Samstag, 1. Juli 2017

10 Jahre "Studium generale"

Weiterhin einzigartig: Dieser Blog

Er "startete einen der ersten deutschen Wissenschaftsblogs". So stellt sich der sehr schätzenswerte Wissenschaftsjournalist Lars Fischer auf "Spektrum der Wissenschaft" vor (s. Spektrum). Lars hat gerade einen Blogartikel "10 Jahre Fischblog" veröffentlicht (Fischblog). Er erinnert uns daran, daß auch "Studium generale" im selben Jahr wie der "Fischblog" als "einer der ersten deutschen Wissenschaftsblogs" gegründet wurde. Lassen wir also die Sektkorken knallen. 

Abb.: Laßt die Korken knallen. Zehn Jahre "Studium generale"!
Fotograf: André Karwath - Motiv: 1.1.2005, Zwickau (Wiki)

Wir waren beide Blogger der ersten Stunde, Lars und ich. Schön, daß Lars mich nicht vergessen hat - auch als einen seiner früheren Gastautoren auf den Scilogs. Welcher sonstige heutige Wissenschaftsblog kann eigentlich noch auf so frühe Anfänge zurück blicken wie wir beide?

Ich meine, daß in den Anfängen die deutsche Wissenschaftsblog-Szene noch erheblich freier in Kopf und Herz war als sie es heute ist. Insbesondere die geldmächtigen Verleger sahen natürlich bald, daß sich da etwas entwickelt (graswurzelartig), das sie noch nicht unter Kontrolle hatten. Das durfte natürlich nicht sein. Schnell schritten sie ein und gründeten auch in Deutschland zwei große deutschsprachige Wissenschaftsblog-Portale, nämlich die "Scilogs" von "Spektrum der Wissenschaft" und die "Scienceblogs". Und es war natürlich eine große Ehre, die Aufforderung zu erhalten, auf einem dieser Portale zu bloggen. Und so konnten die großen, geldmächtigen Verleger schnell "die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen" sortieren. 

Ergänzung Mai 2023: Lars sagt in einem Interview im November 2022, was ich selbst 2007 ähnlich erlebt hatte (ChemistryViews2022):

2006/2007  begannen die Medien gerade erst, mit Online und Internet und solchen Dingen zu arbeiten. Jeder, der schon im Internet war, auf welche Weise auch immer, wurde auf diese Internetseiten geschoben, einfach weil das damals noch etwas so Seltenes war.
In 2006/2007 the media were just getting going with online and internet and things like that. Anyone who had been on the internet in any way at all was being pushed onto the websites, simply because that was still so rare in the field.

Nun, zu diesen Seltenen gehörten damals auch wir. (Ende Ergänzung). Aber offenbar gehörten wir nicht zu den Guten. Niemand schob oder zog uns. :-) Dafür liegen aber unsere Blogartikel quer zu all dem vielen Durchstilisierten, das sich auf Scilogs und Scienceblogs findet, was Themenwahl und Art der Behandlung betrifft, quer zu vielen Tabus, die man sich auf diese Blogportalen auferlegt im Sinne der geldmächtigen Verleger und der von ihnen gern gesehenen politischen Korrektheit ...

Halten wir an dieser Stelle inne, legen wir eine Gedenkminute ein.

- - - Und dann machen wir einfach weiter. Wir fühlen uns ganz wohl dabei, nicht durchstilisiert zu sein. Obwohl wir uns immer gefreut hätten, von einem der bekannten Wissenschaftsverlage Aufforderungen zu erhalten, für sie zu schreiben. Gerne hätten auch wir vom Schreiben unsere Familie ernährt.

Blick in die Gegenwart und Zukunft

Dieser Wissenschaftsblog startete am 6. Januar 2007 auf dem inzwischen eingegangenen Blogportal blog.de (s. Studgen2007*)). Schon am 15. Januar 2007 wechselten wir von dort hierher zu Blogspot (Stud.gen 2007). Und wir sind diesem Portal bis heute treu geblieben. (Übrigens erscheinen die Beiträge auch auf Paperblog, was dort mit ihnen passiert, haben wir uns aber schon lange nicht mehr angesehen.)

Seit dieser Zeit hat sich natürlich auch bei uns viel geändert. Wir sind zehn Jahre älter geworden. Aus ursprünglich einem Blog hat sich zuerst ein schwerpunktmäßig politischer und zeitgeschichtlicher Blog ausgegliedert (Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!), inzwischen sind es mindestens vier Blogs geworden, auf denen Aufsätze erscheinen (Überblick hier: https://ingobading.wordpress.com/). Auf meinen Blogs sind inzwischen ganze Bücher in Blogartikel-Form erschienen. Nur einige dieser Bücher wurden auch wirklich als Bücher herausgegeben, andere sind derzeit immer noch - nur - als Blogartikel zu haben, weil sich einfach niemand die Zeit und Muse nimmt, daraus Bücher zu machen.

Ansonsten soll hier gar nicht lange in der Vergangenheit der letzten zehn Jahre gestochert werden. Es gibt da noch haufenweise Dinge, die erst noch vom Mainstream entdeckt werden müssen. Dennoch zähle ich die letzten zehn Jahre - trotz alles Geleisteten, auf das man da mit Befriedigung schauen könnte - nicht zu den wichtigsten zehn Jahren meines Lebens. Zu der Zeit, als ich 1997 in Gießen an meiner Doktorarbeit schrieb, da war ich kreativ. 

Deshalb an dieser Stelle eigentlich nur noch ein kleiner Blick in die Gegenwart und Zukunft durch Hinweis darauf, daß ein Bestseller-Autor - Thilo Sarrazin - längst einige der wichtigsten Themen dieses Wissenschaftsblogs aufgegriffen hat. Sein neues Buch "Wunschdenken" (2016) ist insofern vorbildlich, als im ersten Kapitel recht breit jenes naturwissenschaftsnahe Menschenbild und Völkerbild auf heutigem Forschungsstand erörtert wird, auf das die geistige Entwicklung schon seit den frühen 1970er Jahren hinaus läuft.

Im ersten Kapitel dieses Buches "Weshalb einige Gesellschaften Erfolg haben und andere nicht" behandelt Thilo Sarrazin viele der wichtigsten heutigen Autoren, die zur Beantwortung der von ihm gestellten Frage heranzuziehen sind. Es handelt sich hier zum größten Teil um Autoren und deren Erkenntnisse, auf die wir seit Beginn unserer Blogarbeit aufmerksam machen. Die Intelligenzforschung, deren Thematisierung in "Deutschland schafft sich ab" (2010) so viel Diskussion aufwirbelte, wird in seinem neuen Buch - zum Nachteil desselben - nicht besonders betont. Autoren wie Richard Lynn oder Charles Murray sind nicht genannt. Ein solches Vorgehen ist inkonsequent.

Hier aber eine Liste jener Autoren, Bücher und Zeitungsartikel, mit denen sich Sarrazin in "Wunschdenken" auseinandersetzt, und die ein ganz neues Bild vom Menschen und menschlichen Völkern enthalten:

  1. Cochran, Gregory; Harpending, Henry: The 10.000 Year Explosion. How Civilization Accelerated Human Evolution. New York 2009
  2. Wilson, Edward O.: Die soziale Eroberung der Erde. Eine biologische Geschichte des Menschen, München 2013
  3. Feuchter, Jörg: Die DNA der Geschichte - Das neue Max-Planck-Institut für Geschichte und Naturwissenschaften. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.2014, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/neues-max-planck-institut-zur-dna-in-der-geschichte-13246120.html, https://www.academia.edu/9149937/Die_DNA_der_Geschichte_Frankfurter_Allgemeine_5.11.2014_ 
  4. Wade, Nicholas: Before the Dawn. Recovering the Lost History of Our Ancestors. New York 2006
  5. Wade, Nicholas: A Troublesome Inheritance. Genes, Race and Human History. New York 2014
  6. Balzter, Sebastian: Wissen ist niemals böse. Interview mit Kári Stefánsson. In: FAS, 24.1.2014
  7. Clark, Gregory: The Son Also Rises. Surnames and the History of Social Mobility. Princeton und Oxford 2014
  8. Weber, Max: Die protestantische Ethik und der "Geist" des Kapitalismus (1904/05)

Wir halten fest, daß wir seit 2007 der einzige deutschsprachige Wissenschaftsblog sind, auf dem die Themen, die in diesen Büchern und Aufsätzen behandelt werden, einigermaßen regelmäßig behandelt haben und der sie auch weiter behandeln wird.

/veröffentlicht 4.7.17
vordatiert, um wichtigere Artikel 
über die ancient-DNA-Revolution
ganz oben zu haben/

__________________________________________________
*) Die vielen Beiträge der ersten beiden Januar-Wochen von dort haben wir - einfach nur der Vollständigkeit halber - auf einem Wordpress-Blog gesichert.

1 Kommentar:

Ingo Bading hat gesagt…

Lars sagt in einem Interview im November 2022, was ich selbst 2007 ähnlich erlebt hatte (ChemistryViews2022):

"2006/2007 begannen die Medien gerade erst, mit Online und Internet und solchen Dingen zu arbeiten. Jeder, der schon im Internet war, auf welche Weise auch immer, wurde auf diese Internetseiten geschoben, einfach weil das damals noch etwas so Seltenes war."
("In 2006/2007 the media were just getting going with online and internet and things like that. Anyone who had been on the internet in any way at all was being pushed onto the websites, simply because that was still so rare in the field.")
Nun, zu diesen Seltenen gehörten damals auch wir. Aber offenbar gehörten wir nicht zu den Guten. Niemand schob oder zog uns. :-)

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