Bewegende Jahre im deutschen Geistesleben waren die Jahre 1795 bis 1803, wenn nicht sogar bewegende im Geistesleben der Menschheit. Friedrich Hölderlin (1770-1843) (Wiki) hat zwischen 1795 und 1797 so fortschrittliche philosophische Ansätze formuliert, daß die Menschen erst heute, mehr als zweihundert Jahre später anfangen, ihre Bedeutung zu erahnen.
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Abb. 1: Friedrich Hölderlin, gezeichnet während eines Besuches bei Hölderlin im Jahr 1823 von Friedrich Lohbauer (1802-1873) |
Im gleichen Zeitraum wurde - wiederum von Friedrich Hölderlin - ein dichterisches Gesamtwerk verfaßt und veröffentlicht, das seinem Gehalt nach ebenfalls - sowohl philosophisch wie künstlerisch - weit über das hinaus geht, was zuvor und noch bis heute im deutschen Kulturraum hervor gebracht worden ist.
Sind das übertriebene Beurteilungen? Der vorliegende Beitrag soll es erleichtern, diese Einschätzungen nachvollziehen zu können. Das ist am Anfang nicht ganz einfach, weil wir es mit Philosophie nach Immanuel Kant zu tun haben.
Ende des Jahres 2022 ist der bedeutende deutsche Philosoph Dieter Henrich (1927-2022) (Wiki) mit 95 Jahren gestorben. Seine Schülerin, die in Wien lehrende Philosophin Violetta L. Waibel (geb. 1956) (Wiki) (GB, S. 293), hat in einem Nachruf auf ihren Lehrer seine entscheidende Lebensleistung folgendermaßen charakterisiert (Waibel 2023):
Auf dem Hegel-Kongreß 1970 in Stuttgart überraschte Henrich die Zuhörer mit einem Vortrag über Hegel und Hölderlin, den beiden Studienfreunden in Tübingen, ein Vortrag, der damals Furore machte (Hegel und Hölderlin [1970], in: Hegel im Kontext, 3 1981, 9-40). Dem berühmten Philosophen stellte Henrich den seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt gewordenen Dichter als philosophischen Diskussionspartner an die Seite. Neben dem vielbeachteten Systemdenker Hegel wurde damit das philosophische Denken des Dichters Friedrich Hölderlin als Alternativdebatte und auf Augenhöhe eingeführt. Damit sicherte Henrich dem Schriftsteller und Dichter Friedrich Hölderlin den Einzug in die Philosophiegeschichte und einen ebenbürtigen Platz neben Hegel und Schelling.
Man fragt sich, ob dieser Umstand seither, seit dem Jahr 1970 aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft heraus in das kulturelle Bewußtsein der Gegenwart auch wirklich eingeflossen ist (s.a. Abb. 7-9). Das ist offensichtlich nicht der Fall.
Woran mag das liegen? Welche Rolle mag in diesem Zusammenhang insbesondere spielen, daß der bis heute so "angesehene" und "einflußreiche" BRD-Staatsphilosoph Jürgen Habermas diesem Dieter Henrich schon im Jahr 1988 eine konservative "Rückkehr zur Metaphysik" zum Vorwurf gemacht hat (s. Wiki)? Schon spätestens seit dem "Historikerstreit" des Jahres 1986 war es allen bewußter Denkenden klar: Wer vom "BRD-Staatsphilosophen" Jürgen Habermas im deutschen Geistesleben kritisiert wird, der ist "gezeichnet", der ist ein "Gezeichneter", ein "Gekennzeichneter". Ein solcher Mensch verkörpert damit nicht mehr den von anonymen Medienmächten definierten "Mainstream" im deutschen Geistesleben, von anonymen Medienmächten, deren Unterstützung sich ein Jürgen Habermas jeder Zeit gewiß sein konnte und kann.
Auch dem deutschen Philosophen Peter Sloterdijk widerfuhr im Jahr 1999 eine solche "Brandmarkung" (Yt1999).
Vermutlich war es dementsprechend dann auch keineswegs eine konservative, sondern eine sehr fortschrittliche "Rückkehr zur Metaphysik", was dann dieser Jürgen Habermas im Jahr 2004 mit dem pädokriminellen Erzpriester Josef Ratzinger, der wenig später Oberhaupt der katholischen Kirche werden sollte, erörtern sollte (Wiki):
Habermas räumt ein, daß sich im „nachmetaphysischen Denken“ moderner, säkularer Gesellschaften, „jeder generell verbindliche Begriff vom guten und exemplarischen Leben entzieht“. In den „heiligen Schriften und religiösen Überlieferungen“ fänden sich dagegen über Jahrtausende wach gehaltene „Intuitionen von Verfehlung und Erlösung“. Sie stellten „hinreichend differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten und Sensibilitäten für verfehltes Leben, für gesellschaftliche Pathologien, für das Mißlingen individueller Lebensentwürfe und die Deformation entstellter Lebenszusammenhänge“ zur Verfügung.Es müsse die Aufgabe einer „nachmetaphysischen“ Philosophie sein, die kognitiven Gehalte der religiösen Überlieferung „im Schmelztiegel begründender Diskurse aus ihrer ursprünglich dogmatischen Verkapselung freizusetzen“, um so „eine inspirierende Kraft für die ganze Gesellschaft entfalten zu können“. Diese Transmissionsleistung erwartet sich Habermas nicht allein von der Philosophie, sondern er sieht darin überhaupt die Aufgabe einer säkularen Gesellschaft, die sich nicht durch „naturalistische Weltbilder“ um ihr normatives „ethisches Selbstverständnis“ verkürzen lassen möchte. „Eine liberale politische Kultur kann sogar von den säkularisierten Bürgern erwarten, daß sie sich an Anstrengungen beteiligen, relevante Beiträge aus der religiösen in eine öffentlich zugängliche Sprache zu übersetzen“, so Habermas in einer vielbeachteten Debatte mit Joseph Ratzinger, dem nachmaligen Papst Benedikt XVI., in der Katholischen Akademie in Bayern am 19. Januar 2004.
Warum dieses Gespräch ausgerechnet - und offensichtlich symbolhaft - mit einem Vertreter einer seit Jahrhunderten verbrecherischen Psychosekte geführt wurde, anstatt mit einem Fachkollegen wie Dieter Henrich, diese Frage scheint sich schon kaum jemand mehr zu stellen. Die Ansichten eines Hölderlin zu einer solchen Art zu "philosophieren", sind sicherlich eindeutig genug:
Denn wohl hab ich's gefühlt in meiner Furcht,Daß ihr des Herzens freie GötterliebeBereden möchtet zu gemeinem Dienst,Und daß ich's treiben sollte, so wie ihr.Hinweg! ich kann vor mir den Mann nicht sehn,Der Göttliches wie ein Gewerbe treibt,Sein Angesicht ist falsch und kalt und tot,Wie seine Götter sind.
Aber "wir" sind da heute sicherlich schon sehr viel "weiter" als Hölderlin ...
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Abb. 2: "Hölderlin im Turm" - nämlich im Elfenbeinturm der Wissenschaft, bis heute (Der "Hölderlinturm" in Tübingen, von Hölderlin bewohnt 1807 bis 1843) |
Dieter Henrich war immerhin im Vergleich zu den deutschen Zeithistorikern noch glimpflich davon gekommen. Dennoch sind er und sein geistiges Erbe bis heute im gesellschaftlichen Bewußtsein, im gesellschaftlichen Gespräch geradezu "unsichtbar". Und damit ist auch der Beitrag, den Friedrich Hölderlin heute zur Selbstverständigung moderner Gesellschaften leisten könnte, geradezu unsichtbar gemacht. Patzig wird anstelle dessen die religiöse Überlieferung der katholischen Kirche in den Vordergrund gestellt. Auf namhafte Kritik scheint ein solcher Ansatz kaum zu stoßen. Sicherlich ebenfalls ein Hinweis darauf, wie "frei" heute die "Diskurse" im öffentlichen Raum geworden sind - auch durch und mit dem herzliebsten Herrn Jürgen Habermas.
Um aber die genannte eigentliche geistige Wende des Jahres 1970 einzuordnen, muß man sich auch klar machen, daß im Jahr 1970 noch ein ganz anderer Zeitgeist vorherrschte als heute. Die marxistische Theorie, die in der Philosophie von G. F. W. Hegel ihren Ursprung hatte, hatte mit der Studentenrevolution von 1968 gerade erst wieder neue Anteilnahme in der geistigen Auseinandersetzung und Aufmerksamkeit erhalten. Sie sollte diese erst ab dem Jahr 1989 völlig verlieren. Die führende Köpfe der Studentenrevolution lasen Karl Marx und wußten um die Bedeutung, die dieser der Philosophie Hegels gegeben hatte. Dennoch blieben alle Forschungen zur philosophischen Bedeutung Hölderlins, dem großen Anreger Hegels, bis heute ein "Nebengleis" innerhalb des deutschen Geisteslebens. Sie blieben sorgsam im Elfenbeinturm der Wissenschaft verschachtelt. Es darf also gefragt werden, ob das ein angemessener Umstand ist. Violetta Waibel setzte in ihrem Nachruf fort (Waibel 2023):
Dieter Henrich gibt dem Denken Hölderlins einen deutlichen Vortritt vor dem Hegels, insofern Hölderlin das menschliche Bewußtsein mit all seinem Denken und Tun an einen Grund, an das Sein schlechthin, zurückgebunden sieht, während Hegel genau diesen Ausgang der Philosophie von einem uneinsehbaren dunklen Grund zurückweist. Hegel fokussiert sein Denken auf die Frage der Entwicklung des Denkens, sei es die der Erfahrung des Bewußtseins als eines individuellen und sozialgeschichtlichen Prozesses (Subjekt und sittliche Substanz) wie in der Phänomenologie des Geistes (1807), sei es durch das Aufspannen eines logischen Raums, den die Wissenschaft der Logik (1812, 1813, 1816) durchmißt, sukzessive vertieft und komplexer werden läßt. Mit Hegel bewegt sich das Denken hin zu einem Erfassen des Geistes in einem absoluten Wissen, schließlich auch in der Idee, während Hölderlin das menschliche Bewußtsein von seinem unermeßlichen und unerforschlichen Grunde her zu begreifen sucht, wie Henrich wiederholt betont. Daß Hegel die Wissenschaft der Logik mit einem Sein beginnen läßt, das leer ist wie das Nichts, mit diesem verwechselbar und ebenso sein anderes ist, um so das Werden spekulativ einsichtig zu machen, ist für Dieter Henrich keine philosophische Option, die Hölderlins Konzeption des Seins als Grund im Bewußtsein vorzuziehen wäre.
Dieser Standpunkt Dieter Henrichs ist immer noch ein kühner (4) (s.a. FürKultur1991).
Aber er kann viel Gültigkeit für sich in Anspruch nehmen. Dieser Standpunkt ist nämlich vor allem auch mit einem modernen naturwissenschaftlichen Weltbild vereinbar, worauf Dieter Henrich zwar selbst niemals scheint hingewiesen zu haben, worauf aber seither ebenfalls viele Philosophen in Deutschland und weltweit aufmerksam gemacht haben. Stellvertretend für diese sei Professor Rainer E. Zimmermann (geb. 1951) (Wiki) (Phaid) genannt, bei dem der Autor dieser Zeilen um 1992 herum an der Freien Universität Berlin mehrere Seminare besucht hat, unter anderem über das Verhältnis zwischen dem Systemdenken des Deutschen Idealismus einerseits und der Physik komplexer Systeme nach Ilya Prigogine andererseits.
Von Kant zu Hegel - Ein Gespräch über die Konstellationsforschung Dieter Henrichs
Violetta Waibel war eine der Mitarbeiterinnen in Henrichs nach 1970 aufgebauter Arbeitsgruppe zur "Konstellationsforschung", nämlich der Erforschung der "Konstellationen" rund um Friedrich Hölderlin in Jena und Frankfurt am Main zwischen den Jahren 1795 und 1798. Einen eigenen Wikipedia-Eintrag gibt es zu der Arbeit dieser Arbeitsgruppe noch nicht. Aber es gibt ja ChatGPT. Fragen wir es doch: "Gib einen Überblick über die Konstellationsforschung von Dieter Henrich". Aus der Antwort zitieren wir das folgende:
Henrich hat in seiner Konstellationsforschung intensiv untersucht, wie Kants Transzendentalphilosophie in der Rezeption von Denkern wie Reinhold, Maimon und Fichte weiterentwickelt wurde. Dabei zeigte er:- Daß Fichte sich nicht einfach direkt auf Kant stützt, sondern aus einer Konstellation von Problemen heraus philosophiert (z. B. das Problem der Begründung des Ich-Bewußtseins).- Daß die Systemidee der idealistischen Philosophie (bei Fichte, Schelling, Hegel) bereits im Umfeld Kants vorbereitet wurde. (...)Nach Kants "Kritik der reinen Vernunft" (1781/87) gab es eine intensive Debatte über die Frage:Wie kann Philosophie systematisch und sicher begründet werden?Zentrale Akteure in dieser Konstellation:Immanuel Kant: Seine Philosophie setzte das „transzendentale Subjekt“ voraus, klärte aber nicht vollständig, wie das Ich zu sich selbst kommt (Problem des Selbstbewußtseins).- Karl Leonhard Reinhold: Wollte Kants Philosophie systematisch fundieren - durch das „Grundsatzdenken“ (Satz des Bewußtseins).- Salomon Maimon: Kritischer Kant-Leser, der zeigte, daß Kant bestimmte Übergänge nicht ausreichend begründet hatte.- Johann Gottlieb Fichte: Reagierte auf diese Problemkonstellation mit seiner eigenen, radikaleren Lösung.Henrich analysiert die Frage, die Fichte (bewußt oder unbewußt) zum Ausgangspunkt machte:Wie ist es möglich, daß das Ich sich selbst als Ich erfährt - also nicht nur als Objekt, sondern als Subjekt?Die kantische Philosophie ließ diese Frage offen. Kant setzte das Ich als transzendentale Einheit voraus, aber erklärte nicht, wie es sich selbst als Einheit erkennt.Fichte formuliert 1794 im Wissenschaftslehre-Entwurf:„Das Ich setzt sich selbst.“Das bedeutet: Das Ich ist Ursprung und Produkt zugleich - es konstituiert sich selbst durch eine ursprüngliche Tathandlung (Tathandlung = actus + factum).Henrich zeigt: Diese Formulierung ist kein abstraktes Axiom, sondern die Antwort auf eine philosophische Problemkonstellation, nämlich:Wie kann Philosophie auf einem nicht abgeleiteten ersten Prinzip beruhen?Wie kann das Bewußtsein sich selbst begründen, ohne in ein unendliches Regreß zu geraten?Henrichs berühmter Aufsatz „Fichtes ursprüngliche Einsicht“ (1966) analysiert, wie Fichte zu dieser Formulierung gelangte - und daß es sich dabei um eine genuine philosophische Entdeckung handelt, nicht bloß um eine Wiederholung Kantischer Gedanken.Diese Einsicht war laut Henrich der eigentliche Anfang des Deutschen Idealismus, weil sie das Selbstbewußtsein als Grundstruktur der Philosophie festschreibt.
Auf unsere Frage "Nenne weitere wichtige Mitwirkende in der Arbeitsgruppe Konstellationsforschung von Dieter Henrich und ihre Beiträge" werden sieben (männliche) Philosophen genannt, unter anderem Manfred Frank (geb. 1945) (Wiki). Violetta Waibel wird nicht genannt. Und es fällt auch erneut kein einziges mal der Name Hölderlin.
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Abb. 3: Vier Jugendporträts von Friedrich Hölderlin (zusammen gestellt auf dem Umschlag eines Buches von Sabine Doering) |
Deshalb fragen wir weiter "Welche Rolle spielt Hölderlin in dieser Konstellationsforschung?" ChatGPT lobt uns für unsere "sehr gute und tiefgehende Frage" und antwortet dann unter anderem:
Die Konstellationsforschung zeigt, daß Hölderlin eine bedeutende theoretische Position innerhalb der Konstellation um Hegel und Schelling einnimmt.
Das wird erläutert und dann heißt es:
Damit eröffnet er eine gegenidealistische Position innerhalb der idealistischen Bewegung - was lange Zeit übersehen wurde.
Diese Aussage deckt sich mit den oben zitierten Worten von Violetta Waibel in ihrem Nachruf auf Dieter Henrich. Wir merken bei diesem Anlaß: mit ChatGPT lassen sich offenbar durchaus gut philosophische Gespräche führen. Es fragt uns im Anschluß an seine Antwort so fröhlich: "Wenn du magst, kann ich dir auch eine kurze Interpretation von 'Urtheil und Seyn' geben - oder zeigen, wie Hölderlin im Vergleich zu Schellings Frühphilosophie positioniert ist." Ersteres darf der geneigte Leser ChatGPT gerne selbst fragen. Wir wollen das an dieser Stelle zunächst schon voraus setzen (da wir uns selbst mit diesem Text schon häufiger auseinander gesetzt haben). Letzteres aber interessiert uns hier jetzt doch. Und indem wir die Antwort von ChatGPT lesen, bekommen wird doch eine etwas bessere Ahnung von den philosophischen Problemkreisen innerhalb deren sich Hölderlin und die Philosophen seiner Zeit "zwischen Kant und Hegel" bewegten:
Sowohl Hölderlin als auch Schelling gehen von Kants Philosophie aus, insbesondere dem Problem der Subjekt-Objekt-Spaltung.Kant: Das Subjekt ist aktiv, aber erkennt nur Erscheinungen.
Immanuel Kant war ursprünglich - im Gegensatz zu den meisten seiner Nachfolger in der Philosophie - Naturwissenschaftler. Er klärt zwar nicht vollständig, was in seinem Sinne "Erscheinungen" seien. Nämlich ob eine unabhängig vom menschlichen Bewußtsein existierende Welt existiere. Aber als Naturwissenschaftler setzt man diese Existenz sowieso und fraglos voraus. Da diese Frage dann aber abschließend erst von Nicolai Hartmann im 20. Jahrhundert geklärt wurde, hatte Kant der "Subjekt-Philosophie" seiner vielen Nachfolger noch so viel Spielraum gelassen. Erst dadurch konnte sich das weitere, nämlich der "deutsche Idealismus" entfalten. ChatGPT erläutert diese "idealistische" Subjekt-Philosophie im weiteren dann folgendermaßen:
Fichte: Das Ich setzt sich selbst - aber läuft Gefahr, das Nicht-Ich (Natur) zu bloßem Produkt zu machen.Beide (Hölderlin und Schelling) suchen nach einer Einheit, in der Subjektivität und Natur gleichursprünglich gedacht werden können - aber sie gehen sehr unterschiedlich damit um.Hölderlin: Einheit als ursprüngliches „Sein“ (nicht faßbar im Denken)Zentrale Ideen:In seinem Fragment „Urtheil und Seyn“ argumentiert Hölderlin, daß die Trennung von Subjekt und Objekt (Ich und Welt) durch ein Ur-teil, also eine ursprüngliche Spaltung, entsteht.Das Sein ist vor aller Teilung - es ist das Unvordenkliche, das durch das Urteil (die Sprache, das Bewußtsein) immer schon zerrissen wird.Die Versöhnung dieser Spaltung ist nicht logisch oder systematisch, sondern geschieht ästhetisch, im poetischen Akt oder in der Erfahrung des Göttlichen.
Gewiß kein Ansatz, den ein Jürgen Habermas als modern oder fortschrittlich erachten muß (-?!?). Aber weiter:
Konsequenz:Hölderlin glaubt nicht, daß man die Einheit von Subjekt und Objekt systematisch denken kann - sie ist immer schon verloren und kann nur angedeutet oder poetisch erinnert werden.
Wir möchten dennoch meinen, daß Hölderlin das Hegel'sche Philosophieren in den Gesprächen mit Hegel 1796 bis 1798 kräftig angefacht und angefeuert hat, weil er ihm gesagt hat: Das Denken ist frei. Laß deinem Denken freien Lauf. Es wird - so oder so - am Ende zum Ziel kommen, auch wenn es zuvor noch viele Irrwege geht. (Wobei in seinen geschichtsphilosophischen Dichtungen überall als Wissen voraus gesetzt ist, daß geistesgeschichtliche Irrwege viele Jahrhunderte lang dauern können, insbesondere die mittelalterliche "Nacht" nach dem griechischen "Tag".) ChatGPT kommt dann auf den jungen Schelling zu sprechen, den Hölderlin schon im Tübinger Stift als Mitschüler vor den Mißhandlungen älterer Mitschüler beschützt hatte. Schelling also:
Schelling (Frühphase, z. B. Vom Ich als Prinzip der Philosophie, 1795)Zentrale Ideen:Schelling folgt Fichte zunächst und entwickelt eine Systemphilosophie auf Basis des Ichs.Doch sehr früh (ab 1797) beginnt er, die Natur nicht mehr als bloßes Produkt des Ichs zu sehen.In der Naturphilosophie (ab 1797/98) beschreibt er die Natur als dynamisch, schöpferisch, selbsttätig - als ein eigenes Prinzip.Konsequenz:Schelling versucht, die Einheit von Subjekt und Objekt in einem rationalen System zu rekonstruieren - z. B. durch seine „Identitätsphilosophie“ (1801): Subjekt = Objekt = Absolutes.Schelling will also das Eine denken - Hölderlin sagt: Es ist vor allem Denken.Fazit in Henrichs & Manfred Franks DeutungHölderlin ist Grenzgänger: Er erkennt die Grenzen des idealistischen Systems und antwortet mit einem poetischen Denken, das das Unverfügbare ernst nimmt.Schelling bleibt zunächst Systemdenker, aber öffnet sich zunehmend für eine dynamische, lebendige Philosophie der Natur, die Hölderlin in gewisser Weise vorwegnimmt - auf andere Weise.
Wir sind sozusagen begeistert von der schlichten und übersichtlichen Art, in der uns hier ChatGPT wesentliche Stationen der deutschen und abendländischen Philosophie-Geschichte erläutert. Da hat doch auch der Autor dieser Zeilen - mit ChatGPT - zu diesem ganzen, recht schwierigen Fragenkomplex mehr Sicherheit und Überblick gewonnen. ChatGPT schlägt dann vor: "Wenn du magst, kann ich (...) zeigen, wie diese beiden Denkweisen bei Hegel dann wieder zusammengeführt (oder überboten) werden." ChatGPT weiß in der Tat, neugierig zu machen. Also bitte!, her mit der Antwort:
In der Phänomenologie des Geistes (1807) und später in der Logik (1812-16) geht Hegel einen dritten Weg: Die Einheit von Denken und Sein, Subjekt und Objekt ist nicht einfach gegeben (wie bei Hölderlin) und nicht bloß gesetzt (wie bei Schelling), sondern muß sich durch den Prozeß des Denkens selbst entwickeln - im Modus der Vermittlung. Das Geniale an Hegels Ansatz: Er überwindet die statische Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt durch das Konzept des Geistes, der sich selbst entfaltet, entfremdet und wieder zu sich zurückkehrt. Die Spaltung (wie Hölderlin sie betont) ist Teil des Weges zur Einheit, nicht dessen Gegenteil. Anders als Hölderlin sagt Hegel: „Die Wahrheit ist das Ganze.“ - Das Ganze aber ist nicht unverfügbar, sondern das Resultat eines dialektischen Weges. (...)Hegel zeigt, daß:Die Einheit nicht vor aller Erfahrung liegt (wie bei Hölderlin), und auch nicht gesetzt werden kann (wie bei Schelling), sondern sich in der Geschichte des Bewußtseins entfaltet - als Selbstbewegung des Geistes.
Wir glauben - wie gesagt - nicht, daß Hölderlin in diesen Fragen völlig im Gegensatz zu Hegel steht, sondern den Hegel'schen Ansatz im Prinzip befördert hat durch die gemeinsamen Gespräche in Frankfurt. Ihm war dabei von vornherein klar, daß er mit seiner grundsätzlichen Kritik am Idealismus nicht weiter kommt und er hat deshalb Hegel seinen Weg gehen lassen. Hegel war kein Dichter und konnte dem Erleben des (dem Denken) "Unverfügbaren" keine so große Bedeutung zumessen, wie das Hölderlin schon lange zuvor getan hatte und immer tat. Wenn man genau hinsieht, nimmt Hegel gegen den Ansatz Hölderlins in seinem Werk immer wiederholt Stellung. Das darf er. Aber wir dürfen auch sagen, daß Hegels "Panlogismus" (Wiki) und Hegels damit verbundene Lehre vom "Ende der Kunst" keineswegs zur Verinnerlichung des Menschen beigetragen hat, sondern in letzter Konsequenz eine solche völlig veräußerlichte Theorie wie den Marxismus angeregt hat. Angesichts der seitherigen kulturellen Entwicklungen haben wir viel Grund, uns auf die Seite von Hölderlin schlagen, weil dieser den viel fortschrittlicheren Ansatz verfolgte, einen Ansatz, der auch noch mit der modernen Naturwissenschaft vereinbar ist, die selbst überall an Vernunft-Grenzen und damit an "Unverfügbares" stößt - in der Relativitätstheorie, etwa in der Quantentheorie, etwa in der Theorie komplexer Systeme. Durch sie ist der Panlogismus Hegels in letzter Instanz am einsichtigsten widerlegt worden.
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Abb. 4: Portraitbüste von Susette Gontard, geschaffen von Landolin Ohnmacht 1793 |
Wenn dem Erleben des immateriellen Wahren, Guten und Schönen ebenso wie der Erfahrung der materiellen Wirklichkeit einerseits sowohl Seins- wie andererseits Erkenntniskategorien zugeordnet werden können und wenn Überschneidungen zwischen beiden unterstellt werden können, die Erleben, bzw. Erkenntnis möglich machen, dann haben wir einen modernen, ganzheitlichen Ansatz von Erkenntnistheorie, der einerseits die Irrwege des Idealismus vermeidet und andererseits die Naturwissenschaft mit hinein nehmen kann in einen ganzheitlichen Ansatz - so wie es das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus von der Zukunft so zuversichtlich erwartete (Leupold 1995/96) (s.a. FürKultur1991).
Abreise aus Homburg vor der Höhe - Mai 1800
Im Mai 1800 sollte Friedrich Hölderlin aus Homburg vor der Höhe abreisen, wo er fast vier Jahre gelebt hatte nach seiner Trennung von Susette Gontard in Frankfurt am Main. Er war nun 30 Jahre alt. In Homburg vor der Höhe hat er - mehr als in anderen Lebensphasen - noch mit einer gewissen Hoffnungsfreudigkeit darum gerungen, als selbstständiger Schriftsteller seinen Lebensunterhalt sicherstellen zu können. Er hat das insbesondere auch deshalb getan, um in der Nähe von Susette Gontard bleiben zu können. Er hatte gedichtet (Wiki)(Ged):
Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?Da wirs taten, warum schreckte, wie Mord, die Tat?
Hölderlin wie Susette Gontard ahnten oder wußten, daß der Lebensfaden der letzteren daran hing, daß Hölderlin in ihrer Nähe blieb. Immer und immer wieder geht das aus den geheim geschriebenen Briefen zwischen den Jahren 1797 und 1800 von Susette an Hölderlin hervor. Aber im Mai 1800 hatte sich für Hölderlin heraus kristallisiert, daß er mit seinen Bemühungen gescheitert war, und daß er nicht länger in Homburg und damit in der Nähe von Frankfurt bleiben konnte. Er verfolgte nun den Plan, in Stuttgart unter seinen dortigen Freunden einen neuen Versuch zu wagen, als freier Schriftsteller zu leben.
Bezüglich seiner Berufswahl und der Sicherstellung seines Lebensunterhaltes schrieb Hölderlin in diesen Jahren immer wieder rechtfertigende Briefe an seine Mutter. Diese wartete darauf, daß er endlich eine Pfarrerstelle in Württemberg annehmen würde, so wie es für ihn seit Schülerzeiten vorgesehen war, nachdem ihm das Land Württemberg die akademische Ausbildung ermöglicht hatte. Man wird gut und gern sagen können, daß seine Mutter der Inbegriff jener "knechtischen Sorge" (Ged) war, die Hölderlin Zeit seines Lebens so verhaßt war. Hölderlin nimmt in seinen Briefen an sie auch immer wieder Stellung zu seiner Religion, zum Beruf des Pfarrers und erklärt ihr, wie er zu all dem steht. Sie will nicht verstehen.
Philosoph oder Dichter? - 1799 entscheidet sich diese Frage für Hölderlin
Aber aus diesen Briefen an seine Mutter, die redlich um Ehrlichkeit bemüht sind, ohne die Mutter zu verletzten, geht auch hervor, daß Hölderlin erst in Homburg sich dazu durchgerungen hat, seinen Lebensunterhalt nicht vornehmlich als Philosoph sicherstellen zu wollen - etwa durch Vorlesungen an der Universität Jena, sondern als Dichter. Das erscheint uns eine außerordentlich entscheidende Lebensentscheidung zu sein. Sie wirft Licht sowohl auf seine Lebenszeit davor wie auch dann auf seine nachfolgende Lebenszeit. Mehr als ein Jahr vor seiner Abreise aus Homburg, im Januar 1799, schrieb er, neben seinem "Freund", dem Ofen, sitzend, an seine Mutter über seinen bisherigen Lebensweg:
Ich weiß jetzt so viel, daß ich tiefen Unfrieden und Mißmut unter anderem auch dadurch in mich gebracht habe, daß ich Beschäftigungen, die meiner Natur weniger angemessen zu sein scheinen, z. B. die Philosophie, mit überwiegender Aufmerksamkeit und Anstrengung betrieb, und das aus gutem Willen, weil ich vor dem Namen eines leeren Poeten mich fürchtete. Ich wußte lange nicht, warum das Studium der Philosophie, das sonst den hartnäckigen Fleiß, den es erfordert, mit Ruhe belohnt, warum es mich, je uneingeschränkter ich mich ihm hingab, nur immer um so friedensloser und selbst leidenschaftlich machte; und ich erkläre mir es jetzt daraus, daß ich mich in höherem Grade, als es nötig war, von meiner eigentümlichen Neigung entfernte, und mein Herz seufzte bei der unnatürlichen Arbeit nach seinem lieben Geschäfte wie die Schweizerhirten im Soldatenleben nach ihrem Tal und ihrer Herde sich sehnen. Nennen Sie das keine Schwärmerei! Denn warum bin ich denn friedlich und gut, wie ein Kind, wenn ich ungestört mit süßer Muße dies unschuldigste aller Geschäfte treibe, das man freilich, und dies mit Recht, nur dann ehrt, wenn es meisterhaft ist. (...) Jede Kunst erfordert ein ganzes Menschenleben, und der Schüler muß alles, was er lernt, in Beziehung auf sie lernen, wenn er die Anlage zu ihr entwickeln und nicht am Ende gar ersticken will.
Man entnehme diesen Worten nicht, daß Hölderlin sein eigenes Philosophieren etwa als "unfruchtbar" angesehen hatte. Wir wissen heute - siehe oben - daß er mit seinem Philosophieren seiner eigenen Zeit und seinen eigenen Zeitgenossen für mehr als zweihundert Jahre voraus war. Er war - vermutlich - seit Kant der bedeutendste Philosoph Deutschlands! Auch Nietzsche hat ihm längst nicht das Wasser reichen können, so nahe er ihm in manchem Gedanken auch gekommen sein mag und so nahe er sich manchmal mit Hölderlin verbunden gefühlt haben mag.
Aber nach allem, was wir wissen, hat Hölderlins Mutter all die vielen erklärenden und rechtfertigenden Zeilen dieser Art in aller größten Teilen nur mit dem aller größten, denkbaren Unverständnis zur Kenntnis genommen. Und sie mag ihren Inhalt in gleicher Weise auch in ihrer Familie und Verwandtschaft geteilt haben. Wenn Hölderlin auf Verständnis gestoßen wäre bezüglich seiner Lebensplanung, würde man das seinen Briefen an ihr entnehmen können. Dabei stand sie sich mit ihren drei Kindern und ihrer eigenen Mutter (Hölderlins Großmutter) materiell so gut, daß sie ihrem ältesten Sohn gut und gerne bis an sein Lebensende ein zumindest materiell sorgenfreies Leben hätte ermöglichen können. Das hat sie dann ja auch getan. Aber Hölderlin konnte das schließlich bei all ihrem Zögern und "Zetteln" nur dadurch erreichen, daß er sich - seiner Familie und der Welt gegenüber - als "Verrückten" ausgab. All die vielen guten Worte und Erklärungen - gegenüber seiner Mutter, gegenüber seinen Geschwistern - hatten nichts genutzt.
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Abb. 5: Die beiden rot eingekreisten Gartenhäuser könnten auf den einstigen Wohnort von Hölderlin hinweisen (OstthürZtg2020) - Eine historische Ansichtskarte von der Camsdorfer Brücke in Jena zeigt auch den noch unbebauten Hausberghang - Im Roman "Hyperion" spielt eine solches Gartenhaus am Hang (ein "Khan") ebenfalls eine Rolle |
Uns Nachlebenden aber wird mit den zitierten Worten klar, einerseits welche große Bedeutung die Philosophie für Hölderlin viele Jahre lang hatte, und andererseits, warum die Philosophie diese Bedeutung bis Anfang 1799 für ihn verloren hatte. Zwei Jahre zuvor noch hatte er doch an seinen Bruder etwa die viel zitierten, berühmten Worte geschrieben (13. Oktober 1796):
Philosophie mußt Du studieren, und wenn Du nicht mehr Geld hättest, als nötig ist, um eine Lampe und Öl zu kaufen, und nicht mehr Zeit als von Mitternacht bis zum Hahnenschrei.
Ebenso hatte er an ihn geschrieben (1. Januar 1799):
Kant ist der Moses unserer Nation, der sie aus der ägyptischen Erschlaffung in die freie einsame Wüste seiner Spekulation führt, und der das energische Gesetz vom heiligen Berge bringt.
Man fragt sich bei solchen Worten: Warum soll es denn nun gerade trotzdem die Philosophie gewesen sein, die ihm dann dennoch so viel Unfrieden in sein Herz senkte? Und warum war es die Dichtung, die ihn zu sich hinzog wie "den Schweizerhirten zu seiner Herde"?
Das "älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus"
Eines der bedeutendsten Ergebnisse seiner Auseinandersetzung mit der Philosophie war in Frankfurt das "älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus" (Wiki) (Zeno), das falsch benannt ist, weil dieses "Systemprogramm" eben gerade nicht ein "Systemprogramm des deutschen Idealismus" enthält, sondern ein Systemprogramm, das die dann eingetretenen Irrwege des Idealismus vermieden hätte. Ich und Welt, also ich und Natur werden in ihm als gleichwertig einander gegenüber gestellt. Und beide gehen aus dem Nichts hervor, also aus dem Absoluten, aus dem Göttlichen, das für die Vernunft (und nur für die Vernunft) "Nichts" ist, und dem zugleich jedoch auch die göttlich inspirierten "Ideen" entspringen, die in ihrer Gesamtheit ungezwungen und widerspruchsfrei eine "Gotterkenntnis", ein in sich widerspruchsfreies Gedankengebäude philosophischer Sinndeutung aller Welt-, Lebens- und Gotterfahrung ergeben.
Die angesprochene Menschengruppe in diesem "Systemprogramm", das "ihr" in ihm wird übrigens höchstwahrscheinlich die Gruppe um Isaak von Sinclair, Jakob Zwilling und G. F. W. Hegel gewesen sein, die sich unregelmäßig und in unterschiedlicher Zusammensetzung in Homburg vor der Höhe oder in Frankfurt getroffen hat oder die auch - etwa zusammen mit dem auf Besuch weilenden Halbbruder Hölderlins - den Großen Feldberg im Taunus bestieg.
Das älteste Systemprogramm ist aber weiterhin (!) und vielleicht sogar vor allem inspiriert von jener Liebesbegeisterung zwischen Hölderlin und Susette Gontard (Diotima), aus der es eben einerseits hervorgegangen ist und in die es - der Idee nach - zurück mündet: Harmonie aller Geister im Zeichen von Diotima, im Zeichen der Schönheit und der Liebe.
Und es wird mit ihm zugleich erkennbar, erahnbar, warum Philosophie Hölderlin dennoch so unfriedlich machen konnte: Das Ziel ist mit diesem Systemprogramm ja schon gesetzt, die Sinndeutung ist ja schon gegeben, warum tritt sie dennoch nicht ein, die Harmonie der Geister? Warum ist diese Sinndeutung dennoch nicht sozusagen von innen heraus "zwingend" überzeugend wie das Hölderlin und seine Freunde von der künftigen Philosophie erwarteten?
Es behandelt nicht Erkenntnistheorie, sondern Ethik (!)
Beim ältesten Systemprogramm gilt es insbesondere zu beachten, daß es sich bei ihm ausdrücklich nicht um Erkenntnistheorie, sondern um Ethik handelt. Vielleicht hat dieser Umstand bislang bei vielen noch zu wenig Beachtung gefunden. "Die erste Idee ist die Vorstellung von mir selbst als einem absolut freien Wesen" ist keine Aussage zu dem Bereich der Erkenntnistheorie ("Was kann ich wissen?"), sondern eine Aussage zu dem Bereich der Moral, bzw. zu dem Bereich der Ethik ("Was kann ich tun?"). Dieser Umstand ist schon klar von Anfang an als ein solcher benannt: "- eine Ethik. Da die ganze Metaphysik künftig in die Moral fällt ..."
Es ist also von Anfang des Textes an vorausgesetzt, daß hier Metaphysik nicht - wie bisher - als Erkenntnistheorie betrieben wird, sondern als moralische Frage. Aus diesem Grund allein schon ist dieses Systemprogramm keines "des deutschen Idealismus". Denn dieser hat ja bis zuletzt versucht, Metaphysik als Erkenntnistheorie zu betreiben und hat sich deshalb wieder und wieder verrannt, weil er eben die Grenzen der Vernunft, die Kant aufgezeigt hat, nicht inne halten konnte.
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Abb. 6: Violetta Waibel, Wien 2011 (UniWien) |
Deshalb setzt sich auch der ganze Text des ältesten Systemprogramms in keiner Weise in Widerspruch zu dem von Henrich in den Mittelpunkt gestellten Hölderlin-Text "Urteil und Sein". Denn der Text "Urteil und Sein" will Fragen im Bereich der Erkenntnistheorie und nicht im Bereich der Moral klären. Natürlich war die ganze Philosophie nach Kant weiterhin fast allein mit erkenntnistheoretischen Fragen befaßt. Zwar hatte Fichte - nach Waibel's Darstellung - seine Ich-Philosophie ursprünglich auch als Metaphysik für das Gebiet der Moral begriffen, war aber dennoch dabei immer wieder in den Bereich der Erkenntnistheorie geraten. Es ist nun aber der große Wurf des "ältesten Systemprogramms", es ist genau dies der Umstand, aus dem seine Begeisterung entspringt, daß sich dieses "Programm" schon in den Eingangsworten scharf und prägnant von solcher "idealistischen" Erkenntnistheorie abgrenzt. Das älteste Systemprogramm kann also gar nicht als frühester Anfang etwa des Hegel'schen Philosophierens begriffen werden. Es war dem ganzen Hegel'schen Philosophieren von Anfang an schon weit voraus geeilt. Denn das Hegel'sche Philosophieren will von Anfang bis Ende erneut Fragen der Erkenntnistheorie klären und mündet in diese. Und es begeht deshalb Irrwege über Irrwege, Sackgassen über Sackgassen.
Das älteste Systemprogramm gibt alles weitere Umsinnen erkenntnistheoretischer Fragen - wie Hölderlin und andere dies im Gefolge und in Kritik an Fichte bis dahin getan hatten - auf und führt das Fichte'sche Philosophieren allein und genau von jener Seite her weiter, von der es - auch nach Kant - allein eine Weiterführung verdient hatte, nämlich indem die (von Fichte erkenntnistheoretisch formulierte) Vorstellung von "mir selbst" als eine Vorstellung nicht für die Erkenntnistheorie, sondern als eine Vorstellung für das Gebiet der Moral genutzt wird. Das ist die große Leistung des ältesten Systemprogramms. Dieser Ansatz wird dann eben auch von allem weiteren "System-Philosophieren" von Seiten des Schelling und des Hegel gar nicht mehr weiter geführt. Denn diese trieben ja bis zum Ende ihres Lebens vor allem Erkenntnistheorie und begannen eben nicht mit der Ethik. Das Ich wird in diesem ältesten Systemprogramm nicht als eine Vorstellung auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie behandelt (dort nämlich hatte Hölderlin das ja schon zurück gewiesen mit seinem Text "Urteil und Sein").*)
Schon von diesen Umständen her wird deutlich, daß das älteste Systemprogramm von niemand anderem als von Hölderlin überhaupt stammen kann. Weil der hier und in ihm eingangs genannte Grundgedanke desselben auch in der Folgezeit von niemand anderem verinnerlicht und weiter geführt worden ist als von ihm selbst, nämlich Hölderlin. Nämlich daß die Vorstellung des Ich als eine moralische, nicht als eine erkenntnistheoretische Idee behandelt werden müsse. Das älteste Systemprogramm stellt mehr oder weniger den Abschluß des Hölderlin'schen Philosophierens in der Frankfurter Zeit dar und dürfte - allein von seiner ganzen Stimmung her - schon in die Anfangszeit seiner Liebe zu Susette Gontard fallen.
Die "Texturen"-Beiträge von Violetta Waibel von 1995 über das Philosophieren Hölderlins
Die oben schon erwähnte Hölderlin-Forscherin Violetta L. Waibel spricht Hölderlin nicht die Autorschaft des Ältesten Systemprogramms zu. Sie hat aber sonst viel zur Aufklärung des Philosophierens von Hölderlin in Jena und danach beigetragen. In ihren Jugendveröffentlichungen - in ihrer Magisterarbeit und in ihrer Doktorarbeit - bewegte sie sich in der Gedanken-Werkstatt des philosophischen deutschen Idealismus.
Hölderlin steht im Jahr 1795 in diesen Arbeiten philosophisch mitten zwischen Friedrich Schiller, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Immanuel Niethammer. Und nie ist ganz klar, wer wem die ersten Anregungen gibt in dieser Zeit. Hölderlin gibt offensichtlich Anregung zu einem Paradigmenwechsel im Denken bei Schiller. Und offensichtlich gibt er auch Fichte Anregungen, seine Theorie, seinen philosophischen Grundansatz gründlicher zu begründen (Waibel1995).
Für spätere Zeit zeigt Violetta Waibel in ähnlicher Weise im Werk von Friedrich Wilhelm Schelling Einflüsse auf, die sie auf seine Gespräche mit Friedrich Hölderlin zurück führt.
Frau Professor Waibel hat fast zwanzig Jahre lang an der Universität Wien Philosophie gelehrt. 2023 hat sie dort ihre Abschiedsvorlesung gehalten (UniWien). Vermutlich ist sie im schönen Kempten im Allgäu aufgewachsen, denn dort hat sie zunächst eine Lehre als Augenoptikerin abgeschlossen - ganz in der Tradition des Baruch de Spinoza, der auch mit dem Schleifen optischer Linsen seinen Lebensunterhalt verdient hat.
Ab 1980 hat sie dann an der Universität München studiert. Dort hat auch der Philosoph und Hölderlin-Forscher Dieter Henrich ab 1981 eine Professur übernommen.
Waibel hat bei ihm zunächst ihren Magister gemacht. Dann ist sie an die Universität Tübingen gewechselt, wo sie 1997 ihre Doktorarbeit geschrieben hat, und zwar parallel zu ihren Texturen-Beiträgen aus dem Jahr 1995. Dieser Texturen-Band war damals erarbeitet worden für eine Hölderlin-Ausstellung in Tübingen. In ihren Texten finden sich wichtige Ergebnisse ihrer Doktorarbeit.
Ihre Ausführungen im 2. und 3. Band der "Texturen" überraschen uns immer wieder erneut durch ihre Klarheit, Prägnanz und inhaltliche Dichte.
Das Thema ist aus Sicht von Philosophie, Biographie- und Konstellationsforschung wahrlich anspruchsvoll. Aus wenigen Anhaltspunkten werden die philosophischen Erörterungen zwischen Hölderlin, Fichte, Schiller und Niethammer im Jahr 1795 in Jena rekonstruiert. Violetta Waibel meistert dieses anspruchsvolle Thema in ihren "Texturen"-Beiträgen mit außerordentlicher Bravour.
Hölderlins Einfluß auf Fichte 1795
Ihre diesbezüglichen Ausführungen beginnen in dem Abschnitt "Hölderlin im Gespräch mit Fichte" (5, S. 107ff). Hier wird deutlich, daß Hölderlin an den grundlegenden Einsichten des Fichte'schen Philosophierens schon unmittelbar Kritik übt, während sie noch erscheinen. Hölderlin kam im November 1794 nach Jena und schrieb an seine Mutter:
Fichte's neue Philosophie beschäftigt mich jetzt ganz. Ich hör' ihn auch einzig und sonst keinen.
Und im gleichen Monat schrieb er über Fichte an seinen Freund Neuffer, darunter unter anderem auch die Worte:
Ich hör‘ ihn alle Tage. Sprech‘ ihn zuweilen.
Die Kritik Hölderlins an Fichte ist nun insbesondere in einem Brief enthalten, den Hölderlin am 26. Januar 1795 an seinen Freund Hegel schrieb, der damals als Hauslehrer in der Schweiz tätig war. In diesem Brief geht Hölderlin gleich in die Vollen (s. Libero):
Sein absolutes Ich ( = Spinozas Substanz) enthält alle Realität; es ist alles, u. außer ihm ist nichts; es giebt also für dieses abs. Ich kein Object, denn sonst wäre nicht alle Realität in ihm; ein Bewußtsein ohne Object ist aber nicht denkbar, und wenn ich selbst dieses Object bin, so bin ich als solches notwendig beschränkt, sollte es auch nur in der Zeit seyn, also nicht absolut; also ist in dem absoluten Ich kein Bewußtsein denkbar, als absolutes Ich hab ich kein Bewußtsein, und insofern ich kein Bewußtsein habe, insofern bin ich (für mich) nichts, also das absolute Ich ist (für mich) Nichts.
Violetta Waibel schreibt dazu nun (5, 109):
Es gibt Indizien, die die Annahme zulassen, daß Fichte Hölderlins Kritik wenn nicht anerkannt, so doch zumindest positiv aufgenommen und im Gang der Ausarbeitung seiner "Wissenschaftslehre" berücksichtigt hat. Diese Indizien finden sich in eben dem Teil der "Wissenschaftslehre", an dem Fichte schrieb, als Hölderlin mit ihm ins Gespräch kam.
Und zwar habe Fichte im Paragraph 5 seiner "Wissenschaftslehre" auf Hölderlins Einwände reagiert (5, S. 112f):
Die Lösung sieht Fichte in der Forderung, daß das Ich aus sich heraus gehen müsse, und daß es sich selbst setzen müsse, weil es sonst für sich nichts sei. (...) Hölderlins Intentionen gemäß zeigt Fichte nun, daß es das praktische Ich ist, das die Frage zu lösen vermag, ob es "wirklich alle Realität in sich fasse". (...) Von Anfang an war es zwar Fichtes Meinung, daß die Theorie des absoluten Ich nur durch das praktische Ich zu vollenden sei, und der praktischen Philosophie auch ein Primat über der theoretischen Philosophie zukomme. ...
Das übrigens ist ja auch der Grundgedanke des sogenannten "Ältesten Systemprogramms des deutschen Idealismus" (siehe oben). Aber weiter:
Doch die Konzeption der ersten drei Paragraphen der "Grundlage" hat diese Intention Fichtes zunächst verstellt, und so auch verständlicherweise die Kritik auf sich gezogen, die Hölderlin als erster formuliert hat.
Somit hätte Fichte seiner grundlegenden Intention nach das absolute Ich nur als Idee der praktischen Philosophie formuliert, nicht als Grundgedanke der Erkenntnistheorie, hätte die Grenzlinie zwischen praktischer Philosophie und Erkenntnistheorie aber nicht immer eindeutig inne gehalten. Soweit zunächst Ausführungen zum Einfluß Hölderlins auf Fichte.
Hölderlins Einfluß auf Schiller 1795
Schon in dem nächsten Absatz geht Violetta Waibel dann auf den gleichzeitigen Einfluß Hölderlins auf Schiller ein (4, S. 117):
In den Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen" gewinnt eine neue Konzeption Gestalt. Im 6. Brief ist die Rede von der "alles vereinende(n) Natur", vom "alles trennende(n) Verstand", vom "inneren Bund der menschlichen Natur", dessen "harmonische Kräfte" entzweit seien. Da ist ferner die Rede vom "Maximum" der griechischen Natur, die, um zu einer höheren Ausbildung fortschreiten zu können, "die Totalität ihres Wesens aufgeben, und die Wahrheit auf getrennten Bahnen verfolgen" mußte. Schließlich kommt Schiller zu der Einsicht, daß die aus den "getrennten Bahnen" resultierenden "Einseitigkeiten" nur "durch das freie und gleichförmige Spiel der Glieder" zum Ausgleich, und das heißt für Schiller, zur Schönheit gebildet werden können.
Waibel führt aus, daß Schiller in früheren Veröffentlichungen noch einen Vernunft-Rigorismus gegenüber der Sinnlichkeit des Menschen vertreten habe, und daß in den hier zitierten Ausführungen "ganz deutlich ein Paradigmenwechsel" vorliegen würde (4, S. 118):
Mit diesem neuen Paradigma schloß sich Schiller, so scheint es, Hölderlins Konzeption vom Ideal des Menschen an, die Hölderlin in der Vorrede und den fünf Briefen des Anfang November 1794 in Schillers "Thalia" veröffentlichten "Hyperionfragments" dargestellt hatte. (...) Es liegt nahe anzunehmen, daß Schiller von der Konzeption des "Hyperion-Fragments" so beeindruckt war, daß er sie sich sogleich für seine eigenen Zwecke aneignete und sie in die im Entstehen begriffenen Briefe integrierte.
Das sind geistesgeschichtliche Einsichten, die dem Verfasser dieser Zeilen erstmals in diesem Text von Violetta Waibel begegnen und die doch als sehr bewegend empfunden werden können. Deshalb fragen wir verwundert, ob auch ChatGPT von diesen weiß: "In welcher Weise hat Friedrich Hölderlin das Denken Schillers beeinflußt?" ChatGPT verneint aber nun vergleichsweise entschieden einen solchen etwaigen Einfluß. Das heißt, daß diese Erkenntnis Violetta Waibels noch nicht besonders große Bahnen gezogen hat zumindest in den Weiten der Online-Welt. (Denn über weitere Nachfragen kommen wir ChatGPT auf die Schliche: "Deinen Quellenangaben entnehme ich, daß du keinen Online-Zugang zu dem Band 'Hölderlin-Texturen 2' von 1995 hast, in dem wesentliche Texte von Violetta Waibel stammen." ChatGPT gesteht diesen Umstand ein. Wir dürfen also hoffen, mit dem vorliegenden Blogbeitrag der künstlichen Intelligenz, die auf Offline-Beiträge nicht zugreifen kann, zukünftig ein wenig auf die Sprünge helfen zu können.)
Zumindest mit ihren "Texturen"-Beiträgen nehmen wir Violetta Waibel aufgrund solcher Umstände als eine der begabtesten Schülerinnen von Dieter Henrich wahr. Denn wir haben noch aus keiner Feder Darstellungen der Ergebnisse der von ihm angestoßenen Konstellationsforschung rund um Friedrich Hölderlin gelesen, die uns zugleich so eingängig lesbar geschrieben vorkommen und die dennoch zugleich so philosophisch dicht und zum dritten auch noch so erhellend und erkenntniserweiternd, neue Erkenntnisse aufweisend geschrieben sind wie in ihrer Darstellung (Waibel1995).
Mag sein, daß man viele wesentliche, von ihr dargestellte Inhalte auch schon in Dieter Henrich's acht Jahre zuvor erschienenem Buch "Der Grund im Bewußtsein" und in anderen Veröffentlichungen zum Thema finden kann. Wir selbst haben in dieses Buch und in viele parallele Veröffentlichungen schon häufiger mit großem Interesse hinein geschaut. Das heißt, in sehr viele der in Anmerkung 1 ihrer Doktorarbeit genannte Veröffentlichungen (Waibel 1997). Aber in den meisten dieser Veröffentlichungen sind die Darstellungen zu detailliert, sind mit zu viel randständigen Themen oder Figuren befaßt oder sie sind zu wenig eingängig geschrieben.
In den Texturen-Beiträgen von Violetta Waibel ist das völlig anders. Sie führen in das Zentrum des Denkens von Friedrich Hölderlin in Jena zwischen Fichte, Schiller und Niethammer hinein. Sie macht plausibel, daß Hölderlin nicht nur Anregungen bekommen hat von diesen dreien, sondern daß er sowohl Fichte wie Schiller wie auch Niethammer - und seinen Freunden Sinclair, Zwilling, Hegel und Schelling sowieso - wesentliche philosophische Anregungen gegeben hat. Dabei sind aber all jene, denen er Anregungen gegeben hat, nie so weit vorgedrungen wie er selbst schon vorgedrungen war. Von Schiller abgesehen, blieben alle in der einen oder anderen Weise dem Denken des deutschen Idealismus verhaftet, nach der die Welt (nur) meine Vorstellung sei, nämlich nach dem Ansatz des Decartes, nach dem ich nur deshalb sicher sein kann, daß ich bin, weil ich denke. Dieser Denkansatz bildet einen sehr starken Strang in der Philosophiegeschichte und konnte deshalb auch von den meisten Nachkantianern nicht überwunden werden, weil sie immer noch sehr stark dieser philosophischen Tradition verhaftet waren, und weil die Naturwissenschaft allein mit der Newton'schen Physik offenbar noch kein ausreichendes Gegengewicht dazu darstellte. Und weil man noch bis in die 1990er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein bei ansonsten tief beeindruckenden Universitätsprofessoren für Philosophie (Beispiel: Rudolf Malter [1937-1994] [Wiki], bei dem der Verfasser dieser Zeilen 1990 bis 1994 Philosophie gehört hat) ein tiefes Befremden gegenüber der Erkenntniswelt der Naturwissenschaft feststellen konnte, also ein Aufrechterhalten des Wissenschaftsgrabens zwischen Geistes- und Naturwissenschaft.
Die Existenz einer unabhängig von unserer Wahrnehmung bestehenden Außenwelt der Sache nach als selbstverständlich anzuerkennen, hat mit der Gegenbewegung zum deutschen Idealismus begonnen, nämlich mit dem Positivismus nach Auguste Comte (1798-1857). Mit diesem Positivismus und später mit dem Materialismus wurde und wird aber bis heute das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, bzw. wird alle Metaphysik in der unfruchtbaren Art, in der sie von Hegel vorgetragen worden ist ("das Klappern der Dialektik"), zugleich über Bord geworfen. Mit diesem dialektischen Vorgang begann sich der Wissenschaftsgraben für die nächsten 200 Jahre zu vertiefen.
Für Hölderlin jedoch gibt es ganz klar eine real existierende Außenwelt. Deshalb auch erwartet er (im "Ältesten Systemprogramm") von der weiteren Entwicklung der Naturwissenschaft wesentlichste Bestätigungen dessen, was er philosophisch schon vorausgedacht hat. Er hätte gut mit dem Grundansatz des Positivismus einig gehen können, soweit dieser zumindest nicht in das Extrem des Verwerfens aller Metaphysik ging.
Indem man den Gedankengängen in der Darstellung von Violetta Waibel nachgeht, wird klar, daß Schiller die Anregungen Hölderlins eher zaghaft und nicht ganz so kühn ausgewertet hat wie er es hätte tun können. Und es wird klar, daß Fichte ebenfalls in der Auswertung dieser Anregungen nicht so weit vorgedrungen ist als Hölderlin selbst schon gekommen war. Fichte wird an Hölderlin noch einen Brief schreiben, als Hölderlin schon längst aus Jena geflohen war. Der Inhalt des Briefes von Fichte an Hölderlin ist leider nicht bekannt.
Warum floh Hölderlin aus Jena?
Hölderlin war aus Jena vor der allzu erdrückenden Nähe Schillers geflohen. Hölderlin wußte, daß er Schiller mehr zu sagen hatte, als ein Schüler seinem Lehrer zu sagen hat. Schiller jedoch behandelte ihn immer so wie ein Lehrer einen Schüler behandelt. Und damit kam Hölderlin trotz aller Bewunderung, die er für Schiller hegte, nicht zurecht. Im Grunde beschrieb er sein nachmaliges Verhältnis zu Schiller schon in seinem "Fragment vom Hyperion", das er Schiller zur Veröffentlichung eingereicht hatte. Was er in diesem Fragment von "Melite" schrieb, der geliebten und verehrten Frau, hätte er wenige Monate später auch von Schiller schreiben können (Zeno):
Aber was ich war, war ich durchsieihn.DieDer Gute freute sich über dem Lichte, das in mir leuchtete, und dachte nicht, daß es nur der Widerschein desihrigenseinigen war. Ich fühlte nur zu bald, daß ich ärmer wurde, als ein Schatten, wennsieer nicht in mir, und um mich, und für mich lebte (...); daß ich zu nichts ward, wennsieer sich mir entzog. Es konnte nicht anders kommen, ich mußte mit dieser Todesangst jede Miene, und jeden Laut vonihrihm befragen,ihremseinem Auge folgen, als wollte mir mein Leben entfliehen, es mochte gen Himmel sich wenden, oder zur Erde; o Gott! es mußte ja ein Todesbote für mich sein, jedes Lächelnihresseines heiligen Friedens, jedesihrerseiner Himmelsworte, das mir sagte, wieihrihm anihrem, ihremseinem, seinem Herzen genüge: Sie mußte ja über mich kommen, diese Verzweiflung, daß das Herrliche, was ich liebte, so herrlich war, daß es mein nicht bedurfte. Verzeih es mirdieder Heilige! oft flucht ich der Stunde, wo ichsieihn fand, und raste im Geiste gegen das himmlische Geschöpf, daß es mich nur darum ins Leben geweckt hätte, um mich wieder niederzudrücken mit seiner Hoheit. Kann so viel Unmenschliches in eines Menschen Seele kommen?
Kein Zweifel: An Hölderlin war alles besonders. Er dachte alles zu Ende. Aber er war auf "Antwort" angewiesen, auf "Gleichklang", auf "Anerkennung" seines eigentlichen Wertes. All das fand er dann erst bei Susette Gontard in Frankfurt am Main. In den zitierten Worten findet sich jene "Dialektik" zwischen Liebenden und Freunden, mit der Hegel dann später ebenfalls beschäftigt sein sollte, und aus der dann schließlich Hegel (sicherlich auf Anregung von Hölderlin hin) auch die Dialektik zwischen Sein und Nichts ableiten sollte.
Die Philosophie eines neuen Zeitalters
All die genannten Personen rangen damals um die Philosophie eines neuen Zeitalters, die sie kommen sahen. Sie sahen, daß Immanuel Kant den philosophischen und religiösen Dogmatismus ("Kein Gott außer Gott") durch seine "Kritik der reinen Vernunft" vom pompös und selbstgerecht eingenommenen Thron gestoßen hatte. Dieser Umstand ging wie ein großes Gefühl der Befreiung, ja, mitunter auch des Entsetzens durch alle Denkenden. Fichte war dann derjenige, der dieses Gefühl der Befreiung von dogmatischen Lebensanschauungen auch theoretisch am dichtesten theoretisch weiter führte, der damit dann aber wieder in den Verdacht des Dogmatismus geriet. Anstelle des Dogmas "Gott" setzte er das Dogma "absolutes Ich".
Es stand nun damals, im Jahr 1795 in Jena - und es steht bis heute - zur Prüfung, ob Fichte damit den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Oder ob es andere Wege gab, die noch besser zu beschreiten gewesen wären.
Kant wollte dazu beitragen, daß die Metaphysik einen ähnlich sicheren Gang in der weiteren wissenschaftlichen Entwicklung würde einnehmen können wie ihn die Physik durch die Beiträge Newtons längst eingenommen hatte. Das war sein großer Anspruch (siehe seine Einleitung der "Kritik der reinen Vernunft").
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Abb. 8: Tagungsband der Stuttgarter Hegel-Tage von 1970 |
Kant hatte dann - in Abgrenzung von der Naturwissenschaft - nachgewiesen, daß von so großen Begriffen wie Gott, Freiheit und Unsterblichkeit nicht gesprochen werden könne und dürfe, als würde es sich um naturwissenschaftlich beweisbare Tatsachen handeln. Er hat aufgezeigt, daß in Bezug auf diese großen Fragen der Menschheit die menschliche Vernunft vielmehr an ihre Grenzen stößt. Und zwar an Grenzen, die kritisch zu untersuchen wären. Deshalb "Kritik der reinen Vernunft". Die menschliche Vernunft kann aus sich selbst heraus nicht abschließend und mit naturwissenschaftlicher Gewißheit entscheiden, ob Gott, Freiheit und Unsterblichkeit tatsächlich existieren oder nicht. Denn in Bezug auf diese Fragen stößt die Vernunft an Grenzen und verstrickt sich prinzipiell in Widersprüche, in "Antinomien". Diese Antinomien kann die menschlichen Vernunft aus sich selbst heraus nicht auflösen. Das war der große Befreiungsschlag des Immanuel Kant.
Alle theologische oder philosophische Selbstgerechtigkeit ("Dogmatismus") in Bezug auf diese großen Fragen der Menschheit waren damit über den Haufen geworfen. Heinrich Heine hatte recht: Die Franzosen haben nur einem König den Kopf abgeschlagen. Die Deutschen haben Gott "geköpft".
Seither müssen alle Theologen, die sich bislang darauf verlassen konnten, daß die Existenz Gottes dogmatisch "gesetzt" sei und nicht infrage gestellt wurde, daß sie - aus heutiger Sicht: geradezu willkürlich - behauptet werden könnte, auf philosophisches Räsonnement einlassen, wenn sie von Denkenden noch ernst genommen werden wollen, und wenn sie nicht allein auf "den Glauben" rekurieren wollen. Wie plausibel ist es, daß Göttliches existiert? Und wie will ich sinnvoll über Göttliches sprechen, wenn die menschliche Vernunft über das Göttliche keine so sicheren Aussagen machen kann wie über die Existenz eines Stuhls oder über die Existenz eines Baumes?
Die Denkenden der damaligen Zeit waren gebannt von dieser großen Frage. Im Vergleich zu dieser großen Frage konnten die zeitgleichen Erörterungen in Frankreich darüber, wie ein freiheitlicher Staat sinnvoller Weise eingerichtet werden könnte, als durchaus zweitrangig angesehen werden. Die Philosophen in Deutschland waren sich sicher, daß sie mit viel grundlegenderen Problemen befaßt waren als die zeitgleichen Revolutionäre in Frankreich. Beziehungsweise war ihnen klar, daß eine Revolution wie jene in Frankreich völlig ohne geistiges Fundament dasteht und auch irre geleitet werden kann, solange die grundlegenden Fragen, die durch Immanuel Kant aufgeworfen worden waren, nicht geklärt waren.
Vor diesem Hintergrund ist es erklärlich, daß es in der deutschen Gelehrtenwelt wild brodelte und gärte. Ab 1794/95 erreichte diese Gärung einen ersten Höhepunkt. Mitten in diese Gärung hinein kam nun Hölderlin, der in Tübingen in der Philosophie Kants und in der Literatur der antiken Griechen schon bestens ausgebildet worden war und sich ausgebildet hatte. Ihm war schon in Tübingen klar geworden, daß aller philosophischen Theorie voraus ginge die Wahrnehmung des Schönen. Da er - immer wieder - die Wahrnehmung des Schönen einerseits als Sinnerfüllung alles menschlichen Lebens ahnte und erlebte, sie andererseits als etwas vom Menschen "Abtrennbares" erfuhr, war für ihn völlig klar, daß das Schöne an sich etwas außerhalb des menschlichen Bewußtseins Existierendes, etwas dem menschlichen Bewußtsein Vorausgehendes war. Diese Sicherheit hatte er zunächst als Dichter, als Liebender und als Natur-Erlebender, weniger als Philosoph.
Hölderlin konnte deshalb durch die Philosophie Kants nicht zum Atheisten werden - wie so manche. Aber Hölderlin sah, warum es diese Tendenz hin zum Atheismus, zu metaphysischer Sinnleere gab. Er nahm diese Tendenz mit auf in seine Lehre von der "exzentrischen Bahn" (Zeno). Sein ganzes Wesen bäumte sich dagegen auf, den Weg dieser exzentrischen Bahn nicht bis zu seinem Ende durchzugehen. All sein Arbeiten war darauf gerichtet, eine Alternative zu jener metaphysischen Sinnleere zu geben, die diese exzentrische Bahn "unterwegs" mit sich bringen mußte.
Die Stuttgarter Hegel-Tage 1970
Der von ihm schon als Dichter seit Jahren hoch verehrte Friedrich Schiller hatte ebenfalls begonnen, sich ernsthaft mit der Kantischen Philosophie und auch mit den Weiterführungen derselben durch Fichte zu beschäftigen. Schiller sollte sich Ende 1795 von dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Philosophie seiner Zeit wieder abwenden. Sie hatte ihn schlußendlich - ähnlich wie Goethe - doch unbefriedigt zurück gelassen. Denn es ließen sich aus ihr für ihn keine schlußendlichen Ergebnisse ableiten. Und Schiller glaubte, Wichtigeres und Wesentlicheres als Dichter schaffen zu können.
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Abb. 9: Tagungsband der Stuttgarter Hegel-Tage von 1970 - Die Hauptvorträge |
Hölderlin zog ähnliche Konsequenzen wie Schiller, war und blieb aber in der Weiterführung des Kantischen Denkens viel revolutionärer als sowohl Schiller wie Fichte und auch als seine Freunde Schelling und Hegel. Das liegt daran, daß die Wahrnehmung des Schönen in seinem subjektiven Erleben viel intensiver, viel lebenswahrer erlebt wurde als von allen anderen Denkenden und Dichtenden seiner Zeit, daß er dem "Offenen" "offener" gegenüber stand und dadurch auch verletzlicher war als viele. Daß Hölderlin deshalb philosophische Ansätze verfolgte, die auf Augenhöhe standen mit denen Schillers und Fichtes, diesen Umstand aufgedeckt zu haben, war das großen Verdienst von Dieter Henrich.
Für das Philosophieren um 1795 muß man sich klar machen, daß alles, was an Vorleistung geschehen war - durch Immanuel Kant - die Menschen zur "Spekulation" aufforderte. Da die Naturwissenschaft in jener Zeit noch nicht so weit entwickelt war und bestenfalls die Physik mit Kepler, Gallileo und Newton einen "sicheren Gang" eingenommen hatte (wie Kant das ausdrückte), war es nicht allen Denkenden so bewußt wie Schiller und Hölderlin, daß erst die Naturwissenschaft sich weiter entwickeln müsse, bevor die Philosophie jene erhofften überzeugenden, "sicheren" Aussagen machen könnte, nach denen um 1795 im Gefolge von Kant alle suchten. Kant hatte danach gestrebt, die "Metaphysik" ähnlich wie die Physik auf einen "sicheren Gang" zu bringen. Und da die Naturwissenschaft noch wenig Orientierung dafür leisten konnte, blieb den Denkenden allein die "Spekulation", das Durchmustern des Reiches der Ideen nach neuen "Ideen", um treffende Gedanken zur Erkenntnistheorie, zur Moral und zur Ästhetik zu gewinnen, um die Wissenschaft insgesamt in ein "System" zu bringen, das noch nicht da war, das sich aber mit der Entwicklung der Physik angekündigt hatte.
Man muß sich klar machen: Daß das menschliche Bewußtsein über Evolution aus dem tierlichen Unterbewußtsein hervorgegangen sein könnte, hat damals noch kaum ein Denker zu denken gewagt. Die erkenntnistheoretischen Schlußfolgerungen aus dieser Tatsache hat als einer der ersten erst Konrad Lorenz gezogen (!). Nur deshalb hatte dem menschlichen Ich-Erleben von Philosophen eine so exzeptionelle Rolle überhaupt zugeordnet werden können. Nur deshalb hatte von Seiten der Philosophie dem subjektiven Erleben überhaupt eine so übermäßige Bedeutung zugesprochen werden können für die Grundlegung aller Philosophie im Vergleich mit der objektiv gegebenen Tatsachenwelt der Naturwissenschaft.
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Abb. 10: Hegel-Kongreß in Moskau, 1974 |
Die philosophischen Aufsätze von Dieter Henrich seit 1970 zur philosophischen Bedeutung Friedrich Hölderlins lesen sich durchaus nachvollziehbar. Wenn man dann aber in Dieter Henrich's Buch "Der Grund im Bewußtsein" hinein schaut, ist man ziemlich bald erschöpft. Denn es handelt sich um eine sehr detaillierte Untersuchung. Henrich war der Wegbahner selbst. Er bringt überall Neues, und zwar hier aus den Zusammenhängen seiner "Konstellationsforschung".
Auf Violetta Waibel als seine Schülerin kann man dann aber erst stoßen, wenn man zum Beispiel in den Band "Hölderlin Texturen 2" von 1995 hinein schaut.
Was wir vermissen, ist, daß das "Älteste Systemprogramm" nicht in dieses Beziehungsgeflecht und in den darin beobachtbaren Fortschritt des Gedankenganges mit einbezogen ist. Wir glauben dies hier in unserem Beitrag ansatzweise leisten zu können.
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Abb. 12: Das Hegel-(Geburts-)Haus in Stuttgart - Fotograf: Zinnmann, 2017 (Wiki) |
Dennoch: Wir haben schon in viele Veröffentlichungen zu dieser Thematik der Rolle Hölderlins als Philosoph hinein geschaut. Aber in keiner Veröffentlichung haben wir so viel so Konkretes über Hölderlins Philosophieren in den Zusammenhängen seiner Zeit gelernt wie in diesem "Texturen"-Band von 1995.
Wir wollen hier noch das Zitat aus einem Brief von Hegel an Schelling aus dem Januar 1795 bringen, das verstehen läßt, warum beide mit so großem Interesse auf Hölderlins Jena-Aufenthalt hinschauten (zit. n. 11):
Ich glaube, es wäre interessant, die Theologen, die kritisches Bauzeug zur Befestigung ihres gotischen Tempels herbeischaffen, in ihrem Ameisen-Eifer so viel [als] möglich zu stören, … Unter dem Bauzeug, das sie dem Kantischen Scheiterhaufen entführen, um die Feuersbrunst der Dogmatik zu verhindern, tragen sie aber wohl immer auch brennende Kohlen mit heim: - sie bringen die allgemeine Verbreitung der philosophischen Ideen.
Es dürfte in diesen Worten viel enthalten sein von den Beweggründen der drei Freunde, sich mit Philosophie zu beschäftigen und auch darüber, worüber sie sich dabei der Absicht nach einig waren. Ihre Grundintention war "In tyrannos!" Wider die Tyrannen, die sich bemühen, Kirchen-Dogmen über die Beschäftigung mit Kant's Philosophie aufrecht zu erhalten.
Dieser Beitrag wird nach und nach noch weiter ergänzt und überarbeitet werden ("work in progress"). (s.a. UniWien2000)
*) 3.5.25, Frage an ChatGPT: "Wenn ich der Meinung bin, daß das Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus keine Erkenntnistheorie liefern will, sondern Metaphysik nur allein als Ethik betreiben will, würdest du dem zustimmen?", so stimmt ChatGPT zu und antwortet auf die Frage, ob eine solche Interpretation von bestimmten Philosophen auch vertreten wird, daß Dieter Henrich, Ernst Bloch, Manfred Frank Positionen vertreten haben, die dieser Position nahe kommen. Und seine Antwort auf die Frage "Steht das Älteste Systemprogramm im Widerspruch zu Hölderlins Text 'Urtheil und Seyn'?" läuft nur darauf hinaus, daß der erstere Text die Einheit im ursprünglichen Sein über Ethik, Moral und ästhetische Gestaltung wieder gewinnen will, während der letztere Text diese Einheit durch Erkenntnistheorie wieder gewinnen will. ChatGPT benennt diesen Unterschied als einen "fundamentalen". Das kann man tun. Aber man kann auch sagen, daß dasselbe Ziel über unterschiedliche Wege erreicht werden soll, weshalb beide Texte sehr gut vom selben Autor stammen können und sich gegenseitig ergänzen, komplementär zueinander sind.
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- Waibel, Violetta L.: Leben ist Philosophie - Philosophie ist Leben. Nachruf auf Dieter Henrich (5. Januar 1927 bis 17. Dezember 2022). In Hölderlin-Jahrbuch, 43. Bd., 2022/23, veröffentlicht 4.12.2023, S. 346-351 (Brill)
- Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark - Interview bei 3sat Kulturzeit. 1999 (Yt)
- Waibel, Violetta L.: Hölderlin und Fichte. 1794-1800. Schöningh, Paderborn 2000 [Dissertation, Universität Tübingen, 1997] (DigitSammlg)
- Leupold, Hermin: Der verborgene Kern in der trockenen Schale des Deutschen Idealismus. In: Die Deutsche Volkshochschule. Frühjahr 1996; erneut in: Philosophische Erkenntnis in ihrer Beziehung zur Naturwissenschaft. Aufsätze zur geschichtlichen Entwicklung der Erkenntnistheorie, zur Evolution des Weltalls und des Bewußtseins. Die Deutsche Volkshochschule, 23845 Bühnsdorf, 2001
- Waibel, Violetta L.: Kantische Philosophie in Jena; Hölderlins Fichte-Studien in Jena; Philosophische Nachlese. In: Gaier, Ulrich; Lawitschka, Valerie; Rapp, Wolfgang; Waibel, Violetta: Hölderlin Texturen 2. Das "Jenaische Projekt". Das Wintersemester 1794/95 mit Vorbereitung und Nachlese. Hrsg. v. d. Hölderlin-Gesellschaft Tübingen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Schillergesellschaft Marbach, 1995, S. 73-126, 221-228
- Henrich, Dieter: Der Grund im Bewußtsein. Untersuchungen zu Hölderlins Denken (1794/95). Klett-Cotta, Stuttgart 1992
- Waibel, Violetta: Spuren Fichtes in der Textgenese der Werke Hölderlins. Magisterarbeit. München 1986
- Hans-Georg Gadamer (Hg.): Stuttgarter Hegel-Tage 1970. Internationaler Hegel-Jubiläumskongreß: Hegel 1770-1970. Gesellschaft, Wissenschaft, Philosophie. Vorträge und Kolloqien des Internationalen Hegel-Jubiläums-Kongresses. Hegel-Studien, Beiheft 11. Bouvier, Bonn 1974 (ZVAB) (Meiner)
- Wirth, Wolfgang: Transzendentalorthodoxie? Ein Beitrag zu Hölderlins Fichte-Rezeption und zur Kritik der Wissenschaftslehre des jungen Fichte anhand von Hölderlins Brief an Hegel vom 1. 1. 1795. In: Beyer, Uwe (Hg.): Hölderlin. Lesarten seines Lebens, Dichtens und Denkens. Königshausen & Neumann 1997 (GB)
- Waibel, Violetta L.: Kant - Fichte - Schelling. In: Hölderlin-Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Hg. von J. Kreuzer. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002, S. 90-106 (pdf)
- Hammann, Rudolf: Dirty deeds done dirty cheap? In: Widersprüche - Zeitschrift für sozialistische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich, 2022, 42(164), 61-75. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-101502-8 (pdf)