Freitag, 3. Dezember 2010

"Epoc" berichtet über das Volk der Sogder

Das Volk der Sogder, das vor 2000 Jahren in Samarkand gelebt hat und das dem Welteroberer Alexander dem Großen bei seinem Zug nach Indien die berühmte Prinzessin Roxane zur Ehefrau gegeben hat,  ein Volk, das aber insbesondere in der kulturellen Blütezeit Chinas eine nicht unwichtige Rolle gespielt hat - das also zwischen "West" und "Ost" stand, ist jetzt erfreulicherweise auch in der Zeitschrift "Epoc" (von "Spektrum der Wissenschaft") mit einem neuen Aufsatz gewürdigt worden (1; freies pdf.).

Über dieses bis heute weitgehend unbekannt gebliebene Volk, dessen geschichtliche Bedeutung erst in den letzten Jahren besser erkennbar geworden ist, berichtete "Studium generale" schon vor drei Jahren (2 - 6). Und dies, wie man finden kann, um mancherlei Facetten reichhaltiger als dies jetzt die drei Autoren von "Epoc" getan haben.

Man hätte gerne auch uns um einen wissenschaftsjournalistischen Beitrag bitten können.
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1. Mayke Wagner, Patrick Wertmann, Pavel Tarasov, Desmond Durkin-Meisterernst: Sogder: Die Netzwerker des Ostens - epoc, 1/11 (Online: 29.11.2010), S. 44 - 49
2. Bading, Ingo: Sogder und Tocharer zwischen Samarkand und chinesischem Kaiserhof. Studium generale, 26.5.2007
3. Bading, Ingo: Die Frühbronzezeit in den Fürstentümern der Seidenstraße. Studium generale, 4.11.2007
4. Bading, Ingo: Indoeuropäer-Frage ein "anrüchiges" Thema? Studium generale, 7.11.2007
5. Bading, Ingo: Europäisch-Stämmige im Nordosten Chinas um 500 v. Ztr.. Studium generale, 29.11.2007

Freitag, 12. November 2010

Die Bandkeramiker - Neue Genreste eines untergegangenen Volkes analysiert

Abb. 1: Erntemesser und Beile der Bandkeramiker (Wiki)

Weitere Genreste von Skeletten der ersten Bauern Mitteleuropas, der Bandkeramiker (Wiki), und zwar aus dem Umland des Harzes, sind vor kurzem vor allem wieder durch Mainzer Forscher analysiert worden (1-4). Die Forschungsergebnisse bestätigen  zunächst wesentliche bisherige Erkenntnisse (5-7), nämlich:

a) Daß die Bandkeramiker offenbar nach derzeitigem Kenntnisstand nicht - oder nur wenig - von ihrer Vorgängerkultur, den Jägern und Sammlern, sprich "Mesolithikern" Mitteleuropas, abstammen. Letztere sind zumindest in Mitteleuropa zu großen Teilen ausgestorben, wahrscheinlich jeweils etwa zeitgleich mit dem Auftreten der Bandkeramiker. (Allerdings sind aus dem näheren Ursprungsgebiet der Bandkeramiker noch keine mesolithischen Genreste analysiert worden - siehe dazu mehr unten.)

b) Daß die Bandkeramiker einige genetische Eigentümlichkeiten aufweisen, die in keiner archäologischen, geschichtlichen oder heutigen Bevölkerung weltweit bisher aufgefunden worden sind (große Häufigkeit des mitochondrialen Haplotypen N1a, der sonst nur sehr selten auftritt). Daß sie also nicht nur kulturell, sondern auch genetisch ein einzigartiges Volk waren, (das deshalb wahrscheinlich auch aus einer Flaschenhals- und Gründerpopulation am Neusiedler See erst als solches durch Ethnogenese hervorgegangen ist und wohl auch nicht genetisch identisch sein kann mit irgendeiner anderen archäologischen Kultur auf dem Balkan oder aus dem Schwarzmeer-Raum).*) 

c) Daß die Bandkeramiker - ebenso wie die schon erwähnten vormaligen mesolithischen Fischer, Jäger und Sammler des mitteleuropäischen Raumes - genetisch heute als zu großen Teilen ausgestorben angesehen werden müssen.

Wem waren die Bandkeramiker genetisch am meisten verwandt?

Als differenziertere Neueinsichten treten mit der neuen Analyse hinzu:

d) Daß von den insgesamt 42 bislang analysierten Individuen der Bandkeramiker in Mitteleuropa  (1, S.4)

  • sechs Individuen (knapp 15 %) den fast "einzigartigen" Bandkeramiker-Haplotypen N1a aufweisen,
  • (mindestens) 11 Individuen (25 %) Haplotypen aufweisen, die heute zu gleichmäßig in Europa verteilt sind, als daß ihnen eine enger umgrenzte Herkunfts- oder (Rest-)Fortexistenz-Lokalität irgendwo in Europa zugeschrieben werden könnte,
  • nur (mindestens) 10 weitere Individuen (25 %) genetische Verwandtschaften aufweisen zu solchen Populationen, die tatsächlich enger eingegrenzt werden können, nämlich:
a) - (mindestens) drei (knapp 10 %) zu Populationen, die heute noch in Mitteleuropa leben (etwa Slowenen, Slowaken, Ungarn und andere)
b) - (mindestens) eines zu heutigen Engländern,
c) - (mindestens) fünf (gut 10 %) zu heutigen Südrussen, Osseten, Georgiern, Armeniern, Türken, Irakern, Iranern - also ganz grob zum heutigen Schwarzmeer- und Kaukasus-Raum.

Von diesen letzteren fünf Haplotypen leiten die Forscher als "Hauptergebnis" ihrer Studie ab (Uni Mainz), daß nicht nur die domestizierten Pflanzen und Tiere der Bandkeramiker aus der Südtürkei und dem Levanteraum stammen - was sich in der Tat in den letzten Jahrzehnten unwiderlegbar erwiesen hat -, sondern daß "im Wesentlichen" auch ihre eigenen Gene von dort her stammen:

Herausragendes Ergebnis der Studie ist der erstmalige molekulargenetische Nachweis, wonach das genetische Profil der frühen neolithischen Siedler aus Derenburg große Ähnlichkeit mit heute lebenden Populationen im Nahen Osten aufweist. 

/ Einfügung 9.12.2017: Diese Erkenntnis ist seit 2015 massiv untermauert und bestätigt worden. Die Einwände, die ich gegen dieses Ergebnis in den beiden nachfolgenden Sätzen vorbringe, haben sich also erübrigt. Auch der Autor dieser Zeilen hat nicht damit gerechnet, daß es so gewaltige Umbrüche in der genetischen Geschichte Europas gegeben hat wie sie jetzt durch die ancient-DNA-Forschung bekannt geworden sind (siehe Blogbeiträge des Jahres 2017 dazu). Aber nur die beiden nächsten Sätze haben sich erübrigt, danach liegen wir auch aus heutiger Sicht wieder richtig. /

Diese Deutung ist, soweit übersehbar, aus 10 % der genannten 25 % analysierten Genreste abgeleitet worden, die Verwandtschaft zu lokalisierbaren Populationen aufweisen. Angesichts dieses geringen Anteils verliert diese apodiktische Aussage dann doch ziemlich viel an Aussagekraft. Wenn es dann aber noch weiter heißt:

Die größte ökonomische Umwälzung in der Menschheitsgeschichte - die Neolithische Revolution - hat ihren Ursprung in einer Region, die vermutlich die Heimat aller Europäer bildet und wurde in Migrationswellen nach außen getragen,

so sind die letzten beiden Halbsätze mißverständlich bis grundlegend falsch schon deshalb, weil ja die angenommenerweise im Wesentlichen aus dem Vorderen Orient "zugewanderten" Bandkeramiker inzwischen auch schon ausgestorben sind - so sagt es auch die Studie - und durch ganz andere Bevölkerungen ersetzt worden sind

Kritische Einwürfe zum Hauptergebnis der Studie

Es ist aber zusätzlich noch anzumerken, daß zur Deutung der genetischen Verwandtschaft von Spätmesolithikern in Mecklenburg - nicht zu dortigen heutigen Bevölkerungen, sondern zu Bevölkerungen im heutigen Lettland - auch vorgeschlagen worden ist (7), daß sich ihr genetisches Erbe in Randgebieten Europas eher hat halten können, als im mittleren Europa (statt bloß von dort her zu stammen). Warum sollte man also ein ähnliches Szenario auch für die Bandkeramiker von vornherein ausschließen, zumal jüngst eine Studie an Genresten aus einem Megalithgrab in Westfrankreich außerhalb des bandkeramischen Verbreitungsgebietes ebenfalls typische Bandkeramik-Gene aufzeigen konnte (8) (ähnlich übrigens auch bei den Spätmesolithikern in Mecklenburg: 7), was beides dahingehend gedeutet worden ist, daß sich die Gene der Bandkeramiker über das archäologisch festgestellte dichtbesiedelte Verbreitungsgebiet der Kultur der Bandkeramiker - zumal auch nach dem Untergang der bandkeramischen Kultur und in Nachfolgekulturen - hinaus ausgebreitet haben könnte (bzw. dort auch in "verdünnter" Weise fortexistiert haben könnte).

Für die aufgezeigte genetische Verwandtschaft  von 10 % der analysierten Bandkeramiker-Genreste zu heutigen Populationen im Schwarzmeerraum kann also durchaus auch ein überlagerter Prozeß von "Wanderung und Rückwanderung" angenommen werden. Da sich die bevölkerungsreiche Bandkeramik-Kultur auch weit in die Ukraine hinein ausgebreitet hat, könnte nämlich auch umgekehrt gefragt werden, ob nicht die heutigen Bandkeramiker-Verwandten im Schwarzmeer-Raum von Zuwanderern aus Mitteleuropa abstammen.

Kommentatoren auf "Dienekes Anthropology Blog"

Manche Kommentatoren auf "Dienekes Anthropology Blog" (2), wo viele kenntnisreiche Leute mitdiskutieren, äußern ähnlich gelagerte Vorbehalte. Diese sollen hier noch zur Bekräftigung angeführt werden. Ein Kommentator "Polak" hebt zu dieser Studie etwa unter anderem die wichtigen Tatsachen hervor: 

- It showed that modern Europeans don't have strong links to these LBK farmers, nor do modern groups from the Caucasus and Iran.
- It didn't show that any of the other lineages common in Europe today came later to Europe than these Near Eastern LBK farmers.
- R1a tribes most likely largely snuffed out the descendants of the G and F* LBK farmers in Central-Eastern Europe, after learning a few tricks (ie. metallurgy), and expanding from north and east of the Carpathians during the late Neolithic.

Die heutigen Mitteleuropäer haben keine auffällige genetische Verwandtschaft mit Iranern

Mit den "R1a tribes" sind die kupfer- und bronzezeitlichen Indoeuropäer gemeint, die Schnurkeramiker und deren kennzeichnender Y-Chromosomen-Haplotyp, die zu noch nicht bekannten Anteilen die heutigen genetischen Vorfahren der Europäer bilden. /Anmerkung 9.12.2017: Seit 2015 sind die Anteile bekannt, sie betragen in Nordeuropa bis zu 70 %. Welche Relevanz die nun noch folgenden Ausführungen heute, im Jahr 2017 haben, soll an dieser Stelle erst einmal nicht weiter überprüft werden. Sie sollen aber erst mal so stehen bleiben. Insgesamt sind Blogbeiträge zu diesem Thema vor 2015 - auch hier auf dem Blog - weitgehend obsolet geworden. Sie bleiben hier nur aus "wissenschafthistorischem Interesse" stehen./ Dienekes selbst hebt zu den analysierten Y-Chromosom-Haplotypen der Bandkeramiker noch die erstaunliche Tatsache hervor:

It is also fascinating that the presence of 33.3% haplogroup G2 in the German Neolithic is matched by a presence of 33.3% haplogroup G2 in 7th c. Bavarian knights, and maybe even the latest French royalty.

Haben sich also die Gene der Bandkeramiker über die männliche Linie besser in Mitteleuropa gehalten als über die weibliche? Kommentator "eurologist" hebt ebenso die wesentliche Tatsache hervor, daß noch keine Genreste in mesolithischen Skeletten im Umkreis des Ursprungsgebietes der Bandkeramiker, also im Donauraum analysiert worden sind:

There is no reason to assume the currently available mesolithic data apply to the pre-neolithic Danubian. If anything, evidence indicates that Europe was not homogeneous. The middle Danubian had 8,000 years of opportunity after LGM of easy contact with people along the Black Sea. So just based on that, one would assume the pre-neolithic middle Danubian to show some proximity to Anatolia and to the Southern Caucasus. 
Außerdem sagt er etwas noch Wichtigeres, auf das auch wir das Schwergewicht der Argumentation legen:
They declare those haplogroups that are widely distributed in the NW (but much less so in the SE) as uninformative, and those with more significant local occurrence (incidentally more so in the SE) as informative. Then they claim the ratio between these two is pertinent*. Clearly this ratio just by construct hugely favors the SE.
(*) the "uninformative" far outnumber the "informative".

Die nicht auf heutige Populationen beziehbaren Bandkeramiker-Gene bilden die Mehrheit

Das ist wohl die wichtigste Anmerkung, die man zu dieser Studie machen muß. Wollte man Ergebnisse hervorheben, die möglichst in das politisch korrekte Bild unserer vorgeblichen "Einwanderungsgesellschaft" von heute passen? Und weiter:

On the flip side, the weird N1a, thought to be so significant, has almost no match SE of Hungary (2 in Iran versus 9 in Hungary and NW of there). And, Iran is high because it matches three U5a - not exactly your typical, expected neolithic line! The other high scorers in the SE are mostly T and T2.

Und dann sagt er, er bliebe bei seiner Interpretation, daß die Bandkeramik im wesentlichen als eine lokale donauländische Population entstanden wäre, eine Interpretation, die auch dem Schreiber dieser Zeilen vorerst noch als die plausibelste erscheint, solange nicht stärkere Argumente für eine vorwiegende Herkunft aus dem Schwarzmeerraum vorgelegt werden:

I stick by my interpretation that LBK started essentially with a local middle-Danubian population, just very slightly modified by agriculturalist newcomers from Anatolia. That also matches the finding that a large 16% of lineages found are unique to LBK.

Jedenfalls: Daß derartige in vielerlei Hinsicht noch ganz vorläufige Forschungsergebnisse von einigen der Forscher ziemlich direkt als Argumente in der Sarrazin-Debatte verwandt werden (4), wird man auf den ersten Blick fast als ein wenig "dümmlich" auffassen müssen. Wenn aber die Verwendung derartiger Argumente die öffentliche Aufmerksamkeit für derartige Forschungen erhöht, mag ja auch das dazu dienlich sein, die oft so hermetisch abgeriegelten Mauern des Elfenbeinturmes der Wissenschaft aufzubrechen, um dem von unserer Bundeskanzlerin favorisierten "christlichen Menschenbild" ein moderneres und evolutionär angepaßteres entgegenzusetzen.

Wie in Bezug zu setzen zur Sarrazin-Debatte?

Denn nicht nur Thilo Sarrazin hat erkannt, daß die Wissenschaft dazu dient, die Überlebensgesetze von komplexen Gesellschaften, die Ursachen, Folgen und die Bedeutung ihres kulturellen und genetischen Entstehens ("Ethnogenese"), sowie ihres Untergangs ("Kollaps") zu erforschen. Hier ist natürlich insgesamt noch viel Arbeit zu leisten. Schlußfolgerungen aus Einzelergebnissen wie die dieser Studie können deshalb nur sehr überlegt und behutsam gezogen werden. Und schon gar nicht, so lange die Ergebnisse noch auf so schmaler Materialbasis beruhen und ein so widersprüchliches Bild aufzeigen. Um so umfangreicher das Wissen von der kulturellen und genetischen Geschichte der Menschheit insgesamt dabei mit in Rechnung gestellt wird und auf einen Nenner gebracht werden kann, um so gültiger werden die Schlußfolgerungen sein, die man aus diesem Wissen dann ableitet.

Als gemeinsame Nenner stehen die Konzepte von "Gen-Kultur-Koevolution", sowie von "gruppenevolutionären Strategien" im Raum. Welche Spielräume solche Konzepte der Humanevolution lassen, was etwa das Verschieben von großen Bevölkerungsteilen von einem Land zum anderen betrifft, ohne daß sich dies mittelfristig evolutionär nachteilig auf die künftige Humanevolution auszuwirken wird, das wird sicherlich von der Forschung in den nächsten Jahren noch genauer auszuloten sein.

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*) 9.12.2017: der ursprüngliche Titel dieses Blogbeitrages "Die Bandkeramiker - ein genetisch einzigartiges Volk" wurde zwischenzeitlich gestrichen und durch den bisherigen Untertitel ersetzt. Heute ist bekannt, daß die Bandkeramiker genetisch gar so einzigartig doch nicht waren, sondern engstens genetisch verwandt waren mit den frühneolithischen Kulturen Nordwestanatoliens, des Balkan- und des Mittelmeerraumes. Es gibt also kaum noch Grund, diesen Umstand so deutlich zu betonen, wie das hier ursprünglich geschehen war. Obwohl der Umstand der Einmaligkeit weiterhin seine Richtigkeit haben wird und vielleicht künftig noch deutlicher hervortreten wird. Vielleicht gab es ja doch einen deutlicheren Flaschenhals in Ungarn, wodurch genetische Einzigartigkeit hervorgerufen worden sein könnte.

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ResearchBlogging.org
  1. Haak, W., Balanovsky, O., Sanchez, J., Koshel, S., Zaporozhchenko, V., Adler, C., Der Sarkissian, C., Brandt, G., Schwarz, C., Nicklisch, N., Dresely, V., Fritsch, B., Balanovska, E., Villems, R., Meller, H., Alt, K., Cooper, A., & , . (2010). Ancient DNA from European Early Neolithic Farmers Reveals Their Near Eastern Affinities PLoS Biology, 8 (11) DOI: 10.1371/journal.pbio.1000536
  2. Dienekes: Near Eastern origin of European Neolithic farmers, Dienekes Anthropology Blog, 9.11.2010
  3. Khan, Razib: European man of many faces: Cain vs. Abel, Gene Expression, 9.11.2010
  4. Bading, Ingo: "Deutschland schafft sich ab"-Debatte: Mainzer Humangenetiker mischen sich ein. Auf: GA-j!, 11.11.2010
  5. Bading, Ingo: Die weltgeschichtliche Bedeutung der bandkeramischen Kultur. Auf: Studium generale, 22.1.2009
  6. Bading, Ingo: 4.100 v. Ztr.: Die modernen Nordeuropäer entstehen in Ostholstein. In: Studium generale, 18.9.09.
  7. Bading, Ingo: 3.100 v. Ztr.: Mecklenburger Jäger und Fischer tragen einige den Bandkeramiker-Genen verwandte Gene in sich. Auf: Studium generale, 21.11.2009
  8. Deguilloux MF, Soler L, Pemonge MH, Scarre C, Joussaume R, & Laporte L (2010). News from the west: Ancient DNA from a French megalithic burial chamber. American journal of physical anthropology PMID: 20717990

Donnerstag, 21. Oktober 2010

3.100 v. Ztr.: Der Rinderwagen in der Weltgeschichte

Prozessionen an Königsgräbern lassen um 3.100 v. Ztr. staatliche Strukturen in Norddänemark erkennen

Kurz gefaßt: Um 3.100 v. Ztr., in der Zeit, in der im Zweistromland und in Ägypten die ersten Großreiche, "Hochkulturen" der Menschheitsgeschichte entstehen, finden wir auch vom Schwarzen Meer bis nach Norddänemark hinein immer klarere Anzeichen für die Ausbildung komplexer, großflächiger, staatlicher Gebilde. Langjährige Forschungen zur Geschichte von Rad und Wagen (1-16) münden in Form einer aktuellen Studie über spätneolithische "Gräberstraßen" in Norddänemark (1) in überraschend konkrete Vorstellungen zu religiösen und staatlichen Strukturen in Nordeuropa zur Zeit der Trichterbecher- und der Kugelamphorekultur (um 3.000 v. Ztr.).

1. Rinder-gezogene Wagen früher: Kultische Bedeutung

Unerwartet Konkretes und Genaues entdeckt eine neue archäologische Studie (1) über die Gebräuche der Menschen in Nordeuropa, Angehörigen der ersten bäuerlichen Kultur  des Ostseeraumes, der Trichterbecher- und der Kugelamphorenkultur. Und zwar in diesem Fall zunächst in Norddänemark (3.100 v. Ztr.).

Abb 1: Verteilung der Steinhaufen-Gräber in Dänemark (aus 1)

Während um 4.100 v. Ztr. die Michelsberger Kultur in Mitteleuropa und im Pariser Becken entstanden ist, ist im Ostseeraum etwa zeitgleich die Trichterbecherkultur entstanden (3). Jene Gesellschaften, die diese Kulturen getragen haben, müssen wir uns offenbar deutlich komplexer vorstellen, als das bislang geschehen ist.

Bis dato international unbekannt: Eine neue Gräberart in Dänemark

In den 1950er und 1960er Jahren sind im nördlichen Dänemark die ersten sogenannten "Steinhaufengräber" genauer untersucht worden. Die Wissenschaftler  konnten sich damals - wie so oft - keinen Reim machen auf die merkwürdigen Strukturen dieser Gräber. Selbst 1996 war der Sachverhalt den meisten Forschern noch nicht klarer geworden. In nicht-dänischer Sprache ist deshalb auch bis heute erst eine einzige wissenschaftliche Studie über diese Gräberform erschienen (- abgesehen von der diesjährigen [1]). Aber zwischenzeitlich sind über 200 solcher "Steinhaufengräber" an mindestens 46 Orten Nordwestjütlands bekannt geworden (s. Abb. 1). Und damit werden allmählich doch "regelhafte" Strukturen erkennbar.

Abb. 2: Typische Anordnung von vier Steinhaufen-Gräbern in Dänemark (aus 1)

Das Typische, Gemeinsame all dieser Gräber: Fast immer findet man zwei länglich-parallele Gräber in Ost-West-Richtung. (Diese wurden anfangs als die Gräber zweier Menschen interpretiert.) Und "dahinter" - auf der Westseite derselben - findet sich jeweils ein größeres quadratisches Grab mit Grabbeigaben. (Dieses wurde anfangs interpretiert als das Grab einer einzelnen dritten Person.) (Vgl. Abb. 2.)

Die "Steinhaufen", von denen diese Gräber bedeckt waren, ragten höchstens noch 40 Zentimeter über die Erdoberfläche. Aufgrund des Klimas ist in Nordjütland so intensiver Ackerbau wie anderwärts nicht möglich. Deshalb ist hier erhalten, was anderwärts längst zerstört worden ist. In Nordjütland sind diese Steinhaufen deshalb über lange Jahrhunderte hinweg in der Landschaft sichtbar geblieben.

Aktuelle Deutung: "Bestattung" eines zweirädrigen Rinderwagens mitsamt Zugtiergespann

In diesem Jahr schlagen nun zwei dänische Archäologen der Universität Aarhus - Niels Johannsen (au.dk) un Steffen Terp Laursen (au.dk, a) - eine spannende Interpretation dieser Befundlage vor (1). Zwar war diese Interpretation beiläufig schon einmal von zwei anderen Archäologen 1968 und 1981 vorgeschlagen worden. Aufgrund der damals viel schmaleren Datenbasis konnte dieser Vorschlag damals aber viel weniger Überzeugungskraft mit sich bringen.

Abb. 3: Verbreitung von Rinderbestattungen im Bereich der
Kugelamphoren- und der Trichterbecherkultur (aus: 1)

Am östlichen Ende der beiden Längsgräber fand man immer wieder die Zähne und Knochen von Hausrindern. Auch die phosphatreiche und sonstige Beschaffenheit der Erde in diesen Gräbern, in denen sich in diesem Klima nur wenig Biomaterial erhalten kann, deutete auf die Verwesung von größeren Leichen. Naheliegenderweise Rinderleichen. Zwei Rinder, aufrecht oder in Schlafposition begraben, in östliche Richtung ausgerichtet - und dahinter erst das quadratische Grab eines Menschen?

Wie in der zeitgleichen Kugelamphorenkultur in Deutschland?

Die Autoren weisen nun auf Übereinstimmungen mit der zeitgleichen Kugelamphorenkultur (Wiki) hin, die von der Ukraine bis Dänemark reichte. Gerade auch in Deutschland hat man zu dieser Kultur in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse gesammelt. Man hat dort möglicherweise sogar Grabformen gefunden, die denen der "Steinhaufengräber" in Nordjütland vergleichbar sind. Auf Wikipedia erfahren wir über die Forschungen bei uns in Deutschland (Wiki):

Beigaben von Rindern in fast jedem Grab, teilweise regelrechte Rinderbestattungen (z. B. Schönebeck, Dölkau, Plotha, Stobra) weisen auch auf eine kultische Verehrung. (...) Die auffällige Ost-Orientierung sowohl der Gräberfelder wie auch der Toten im Grab selbst, spiegelt vermutlich gewisse Heilsvorstellungen hinsichtlich des Reiches der aufgehenden Sonne wieder.

Auf Wikipedia ist weiterhin zu erfahren, daß diese Rinderbestattungen (Wiki) ein Phänomen sind, das über ganz Ostmitteleuropa verbreitet ist (vgl. auch Abb. 3):

Rinderbestattungen finden sich in der Osthälfte des heutigen Deutschlands zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge. Das Skelett von Penkun, Lkr. Uecker-Randow stammt aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Rinderbestattungen von Buchow-Karpzow und vom Gallberg bei Zachow im Kreis Nauen liegen in Brandenburg und sind der Havelländischen Kultur zuzuweisen. In Sachsen-Anhalt gibt es Funde in Altranstädt, Derenburg-Löwenberg, Oschersleben und Weideroda-Zauschwitz. In Sachsen sind Rinderbestattungen z. B. aus Dölkau, Plotha, Schönebeck und Stobra bekannt.

Die typische Radgröße der aus dieser Zeit erhaltenen Holzräder paßt ebenso zu den vorgefundenen Befunden des quadratischen Teiles der Steinhaufengräber wie der typische Räderabstand. Letzterer ist aus archäologisch ergrabenen, erhaltenen Wagenrillen bekannt. Schlußfolgerung: Hier wurde auf einem zweirädrigen Rinderwagen, der typisch ist für jene Zeit, jeweils eine Person bestattet, ehrenvoll. Ihr wurden diverse Beigaben, oft Keramik, oft auch eine Steinaxt beigelegt.

Straßen und Hügelgräber in der Bronzezeit

Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, daß Hügelgräber in der Bronzezeit häufig entlang von Straßen hintereinander gereiht nach und nach errichtet worden sind. Besonders gern auf beiden Seiten von Furten und Flußübergängen. (Neuerdings ist dies auch sehr schön zu beobachten auf dem an einer Furt gelegenen spätbronzezeitlichen Schlachtfeld im Tollensetal [GA-j 2008] in Mecklenburg.) Diesen Umstand stellen die Forscher auch für die spätneolithischen Rinderwagen-Gräber fest (1).

Abb. 4: Die Geographische Ausrichtung repräsentativer Rinderwagen-Gräber-"Prozessionen"
in Norddänemark: nach Osten und nach Norden, nie nach Westen
(aus: 1)

Sie sind an den gleichen historischen Straßenverläufen entlang aufgereiht, an denen die späteren bronzezeitlichen Hügelgräber auch liegen. Damit sind die Rinderwagen-Gräber - und wohl nicht nur in dieser Region - die Vorläufer-Grabform der Hügelgräber. Mehrmals hat man zwischen ihnen auch noch die zeitgleichen Wagenrillen der befahrenen Wege finden können.

Auffällig ist weiterhin, daß die Rinderwagen-Gräber häufig hintereinander angeordnet sind - wie bei einer Wagenprozession. Sie "fahren" alle - wie im obigen Wikipedia-Zitat schon anklang - in die gleiche Richtung. Also entweder ziehen sie in Richtung Osten oder in Richtung Norden (s. Abb. 4). Es wäre denkbar, daß hinter dem Rinderwagen-Grab des Vaters drei Jahrzehnte später das des Sohnes und noch später das des Enkels angelegt worden ist. Vielleicht auch von anderen Verwandten oder von Nachbarn. Gelegentlich findet sich auch eine Anordnung von drei Rinderwagen-Gräbern nebeneinander.

Abb. 5: Die Gegend von Vroue Hede liegt im Zentrum des Verbreitungsgebietes der Steinhaufengräber. Die Steinhaufengräber "defilieren" hier an einem Megalithgrab (länglicher Kreis) der frühen Trichterbecherzeit vorbei (aus: 1).

Als Gräber ziehen diese Gespanne nie nach Westen, sondern in der Regel nach Osten, Nord- oder Südosten. Also der aufgehenden Sonne entgegen. Zusammen mit den übrigen archäologischen Gegebenheiten erschließt sich aus der räumliche Anordnung der Gräber das Szenario eines - vielleicht jährlichen - Zeremoniells der Ahnenverehrung. Dies wird in den Abbildungen 5 und 6 sehr gut deutlich.

Der räumliche Bezug der Rinderwagengräber entlang von Straßen, die auch an Gräbern der frühen Trichterbecherzeit entlang führen, deutet stark auf Jahrhunderte lange religiös-staatlich-rituelle Traditionen an diesen Orten hin. Diese scheinen in der Hügelgräberzeit weiter geführt worden zu sein.

Abb. 6: Die Gegend von Herup wenige Kilometer von Vroue Hede entfernt. Auch hier "defilieren" die Steinhaufengräber an zwei Gräbern aus der frühen Trichterbecherzeit vorbei ("e", keine Megalithgräber). Außerdem an drei zeitgleich errichteten und genutzten "Kulthäusern" ("c"), die alle zur Straße hin geöffnet sind, und vor denen in Feuern verschiedene Gebrauchsgegenstände gebrannt haben (aus: 1)

Diese zeremonielle "Gräber-Straße" liegt von der nächsten Wohngegend am Fluß (Abb. 6, Dreiecke) etwa 300 Meter entfernt. In der Bronzezeit ist diese Wohngegend ebenfalls beibehalten worden.

Wenige Kilometer entfernt findet sich eine "Gräberstraße", an der sowohl am Nord- wie am Südrand zur Straße hin offene Kulthäuser gestanden haben, vor denen - möglicherweise anläßlich von Zeremonien, Umzügen - Feuer gebrannt haben.

Wir hatten hier auf dem Blog schon vor einem Jahr eine Darstellung von Streitwagen eingestellt, die von Rindern gezogen wurde. Sie stellt eine Landschlacht im Jahr 1176 v. Ztr. in Ägypten gegen die "Seevölker" dar (Abb. 7).

Abb. 7: Verteidigung Ägyptens durch von Rindern gezogene Streitwagen - Wandrelief von Medinet Habu, 1176 v. Ztr.

Eindrucksvolles archäologisches Anschauungsmaterial für Gräber als Streitwagen-Prozessionen - in diesem Fall allerdings solchen, die von Pferden gezogen werden - findet sich auch für das bronzezeitliche China der frühen Zhou-Dynastie (1045-256 B.C.) (Wiki) (s. Abb. 8).

Abb. 8: Eastern Zhou Royal Horse and Chariot Pits (1045-256 B.C.), Museum of Luoyang (Fotograf: Aberlin, Wiki)

Die Zusammenschau dieser neuen Erkenntnisse drängt das Bild einer fast "staatliche" Funktionen aufweisenden Rinderwagen-"Prozession" entlang von Ahnengräbern auf. 

Man möchte fast denken, daß auch schon solche Gesellschaften des europäischen Spätneolithikums ein Steuer- und Abgabensystem gekannt haben müssen mit zentralen Fürstentümern oder gar Königen.

Ähnliche Verhältnisse in der Magdeburger Börde

Ergänzung 1.4.24: Die diesjährigen Ergebnisse von Grabungen südwestlich von Magdeburg an der Elbe in einem dort neu erschlossenen Gewerbegebiet scheinen in vielem zu erinnern an die Ergebnisse der dänischen Studie von 2010. Auch hier ging die Trichterbecher-Kultur - in Form ihrer Untergruppe, der Baalberger Kultur (Wiki) - der Kugelamphoren-Kultur voraus. Wir lesen (IdW2024):

Während der Baalberger Kultur (4100-3600 v. Chr.) waren in der mittleren Jungsteinzeit im Abstand von nur 200 m zueinander zwei große trapezförmige Totenhütten aus Holz von 20 beziehungsweise 30 Meter Länge errichtet worden. Beide waren zweifelsfrei mit viel Erdmaterial überdeckt gewesen, vermutlich waren sie regelrecht überhügelt und dominierten die Landschaft.
Der dazwischen liegende Korridor war rund tausend Jahre später, während der Zeit der Kugelamphorenkultur (3300-2800 v. Chr.), wohl ein Prozessionsweg. An diesem Weg liegen paarweise Niederlegungen von jungen, 2-3 Jahre alten Rindern. In einem Fall war vor den Rinderbestattungen das Grab eines 35 bis 40 Jahre alten Mannes angelegt worden. Es ergibt sich das Bild eines Fuhrwerks mit Lenker oder auch eines von Rindern gezogenen Pfluges, Inszenierungen, die bereits von anderen älteren und zeitgleichen Bestattungen bekannt sind. Sie versinnbildlichen, daß man den Göttern hier mit den Rindern den wichtigsten Besitz, die Sicherung der eigenen Lebensgrundlage, dargebracht hatte.

Die Ausgräber äußern sich in der Interpretation noch sehr zurückhaltend, machen fast den Eindruck, als ob sie noch kein deutliches Bewußtsein hätten von den Forschungen schon des Jahres 2010 in Dänemark. Derselbe eben geschilderte Sachverhalt wird in der Zusammenfassung von ihnen folgendermaßen benannt (IdW2024):

Zwei etwa 6000 Jahre alte monumentale und ehemals überhügelte Totenhütten, die jeweils mehrere Bestattungen enthielten, lagen in 200 m Entfernung zueinander. Die Landschaft blieb für die vorgeschichtlichen Menschen offenbar wichtig. Rund 1000 Jahre später wurde der dazwischen liegende Korridor als Prozessionsweg genutzt, an dem Rinder niedergelegt und auch Menschen bestattet wurden.

Auch für einer Weiternutzung des Areals durch die Anlage von Grabhügeln durch die Schnurkeramiker wird berichtet. Drängt sich hier womöglich ein Muster auf, nämlich daß nachfolgende ("erobernde") Kulturen jeweils die heiligen Stätten und Begräbnisanlagen der vorhergehenden Kultur weiter achten und nutzen? Hat es schon in der Trichterbecher-Kultur Prozessionen vor den monumentalen Totenhütten gegeben, womöglich noch zu Fuß? (Ende Ergänzung)  

Rinderwagen heute: Beliebte Postkartenmotive

Mit der Bildersuche im Internet kann man schnell feststellen, daß der traditionelle Ochsenwagen noch heute ein sehr beliebtes Postkarten- und Kalender-Motiv darstellt (siehe Suchworten wie "Ochsenwagen", "Ochsenkarren", "Bullock cart", "Ox cart"; s.a.: Wikip., engl..). 

Diese Beliebtheit rührt sicherlich daher, daß sich in dieser Fortbewegungsart eine so ganz andere Zeitepoche widerspiegelt, eine Epoche mit einer ganz anderen "Zeittaktung" und einem ganz anderen Lebensgefühl. Der Ochsenwagen ist geradezu "Symbol" für eine völlig andere, vergangene Art des Lebens (Beispiele: a, b, c, d, e, f, g). Man gerät in eine Bilderwelt, die in Europa schon seit mindesten hundert Jahren nicht mehr Wirklichkeit ist (a). 

In anderen Kulturen jedoch - vor allem in Südostasien - haben sich Ochsenwagen offenbar bis heute erhalten. Und das in vielen Aspekten sogar sehr ursprünglich (Beispiele: a, b, c, d, e) (s.a. a). Vor allem die südostasiatischen Kulturen - u.a. Indien und Burma - machen um dieses Umstandes willen neugierig. Kann man in ihnen noch manches finden über die Lebensweise in den vorindogermanischen und frühindogermanischen Kulturen Europas (vor Einführung des Pferde-gezogenen Streitwagens ab 2.200 v. Ztr.)? 

Abb. 9: Postkarten-Motiv aus Südostasien

Durch den römischen Geschichtsschreiber Tacitus wissen wir, daß die Germanen eine Statue ihrer Frühjahrsgöttin Nerthus auf Rinder-gezogenen Wagen in einem zeremoniellen Frühjahrs-Umzug, einer Prozession, im Land herumgeführt haben, um die Felder zu segnen.

Der Rinder-gezogene Wagen hat also auch noch bei den Germanen eine große zeremonielle, religiöse Bedeutung. Es sei auch erinnert an den "Sonnenwagen von Trundholm". Durch die Forschungen rund um Stonehenge (2) und an vielen anderen Orten in England, Europa und weltweit wissen wir von vielen Meter breiten und vielen hundert Meter langen "Zeremonial-Straßen", die zu Gräbern führen oder die von Gräbern begleitet werden, die zu Versammlungsorten, heiligen, geweihten Bezirken und anderem hinleiten.

Durch Rad und Wagen kommt eine neue Dynamik in die Geschichte (3.700 v. Ztr.)

Wahrscheinlich wurden Rinder als Zugtiere schon in der ersten Bauernkultur Europas, in der bandkeramischen Kultur, seit 5.500 v. Ztr. eingesetzt. So etwa vor Pflügen oder vor Schlitten. Wagenräder als Grabgut kennt die "Majkop-Kultur" am Westkaukasus schon zwischen 3.700 und 3.000 v. Ztr.. In einer Grabanlage in Norddeutschland finden sich Wagenspuren aus der Zeit um 3.500 v. Ztr.. Ebenso gibt es weitere bildliche Wagendarstellungen in Mitteldeutschland aus dieser Zeit (vor allem Steinkammergrab von Züschen) (9, 10). Mit diesen anfangs noch sehr schlichten, Rinder-gezogenen Wagen begann, so darf man annehmen, eine neue Epoche in der Menschheitsgeschichte.

Die neue Studie läßt sogar die Vermutung verschiedener Forscher anklingen (1, S. 31f), daß die parallelen Erscheinungen von Wagengräbern zwischen Westkaukasus und Norddänemark ähnlich wie die nachfolgende Ausbreitung der Indogermanen mit ihrer Kultur Pferde-gezogener Streitwagen auf großflächigen kulturellen oder sogar bevölkerungsmäßigen Ausbreitungsbewegungen beruhen könnte.

Abb. 10: Ochsengespann in Cantal, Zentralfrankreich (Wiki)

Wenig Schwierigkeiten wird man haben, sich Kulturen, in denen der Rinder-gezogene Wagen eine größere Rolle spielt, in einer Komplexität vorzustellen, die denen der vormodernen indischen oder südostasiatischen Fürstentümer und Königreiche nahekommt. Zumal wenn man zugleich auch noch von einer verbreiteten kultischen Bedeutung von Prozessionen einzelner oder vieler Rinder-gezogener Wagen erfährt.

Von der "Rinderwagen-" zur "Streitwagenkultur"

Zahlreiche und immer neue Hinweise auf rindergezogene Wagen finden sich insbesondere für die mittel- und osteuropäische Kugelamphorenkultur (Wiki), die in der Übergangszeit vom Spätneolithikum zur Bronzezeit angesiedelt ist, nämlich der Kupferzeit (Wiki) (im Sinne von Jan Lichardus, Saarbrücken). In Spanien entstand zu dieser Zeit in Los Millares (Wiki, engl.) schon eine der ersten Städte auf dem europäischen Kontinent. Eine ähnlich reiche Kultur fand sich in Warna in Bulgarien (Wiki). Davon, daß in dieser Zeit auch in Sumer und Ägypten die ersten Großreiche und "Hochkulturen" der Menschheit entstehen mit Schriftkultur, war schon die Rede.

/ Es ist jene Epoche, bevor die osteuropäischen Schnurkeramiker - nach Marija Gimbutas also die Indogermanen - mit ihrer Streitwagen-Kultur eine gegenüber der Rinderwagen-Kultur noch einmal gesteigerte Dynamik in die Weltgeschichte gebracht haben. - Korrektur 24.9.23: Das ist eine inzwischen veraltete Annahme. Schon ab 4.500 v. Ztr. haben sich die Indogermanen von der Mittleren Wolga bis zum Kaukasus und bis an die Donau nach Ungarn hinein ausgebreitet - und zwar zu Fuß, ohne Wagen! Der Pferde-gezogene Wagen spielte erst viel später, nämlich ab 2.200 v. Ztr. eine Rolle. / 

Schon die die Pferde-Kultur vorbereitende Kultur von Rinder-gezogenen Wagen scheint eine größere Dynamik und wirtschaftliche Komplexität mit sich gebracht zu haben, als solche den Fußgänger-dominierten Epochen zuvor hatte innewohnen können. Der Rinder-gezogene Wagen breitete sich vergleichsweise zügig nicht nur über ganz Osteuropa und bis nach Hessen hinein aus (Wartbergkultur mit Steinkammergrab von Züschen und seiner berühmten Wagendarstellung) (9, 10), sondern sogar - wie wir hier sehen - bis in die Nordspitze Jütlands.

Abb. 11: Weinhändler auf Ochsenkarren - Relief auf einem römischem Grabstein im Kreuzgang des Augsburger Doms, 2./3. Jhdt. n. Ztr. (s.a. Wiki, Wiki, Bunteseite, Electrum, Komoot)

Von der Atlantikküste bis nach Korea, von Skandinavien bis nach Persien und ins Zweistromland kennen wir bis in die keltische Zeit hinein die Sitte, daß sich Fürsten zusammen mit ihren Streitwagen, oft auch mit ihren Pferden in prächtigen Gräbern haben bestatten lassen.

Kann von einem "staatenbildenden" Charakter des Rinder-gezogenen Wagens gesprochen werden?

Ersetzt man in Gedanken einmal das schnellere Pferd und den leichteren Pferdewagen unserer von historischen Romanen und Filmen geprägten Vorstellungswelten durch das Rind und den Rinder-gezogenen Wagen, so mag einem deutlich werden, daß auch in dieser urtümlicheren Fortbewegungsweise manches Imposante, Eindrucksvolle enthalten sein mag.

Abb. 12: Frauen ziehen auf Ochsenwagen aus einer eingenommenen Stadt ab - Eindrucksvolles Wandrelief im Palast des neu-assyrischen Königs Tiglathpileser III (etwa 745-725 v. Ztr.), heute Britisches Museum, London (Wiki) - Das erste Auftreten von Rinderwagen und die früheste Staatenbildung im europäischen Mittelneolithikum scheinen parallel gegangen zu sein (Fotograf: Osama Shukir Muhammed Amin FRCP (Glasg))

Ja, Prozessionen und Völkerwanderungen, "Trecks" mit vielen hunderten von Rinder-gezogenen Wagen, diesmal aber nicht begleitet und beschützt von Reitern auf Pferden müssen in früheren Zeiten ein zugleich viel friedlicheres aber doch auch stolzes Bild abgegeben haben. Imposanter vielleicht als wir uns das heute noch vorstellen können.

* * *

2. Was kam danach? - Älteste Funde von domestizierten Pferden in Deutschland (3.500 2.200 v. Ztr.)

Das Pferd folgte mehr als eintausend Jahre nach der Einführung des Rinderwagens in der Menschheitsgeschichte als Zugtier nach (a, b, c) (12-16). Offenbar hatte ihm das Rind auf den von ihm ausgetretenen Wegen und Straßen "den Weg gebahnt". Es werden hier also Zeichen höherer gesellschaftlicher Komplexität deutlich, denen in anderem Zusammenhang noch einmal genauer nachzugehen wäre. Zu diesem Thema gibt es übrigens auch ein Schwerpunktprogramm der "Deutschen Forschungsgemeinschaft", sowie auch sonst zahlreiche weitere wissenschaftliche Neuerscheinungen.

Ergänzung 2.11.21: Nach neuesten archäogenetischen Untersuchungen stammen unsere heutigen domestizierten Pferde weltweit alle von Pferden ab, die um 2.200 v. Ztr. an den Unterläufen von Wolga und Don gelebt haben. Die Pferde, die weltweit davor gelebt haben, waren - aller Vermutung nach - Wildpferde (18) (noch nicht ganz auszuschließen ist wohl, daß sie zuvor auch als Herdentiere gehalten worden sein können).

Der domestizierte Esel und der "Streit-Esel" gingen dem Pferd voraus (3.000 v. Ztr.)

Ergänzung 16.1.2022: Über den Esel ist zu erfahren (Wiki):

Schon 4000 v. Chr. hat man im Niltal Ägyptens den nubischen Wildesel zum Haustier gemacht. In Mesopotamien erfolgte die Domestikation kurz darauf. 

Beziehungsweise (Wiki):

Reste von domestizierten Eseln, die auf das vierte Jahrtausend v. Ztr. datieren, sind in Ma'adi im Unteren Ägypten gefunden worden. ... Zunächst als Lastentier, um die Mobilität von Herdenhalter-Kulturen zu erhöhen ... Zwischen 2.675 und 2.565 v. Ztr. besaßen wohlhabende Angehörige der Gesellschaft über tausend Esel, die für den Ackerbau, zum Melken, zur Fleischgewinnung und als Lastentiere genutzt wurden.
Remains of domestic donkeys dating to the fourth millennium BC have been found in Ma'adi in Lower Egypt, and it is believed that the domestication of the donkey was accomplished long after the domestication of cattle, sheep and goats in the seventh and eighth millennia BC. Donkeys were probably first domesticated by pastoral people in Nubia, and they supplanted the ox as the chief pack animal of that culture. The domestication of donkeys served to increase the mobility of pastoral cultures, having the advantage over ruminants of not needing time to chew their cud, and were vital in the development of long-distance trade across Egypt. In the Dynasty IV era of Egypt, between 2675 and 2565 BC, wealthy members of society were known to own over 1,000 donkeys, employed in agriculture, as dairy and meat animals and as pack animals. In 2003, the tomb of either King Narmer or King Hor-Aha (two of the first Egyptian pharaohs) was excavated and the skeletons of ten donkeys were found buried in a manner usually used with high ranking humans. These burials show the importance of donkeys to the early Egyptian state and its ruler. By the end of the fourth millennium BC, the donkey had spread to Southwest Asia, and the main breeding centre had shifted to Mesopotamia by 1800 BC.

In dieser Zeit gab es große weiße Reitesel, für die Damaskus berühmt war, während Züchter in Syrien mindestens drei andere Rassen züchteten, einschließlich einer, die von Frauen bevorzugt wurden wegen ihrer leichten Gangart. Für diese Zeit werden unterschiedliche Rassen von Eseln genannt (Wiki):

The breeding of large, white riding asses made Damascus famous, while Syrian breeders developed at least three other breeds, including one preferred by women for its easy gait. The Muscat or Yemen ass was developed in Arabia. By the second millennium BC, the donkey was brought to Europe, possibly at the same time as viticulture was introduced, as the donkey is associated with the Syrian god of wine, Dionysus. Greeks spread both of these to many of their colonies, including those in what are now Italy, France and Spain; Romans dispersed them throughout their empire.

In Kagar (Tell Brak) in Nordmesopotamien wurden um 3.000 v. Ztr. "Kunga" gezüchtet, das sind "Streit-Esel", die vierrädrige Streitwagen zogen (Abb. 12). Hierzu wurden Hausesel (die genetisch zur heute noch fortexistierenden Gruppe der "Afrikanischen Esel" gehörten) mit Wildeseln gekreuzt (die genetisch zur heute ausgestorbenen Gruppe der "Syrischen Wildesel" gehörten) (19)

Abb. 13: Urtümliche, schwerfällige Scheibenräder - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), einem Holzkasten aus einem Königsgrab in Ur, um 2.500 v. Ztr.

Die entstandenen Tiere haben Eigenschaften gehabt, die sie zu angesehenen, prestige-trächtigen Zugtieren machten (Abb. 12). Sie waren zwar unfruchtbar, galten aber als sehr wertvoll. Da sich von Nordmesopotamien aus viele kulturelle Einflüsse auf die reiche Maykop-Kultur nördlich des Kaukasus auswirkten, wird es nicht unwahrscheinlich sein, daß die dortige Domestizierung unseres heutigen Hauspferdes zunächst zum Zugtier von zweirädrigen Streitwagen (um 2.200 v. Ztr.) ihre Anregung von Nordmesopotamien heraus erhalten hat in Form dieser Streit-Esel (St. gen. 2021).

Abb. 14: Menschen mit Traggestellen, Säcken und Weidetieren treten vor den Herrscher und bringen ihr Ablieferungssoll - alles zu Fuß - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), 2.500 v. Ztr.

Noch über lange Jahrhunderte hinweg dürfte aber der Besitz von Zugtieren und Wagen auf eine kleine Schicht wohlhabenderer Menschen beschränkt gewesen sein. Jener berühmte Holzkasten, genannt "Standarte von Ur" (Wiki) aus der Zeit um 2.500 v. Ztr. besitzt eine Seite, auf der die Taten des Herrschers im Krieg dargestellt sind und eine Seite, auf der die Taten des Herrschers im Frieden dargestellt sind. Auf der ersten Seite finden sich Streitesel-Wagen mit Rädern, auf der anderen Seite zwar Rinder - aber die Menschen gehen alle zu Fuß (Abb. 13).

Abb. 15: Mann mit Rückentrage - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), 2.500 v. Ztr.

Insbesondere die Menschen mit Traggestellen geben einen Eindruck von der vorherrschenden Fortbewegungsweise des Menschen vor Erfindung des Rades (Abb. 14).

3. Was war davor? - Feuerstein-Handelsstraße von Kehlheim nach Prag (4.900-4.600 v. Ztr.)

Indem wir uns Fernhandelswege vorstellen, befahren von Rinder-gezogenen Wagen, stellt sich uns zugleich auch die Frage, wie man sich Fernhandelswege eigentlich in der Epoche davor vorstellen muß.

Denn schon in der Zeit der Bandkeramik hat es ja über mehrere hundert Kilometer reichende wirtschaftliche Austauschbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen gegbeben, über die Rohstoffe wie etwa Feuerstein bezogen worden sind. Der Archäologe Alexander Binsteiner erforscht diese "ältesten Handelswege Europas" seit vielen Jahren (vgl. etwa Mittelbayr., 5.3.10):

Das neolithische Feuersteinbergwerk in Abensberg/Arnhofen ist das bedeutendste seiner Art in Europa. (...)
Die Feuersteinstraße zwischen Bayern und Böhmen ist der älteste nachgewiesene Handelsweg Europas. Er verläuft aus dem jungsteinzeitlichen Feuersteinbergwerk von Arnhofen (nahe Abensberg, Lkr. Kelheim) auf der Donau ins Regental und über den Böhmerwald in die steinzeitlichen Siedlungsräume um Pilsen bis nach Prag. Erste Begehungen fallen bereits in das 6. vorchristliche Jahrtausend; die Hochphase der Handelsroute liegt im Zeitraum von etwa 4900 bis 4600 v. Chr.
Die Route durch das Regental ist mit über 60 Fundstellen im Uferbereich des Regen belegt. Zwischen Bayern und Böhmen wurden nachweislich große Mengen an den hochwertigen Jurahornsteinen (Feuerstein) des Arnhofener Abbaugebietes gehandelt. Der große Bedarf an Feuersteinrohstoffen zur Herstellung schneidender Geräte und Waffen wurde in den steinzeitlichen Siedlungen um Pilsen und Prag bis zu 60 Prozent aus der bayerischen Mine gedeckt. (...)
Die Entdeckung der Feuersteinstraße nach Böhmen ist das Resultat einer langen Reihe von Forschungsarbeiten, die bereits während des Ötzi-Projektes an der Universität Innsbruck begannen. Hier konnte erstmals eine Direktverbindung aus den Lessinischen Bergen nördlich von Verona über den Alpenhauptkamm in das nördliche Alpenvorland (Schweiz, Bayern, Oberösterreich) für das vierte vorchristliche Jahrtausend nachgewiesen werden. Auf dieser sogenannten Kupferstraße, auf der auch Ötzi unterwegs war, als er starb, gelangten hochwertige Feuersteine aus den Monti Lessini nach Norden. Im Gegenzug transportierten die Zeitgenossen des Eismannes Kupfer aus den Lagerstätten Tirols und des Salzkammergutes nach „Italien“. Diese Untersuchungen gaben den eigentlichen Impuls für die nachfolgenden Arbeiten an der älteren Feuersteinstraße des fünften und sechsten Jahrtausends v. Chr.
Heute wird das Modell der Feuersteinstraße auf zahlreiche weitere Verbindungen in der Steinzeit angewendet, so z.B. bei der Donauroute der Bandkeramiker, die auf der Donaulinie unsere Region vor über 7000 Jahren besiedelten. Erste Spuren der Feuersteinstraße nach Böhmen gehen auf diese Zeit der Bandkeramiker zurück.

Man wird sich diese Handelswege als vielbegangene Wege vorstellen müssen, auf denen Menschen, vielleicht so wie in vielen Regionen Afrikas noch heute, Lasten über viele Kilometer hinweg zu Fuß getragen haben. Gerne auch in "Kiepen" wie der "Ötzi". Vielleicht hat man sie auch schon auf Schlitten von Rindern ziehen lassen. So ging das annähernd 2.000 Jahre lang, bis die bedeutende Innovation des Rinder-gezogenen Wagens eine größere Dynamik in die Welt- und Wirtschaftsgeschichte gebracht hat.

Ergänzung, 20.6.2020: Die Erkenntnisse, die sich in den hier referierten Forschungen andeuten, haben inzwischen deutlich schärfere Konturen erhalten. Königreiche, Dynastien, Hochadel, Städte und Fernhandel scheint es über ganz Europa hinweg schon im Mittelneolithikum gegeben zu haben (17).

Der Königswagen des Gilgamesch, von "Streit-Eseln" gezogen

Ergänzung 26.6.2021: Soweit übersehbar, ist der einzige prächtige, geschmückte Königs-Wagen, der im berühmten, eindrucksvollen, etwa um 800 v. Ztr. nieder geschriebenen - aber nach der Forschung viele Jahrhunderte älteren - babylonischen Gilgamesch-Epos (Wiki) erwähnt wird, ein Wagen, der von Mauleseln gezogen wird (Text)! Und doch ist er bestimmt für den "Held der Helden", für Gilgamesch. Dies zeigt, daß die bronzezeitliche babylonische Kultur des Zweistromlandes ursprünglich eine ganz andere Kriegstechnik kannte. Vielleicht ist auch an diesem Umstand ablesbar, wie alt das Epos sein muß und wie zuverlässig sein Inhalt - schriftlich - überliefert worden ist. Zugleich ist zu erfahren (Wiki):

Wurden von den Sumerern im 3. Jahrtausend v. Chr. noch schwere zwei- oder vierrädrige Wagen mit Scheibenrädern eingesetzt, so wurden ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. zweirädrige Streitwagen mit Speichenrädern genutzt. Sie waren bis etwa zum 5. Jahrhundert v. Chr. allgemein verbreitet.

Auch dies wird man als einen Hinweis darauf gelten lassen dürfen, daß das Gilgamesch-Epos deutlich älter ist als die Ilias, nämlich daß es - wohlgemerkt: in präziser schriftlicher Überlieferung - aus dem 3. Jahrtausend v. Ztr. überliefert worden ist. Der von Pferden gezogene Streitwagen kam erst ab 1700 v. Ztr. mit den Hyksos nach Ägypten und mit den Mittanni nach Sumer (Wiki).



/ Textlich - nicht inhaltlich
 - stark umgearbeitet, 1.5.2011
Ergänzungen: 2021, 16.1.22, 24.10.22 /

________________________

  1. Johannsen, N., & Laursen, S. (2010). Routes and Wheeled Transport in Late 4th–Early 3rd Millennium Funerary Customs of the Jutland Peninsula: Regional Evidence and European Context Praehistorische Zeitschrift, 85 (1), 15-58 DOI: 10.1515/PZ.2010.004
  2. Bading, Ingo: 2.600 / 2.300 v. Ztr. - Die Stadt von Stonehenge. Studium generale - Research Blogging, 13.5.2010
  3. Bading, Ingo: 4.100 v. Ztr.: Die modernen Nordeuropäer entstehen in Ostholstein. Studium generale, 18.11.2009
  4. Bading, Ingo: 3.100 v. Ztr.: Mecklenburger Jäger und Fischer tragen einige den Bandkeramiker-Genen verwandte Gene in sich. Studium generale - Research Blogging, 13.5.2010 
  5. Gladilin, Wladislav: Die Felsbilder der Kamennaja Mogila in der Ukraine. In: Jahrbuch für prähistorische und ethnografische Kunst 22, 1966/67, S. 82 - 92
  6. Häusler, Alexander: Zur ältesten Geschichte von Rad und Wagen im nordpontischen Raum. In: Ethnogr.-Archäol. Z. 22/1981, S. 581 - 647
  7. Häusler, Alexander: Neue Belege zur Geschichte von Rad und Wagen im nordponitschen Raum. In: Ethnogr.-Archäol. Z. 25/1984, S. 629 - 682
  8. Treue, Wilhelm (Hg.): Achse, Rad und Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschichte. Göttingen 1986
  9. Günther, Klaus: Neolithische Bildzeichen an einem ehemaligen Megalithgrab bei Warburg, Kreis Höxter (Westfalen). In: Germania 68/1990, S. 39 - 65
  10. Günther, Klaus: Ein Großsteingrab mit Bildzeichen bei Warburg. In: Hellenkemper u.a. (Hg.): Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Köln 1990, S. 143 - 148
  11. Schlichtherle, Helmut: Prähistorische Siedlungen, Bohlenwege und Fischfanganlagen - Fortschritte der archäologischen Federseeforschung, Denkmalpflege Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt, 2002, Heft 3, S. 115 - 121 (freies pdf.)
  12. Priglmeier, Katja: Bronzezeitlicher Transport mit Pferd und Wagen in Mitteleuropa. In: Mühldorfer, B.; Zeitler, J. P.: Mykene, Nürnberg, Stonehenge. Handel und Austausch in der Bronzezeit. Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.. VKA-Verlag, Fürth 2000, S. 67 - 74
  13. Eberl, Ulrich: Die galoppierende Kultur-Revolution. Das Pferd und der Streitwagen. In: Bild der Wissenschaft, 8/2001, S. 82 - 87
  14. Mansfeld, Günter: Der Tqisbolo-gora. Eine Siedlungsgrabung als georgisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt in der Republik Georgien. In: Antike Welt, 27/1996, S. 365 - 380.
  15. Bertram, Jan-Krzysztof: Seasonal sites and structured systems. Aspects of the settlement organization in the Iori-Alazani-Region in the 2nd/early 1st millenium BCE (Tqisbolo-gora, Didi Gora, Udabno). Vortrag auf der Tagung "Mountain and Valleys. A Symposion on Highland/Lowland Interaction in the Bronze Age settlement systems of Eastern Anatolia, Transcaucasia and Northwestern Iran". Van, Türkei, Augst 2004.
  16. Bertram, Jan-Krzysztof: Didi Gora und Udabno. Die Ausgrabung am Didi Gora. Auf: Netzseite des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Tübingen, 10.12.2004, bzw. --> hier. [16.1.2010]
  17. https://studgendeutsch.blogspot.com/2020/05/die-hausmaus-breitete-sie-sich-mit-dem.html
  18. Bading, Ingo: Unsere Pferde stammen von Don und Wolga, 2.200 v. Ztr, 2021, https://studgendeutsch.blogspot.com/2021/10/unsere-pferde-sie-stammen-von-don-und.html 
  19. The genetic identity of the earliest human-made hybrid animals, the kungas of Syro-Mesopotamia. E. Andrew Bennett (...) Eva-Maria Geigl. Science Advances, 14 Jan 2022, Vol 8, Issue 2, https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abm0218

Donnerstag, 2. September 2010

Thilo Sarrazin: Der wissenschaftliche Paradigmenwechsel hinter seinen Sachargumenten

200.000 Jahre Humanevolution - Die derzeitige Forschung im Überblick - Ein Buchprojekt

Durch die Diskussionen rund um Thilo Sarrazin ist das im folgenden vorgestellte Buchprojekt aus dem Jahr 2007 aktuell wie nie. Wer die Diskussionen rund um Thilo Sarrazin in ihren wissenschaftlichen Hintergründen verstehen will, muß sich mit allen Themen dieses Buchprojektes und mit der Literatur dieses Buchprojektes befassen. Der Paradigmenwechsel in der Anthropologie, der in den letzten zehn Jahren stattgefunden hat, und auf den sich Thilo Sarrazin stützt, ist eine Herausforderung für unser Menschen- und Weltbild: Kann ich nur ein humaner Mensch sein, wenn die Menschen aller Völker im wesentlichen genetisch gleich sind und gleiche Startbedingungen haben? Oder gibt es auch einen Humanismus, der mit genetischer Ungleichheit human umgehen kann? Das ist die entscheidende Frage. Wenn sie gelöst ist, ist die Sachdebatte rund um Thilo Sarrazin leicht. Denn in der Tat: Schwerkraft ist Schwerkraft. Und die Evolution des Menschen geht auf genetischer Ebene weiter - in jeder Region und Kultur der Welt anders. Und wir nehmen darauf Einfluß, wie immer wir auch handeln. (- Soweit die Aktualisierung vom 2.9.2010. Nun weiter im Text von 2007:)

Die Netzseite Lulu.com bietet die Möglichkeit, umfangreichere Manuskripte kostenlos als pdf.-Datei ins Netz zu stellen. Diese Möglichkeit ist einmal genutzt worden, um ein 88-seitiges Literaturverzeichnis für ein Buchprojekt zum Thema "200.000 Jahre Humanevolution" öffentlich verfügbar zu machen. (Lulu/Ingo Bading) Einen solchen Forschungs-Überblick wird sicherlich mancher für nützlich halten. Denn eine wissenschaftliche oder populärwissenschaftliche Darstellung des derzeitigen Forschungsstandes in der Humangenetik ist ein offensichtliches Desiderat. Dies gilt auch für den englischen Sprachraum. An einer Zusammenarbeit interessierte Verlage oder Koautoren dürfen sich gerne beim Bearbeiter melden!

An dieser Stelle nur die thematische Gliederung des Manuskriptes. (Wie sichtbar werden kann, handelt es sich um das reichhaltigste Themenspektrum, das überhaupt nur denkbar ist.)

Einleitung: Humangenomforschung auf neuen Wegen

a) Das Suchen nach Zeichen von Selektion im menschlichen Genom (Koppelungs-Ungleichgewicht)
b) Der „Rebell mit einem Labor“ (Bruce Lahn)
c) Geht die Evolution weiter? (Robert Moyzis, Jonathan Pritchard)

1. Teil: Die Menschheits-Geschichte aus Sicht der Gene
Allgemeineres

A) Ursprünge in Ostafrika: Menschsein in einem Klicksprachen-Volk (190.000 – 65.000 Jahre vor heute)

a) Menschwerdung: eine kleine Gruppe am Rande des Aussterbens (190.000 Jahre vor heute)
b) Die ersten Menschen archäologisch in Äthiopien - ohne spezifische heutige Rassemerkmale? (195.000 v. Ztr.)
c) Ein „Tänzer-Gen“ entsteht: Tanzen und Singen als frühe, gemeinschaftsverstärkende Kommunikationsformen des Menschen (190.000 Jahre vor heute)
d) „Klatsch und Tratsch“ – moralisches Bewerten die wichtigste Funktion bei der Sprachentstehung? (Robin Dunbar)
e) Die Klicksprache – die erste Sprache des Menschen? (190.000 Jahre vor heute)
f) Ein Fettleibigkeits-Gen entsteht (190.000 Jahre vor heute) – noch an der „Venus von Willendorf/Österreich“ zu beobachten (26.000 Jahre vor heute) und danach in Europa verloren gegangen?
g) Evolutionäre Ästhetik: Savannen-Hypothese
h) Ein Bitterstoff-Geschmacks-Gen entsteht (190.000 v.Ztr.)
i) Menschenopfer, Schädelkult und Kannibalismus (seit 190.000 v. Ztr.)
j) „Krieger-Gene” bei Primaten und Menschenvölkern (Schwarzafrikaner, Andamanen, Indogermanen, Kelten, Germanen, Wikinger, Yanömamö, Maori, „Linkshänder-Völker“ …)
k) „Krieger-Gene“ - archäologisch Hinweise (weltweit, zeitübergreifend)
l) Der Mensch schmückt sich (spätestens ab 100.000 Jahre v. Ztr.)
m) Die menschliche Kleiderlaus entsteht (ERST [!] 80.000 Jahre v. Ztr.)
n) Buschleute Intelligenz-Quotient: 57

B) Die schwarzafrikanische Art des Menschseins

a) Das erste Herzmedikament nur für Schwarze (2001 – 2006)
b) Entspringt die höhere Anfälligkeit von Afrikanern für Bluthochdruck und Vitamin D-Mangel einer evolutionären Anpassung an heiße Temperaturen mit vor UV-Strahlung schützender Haut?
c) Größere Anfälligkeit von Schwarzafrikanern für Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs und anderes
d) Kein Verlust von Geruchs-Genen wie bei Europäern und Asiaten
e) Genetisch andere Art von Schizophrenie als bei Europäern und Asiaten?
f) Andere Art von Alzheimer bei Weißen als bei Schwarzen
f) Körper – wie geschaffen für Sport?
g) Schwarzafrikanischer Intelligenz-Quotient: 68 (in USA mit 30 % europäischen Genen: 85)

C) „Negritos“: Aus Afrika hinaus entlang des indischen Ozeans bis Australien (um 65.000 Jahre vor heute)

a) Eine Gen-Variante für Veränderungs-Freudigkeit entsteht (und damit das „Zappelphilipp“-Syndrom ADHS) (65.000 Jahre vor heute) und wird unterschiedlich in den Völkern weltweit selektiert
b) Entlang der Küste von Afrika nach Australien (65.000 Jahre vor heute)
c) Die Andamanen (65.000 Jahre vor heute)
d) Die Australoiden in Thailand (bis mindestens 24.000 v. Ztr.)

D) Ainu-Vorfahren besiedeln Ostasien (40.000 Jahre v. Ztr.)

a) Die Ainus - Verwandtschaft mit Andamanen und Tibetern (um 40.000 v.h.) (um 10.000 v. Ztr. erste Keramik - zeitgleich zum Vorderen Orient)
b) Höherer IQ auf der Nordhalbkugel aufgrund effizienterer Mitochondrien?

E) Die europäische Art des Menschseins – vom Atlantik bis Sibirien (40.000 v. Ztr.)

a) Die Neandertaler (150.000 v.h. entstanden, 29.000 v. Ztr. ausgestorben)
b) 30.000 Jahre vor heute: Mammutjäger zwischen Nordspanien und Ostsibirien
c) Geringere Häufigkeit genetischer Depressionsneigung in Europa als in Ostasien (Serotonin-Transporter-Gen) aufgrund von Selektion?
d) Orientale und Europäer – mehr als Asiaten und Afrikaner auf Blutverluste selektiert? – Eine Gen-Variante für Thrombose-Neigung entsteht (22.000 v. Ztr.)
e) Die Nordeuropäer – Haut-, Augen-, Haar-Farben-Gene unter starker Selektion (40.000/10.000 v. Ztr.)
f) Andere Art von Schizophrenie als bei Afrikanern und Asiaten?
g) Andere Art von Alzheimer bei Weißen als bei Schwarzen
h) Besonders hohe Anfälligkeit für Multiple Sklerose, Mukoviszidose (Zystische Fibrose) und Osteoporose (Knochenschwund)
i) 60 % andere Arzneimittel-Wirkstoffe in Europa als in Japan
j) Intelligenz-Quotient Europäer: 100

F) Amerika wird besiedelt (15.000 Jahre bis 6.000 Jahre vor heute)

a) Die Europäer (20.000 v. Ztr.), Ainu-Ähnliche (mit Flaschenkürbis) (10.000 v. Ztr.) und die Eskimo/Navajo (3.000 v. Ztr.) besiedeln Amerika nach Körperkontakt mit spätem Homo erectus (Kopflaus-Übertragung)
b) Intelligenz-Quotient amerikanische Ureinwohner: 85 - 91

G) Seßhaftigkeit bringt Veränderungen mit sich (10.000 v. Ztr. – 5.000 v. Ztr.)

a) Erste Negroide in Nubien (?) (12.500 v. Ztr.) / Rückwanderung von Asien nach Afrika?
b) Vorkeramisches und keramische Neolithikum in Südanatolien (10.000 v. Ztr.)
c) Die ersten mitteleuropäischen Bauern (Bandkeramiker - 5.600 v. Ztr. am Neusiedler See entstanden, 4.900 v. Ztr. ausgestorben)
d) Die bäuerlichen „Polynesier“ auf Taiwan (5.500 v. Ztr.) (ab 3.500 v. Ztr. Pazifik besiedelt)
e) Schwarzafrikanische Bantu-Bauern verbreiten die Malaria und Malaria-Resistenz

H) Die ostasiatische Art des Menschseins - zusammen mit dem Hirse- und Reisanbau evoluiert? (6.000 v. Ztr.)

a) Die gemeinsamen Vorfahren der heutigen Han-Chinesen, Koreaner und „Yayoi“-Japaner entstehen in Nordchina/Manschurei (wohl durch Vermischung nord-, süd- und ostchinesischer Anteile bei Einflußnahme von Vorfahren der Indogermanen) (vor 5.100 v. Ztr.)
b) Größere Häufigkeit genetischer Depressionsneigung in Ostasien als in Europa (Serotonin-Transporter-Gen) aufgrund von fehlender Selektion in einer Konsens- und Kollektivkultur (Gen-Kultur-Koevolution)?
c) Keine siebenfache Sequenz eines ADHS-Gens bei Ostasiaten: Selektion gegen "aufsässige Charaktere"?
d) Besonders hohe Anfälligkeit von Nichteuropäern für Diabetes (amerikanische Ureinwohner, Polynesier, Ostasiaten)
e) Angeborene größere Schmerzempfindlichkeit?
f) Besonders hohe Anfälligkeit für Alkoholunverträglichkeit
g) Andere Art von Schizophrenie als bei Afrikanern und Europäern?
h) 60 % andere Arzneimittel-Wirkstoffe in Japan als in Europa
i) Eine „Scham”-, keine “Schuld“-Kultur (eine Kollektiv-, keine Individual-Kultur)
j) Evolution stärker durch einzelne Männer geprägt? - Tschingis-Khan, … und Mao Tse Tung (1200 n. Ztr.)
k) Intelligenz-Quotient Ostasiaten: 105

I) Das Menschsein als Kentum-sprachiger, bronzezeitlicher Milchverdauer (Westindogermanen 4.500 v. Ztr. – 1.200 v. Ztr.)

a) Die Kentum-sprachigen und ihr Milchverdauungs-Gen – (4.500 v. Ztr. erworben [Ural/Trichterbecher], nach 2.000 weltweit verbreitet [Tocharer, Tuareg])
b) Die Kentum-sprachigen, bronzezeitlichen Milchverdauer - ihr Pocken- und HIV-Schutz (4.500 v. Ztr. erworben [Trichterbecher], nach 2.000 weltweit verbreitet)
c) Die Kentum-sprachigen, bronzezeitlichen Milchverdauer (?) – ein Gen korreliert mit Kinderreichtum (4.500 v. Ztr. erworben [Trichterbecher], nach 2.000 weltweit verbreitet)
d) Die Kentum-sprachigen, bronzezeitlichen Milchverdauer – besonders auf Blutverluste selektioniert? (4.000 v. Ztr.)
e) Die Kaste der Hindus
f) Die Tocharer (1.800 v. Ztr. nach Xinjang zugewandert) und verwandte Völker (Skythen-Vorfahren) bringen die Bronzezeit nach China (1200 v. Ztr.), Korea und Japan (300 v. Ztr.)

J) Menschsein in Europa, Afrika und Asien nach dem Seevölker-Sturm (1.200 v. Ztr. – 850 n. Ztr.)

a) Die Etrusker – Aussterben oder genetische Fortexistenz? (um 100 v. Ztr.)
b) Die Kalenjin - Langlauf-Begabung im Hochland von Kenia (um 100 n. Ztr. ?)
c) Einige zehntausend Angeln und Sachsen kommen nach Britannien (450 n. Ztr.)

K) Die Evolution geht weiter – auch heute (seit etwa 850 n. Ztr.)

a) Die Art des Menschseins des aschkenasischen Judentums – IQ-Evolution durch extreme Inzucht und extreme IQ-Auslese bei der Heiratswahl (siehe auch HIV-Schutz, Kinderreichtums-Gen) (seit 850 n. Ztr.)
b) Die Evolution des aschkenasischen IQ (Cochran/Harpending, 2005)
c) Brachte Vermischung männlicher Skandinavier mit den Inuit in Grönland den letzteren einen höheren IQ? (IQ: 91)
d) Die Nachkommen der als Sklaven Verschleppten
e) Die Genetik der Rassemischung
f) Ideen heute: Die Nobelpreisträger-Samenbank des Robert Graham und ihre 200 Kinder (1980 – 2000)

2. Teil: Neubewertungen: Der Mensch, das Gruppenwesen

a) Die Physische Anthropologie der Rasseunterschiede wird rehabilitiert
b) In der Populationsgenetik breitet sich ein neues Paradigma aus („Lewontin’s Fallacy“): Völker als Einheiten der Evolution
c) Armand Leroi und Richard Dawkins popularisieren das neue Paradigma
d) Neubewertungen im Rückblick auf Charles Murray und Jon Entine?
e) Nicholas Wade popularisiert das neue Paradigma
f) Gregory Cochran: Lewontin, Diamond, Gould, Boas und ihr „wissenschaftlicher Betrug“
g) Neue Diskussionen in der Psychologie über Populationsunterschiede im IQ flammen auf
h) Der Zusammenhang zwischen Gehirnstruktur, Gehirnentwicklung und Intelligenz wird erforscht

A) Die Evolutionäre Psychologie liefert umfassendere Theorie-Konzepte

a) Zu Konzepten von Gruppenselektion
b) „Ethnische genetische Interessen”? (Frank Salter, 2004)
c) Wahrnehmung und emotionale Reaktionen auf „Fremdes“ und „Verwandtes“ (Der Dawkins’sche Ansatz)
d) Sprache als sozialer Marker - Evolution von Gruppen- und Sprachvielfalt

B) Die Sprachpsychologie schaltet sich ein

a) Die tiefe Prägung der Wahrnehmung, des Denkens und Verhaltens durch die Muttersprache
b) Die Prägung des mathematischen Denkens durch die Muttersprache
c) Daraus folgende Probleme der Zweisprachigkeit
d) Lassen zusammen spielende Kinder verschiedener Muttersprache neue Muttersprachen und damit neue Völker entstehen?
e) Die Menschheitsgeschichte aus sprachvergleichender Sicht (Joseph H. Greenberg)

C) Kurzfristigere kulturelle Werte-Verschiebungen als Selektionsfaktoren

D) Philosophische Ansätze zur Einordnung

Humanismus heute. Ein neuer Konsens auf Grund zustimmunsgpflichtiger naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Aber: Wie umgehen mit genetischen Unterschieden? Moral des Ressentiments oder der freudigen geegnseitigen Anerkennung, des Respektes, des Wohlwollens und der Großzügigkeit zwischen den Völkern und Kulturen?

E) Ausgewählte Themen: Was werden die nächsten Jahre bringen?

a) Schlaglichter aus der Verhaltensgenetik und Genom-Sequenz-Forschung des letzten Jahrzehnts
b) Schlüsselgene im menschlichen Genom: Serotonin (1998 – 2005)
c) Schlüsselgene im menschlichen Genom: Oxytozin
d) Noch einmal: IQ-Evolution aschkenasische Juden im breiteren Kontext heutiger Diskussionen (K. MacDonald, Eric L. Goldstein, )
e) Aus der Domestikations-Forschung
f) Religiosität und (Gruppen-)Evolution (D. S. Wilson)
g) Religiosität und (Gruppen-)Evolution (Dean Hamer und andere)
h) Wahrheit und Lüge in der Intelligenz-Evolution von soziallebenden Tieren und des Menschen (Richard D. Alexander)

Erstveröffentlichung hier auf dem Blog: 22.09.07