Mittwoch, 29. August 2007

Eine unechte Haarlocke Beethovens - Sie führte zu falschen Schlußfolgerungen

"Signor Abate! io sono, io sono, io sono ammalato!
Santo Padre! vieni e datemi la benedizione!
- Hol' Sie der Teufel, wenn Sie nicht kommen!,
hol' Sie der Teufel, wenn Sie nicht kommen,
hol' Sie der Teufel!!!"

Diesen deftigen, von manchen Menschen gern gesungenen Kanon, komponierte Ludwig van Beethoven (1770-1827), als er einmal wieder krank und einsam zu Hause darnieder lag. Das Lebensschicksal Beethovens war ein schweres. 

Die Ursachen seiner Taubheit und seines frühen Todes mit 57 Jahren konnten bis heute nicht schlüssig aufgeklärt werden.

Abb. 1: Die Totenmaske Beethovens

Dieser Kanon war - nach dem Musikhistoriker Nottebohm - an den Abt Maximilian Stadtler (1748-1833) gerichtet. Zu Deutsch lauten die italienischen Phrasen in ihm (Klassika.Info):

"Herr Abate! Ich bin erkrankt! Heiliger Vater! Kommt und gebt mir den Segen! Hol' Sie der Teufel, wenn Sie nicht kommen ..."

Deftige Worte gegenüber einem Abt! Hier eine passable Aufnahme desselben (Yt):

"Heavy Metal" hat sich an diesem Kanon auch schon ausprobiert (Yt). Und auch das hält der Kanon aus. Genug Aggressivität ist schließlich in ihm drin dafür.

Anmerkung 27.3.23: Die folgenden Ausführungen haben ihre Gültigkeit verloren, seit mit einer neuen genetischen Studie über Beethovens Haar-Reste (1) bekannt geworden ist, daß ausgerechnet jene Haarreste, von deren Untersuchung in den weiteren Ausführungen die Rede ist, nämlich die sogenannte "Hiller"-Locke, gar nicht von Beethoven stammt, sondern von einer Frau, die wie Ferdinand von Hiller und dessen Sohn Paul Hiller aschkenasisch-jüdischer Abstammung war. Entweder hat es in der Familie von Hiller also eine Verwechslung von Haarlocken gegeben. Oder jemand in der Familie von Hiller brauchte Geld und gab deshalb Haare als Beethoven-Locke aus. Zum Beispiel im Zusammenhang mit der Emigration nach Dänemark und in die USA während des Dritten Reiches.

*** 

Beethoven hatte bei seinem Tod 1827 80 mal mehr Blei im Körper als gesunde Menschen

Wie betroffen wird man aber künftig diesen Kanon singen, wenn man sich klar macht, daß Beethoven mit 57 Jahren an wiederholten schweren Überdosierungen von Blei während seines letzten Lebensjahres gestorben ist. Die zeitliche Abfolge dieser Überdosierungen hat man neuerdings anhand von drei ganz unterschiedlich auf die Jetztzeit überkommenen Beethoven-Locken genau bestimmen können. Zugleich wird dieses Muster von Blei-Überdosierungen, wie es sich in den Locken Beethovens findet, künftig zur Identifizierung weiterer Beethoven-Locken dienen können (Spiegel):

... Nun hat der Gerichtsmediziner Christian Reiter von der Universität Wien die Blei-Theorie um eine neue Wendung ergänzt. Der Musiker sei vor seinem Tod wiederholt extremen Bleibelastungen ausgesetzt gewesen, schreibt der Forscher im Mitteilungsblatt der Wiener Beethoven-Gesellschaft. Schuld daran war wohl sein Arzt Andreas Wawruch: Er behandelte den schwer erkrankten Komponisten in den letzten Monaten vor seinem Tod mit einer Art bleihaltiger Seife. Anstatt Beethoven zu helfen, beschleunigte er auf diese Weise dessen Tod.

Allerdings bleibt die Frage zurück, ob nicht die Behandlung mit bleihaltiger Seife auch bei anderen Patienten in der damaligen Zeit zu ähnlichen Folgen hätte führen müssen, und ob das dann die behandelnden Ärzte nicht irgendwann hätten merken müssen. Auch sollte eine Hypothese, die der "Zusatzhypothesen" bedarf, eher als unplausibel eingeschätzt werden. So werden die festgestellten hohen Bleikonzentrationen kurz vor dem Tod Beethovens mit der angeblichen Behandlung mit bleihaltigen Seifen erklärt, die Bleikonzentrationen, die aber schon in den Haarabschnitten festgestellt werden können, die ein Jahr vor seinem Tod wuchsen, werden mit dem angeblichen Trinken von bleihaltigem Wein erklärt. Da drängt sich der Eindruck auf, daß man hier noch nicht die endgültige Erklärung gefunden hat.

Der Forscher verdampfte Beethovens Haare mit einem Laserstrahl scheibchenweise und maß mit einem Massenspektrografen die Bleikonzentration in dem dabei entstehenden Rauch. Dabei fand er keine gleichmäßige Verteilung von Blei im gesamten Haar, sondern phasenweise extreme Anstiege der Bleikonzentration. Reiter standen für seine Untersuchungen zwei Haare zur Verfügung: eines war 4,0 und das andere 9,3 Zentimeter lang. Die Haare dokumentierten etwa die letzten 120 beziehungsweise 267 Tage im Leben Beethovens, so der Forscher. (...)
Um die These Reiters zu untermauern, müsse man noch mehr Haare Beethovens zum Vergleich heranziehen, auch aus jüngeren Jahren.

Zumindest mit einem Haar hat dies Reiter bereits getan. Die Beethoven-Gedenkstätte in Wien-Jedlesee bewahrt eine Locke auf, die angeblich ebenfalls von dem Komponisten stammen soll. Davon untersuchte der Gerichtsmediziner ein 15 Zentimeter langes Haar, was die Möglichkeit bot, sogar die letzten vierzehn Monate im Leben Beethovens zu analysieren.

Die Ergebnisse stimmten mit den Daten der beiden zuerst untersuchten Haare überein, schreibt Reiter. In den letzten 111 Tagen vor dem Tod stellte er auch hier exzessive Bleibelastungen fest, in den rund 90 Tagen davor gab es hingegen keine Kontamination. Die Echtheit dieser Beethoven-Locke sei damit bestätigt worden.

Durch die "außergewöhnliche Länge" dieses Haares konnte Reiter auch den Zeitraum zwischen dem 200. und dem 360. Tag vor Beethovens Tod untersuchen. "In diesem Abschnitt gab es immer wieder einzelne bemerkenswerte Blei-Peaks", schreibt Reiter. Für die Zeit davor bis 425 Tagen vor seinem Tod war dagegen keinerlei Bleibelastung festzustellen.

Und diese ältere Kontaminierung erklärt er dann eben mit dem Weintrinken, da er damals noch nicht mit (angeblich!, vermutlich!) bleihaltigen Seifen behandelt worden ist. Im Original-Artikel (Mitteilungsblatt der Wiener Beethoven-Gesellschaft) heißt es:

Im Jahr 1802, also fünfundzwanzig Jahre vor seinem Tod, äußerte der wegen seiner sich ankündigenden völligen Ertaubung verzweifelte Beethoven im sogenannten "Heiligensätdter Testament" den Wunsch, dass die Nachwelt die Ursache seiner Taubheit erforschen möge. (...)

In Beethovens Haar konnte zwar keine auffällige Quecksilberkonzentration festgestellt werden, aber im Mittel etwa achtzig Mal mehr Blei, als bei rezenten Menschen. (...)
Durch die aussergewöhnliche Länge dieses Haares (- aus einer dritten Locke, I.B.) konnte auch der Zeitraum zwischen dem 200. und dem 360. Tag vor Beethovens Tod untersucht werden. In diesem Abschnitt gab es immer wieder einzelne bemerkenswerte Blei-Peaks. Für die Zeit davor (bis 425 Tagen vor seinem Tod) war dagegen keinerlei Bleibelastung festzustellen.

Ob also die durch Professor Reiter angebotene Erklärung durch die Behandlung mit bleihaltiger Seife und das Trinken bleihaltigen Weines schon die letzte Erklärung bleiben wird? Sollte bei einer 80-fach erhöhte Dosis nicht auch anderen Hypothesen nachgegangen werden? Ist es wirklich plausibel, dieselbe durch solche eher "zufälligen" Ereignisse schlüssig erklären zu können? Ist es nicht viel nahe liegender, zunächst auch der Hypothese nachzugehen, Beethoven wären diese Blei-Dosen bewusst zugefügt worden? Wo es doch auch so viele ungeklärte Fragen rund um den Tod von Wolfgang Amadeus Mozart gibt, der kurz vor seinem frühen Tod gesagt hat:

"Gewiß, man hat mir Gift gegeben." - ?

Ergänzung 27.3.23: Vielmehr stellt sich jetzt die Frage, wie so viel Blei in die Haarlocke jener Frau gekommen ist, die sich - offenbar - im Umfeld der aschkenasisch-jüdischen Familie von Hiller bewegt hat während des 19. oder womöglich auch erst während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

/ Überarbeitet und 
mit neuer Überschrift versehen: 
27.3.23 /

_______

  1. TJA Begg et al, ‘Genomic analyses of hair from Ludwig van Beethoven’, 22 March 2023, DOI: 10.1016/j.cub.2023.02.041 (pdf)  

Dienstag, 28. August 2007

Oskar Lafontaine: Macht oder Wahrheit?

Oskar Lafontaine hat sich offenbar weitgehend vollständig zu der derzeitigen Mehrheitsmeinung betreffend Krippenpolitik in seiner "Linkspartei" bekannt. (Yahoo Nachrichten) Wie schon früher berichtet, hatte es da ja innerhalb und außerhalb der Partei einige "Sorgen" und "Mutmaßungen" gegeben. (s. St. gen.) Nun hat sich Lafontaine zur Mehrheitsmeinung bekannt - allerdings offenbar erst nach längerer Debatte. In einer Erklärung von Lafontaine und Bisky heißt es aber treffender Weise außerdem:
Einigkeit herrschte im Parteivorstand auch darüber, dass es nicht dem modernen Familienbild der Linken entspricht, dass ein Mann seine Frau zur Ordnung ruft, wenn sie eine andere Meinung als er vertritt.
Ein schlauer Fuchs, dieser Lafontaine ... Er läßt sich also eine Hintertür offen.

Allerdings hätte ebenfalls ergänzt werden können, daß es sicherlich auch nicht dem Familienbild der Linken widerspricht, wenn ein Mann ab und an einmal auf seine Frau hört .... Zumal in so entscheidenden Fragen wie einer Gesellschaftsreform ausgehend von dem wesentlichsten Gebiet, aus dem heraus sich Gesellschaft formt, nämlich dem der Familienpolitik. Diese Gesellschaftsreform ist schon lange notwendig, will unsere Gesellschaft überleben. Und das sollte Lafontaine seinen Parteigenossen und der Öffentlichkeit auch so bald wie möglich klar machen. Einen wichtigereren Politikbereich als diesen gibt es nicht.

Lafontaine sieht klar: Größeren politischen Einfluß kann man gegenwärtig mit dem Vertreten eines solchen Standpunktes noch nicht gewinnen. Da macht er dann - typisch Politiker von heute - lieber ein paar Abstriche an der Wahrheit.

Mehr Mut zur Ökosexualität

Schon neulich behandelten wir das Tabu-Thema Unfruchtbarkeit in Paarbeziehungen und "reproduktive Medizin" (Stud. gen.):
"... Wollen wir überall auf die Natur hören, wollen uns gesund ernähren, gesund leben, Sport treiben, Birkenstock-Sandalen tragen, Jutetaschen statt Plastik - aber bei einem so wesentlichen Lebensbereich wie dem Kinderkriegen plötzlich das Unnatürlichste vom Unnatürlichen unternehmen? Mir erscheint das absurd und haarsträubend. Und merkwürdig genug, daß solche Dinge noch von keiner 'Öko-Bewegung' breit aufgegriffen und thematisiert worden sind."
Weit gefehlt! Offenbar ist das ein Thema, das derzeit "in der Luft" liegt. Kann man doch auf msn.de einen Artikel über die "Ökosexuellen" lesen. Also von wegen homo-, bi- oder metrosexuell: Die Ökosexualität ist angesagt!
Dr. Schall's Love Lines: Sind Sie ökosexuell?

Charme, Humor und gutes Aussehen allein genügen heute nicht mehr, das andere Geschlecht von der eigenen Attraktivität zu überzeugen. Immer mehr Menschen leben nach der Drei-R-Maxime: Reduce, Reuse, Recycle. Und sie suchen einen Partner ihresgleichen…

Dr. Birgitta Schall

Gerade haben wir uns an das Adjektiv „metrosexuell“ gewöhnt, das vor allem ein gewisses Styling beschreibt, da kommt schon ein neuer Trend auf. Spätestens seit Al Gores Film „Eine unbequeme Wahrheit“ ist Ökosexualität auch bei uns in Deutschland sexy.

Während in der Vergangenheit allen aktiven Umweltschützern der Sexappeal eines Paar Birkenstocks anhaftete, gilt der rücksichtsvolle Umgang mit der Umwelt plötzlich als echt angesagt. Das führt, wie bei fast allen Trends, zu seltsamen Auswüchsen.

Für den Ökosexuellen ist die Einstellung zur Umwelt das wichtigste Kriterium bei der Wahl eines Partners. Er lebt nach der Maxime: Zwei Recycler sind besser als einer!

Ganz schlechte Karten haben Sie, wenn Sie bei einem Date mit einem Ökosexuellen erwähnen, dass Sie im Sommer ganz gerne mal im Garten grillen, und zwar Fleisch, bevorzugt Schweinenackensteak.

findet organisches Essen, organische Kleidung, Hybridautos und Niedrigenergie-Als antialkoholischer Veganer haben Sie allerdings alle Chancen. Der ÖkosexuelleSparlampen so richtig sexy. Nylonstrümpfe sollten Sie meiden.

Bringt zusammen, was zusammen gehört

In den USA gibt es bereits einige Websites für diese schnell anwachsende Zielgruppe. Sie bringen zusammen, was zusammen gehört: Ökosexuell zu ökosexuell.

Die drei größten Plattformen sind www.veganpassions.com, www.ewsingles.com, was für Earth Wise Singles steht, sowie www.green-passions.com. Auf green-passions.com werden Sie begrüßt mit: „Hier sind Sie richtig, wenn Sie Bäume lieben und auf der Suche nach ökosexuellen Singles sind“.

Und auf veganpassions.com lautet die Begrüßung: „Wenn sich Ihnen bei dem Gedanken, einen „Fleischfresser“ zu küssen, der Magen umdreht, dann sind Sie hier richtig“. Na, das klingt doch appetitlich.

Hier in Deutschland fängt es gerade erst so langsam an. Im deutschen Internet finde ich zu dem Begriff „ökosexuell“ einen Eintrag. ...
Na bitte! Wer sagt's denn? Übrigens meldet die Wissenschaft neuerdings (FAZ), daß "reproduktive Medizin" ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringt. Um die sowieso geringe Erfolgswahrscheinlichkeit bei der künstlichen Befruchtung zu erhöhen, wird versucht, möglichst viele Eizellen der Frau zu gewinnen. Dazu veranlaßt man, gleich mehrere Eizellen gleichzeitig im Eierstock zum Heranreifen. Das jedoch geschieht durch Hormon-Dosen, die, so ist eine langjährige Vermutung nun bestätigt worden, das Krebsrisiko erhöhen.

Also: Mehr Mut zur Ökosexualität! Sie ist gesünder und natürlicher.

Freitag, 17. August 2007

Kinderbetreuung ist doch "Erwerbstätigkeit"

Auch die frauenpolitische Sprecherin der Linkspartei im deutschen Bundestag hat sich zwischenzeitlich zum Thema Erziehungsgehalt (Christa Müller) zu Wort gemeldet. (Yahoo-Nachrichten)
Die frauenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Kirsten Tackmann, rief Lafontaine am Dienstag in Berlin zur Klarstellung der Parteiposition in der Familienpolitik auf. In Bezug auf Müllers Plädoyer für eine Kindererziehung zu Hause durch die Mutter sagte Tackmann der Deutschen Presse-Agentur dpa: «Ich erwarte von Oskar Lafontaine, dass er deutlich macht, wer für die Mehrheit der Partei spricht.» Die Auffassung seiner Frau sei in der Partei eine «Einzelmeinung». (...)

Tackmann sagte, es sei legitim, die Frage zu stellen, ob Mütter nicht lieber zu Hause bleiben wollten. Sie müssten sozial abgesichert sein. Zum Leitbild der Partei gehöre, dass Eltern die Wahlfreiheit hätten, wer ihre Kinder betreue. Müllers «Ernährermodell» sei nicht im Sinne der Linken. Mit Erwerbstätigkeit sicherten sich Frauen finanzielle Unabhängigkeit. Ferner sei es erwiesen, dass Kinder schon mit sieben Monaten untereinander kommunizierten. In öffentlichen Einrichtungen mit hohen Qualitätsanforderungen sei das eher möglich. Eine derart kritische Sicht, wie Müller sie habe, sei nicht berechtigt. «Dieses Schreckgespenst ist absolut absurd.»
Hm. Frau Dr. Tackmann ist Veterinärmedizinerin und Chemielaborantin. Geboren 1960. "Seit 1979 Mitglied der SED/SED-PDS, Ruhen der Mitgliedschaft von Ende 1990 bis Juni 2001, dann Wiedereintritt in die PDS." (Bundestag.de) Sie hat im Juni gegen die Verlängerung des Einsatzes der Bundeswehr im Kosovo und in Dafur gestimmt und im März gegen den Tornado-Einsatz der Bundeswehr, sowie früher schon oftmals ähnlich abgestimmt. (Abgeordnetenwatch.de) An die Särge deutscher Soldaten und Polizisten kann sie anders herantreten als andere deutsche Bundestags-Abgeordnete.

Ich habe gerade folgenden öffentlichen Brief auf "Abgeordnetenwatch" an Frau Tackmann geschrieben:
Liebe Frau Dr. Tackmann,

Sie haben jüngst gesagt "Mit Erwerbstätigkeit sicherten sich Frauen finanzielle Unabhängigkeit."

Das ist ja exakt richtig und vielen Dank für diese Klarstellung. Genau das ist ja die zentrale Forderung von Christa Müller. Ich verstehe gar nicht, warum Sie das im Widerspruch zu Christa Müller formulieren. Und um so mehr das klar ist, daß Kinderbetreuung für Männer wie Frauen schlicht ebenso Erwerbstätigkeit ist wie jede andere, also bspw. für die Kindergärtnerinnen, um so überschaubarer werden alle Zusammenhänge gesamtgesellschaftlich, gesamtwirtschaftlich, sozialpolitisch, und indiviualpsychologisch. Es entspricht allein dem Gerechtigkeitsempfinden des einzelnen.

Niemand wirft Kindergärtnerinnen vor, sie würden sich "ernähren" lassen. Nein, sie gehen ihrer Erwerbstätigkeit nach. Und niemand fragt herablassend (oder schlimmer), ob sie ihr verdientes Geld in Kneipen oder an Zigaretten-Automaten ausgeben. Und Eltern tun schlichtweg nichts anderes als Kindergärtnerinnen.

Ihre rattenschlechte Bezahlung im Vergleich sogar gegenüber Kindergärtnerinnen mußte - da ihr Beruf nicht so leicht und unverbindlich an den Nagel zu hängen ist, wie der der Kindergärtnerin - zu jenem Gebärstreik der Kinderlosen und Eltern führen, den es seit Jahrzehnten gibt.

So wie es jedem Menschen früher schon aufgrund der wirtschaftlichen Zusammenhänge klar war, daß (eigene) Kinder Rentenversicherung sind, so wird dies auch nur durch die schliche Eingliederung der Tätigkeit des Kinderaufziehens in die übrigen gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge wieder voll bewußt gemacht - sowohl dem einzelnen wie der Gesamtgesellschaft.

Kinder sind erwünscht und wir lassen sie uns etwas kosten, indem wir die Eltern für ihre Tätigkeit - selbstverständlich - bezahlen.

Anstelle der in Deutschland nicht "produzierten" Kinder die Kinder im Ausland "herstellen" zu lassen (in "Billiglohnländern"), führt zur Verzerrung aller vernünftigen wirtschaftlichen und sozialpsychologischen Zusammenhänge.

Sehen Sie das nicht genauso?

Mittwoch, 15. August 2007

Angeborene Rasseunterschiede im emotionalen Gedächtnis

Gibt es Rasseunterschiede darin, wie langanhaltend und tief lebenseinschneidende Ereignisse von Menschen erinnert werden? Aus Alltagsbeobachtungen wird man zu der Vermutung gelangen, daß es allgemein "emotionaleren" Menschen schwerer fällt, emotionale Lebensereignisse zu vergessen, bzw. daß es ihnen leichter fällt, sich an solche zu erinnern, als weniger "emotionale" Menschen. Doch wie sieht es damit auf genetischer Ebene aus?

Eine genetische Variante, die mit der diesbezüglichen - teilweise angeborenen - Leistung des "emotionalen Gedächtnisses" korreliert, kommt zu 30 % bei Europäern aber nur zu 12 % bei Afrikanern vor, so neueste Forschungsergebnisse des Schweizer Psychiaters Dominique de Quervain. (New Scientist, Economist, Nature Neuroscience) Er erforscht an der Universität Zürich die "Genetik des Gedächtnisses" und die Wirkung von Streßhormonen auf die Gedächtnisleistung.

Streß reduziert im allgemeinen die Gedächtnisleistung. Es handelt sich bei den Streßhormonen unter anderem übrigens wieder einmal um jenes Streßhormon Cortisol, das auch bei Krippenkindern im zweiten Lebensjahr in gehäuften Mengen festgestellt wird, wenn sie von ihren Eltern (bzw. den ersten Bezugspersonen) getrennt sind, in Mengen, die in anderen Zusammenhängen ganz selbstverständlich mit einem "kranken" Zustand assoziiert werden. (Siehe früherer St. gen.-Beitrag.)

de Quervain sagte nun schon 2005 in einem Interview (Unimagazin Zürich 2004, 2005) :
Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass rund 50 Prozent der menschlichen Gedächtnisleistung genetisch festgelegt ist. Allerdings war nicht bekannt, welche Gene dabei eine Rolle spielen. Meinem Forschungskollegen Andreas Papassotiropoulos und mir ist es 2003 gelungen, ein solches «Gedächtnis-Gen» zu identifizieren. Jetzt wird es darum gehen, weitere beteiligte Gene zu finden und ihre genaue Funktionsweise zu erforschen.
New Scientist berichtete:
Your ability to recall emotional events – such as meeting the love of your life, or the trauma of a painful car crash – is governed by a common variation in a single gene, according to a new study. (...) Recall of emotional events varies a great deal from person to person. So de Quervain wondered if common variations in a gene called ADRA2B, which codes for the noradrenaline receptor, could be responsible. Some 30 per cent of Caucasians and 12 per cent of Africans possess this variant.
Dazu untersuchte die Forschungsgruppe Schweizer Bürger und traumatisierte Völkermord-Überlebende in einem Flüchtlingslager in Uganda. Sie zeigten ihnen jeweils Fotos, die positive, neutrale oder negative Erinnerungen weckten:
The researchers found that, in both groups, people carrying the ADRA2B gene variant were "substantially more likely" to remember both positive and negative pictures than people with other forms of the gene. Neutral images were recalled to the same degree by people with and without the variant.

However, Rwandans with the variant had far higher recall of negative emotional events than the Europeans who carried it – and this was unrelated to whether or not they suffered from post traumatic stress disorder.

"The genetic variant is related to enhanced emotional memory," concludes de Quervain. "But it also appears to predispose people to stronger traumatic memories when something terrible happens."

Es muß also noch andere genetische Unterschiede zwischen den Bürgern Ruanda's (= Watussi's?) und Europäern in Bezug auf diese Erbeigenschaft geben als nur dieses eine Gen, sonst würden die Bürger Ruanda's ja nicht noch stärker emotional auf negative Erinnerungen reagieren als Europäer, auch wenn sie die gleiche erforschte genetische Variante (ADRA2B) haben und unabhängig von ihren persönlichen Lebenserfahrungen. - Man könnte aber diesbezüglich auch wohl immer noch Kultur-Unterschiede annehmen - ganz sicher jedoch nicht, was die Häufigkeit der genannten Gen-Variante in den beiden verglichenen Bevölkerungen betrifft.

Der "Economist" stellt am Schluß folgende Fragen, die einem etwas vorschnell vorkommen können - aber zum Nachdenken anregen:
The statistics suggest Rwanda may have been lucky: the long-term mental-health effects of the war may not be as widespread as they would have been in people with a different genetic mix. On the other hand, are those who easily forget the horrors of history condemned to repeat them?
Diese Frage ignoriert ja auch das zweite genannte Forschungsergebnis, daß die Einwohner Ruanda's, die die Gen-Variante haben, stärker auf emotionale Erinnerungen reagieren, als Europäer, die diese Gen-Variante haben. Die Welt ist meistens komplizierter als man es haben möchte ...

Ethnisch-genetische Marker zur Biowaffen-Herstellung?

Wladimir Putin hat Horror-Phantasien. Er fürchtet, daß biologische Waffen mit ethnisch-genetischen Markern gezielt gegen das russische Volk eingesetzt werden könnten und hat deshalb jegliche Weitergabe humangenetischer Informationen von Rußland aus an das Ausland verboten. (San Francisco Chronicle) Fragwürdig, ob das nicht ein völlig unsinniges Verbot ist, denn - z.B. - in allen westlichen Ländern leben heute Russen, die russische Gene mit sich herumtragen, die untersucht werden können.

Aber in einem Land, in dem Regimegegner mit radioaktiven Substanzen (Alexander Litwinenko) oder mit Fernlenk-Raketen (Präsident Dudajew) aus dem Weg geräumt werden, in dem Völkermord in großem Stil betrieben wird (Tschetschenien) - unter den Augen einer freundlich beiseite sehenden Weltgemeinschaft, in einem solchen Land ist man offenbar zu den absurdesten Ängsten und Theorien fähig. Offenbar schließt Putin von sich auf andere und möchte nur darauf aufmerksam machen, welche "Waffen" derzeit in Rußland entwickelt werden, um mit einem solchen Volk wie den Tschetschenen (oder den Esten, Letten, Litauern ....?) (den Ukrainern?) "fertig" zu werden.

Natürlich scheint die Herstellung von Biowaffen, die kombiniert mit ethnisch-genetischen Markern angewandt werden, beim derzeitigen Forschungsstand "irgendwie" grundsätzlich möglich:
With genetic testing of particular ethnic groups, it's getting easier to observe unique markers that are carried disproportionately by members of a group. With that information, a weapon could be conceived to target that marker, perhaps causing a specific disease to which that group is excessively susceptible. It will soon be possible to manipulate viruses or bacteria so that they predominantly affect only Jews or Han Chinese or, yes, Russians. Even if that weapon affected only 10 or 20 percent of a group, the effects could be devastating.
Sollte man nicht eher annehmen, daß Putin's Spezialisten an individual-genetisch ausgerichteten Biowaffen "arbeiten", damit ihnen eine solche Peinlichkeit wie mit Litwinenko nicht noch einmal passiert? Wie auch immer. Ein Kommentator vermutet eine viel simplere Motivation hinter Putin's "Biowaffen-Wahn":
It might be as simple as Putin wanting to scare the russian people.
Noch immer konnten Diktatoren am besten herrschen, wenn sie außenpolitische Ängste schürten. Immerhin machen diese absurden - oder teuflischen - Ängste erneut darauf aufmerksam, daß nicht nur "Rasse", sondern auch "ethnische Zugehörigkeit" in den menschlichen Genen zu finden ist - alles Dinge, die, wenn sie zehn Jahre früher ebenso selbstverständlich öffentlich geäußert worden wären, vehementesten Widerspruch gefunden hätten.

Dienstag, 14. August 2007

"Romantiker sind Revolutionäre" ...

"Romantiker sind Revolutionäre" - will heißen: wir Deutsche sind Revolutionäre, denn wer, wenn nicht wir, sind: das Volk der Romantik?

Matthias Matussek hat es - doch - wieder einmal geschafft, seine Verehrer für seinen "Kulturtipp" in dieser Woche zu begeistern. (Matusseks Kulturtipp) Man war eigentlich schon bereit, ihn zum Langweiler zu erklären. Denn wenn man mal einige der Folgen seines "Kulturtipps" gesehen hat - so die heutige Erwartung - ach, dann kann's ja doch nicht mehr viel besser werden und was Neues geben. Man kennt inzwischen den Tonfall, mit dem Matussek erzählt. Und man glaubt, damit schon so ziemlich alles zu wissen, was man über ihn wissen muß. Welcher Tonfall? Nun, immer so etwas der Tonfall von dem Empfinden "wehmütig vergehender Schönheit". - Oder wie? Matussek denkt immer wieder daran, wie alt er schon ist, und wie schön doch die Welt ist. Gut, ok, das ist dann halt sein Tonfall.

Hat was für sich. Aber auf die Dauer kennt man diesen dann halt ... - Trotzdem. Was sagt er denn heute eigentlich? Nein doch! Er sagt: Dinge, die begeistern. Dinge, die man - so - nicht allzu oft "irgendwo" hört. - Hauptthema ist Richard Wagner in Bayreuth. (Natürlich! - Natürlich? Naja ...) Nun, dessen Musik muß nicht jeden über einen längeren Zeitintervall hinweg interessieren. - Aber wie ist es nun mit all dem "Drumherum" ...?

"So hört sich deutsche Romantik an."

Matussek jedenfalls läßt am Anfang seines "Kulturtipps" das Vorspiel zu den "Meistersingern von Nürnberg" erklingen und sagt als ersten Satz: "So hört sich deutsche Romantik an." - Gelungener Auftakt! Nicht die Vernunft, das Denken angesprochen, sondern einfach: Stimmungen. "Wagners deutscheste Oper", so Matussek weiter. Die (neueste) Inszenierung in Bayreuth "war ein gemäßigter Skandal", so - sehr treffend und bissig (?), ironisch (?) kritisch - Matussek, "hatte also genau die Betriebstemperatur, die es braucht, um in Bayreuth (heute) erfolgreich zu sein - bei Kritik und im Publikum". - (na usw.: bla-bla, bla-bla ...)

Aber dann: Seit Heiligendamm, so faßt Matussek seine bisherigen Folgen zusammen, habe er einen kleinen Überblick über "romantische Erregung" gegeben, er habe über Schiller gesprochen, Heine, Börne, Hölderlin, Kleist - "eine kleine Kulturgeschichte der Revolte". "Und in die gehört Wagner unbedingt". Auch Wagner und Semper und Bakunin haben 1849 Barrikaden gebaut und Granaten geliefert: "Romantiker sind Revolutionäre. Sie kämpfen notorisch für eine andere Welt und Wagner wollte Kunst als öffentlichen Aufruhr und die Musik als Rauscherfahrung."

"Bayreuth sollte Woodstock sein ..."

"Bayreuth sollte Woodstock sein, eine klassenlose Gesellschaft von Träumern, von Utopisten. Nietzsche war begeistert." ... "Und ein paar Jahre später kam Nietzsche aus dem Kotzen nicht mehr heraus." ...

Alles sehr schön gesagt, Herr Matussek. Das sagen wir hier ohne Ironie. Wirklich! - Und weiter: "Hans Sachs beschwört am Schluß die politische Bescheidenheit. Er singt: Und wenn das 'Heilige Römische Reich deutscher Nation' in den Dunst fällt, so haben wir immer noch die deutsche Kunst." Und England-Kenner Matussek weiter: "Man möchte diesen Satz mal bei unseren englischen Nachbarn hören, etwa: Und wenn es mit dem Empire nicht mehr hinhaut, dann haben wir immer noch Shakespeare. So viel an Bescheidenheit wäre denen kaum zuzutrauen, da hat Joachim Kaiser völlig recht, der diese Beobachtung vor einiger Zeit gemacht hat."

So wie hier die Wort Schwarz auf Weiß stehen, haben sie noch nicht den schönen, schmunzelnden Beigeschmack an Humor, mit denen Matussek all diese Dinge in seinem Videoblog vorträgt!

Fazit Matussek: "Wir sind mit der Romantik noch längst nicht fertig, die wohl das reichste Geschenk der Deutschen an die Weltkultur ist."

Jugendbewegung, Bevölkerungswissenschaft und Drittes Reich

Das Beispiel Gerhard Mackenroth

Von der DFG (Deutsche Forschungs-Gemeinschaft) in einem Schwerpunktprogramm gefördert wird derzeit die Geschichte der deutschen Bevölkerungswissenschaft während des 20. Jahrhunderts sehr intensiv erforscht. (Bevölkerungsforschung TU Berlin) In früheren Beiträgen hatten wir schon auf den dabei entstandenen wichtigen Band "Bevölkerungswissenschaft im Werden" hingewiesen, in dem vor allem über den bedeutendsten deutschen Bevölkerungswissenschaftler Gerhard Mackenroth viel Neues zu erfahren gewesen war. (Studium generale 1, 2) Dieser unter einem unscheinbaren Titel erschienene Band war es vor allem gewesen, der hier auf dem Blog Anregung gab, das Thema Familienpolitik künftig grundlegender zu behandeln und anzugehen.

Nun ist aus diesem Schwerpunktprogramm heraus ein weiterer, sehr wichtiger Band erschienen. (1) Dies ist ein thematisch so umfangreicher und vielfältiger Band, daß an dieser Stelle nur einzelnes herausgegriffen werden kann. So vertieft Patrick Henßler in seinem Beitrag zu diesem Band seine Ausführungen über Gerhard Mackenroth im schon genannten vorherigen Band. Und der Gießener Historiker Jürgen Reulecke, der die Lebensreformbewegung nach 1900 erforscht, befaßt sich genauer mit Gerhard Mackenroths Schrift von 1933 "Deutschlands Jugend revoltiert". Reulecke schreibt (S. 226):
Henßler hat - in dem Band "Bevölkerungswissenschaft im Werden" - (...) zwar durchaus eine Reihe von zustimmenden Urteilen zum nationalsozialistischen Umbruch, aber auch Belege für eine anfänglich abwartende Distanz gefunden: Den "ganzen cäsarischen Kult um die Person des 'Führers' " hielt Mackenroth z.B. zunächst für "außerordentlich widrig" und hatte sogar ein Jahr vorher in einem Brief (...) Hitler als "dumm und eitel und begabt mit dem politischen Instinkt einer Kuh" charakterisiert. Den ganzen nationalistischen Rummel mit "Uniformen und Märschen und Hurrarufen" deutete er als nichts anderes als eine "Überkompensation einer tiefergehenden Unsicherheit".
Reulecke betrachtet im weiteren diese Schrift Mackenroth's, der selbst Angehöriger der Jugendbewegung war, als sehr geeignete Quelle zur Erforschung der Jugendbewegung und ihres Verhältnisses zum Nationalsozialismus, genauso wie ihm auch der persönliche Werdegang von Gerhard Mackenroth in dieser Beziehung als sehr exemplarisch erscheint. Hochspannend sind die abschließenden Worte von Reulecke's Beitrag (S. 230):
Abschließend, angestoßen durch Mackenroth's Beispiel, nur ein kurzer Hinweis auf eine verallgemeinerbare Beobachtung, welche sich auf das Personal der sich mit Volk, Rasse und Bevölkerung beschäftigenden Disziplinen jener Zeit bezieht: Es ist bemerkenswert, wie viele jüngere, d.h. seit 1890/1900 geborene Wissenschaftler der sich mit Problemen der Bevölkerung befassenden Wissenschaftszweige jugendbewegt geprägt gewesen sind: von Gunther Ipsen über Hans Harmsen, Hans Raupach, Ernst Rudolf Huber bis hin zu Werner Conze und Theodor Schieder. Mackenroth ist nur ein Beispiel unter vielen. Es wäre reizvoll, diese Verbindung etwas genauer zu analysieren. Zwei Einzelbeispiele aus den damaligen völkischen Bemühungen um das Grenz- und Auslandsdeutschtum bzw. die deutschen Sprachinseln im Ausland zeigen bereits exemplarisch, wie stark Denkimpulse aus der Jugendbewegung, hier aus dem Wandervogel, entsprechende Forschungen angeregt haben: bei dem Germanisten und Volkskundler Georg Schmidt-Rohr (1890 - 1945) und bei dem Volkskundler und Historiker Walter Kuhn (1903 - 1983).
Die Universität Mainz, an der ich (I.B.) studierte, besitzt den Buchnachlaß von Professor Walter Kuhn. Walter Kuhn behandelte als Schlesier die Siedlungsgeschichte vieler deutscher Minderheiten im osteuropäischen Raum, die er als jugendbewegter Mensch wie so viele damals (also wie offenbar auch Mackenroth) reisend und wandernd und Theater spielend besuchte und erforschte (Dialektforschung, Liedforschung, Siedlungsgeschichte u.a.m.). Zu diesen Minderheitengruppen zählten auch die Wolhynien-Deutschen, die aufgrund ihres ungeheuren Fleißes (bracchialische Rodungsarbeit in riesigen Sumpfgebieten) und zugleich ihres ungewöhnlichen Kinderreichtums sicherlich ein Modell früher seßhafter europäischer Bevölkerungen abgeben könnten (etwa der sicherlich von ähnlichem Pionier- und Rodungsgeist geprägten Gesellschaft der Bandkeramiker und ihres immensen, sehr schnellen Bevölkerungswachstums und ihrer Expansion vor knapp 8.000 Jahren vom Plattensee aus über ganz Mitteleuropa hinweg bis zur Kanalküste).

Wie viele von den Wolhynien-Deutschen übrigens während der September-Morde 1939 ums Leben gekommen sind, ist nach Kenntnis des Autors dieser Zeilen und seiner schon etwas intensiveren Nachforschungen, noch keineswegs wissenschaftlich geklärt. (Siehe auch meine Amazon-Rezension zu diesem Thema hier.) Dies insbesondere auch deshalb, weil das Gebiet (Wolhynien in "Ostpolen") 1939 ziemlich bald von den Sowjets besetzt worden ist und deshalb offizielle deutsche Untersuchungen dort nicht durchgeführt werden konnten.

Gerhard Mackenroth und negative Eugenik

Der Beitrag von Patrick Henßler schließlich arbeitet heraus, daß Mackenroth, der schon 1933 Mitglied der NSDAP geworden war (ähnlich wie - neuerdings dürfen wir auch das wissen ...: Erhard Eppler ...) in einer Vorlesung von 1941/42 sehr selbstverständlich die Meinung vertrat, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen der rassischen Zusammensetzung eines Volkes und seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, bzw. überhaupt seines Wirtschaftssystems. (S. 215 - 221) Mackenroth sprach sich in diesem Zusammenhang auch für negative Eugenik aus, wie das viele damalige Wissenschaftler auch in den westlich-demokratischen Staaten taten. Dies beschränkte sich aber auch hier bei Mackenroth auf Sterilisierungen (unklar ob bloß empfohlene freiwillige oder auch erzwungene). Heßler weiter (S. 221):
Auch die von den Nationalsozialisten nicht gesetzlich geregelte "Tötung" bzw. "Vernichtung unwerten Lebens" wird von Mackenroth, wenn auch nur kurz, erörtert. Sie gilt ihm "als die radikalste und sicherste Form" des Vorgehens bei "der Ausschaltung von Blutströmen aus dem Innern des deutschen Volkes". Allerdings ist sie mit rassehygienischer Zielsetzung "in unserer aus christlichen Vorstellungen erwachsenen Sozialmoral noch nicht möglich" und "gesetzlich nicht statthaft".
Puh! Was sind das für Worte?! Vor allem das Wort "noch" in diesem Zusammenhang. Wer darf sich so sicher gefeit bezeichnen vor den Einflüssen des Zeitgeistes, wenn es selbst ein Mackenroth nicht war? Einmal mehr wird man darauf aufmerksam gemacht, wie leicht Menschen - wenigstens gedanklich - auf Abwege geraten können. Aber noch etwas Überraschendes ist zu erfahren:
Mackenroth setzte die Befürwortung einer negativen Eugenik (also wohl im wesentlichen Sterilisierung, I.B.) auch nach dem Ende des Dritten Reiches im Jahr 1945 fort. Sowohl in seiner "Bevölkerungslehre" aus dem Jahr 1953 als auch in einer unveröffentlichten Rezension zu Hans F.K. Günthers Buch "Gattenwahl zu ehelichem Glück und erblicher Ertüchtigung" verteidigte er die Maßnahmen einer negativen Eugenik als notwendig.
Nun, wie gesagt, es ist sicherlich nicht unwichtig zu erfahren, ob freiwillige Sterilisierung durch persönliche Einsicht erreicht werden sollte oder ob jeweils auch an staatlich verordnete Zwangssterlisierung gedacht wurde.

Gary S. Becker und die "Neue Haushaltsökonomie"

Ein weiterer Beitrag des Bandes - von Bernhard Nauck - beschäftigt sich dann mit gegenwärtigen familienpolitischen Debatten. (S. 321 - 331) Es wird vor allem auf die "Neue Haushaltsökonomie" des amerikanischen Nobelpreisträgers Gary S. Becker hingewiesen ("New Home Economics"), der wohl als erster prominenter Wirtschaftswissenschaftler die Familien selbst nicht nur als Konsumenten wirtschaftlicher Güter, sondern auch als Produzenten wirtschaftlicher Güter und Dienstleistungen begriffen hat (schon 1991!).

Ja, liebe Leute - und auch Herr Bernhard Nauck! Man sei nicht so zimperlich und denke diesen Gedanken konsequent zu Ende und man landet dann sehr schnell und zügig bei einem regulären Erziehungsgehalt für Eltern wie es seit Jahren die "Deutsche Familien-Partei" fordert, seit kurzem auch Christa Müller von der "Linkspartei" und andeutungsweise von der wissenschaftlichen Beratergruppe des Familienministerium (5. Familienbericht 1994, "Gerechtigkeit für Familien" 2002 u.a.) und neuerdings auch von dem familienpolitischen Autor Peter Mersch.

- Warum quälen sich eigentlich alle so viel damit herum? Das ist das Simpelste und das Selbstverständlichste und das Normalste von der ganzen Welt, ein solches zu fordern und einzuführen. Aber die heutigen Denkenden scheuen sich davor, wie Mackenroth das in seiner jugendbewegten Schrift von 1933 nannte, so scheint es: "ohne Pathos gefährlich zu leben". (S. 229) - Wie weit man das bei ihm selbst als eingelöst betrachten kann, bleibe an dieser Stelle sowieso dahingestellt. Aber: Was wäre denn daran heute - im Gegensatz zu seiner Zeit - - - noch gefährlich?

1. Ehmer, Josef; Ferdinand, Ursula; Reulecke, Jürgen (Hg.): Herausforderung Bevölkerung. Zu Entwicklungen des modernen Denkens über die Bevölkerung vor, im und nach dem "Dritten Reich". VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007

Mit "Schönwetterbewaffnung" gegen 35.000 Panzer

Hitler und Mannerheim, Juni 1942

Im Jahr 1993 wurde in den "Vierteljahresheften für Zeitgeschichte" des renommierten "Instituts für Zeitgeschichte" in München ein sensationelles Geschichtsdokument veröffentlicht (1). Und zwar die Äußerungen, die Adolf Hitler am 4. Juni 1942 in einer Privatunterredung mit dem finnischen General Mannerheim über den Kriegsverlauf machte und seine Gedanken dazu (IFZ). Diese Tondokumente sind im Jahr 2007 (als dieser Blogartikel entstand) in verschiedenen Versionen im Internet original zugänglich gewesen. (Wie es darum heute, im Jahr 2012, steht, müßte noch einmal eigens recherchiert werden.) Hitler sagt darin unter anderem, daß er niemals auch nur auf den Gedanken gekommen wäre, daß die Sowjetunion im Juni 1941 über 35.000 Panzer hätte verfügen können. Und viele andere wichtige Dinge mehr, die den Kriegsverlauf aus seiner Sicht besser verstehen lassen. Zum Beispiel auch, daß die Deutschen bloß über eine "Schönwetterbewaffnung" verfügt hätten und verfügen würden. All solche Dinge hatte er natürlich nie öffentlich sagen können.

Diskutiert wurden diese Dinge unter anderem auch hier.

Ob es schon wissenschaftliche Interpretationen und Deutungen dieses Geschichtsdokumentes gibt? Man könnte folgende - vorläufige - Gedanken dazu äußern: Es wird deutlich, wie blind und hilflos dieser "große" Diktator ("Gröfaz") "von der Vorsehung geleitet" (!!!) von einem unvorhergesehenen Ereignis in das nächste taumelte, tappte und stolperte. Nichts von wegen großartiger, überlegener politischer oder militärpolitischer "Strategie". Zumindest aus seiner eigenen, wie es scheint sehr ehrlich geäußerten subjektiven Sicht. Es wird - letztlich - die ganze Hilflosigkeit dieses Mannes deutlich, wie sie von ihm selbst im Juni 1942 empfunden wurde. Er hoffte ja noch bis zum April 1945, daß "die Vorsehung" irgendeine Wende ("Wunderwaffe", Auseinanderbrechen der gegnerischen Kriegskoalition etc. pp.) für ihn parat hätte. Reines Wunschdenken. Im Ganzen: riesen große Schnauze und nichts dahinter.

Bemerkenswert übrigens auch die Zwischenbemerkungen Mannerheims, die an einer etwas anderen Stimme und dem nicht ganz richtigen Deutsch erkennbar sind.

Natürlich geben Hitlers Ausführungen auch viele Ausblicke auf die Politik der anderen Mächte, insbesondere der Sowjetunion. In aller Stille unternahm diese eine Aufrüstung von gigantischen, weltgeschichtlich einzigartigen Ausmaßen, ohne daß das in Europa überhaupt bekannt war. Noch nicht einmal Finnland ahnte etwas davon, obwohl es der erste Kriegsgegner der Sowjetunion war. Und tatsächlich wurde dann auch der Molotow-Besuch in Berlin von deutscher wie sowjetischer Seite als politische Erpressung empfunden: Stalin forderte die politische Vorherrschaft in Europa.

Von "friedliebender Sowjetunion" kann also keine Rede sein, schon wenn man sich den Nichtangriffspakt von 1939 ansieht, der praktisch Hitler die Freifahrkarte zum Kriegsbeginn in die Hand drückte.

"Bolschewisierung Osteuropas und Ostdeutschlands" als westliches Kriegsziel seit 1941

Dokumente aus dem britischen Foreign Office können übrigens aufzeigen, wie ich selbst vor zehn Jahren in meiner Magisterarbeit herausgearbeitet habe (2), daß diese sowjetische Vorherrschaft in Europa, bzw. Osteuropa von führenden Staatsmännern Großbritanniens oder auch der Tschechoslowakei (Eduard Bensch) sehr frühzeitig als das Ergebnis dieses Krieges vorausgesehen worden war, wenn nicht sogar sehr frühzeitig als wünschenswert angesehen und deshalb angestrebt worden ist. Zum Beispiel von allen "Hardlinern" rund um den Deutschenhasser Lord Vansittart im Foreign Office (Anthony Eden und seine Mitarbeiter).

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  1. Wegner, Bernd: "Hitlers Besuch in Finnland. Das geheime Tonprotokoll seiner Unterredung mit Mannerheim am 4. Juni 1942". In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (VfZ), 41. (1993), S. 117 - 137
  2. Bading, Ingo:  Wie kam Stalin in die Mitte Europas? Vorarbeiten zu einer Neubewertung der politischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Als Manuskript 1993, 2007

Hat Lafontaine auch familienpolitisch Rückgrat?

"Lafontaine stützt familienpolitische Thesen seiner Frau," hatte Yahoo-Nachrichten vor einer Woche gemeldet und sich dabei auf den "Kölner Stadt-Anzeiger" berufen. Dieser hatte in einer kurzen, wenig aussagekräftigen Vorabmitteilung mitgeteilt: "Lafontaine familienpolitisch auf seiten seiner Frau". Heute titelt Yahoo-Nachrichten: "Lafontaine soll sich für Äußerungen seiner Frau rechtfertigen". Die dort erwähnten scharfen Angriffe (s.u.) lassen einen doch noch einmal vehementer nachfragen, was im "Kölner Stadt-Anzeiger" eigentlich über Lafontaine berichtet worden war. Man muß länger suchen, um diesen Artikel zu finden. (Kölner Stadt-Anzeiger) Es handelt sich um den Bericht über einen lokalpolitischen Auftritt Oskar Lafontaine's im Saarland. Hier nun die Passage des Artikels, die von seinen familienpolitischen Äußerungen handelt:
(...)

"Ich sehe hier viele ältere Frauen, die Kinder großgezogen und Familienangehörige gepflegt haben", bemerkt Lafontaine scheinbar leichthin. Er bezeichnet sich als "Sohn einer Kriegerwitwe". Sein untrüglicher Instinkt sagt ihm, dass er hier und jetzt etwas klarstellen muss. Seine Frau Christa Müller hatte mit Bemerkungen zur Kinderbetreuung Aufsehen erregt. Sie mochte Kinderkrippen nicht den Vorzug geben vor der Betreuung durch die Eltern. Dafür scholten einige Parteifreundinnen, aus den östlichen Landesverbänden zumal, Müller kräftig.

"Wir wollen niemandem vorschreiben, wie er die Kindererziehung gestaltet", stellt Lafontaine klar. Aber er sei sich sicher, "dass viele Kinder, wenn sie die Wahl hätten, sich für die Betreuung in der Familie entscheiden würden". Die Saar-Linke trete für Wahlfreiheit und die finanzielle Anerkennung häuslicher Erziehung ein, so interpretiert Lafontaine seine irgendwo vorn links sitzende Frau, freilich ohne sie zu erwähnen. Wer bestreitet, dass es sich dabei um linke Positionen handele, dem empfiehlt er die Verfassung Venezuelas, in der eben dies festgelegt sei. Wenn Lafontaine von der "Famillje" redet, hört sich es fast an wie einst bei Helmut Kohl.

Im Gespräch mit den innerparteilichen Querelen konfrontiert, reagiert der Parteichef zuerst schmallippig und dann ungehalten. "Ich bin nicht dazu da, meine Frau zu begutachten." Hängt da der Haussegen womöglich ein bisschen schief daheim in Saarlouis? Lafontaine rutscht ungeduldig auf der Bank unter dem Aussichtsturm hin und her: "Dazu sage ich nichts, das ist doch Boulevard." Christa Müller in sehr rotem Kleid mit passendem Jäckchen plaudert derweil am Tresen. Zum Streit um die Familienpolitik mag sie sich auch auf Nachfrage nicht äußern. Als sie irgendwann am Abend ans Steuer ihres Familien-Vans klettert, hält sie einen rot-grünen Luftballon in der Hand.

Sehr viel lieber als über familiäre Familienpolitik redet Oskar Lafontaine über die SPD und deren "ratlosen Strategen" Kurt Beck. (...)
Und das war's dann scheinbar auch schon. Und diese wenigen Äußerungen, die man vermutlich noch nicht einmal im Original gelesen hat, bewirkten folgende Reaktionen in Berlin (Yahoo Nachrichten):
Der Partei- und Fraktionschef der Linken, Oskar Lafontaine, soll sich für die umstrittenen familienpolitischen Auffassungen seiner Frau Christa Müller rechtfertigen. Sie stellten den Ruf der Linken als emanzipatorische Partei in Frage, sagte die stellvertretende Vorsitzende Katina Schubert der «Berliner Zeitung» (Dienstagausgabe) nach einer Sitzung des geschäftsführenden Vorstands. (...)
Ach, du liebe Güte! - Man darf gespannt sein, ob Lafontaine einigermaßen Rückgrat besitzt. Denn auch sonst sagte er auf der lokalpolitischen Veranstaltung sehr Wesentliches, Richtiges, Notwendiges:
Lafontaine zögert nicht, Bush und Blair als "Terroristen" zu brandmarken, weil sie "das Töten unschuldiger Menschen zur Durchsetzung politischer Ziele" in Kauf nähmen. Den vielleicht stärksten Applaus an diesem Nachmittag gibt es, als er bemängelt, dass der Gewaltverzicht, ein Kernpunkt der Außenpolitik Willy Brandts, im Vokabular der Bundesregierung unter Angela Merkel, "dieser Miss World", nicht mehr vorkomme.
Wer die Presse verfolgt, auch die Stimmung und Stimmungsmache unter den Journalisten und Politikern, der kann schnell zu der Meinung kommen, daß die vernünftigen politischen Kräfte in Deutschland derzeit immer noch viel zu wenig "Wind" machen. Sie sollten sich enger zusammen schließen und ihre Arbeit koordinieren. Die Agitation eines "Familiennetzwerkes" würde rein stimmungsmäßig auch stärker zu Kriegsvermeidung führen, da bin ich mir sicher. Wer Familien in den Mittelpunkt der Politik stellt, führt keine Kriege mehr.

Warum kann ein Herr Stoiber nicht begrüßen, was ein Herr Lafontaine sagt und umgekehrt? Frau Müller ist ja auch fähig zu sagen, daß sie mit dem übereinstimmt, was Frau Herman sagt. Muß es denn dauernd um Parteipolitik gehen? Warum kann man nicht mal kräftige Unterscheidungen machen zwischen wichtig und unwichtig? Will heißen: Wenn etwas wichtig ist, dann ist es 1. Familienpolitik und 2. bekloppte Kriegspolitik. Und wenn etwas unwichtig ist, dann sind dies - diesen Themen gegenüber - sehr viele andere Themen ...

Montag, 13. August 2007

Genetische Vereinheitlichung der europäischen Völker in den letzten tausend Jahren?

Genreste von 48 Menschen, die zwischen 300 und 1000 n. Ztr. in Großbritannien gelebt haben, sind untersucht worden. Ihre genetische Vielfalt ist verglichen worden mit der genetischen Vielfalt von 6.200 Menschen, die heute in Europa und im Vorderen Orient leben. Dabei wurde Auffälliges festgestellt. (Spiegel, Berliner Morgenpost, New Scientist, Biology Letters - Forschungsartikel frei zugänglich) Die frühmittelalterlichen Briten hatten grundsätzlich alle typisch europäische Gensequenzen (Haplotypen), wie man sie auch heute noch in Europa findet. Allerdings war die genetische Vielfalt der damaligen Briten im einzelnen erheblich größer als die der heutigen und auch als die der heutigen Menschen in Dänemark, Deutschland oder Norwegen. Letzteres sind alles Länder, von denen aus es im Frühmittelalter Zuwanderungen nach England gegeben hat: Erst die Angeln und Sachsen aus Dänemark und Deutschland, später die Wikinger, bzw. die Normannen aus Norwegen, bzw. aus der Normandie.

Nur die Menschen in der Türkei, Palästina und in Weißrußland weisen heute noch eine ähnliche genetische Vielfalt auf wie die Menschen im Frühmittelalter in Großbritannien.

Die Forscher vermuten, der Verlust der genetischen Vielfalt könnte auf die Pest zwischen 1347 und 1351 zurückgeführt werden, durch die durchschnittlich in Europa die Hälfte der Menschen ums Leben kam. Dies würde besonders dann zutreffen, wenn ganze Familien und Dörfer (also Verwandtschaftskreise) ums Leben gekommen wären. Wenn aber nur ein einzelner aus einer Familie überlebt hätte, hätte ja damit auch seine einzigartige genetische Linie überlebt. Deshalb erscheint mir diese Vermutung nicht sehr plausibel zu sein.

Man könnte wohl viel eher darüber nachdenken, ob nicht unterschiedliche Fortpflanzung in den Familien eines Dorfes zu Verlusten von Abstammungslinien führen kann. Wenn es die reichen Bauern sind, also die bäuerlichen Oberschichten, die ihre Kinder auch in die Unterschichten einheiraten lassen, umgekehrt dies aber nicht geschieht, sollte es über längere Zeiträume hinweg zu einem Aussterben der Familienlinien von Unterschichten (Tagelöhnern und andere) kommen. Ich halte diesen Selektionsmechanismus für plausibler, um die Ergebnisse zu erklären als die Schwarze Pest. Die bäuerlichen Oberschichten haben beispielsweise im Deutschland östlich der Elbe nach der deutschen Ostsiedlung vor allem die wohlhabenderen zugewanderten Deutschen gestellt, während die einheimische Ursprungsbevölkerung sicherlich oft mittel- und langfristig in der Mehrheit zu bäuerlichen Unterschichten wurden. Ähnliches könnte man deshalb auch von England vermuten.

Beispielsweise die Forschungen von Eckart Voland in der Krumhörn (Ostfriesland) und vergleichbare in vielen anderen Agrarregionen - etwa Volkmar Weiß in Sachsen (Bevölkerung und soziale Mobilität. Sachsen 1550 - 1880) - weisen immer wieder darauf hin, daß die bäuerlichen Oberschichten einen vergleichsweise umfangreichen Anteil an der Reproduktion der nachfolgenden Generationen haben - auf Kosten der an der Grenze der Armut lebenden bäuerlichen Schichten. Letztere heirateten wenn überhaupt spät und hatten nur wenige Kinder. Über die Jahrhunderte hinweg muß das dazu führen, daß auf dem Land letztlich alle Menschen im Wesentlichen von den (früheren) bäuerlichen Oberschichten, den reichen Bauern abstammen, da auch deren Söhne und Töchter - aufgrund ihres Wohlstands - begehrte Heiratspartner für Unterschichten waren.

Somit könnte deutlich werden, daß es über geschichtliche Zeiträume hinweg immer wieder - auch - zu genetischen Vereinheitlichungs-Prozessen in Völkern kommen kann - noch ganz unabhängig von allen anderen Selektionsprozessen (etwa Sprach- und Kulturgrenzen, sowie geographische Barrieren als Heiratsschranken).

Giordano Bruno auf dem Vormarsch - in der Schweiz und anderswo

In dem neuesten Rundbrief der Giordano Bruno-Stiftung vom 2. 8. (GBS) wird auf die große Resonanz der Sendung "Sternstunde Philosophie" in der Schweiz hingewiesen, die dort - inzwischen wiederholt (zehnmal!) - im Fernsehen ausgestrahlt worden ist. "Studium generale" hatte ja ebenfalls schon vor Monaten auf diese eindrucksvolle Sendung hingewiesen. (St. gen.)
Starke Medienpräsenz der GBS in der Schweiz
Zahl der Föderkreismitglieder steigt auf über 600

Die Zahl der Freunde und Förderer der Giordano Bruno Stiftung ist mittlerweile auf über 600 angestiegen. In den letzten Wochen kamen insbesondere aus der Schweiz viele neue Mitglieder hinzu. Grund dafür ist wohl die momentan außergewöhnlich starke Medienpräsenz der GBS in der Schweiz. So wurde die Sendung "Sternstunde Philosophie" mit Michael Schmidt-Salomon im Schweizer Fernsehen insgesamt zehnmal ausgestrahlt, zudem brachte das Schweizer Radio vor kurzem ein etwa 30minütiges Interview mit dem GBS-Vorstandssprecher, das zurzeit auch im Internet nachgehört werden kann. Wie stark die Resonanz auf diese und ähnliche Sendungen in der Schweiz war, lässt sich u.a. daran ablesen, dass das im Auftrag der GBS geschriebene "Manifest des evolutionären Humanismus" seit einiger Zeit unter den Top Ten der offiziellen Bestsellerliste des Schweizer Buchhandels aufgeführt wird.

Link: Ethik ohne Gott? DRS2-Interview mit Michael Schmidt-Salomon
In dieser neuen Radio-Sendung hört man wohl so ziemlich zum ersten mal, daß Michael Schmidt-Salomon auch von einer "mystischen Verbindung mit der Welt" zu sprechen weiß, die er auch selbst glaubt, erleben zu können. Er spricht also tatsächlich von erfahrbarer Religiosität oder zumindest von individuell erfahrbarer sinnvoller philosophischer Deutung unserer Existenz. Der häufige Vorwurf, naturalistisches Denken führe unweigerlich zu Areligiosität, zu "Entzauberung" und vielem anderen mehr, erweist sich also einmal aufs Neue als ganz und gar unwahr. Anders als jetzt MSS kann man wohl auch als Sprecher einer "Giordano-Bruno-Stiftung" nicht auftreten, denn der Philospoph und Naturforscher Giordano Bruno war bestimmt kein "entzauberter" Atheist, sondern sprach von der Ehrfurcht vor diesem riesigen Weltall und von der Verbundenheit der menschlichen Seele mit demselben. Ein Buchtitel von ihm spricht von den "heroischen Leidenschaften" ...

MSS spricht nun sehr richtig auch von der "herrschaftsstabilisierenden Funktion" von monotheistischer Religiosität, um dessentwillen sie leidenschaftlich kritisiert werden muß. - "Welche philosophische Antwort auf die Sinnfrage ist für Sie die wichtigste?", wird MSS von der Moderatorin gefragt. Er antwortet - noch recht schlicht aber überzeugend - mit den Worten "Sinn und Sinnlichkeit". Zufällig sind dies die Worte des deutschen Titels des Lieblingsfilmes manches Verehrers der britischen Schauspielerin Emma Thompson und der britischen Schriftstellerin Jane Austen. Ihr Roman "Sense and Sensibility" muß aber ins Deutsche besser übersetzt werden mit Worten wie "Verstand und Gefühl" oder auch "Schicklichkeit und Empfindsamkeit". Im weiteren spricht MSS von Epikur. Die Stoa ist doch aber auch nicht zu verachten?

Die "Poesie der Wissenschaft"

Und dann spricht MSS von der "Poesie der Wissenschaft". Die Erkenntnisse der Wissenschaft sind viel phantastischer als alles, was traditionelle Religiosität vermitteln kann. MSS spricht sehr gut und überzeugend darüber: "Gefühl des Verbundenseins mit diesem Kosmos", "Geschmack für das Unendliche". "Wie unendlich gigantisch ist das Universum ..." Diese Fakten, so MSS, sollten nicht "mittels religiöser Heilserzählungen verdrängt werden". - Es ist gut, daß es jemanden gibt, der diese schlichten Dinge ausspricht. Warum ist MSS da immer noch so ein einsamer Rufer in der Wüste?

Hier auch noch einmal der Verweis zu der Sendung "Sternstunde Philosophie", die man sich auch auf den Rechner herunterladen kann. Die neue Radio-Sendung jedoch kann man für noch wichtiger halten, da MSS in dieser in seinen philosophischen Deutungen weiter geht und konkreter wird. Da kann man dann auch bald eine Mitgliedschaft in der Giordano Bruno-Stiftung für sinnvoll halten.

Samstag, 11. August 2007

Nordhessen ist schön ...

Abb. 1: Schloß Wilhelmshöhe, Kassel

Alle reden von der "Documenta". Kassel und Nordhessen haben aber noch so viel mehr zu bieten als "bloß" die "Documenta". Auch der "Kultursommer Nordhessen" könnte Anlaß sein, dieses schöne Land einmal wieder zu besuchen. Was findet man dort? Nun, zunächst einmal zum Beispiel das Schloß Wilhelmshöhe.

Abb. 2: Schloß Wilhelmshöhe, Kassel

An seiner Stelle am Rande der bewaldeten Berge stand vormals ein Kloster, das von Landgraf Moritz dem Gelehrten 1606 durch ein Jagd- und Sommerschloß mit Berggarten ersetzt wurde. 1717 wurde auf der Höhe der Herkules, noch heute das Wahrzeichen der Stadt, errichtet. Kurprinz Wilhelm I. (1795-1821) ließ dann schließlich das Schloß Wilhelmshöhe in der heutigen Gestalt errichten (1786-1801).

Abb. 3: Bergpark Wilhelmshöhe, Kassel

"Angelegt im Stil eines englischen Landschaftsgartens zählt der weltbekannte Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten zu den größten und schönsten Anlagen seiner Art."
Oder da wäre die Karlsaue in Kassel ...


Abb. 4: Karlsaue, Kassel

Sie wurde schon ab 1568 von den hessischen Landgrafen als Barock-Garten angelegt. Hier Blicke von der "Schönen Aussicht" hinab in die Aue ...



Abb. 5: Karlsaue, Kassel

Oder hier die Orangerie, ebenfalls in der Karlsaue, wo man zur Zeit Documenta-Publikum antreffen kann.


Abb. 6: Orangerie in der Karlsaue, Kassel


Und dort in der Nähe kann man auch einige Blicke auf die Frauenwelt Nordhessens werfen, wenn auch zunächst einmal nur jene, die in Stein gemeißelt ist.


Abb. 7: Amazone in der Karlsaue

Und die zu Landgrafen's und Kurfürsten's Zeiten die Herzen höher schlagen ließen ...


Abb. 8: Skulptur in der Karlsaue, Kassel


Die Karlsaue ist eine anmutige Mischung von barocker Gartenanlage und englischem Landschaftspark.


Abb. 9: Skulptur in der Karlsaue, Kassel



Abb. 10: Karlsaue in Kassel


Aber auch in der Innenstadt von Kassel findet sich manch schöne, in Stein gemeißelte Frau ...


Abb. 11: Kassel

Und dann gibt es da - wie schon erwähnt - den "Kultursommer Nordhessen". Zum Beispiel dieses Jahr das Jugendsinfonie-Orchester des Konservatoriums Shanghai, unter anderem mit Beethovens Fünfter in der Martinskirche in Kassel ...


Abb. 12: Ein Jugendsinfonie-Orchester aus Shanghai in der Martinskirche in Kassel

Spangenberg in Nordhessen


Aber der Kultursommer Nordhessen gibt auch zahlreiche Anregungen, einmal hinaus in die Landschaft zu fahren. Sagen wir etwa: nach Spangenberg. Dort thront eine alte Landgrafenburg über einem schmucken Fachwerk-Städtchen ...


Abb. 13: Spangenberg in Nordhessen, Landgrafenschloß

Burg und Stadt wurden 1214 gegründet. 1350 wurde die Burg an den hessischen Landgrafen verkauft. Philipp der Großmütige, der die Reformation in Hessen einführte, verbrachte hier manche frohen Tage seines Lebens.


Abb. 14: Spangenberg in Nordhessen, Landgrafenschloß



Abb. 15: Spangenberg in Nordhessen, Blick vom Landgrafenschloß auf die Stadt





Abb. 16: Fachwerk in Spangenberg in Nordhessen



Abb. 17: Spangenberg in Nordhessen
Auf vielen Fachwerkhäusern in Nordhessen stehen schöne Sprüche. Auf diesem Spangenberger Haus lautet ein solcher:
"Das Ewige ist stille, laut die Vergänglichkeit.
Schweigend geht Gottes Wille über dem Erdenleid."
Mag man sich nicht gerne in der Nähe von Häusern aufhalten, die sich mit solchen Worten auf ihrer Fassade schmücken?

Abb. 18: Spangenberg in Nordhessen, Marienfigur in der Kirche

In der Kirche findet sich auch diese Marienfigur aus dem 16. Jahrhundert. Und gestern Abend konnte man sich dort "Kärntner Soul" anhören, ein Männervokalquartett, das astreine Kärntner Volkslieder zu Gehör brachte. Hier einige Klangproben.


Abb. 19: "Kärtner Soul"

Kärnten verfügt ja über eine ganz eigene und einzigartige Volkslied-Kultur. In diese und ihren "Soul", ihre Seele, wurde auf höchstem musikalischem Niveau Einblick gegeben. Auch des deutschen Volksliedgutes Schlesiens, sowie der deutschen Sprachinseln in Osteuropa nimmt sich das Ensemble an. Das Publikum nahm das Vorgetragene mit großer Dankbarkeit an.

Diese wenigen Beispiele sollten nur einige Eindrücke von der Spannweite eines "Hessischen Kultursommers" aufgezeigen. Hinfahren. Ansehen. Anhören. Und nachklingen lassen. Kann man Besseres tun?

Samstag, 4. August 2007

Ein Heidenwall gegen das Christentum

Leser Andreas weist uns auf die Entdeckung einer heidnischen, frühmittelalterlichen Grafenburg am östlichen Stadtrand von Oldenburg hin (Archäologieportal), die wohl um 750 n. Ztr. errichtet worden ist, und bei der es sich wahrscheinlich um den Vorläufer des heutigen, im Mittelalter weiter nach Westen verlagerten Stadtschlosses handelt. Die Ringburg hatte einen Durchmessen von 40 Meter, sie
bewachte die ehemalige Huntefurt zwischen Drielake und Donnerschwee. Die Furt war Teil des wichtigen regionalen Heerweges von Wildeshausen nach Jever. (...) Bei der Anlage handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den frühmittelalterlichen Vorläufer der in spätmittelalterlichen historischen Quellen überlieferten Aldenburg - dem heutigen Schloss - in Oldenburgs Innenstadt. Der Ortsname Oldenburg tritt erstmals in einer Urkunde von 1108 als „Aldenburg“ in Erscheinung.

Jever liegt im Herzen Ostfrieslands. Der Weg dorthin sollte also bewacht und beschützt werden.
Der Oldenburger Historiker Martin Teller M.A. hat die Lage des Heidenwalls anhand von Geschichtsquellen und durch intensiven Abgleich historischer und moderner Flurkarten in der heutigen Landschaft identifiziert. (...)


Der Graben, der unter Ausnutzung eines alten Huntearmes entstanden ist, war bis zu 20 m breit. Innen vorgelagert ist ein Wall, der im weichen Untergrund durch eine aufwendige, mehrteilige Holzsubstruktion stabilisiert wird. Die gut erhaltenen Holzstämme werden eine genaue dendrochronologische Einordnung der Bauhölzer gestatten. Der Wall wurde z.T. mit Soden aufgeschüttet. Keramikfunde datieren die Anlage in das 8.-10. Jahrhundert und bestätigen damit die vermutete frühmittelalterliche Zeitstellung.
Handelt es sich bei dieser Grafenburg um eine Burg der heidnischen Sachsen (und Friesen?), die sie im Krieg gegen die Franken unter Karl dem Großen angelegt haben, um sich vor der Bekehrung zum Christentum zu schützen? Man darf auf die dendrochronlogischen Auswertungen sehr gespannt sein.

Achtung! Neuigkeit! - "Studium generale" eröffnet seinen Buchladen

"Studium generale" eröffnet seinen Buchladen

Bücher sind die Quelle des Lebens, der Born aller Weisheit, die Quintessenz allen Wissens. Nur von seiner Ehefrau kann man noch mehr lernen als von einer ganzen Universitäts-Bibliothek. Aber was man bei ihr nicht lernt, muß man sich anlesen! ;-)

Liebe Leser, mittelfristig ist geplant, daß Freunde, die die Arbeit von "Studium generale" finanziell unterstützen möchten, ein monatliches Fixum überweisen können, also quasi freiwillig ein Abonnement bezahlen können. Das sich dazu anbietende, unkomplizierte "Amazon Honor-System" ist derzeit in Deutschland leider noch nicht zu benutzen. *)

Schon jetzt aber ist es möglich, "Studium generale" zu unterstützen dadurch, daß Sie Ihre hoffentlich reichhaltigen Bücherkäufe über den neu eingerichteten "Studium generale" - Buchladen tätigen. "Studium generale" erhält dafür von "Amazon" eine Provision. In diesem Buchladen finden Sie eine Auswahl lesenswerter Bücher zusammen gestellt, vor allem auch jener Bücher, die für die Arbeit auf diesem Blog wichtig und grundlegend sind. Und natürlich solche, die hier schon behandelt worden sind. Aber auch viele andere. Nicht nur Neuerscheinungen, auch alt bewährte erzählende Literatur. Es soll weiter an einem hochwertigen Angebot gefeilt werden. Bitte zögern Sie nicht, uns Bücher, die Sie dort vermissen, vorzuschlagen. Wir stellen Sie kurzfristig ein - und Sie können über unseren Buchladen bestellen, statt anderen die Provision zukommen zu lassen. Ist das nicht eine gute Idee? Und eine kleine Anerkennung unserer Arbeit?

Der Bücherkauf über Amazon läuft erfahrungsgemäß sehr kostengünstig, schnell und unkompliziert. Dies gilt auch für gebrauchte Bücher von privaten Anbietern. Übrigens können ja auch Sie selbst dort Bücher zum Verkauf anbieten. Wahrscheinlich ist der "Marktplatz" von Amazon überhaupt *die* Form des Buchhandels in der Zukunft. Amazon bietet ja auch sonst viele attraktive Funktionen an (z.B. Leser-Rezensionen oder die wertvolle Funktion "Verwandte Artikel" oder die Funktion "Kunden, die dieses Buch gekauft haben, haben auch gekauft ..."). All dies läßt den Umgang mit diesem Medium effizient und vorteilhaft erscheinen.

All dies ja auch insbesondere deshalb, da selbst in großen Städten immer mehr gut sortierte Buchhandlungen schließen.

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*) Zum Beispiel hat der amerikanische Journalist Steve Sailer auf seiner Seite isteve.com gleich oben rechts den folgenden Hinweis ("Button"), in dem mal als angemeldeter Amazon-Kunde gleich direkt angesprochen wird.

Und Steve Sailer hat folgenden schönen Text dazu geschrieben, den man identisch für "Studium generale" übernehmen könnte, wenn es dieses System in Deutschland gäbe:
Hi, this is Steve Sailer, the guy behind iSteve.com and hundreds of articles you may have enjoyed over the years. My Amazon Honor System PayPage provides you with an opportunity to be a patron of the arts and letters (a.k.a., to give me money). Donating to me is fast and easy. Just click "Pay Now" and the deal is done in no time. As always, your credit card is secure and your privacy is protected at Amazon.com. You might be interested in how big a cut Amazon takes. It's quite reasonable: 2.9% and a 30 cent fixed fee per donation. This has some implications that are fascinating (at least to me). For example, if you donate $1.00, then Amazon keeps almost one-third of it, or 32.9 cents. I only get 67.1 cents. Well, that would be pretty pointless, wouldn't it? I mean, you aren't feeling generous toward Amazon, now are you? Yet, if you kick in only a buck, they keep a hulking third of it. A much more efficient solution is to (drumroll, please) give me more money. If, for instance, you donate $10.00, then I get to keep a full $9.41. Not bad! If you are into optimal efficiency, consider this: I get to keep 96.8% of a $100 gift! Yet, if you gave me a $1,000,000, I'd only get to pocket 97.1%, so that's barely more efficient. (On the other hand, if you really want to give me a million bucks, there's no need to mention it to Amazon -- I'll just come over to your house and pick it up directly, and mow your lawn for you while I'm there.)