Donnerstag, 21. Oktober 2010

3.100 v. Ztr.: Der Rinderwagen in der Weltgeschichte

Prozessionen an Königsgräbern lassen um 3.100 v. Ztr. staatliche Strukturen in Norddänemark erkennen

Kurz gefaßt: Um 3.100 v. Ztr., in der Zeit, in der im Zweistromland und in Ägypten die ersten Großreiche, "Hochkulturen" der Menschheitsgeschichte entstehen, finden wir auch vom Schwarzen Meer bis nach Norddänemark hinein immer klarere Anzeichen für die Ausbildung komplexer, großflächiger, staatlicher Gebilde. Langjährige Forschungen zur Geschichte von Rad und Wagen (1-16) münden in Form einer aktuellen Studie über spätneolithische "Gräberstraßen" in Norddänemark (1) in überraschend konkrete Vorstellungen zu religiösen und staatlichen Strukturen in Nordeuropa zur Zeit der Trichterbecher- und der Kugelamphorekultur (um 3.000 v. Ztr.).

1. Rinder-gezogene Wagen früher: Kultische Bedeutung

Unerwartet Konkretes und Genaues entdeckt eine neue archäologische Studie (1) über die Gebräuche der Menschen in Nordeuropa, Angehörigen der ersten bäuerlichen Kultur  des Ostseeraumes, der Trichterbecher- und der Kugelamphorenkultur. Und zwar in diesem Fall zunächst in Norddänemark (3.100 v. Ztr.).

Abb 1: Verteilung der Steinhaufen-Gräber in Dänemark (aus 1)

Während um 4.100 v. Ztr. die Michelsberger Kultur in Mitteleuropa und im Pariser Becken entstanden ist, ist im Ostseeraum etwa zeitgleich die Trichterbecherkultur entstanden (3). Jene Gesellschaften, die diese Kulturen getragen haben, müssen wir uns offenbar deutlich komplexer vorstellen, als das bislang geschehen ist.

Bis dato international unbekannt: Eine neue Gräberart in Dänemark

In den 1950er und 1960er Jahren sind im nördlichen Dänemark die ersten sogenannten "Steinhaufengräber" genauer untersucht worden. Die Wissenschaftler  konnten sich damals - wie so oft - keinen Reim machen auf die merkwürdigen Strukturen dieser Gräber. Selbst 1996 war der Sachverhalt den meisten Forschern noch nicht klarer geworden. In nicht-dänischer Sprache ist deshalb auch bis heute erst eine einzige wissenschaftliche Studie über diese Gräberform erschienen (- abgesehen von der diesjährigen [1]). Aber zwischenzeitlich sind über 200 solcher "Steinhaufengräber" an mindestens 46 Orten Nordwestjütlands bekannt geworden (s. Abb. 1). Und damit werden allmählich doch "regelhafte" Strukturen erkennbar.

Abb. 2: Typische Anordnung von vier Steinhaufen-Gräbern in Dänemark (aus 1)

Das Typische, Gemeinsame all dieser Gräber: Fast immer findet man zwei länglich-parallele Gräber in Ost-West-Richtung. (Diese wurden anfangs als die Gräber zweier Menschen interpretiert.) Und "dahinter" - auf der Westseite derselben - findet sich jeweils ein größeres quadratisches Grab mit Grabbeigaben. (Dieses wurde anfangs interpretiert als das Grab einer einzelnen dritten Person.) (Vgl. Abb. 2.)

Die "Steinhaufen", von denen diese Gräber bedeckt waren, ragten höchstens noch 40 Zentimeter über die Erdoberfläche. Aufgrund des Klimas ist in Nordjütland so intensiver Ackerbau wie anderwärts nicht möglich. Deshalb ist hier erhalten, was anderwärts längst zerstört worden ist. In Nordjütland sind diese Steinhaufen deshalb über lange Jahrhunderte hinweg in der Landschaft sichtbar geblieben.

Aktuelle Deutung: "Bestattung" eines zweirädrigen Rinderwagens mitsamt Zugtiergespann

In diesem Jahr schlagen nun zwei dänische Archäologen der Universität Aarhus - Niels Johannsen (au.dk) un Steffen Terp Laursen (au.dk, a) - eine spannende Interpretation dieser Befundlage vor (1). Zwar war diese Interpretation beiläufig schon einmal von zwei anderen Archäologen 1968 und 1981 vorgeschlagen worden. Aufgrund der damals viel schmaleren Datenbasis konnte dieser Vorschlag damals aber viel weniger Überzeugungskraft mit sich bringen.

Abb. 3: Verbreitung von Rinderbestattungen im Bereich der
Kugelamphoren- und der Trichterbecherkultur (aus: 1)

Am östlichen Ende der beiden Längsgräber fand man immer wieder die Zähne und Knochen von Hausrindern. Auch die phosphatreiche und sonstige Beschaffenheit der Erde in diesen Gräbern, in denen sich in diesem Klima nur wenig Biomaterial erhalten kann, deutete auf die Verwesung von größeren Leichen. Naheliegenderweise Rinderleichen. Zwei Rinder, aufrecht oder in Schlafposition begraben, in östliche Richtung ausgerichtet - und dahinter erst das quadratische Grab eines Menschen?

Wie in der zeitgleichen Kugelamphorenkultur in Deutschland?

Die Autoren weisen nun auf Übereinstimmungen mit der zeitgleichen Kugelamphorenkultur (Wiki) hin, die von der Ukraine bis Dänemark reichte. Gerade auch in Deutschland hat man zu dieser Kultur in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse gesammelt. Man hat dort möglicherweise sogar Grabformen gefunden, die denen der "Steinhaufengräber" in Nordjütland vergleichbar sind. Auf Wikipedia erfahren wir über die Forschungen bei uns in Deutschland (Wiki):

Beigaben von Rindern in fast jedem Grab, teilweise regelrechte Rinderbestattungen (z. B. Schönebeck, Dölkau, Plotha, Stobra) weisen auch auf eine kultische Verehrung. (...) Die auffällige Ost-Orientierung sowohl der Gräberfelder wie auch der Toten im Grab selbst, spiegelt vermutlich gewisse Heilsvorstellungen hinsichtlich des Reiches der aufgehenden Sonne wieder.

Auf Wikipedia ist weiterhin zu erfahren, daß diese Rinderbestattungen (Wiki) ein Phänomen sind, das über ganz Ostmitteleuropa verbreitet ist (vgl. auch Abb. 3):

Rinderbestattungen finden sich in der Osthälfte des heutigen Deutschlands zwischen der Ostsee und dem Erzgebirge. Das Skelett von Penkun, Lkr. Uecker-Randow stammt aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Rinderbestattungen von Buchow-Karpzow und vom Gallberg bei Zachow im Kreis Nauen liegen in Brandenburg und sind der Havelländischen Kultur zuzuweisen. In Sachsen-Anhalt gibt es Funde in Altranstädt, Derenburg-Löwenberg, Oschersleben und Weideroda-Zauschwitz. In Sachsen sind Rinderbestattungen z. B. aus Dölkau, Plotha, Schönebeck und Stobra bekannt.

Die typische Radgröße der aus dieser Zeit erhaltenen Holzräder paßt ebenso zu den vorgefundenen Befunden des quadratischen Teiles der Steinhaufengräber wie der typische Räderabstand. Letzterer ist aus archäologisch ergrabenen, erhaltenen Wagenrillen bekannt. Schlußfolgerung: Hier wurde auf einem zweirädrigen Rinderwagen, der typisch ist für jene Zeit, jeweils eine Person bestattet, ehrenvoll. Ihr wurden diverse Beigaben, oft Keramik, oft auch eine Steinaxt beigelegt.

Straßen und Hügelgräber in der Bronzezeit

Seit vielen Jahrzehnten ist bekannt, daß Hügelgräber in der Bronzezeit häufig entlang von Straßen hintereinander gereiht nach und nach errichtet worden sind. Besonders gern auf beiden Seiten von Furten und Flußübergängen. (Neuerdings ist dies auch sehr schön zu beobachten auf dem an einer Furt gelegenen spätbronzezeitlichen Schlachtfeld im Tollensetal [GA-j 2008] in Mecklenburg.) Diesen Umstand stellen die Forscher auch für die spätneolithischen Rinderwagen-Gräber fest (1).

Abb. 4: Die Geographische Ausrichtung repräsentativer Rinderwagen-Gräber-"Prozessionen"
in Norddänemark: nach Osten und nach Norden, nie nach Westen
(aus: 1)

Sie sind an den gleichen historischen Straßenverläufen entlang aufgereiht, an denen die späteren bronzezeitlichen Hügelgräber auch liegen. Damit sind die Rinderwagen-Gräber - und wohl nicht nur in dieser Region - die Vorläufer-Grabform der Hügelgräber. Mehrmals hat man zwischen ihnen auch noch die zeitgleichen Wagenrillen der befahrenen Wege finden können.

Auffällig ist weiterhin, daß die Rinderwagen-Gräber häufig hintereinander angeordnet sind - wie bei einer Wagenprozession. Sie "fahren" alle - wie im obigen Wikipedia-Zitat schon anklang - in die gleiche Richtung. Also entweder ziehen sie in Richtung Osten oder in Richtung Norden (s. Abb. 4). Es wäre denkbar, daß hinter dem Rinderwagen-Grab des Vaters drei Jahrzehnte später das des Sohnes und noch später das des Enkels angelegt worden ist. Vielleicht auch von anderen Verwandten oder von Nachbarn. Gelegentlich findet sich auch eine Anordnung von drei Rinderwagen-Gräbern nebeneinander.

Abb. 5: Die Gegend von Vroue Hede liegt im Zentrum des Verbreitungsgebietes der Steinhaufengräber. Die Steinhaufengräber "defilieren" hier an einem Megalithgrab (länglicher Kreis) der frühen Trichterbecherzeit vorbei (aus: 1).

Als Gräber ziehen diese Gespanne nie nach Westen, sondern in der Regel nach Osten, Nord- oder Südosten. Also der aufgehenden Sonne entgegen. Zusammen mit den übrigen archäologischen Gegebenheiten erschließt sich aus der räumliche Anordnung der Gräber das Szenario eines - vielleicht jährlichen - Zeremoniells der Ahnenverehrung. Dies wird in den Abbildungen 5 und 6 sehr gut deutlich.

Der räumliche Bezug der Rinderwagengräber entlang von Straßen, die auch an Gräbern der frühen Trichterbecherzeit entlang führen, deutet stark auf Jahrhunderte lange religiös-staatlich-rituelle Traditionen an diesen Orten hin. Diese scheinen in der Hügelgräberzeit weiter geführt worden zu sein.

Abb. 6: Die Gegend von Herup wenige Kilometer von Vroue Hede entfernt. Auch hier "defilieren" die Steinhaufengräber an zwei Gräbern aus der frühen Trichterbecherzeit vorbei ("e", keine Megalithgräber). Außerdem an drei zeitgleich errichteten und genutzten "Kulthäusern" ("c"), die alle zur Straße hin geöffnet sind, und vor denen in Feuern verschiedene Gebrauchsgegenstände gebrannt haben (aus: 1)

Diese zeremonielle "Gräber-Straße" liegt von der nächsten Wohngegend am Fluß (Abb. 6, Dreiecke) etwa 300 Meter entfernt. In der Bronzezeit ist diese Wohngegend ebenfalls beibehalten worden.

Wenige Kilometer entfernt findet sich eine "Gräberstraße", an der sowohl am Nord- wie am Südrand zur Straße hin offene Kulthäuser gestanden haben, vor denen - möglicherweise anläßlich von Zeremonien, Umzügen - Feuer gebrannt haben.

Wir hatten hier auf dem Blog schon vor einem Jahr eine Darstellung von Streitwagen eingestellt, die von Rindern gezogen wurde. Sie stellt eine Landschlacht im Jahr 1176 v. Ztr. in Ägypten gegen die "Seevölker" dar (Abb. 7).

Abb. 7: Verteidigung Ägyptens durch von Rindern gezogene Streitwagen - Wandrelief von Medinet Habu, 1176 v. Ztr.

Eindrucksvolles archäologisches Anschauungsmaterial für Gräber als Streitwagen-Prozessionen - in diesem Fall allerdings solchen, die von Pferden gezogen werden - findet sich auch für das bronzezeitliche China der frühen Zhou-Dynastie (1045-256 B.C.) (Wiki) (s. Abb. 8).

Abb. 8: Eastern Zhou Royal Horse and Chariot Pits (1045-256 B.C.), Museum of Luoyang (Fotograf: Aberlin, Wiki)

Die Zusammenschau dieser neuen Erkenntnisse drängt das Bild einer fast "staatliche" Funktionen aufweisenden Rinderwagen-"Prozession" entlang von Ahnengräbern auf. 

Man möchte fast denken, daß auch schon solche Gesellschaften des europäischen Spätneolithikums ein Steuer- und Abgabensystem gekannt haben müssen mit zentralen Fürstentümern oder gar Königen.

Ähnliche Verhältnisse in der Magdeburger Börde

Ergänzung 1.4.24: Die diesjährigen Ergebnisse von Grabungen südwestlich von Magdeburg an der Elbe in einem dort neu erschlossenen Gewerbegebiet scheinen in vielem zu erinnern an die Ergebnisse der dänischen Studie von 2010. Auch hier ging die Trichterbecher-Kultur - in Form ihrer Untergruppe, der Baalberger Kultur (Wiki) - der Kugelamphoren-Kultur voraus. Wir lesen (IdW2024):

Während der Baalberger Kultur (4100-3600 v. Chr.) waren in der mittleren Jungsteinzeit im Abstand von nur 200 m zueinander zwei große trapezförmige Totenhütten aus Holz von 20 beziehungsweise 30 Meter Länge errichtet worden. Beide waren zweifelsfrei mit viel Erdmaterial überdeckt gewesen, vermutlich waren sie regelrecht überhügelt und dominierten die Landschaft.
Der dazwischen liegende Korridor war rund tausend Jahre später, während der Zeit der Kugelamphorenkultur (3300-2800 v. Chr.), wohl ein Prozessionsweg. An diesem Weg liegen paarweise Niederlegungen von jungen, 2-3 Jahre alten Rindern. In einem Fall war vor den Rinderbestattungen das Grab eines 35 bis 40 Jahre alten Mannes angelegt worden. Es ergibt sich das Bild eines Fuhrwerks mit Lenker oder auch eines von Rindern gezogenen Pfluges, Inszenierungen, die bereits von anderen älteren und zeitgleichen Bestattungen bekannt sind. Sie versinnbildlichen, daß man den Göttern hier mit den Rindern den wichtigsten Besitz, die Sicherung der eigenen Lebensgrundlage, dargebracht hatte.

Die Ausgräber äußern sich in der Interpretation noch sehr zurückhaltend, machen fast den Eindruck, als ob sie noch kein deutliches Bewußtsein hätten von den Forschungen schon des Jahres 2010 in Dänemark. Derselbe eben geschilderte Sachverhalt wird in der Zusammenfassung von ihnen folgendermaßen benannt (IdW2024):

Zwei etwa 6000 Jahre alte monumentale und ehemals überhügelte Totenhütten, die jeweils mehrere Bestattungen enthielten, lagen in 200 m Entfernung zueinander. Die Landschaft blieb für die vorgeschichtlichen Menschen offenbar wichtig. Rund 1000 Jahre später wurde der dazwischen liegende Korridor als Prozessionsweg genutzt, an dem Rinder niedergelegt und auch Menschen bestattet wurden.

Auch für einer Weiternutzung des Areals durch die Anlage von Grabhügeln durch die Schnurkeramiker wird berichtet. Drängt sich hier womöglich ein Muster auf, nämlich daß nachfolgende ("erobernde") Kulturen jeweils die heiligen Stätten und Begräbnisanlagen der vorhergehenden Kultur weiter achten und nutzen? Hat es schon in der Trichterbecher-Kultur Prozessionen vor den monumentalen Totenhütten gegeben, womöglich noch zu Fuß? (Ende Ergänzung)  

Rinderwagen heute: Beliebte Postkartenmotive

Mit der Bildersuche im Internet kann man schnell feststellen, daß der traditionelle Ochsenwagen noch heute ein sehr beliebtes Postkarten- und Kalender-Motiv darstellt (siehe Suchworten wie "Ochsenwagen", "Ochsenkarren", "Bullock cart", "Ox cart"; s.a.: Wikip., engl..). 

Diese Beliebtheit rührt sicherlich daher, daß sich in dieser Fortbewegungsart eine so ganz andere Zeitepoche widerspiegelt, eine Epoche mit einer ganz anderen "Zeittaktung" und einem ganz anderen Lebensgefühl. Der Ochsenwagen ist geradezu "Symbol" für eine völlig andere, vergangene Art des Lebens (Beispiele: a, b, c, d, e, f, g). Man gerät in eine Bilderwelt, die in Europa schon seit mindesten hundert Jahren nicht mehr Wirklichkeit ist (a). 

In anderen Kulturen jedoch - vor allem in Südostasien - haben sich Ochsenwagen offenbar bis heute erhalten. Und das in vielen Aspekten sogar sehr ursprünglich (Beispiele: a, b, c, d, e) (s.a. a). Vor allem die südostasiatischen Kulturen - u.a. Indien und Burma - machen um dieses Umstandes willen neugierig. Kann man in ihnen noch manches finden über die Lebensweise in den vorindogermanischen und frühindogermanischen Kulturen Europas (vor Einführung des Pferde-gezogenen Streitwagens ab 2.200 v. Ztr.)? 

Abb. 9: Postkarten-Motiv aus Südostasien

Durch den römischen Geschichtsschreiber Tacitus wissen wir, daß die Germanen eine Statue ihrer Frühjahrsgöttin Nerthus auf Rinder-gezogenen Wagen in einem zeremoniellen Frühjahrs-Umzug, einer Prozession, im Land herumgeführt haben, um die Felder zu segnen.

Der Rinder-gezogene Wagen hat also auch noch bei den Germanen eine große zeremonielle, religiöse Bedeutung. Es sei auch erinnert an den "Sonnenwagen von Trundholm". Durch die Forschungen rund um Stonehenge (2) und an vielen anderen Orten in England, Europa und weltweit wissen wir von vielen Meter breiten und vielen hundert Meter langen "Zeremonial-Straßen", die zu Gräbern führen oder die von Gräbern begleitet werden, die zu Versammlungsorten, heiligen, geweihten Bezirken und anderem hinleiten.

Durch Rad und Wagen kommt eine neue Dynamik in die Geschichte (3.700 v. Ztr.)

Wahrscheinlich wurden Rinder als Zugtiere schon in der ersten Bauernkultur Europas, in der bandkeramischen Kultur, seit 5.500 v. Ztr. eingesetzt. So etwa vor Pflügen oder vor Schlitten. Wagenräder als Grabgut kennt die "Majkop-Kultur" am Westkaukasus schon zwischen 3.700 und 3.000 v. Ztr.. In einer Grabanlage in Norddeutschland finden sich Wagenspuren aus der Zeit um 3.500 v. Ztr.. Ebenso gibt es weitere bildliche Wagendarstellungen in Mitteldeutschland aus dieser Zeit (vor allem Steinkammergrab von Züschen) (9, 10). Mit diesen anfangs noch sehr schlichten, Rinder-gezogenen Wagen begann, so darf man annehmen, eine neue Epoche in der Menschheitsgeschichte.

Die neue Studie läßt sogar die Vermutung verschiedener Forscher anklingen (1, S. 31f), daß die parallelen Erscheinungen von Wagengräbern zwischen Westkaukasus und Norddänemark ähnlich wie die nachfolgende Ausbreitung der Indogermanen mit ihrer Kultur Pferde-gezogener Streitwagen auf großflächigen kulturellen oder sogar bevölkerungsmäßigen Ausbreitungsbewegungen beruhen könnte.

Abb. 10: Ochsengespann in Cantal, Zentralfrankreich (Wiki)

Wenig Schwierigkeiten wird man haben, sich Kulturen, in denen der Rinder-gezogene Wagen eine größere Rolle spielt, in einer Komplexität vorzustellen, die denen der vormodernen indischen oder südostasiatischen Fürstentümer und Königreiche nahekommt. Zumal wenn man zugleich auch noch von einer verbreiteten kultischen Bedeutung von Prozessionen einzelner oder vieler Rinder-gezogener Wagen erfährt.

Von der "Rinderwagen-" zur "Streitwagenkultur"

Zahlreiche und immer neue Hinweise auf rindergezogene Wagen finden sich insbesondere für die mittel- und osteuropäische Kugelamphorenkultur (Wiki), die in der Übergangszeit vom Spätneolithikum zur Bronzezeit angesiedelt ist, nämlich der Kupferzeit (Wiki) (im Sinne von Jan Lichardus, Saarbrücken). In Spanien entstand zu dieser Zeit in Los Millares (Wiki, engl.) schon eine der ersten Städte auf dem europäischen Kontinent. Eine ähnlich reiche Kultur fand sich in Warna in Bulgarien (Wiki). Davon, daß in dieser Zeit auch in Sumer und Ägypten die ersten Großreiche und "Hochkulturen" der Menschheit entstehen mit Schriftkultur, war schon die Rede.

/ Es ist jene Epoche, bevor die osteuropäischen Schnurkeramiker - nach Marija Gimbutas also die Indogermanen - mit ihrer Streitwagen-Kultur eine gegenüber der Rinderwagen-Kultur noch einmal gesteigerte Dynamik in die Weltgeschichte gebracht haben. - Korrektur 24.9.23: Das ist eine inzwischen veraltete Annahme. Schon ab 4.500 v. Ztr. haben sich die Indogermanen von der Mittleren Wolga bis zum Kaukasus und bis an die Donau nach Ungarn hinein ausgebreitet - und zwar zu Fuß, ohne Wagen! Der Pferde-gezogene Wagen spielte erst viel später, nämlich ab 2.200 v. Ztr. eine Rolle. / 

Schon die die Pferde-Kultur vorbereitende Kultur von Rinder-gezogenen Wagen scheint eine größere Dynamik und wirtschaftliche Komplexität mit sich gebracht zu haben, als solche den Fußgänger-dominierten Epochen zuvor hatte innewohnen können. Der Rinder-gezogene Wagen breitete sich vergleichsweise zügig nicht nur über ganz Osteuropa und bis nach Hessen hinein aus (Wartbergkultur mit Steinkammergrab von Züschen und seiner berühmten Wagendarstellung) (9, 10), sondern sogar - wie wir hier sehen - bis in die Nordspitze Jütlands.

Abb. 11: Weinhändler auf Ochsenkarren - Relief auf einem römischem Grabstein im Kreuzgang des Augsburger Doms, 2./3. Jhdt. n. Ztr. (s.a. Wiki, Wiki, Bunteseite, Electrum, Komoot)

Von der Atlantikküste bis nach Korea, von Skandinavien bis nach Persien und ins Zweistromland kennen wir bis in die keltische Zeit hinein die Sitte, daß sich Fürsten zusammen mit ihren Streitwagen, oft auch mit ihren Pferden in prächtigen Gräbern haben bestatten lassen.

Kann von einem "staatenbildenden" Charakter des Rinder-gezogenen Wagens gesprochen werden?

Ersetzt man in Gedanken einmal das schnellere Pferd und den leichteren Pferdewagen unserer von historischen Romanen und Filmen geprägten Vorstellungswelten durch das Rind und den Rinder-gezogenen Wagen, so mag einem deutlich werden, daß auch in dieser urtümlicheren Fortbewegungsweise manches Imposante, Eindrucksvolle enthalten sein mag.

Abb. 12: Frauen ziehen auf Ochsenwagen aus einer eingenommenen Stadt ab - Eindrucksvolles Wandrelief im Palast des neu-assyrischen Königs Tiglathpileser III (etwa 745-725 v. Ztr.), heute Britisches Museum, London (Wiki) - Das erste Auftreten von Rinderwagen und die früheste Staatenbildung im europäischen Mittelneolithikum scheinen parallel gegangen zu sein (Fotograf: Osama Shukir Muhammed Amin FRCP (Glasg))

Ja, Prozessionen und Völkerwanderungen, "Trecks" mit vielen hunderten von Rinder-gezogenen Wagen, diesmal aber nicht begleitet und beschützt von Reitern auf Pferden müssen in früheren Zeiten ein zugleich viel friedlicheres aber doch auch stolzes Bild abgegeben haben. Imposanter vielleicht als wir uns das heute noch vorstellen können.

* * *

2. Was kam danach? - Älteste Funde von domestizierten Pferden in Deutschland (3.500 2.200 v. Ztr.)

Das Pferd folgte mehr als eintausend Jahre nach der Einführung des Rinderwagens in der Menschheitsgeschichte als Zugtier nach (a, b, c) (12-16). Offenbar hatte ihm das Rind auf den von ihm ausgetretenen Wegen und Straßen "den Weg gebahnt". Es werden hier also Zeichen höherer gesellschaftlicher Komplexität deutlich, denen in anderem Zusammenhang noch einmal genauer nachzugehen wäre. Zu diesem Thema gibt es übrigens auch ein Schwerpunktprogramm der "Deutschen Forschungsgemeinschaft", sowie auch sonst zahlreiche weitere wissenschaftliche Neuerscheinungen.

Ergänzung 2.11.21: Nach neuesten archäogenetischen Untersuchungen stammen unsere heutigen domestizierten Pferde weltweit alle von Pferden ab, die um 2.200 v. Ztr. an den Unterläufen von Wolga und Don gelebt haben. Die Pferde, die weltweit davor gelebt haben, waren - aller Vermutung nach - Wildpferde (18) (noch nicht ganz auszuschließen ist wohl, daß sie zuvor auch als Herdentiere gehalten worden sein können).

Der domestizierte Esel und der "Streit-Esel" gingen dem Pferd voraus (3.000 v. Ztr.)

Ergänzung 16.1.2022: Über den Esel ist zu erfahren (Wiki):

Schon 4000 v. Chr. hat man im Niltal Ägyptens den nubischen Wildesel zum Haustier gemacht. In Mesopotamien erfolgte die Domestikation kurz darauf. 

Beziehungsweise (Wiki):

Reste von domestizierten Eseln, die auf das vierte Jahrtausend v. Ztr. datieren, sind in Ma'adi im Unteren Ägypten gefunden worden. ... Zunächst als Lastentier, um die Mobilität von Herdenhalter-Kulturen zu erhöhen ... Zwischen 2.675 und 2.565 v. Ztr. besaßen wohlhabende Angehörige der Gesellschaft über tausend Esel, die für den Ackerbau, zum Melken, zur Fleischgewinnung und als Lastentiere genutzt wurden.
Remains of domestic donkeys dating to the fourth millennium BC have been found in Ma'adi in Lower Egypt, and it is believed that the domestication of the donkey was accomplished long after the domestication of cattle, sheep and goats in the seventh and eighth millennia BC. Donkeys were probably first domesticated by pastoral people in Nubia, and they supplanted the ox as the chief pack animal of that culture. The domestication of donkeys served to increase the mobility of pastoral cultures, having the advantage over ruminants of not needing time to chew their cud, and were vital in the development of long-distance trade across Egypt. In the Dynasty IV era of Egypt, between 2675 and 2565 BC, wealthy members of society were known to own over 1,000 donkeys, employed in agriculture, as dairy and meat animals and as pack animals. In 2003, the tomb of either King Narmer or King Hor-Aha (two of the first Egyptian pharaohs) was excavated and the skeletons of ten donkeys were found buried in a manner usually used with high ranking humans. These burials show the importance of donkeys to the early Egyptian state and its ruler. By the end of the fourth millennium BC, the donkey had spread to Southwest Asia, and the main breeding centre had shifted to Mesopotamia by 1800 BC.

In dieser Zeit gab es große weiße Reitesel, für die Damaskus berühmt war, während Züchter in Syrien mindestens drei andere Rassen züchteten, einschließlich einer, die von Frauen bevorzugt wurden wegen ihrer leichten Gangart. Für diese Zeit werden unterschiedliche Rassen von Eseln genannt (Wiki):

The breeding of large, white riding asses made Damascus famous, while Syrian breeders developed at least three other breeds, including one preferred by women for its easy gait. The Muscat or Yemen ass was developed in Arabia. By the second millennium BC, the donkey was brought to Europe, possibly at the same time as viticulture was introduced, as the donkey is associated with the Syrian god of wine, Dionysus. Greeks spread both of these to many of their colonies, including those in what are now Italy, France and Spain; Romans dispersed them throughout their empire.

In Kagar (Tell Brak) in Nordmesopotamien wurden um 3.000 v. Ztr. "Kunga" gezüchtet, das sind "Streit-Esel", die vierrädrige Streitwagen zogen (Abb. 12). Hierzu wurden Hausesel (die genetisch zur heute noch fortexistierenden Gruppe der "Afrikanischen Esel" gehörten) mit Wildeseln gekreuzt (die genetisch zur heute ausgestorbenen Gruppe der "Syrischen Wildesel" gehörten) (19)

Abb. 13: Urtümliche, schwerfällige Scheibenräder - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), einem Holzkasten aus einem Königsgrab in Ur, um 2.500 v. Ztr.

Die entstandenen Tiere haben Eigenschaften gehabt, die sie zu angesehenen, prestige-trächtigen Zugtieren machten (Abb. 12). Sie waren zwar unfruchtbar, galten aber als sehr wertvoll. Da sich von Nordmesopotamien aus viele kulturelle Einflüsse auf die reiche Maykop-Kultur nördlich des Kaukasus auswirkten, wird es nicht unwahrscheinlich sein, daß die dortige Domestizierung unseres heutigen Hauspferdes zunächst zum Zugtier von zweirädrigen Streitwagen (um 2.200 v. Ztr.) ihre Anregung von Nordmesopotamien heraus erhalten hat in Form dieser Streit-Esel (St. gen. 2021).

Abb. 14: Menschen mit Traggestellen, Säcken und Weidetieren treten vor den Herrscher und bringen ihr Ablieferungssoll - alles zu Fuß - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), 2.500 v. Ztr.

Noch über lange Jahrhunderte hinweg dürfte aber der Besitz von Zugtieren und Wagen auf eine kleine Schicht wohlhabenderer Menschen beschränkt gewesen sein. Jener berühmte Holzkasten, genannt "Standarte von Ur" (Wiki) aus der Zeit um 2.500 v. Ztr. besitzt eine Seite, auf der die Taten des Herrschers im Krieg dargestellt sind und eine Seite, auf der die Taten des Herrschers im Frieden dargestellt sind. Auf der ersten Seite finden sich Streitesel-Wagen mit Rädern, auf der anderen Seite zwar Rinder - aber die Menschen gehen alle zu Fuß (Abb. 13).

Abb. 15: Mann mit Rückentrage - Darstellung auf der "Standarte von Ur" (Wiki), 2.500 v. Ztr.

Insbesondere die Menschen mit Traggestellen geben einen Eindruck von der vorherrschenden Fortbewegungsweise des Menschen vor Erfindung des Rades (Abb. 14).

3. Was war davor? - Feuerstein-Handelsstraße von Kehlheim nach Prag (4.900-4.600 v. Ztr.)

Indem wir uns Fernhandelswege vorstellen, befahren von Rinder-gezogenen Wagen, stellt sich uns zugleich auch die Frage, wie man sich Fernhandelswege eigentlich in der Epoche davor vorstellen muß.

Denn schon in der Zeit der Bandkeramik hat es ja über mehrere hundert Kilometer reichende wirtschaftliche Austauschbeziehungen zwischen verschiedenen Regionen gegbeben, über die Rohstoffe wie etwa Feuerstein bezogen worden sind. Der Archäologe Alexander Binsteiner erforscht diese "ältesten Handelswege Europas" seit vielen Jahren (vgl. etwa Mittelbayr., 5.3.10):

Das neolithische Feuersteinbergwerk in Abensberg/Arnhofen ist das bedeutendste seiner Art in Europa. (...)
Die Feuersteinstraße zwischen Bayern und Böhmen ist der älteste nachgewiesene Handelsweg Europas. Er verläuft aus dem jungsteinzeitlichen Feuersteinbergwerk von Arnhofen (nahe Abensberg, Lkr. Kelheim) auf der Donau ins Regental und über den Böhmerwald in die steinzeitlichen Siedlungsräume um Pilsen bis nach Prag. Erste Begehungen fallen bereits in das 6. vorchristliche Jahrtausend; die Hochphase der Handelsroute liegt im Zeitraum von etwa 4900 bis 4600 v. Chr.
Die Route durch das Regental ist mit über 60 Fundstellen im Uferbereich des Regen belegt. Zwischen Bayern und Böhmen wurden nachweislich große Mengen an den hochwertigen Jurahornsteinen (Feuerstein) des Arnhofener Abbaugebietes gehandelt. Der große Bedarf an Feuersteinrohstoffen zur Herstellung schneidender Geräte und Waffen wurde in den steinzeitlichen Siedlungen um Pilsen und Prag bis zu 60 Prozent aus der bayerischen Mine gedeckt. (...)
Die Entdeckung der Feuersteinstraße nach Böhmen ist das Resultat einer langen Reihe von Forschungsarbeiten, die bereits während des Ötzi-Projektes an der Universität Innsbruck begannen. Hier konnte erstmals eine Direktverbindung aus den Lessinischen Bergen nördlich von Verona über den Alpenhauptkamm in das nördliche Alpenvorland (Schweiz, Bayern, Oberösterreich) für das vierte vorchristliche Jahrtausend nachgewiesen werden. Auf dieser sogenannten Kupferstraße, auf der auch Ötzi unterwegs war, als er starb, gelangten hochwertige Feuersteine aus den Monti Lessini nach Norden. Im Gegenzug transportierten die Zeitgenossen des Eismannes Kupfer aus den Lagerstätten Tirols und des Salzkammergutes nach „Italien“. Diese Untersuchungen gaben den eigentlichen Impuls für die nachfolgenden Arbeiten an der älteren Feuersteinstraße des fünften und sechsten Jahrtausends v. Chr.
Heute wird das Modell der Feuersteinstraße auf zahlreiche weitere Verbindungen in der Steinzeit angewendet, so z.B. bei der Donauroute der Bandkeramiker, die auf der Donaulinie unsere Region vor über 7000 Jahren besiedelten. Erste Spuren der Feuersteinstraße nach Böhmen gehen auf diese Zeit der Bandkeramiker zurück.

Man wird sich diese Handelswege als vielbegangene Wege vorstellen müssen, auf denen Menschen, vielleicht so wie in vielen Regionen Afrikas noch heute, Lasten über viele Kilometer hinweg zu Fuß getragen haben. Gerne auch in "Kiepen" wie der "Ötzi". Vielleicht hat man sie auch schon auf Schlitten von Rindern ziehen lassen. So ging das annähernd 2.000 Jahre lang, bis die bedeutende Innovation des Rinder-gezogenen Wagens eine größere Dynamik in die Welt- und Wirtschaftsgeschichte gebracht hat.

Ergänzung, 20.6.2020: Die Erkenntnisse, die sich in den hier referierten Forschungen andeuten, haben inzwischen deutlich schärfere Konturen erhalten. Königreiche, Dynastien, Hochadel, Städte und Fernhandel scheint es über ganz Europa hinweg schon im Mittelneolithikum gegeben zu haben (17).

Der Königswagen des Gilgamesch, von "Streit-Eseln" gezogen

Ergänzung 26.6.2021: Soweit übersehbar, ist der einzige prächtige, geschmückte Königs-Wagen, der im berühmten, eindrucksvollen, etwa um 800 v. Ztr. nieder geschriebenen - aber nach der Forschung viele Jahrhunderte älteren - babylonischen Gilgamesch-Epos (Wiki) erwähnt wird, ein Wagen, der von Mauleseln gezogen wird (Text)! Und doch ist er bestimmt für den "Held der Helden", für Gilgamesch. Dies zeigt, daß die bronzezeitliche babylonische Kultur des Zweistromlandes ursprünglich eine ganz andere Kriegstechnik kannte. Vielleicht ist auch an diesem Umstand ablesbar, wie alt das Epos sein muß und wie zuverlässig sein Inhalt - schriftlich - überliefert worden ist. Zugleich ist zu erfahren (Wiki):

Wurden von den Sumerern im 3. Jahrtausend v. Chr. noch schwere zwei- oder vierrädrige Wagen mit Scheibenrädern eingesetzt, so wurden ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. zweirädrige Streitwagen mit Speichenrädern genutzt. Sie waren bis etwa zum 5. Jahrhundert v. Chr. allgemein verbreitet.

Auch dies wird man als einen Hinweis darauf gelten lassen dürfen, daß das Gilgamesch-Epos deutlich älter ist als die Ilias, nämlich daß es - wohlgemerkt: in präziser schriftlicher Überlieferung - aus dem 3. Jahrtausend v. Ztr. überliefert worden ist. Der von Pferden gezogene Streitwagen kam erst ab 1700 v. Ztr. mit den Hyksos nach Ägypten und mit den Mittanni nach Sumer (Wiki).



/ Textlich - nicht inhaltlich
 - stark umgearbeitet, 1.5.2011
Ergänzungen: 2021, 16.1.22, 24.10.22 /

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  1. Johannsen, N., & Laursen, S. (2010). Routes and Wheeled Transport in Late 4th–Early 3rd Millennium Funerary Customs of the Jutland Peninsula: Regional Evidence and European Context Praehistorische Zeitschrift, 85 (1), 15-58 DOI: 10.1515/PZ.2010.004
  2. Bading, Ingo: 2.600 / 2.300 v. Ztr. - Die Stadt von Stonehenge. Studium generale - Research Blogging, 13.5.2010
  3. Bading, Ingo: 4.100 v. Ztr.: Die modernen Nordeuropäer entstehen in Ostholstein. Studium generale, 18.11.2009
  4. Bading, Ingo: 3.100 v. Ztr.: Mecklenburger Jäger und Fischer tragen einige den Bandkeramiker-Genen verwandte Gene in sich. Studium generale - Research Blogging, 13.5.2010 
  5. Gladilin, Wladislav: Die Felsbilder der Kamennaja Mogila in der Ukraine. In: Jahrbuch für prähistorische und ethnografische Kunst 22, 1966/67, S. 82 - 92
  6. Häusler, Alexander: Zur ältesten Geschichte von Rad und Wagen im nordpontischen Raum. In: Ethnogr.-Archäol. Z. 22/1981, S. 581 - 647
  7. Häusler, Alexander: Neue Belege zur Geschichte von Rad und Wagen im nordponitschen Raum. In: Ethnogr.-Archäol. Z. 25/1984, S. 629 - 682
  8. Treue, Wilhelm (Hg.): Achse, Rad und Wagen. Fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschichte. Göttingen 1986
  9. Günther, Klaus: Neolithische Bildzeichen an einem ehemaligen Megalithgrab bei Warburg, Kreis Höxter (Westfalen). In: Germania 68/1990, S. 39 - 65
  10. Günther, Klaus: Ein Großsteingrab mit Bildzeichen bei Warburg. In: Hellenkemper u.a. (Hg.): Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Köln 1990, S. 143 - 148
  11. Schlichtherle, Helmut: Prähistorische Siedlungen, Bohlenwege und Fischfanganlagen - Fortschritte der archäologischen Federseeforschung, Denkmalpflege Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt, 2002, Heft 3, S. 115 - 121 (freies pdf.)
  12. Priglmeier, Katja: Bronzezeitlicher Transport mit Pferd und Wagen in Mitteleuropa. In: Mühldorfer, B.; Zeitler, J. P.: Mykene, Nürnberg, Stonehenge. Handel und Austausch in der Bronzezeit. Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.. VKA-Verlag, Fürth 2000, S. 67 - 74
  13. Eberl, Ulrich: Die galoppierende Kultur-Revolution. Das Pferd und der Streitwagen. In: Bild der Wissenschaft, 8/2001, S. 82 - 87
  14. Mansfeld, Günter: Der Tqisbolo-gora. Eine Siedlungsgrabung als georgisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt in der Republik Georgien. In: Antike Welt, 27/1996, S. 365 - 380.
  15. Bertram, Jan-Krzysztof: Seasonal sites and structured systems. Aspects of the settlement organization in the Iori-Alazani-Region in the 2nd/early 1st millenium BCE (Tqisbolo-gora, Didi Gora, Udabno). Vortrag auf der Tagung "Mountain and Valleys. A Symposion on Highland/Lowland Interaction in the Bronze Age settlement systems of Eastern Anatolia, Transcaucasia and Northwestern Iran". Van, Türkei, Augst 2004.
  16. Bertram, Jan-Krzysztof: Didi Gora und Udabno. Die Ausgrabung am Didi Gora. Auf: Netzseite des Instituts für Ur- und Frühgeschichte, Tübingen, 10.12.2004, bzw. --> hier. [16.1.2010]
  17. https://studgendeutsch.blogspot.com/2020/05/die-hausmaus-breitete-sie-sich-mit-dem.html
  18. Bading, Ingo: Unsere Pferde stammen von Don und Wolga, 2.200 v. Ztr, 2021, https://studgendeutsch.blogspot.com/2021/10/unsere-pferde-sie-stammen-von-don-und.html 
  19. The genetic identity of the earliest human-made hybrid animals, the kungas of Syro-Mesopotamia. E. Andrew Bennett (...) Eva-Maria Geigl. Science Advances, 14 Jan 2022, Vol 8, Issue 2, https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.abm0218

1 Kommentar:

  1. Die diesjährigen Ergebnisse von Grabungen südwestlich von Magdeburg an der Elbe in einem dort neu erschlossenen Gewerbegebiet scheinen in vielem zu erinnern an die Ergebnisse der dänischen Studie von 2010. Auch hier ging die Trichterbecher-Kultur - in Form ihrer Untergruppe, der Baalberger Kultur (Wiki) - der Kugelamphoren-Kultur voraus. Wir lesen (IdW2024, https://idw-online.de/de/news830367):

    "Während der Baalberger Kultur (4100-3600 v. Chr.) waren in der mittleren Jungsteinzeit im Abstand von nur 200 m zueinander zwei große trapezförmige Totenhütten aus Holz von 20 beziehungsweise 30 Meter Länge errichtet worden. Beide waren zweifelsfrei mit viel Erdmaterial überdeckt gewesen, vermutlich waren sie regelrecht überhügelt und dominierten die Landschaft.
    Der dazwischen liegende Korridor war rund tausend Jahre später, während der Zeit der Kugelamphorenkultur (3300-2800 v. Chr.), wohl ein Prozessionsweg. An diesem Weg liegen paarweise Niederlegungen von jungen, 2-3 Jahre alten Rindern. In einem Fall war vor den Rinderbestattungen das Grab eines 35 bis 40 Jahre alten Mannes angelegt worden. Es ergibt sich das Bild eines Fuhrwerks mit Lenker oder auch eines von Rindern gezogenen Pfluges, Inszenierungen, die bereits von anderen älteren und zeitgleichen Bestattungen bekannt sind. Sie versinnbildlichen, daß man den Göttern hier mit den Rindern den wichtigsten Besitz, die Sicherung der eigenen Lebensgrundlage, dargebracht hatte."

    Die Ausgräber äußern sich in der Interpretation noch sehr zurückhaltend, machen fast den Eindruck, als ob sie noch kein deutliches Bewußtsein hätten von den Forschungen schon des Jahres 2010 in Dänemark. Derselbe eben geschilderte Sachverhalt wird in der Zusammenfassung von ihnen folgendermaßen benannt (IdW2024):

    "Zwei etwa 6000 Jahre alte monumentale und ehemals überhügelte Totenhütten, die jeweils mehrere Bestattungen enthielten, lagen in 200 m Entfernung zueinander. Die Landschaft blieb für die vorgeschichtlichen Menschen offenbar wichtig. Rund 1000 Jahre später wurde der dazwischen liegende Korridor als Prozessionsweg genutzt, an dem Rinder niedergelegt und auch Menschen bestattet wurden."

    Auch für einer Weiternutzung des Areals durch die Anlage von Grabhügeln durch die Schnurkeramiker wird berichtet. Drängt sich hier womöglich ein Muster auf, nämlich daß nachfolgende ("erobernde") Kulturen jeweils die heiligen Stätten und Begräbnisanlagen der vorhergehenden Kultur weiter achten und nutzen? Hat es schon in der Trichterbecher-Kultur Prozessionen vor den monumentalen Totenhütten gegeben, womöglich noch zu Fuß?

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