Dienstag, 20. September 2022

Der heroische Zeitgeist der Indogermanen

Die Erkenntnis von nur 8 % indogermanischer Steppengenetik bei den antiken Griechen macht ein Umdenken zur Macht der Kultur notwendig und macht auf die Notwendigkeit der Neuformulierung grundlegender geschichtlicher Deutungsmuster aufmerksam.
- Im folgenden erste, versuchsweise, umrißhafte, gedankliche Annäherungen an die Thematik
Stichworte: #Indogermanen, #Geschichtsphilosophie

Als Biologe neigt man - trotz aller Warnungen - dazu, der Genetik auch in der Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle zuzusprechen. Insbesondere dabei auch den angeborenen Unterschieden zwischen Gruppen, Völkern und Rassen. Auf den ersten Blick besteht auch die Erwartung, daß nun gerade die Archäogenetik die Rolle der Genetik in der Menschheitsgeschichte deutlicher als jemals zuvor hervor treten lassen wird. Das geschieht ja auch. Und zum Teil recht umfangreich. Andererseits scheint sie aber auch eher "gegenläufige" Erkenntnisse mit sich zu bringen.

Abb. 1: "Helden - Die ewige Sehnsucht nach Ruhm und Größe" (Spektr. d. Wiss. 4/2019)

Sicherlich ist zu all dem das letzte Wort noch nicht gesprochen, viele Erkenntnisprozesse befinden sich im Fluß. Die Erforschung der archäogenetisch feststellbaren polygenetischen Veranlagungen ("polygenic score") und des von ihnen vorausgesagten angeborenen Begabungsspektrums eines Menschen, bzw. eines Volkes befindet sich immer noch in den Anfängen (s. Studgen2022).

Allgemeinere geschichtstheoretische Einordnungen

Was aber jetzt schon recht deutlich hervor tritt, das ist - zumindest: zugleich! und parallel - auch die immense Macht der Kultur, die große Macht der Sprache, des "Zeitgeistes", der Religion, der Aufwallung und der Emphase (des "Thymos") in der Weltgeschichte. Die große Macht des sogenannten "heldischen Ideals" (1) (Abb. 1). Und zwar treten all diese Dinge in den Vordergrund auch und durch die neuesten Erkenntnisse der Archäogenetik. Und nicht nur - sozusagen - aufgrund irgendwelcher ideologisch oder philosophisch beeinflußter Vorannahmen (Stgen2022a, Stgen2022b).

In Bezug auf die große Frage "Gene oder Kultur?" gibt es also einmal erneut kein "Entweder/Oder", sondern das viel beschworene "Sowohl als auch". Wieder einmal. 

Schon die Verhaltensforscher rund um Konrad Lorenz, die Zwillingsforscher um Thomas Bouchard und viele andere, sowie parallel die Soziobiologen um Edward O. Wilson mußten diesen Umstand wieder und wieder betonen, und zwar sowohl gegenüber den genetischen "Deterministen", die "alles" von den Genen her erklären wollten wie auch gegenüber den "Behavioristen" und manchen ihrer Nachfolgern, die den Menschen allein von seinen Umwelt-Einflüssen her erklären wollten. Die Wissenschaft weiß an Stelle dessen: Es handelt sich in der Regel viel mehr um eine aufregend zu beobachtende und immer genauer zu beschreibende und zu charakterisierende Verschränkung von Genetik und Kultur, von Genetik und Umwelteinflüssen. 

Und nun kann auch mit Hilfe der Archäogenetik immer mehr zu diesen Fragen gesagt werden und kann der Anteil von Genen und Umwelt bei der Ausprägung und der Stabilität von Kulturen auch von dieser Seite immer genauer eingegrenzt werden.

Das Heroische Zeitalter der Indogermanen

Schon andernorts hatten wir ausgeführt (Stgen2019): Das heldische Ideal gab es in der Weltgeschichte schon lange vor den Indogermanen. Und es gab es auch unabhängig von ihnen. Das ist ein sehr wesentlicher Umstand. So etwa sichtbar am Gilgamesch-Epos aus dem babylonischen Raum. Mit den Indogermanen erhält das heldische Ideal und die allgemeine "Umtriebigkeit" allerdings eine Ausprägung, die seither nicht mehr wegzudenken sind aus der Weltgeschichte. 

Über das "Heroische Zeitalter" ("heroic age") (oder "Heldenalter") (Wiki) indogermanischer Völker wissen wir sehr viel. Der "Heroen-Kult", bzw. Heldenkult war bei den antiken Griechen (Wiki, engl) sogar besonders stark ausgeprägt. Er war bei ihnen zum Teil sogar staatlich geregelt. Sie vor allem auch kannten den "Kulturheros" (Wiki, engl). 

Aber auch vom "Germanischen Heroischen Zeitalter" (Wiki) weiß die Kulturgeschichte zu berichten. In späteren Zeiten haben wir es mit "Nationalhelden" (Wiki, engl) zu tun, bzw. mit "Helden" (Wiki, engl) und schließlich gar mit dem "Übermenschen" Nietzsches.*) Sie alle sind - selbst noch in den schlimmsten Verzerrungen - offenbar ein Bedürfnis der menschlichen Seele. Sie sind Verkörperungen des heldischen Ideals, sie weisen Eigenschaften auf wie Tapferkeit, Furchtlosigkeit, Geradlinigkeit, Klugheit, Geschicklichkeit, Wahrheitsliebe, Edelmut, Uneigennützigkeit, Draufgängertum, Kraft, Unermüdlichkeit. 

Immer deutlicher scheint uns durch die neuesten archäogenetischen und archäologischen Erkenntnisse, die wir seit einigen Jahren hier auf dem Blog referieren, der Umstand hervor zu treten, daß es wohl gerade das kriegerische, heldische Ideal der Indogermanen war, das als eine Art "Brausepulver" in der Weltgeschichte gewirkt hat. Was ja nun ganz besonders erstaunlich ist: Sie haben die Ethnogenese ganzer Völker und Kulturen angestoßen und angeregt (etwa im Kaukasus viele Völker und Kulturen Anatoliens), ohne dann selbst noch genetisch an der weiteren Entwicklung dieser Völker Anteil gehabt zu haben. Sie haben diese Ethnogenese vor allem kulturell angeregt und danach genetisch nur noch vergleichsweise geringe Spuren in diesen Völkern hinterlassen. Und das - womöglich - um so früher, um so ausgeprägter.**)

Die Hethiter, Phryger und vergleichbare indogermanische oder indogermanisch beeinflußte Völker Anatoliens hatten jedenfalls noch weniger Steppengenetik in sich als alle anderen indogermanischen Völker, nämlich: gar keine. 

Indogermanisierung - Vergleichbar der Hellenisierung?

Wir möchten es vor dem Hintergrund solcher sich allmählich erhärtender Einsichten so formulieren: Die indogermanische Wesensart kann - mit oder ohne eine indogermanische Muttersprache - auch als eine Art "Religion" übernommen worden sein von anderen Völkern, geradezu als eine Art "Zeitgeist". So wie sich in der Spätantike ganze Völker zum Christentum bekehrt haben, so wie im Gefolge Alexanders des Großen ganze Völker zum Hellenentum "übergetreten" sind, so mögen im "indogermanischen Zeitalter" viele Völker zum "Indogermanentum" übergetreten sein, zu einer Lebensweise, die indogermanische Lebensweise als Vorbild hatte.

Es kann dies also womöglich in Annäherung gut verglichen werden mit der vergleichsweise raschen Hellenisierung ganzer Weltteile im unmittelbaren Anschluß an die Eroberungszüge Alexanders des Großen. Diese ist ebenfalls nur zu geringeren Teilen von militärischem "Zwang" geprägt gewesen, auch  zu geringeren Teilen mit demographischer Ausbreitung des neuen Lebensstiles, zu größeren Teilen viel mehr auch bald bloß von Begeisterung für die Kultur und Lebensweise der Hellenen, so daß sogar Juden beim griechischen Nacktturnen nicht mehr als solche hatten erkannt werden wollen aufgrund ihrer Beschneidung und diese rückgängig zu machen suchten (wovon es Berichte gibt). Eine solche Faszination ging von der Kultur und Lebensweise der Hellenen aus. Und eine ähnliche Faszination kann ja schon für frühere Zeitepochen, also für die Indogermanen ganz allgemein ab 4.500 und ab 3.000 v. Ztr. gegolten haben.

Jedenfalls deutet sich dieser Umstand an für noch viele andere Völker Anatoliens in der Bronzezeit (Kura-Araxes-Kultur, Mitanni usw. usf).

Auch in der Cucuteni-Tripolje-Kultur kann - möglicherweise - die Ausbildung der eindrucksvollen "Megasites", der Großsiedlungen in der mittleren Phase der vergleichsweise langen geschichtlichen Lebensdauer dieser Kultur nicht unabhängig gesehen werden von einem - wenn auch womöglich nur kleinen Zuschuß von Steppengenetik in diesselbe (grob wohl ab 4.000 v. Ztr.), wobei sich ansonsten an der äußerlich sichtbaren Kultur nur wenig scheint geändert zu haben abgesehen von dem Auftreten des indogermanischen Herrschaftszeichens der Tierkopfzepter (wie sie unter anderem von Dergachev untersucht sind).

Und die Mykener nun, ebenso wie ihre Nachkommen, die antiken Griechen, das "Parade-Volk" der Indogermanen schlechthin, das "Vorzeige-Volk" der Indogermanen schlechthin, sie hatten nur 8 % Steppengenetik.

Wir hatten es schon an früherer Stelle ausgeführt (Stgen2022): Die Mykener und die klassischen Griechen wiesen damit deutlich weniger Steppengenetik auf als die heutigen Griechen (zu deren Ethnogenese im Frühmittelalter auch noch die slawische Zuwanderung vom Balkan her beigetragen hat). Und damit wird in Griechenland die Macht der Kultur in zweierlei - sehr entgegengesetzte - Richtungen hin besonders deutlich: In Bezug auf das Prägende der indogermanischen Muttersprache und Kultur seit der Bronzezeit. Und dann auch in Bezug auf das Prägende der jüdisch-christlich-(byzantinisch)en Kultur in der Zeit seit dem Frühmittelalter bis heute und zwar sozusagen "gegenläufig" zur Vermehrung der Steppengenetik-Anteils!

Was für ein letztlich faszinierendes, vielleicht auch "verrücktes" Geschehen. 

Nämlich daß diese beiden Entwicklungen vollständig gegenläufig waren. Freiheitlicher Geist zuerst, helle, strahlende griechisch-antike Welt, dann Despotie und Geistesknechtung, dumpfestes Mittelalter. Aber: Sogar eine Erhöhung des indogermanischen genetischen Steppenanteils ging im Frühmittelalter noch einher mit einer Verminderung in Bezug auf eine womöglich als  "indogermanisch" zu kennzeichnende Geisteshaltung. Man kann sich diese Umstände gar nicht genug auf der Zunge zergehen lassen. Wobei hier noch ein weiterer Umstand in den Vordergrund rückt: Religion scheint noch einen immens größeren Einfluß auf die Ausprägung von Kultur zu haben als bloß die Muttersprache für sich. Denn sogar die griechische Muttersprache haben die Griechen doch beibehalten!

Wir werden also mit einer Fülle von Erkenntnissen überflutet, wenn wir die neuen archäogenetischen Erkenntnisse auf uns wirken lassen. Nach und nach.

Die Macht der Kultur im nachantiken Europa ...

Doch ähnlich ist es ja auch heute in Europa. Und darauf hatten wir ebenfalls schon in früheren Beiträgen hier auf dem Blog hingewiesen: Unter den europäischen Völkern haben wir Völker mit sehr ähnlichen genetischen (indogermanischen) Steppenanteilen (zum Beispiel Deutsche, Tschechen, Polen) und solche mit weniger (Norditalien) und solche mit deutlich mehr Steppenanteilen (Skandinavien). Die kulturelle Bedeutung eines Volkes für die Menschheitsgeschichte kann aber von dem Umfang dieses Steppenanteils her nur sehr bedingt, wenn überhaupt abgeleitet werden. Norditalien hat im Mittelalter, in der Rennaissance und in der Frühen Neuzeit immens mehr kulturelle Leistungen hervor gebracht als Skandinavien. Man kann diesen Umstand gar nicht deutlich genug auf sich wirken lassen. 

Auf diesen Umstand ist übrigens - im Angesicht der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 in Deutschland - auch schon von dem damaligen, bekannten "Rasseforscher" Eugen Fischer öffentlich aufmerksam gemacht worden. Da er quer zu allen damals vorherschenden Sichtweisen lag, ist man damals achtlos über diesen Hinweis hinweg gegangen. Und da man nach 1945 in das andere Extrem verfallen ist, nämlich von keinerlei Zusammenhängen mehr wissen zu wollen zwischen Genetik und Völkern, ist dieser Hinweis auch nach 1945 nur noch selten thematisiert worden. Womöglich wird man sich mit ihm heute und vor dem Hintergrund der neuen archäogenetichen Erkenntnisse - gelassener - auseinandersetzen können.

Das "Brausepulver" Steppengenetik in Kombination mit indogermanischer Sprache hat sich also in Norditalien - wie zuvor im Kaukasus und wie zuvor in Griechenland - mit viel geringeren Mengen viel stärker ausgewirkt als dort, wo es in größeren Mengen aufgetreten ist oder heute immer noch auftritt. Und zwar in Norditalien seit der Rennaissance in Gegensatz zum despotisch-christlichen, monotheistischen Zeitgeist des Vorderen Orients, der sich seit dem Mittelalter über weite Teile der Erde ausgebreitet hat.

Und noch eine Beobachtung: Die germanischen und romanischen Völker sind bis heute den slawischen Völkern (einschließlich des neugriechischen) in der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung seit Jahrhunderten weit voraus - obwohl die Genetik, was ihren Steppenanteil betrifft, nicht selten allzu deutlich vergleichbar ist. (Beiderseits der germanisch-slawischen und der romanisch-slawischen Sprachgrenze stammen die Völker von weitgehend denselben Völkern der germanischen Völkerwanderung und damit auch von vergleichbaren Herkunftsanteilen ab! Was für ein wesentlicher Befund.) 

Was für seltsame Geheimnisse zur Macht der Kultur und zur Macht der Muttersprache und zur Macht der Religion die Weltgeschichte in diesen Umständen noch "versteckt" halten mag für Historiker und Kulturphilosophen, für Philosophen schlechthin, die darauf ihr Augenmerk allmählich deutlicher lenken mögen. Womöglich Geheimnisse, für die wir alle noch nach und nach "sehend" werden müssen, denen gegenüber wir die Augen öffnen müssen.

Und die Erkenntnis "8 % Steppengenetik bei den antiken Griechen" mag dazu womöglich das meiste verhelfen.

Die Evolutionären Anthropologen, Kulturhistoriker, Religionshistoriker und Philosophen haben jedenfalls mancherlei zu tun, um all das in ein schlüssiges, in sich widerspruchsfreies Erklärungsmuster zu bringen. Das Theoriedefizit schreit hier aus allen Ecken der Weltgeschichte den Betrachter und den Denkenden an. Wir notieren hier deshalb vor allem erst einmal nur die genannten diversen - widersprüchlichen - "Beobachtungen", ohne gleich für alles eine definitive Antwort haben zu wollen.

Außer vielleicht der einen schon angedeuteten Beobachtung: Um so früher in der Menschheitsgeschichte das "Brausepulver" Steppengenetik und indogermanische Sprache und Kultur irgendwo auftraten, um so weniger "mengenmäßiger" genetischer Hinzufügung bedurfte es, um sich umfangreich auf die Kultur- und Geschichtsgestaltung, ja, geradezu auf den "Zeitgeist" auszuwirken. Um so später es irgendwo auftrat, um so mehr mengenmäßiger, genetischer Hinzufügung schien und scheint es zu bedürfen, um sich auf die Kultur- und Geschichtsgestaltung der jeweiligen geographischen Zone noch auswirken zu können.***)

Aber das heldische Ideal, das mit den Indogermanen so ausgeprägt in die Weltgeschichte gekommen ist, das will eben doch erklärt werden. Es konnte eben sehr oft auch ausgeprägt und gelebt werden ganz ohne irgendeine zugrunde liegende indogermanische Steppengenetik. 

Ist in der Weltgeschichte ein "Gesetz der Kontrastwertung" wirksam?

Es mag hier ein von Kulturphilosophen formuliertes "Gesetz der Kontrastwertung" wirksam gewesen sein, womöglich schon bei der Ethnogenese der Urindogermanen: Von außen übernommene Kultur und angeborene Verhaltensgenetik können in einem gewissen "Kontrast", Gegensatz zueinander stehen. Und dieser Gegensatz kann dazu führen, daß bestimmte Verhaltensweisen, Verhaltensmuster um so schärfer ausgeprägt werden, um so emphatischer gelebt werden, damit die gegenteilig raunenden Verhaltensneigungen aus dem Unterbewußtsein um so entschiedener "überstimmt" werden können.

Christliche, sklavische "Unterwerfung" unter Gott wird von einem Menschen, in dem angeborenermaßen und/oder muttersprachlich, kulturell, religiös geprägt ein heldisches Ideal im Unterbewußtsein lebt, womöglich doppelt heftig gelebt, um den Kontrast zu "überschreien", der hier zwischen Genen und Kultur bestehen könnte. Umgekehrt könnte heldenhafter Herrensinn, furchtloser Kampfesmut, Kampfeseifer um so heftiger gelebt werden, um so eher dieses kulturelle Ideal in einem bestimmten Kontrast, Gegensatz zu der eigenen, inneren, angeborenen Haltung im Unterbewußtsein stehen mag. 

Schon in früheren Generationen ist Kulturphilosophen aufgefallen, daß in der antik-griechischen "Ilias" das "Weglaufen" vor dem Feind, die Furchtsamkeit nicht als so unheldisch gilt wie das aus der Überlieferung mittel- und nordeuropäischer, germanischer Kulturen und Völker bekannt ist. Es war das als ein "merkwürdiger" Zug inmitten all des heldischen Ideals, von dem die Ilias ansonsten kündet, empfunden worden.

Gerade weil die antik-griechische Kultur in einem so viel größeren Maße aus einer solchen Kontrastwertung heraus zu erklären sein könnte, ist sie - möglicherweise - mit einer so viel größeren Schärfe, Emphase und Eindeutigkeit gelebt worden als dies zeitgleich in Nordeuropa scheint der Fall gewesen zu sein. Worüber wir ja schon seit einigen Jahren hier auf dem Blog so verwundert sind. Nämlich daß wir einen "Geist der Ilias" kaum irgendwo in Nordeuropa auch nur in Andeutungen finden können, obwohl es mit den sogenannten "Homerischen Heroengräbern" in Nordeuropa (etwa in Seddin in Brandenburg) sehr ähnliche Kulturmuster gab zu den zeitgleichen in Griechenland.

Um es auf den Punkt zu bringen: Im Königsgrab von Seddin im Bundesland Brandenburg ist - nach örtlicher Sagenüberlieferung - ein "König Hinz" begraben. Aber kein "Patroklos". Allein von dieser Namengebung her scheinen die Germanen im Norden doch deutlich "biederer" geblieben zu sein, nicht ganz aus sich heraus und über sich hinaus getrieben worden zu sein. Das scheint dann - im Norden - später erst das Christentum bewirkt zu haben, das eine Kontrastwirkung erzeugt haben mag, die ähnliche Folgen für die allgemeine Kulturentwicklung gezeigt haben mag wie zuvor im antiken Griechenland (allerdings im antiken Griechenland in umgekehrter Weise): Das "Genie" entsteht dadurch, daß ihm etwas in besonderem Maße "fehlt" und dadurch, daß das Genie es dann in besonderem Maße ausprägt.

Ein solcher, für uns womöglich völlig neuartiger Blick würde die antik-griechische Kultur dann natürlich in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen. Wir würden viel mehr noch aufmerksam auf das "Emphatische" dieser Kultur, auf die Aufwallung, auf den inneren Aufschwung dieser Kultur.

Die antiken Griechen hätten dann - eher im Gegensatz zu ihrer eigenen Genetik (!) - eine indogermanische Kultur ausgeprägt, die seither für alle Indogermanen und auch für alle Völker sonst in der Welt als vorbildlich gilt, obwohl sie - von ihrer Genetik her - gar keine Indogermanen waren.

Abb. 2: 1450 v. Ztr., Kampfszene auf einem Siegelstein aus dem Grab des Greifenkriegers (Wiki) bei Pylos in Westgriechenland, 2015 entdeckt. Der Siegelstein ist nur 3,4-Zentimeter lang. Die ganze Szene wirkt in einem außergewöhnlich faszinierenden Maße "modern", geradezu Jugendstil-mäßig (oder ähnlich)

Soweit ein erster gedanklicher Bogen zur Deutung der neuen Erkenntnis. Im folgenden soll noch ein zweiter gedanklicher Bogen gegeben werden, der zur Vertiefung des Umsonnenen beitragen mag.

Der Aufschwung der antik-griechischen Kultur

Weltgeschichte: "Trunken von Küssen neigt ihr das Haupt in den See," mag frei nach Friecrich Hölderlins bekanntem Gedicht "Hälfte des Lebens" (Wiki) gesagt werden: Trunken vom Anwehen des Geistes neigen die Völker ihr Haupt vor dem Göttlichen.

Ist es angemessen, so pathetisch zu sprechen? Ist es angemessen zu sagen: Weltgeschichte ergreift die Völker wie ein Feuer. Und sie läßt sie - nur allzu oft - als ausgebrannte Asche zurück. 

Wie so viele Völker, so hatten auch die Völker der indogermanischen Völkergruppe ihr heroisches Zeitalter, haben auch die Völker der Indogermanen helles Licht weit in die Weltgeschichte hinein geworfen. Und sind - nur allzu oft - untergegangen. Ihr Licht ist erloschen.

Der deutsche Dichter Friedrich Hölderlin war es insbesondere, der den inneren seelischen Spannungen, aus denen heraus die antik-griechische Kultur zu verstehen sein könnte, über die sie ihren ungestümen seelischen Aufschwung genommen hat, nachgespürt hat, der diesen inneren Spannungen nachgegangen ist, und der in der Emphase der Griechen, die er für so notwendig und selbstverständlich gehalten hat - auch für "Christen", die in seinen Augen "Barbaren" waren - zugleich auch so manche "Einseitigkeit" heraus gespürt hat, die er seinerseits unter anderem durch manche weitere "Übertreibung" bei seinen Übersetzungen aus dem Griechischen - in ein neues "Gleichgewicht" zu bringen gesucht hatte. (Wir deuten hier nur an. Gegebenenfalls werden wir all das noch ausführlicher ausarbeiten.)

So ganz andere Anliegen haben wir - oft - heute.

Diese Auseinandersetzung ergab sich für Hölderlin allerdings unter anderem während er als Übersetzer von Dichtern wie Sophokles oder Pindar arbeitete. Die Auseinandersetzung mit der Kultur der antiken Griechen zieht sich als der rote Faden durch sein ganzes dichterisches und philosophisches Werk. Und vielleicht besteht viel Anlaß, daß sie sich als roter Faden durch unser aller Leben ziehen sollte ....

Soll geklagt werden darüber, daß blühende Völker untergegangen sind? So wie das im Werk Hölderlins geschieht?

Ja, das dürfte Sinn machen. Denn das Kulturelle, das Hohe, das Schöne, das Freie, das Stolze, das Wahre, die "einzigartige Stimme" im "Gottlied der Völker" - all das soll hochgeschätzt werden, all das will in uns leben, all das soll in uns leben. Warum? Nun, ganz einfach: Weil Völker, die in Anti-Kultur versinken, seelisch verwesen.

Und wir dürfen klagen, daß so viel Herrliches in der Weltgeschichte zu Asche und Staub geworden ist. Und wir dürfen fragen, es könnte sogar dringend notwendig sein zu fragen, auf welchen Lebensgesetzen die Ausbildung und Dauerhaftigkeit hoher, herrlicher, stolzer, "exzentrischer", freier Kulturen beruht.

Das weltgeschichtliche Spannungsfeld zwischen Despotie und Freiheit

Mit guten Gründen ist von Philosophen gesagt worden, daß sich Weltgeschichte in einem Spannungsfeld zwischen "despotischen" und "freiheitlichen" Tendenzen in der Kultur-, Geschichte- und Machtgestaltung bewegt. (Wiederum auf Anregung seines Jugendfreundes Friedrich Hölderlin ist dieser Gedanke insbesondere von Seiten des deutschen Philosophen G. F. W. Hegel umsonnen worden.) Zwischen diesen beiden unterschiedlichen Tendenzen hat es in der Weltgeschichte - oft sehr offensichtlich - eine "Dialektik" gegeben.

In der Schlacht an den Thermopylen standen sich - schon im Bewußtsein der damaligen Zeitgenossen - diese beiden Prinzipien Auge in Auge gegenüber: Der Despotismus des persischen Weltreiches auf der einen Seite und die freie Welt der antiken griechischen Stadtstaaten auf der anderen. Damit ist nur ein Beispiel aus der langen Geschichte dieser Dialektik benannt, die doch - allzu offensichtlich - bis heute unser Dasein bestimmt. (Leben doch extrem despotische Züge unsichtbar im Innern moderner Gesellschaften bis heute weiter - und zwar gar zu extrem. Und bestimmen sie doch die anti-kulturelle Ausrichtung moderner Gesellschaften gar zu sehr zu ihrem sehr deutlichen Nachteil mit. Schlimmer: Sie bewirkt ihre seelische Verwesung.)

Um so weiter Weltgeschichte voran geschritten ist, um so mehr mögen kulturelle Errungenschaften gewonnen worden sein in einem freiheitlichen Umfeld wie bei den antiken Griechen, wobei dies zugleich nur allzu oft im Aufbegehren und Gegensatz zu despotischen Tendenzen in der Weltgeschichte geschehen sein mag, die sich - geographisch gar nicht so weit entfernt vom antiken Griechenland - in weiten Teilen des "Orients" ausgebildet hatten.

Womöglich haben gerade Griechenland und die Ägäis eine so große kulturgeschichtliche Bedeutung in der Antike erhalten, weil sich - schon rein geographisch - an einer "Nahtstelle" bewegten zwischen den frühen Hoch- und Schriftkulturen des Vorderen Orients im Süden (Ur, Uruk, Babylon, Assyrien, Ägypten usw.) und den noch zivilisatorisch weiter zurück gebliebenen - und sich gemäß ihrer eigenen Gesetze entwickelnden - Völkern Europas weiter im Norden.

Man wird vermutlich weiterhin sagen können, daß Völkergruppen wie die anatolisch-neolithische Völkergruppe ebenso wie die iranisch-neolithische Völkergruppe ebenso wie die indogermanische Völkergruppe in ihrer Geschichte eine große Spannweite an Kultur-, Geschichts- und Machtgestaltung bezüglich der beiden hier genannten Tendenzen ausgebildet haben und haben ausbilden können.

Europa in großen Zügen: Bandkeramik - Mittelneolithikum - Indogermanisierung

Die Bandkeramik Mitteleuropas, die erste Bauernkultur Europas, hervorgegangen aus der anatolisch-neolithischen Völkergruppe, scheint uns zum Beispiel - sozusagen - eine "wohltuende" Mitte eingehalten zu haben zwischen den Extremen der beiden genannten Endpunkte Despotie und Freiheitlichkeit: Sie scheint nämlich eine hohe Sozialdisziplinierung, die eher intrinsisch motiviert gewesen sein könnte, kombiniert zu haben zugleich mit recht deutlichen, entspannteren Freiräumen in der Kulturgetaltung. Als Hinweis darauf möchten wir etwa die "spielerischen" Tierfigurinen der Bandkeramiker werten, bei der ihre Liebe für kleine Schweinchen und ähnliches zum Ausdruck kommt. Das atmet nichts Strenges und Düsteres. 

Das düstere, von außen her einschüchternde Element der Kultur-, Geschichts- und Machtgestaltung tritt bei ihnen jedenfalls in der Kunst nicht so deutlich hervor wie wir das in manchen anderen frühen Kulturen, schon der akeramischen Zeit des Vorderen Orients vorfinden (Stadtdespoten des PPNB, Kaffeebohnenaugen-Göttinnen und ähnliches). Und dennoch wiesen die Bandkeamiker eine sehr hohe Sozialdisziplinierung auf, was unter anderem schon an ihrer sehr hohen Siedlungsdichte und dem hohen, recht einheitlichen Organisationscharakter und Organisationsgrad ihrer sozialen Gemeinschaften erkennbar ist. (Die Archäologen sagen, daß sie eine Siedlung der Bandkeramiker, die sie in der Ukraine ausgraben, kaum unterscheiden können von einer solchen, die sie in den Niederlanden ausgraben, so einheitlich ist das Erscheinungsbild dieser Kultur über tausende von Kilometern hinweg.)

Eine solche Kultur wie die "in ihrer Mitte ruhenden" Bandkeramiker hat es seit der Ankunft der Indogermanen in Europa - unseres Eindrucks nach - nicht mehr gegeben. Schon im Mittelneolithikum - mit dem Untergang der Bandkeramik - waren Gesellschaften anderen Charakters entstanden. Es sind Großreiche entstanden (so weiß man archäologischerseits erst seit wenigen Jahren), die deutlicher gesellschaftliche "Hierarchien" ausgebildet hatten mit einem reichsweiten Hoch- und Beamtenadel, der sich Heiratspartner über weite Entfernnungen hinweg suchte, und der seinen verstorbenen Angehörigen Steinstelen aufstellte und sie in Großsteingäbern bestattete (gut erforscht zuletzt in Irland anhand archäogenetischer Erkenntnisse). 

Sklaven scheinen mitunter außerordentlich unmenschlich behandelt worden zu sein in diesen Großreichen (etwa erkennbar an Ausgrabungen aus mittelneolithischer Zeit im Elbe-Raum Sachsen-Anhalts). Das wird man als einen sehr despotischen Charakterzug dieser Kulturen ansprechen dürfen.

In diese stärker hierarchisierte Welt Europas, in der parallel auch noch jeweils einheimische Bevölkerungen - zum Teil Jäger und Sammler mesolithischer Herkunft - weitgehend unvermischt in marginalisierten Rückzugsgebieten parallel weiter leben konnten, in diese Welt sind dann ab 3.000 v. Ztr. die Indogermanen "eingebrochen". In Form der Kulturen der Schnurkeramiker im Norden und der Glockenbecherkultur im Süden. Sie taten das oft zunächst ebenfalls als nomadisierende gesellschaftliche "Randerscheinung" zwischen den vorhandenen seßhaften Siedlungen (wie in manchen Beiträgen hier auf dem Blog in den letzten Jahren behandelt). Sie verbündeten sich dabei mitunter als "Rebellen" sowohl mit Unterschichten gegen etablierte Eliten (wie etwa auf Sardinien aufzeigbar) wie sie sich mit Eliten verbünden konnten, um diese im Krieg gegen jeweils konkurrierende Reiche dieser Eliten zu unterstützen und sich auf diese Weise nach und nach selbst in die Eliten "hinein zu schieben" oder sie gar zu ersetzen (etwa sichtbar schon um 4.500 v. Ztr. an den Königsgräbern von Warna).

Ethnogenesen innerhalb des genannten Spannungsfeldes

Nun haben sich die Völker ja in der Regel selten bis nie "unbeeinflußt" von anderen Kulturen und Herkunftsgruppen ausgebildet, also auch selten nur auf der Grundlage einer einzigen genetischen Herkunftsgruppe. Das ist durch die Archäogenetik in den letzten Jahren deutlicher aufgezeigt worden als jemals.

Die Lebensgesetze einer jeden Ethnogenese und eines jeden daraus entstehenden Volkes werden mitbestimmt sein von dem Standort, an dem es innerhalb des genannten Spannungsfeldes seine Kultur entfaltet hat und aufgrund welcher Gesetze der Übereinstimmung oder Gegensätzlichkeit mit seiner Herkunftsgenetik diese Kultur sich gestaltet hat. Denn das kann wiederum grundsätzlich in zweierlei Weise stattfinden.

Nämlich einerseits im Aufbegehren gegen eine "sich eher mit sich selbst im Gleichgewicht" befindenden, sich jenseits der Extreme des genannten Spannungsfeldes bewegenden Herkunftsgenetik kann "geniale", exzentrische indogermanische Kultur ausgeprägt werden. Und das kann nicht selten sogar geschehen, wenn kaum indogermanische Genetik dafür als Grundlage vorhanden ist (siehe nach neuestem Forschungsstand: antike Griechen, Hethiter, Phryger und andere mehr). Im Aufbegehren hinwiederum gegen eine despotische Kultur und Religion (etwa gegen das Christentum) kann indogermanische Kultur "erneut" ausgeprägt werden, eine "Rennaissance" erleben, kulturelle Entfaltung erleben, wobei - in den letzten Phasen der uns bekannten Weltgeschichte - auch vergleichsweise umfangreich indogermanische Genetik vorhanden sein kann (siehe die romanischen und germanischen Völker des "Abendlandes").

So möchten wir einmal ganz vorläufig den letzten Stand des Wissens der Völkergeschichte allgemeiner philosophisch deuten.

Wenn all dies so wäre, würde das aufzeigen, welche Fülle an Möglichkeiten es für Völker gibt, sich innerhalb der Weltgeschichte und innerhalb des genannten Spannungsfeldes, des genannten Spektrums an seelischen, kulturellen Möglichkeiten - und je entsprechend des "Zeitgeistes" - zu positionieren. Unabhängig von der genetischen Herkunft (!) können sich vergleichsweise ähnlich geniale, kulturschöpferische Kulturen bilden. Oder es können doch zumindest Kulturen ausgebildet werden, die sich jenseits der Extreme des genannten Spannungsfeldes bewegen. 

Welche Zukunft wählen wir?

Man möchte im Angesicht solcher Perspektiven, Sichtweisen kühn fragen: Welche Zukunft wählen wir? Welcher Zeitgeist wird uns anwehen, wenn es gilt, in eine künftige, neue Phase der Weltgeschichte einzutreten? Wofür ja nun derzeit das allermeiste spricht angesichts der Extreme, auf die die derzeitige Welt in ihrer ganzen unübersehbaren Verlogenheit, Heuchelei und Schieflage "zugespitzt" ist.

Wir möchten meinen: Der heroische Zeitgeist der Indogermanen kann, was die Gestaltung dieser Zukunft betrifft, uns sehr vieles zu sagen haben. Und gerade jene 8 % Steppengenetik bei den antiken Griechen und 0 % Steppengenetik bei den Hethitern können uns hierbei - womöglich - ebenso viel Emphatisches zu sagen haben. Womöglich ist eine vergleichbare seelische Ergriffenheit wie sie die antiken Griechen ausgebildet und erlebt haben, auf der Grundlage ganz unterschiedlicher Herkunftsgenetik möglich, auch auf der Grundlage einer Herkunftsgenetik, die vergleichsweise wenig mit der indogermanischen zu tun hat. Oder - zumindest in bestimmten weltgeschichtlichen Phasen - gerade auf der Grundlage einer solchen.

Es kommt womöglich nur auf den "Willen" an. Beziehungsweise auf dem von ihm gesteuerten "Zeitgeist", von der jeweiligen "Ergriffenheit" der Völker. Also nicht davon, wovon sie angewidert sind - das ist sowieso klar, sondern darauf, wovon sie ergriffen sind. Wie es Nietzsche schon gesagt hat:

 Frei wovon? Was schiert das Zarathustra! Hell aber soll mir dein Auge künden: frei wozu?

Womöglich hat deshalb sogar so etwas wie das verschrobene Zukunftsbild eines Coudenhove-Kalergi (Wiki) von einer "eurasisch-negroiden Zukunftsrasse" in diesem Bild "irgendeine" Bedeutung. "Irgendeine". Womöglich. Wir wollen das nur als Möglichkeit in den Raum stellen. Nicht als Gewißheit behaupten. Aber wir sehen ja in der Weltgeschichte immer neue Vermischungen von Herkunftsgenetik, und daß solche Vermischungen keineswegs Kulturentfaltung verhindern, nein, vielmehr sehr häufig sogar erst zu ermöglichen scheinen. Und zwar oft im Aufschwung über eine eher "gegensätzliche" oder "andersartige" Herkunftsgenetik hinweg.

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*)  Es erweitert wenig die Erkenntnis, wenn man in diesem Zusammenhang auch noch an "Superman" und "Superwoman" der US-amerikanischen Anti-Kultur verweist, macht aber darauf aufmerksam, daß auch noch Anti-Kultur auf menschliche Bedürfnisse scheint Rücksicht nehmen zu müssen. 
**) Und die Räume weiter östlich - Persien, Indien, Sogdiana, Tarim-Becken, Altai-Gebirge, China, Korea, Japan - sollen dabei in den vorliegenden Überlegungen noch gar nicht genauer berücksichtigt und in den Blick genommen werden. Aber auch dort deutet sich Vergleichbares an, nämlich daß der kulturelle Einfluß der Indogermanen über den bloß genetischen Einfluß derselben oft sehr weit hinaus gegangen sein könnte. In diesem Zusammenhang gehören, vorläufig nur ganz punktuell und willkürlich herausgegriffen unsere Ausführungen aus dem letzten Jahr, die da lauteten (Studgen2-2021):

Die heutigen Nordchinesen stammen zu 2 bis 4 % von Europäern ab (Sogdern, Skythen ...).

Zu kulturellen Einflüssen daselbst dann vorläufig ebenfalls nur ein Hinweis (Studgen3-2021). Aber die Hinweise wären ja leicht zu vervielfältigen, gibt es doch  viele Vermutungen dahingehend, daß der Übergang zur Bronzezeit in China und Ostasien insgesamt sehr wesentlich angestoßen worden ist von den weiter nördlich lebenden indogermanischen Völkern und von Völkern, die kulturell unter dem Einfluß indogermanischer Völker standen (wie etwa die nachherigen Mongolen).
***) Und da die Anthropologen und Philosophen seit dem späten 19. Jahrhundert von der letztgenannten Phase der Weltgeschichte aus urteilten was die Rolle der "nordischen Rasse" in der Weltgeschichte betraf, haben sie diese Rolle so außerordentlich deutlich - was zumindest die Genetik derselben betrifft - überschätzt. In Bezug auf Anatolien, Griechenland und andere Regionen. Gar zu schlichte Lehren von der "Herrenrasse" und von der "Höherwertigkeit" der "nordischen Rasse" sind hier also keineswegs abzuleiten.

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  1. Sloterdijk, Peter: Zorn und Zeit. Politisch-psychologischer Versuch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006 (s.a. Stgen2007a, Stgen2007b)
  2. Lazaridis I, Alpaslan-Roodenberg S,  (...) Pinhasi R, Reich D (2022) The genetic history of the Southern Arc: A bridge between West Asia and Europe. Science 377, 25.8.2022 (pdf) (Anhänge)
  3. Lazaridis I, Alpaslan-Roodenberg S, (...) Pinhasi R, Reich D (2022) Ancient DNA from Mesopotamia suggests distinct Pre-Pottery and Pottery Neolithic migrations into Anatolia. Science 377, 982-7, 25.8.2022 (pdf) (Anhänge)
  4. Lazaridis I, Alpaslan-Roodenberg S, (...) Pinhasi R, Reich D (2022) A genetic probe into the ancient and medieval history of Southern Europe and West Asia. Science 377, 940-51, 25.8.2022 (pdf) (Anhänge
  5. The Southern Arc and its lively genetic History, Pressemitteilung Universität Wien, 25.8.2022, https://lifesciences.univie.ac.at/news-events/newsordner/einzelansicht/news/the-southern-arc-and-its-lively-genetic-history/
  6. Schuster, Ruth: Genetic Study Detects Unexpected Origin of World’s First Farmers, 25.8.2022 (Haaretz, 25.8.2022

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