from the eastern Tarim sites of Xiaohe and Gumugou
(Tarim_EMBA1) form a tight cluster close to pre-Bronze Age central
steppe and Siberian individuals who share a high level of ancient North
Eurasian (ANE) ancestry (for example, Botai_CA). A contemporaneous
individual from the Beifang site (Tarim_EMBA2) in the southern Tarim
Basin is slightly displaced from the Tarim_EMBA1 towards EBA individuals
from the Baikal region.
Weiter heißt es (1):
Die
frühebronzezeitlichen Tarim-Gruppen formen, obwohl sie über 600
Kilometer Wüste voneinander entfernt sind, eine genetisch homogene
Population, die einen einschneidenden populationsgenetischen
Flaschenhals durchlaufen hat, wie dies durch die hohe genetische
Verwandtschaft untereinander und durch die wenig enge genetische
Verwandtschaft nach außen nahegelegt wird, ebenso wie durch die
begrenzte Vielfalt ihrer nur männlich oder weiblich weitergegebenen
Haplogruppen.
The
Tarim_EMBA1 and Tarim_EMBA2 groups, although geographically separated
by over 600 km of desert, form a homogeneous population that had
undergone a substantial population bottleneck, as suggested by their
high genetic affinity without close kinship, as well as by the limited
diversity in their uniparental haplogroups.
Wir
modellierten die Individuen des Tarimbeckens als eine Vermischung von
zwei einheimischen eiszeitlichen asiatischen genetischen Gruppen: die
Ancient North Eurasian, wie sie von einem Individuum von dem Fundort
Afontova Gora aus dem Oberen Paläolithikum in der Unteren
Jennissei-Region in Sibirien bekannt geworden sind (AG3) (72%) und
einer eiszeitlichen nordostasiatischen Population, die durch die
bronzezeitlichen Baikal-Menschen repräsentiert werden (etwa 28%).
We modelled the Tarim
Basin individuals as a mixture of two ancient autochthonous Asian
genetic groups: the ANE, represented by an Upper Palaeolithic individual
from the Afontova Gora site in the upper Yenisei River region of
Siberia (AG3) (about 72%), and ancient Northeast Asians, represented by
Baikal_EBA (about 28%).
Die Genetiker sprechen dieses Tarim-Volk sogar als die
eigentlichen Vertreter der westsibirischen Jäger-Sammler-Genetik
an, die ja sonst in ursprünglicher Form noch nirgendwo gefunden worden war und die anderwärts (Baikal, Botai, Turan usw.) nur in Anteilen zu
finden war. Sie sprechen von einer "isolierten Population". Sie
schreiben (1):
Die Genome der
Tarim-Mumien geben uns einen Referenzrahmen für die genetische
Modellierung nacheiszeitlicher Populationen und für die Rekonstruktion
der Völkergeschichte Asiens.
The Tarim mummy genomes thus provide a critical
reference point for genetically modelling Holocene-era populations and
reconstructing the population history of Asia.
Das Tarim-Volk
ist laut dieser Studie schon vor etwa 10.000 Jahren - also als Jäger und Sammler - entstanden.
Obwohl es sich
also um ein völlig einheimisches Volk zu handeln scheint, scheint es die
Haltung domestizierter Tiere - Schafe, Ziegen, Rinder - und damit
einhergehende Käse-Herstellung, sowie den Anbau von Getreide - Weizen,
Gerste - schon im Späten Neolithikum und in der Frühen Bronzezeit von außen angenommen zu haben (ähnlich wie die Botai-Kultur im nördlichen Kasachstan). Angeborene
Rohmilchverdauung liegt bei diesem ursprünglichen Tarim-Volk - wie auch sonst in dieser Zeit auf der Welt - nicht vor. Der Genetiker Spencer Wells schrieb zu dieser Studie auf Twitter etwas verdaddert (Tw):
Ich
muß ständig an diese Ancestral-North-Eurasians denken, die Jahrtausende
im Tarim-Becken lebten, völlig isoliert, und die dann plötzlich
entschieden: "warum nicht, klar wir übernehmen in Gänze eure Steppenkultur -
aber keinerlei Vermischung ("Fraternisierung")."
Original: Can’t stop thinking about those Ancestral North Eurasians chilling in
the Tarim basin for thousands of years, completely isolated, then
suddenly deciding "why yes, we will adopt your steppe culture in its
entirety - but no fraternizing."
Nun, das sind typische Äußerungen der ersten Überraschung. Nachdem er das länger auf sich hat wirken lasen, wird Spencer
Wells - so wie wir - dazu sagen: Dasselbe sehen wir ja inzwischen auch bei
anderen indogermanisch beeinflußten oder eine indogermanische Sprache
sprechenden Völkern, die aus dem Kaukasus in Anatolien
einwanderten (Hurriter, Mitanni, Hethiter und andere). Auch hier wurden
Elemente der Steppenkultur übernommen, sogar ihre Sprache, sogar ihre
Mentalität, ohne daß - bislang zumindest - ein nennenswerter genetischer
Einfluß der Indogermanen in diesen Völkern hat gefunden werden können. Ähnliches findet sich auch sonst in ganz unterschiedlichen Regionen in Europa im Spätneolithikum und in der Bronzezeit (auf Sardinien etwa oder im Ostseeraum). Und ähnliches wäre - dementsprechend - natürlich auch für das Tarim-Becken denkbar.
Aber dort muß man sich sowieso erst einmal mit dem archäologischen Kenntnisstand genauer vertraut machen, bevor man vorschnell Urteile fällt. Die
Einwicklungen dort erstrecken sich ja ebenfalls über viele Jahrtausende. Und die wenigsten Menschen im Westen hatten bislang zu diesen Jahrtausenden einen guten Überblick. Auch dieser Blog hat sich erst vor zwei Jahren angefangen, in die dortige Jahrtausende alte Geschichte einzuarbeiten.
4.000 v. Ztr. - Eine erste iranische Hochkultur breitet sich bis zum Altai-Gebirge und bis zur Seidenstraße aus
Wenn wir also einen weiteren Überblick gewinnen wollen über die Entwicklungen in der Völkergeschichte Innerasiens und im Tarim-Becken, tun wir gut daran, uns zunächst den archäologischen Forschungsstand in Umrissen vor Augen zu führen. An entlegener Stelle hatten wir das hier auf dem Blog auch schon im November 2020 getan (Stgen2020). Da wir das aber sowieso auch uns selbst alles noch einmal erneut in Erinnerung rufen müssen, referieren wir hier noch einmal das dort Zusammengestellte. Wir hatten geschrieben:
... Noch einige Eindrücke von dem aktuellen Forschungsstand zum
Spätneolithikum und zur Bronzezeit Innerasiens (10-16).
Die
spätneolithischen und bronzezeitlichen Ausbreitungsbewegungen
europäischer Völker und Kulturen bis an den Nord- und Westrand Chinas
werden aus archäologischer Sicht immer genauer nachvollziehbar (10-12). Im November 2020 waren wir auf eine
Grafik gestoßen, die gerade die früheste dieser Ausbreitungsbewegungen sehr gut zusammen faßt nach
dem derzeitigem Forschungsstand (Abb. 2)
(10). Diese Grafik wurde erstellt, um insbesondere die Einführung von westlichem Weizen und westlicher Gerste nach China besser verstehen zu können.
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Abb. 2: Kulturen zwischen Tadschikistan und Mongolei ab 4.000 v. Ztr. -
Die iranisch-neolithische "Oxus-Zivilisation" (BMAC) breitet sich ab 3.900 v. Ztr. aus, die
indogermanische Afanassiewo-Kultur ab 3.300 v. Ztr. (aus: 10)
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Dargestellt ist auf dieser, wie die hier auf dem Blog schon behandelte iranisch-neolithische Hochkultur der Marghiana (auf der Karte benannt als "Oxus-Zivilisation") (Wiki) (Stgen2019) *) sich vom Ost-Iran (Turan) (Gonur Tepe), bzw. von Tadschikistan aus am Nordhang des Tianshan-Gebirges entlang bis in
den Süden des
Altai-Gebirges ausgebreitet. In ihren östlichen Teilen, insbesondere im
Altai-Gebirge wird diese Kultur von den Archäologen
"Chemurchek-Kultur"
benannt.
Mit der Chemurchek-Kultur (2.750-1.900 v.
Ztr.) im Altai-Gebirge hatten wir uns ebenfalls schon beschäftigt. Dieses Volk hatte - nach früheren Ausführungen - zu 60 bis
80 % genetische Botai-Herkunft und zu 20 bis 40 % iranisch-neolithische Marghiana-(BMAC-)Herkunft. Die
einheimische Botai-Genetik hat im Norden des Altai 80 % betragen, im
Süden des Altai 60 %. Mit dieser Chermurchek-Kultur hat sich also ebenfalls in kleineren Anteilen erneut einheimische, westsibirische Jäger-Sammler-Genetik in dieser Region ausgebreitet (Stgen2020).
Die anthropomorphen Stelen dieser Kultur gleichen sehr zeitgleichen
anthropomorphen Stelen in Europa und Arabien (Abb. 3) (13). Im Westen sind sie - neben anderem - ein Anzeichen von "Hochadel", der also damit auch in der Chermurchek-Kultur anzunehmen ist, zumal diese ja aus der Marghiana-Hochkultur hervorgegangen ist. Diese Kultur
ist gerade erst neu von den Archäogenetikern
eingeordnet worden - wie wir in einem früheren Beitrag berichteten (
Stgen2020). Die
Archäologen benennen als einen
Ausgangsort dieser Kultur (12, S. 6) ...
...
den Fundort Sarazm in Tadschikistan am Zarafshan-Fluß, flankiert von
Bergen und unterhalb der Oase von Samarkand. In der Keramik findet man
Einflüsse aus der südlichen zentralasiatischen Oasenkultur von Namazga
II. In Sarazm finden sich Belege für Weizenanbau 3.905-3.645 v. Ztr..
...
the site of Sarazm in Tajikistan, on the Zarafshan river, flanked by
mountains and upstream from the oasis of Samarkand. (...) The ceramic
forms (...) reflect influences from the south Central Asian oasis
culture of Namazga II. Sarazm has evidence for wheat cultivation (T.
aestivum/ durum) from the mid-4th millennium BCE (3905-3645 cal. BCE)
(Isakov, 1996; Isakov et al., 1987; Spengler & Willcox, 2013).
Diese Hochkultur also hat sich von der Region des östlichen Iran und von Samarkand aus bis zum Altai-Gebirge hin ausgebreitet.
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Abb. 3: Die anthropomorphen Stelen der Chermurchek-Kultur, die sowohl Männer
wie Frauen des Hochadels dieser Kultur darstellen (aus: 12) - Sie ähneln stark zeitgleichen aus ganz
Europa (13)
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3.000 v. Ztr. - Die ersten Indogermanen kommen
Grob tausend Jahre später erfolgte dann im nördlichen Steppen-Raum die Ausbreitungsbewegung der
ersten Welle der Indogermanen, der indogermanischen Afanassiewo-Kultur, ebenfalls bis zum Altai-Gebirge.
Nachkommen dieser ersten indogermanischen Zuwanderung lebten bis in die Eisenzeit in der Dsungarei, an Fundorten wie Shirenzigou. Auch die Oktober2021-Studie bestätigt, daß in der Dsungarei (u.a. am Fundort Shirenzigou) ab etwa
3.000 v. Ztr. sowohl kulturell wie genetisch die erste Welle der
indogermanischen Zuwanderung in Form der Afanassjewo-Kultur (Wiki)
festgestellt werden kann. Der Verbreitungsraum dieser Kultur erstreckte sich zwischen
den Nordhängen des Tianshan und den Südhängen des Altai-Gebirges. Aus
Sicht der Archäologie Xianjiang's wird dazu referiert (12, S. 5):
Im
Nordwesten hatte sich die Afanassiewo-Kultur ausgebreitet, deren Zentrum
westlich des Altai und im Minusinsk-Tal lag. Sie repräsentiert den
frühesten Beleg für spätneolithisch/bronzezeitliche Herdenhaltung in der
östlichen Steppe und ist jüngst auf 3.300 bis 2.500 v. Ztr. datiert
worden. Die wirtschaftliche Grundlage der Afanassiewo-Kultur beruhte zu
bis zu 50 % auf der Jagd, außerdem auf der Haltung einer Mischung von
domestizierten Herdentieren, wobei Schafe und Ziegen mit Rindern
kombiniert wurden. Weizenkörner, die auf 3.000 v. Ztr. datiert werden,
sind jüngst in Verbindung mit Afanassiewo-Keramik an dem Fundort
Tongtiandong im westlichen Xinjiang am Südufer des Irtysch-Flusses
gefunden worden.
Original: To
the northwest was the Afanasievo, centred on the western Altai and
Minusinsk basin. It represents the earliest evidence for Éneolithic/
Bronze Age herding in the eastern steppe region (Frachetti, 2008, 2012)
and has been recently dated to 3300-2500 cal. BCE (Svyatko et al.,
2009). The Afanasievo economy included up to 50% reliance on hunting,
together with a mix of domestic herds combining sheep/goat and cattle.
Wheat grains dating from c. 3000 BCE associated with Afanasievo pottery
have recently been found at the site of Tongtiandong in western Xinjiang
on the south bank of the Irtysh river (Yu & He, 2017).
Neben Jagd und Herdenhaltung ist von Seiten der Afanassiewo-Kultur also auch Ackerbau getrieben worden. Der Irtysch (Wiki)
ist ein Fluß, der im Altai entspringt. Er fließt durch die weiten Steppen
Kasachstans und erreicht über sie östlich
des Urals das Westsibirische Tiefland. Er fließt insbesondere durch die Stadt Omsk und mündet
schließlich in den Ob (Wiki),
mit dem zusammen er den Arktischen Ozean erreicht. Der Irtytsch spielt
auch für die Geschichte des ugrischen Volkes der Chanten, die eng mit
dem nordsibirischen Volk der Nganasanen verwandt sind, eine große Rolle
(siehe Blogbeiträge von Anfang 2022).
2.000 v. Ztr. - Die zweite Welle der Indogermanen kommt
Die Archäologen schreiben (12):
Die
Chermurchek- und Xiaohe-Kulturen entstanden aus Populationen des Altai
und der Mongolei, sowie aus eurasischen Populationen heraus, während
sich eine dritte frühe Gruppe, die Tianshanbeilu-Kultur am östlichen
Ende des Tianshan von Oasen-Bauern in Gansu und dem Hexi-Korridor
herleitet. Im frühen 2. Jahrtausend v. Ztr. breiteten sich neue
eurasische, bäuerliche Herdenhalter vom Westen her aus, die dieselben
Landstriche besiedelten wie die Chemurchek-Kultur. Sie breiteten sich
entlang der westlichen Hügel und Berge von Xianjiang aus, entlang des
Tianshan Richtung Osten und nach Süden in den Pamir bis an das westliche
Ende der tibetischen Hochebene. Diese Gruppe wies im Großen und Ganzen
eine Ähnlichkeit auf mit dem Andronowo-Kultur, die sich weit über
Eurasien in der späteren Bronzezeit ausbreitete, am meisten mit der
östlichen Federowo-Variante.
Qiemu’erqieke
and Xiaohe/Gumugou emerged out of Altaic/Mongolian and east Eurasian
populations [11–13], while a third early group, the Tianshanbeilu
culture, appearing in the oasis of Hami at the eastern end of the
Tianshan, had its ancestry to the east in early oasis farming
populations in Gansu and the Hexi Corridor. [10, 14]. By the early 2nd
millennium BCE, new Eurasian
agro-pastoralists moved in from the west, occupying some of the same
lands as the southerly expansion of Qiemu’erqieke peoples. They spread
into the western hills and mountains of Xinjiang, along the Tianshan
towards the east, and south into the Pamirs, close to the western end of
the Tibetan Plateau. This group shared broad affinity with the loosely
defined Andronovo complex that appeared widely across Eurasia in the
later Bronze Age [15–17], more specifically the eastern Federovo variant
[18].
In den Oasenstädten der
Seidenstraße ist in späteren Jahrtausenden auch Tocharisch, eine
westindogermanische Sprache gesprochen worden. Von dieser Sprache möchten wir hier auf dem Blog auch gerne annehmen, daß sie erst mit der zweiten Welle der
indogermanischen Ausbreitung nach Innerasien gelangt ist. Aber das ist alles gegenwärtig noch Spekulation.
|
Abb. 4: Die bronzezeitliche Chemurchek-Kultur südlich des Altai-Gebirges
(2.500-1.700 v. Ztr.), die Xiaohe-Kultur am Tarim-Fluß (2.200-1.500 v.
Ztr.) (aus: 3)
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Von
der Xiaohe-Kultur wird von Seiten der Archäologen gesagt, daß sie
weitgehend akeramisch gewesen sei und von dem Anbau von Weizen und
Gerste, sowie von Rinderhaltung lebte (12, S. 4f). Daß die Xiaohe-Kultur
von anderen Kulturen abgeleitet werden könnte, etwa von der
Chermurchek-Kultur wird von den Archäologen aufgrund des sehr
unterschiedlichen kulturellen Inventar-Vergleichs - auffallenderweise - verneint.
Damit
soll nur ausschnitthaft einiges zum archäologischen Forschungsstand
jener Völker und Kulturen gesagt werden.
Die frühbronzezeitliche Bevölkerung des Tarim-Beckens weist noch keine europäische Herkunft auf
Am 21. Oktober 2021 war die Überraschung perfekt: In
Menschenfunden der Frühen und Mittleren Bronzezeit im Tarimbecken war keine europäische oder
Steppen-Genetik gefunden worden (1). Betitelt war die Studie "Die genetischen Ursprünge der Tarim-Mumien". Das verleitete zunächst leicht zu dem Mißverständnis, daß es ganz allgemein um die Tarim-Mumien ginge. Tatsächlich geht es aber nur um die ältesten Mumien-Funde aus der Zeit zwischen 2.100 und 1.800 v. Ztr.. Mit der Studie war also noch nichts über die jüngeren Wüstenmumien gesagt.
Mitautoren der Studie waren - neben vielen Chinesen -
Johannes Krause und Christina Warinner, zwei Autoren, die einen Zweifel an der Seriosität der Studie erst gar nicht aufkommen lassen. Ebensowenig der Ort, an dem die Studie veröffentlicht worden war, nämlich "Nature". Der Archäogenetiker
Lazaridis schrieb auf Twitter sehr richtig und sehr differenziert (Tw):
"Das
ist eine hoch interessante Studie! Sehr schön wäre gewesen, wenn
phänotypische Informationen zu den untersuchten Individuen und - aus dem Genom heraus - voraussagbare Phänotypen zugänglich wären, um die Korrespondenz zu
sehen - wenn es eine solche gibt - mit jenen Mumien, die in der westlichen Welt durch Viktor Mair und andere bekannt gemacht worden sind."
"This is a very interesting study! It would have been nice if phenotypic
information on the studied individuals and predicted phenotypes were
available, to see the correspondence -if any- with the mummies
popularized in the West by V. Mair and others."
Auch seine erste Äußerung enthalt viel Überraschung. Nun, dazu ist eben jetzt Ende März eine zweite Studie erschienen, in der auch dieser Frage genauer nachgegangen wird (siehe gleich).
Damit ist allerdings weiterhin ungeklärt,
wie eine westindogermanische Sprache bis an den Ostrand des
Ausbreitungsgebietes der Indogermanen gelangen konnte. Die Forscher schreiben (1):
(Archäogenetische) Studien zu den Fundorten und Zeitepochen, an und in denen die tocharischen Texte des ersten Jahrtausends entdeckt worden sind, sind notwendig, um die spätere Völkergeschichte des Tarimbeckens zu verstehen.
Studies of the sites and periods where first millennium ad Tocharian
texts have been recovered - are necessary to understand the later
population history of the Tarim Basin.
Als nächstverwandte
Sprachen zum Tocharischen werden oft Hethitisch, Luwisch und Lykisch
genannt (die indogermanischen Sprachen in Anatolien)
(Wiki). Das würde heißen,
daß sich die Tocharer von den Vorfahren dieser drei Völker, die
womöglich nördlich des Kaukasus lebten, abgespalten haben und gen Osten
gewandert sind, womöglich grob um 2.000 v. Ztr..
Man könnte - womöglich ganz willkürlich - mutmaßen, daß die
Andronowo- und Sintashta-Kultur das Muttervolk aller Satem-Sprachen ist, und daß die
südlicher existierende Poltavka-Kultur das Muttervolk von Hethitisch,
Luwisch und Lykisch ist. Dabei wäre zu mutmaßen, daß die
Glockenbecher-Kultur und die Schnurkeramik-Kultur im Westen sprachlich
der Poltavka-Kultur näher gestanden hätten, da sie ja wie Tocharisch,
Hethitisch, Luwisch und Lykisch Kentum-Sprachen blieben. Wilde
Spekulation, ja. Aber jetzt, wo deutlich wird, daß die Zuwanderung der
Tocharisch-Sprachigen in spätere Jahrhunderte fallen könnte als 1.700 v.
Ztr., dürften solche Gedankengänge womöglich neu zu erörtern sein.
***
Nun die neueste archäogenetische Studie, die direkt aus China kommt. Sie präsentiert die archäogenetischen Daten von etwa 100 Individuen aus dem Tianshan-Gebirge, dem Tarim-Becken und der Dsungarei aus der Zeit zwischen 2000 v. Ztr. bis bis zur Zeitenwende (0 v./n. Ztr.), also aus Bronzezeit, Eisenzeit und Antike (3) (Abb. 1).
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Abb. 5: Fundorte der sequenzierten Menschenfunde - Die Funde in der Dsungarei sind vorwiegend Die bronzezeitlich (orange), im Tianshan-Gebirge und im Südrand des Tarim-Beckens vorwiegend eisenzeitlich (grün und blau) (aus 3)
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Zu den Ergebnisses berichtet die "Chinesische Akademie der Wissenschaften" (4):
"Zusammengefaßt tragen bronzezeitliche Xinjiang-Populationen eine lokale Herkunftskomponente des Tarim-Beckens in sich, vermischt mit Herkunftsanteilen von drei unterschiedlichen Gruppen, die an das Tarim-Becken angrenzten: Menschen der Afanassiewo-Kultur (einer indoeuropäischen Steppenkultur), Menschen der Chermurchek-Kultur (die BMAC-Herkunft aus Zentralasien mit sich brachte) und Herkunft von einer nordostasiatischen Population, die Shamanka genannt wird.
"In all, Bronze Age Xinjiang populations were found to contain ancestral components of the 'local' Tarim Basin population mixed to varying degrees with those of three groups from the surrounding regions: the Afanasievo, an Indo-European-associated Steppe culture, a group called the Chemurchek, who contained BMAC ancestry from Central Asia, and ancestry from a Northeast Asian population called the Shamanka," said Prof. FU, the last corresponding author of this paper.
Shamanka (Wiki) ist eine kleine Ortschaft in der Republik Burjatien (Wiki), die zu Rußland gehört. Die Republik Burjatien liegt am Ostufer des Baikalsees und reicht bis zum Jablonowy-Gebirge. Die dort lebenden Burjaten (Wiki) bilden die nördlichste Sprach- und Volksgruppe der heutigen Mongolen.
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Abb. 6: Herkunftsanteile der sequenzierten Menschenfunde (aus 3)
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In der beigegebenen Grafik (Abb. 6) sehen wir für die Bronzezeit ("BA"),
- daß sich Afanassiewo-Leute (hellgrün) mit westsibirischer Jäger-Sammler-Genetik (hellblau) und mongolischer Genetik (rosa) vermischt haben (vermutlich Vorfahren der Altai-Skythen),
- daß sich iranisch-neolithische Genetik (BMAC) mit westsibirischer Jäger-Sammler-Genetik (hellblau) und mit "karelischer" Genetik (grau) (ugrischer Nganasanen-Genetik?) vermischt haben (vermutlich Chermurchek-Kultur),
- daß sich westsibirische Jäger und Sammler (rosa) mit Menschen mit mongolischer Genetik vermischt haben (welche Kultur?),
- daß es (ab 2.000 v. Ztr.) Menschen mit reiner Andronowo-Genetik gegeben hat (orange),
- daß sich Menschen mit Andronowo-Genetik mit Menschen der Chermurchek-Kultur (braun/rosa) vermischt haben.
Für die Eisenzeit ("IA") sehen wir, daß sich in größeren Herkunftsanteilen in den Menschen und Kulturen Afanassiewo-Genetik, Andronowo-Genetik, monoglische Genetik, westsibirische Jäger-Sammler-Genetik, BMAC-Genetik miteinander mischt. Dasselbe gilt für die Antike ("HE"). Wir sehen also
- (einheimische) westsibirische Jäger-Sammler-Herkunft ("AfontovaGora3", "TMBA") (dunkelgrün / hellblau)
- iranisch-neolithische Marghiana-Herkunft (BMCA, "Gonur2") (braun / gelb)
- mongolische Burjaten, bzw. "Shamanka"-Herkunft (rosa)
- Afanassiewo-Herkunft der ersten indogermanischen Ostwanderung (hellgrün),
- Andronowo-Herkunft (orange) und daraus folgend Sintashta-Herkunft (hell-orange) der zweiten indogermanischen Ostwanderung.
"TMBA" steht für "Tarim Bronzezeit" und repräsentiert die lokale, einheimische, sibirische Jäger-Sammler-Herkunftskomponente. Diese ist - offenbar - sowohl dunkelgrün wie auch hellblau gekennzeichnet. Die ältesten Funde dieser Herkunftsgruppe stammen vom Jennissei in Sibirien aus der Zeit um 15.000 v. Ztr. (Fundort Afontova Gora). Dort fanden sich auch die bislang frühesten Belege für blonde Haarfarbe weltweit. Somit muß es gar nicht so überraschend erscheinen, daß die Wüstenmumien so "europäisch" aussehen.
"Karelia" steht (offenbar) für die mesolithische Jäger-Sammler-Population in Karelien. Diese wird in der Studie mal eben so parallel gesetzt mit der sibirischen Botai-Herkunftsgruppe (3; Suppl, S. 5). Hier sind uns die Zusammenhänge noch nicht ganz klar.
Sicher scheint zu sein: Von der "Afontova Gora"-Jennissei-Bevölkerung aus der Zeit um 15.000 v. Ztr. stammt - nach jetzigem Kenntnisstand - sowohl die weit verbreitete Herkunftsgruppe der osteuropäischen Jäger und Sammler ab (die sich doch eigentlich auch bis Karelien ausgebreitet hatte - ?) wie auch die Botai-Herkunftsgruppe wie auch die Herkunftsgruppe des Tarim-Beckens. Dabei könnte sich aber zum Beispiel die blonde Haarfarbe nur bei den osteuropäischen Jäger und Sammlern gehalten haben, während sich andere Merkmale nur bei den Botai- oder den Tarim-Jägern- und Sammlern gehalten haben könnten. Will heißen: Womöglich haben alle drei Tochter-Populationen noch lange Phasen der Isolation voneinander durchlaufen.**)
Wie es zu diesen drei Tochter-Populationen gekommen ist - ausgehend von der Jennissei-Population um 15.000 v. Ztr. - und welche selektiven und Vermischungs-Prozesse damit verbunden waren, welche Verwandtschafts-Verhältnisse zwischen ihnen bestehen, wird uns sicherlich künftig noch genauer klar werden.
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Abb. 7: Verbreitung und Häufigkeit der blonden Haarfarbe im metallzeitlichen Xiangjang (3, Supp, S. 45) in der Bronzezeit (schwarz umrandet), Späten Bronzezeit (grau umrandet), Eisenzeit (gelb umrandet) und Antike (lila umrandet) - "North" = Dsungarei, "West" = Altai-Gebirge, "South" = Tarim-Becken
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Im bronzezeitlichen Tianshan-Gebirge ist für
ein Individuum helle Haarfarbe nachgewiesen. Im eisenzeitlichen Tianshan-Gebirge hatten
vier von 18 Individuen helle Haarfarbe, einer davon sehr stark nach blond tendierend (Abb. 7). Die blonde Haarfarbe kam also insbesondere mit der zweiten indogermanischen Ostwanderung nach Innerasien.
In der Eisenzeit hatten unter den Altai-Skythen ("West") zwei von 15 Individuen blaue Augenfarbe (Abb. 8). Es gab also im eisenzeitlichen Altai-Gebirge - unter den Pazyryk-Skythen - häufiger helle Haar- als Augenfarbe.
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Abb. 8: Die Häufigkeit der blaue Augenfarbe in Xiangjiang in Bronze- und Eisenzeit, archäogenetisch bestimmt (aus 3, Suppl, S. 44) - - "North" = Dsungarei, "West" = Altai-Gebirge, "South" = Tarim-Becken |
Es wird auch ausgeführt (4):
Zwei frühbronzezeitlichen Tarim-Mumien im östlichen Xinjiang hatten (laut Archäogenetik) dunkelbraune bis schwarze Haare und dunklere Haut trotz ihrer archäologisch als "westlich" eingeordneten Körpermerkmale. Und eine jüngere dritte Mumie aus der späten Bronzezeit hatte diesbezüglich eher mitteldunkle Hautfarbe.
Two Early Bronze Age Tarim Basin mummies in east Xinjiang were found likely to have had dark brown to black hair and darker skin, despite their archeologically-identified "western" features, and a more recent third mummy from the Late Bronze Age was likely to have had a more intermediate skin tone.
Es wird betont, daß die Völkergeschichte rund um das Tarim-Becken seit der Bronzezeit nicht durch "genetic replacements" gekennzeichnet ist, sondern durch wiederholte, zum Teil komplexe Vermischungen.
Beachtenswert ist jedoch weiterhin, daß auch nordostasiatische, also mongolische Herkunft schon während der Frühen Bronzezeit in Xiangjang zu finden ist. Diese hat sich also früher nach dorthin ausgebreitet als bislang bekannt war.
Wir sehen also in der Frühen Bronzezeit in Xiangjiang einheimische Tarim-Herkunft vermischt mit mongolischer "Shamanka"-Herkunft, wir sehen einheimische Herkunft vermischt mit Afanassiewo- und "Shamanka"-Herkunft. Wir sehen einheimische Herkunft vermischt mit "karelischer" (also vermutlich ugrischer) Herkunft und BMCA-Herkunft. Ab 2.000 v. Ztr. die Andronowo-, bzw. Shintashta-Herkunft hinzu kommen. Während der Eisenzeit und der Antike kommen noch hinzu:
- Han-chinesische Herkunft (dunkelgrün)
- karelische Herkunft (wohl gleichbedeutend mit ugurischer Ngananasan-Herkunft)
In zwei Fällen sind in Gräbern eineiige Zwillinge miteinander bestattet worden (3; Supp, S. 15). Zwillinge scheinen also lebenslang miteinander zusammen geblieben zu sein.
Soweit ein erster Einblick in die genannten Studien. Um so tiefenschärfer das "archäogenetische Mikroskop" eingestellt wird, um so mehr Prozesse der Ethnogenese, der Volkswerdung und des Untergangs von Völkern wird man feststellen können und genauer eingrenzen können in diesem Raum. Jahrtausende von Geschichte und die Schicksale von zehntausenden von Menschen, von ganzen Kulturen verbergen sich hinter diesen farbigen Balken der Grafik 6.
Die in diesen Beitrag behandelten beiden archäogenetischen Studien wären es wert, noch viel detaillierter aufgearbeitet zu werden als das in diesem Beitrag geschehen konnte bislang. Vielleicht können wir das künftig noch nachtragen.
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*) Aber diese Hypothese steht - zumindest für unser Verständnis - noch
auf mancherlei wackligen Füßen (
Stgen2018). Der Ursprung der Turkvölker wird von
Sprachhistorikern gerne auch in der Manschurei verortet (
Stgen2021), wobei die Zuordnung dieser Erkenntnis zur Archäogenetik ebenfalls noch wenig klar ausgearbeitet zu sein scheint - soweit wir das sehen.
**) Zu beachten wäre außerdem, daß sich nach Karelien während der Bronezezeit auch die ugrische
"Nganasanen"-Jäger-Sammler-Herkunftsgruppe ausgebreitet hat, zusammen mit der ugrischen Sprachfamilie
(zu der unter anderem die Chanten, Ungarn, Karelier und Esten gehören). Soll man die Ergebnisse dieser Studie so verstehen, daß sich diese ugrische Nganasan-Herkunft auch schon während der Bronzezeit bis über den Baikalsee hinaus nach Süden
ausgebreitet hat? Die letzte Sprecherin einer ugrischen Sprache hat der
estnische Filmemacher und Völkerkundler Lennart Meri ja noch in den 1970er
Jahren östlich vom Baikalsee für einen seiner Filme interviewt (siehe andere Beiträge hier auf
dem Blog). - Soviel wir aber bislang mitbekommen haben, sind Botai- und Nganasanen-Herkunft doch sehr unterschiedliche Herkunftsgruppen, ebenso wie Botai- und osteuropäische Jäger und Sammler.
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Cui, Y. (2021). The genomic origins of the Bronze Age Tarim Basin
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