Samstag, 1. August 2015

Die Hälfte aller pädokriminellen Täter waren in ihrer Kindheit selbst Opfer

Es scheint eine erbliche und eine Umwelt-Komponente im Ursachenbündel von pädokriminellem Verhalten zu geben

Abb.: Kindesmissbrauch in Deutschland
Grafik: isotype.com (Wiki)
Die Kommentare, die wir auf Internetblog „Netzwerk B“ von Norbert Denef im April dieses Jahres eingestellt hatten1, sollen hier noch einmal in überarbeiteter und erweiterter Form als Blogartikel erscheinen. Das mag um so sinnvoller sein, als es über dieses Thema in der deutschen Wissenschafts-Berichterstattung noch keinen einzigen Artikel zu geben scheint2.

Ein Artikel im renommierten Wissenschaftsmagazin „Science“ fragte im April, ob die Neigung zu sexueller Gewalt an Kindern zu 40 % erblich, also genetisch wäre. Hinweise, die für eine solche Vermutung sprechen, wurden schon 2013 in einem Bericht in der „Los Angeles Times“ genannt3:
Some of the new understanding of pedophilia comes from studies done on convicted sex criminals at the Center for Mental Health and Addiction in Toronto. (…) Among the most compelling findings is that 30% of pedophiles are left-handed or ambidextrous, triple the general rate. Because hand dominance is established through some combination of genetics and the environment of the womb, scientists see that association as a powerful indicator that something is different about pedophiles at birth. (…) Researchers have also determined that pedophiles are nearly an inch shorter on average than non-pedophiles and lag behind the average IQ by 10 points - discoveries that are consistent with developmental problems, whether before birth or in childhood.
Und aus diesem Grund
most clinicians have given up on changing the sexual orientation of pedophiles in favor of teaching the how to resist their unacceptable desires.
Natürlich ist es verständlich, dass aus solchen Forschererfahrungen und -meinungen heraus dann auch das umstrittene Berliner Projekt „Kein Täter werden“ entstehen konnte, wie dann in diesem Bericht weiter ausgeführt wurde:
Though extolled by many researchers, the same program could not be conducted in the United States or many other countries, where clinicians and others are required by law to notify authorities if they suspect a child has been or could be harmed.
Mit diesen Worten wird schon das moralisch geradezu Ungeheuerliche an diesem Projekt ausreichend gekennzeichnet: Die Täter werden untersucht, ohne dass nach etwaigen Opfern gefragt wird! - Im Wissenschaftsmagazin „Science“ wird weiter ausgeführt4:
Most studies point to early life experiences, such as childhood abuse, as the most important risk factor for becoming a perpetrator of abuse in adulthood.
Natürlich können auch frühkindliche Erfahrungen nur sehr schwer oder gar nicht im späteren Leben geändert werden. Aber es ist ja wohl doch ein Unterschied, ob man sagt, die häufigste Ursache von Pädophilie ist vorgeburtlicher und genetischer Art oder ob man sagt, sie beruht auf frühkindlichen Erfahrungen. Da besteht offensichtlich noch kein echter Konsens in der Forschung.

Dieselbe Autorin Emily Underwood hatte in demselben Wissenschaftsmagazin „Science“ kurz zuvor, im März, einen Überblicksartikel gegeben5. Eine dazugehörige originale Forschungsarbeit erschien in derselben Ausgabe6.

Das wesentliche Ergebnis ist: Menschen, die „nur“ Gewalterfahrungen in ihrer Kindheit erfahren haben, haben keine erhöhte Wahrscheinlichkeit, selbst wieder als Erwachsene Täter zu werden. Bei Menschen jedoch, die entweder „sexuelle Gewalt“ erfahren haben oder allgemeine Vernachlässigung („neglect“), ist die Wahrscheinlichkeit, als Erwachsene selbst wieder Täter zu werden, verdoppelt. Aus dem erst zitierten Artikel:
CPS reports of sexual abuse were filed for 3.4% in the control group and 7.7% in the abused group; the figures for neglect were 9.5% in the control group and 18% in the abused group.
Zu Deutsch: Für die untersuchte Kontrollgruppe (also „Normalbevölkerung“) gab es 3,4 % Berichte von Vorkommen von sexuellem Missbrauch an die US-Kinderschutzbehörde, während es in der untersuchten Gruppe von schon als Kind missbrauchten 7,7, % waren, die als Eltern wiederum ihre Kinder missbrauchten. Für allgemeine Kindesvernachlässigung betragen die Zahlen 9,5 % für die Normalbevölkerung und 18 % für Eltern, die als Kinder vernachlässigt worden sind, also ebenfalls eine Verdoppelung.

Dabei sollte aber beachtet werden, dass diese Eltern das zumeist nicht selbst an die Wissenschaftler berichtet haben, sondern das erst von deren Kindern, die inzwischen 22 Jahre alt sind, berichtet, bzw. bestätigt wurde.

Aus diesen Zahlen ergeben sich natürlich viele Schlussfolgerungen. Allerdings werden von den Wissenschaftlern noch mancherlei Vorbehalte demgegenüber vorgebracht, dass diese Zahlen als endgültige angesehen werden können, da noch viele Unsicherheiten mit einfließen (wer berichtet was an die US-Kinderschutzbehörde? Was wird nicht berichtet etc.). Diesen Einzelheiten kann an dieser Stelle nicht nachgegangen werden.

Es dürfte sich bei diesen Zahlen aber schon einmal um grobe Annäherungen an die tatsächlichen Sachverhalte handeln. Zusammengefasst ergibt sich also der Eindruck, dass es in 3,4 % der europäischstämmigen Normalbevölkerung eine erbliche oder schwangerschaftsbedingte Neigung zu Pädophilie gibt, dass dieser Prozentanteil aber verdoppelt wird auf 7,7, % durch frühkindliche Erfahrungen.

Als Faustregel wird man deshalb künftig - zumal als Überlebender sexueller Gewalt - im Hinterkopf behalten dürfen: Die Hälfte aller Täter haben in ihrer Kindheit selbst ähnliches erlebt wie das, was sie nun anderen Kindern angetan haben. Wenn dieser Umstand berücksichtigt wird, wird die Beurteilung pädokrimineller Netzwerke sicherlich ein wenig differenzierter!

Inwieweit nun dieselben Prozentsätze auch für Menschen gelten, die Überlebende und/oder Täter generationenübergreifender ritueller, sexueller Gewalt waren oder sind (nach Umfragen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen 10 % aller Menschen, die heute in Deutschland psychotherapeutisch behandelt werden), ist in dieser Studie nicht behandelt. Darauf müsste also sicherlich noch einmal besonders das Augenmerk gerichtet werden, zumal die Kreise, in denen derartiges vorkommt, wie wir immer besser verstehen, unsere Politik sehr stark mitbestimmen, siehe Minister in der Thatcher-Regierung, siehe Kinderschänder-Ring im britischen Parlament, siehe die Tatsache, dass 5 % aller englischen Kinder in den letzten Jahrzehnten Opfer von sexueller Gewalt geworden sind. Ein Versuch der politischen Einordnung dieser Dinge wurde auf dem politischen Nachbarblog „Gesellschaftlicher Aufbruch – jetzt!“ gegeben (GA-j!, 12.7.2015).

Wenn man diese Zusammenhänge etwas länger auf sich wirken lässt, kommt man womöglich zu dem Schluss, dass sowohl zu der erblichen Komponente, wie zu der Umwelt-Komponente bei diesem kriminellen Verhalten zum Schluss immer noch die Eigenverantwortung jenes Menschen tritt, der erwachsen geworden ist. Diese ist die Grundlage der strafrechtlichen Verfolgung von Verbrechen.

Da aber immer deutlicher wird, dass Pädokriminalität ein Herrschaftsinstrument ist, das von Geheimdiensten, dem Jesuitenorden, der katholischen Kirche und vermutlich auch von Teilen der Freimaurerei und ähnlichen elitären Netzwerken "systematisch" genutzt wird, da also deutlich wird, dass diese "systemimmanent" ist zum Beispiel in der ältesten Demokratie der Neuzeit, in Großbritannien, ist es noch viel wichtiger und wesentlicher, über diese elitären Netzwerke aufzuklären und nach Alternativen zu einer gesellschaftlichen Moral zu suchen, die solche Netzwerke toleriert. Der Jesuitenorden würde dabei nicht das erste mal als eine Täterorganisation in vielen Staaten der Welt verboten. Auch die Freimaurerei ist schon in vielen Staaten der Welt verboten gewesen. Und auch die Forderung nach einem nachhaltigen Abbau der weltweiten monströsen und kriminellen Geheimdienst-Strukturen wird in der Politik und Gesellschaft seit Jahrzehnten geäußert. Zwei der Prominentesten, die diese Forderung aufgestellt haben, waren: Erich Ludendorff und John F. Kennedy.

____________________________________________
1Denef, Norbert: Charité Programm ‚Kein Täter werden‘ zeigt erhebliche wissenschaftliche Mängel. Netzwerk B, Pressmitteilung, 13.4.2015, http://netzwerkb.org/2015/04/13/charite-programm-kein-tater-werden-zeigt-erhebliche-wissenschaftliche-mangel/
2zumindest wenn man mit den Suchworten „Emily Underwood Science“ nach diesbezüglichen deutschsprachigen Internetseiten sucht - ein Umstand, der sehr verwundert und der vielleicht auch sehr bezeichnend ist. "Skeptiker" beschäftigen sich offenbar lieber mit wesentlich harmloseren menschlichen Abirrungen als mit Pädokriminalität ...
3Zarembo, Alan: Many researchers taking a different view of pedophilia. A deep-rooted predisposition that does not change. In: Los Angeles Times, 14. January 2013, http://articles.latimes.com/2013/jan/14/local/la-me-pedophiles-20130115
4Underwood, Emily: Reality check – Is sex crime genetic? In: Science, 9. April 2015,http://news.sciencemag.org/brain-behavior/2015/04/reality-check-sex-crime-genetic
5Emily Underwood: Measuring child abuse’s legacy. In: Science, 27. March 2015, Vol. 347 no. 6229 p. 1408 DOI: 10.1126/science.347.6229.1408http://www.sciencemag.org/content/347/6229/1408.full
6Cathy Spatz Widom, Sally J. Czaja, Kimberly A. DuMont: Intergenerational transmission of child abuse and neglect: Real or detection bias? In: Science 27 March 2015: Vol. 347 no. 6229 pp. 1480-1485 DOI: 10.1126/science.1259917http://www.sciencemag.org/content/347/6229/1480.full
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