Die erhaltenen Genreste aus Knochen von 51 Menschen, die zwischen 43.000 und 5.000 v. Ztr. in Europa lebten, sind untersucht worden (1). Hier die wesentlichsten Forschungsergebnisse:
1. Die älteste Besiedlungswelle nach Europa hinein (um 43.000 v. Ztr.), vertreten in der Untersuchung durch einen Fund im Donauraum (im Banat in den Südkarpaten) ("Oase1") und im östlichen Rußland ("Ust’-Ishim"), hat so gut wie keine Spuren im heutigen europäischen Genpool hinterlassen. Diese Stämme sind also schon nach wenigen tausend Jahren - sowohl in Mitteleuropa wie in Rußland - wieder ausgestorben. Der in Abbildung 1 im Jahr 2017 rekonstruierte fröhliche Mensch, der vor 40.000 Jahren in den Südkarpaten lebte (Oase 1) hat also genetisch mit den heutigen Europäern nichts zu tun. Er war wohl so etwas wie eine "Pionier"-Art, die wenig später ausgestorben ist.
Abb. 1: Die Menschen von Peștera cu Oase (Rumänien, Banat), die vor 40.000 Jahren lebten, und deren Knochen 2002 gefunden wurden (Wiki) - Herkunft: Pressebilder Neanderthal Museum, Mettmann, https://www.neanderthal.de/de/urmenschen.html, Fotograf: Daniela Hitzeman (Wiki) - Rekonstruktion geschaffen von Adrie und Alfons Kennis ("Kennis & Kennis") 2017 |
2. Erst eine zweite Besiedlungswelle ab 35.000 v. Ztr. hat bis heute etwas deutlicher zu den heutigen Genen der Europäer beigetragen. Hierbei handelt es sich um die archäologisch so genannte Kultur des Aurignacien (Wiki) (in der man - z.B. - schon Knochenflöten und kleine Tierfigurinen herstellte). Und es stellt sich jetzt die vielleicht nicht uninteressante Frage, ob innerhalb dieses bisherigen Aurignacien nicht ab 43.000 v. Ztr. noch die unter 1. genannte Vorgänger-Kultur unterschieden werden kann. Ist diese vielleicht das "Châtelperronien"? Der Schädel von "Oase 1" in den Südkarpaten (aus der Peștera cu Oase-Höhle in Rumänien) wurde jedoch ohne weitere Begleitfunde entdeckt (Wiki) (er enthielt ungewöhnliche 10 % Neandertaler-Gene in sich) (siehe auch: 2).
Die Stämme dieser zweiten Besiedlungswelle zeigen nun relative genetische Einheitlichkeit und Kontinuität auf bis 12.000 v. Ztr.. Nur die Stämme in Sibirien ("Mal’ta") fallen hierbei heraus, OBWOHL sie die gleiche Kultur mit Elfenbein-Venus-Figurinen aufzeigen, wie die sonstigen europäischen "Gravettien"-Stämme (!).
3. Doch auch die sich um 32.000 v. Ztr. im südlichen Europa ausbreitenden Gravettien-Stämme scheinen zwar einerseits in diese genetische Einheitlichkeit eingeordnet werden zu können, diese Kultur scheint sich aber dennoch mit genetisch anderen Menschen und Stämmen ausgebreitet zu haben als das vorhergehende Aurignacien.
4. Bisher stellen nun alle untersuchten europäischen Funde, die jünger sind als 12.000 v. Ztr. (etwa "Villabruna" in Norditalien, aber auch in Belgien, Süddeutschland, Frankreich) genetisch gesehen Stämme dar, die verwandt waren mit zeitgleich lebenden Stämmen im Nahen Osten! Das heißt, die bis 3. genannten Stämme sind ausgestorben und ersetzt worden durch neue Stämme. Archäologisch fällt dies zusammen mit dem "Epi-Gravettien". In diesen Stämmen finden sich auch Verwandtschaften zu - - - Ostasiaten!
Diese letzteren Befunde kann man deshalb spannend finden, weil
- a) grob ab 12.000 v. Ztr. an Oberlauf von Euphrat und Tigris in der heutigen Südtürkei der Übergang zur seßhaften Lebensweise beginnt (Göbekli Tepe),
- b) grob zeitgleich sich begann, in Europa der Wald auszubreiten und
- c) zeitgleich in Japan Menschen damit begannen, die erste Keramik herzustellen. Wobei es begründete Vermutungen gibt, daß sich die Keramik von dort über ganz Rußland bis in den Ostseeraum (ab 5.300 v. Ztr.) ausgebreitet hat.
hier eingestellt, überarbeitet
bebildert und ergänzt: 30.6.2019 /
- The genetic history of Ice Age Europe. Autoren: Qiaomei Fu, Cosimo Posth[…] David Reich. In: Nature volume 534, pages 200-205 (09 June 2016), http://www.nature.com/nature/journal/v534/n7606/full/nature17993.html
- Bading, Ingo: 40.000 v. Ztr.: In Rumänien vermischten sich anatomisch moderne Menschen mit Neandertalern - Waren die ersten Europäer Negritos?, 14. April 2019, https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/04/10000-jahre-lang-lebte-ein-groes-volk.html