Die Tageszeitung "Welt" hat in den letzten beiden Wochen zwei im Netz viel kommentierte zeitgeschichtliche Artikel gebracht:
Von These Nummer 2 wußte schon kein geringerer als George Orwell, wie - schon - im Jahr 1988 sehr gründlich und akribisch Orwell-Biograph Hans Christoph Schröder herausgearbeitet hatte. (siehe hier) Weiteres dazu hat etwa 1997 Rainer F. Schmidt vorgelegt (siehe hier). Auch Dietrich Aigner ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Autor (schon 1969) unter vielen weiteren.
Zu Thema Nr. 1 schreibt nun der Historiker Bogdan Musial in der "Welt":
Ähnlich hat er sich 1939/40 in Ostpolen (Katyn) und in den baltischen Staaten verhalten.
"Kampfplatz Deutschland" heißt das Buch von Bogdan Musial, das zu diesem Thema soeben erschienen ist. Mit einer gewissen Spannung darf man neuerlich erwarten, ob und wie sich die deutsche Öffentlichkeit mit diesem Thema auseinandersetzen wird.
1. "Stalins Angriffspläne für den Westen" undDiese Themen beschäftigten mich auch in meiner Magisterarbeit. (Hier) - Obwohl also die zeitgeschichtliche Forschung in den letzten Jahrzehnten zu beiden Themen schon vielfältige Studien vorgelegt hat (siehe etwa die entsprechende Rubrik in unserem "Buchladen"), müssen solche geschichtsbild-verändernden Thesen natürlich immer noch Aufsehen erregen in der deutschen Öffentlichkeit.
2. "1939 - Churchill soll Hitler zum Krieg angestachelt haben".
Bogdan Musial - Kampfplatz Deutschland |
Zu Thema Nr. 1 schreibt nun der Historiker Bogdan Musial in der "Welt":
Man konnte immer schon die dumpfe Vermutung haben, daß der Höhepunkt des "Hungerholocaustes" in der Ukraine im Jahr 1932 (mit zehn Millionen Todesopfern) irgend etwas zu tun gehabt haben mußte mit der Weltkriegs-Krise Anfang 1934, auf die sich nicht nur der polnische Staatschef Pilsudski vorbereitet hatte. Stalin schuf sich also mit dem Hungerholocaust ein geschwächtes Hinterland, von dem er keinen Widerstand mehr befürchten brauchte, wenn er mit seiner massiven Militärrüstung offensiv werden würde.... Die neuesten Aktenfunde in den Moskauer Archiven belegen nämlich, dass die Sowjetunion ab Ende der 1920er Jahre, besonders intensiv nach dem sogenannten Schwarzen Freitag (Beginn der Weltwirtschaftskrise, 25. Oktober 1929), zum ideologisch bedingten Vernichtungskrieg gegen den Westen massiv aufrüstete. Stalin und seine Genossen gingen davon aus, dass die Krise bald in einen „imperialistischen Krieg“ münden würde, der wiederum die Voraussetzungen für den revolutionären Angriffskrieg schaffen würde.
Im Januar 1930 entwarf der spätere Marschall Michail Tuchatschewski die Konzeption des „Vernichtungskriegs“ gegen den Westen, die einen massenhaften Einsatz von Panzern (50 000), Flugzeugen (40 000) sowie den „massiven Einsatz von chemischen Kampfmitteln“ vorsah. Das Ziel des Angriffskrieges war, die kommunistische Herrschaft in Europa und der Welt mit Waffengewalt zu verbreiten.
Im Laufe des Jahres 1930 gelang es Tuchatschewski, Stalin für seine Idee des Vernichtungskrieges zu gewinnen. Ab Herbst 1930 wurden die sowjetischen Streitkräfte nach dieser Konzeption tiefgreifend umstrukturiert und umgerüstet sowie massiv ausgebaut. Die Rote Armee wuchs von 631.000 Soldaten im Jahre 1930 auf 1.033.570 im Jahr 1934 an; die Zahl der Flugzeuge stieg von 1149 auf 4.354, die der Panzer von 92 im Jahr 1928 auf 7.574 im Jahr 1934. Nach 1934 setzte die UdSSR die massive Aufrüstung fort. 1939 bestand die Rote Armee aus 1.931.962 Soldaten, sie verfügte über 10.362 Flugzeuge und 21.110 Panzer.
Ähnlich hat er sich 1939/40 in Ostpolen (Katyn) und in den baltischen Staaten verhalten.
"Kampfplatz Deutschland" heißt das Buch von Bogdan Musial, das zu diesem Thema soeben erschienen ist. Mit einer gewissen Spannung darf man neuerlich erwarten, ob und wie sich die deutsche Öffentlichkeit mit diesem Thema auseinandersetzen wird.
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