Donnerstag, 29. Mai 2008

Zur Moderation des Gespräches zwischen Theologen und Naturwissenschaft

Die „Templeton Foundation“ möchte das Gespräch zwischen Theologen, Religionswissenschaftlern, Philosophen und Naturwissenschaftlern über alle Fragestellungen im Übergangsfeld von Theologie und Naturwissenschaft fördern. Wenn man das tut, sollte man, um den Überblick für alle Gesprächsteilnehmer zu behalten und um auch den Gesprächsteilnehmern selbst die eigene Positionierung innerhalb des Gesamtzusammenhangs der Diskussion zu erleichtern, zunächst einmal versuchen, klar zu stellen, welche verschiedenen Themenbereiche hier derzeit überhaupt alle behandelt werden können und deshalb auch behandelt werden sollten.

Man hatte auf dem deutschen Workshop der „Templeton Foundation“ in Frankfurt und Gießen den Eindruck, dass manche Gesprächsteilnehmer jeweils nur ihr eigenes, sehr beschränktes Segment (z.B. in der Religionswissenschaft oder in der Evolutionären Psychologie) beherrschen und deshalb natürlich schon zwangsläufig Mühe haben müssen, Beziehungen herzustellen zu anderen Diskussionsbereichen. Bzw.: Sie machten (sich und) anderen oft gar nicht bewusst, welche Position sie selbst eigentlich vertraten im Verhältnis zu anderen Positionen im Gesamtzusammenhang der Diskussion zwischen Naturwissenschaft und Theologie.

Hier gäbe es die Aufgabe für eine Moderation des Gespräches. Es gäbe die Aufgabe, mehr Strukturen vorzugeben bei der Erörterung der vielfältigen Fragestellungen. Eine solche Moderation müsste natürlich selbst schon etwas mehr über einen allgemeinen Überblick über alle Fragestellungen verfügen, sowie über die verschiedenen gegebenen Antworten, als dieser bei den jeweiligen Spezialwissenschaftlern selbst – und natürlich auch bei den Theologen - vorliegen kann.

Sonst ergibt sich fast zwangsläufig eine unendliche Folge von Missverständnissen und Verwirrungen.

Dazu muss man sich natürlich zunächst klar machen: Die Naturwissenschaft hat im 20. Jahrhundert eine solche Fülle von Neuerkenntnissen hervorgebracht und bringt sie weiter hervor, dass man sich über diese schon zunächst einmal zumindest einen groben Überblick verschaffen muss, wenn man seine eigenen Position zu diesen in Bezug bringen will und sich innerhalb der Forschungsdiskussionen der modernen Naturwissenschaft auch selbst positionieren will.

Fast jede neue wissenschaftliche Entwicklung hat neue philosophische und theologische Grundsatzfragen aufgeworfen und wir sehen heute immer genauer, wie sich alle zusammen zu einem „einheitlichen grossen Wurf“ zusammenzuschließen beginnen.

Ontologie in Bezug setzen zur Erkenntnistheorie

Wir überblicken immer besser, wie sehr die Art, wie wir die Welt sehen und erleben, dadurch bedingt ist, auf welchen evolutiven Wegen wir zu dem geworden sind, was wir heute sind.

Das ist kein trivialer Sachverhalt. Das bedeutet nämlich, dass plötzlich – philosophisch gesprochen – Ontologie und Epistemologie (Erkenntnistheorie) bei der Diskussion sehr nahe und immer näher zueinander rücken. Kurz gefasst: Erkenntnisse in der Physik und Biologie mit Schlussfolgerungen hinsichtlich ontologischer Fragen werfen zugleich Fragen dahingehend auf, woher - evolutiv gesehen - die menschlichen Fähigkeiten und Begrenzungen stammen, die wir heute bei der Erforschung physikalischer und astrophysikalischer Zusammenhänge immer besser erkennen.

Wir erkennen heute, dass wir in einem „Mesokosmos“ leben, dessen Überlebensgesetze es nicht notwendig machten, all das zu verstehen, was heute im Mikro- und Makrokosmos mit umfangreichem technischem Aufwand erforscht wird. Aber warum ist das so?

Und andererseits erkennen wir, dass das, was wir nun nach 200.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Mikro- und Markokosmos erforschen können, in irgendeiner Weise jene Fragen beantwortet, beantworten kann, über die sich die Menschen innerhalb dieser 200.000 Jahre immer schon Gedanken gemacht haben, ja, die eines der hervorstechendsten Merkmale der Kulturgeschichte der Menschheit waren.

Und wir fragen uns immer verstörter: Was hat der heutige wissenschaftliche Stand in Physik und Biologie zur Ontologie zu tun mit dem heutigen wissenschaftlichen Stand der (evolutionären) Erkenntnistheorie? Warum beantwortet uns eigentlich die Erforschung des Mikro-, Makro- und Mesokosmos Fragen, die früher Religionen und Philosophien beantwortet haben? Warum kann die Forschung das, obwohl unser Erkenntnisvermögen doch evolutiv dazu eigentlich gar nicht hätte ausgestattet sein brauchen.

Es hätte sein können: Mit unserer Jäger-Sammler-Psyche herausgewachsen aus unseren evolutiven Ursprüngen beginnen wir durch Mikro- und Makroskope zu blicken – und verstehen weiter GAR nichts von dem, was wir da weiterhin sehen. Und wir wenden uns zurück zu unseren überkommen religiösen Deutungen unserer Stellung in unserer Welt.

Aber genau das scheint ja nicht das zu sein, was derzeit passiert. Es scheint nicht das zu sein, was wir gerade tun. Wir machen uns ja Gedanken darüber, was der Urknall mit uns selbst zu tun hat. Wir machen uns Gedanken darüber, in welchem Zusammenhang die Erkenntnis der Naturgesetze zu all dem steht, was wir von der Welt nicht „verstehen“ – und zwar grundsätzlich nicht. Aber dieses grundsätzliche „Nichtverstehen“ scheint nicht ohne Sinn zu sein oder uns in vollständige Verwirrung zu stürzen.

Die Feinabstimmung unseres Platzes im Kosmos

Es scheint das zuzutreffen, was vielleicht erstmals Guillermo Gonzalez genauer ausgeführt hat (in seinem Buch „Privileged Planet“, 2004): Unsere Welt scheint kompliziert genug strukturiert zu sein, dass die Menschheit - sagen wir - 5.000 Jahre naturwissenschaftliche Forschung und kulturelle Entwicklung (in arbeitsteiligen Gesellschaften) brauchte, um sie einigermaßen zusammenhängend zu erkennen. Das aber wiederum impliziert, dass sie nicht so kompliziert strukturiert ist, dass wir sie gar nicht hätten erforschen können. Sie ist andererseits nämlich „gerade noch“ für uns erforschbar. Und irgendwie vermittelt sie uns auch heute noch, immer noch das Gefühl, dass dieses unser Verstehen der Welt uns nicht als „unsinnige“, „sinnlose“, „bedeutungslose“ Endprodukte einer sinnlosen, bedeutungslosen Evolution sozusagen in der Luft hängen lässt. (Obwohl das eine Minderheit von Naturwissenschaftlern behauptet.) Sondern dieses Verstehen scheint uns Antworten zu geben. Welche? Und: Warum?

Ein ganz erstaunlicher Zusammenhang.

Wenn dieser Zusammenhang aber besteht, dann stellt sich weiterhin die Frage: Die Natur scheint uns etwas sagen zu wollen. Sie scheint uns hervorgebracht zu haben, damit wir sie, die Natur befragen, sie macht – wie eine gute Mutter – es ihren Kindern beim Verstehen ihrer selbst zugleich nicht zu schwer, dass die Menschen alle Hoffnung verlieren beim Verstehen „ihrer Mutter“ (weltgeschichtlich gesehen) aber auch nicht zu leicht, dass die Menschen innerhalb weniger Jahrzehnte oder Jahrhunderte alle Fragen schon hätten beanworten können.

Nein, sie brauchten dazu jene etwa 5.000 Jahre Schriftkultur und „Hochkultur“, die wir heute – grob gesprochen – Weltgeschichte nennen und einigermaßen überblicken können.

Und könnte das nicht auch für Kosmologie und biologische Evolution insgesamt gelten?

Dieses immer nähere Zusammenrücken und Aufeinander-Bezug-Nehmen von ontologischen und epistemologischen Fragestellungen sollte sich eine Gesprächsmoderation im Übergangsfeld von Theologie und Naturwissenschaft vielleicht als aller erstes bewusst machen und dementsprechend die moderierten Gespräche auch strukturieren und so jedem Gesprächsteilnehmer bewusst machen, an welcher Stelle des Gesprächszusammenhanges er mit seinem eigenen spezifischen Argument gerade einsetzt.

Soweit ein wichtiger Punkt den ich anregen möchte. Es gäbe noch andere. Aber ich will mich hier auf den einen zunächst beschränken.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Masern-Epidemie und Anthroposophen

Gerade entdeckt: der meistgelesene und meistkommentierte Artikel auf dem Wissenschafts-Blog-Portal "Scienceblogs" lautet derzeit:


Sehr lesenswert. Es geht um die Frage, ob anthroposophische Impf-Gegner die Verursacher einer gegenwärtigen Masern-Epidemie in Österreich (Raum Salzburg) gewesen sind, einer Epidemie, die offenbar zuerst in der Rudolf-Steiner-Schule in Salzburg ausgebrochen ist, und die sich von Waldorf-Schule zu Waldorf-Schule weiter zu verbreiten scheint.

Nur als Zwischenbemerkung: Ich hatte als Kind auch Masern und es war nicht schlimm. Aber heute werden Kinder normalerweise gegen Masern geimpft, damit auch die außerordentlich wenigen Todesfälle, die es eben früher durch Masern doch gegeben hat, vermieden werden.

Die Presse-Mitteilung der Salzburger Rudolf-Steiner-Schule findet sich in den Kommentaren eines vorausgegangen Beitrages "Masernepidemie durch Anthroposophie". - Oh, und in diesen Kommentaren geht es heiß her:

Sie meinen also, es sei ein "haltloses Gerücht", dass Antroposophen ihre Kinder kaum impfen lassen? Es freut mich, dass laut den von Ihnen hier eingestellten Beiträgen die Impfverweigerung nicht zur offiziellen Politik der Steiner-Anhänger zählt. Leider ist die Realität eine andere. Die Medien berichten, dass kaum jedes fünfte Kind an Ihrer Schule gegen Masern geimpft war. Von böswilligen Journalisten frei erfunden? Dann empfehle ich einen Blick in die Fachliteratur. Dort finden sich folgende Zahlen etwa zur MMR-Durchimpfungsrate an schwedischen Schulen:

"normale" Schulen: 93%, Steiner-Schulen: 18%

(Alm JS, Swartz J, Lilja G, Scheynius A, Pershagen G., 1999. Atopy in children of families with an anthroposophic lifestyle. Lancet 353 (9163):1485-1488)

Da wird der gleiche Artikel zitiert, den ich auch für meine Anthroposophen-Studie eingesehen habe (siehe frühere Beiträge). Es ist gut, daß hier jetzt überall die sogenannte Wissenschaftlichkeit und die sogenannte Wissenschaftsnähe der Steiner'schen Philosophie erneut aufgerollt und diskutiert wird.

Ich betone: In dem zitierten Artikel wird - soweit mir ersichtlich - ganz wissenschaftlich eine z.T. pseudo-wissenschaftliche Medizin oder auch nur ein Lebensstil untersucht, wobei diesen auch gesundheits-fördernde Aspekte abgewonnen werden.

Ich habe in der eigenen Familie und Bekanntschaft einige, die zwar nix größer mit Steiner und Waldorf zu tun haben, die aber den staatlichen Impf-Programmen sehr kritisch gegenüber stehen, und die auch ihre Kinder in Waldorf-Institutionen schicken. Deshalb will ich hier inhaltlich gar keine endlose Diskussionen anzetteln. Dafür habe ich keine Zeit. Ich lehne das alles ab. Sondern ich wollte nur auf diese, wie ich meine, doch recht wichtigen Diskussionen hinweisen ...

Die Christen haben ihre Kreationisten und die Anthroposophen offenbar neuerdings ihre Impf-Gegner, durch die sie vor der Öffentlichkeit diskreditiert dastehen. Nur recht so.

"Glaubenssache" ist eben doch nicht nur "Glaubenssache", sondern meistens noch eine ganze Menge mehr. Und all das entspringt zu oft einem zu großen Mißtrauen gegenüber der heutigen Naturwissenschaft und einem "bloß"-naturalistischen Weltbild, denen man keine religiösen Sinngebungs-Kompetenzen mehr zuspricht oder abgewinnt. Da suchen sich dann viele "Ersatz-Weltbilder" und "Ersatz-Feinde", in diesem Fall wird als Feind oft die gängige Medizin gewählt. Ja, ihr werden "Verschwörungen" angedichtet. Das ist schade, weil nicht nötig.

Hier handelt es sich überall um Restbestände monotheistischen und/oder mythischen Denkens.

Religiosität als Faktor der menschlichen Intelligenz-Evolution

Religionswissenschaftler Michael Blume hat inzwischen viele schöne Grafiken zu einer "Vergleichenden Religionsdemographie" gebracht. Und auch auf diesem Blog sind hierzu schon einige Zusammenstellungen gemacht worden. (siehe frühere Beiträge) An diese mußte ich denken, als ich auf dem Blog des Humangenetikers Razib Khan die folgende Daten-Zusammenstellung fand (von "Inductivist"):

Mean IQ of whites from General Social Survey by religious affiliation

Episcopalian 109.9
Lutheran 107.4
Mormon 105.7
Presbyterian 102.3
United Methodist 101.8
Southern Baptist 98.0
Assembly of God 94.5
Pentecostal 92.2
Hier bahnt sich also zusätzlich zu einer "Vergleichenden Religionsdemographie" noch etwas an, das man eine "Vergleichende Religions-Intelligenz"-Forschung nennen könnte. Über die Ursachen und Folgen dieser Gruppen-IQ-Unterschiede zu diskutieren, die größtenteils erblich sind, und sie in Beziehung zu setzen zu der jeweiligen Demographie, dürfte doch alles ziemlich spannend sein.

Ich war schon überrascht, als ich einmal las, daß die wiedertäuferischen Amischen in Nordamerika einen leicht unterdurchschnittlichen IQ haben. (Das wird auch durch die von Khan gegebenen Daten bestätigt, siehe dort "Mennoniten" und andere.) Man könnte vermuten, daß hier die "Abtrünnigen" in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten zu einer "Negativ-Auslese" geführt haben bezüglich IQ bei den verbleibenden Amischen und Mennoniten. Und derartige "Siebeprozesse" werden auch für alle anderen Gruppen vorliegen. Razib Khan gibt noch mehr Daten:

Surprised? I hope you're not so ignorant that you are! Here are the top 10 religious groups in SAT score from 2002:

Average SAT score by religion for 2002, average ~1000, about 40% of each students take it
Unitarian-Universalists 1209
Judaism 1161
Quakers 1153
Hinduism 1110
Mennonite 1097
Reformed Church of America 1097
Episcopal 1096
Evangelical Lutheran Church 1094
Presbyterian Church (USA) 1092
Baha'i 1073
Daß die amerikanischen Unitarier ganz oben stehen (noch über den Jüdisch-Gläubigen, Quäkern und Hindu's), läßt sich gut parallel zu der Tatsache stellen, daß auch bei den deutschen Anthroposophen die höheren Bildungsschichten überrepräsentiert sind.

Glauben "dümmere" Menschen an "dümmere" Religionen?

Und dann spricht R. Khan noch einen interessanten Gedanken aus:
It is easy to say that simple stupid religions and simple stupid people go together. I think there's something to this, but the effect is highly amplified by the correlates of stupidity. As rational actors the wealthy and the poor may need radically different services from their religion of choice.
In einem weiteren Beitrag bringt Khan eine klare Korrelation zwischen IQ und dem Wörtlich-Nehmen der Bibel ("Biblical literalism"). Der durchschnittliche IQ ist um so niedriger, um so buchstabengenauer man das "Wort Gottes" jeweils zu leben versucht.

Welche Schlußfolgerung kann man aus solchen Daten ziehen? Für intelligente Menschen ist im Durchschnitt offenbar der Lebensentwurf etwa der Amischen, der Hutterer oder der Pfingstkirchen, der evangelischen Freikirchen keine wirkliche Alternative, da sie dafür eben schlicht "zu intelligent" sind. Dies war auch das Resume des "Zeit"-Journalisten Michael Holzach, der ein Jahr bei den Hutterern in Kanada lebte und gern dort geblieben wäre, wenn er mit ihrer Bildungs- und Wissenschaftsfeindlichkeit zurecht gekommen wäre.

Um dieses Hungers nach Wissen willen gab er die geborgene religiöse Gemeinschaft der Hutterer wieder auf und begab sich in die "sündige Welt" zurück.

Ist Wissen Sünde?

- Offensichtlich sind stattdessen solche Dinge wie ein "anthroposophischer Lebensstil" oder sogenannte "unitarische" Glaubenshaltungen eher eine Alternative für intelligente Menschen, die im 20. Jahrhundert Anschluß an eine religiöse Gemeinschaftsform suchen, weil sie - vielleicht wie Jürgen Habermas und andere Atheisten inzwischen - merken, daß es ohne Religion, bzw. Religiosität nicht geht.

Man beachte bei all dem: Es handelt sich immer nur um Durchschnittswerte. Und diese sind nicht geeignet, den jeweiligen Einzelfall zu beurteilen. Durchschnittswerte zeigen nur allgemeinere "Trends" auf.

Man könnte also sagen: Die Aufklärung hat ein neues "selektives Regime" auch für die Intelligenz-Evolution geschaffen. Nur noch kleine Minderheiten der alten Religiosität haben heute evolutionsstabile Geburtenzahlen (auf der Nordhalbkugel). Auch Areligiöse und Atheisten haben keine evolutionsstabilen Geburtenzahlen. Alles deutet darauf hin, daß es künftig irgend eine Form von "Neuer Religiosität" sein wird, die evolutionsstabile Geburtenzahlen im Zeitalter nach der Aufklärung sicherstellt, wenn die Evolution weitergehen soll und nicht rückläufig werden soll. Ich meine natürlich: die Humanevolution.

Mittwoch, 21. Mai 2008

Studium generale schält sich

Ausgliederung der anwendungsbezogenen Themen

Damit Wissenschaftler von dem Angebot von "Studium generale" besser profitieren können, werden die Beiträge neu gegliedert. Künftig werden Beiträge zu Themen wie Familienpolitik, soziale Gerechtigkeit, Kinderpsychologie, Politik allgemein, Zeitgeschichte, Kunst, Kultur und zu unterhaltsamen Themen in den neuen Blog "Studium generale - Allgemeinere Beiträge ausgegliedert.

Hier auf diesem Blog wird es künftig nur noch Beiträge zu enger umgrenzten natur- und humanwissenschaftlichen Themen geben, insbesondere also "Research Blogging" betrieben werden.

Damit soll ein Schritt zu mehr Seriosität und Wissenschaftlichkeit vollzogen werden.

Mehr Wissenschaftlichkeit

Themenfelder wie etwa Familienpolitik oder Zeitgeschichte sind ja doch wesentlich anwendungsbezogener als die Grundlagenforschung in den Natur- und Humanwissenschaften. Der Abstraktionsgrad in der Grundlagenforschung ist höher. Und es tut der letzteren nicht gut, wenn sie allzu sehr vermischt behandelt wird mit mehr tagesaktuellen und anwendungsbezogeneren Gebieten. Ein Wissenschaftler oder Wissenschafts-Interessierter, der sich auf grundlegende Fragen konzentriert, muß von vielem "absehen", abstrahieren, zumindest so lange er sich auf die grundlegenden Fragen konzentriert. Wenn einem dabei zu viele Themen unterkommen, die mit ganz anderen Dingen zu tun haben, leidet darunter der Geist strengerer Wissenschaftlichkeit.

Künftig gibt es deshalb ein mehr auf Grundlagenforschung ausgerichtetes
und ein mehr auf allgemeine Themen und auch aktuelles gesellschaftliches Engagement ausgerichtetes
Mitarbeit

"Informierten" und insbesondere "wissenschaftlich informierten Journalismus" gibt es auch - und gerade - auf dem Gebiet der Politik und der Familienpolitik heute immer noch viel zu wenig. Trotz der derzeitigen Flut neuer, auch deutschsprachiger Wissenschafts-Blogs. Die Wissenschaft, insbesondere die Verhaltensforschung und die Anthropologie stehen hier aber in diversen, nicht hintergehbaren Verpflichtungen der Gesellschaft gegenüber. Mitarbeit und Gastbeiträge, zumal auch für letztgenannten Blog, die so in etwa auf der Linie der bisherigen Beiträge liegen, sind auch deshalb sehr willkommen.

Samstag, 17. Mai 2008

Die Moderation des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurses zu Fragen von Evolution und Religion

Der Workshop der Templeton Foundation in Frankfurt und die Wissenschafts-Blogger

Die Teilnahme am Workshop der Templeton Foundation zur Evolution der menschlichen Religiosität in Frankfurt war ein tolles Erlebnis, für das ich den Veranstaltern Michael Blume, Elisabeth Gräb-Schmidt und Wolfgang Achtner an dieser Stelle noch einmal herzlich danken möchte. Und ebenso Dank an Lars Fischer für die Möglichkeit, darüber in einem Gastbeitrag in seinem Blog berichten zu können. Ich war ja von den Veranstaltern ausdrücklich als "Wissenschafts-Blogger" eingeladen worden, was vielleicht auch schon als eine gewisse Aufwertung des Mediums Wissenschafts-Blog gewertet werden kann.

Mir sind aber auch sonst auf der Rückfahrt noch mancherlei Gedanken dazu gekommen, wie man eigentlich ein solches, heute so wesentliches, interdisziplinäres Gespräch in dem weiten Feld zwischen Theologie, Religionswissenschaft, Philosophie und Naturwissenschaft moderieren sollte. Dazu will ich in den nächsten Tagen noch einmal Stellung nehmen und Vorschläge machen.

"Studium generale"

Gerade eine solche Moderation ist es ja, muß es ja sein, so wurde mir wieder einmal klar, die auch das Ziel eines jeden guten "Studium generale" ist. (Und während meines Studiums in Mainz habe ich ein solches gutes "Studium generale" kennenlernen können.) Diese Frage der Moderation berührt also die Kernfragen auch dieses Blogs. Und es war toll, in den persönlichen Begegnungen in Frankfurt (und am nächsten Tag in Gießen) dazu so viele neue Anregungen bekommen zu können. - Und auch jetzt noch in der Nachbereitung.

Denn gerade finde ich, daß Martin Ragg vom "Humanistischen Pressedienst" auf diese Veranstaltung hingewiesen hat und auf ihre Thematisierung in den "Wissenslogs" von "Spektrum der Wissenschaft". Dies geschah mit folgenden Worten von Seiten dieses atheistischen Pressedienstes:
Wissenslogs: Was nützt der Glaube? Ist Atheismus ein biologischer Nachteil?

Der Spektrum-Verlag betreibt unter www.wissenslogs.de eine Reihe von Blogs, in denen sich unterschiedliche Autoren mit "Wissenschaftsthemen" auseinandersetzen. Die Plattform wird ab dem 16. Mai die Ergebnisse eines Workshops "Gibt es eine Wissenschaft der Religion – Die Evolutionäre Grundlage des religiösen Glaubens" dokumentieren.

Aus der Ankündigung:

"Religion und Spiritualität gehören zur Grundausstattung menschlicher Kulturen überall auf der Welt. Ob Jesus, Mohammed, Buddha, geglaubt wird überall. Doch warum eigentlich? Ist Religiosität womöglich angeboren? Am Donnerstag, den 15. Mai treffen sich an der Johann Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt Biologen, Pädagogen und Religionswissenschaftler im Rahmen der Templeton Research Lectures 2008 zum Workshop „Evolution der Religionen“, um diese Fragen interdisziplinär zu diskutieren."
Ein spannendes Thema - interessant dürfte auch sein, wie die "Blogs" die Diskussion aufgreifen und wie hier im Rahmen der Tagung die "neuen Medien" genutzt werden.
Hoffentlich sind die in diesen Worten mitschwingenden Erwartungen nicht zu hoch gesetzt worden. Es sollte nämlich nicht übersehen werden, daß trotz der guten Besetzung unter den Diskutanten der Workshop insgesamt nur drei Stunden dauerte, und daß die Diskutanten in ihren jeweiligen, höchstens fünfminütigen Stellungnahmen ihre eigenes Denkmodell nicht gründlich präsentieren, sondern bestenfalls andeuten konnten.

Das ist noch längst nicht ausreichend, um das interdisziplinäre Gespräch und auch das Gespräch "aus dem Elfenbein-Turm der Wissenschaft" heraus in die Öffentlichkeit wirklich nachhaltig befruchten zu können. - Und das wäre dann gleich auch schon ein erstes Nachhaken hinsichtlich der Frage, wie man solche interdisziplinären Gespräche überhaupt moderieren könnte oder sollte. - Vielleicht macht sich dazu auch der "Humanistische Pressedienst" oder die "Giordano Bruno Gesellschaft" einmal erneut Gedanken?

Regelmäßigere Wissenschafts-Blogger-Stammtische?

Eines steht jedenfalls fest: Das Interesse an der Thematik ist überall so heftig spürbar, ob nun bei Gläubigen oder Ungläubigen, ob unter Wissenschaftlern oder interessierten Laien, daß es nur noch an der geeigneten Plattform - und vor allem auch an der gut durchdachten Moderation - fehlt, um damit vielleicht noch mehr Menschen "fesseln" zu können (wissenschaftlich wie außerwissenschaftlich), als das bisher schon geschehen ist.

Ganz unprätentiöser Vorschlag, solange man nicht von besseren hört: Sollte man vielleicht einfach früher oder später z.B. in jeder größeren Stadt so etwas wie "Wissenschafts-Blogs-Leser-Stammtische" gründen oder so etwas wie "Evo-Theo-Stammtische"?

Ist ja nur so eine Frage ... Wenn "Studium generale" den sich selbst gestellten Anspruch ernst nimmt, sollte man jedenfalls in diese Richtung weiterdenken.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Humanevolution in Afrika vor 100.000 Jahren

Lars Fischer hat einen tollen Beitrag zur Humanevolution in Afrika vor über 100.000 Jahren verfaßt (Fisch-Blog). Zentrale Aussage:

"Etwa hunderttausend Jahre lang, die Hälfte der Zeit, die unsere Art existiert, waren Menschen akut vom Aussterben bedroht. Zeitweise, schreiben die Forscher vom Genographic-Projekt, gab es weniger als zweitausend Individuen."

Auch beschreibt er, wie durch eine Mega-Dürre in Afrika wohl 100.000 Jahre lang in Nord- und Südafrika zwei Menschen-Populationen völlig getrennt voneinander evoluierten. Man könnte noch konkreter fragen, als das Lars tut, ob es dadurch zu dem höheren durchschnittlichen angeborenen Intelligenz-Quotienten der nordafrikanischen Populationen und all jener gekommen ist, die aus Afrika ausgewandert sind, gegenüber den ursprünglichsten südafrikanischen Buschleute-Populationen (und ihren heutigen Nachkommen).

Aber dagegen spricht, daß auch die australischen Ureinwohner einen IQ haben vergleichbar dem der südafrikanischen Buschleute. Die australischen Ureinwohner müssen doch mehr oder weniger zwangsläufig von der genannten nordafrikanischen Population abstammen. Obwohl also viel von Katastrophen-Szenarien für die Zeit nach der eigentlichen Entstehung des "anatomisch modernen Menschen" gesprochen wird, glaube ich, daß die Szenarien in jener kleinen afrikanischen Gründerpopulation, die zum anatomisch modernen Menschen selbst führten, noch wesentlich entscheidender und grundlegender waren. Auch diese Populationen bewegten sich über viele Jahrzehntausende entlang des Aussterbens.

Für die Intelligenz-Evolution, die sich mit der Ausbreitung des Menschen in nördliche geographische Regionen ergeben hat, wird man andere Szenarien annehmen müssen. Ich wüßte wirklich gern einigermaßen sicher, welche eigentlich ... Einigermaßen sicher ist eigentlich nur das Szenario "aschkenasische Juden" in den letzten 1.000 Jahren (von einem IQ von etwa 100 zu einem IQ von etwa 115). Deshalb ist dieses so spannend und aufschlußreich. Wie aber die Populationen der Nordhalbkugel insgesamt zu ihrem höheren IQ gekommen sind, liegt letztlich noch im Dunkeln. Ich glaube auch nicht, daß es das Klima war (also die Eiszeit). Denn die amerikanischen Ureinwohner mit ihrem unterdurchschnittlichen IQ (etwa um 90) sind ja auch die längste Zeit auf der Nordhalbkugel evoluiert. Das heißt, der IQ der heutigen Ostasiaten (von durchschnittlich 105) kann auch erst entstanden sein nach ihrer genetischen Trennung von den Vorfahren der amerikanischen Ureinwohner.

Damit rückt eigentlich immer mehr die Entstehung der Ackerbau-Kulturen in das Zentrum als Faktor für die IQ-Evolution auf der Nordhalbkugel.

Daß es erst vor 40.000 Jahren einen kulturellen Sprung gegeben haben soll, wie Lars aus der Literatur zitiert, wird übrigens durch immer ältere Funde von Artefakten und Kunst auch in Südafrika ständig stärker widerlegt.

Montag, 5. Mai 2008

Simon Conway Morris - endlich auf Deutsch lieferbar!

Soeben entdeckt: Die deutsche Übersetzung des grundlegenden und tiefschürfenden Werkes von Simon Conway Morris ist jetzt lieferbar. Ein stolzer Preis (45 Euro) - aber es lohnt sich. Ein philosophisches Buch nur allein mit naturwissenschaftlichen Tatsachen geschrieben. Ich vermute, daß es vor allem dieses Buch war, das die katholische Kirche in den letzten Jahren dazu veranlaßt hat, philosophisch differenziertere Stellungnahmen zur Evolutionstheorie verlautbaren zu lassen als sie sich das Jahrzehnte hindurch (wenn nicht Jahrtausende hindurch) gestattet hat. (Vor allem durch Erzbischof Schönborn in Wien.) Von der Fachphilosophie übrigens hat man von vergleichbaren Auseinandersetzungen mit neuesten naturwissenschaftlichen Forschungen noch gar nichts gehört. (Neuerdings trägt die Theologie der Philosophie das Licht der Wahrheit offenbar wieder voran ...)

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, dann kaufen Sie es - - -> hier. Wir bedanken uns im Vorhinein und wünschen Ihnen ruhige und sehr konzentrierte Stunden. Denn selbst in deutscher Überesetzung (von der man nur hoffen kann, daß sie gut ist - 16.5.: sie ist tadellos!) braucht der Leser die volle und ungeteilte Konzentration, um der Fülle der wissenschaftlichen Details folgen zu können und um ihre philosopischen Implikationen selbständig zu durchdenken. (Gibt es denn Schöneres als selbständiges Denken? Hier steht man - wieder einmal - der Schöpfung, der Evolution auf "Du und Du" gegenüber ...)

Was belebt die Religiosität - Einheitlichkeit oder Vielfalt?

Religionswissenschaftler Michael Blume betont immer wieder, wie vorteilhaft sich "freie religiöse Märkte" erweisen würden. Er sieht aber andererseits auch, wie durch zu wenig Gemeinsamkeiten Gesellschaften und Staaten auseinanderbrechen können. Er nannte dazu einmal das Beispiel Belgien. Das neueste Forschungs-Heft der Universität Frankfurt (1/2008 - pdf.) enthält mehrere Beiträge zur Religionswissenschaft. Unter anderem wird auch die Frage gestellt: "Mehr Konkurrenz = vollere Kirchen?" (S. 12) Darin beschäftigt man sich mit dieser oft von Michael erörterten These. Es heißt dort (Hervorhebung durch mich, I.B.):

Brauchen auch Religionen einen freien Markt, um sich im gesunden Wettbewerb messen zu können? Die Soziologin Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher, die im vergangenen Sommer an die Universität Frankfurt berufen wurde, hat sich in einer international vergleichenden Studie mit der Natur religiöser Märkte und der demokratischen Rolle religiöser Zivilgesellschaften beschäftigt. Ihre wissenschaftliche Arbeit kontrastiert ökonomische Theorien mit der These, dass sich die Säkularisierung weiter durchsetzt.

Ökonomische Theorien zur Religion behaupten, dass nur freie Märkte - Gesellschaften, in denen der Staat seine Kirchen weder privilegiert noch finanziert oder reguliert - einen gesunden Wettstreit der Religionen hervorbringen. Nur die Konkurrenz um "Kunden", so das Argument weiter, schaffe kundenorientierte attraktive religiöse Angebote, während Priester in staatlich finanzierten Monopolkirchen gar von leeren Kirchen profitierten. Die ökonomische Theorie kontrastiert das partizipative, lebendige religiöse Leben der USA mit den apathischen, religiös indifferenten Staatskirchensystemen Skandinaviens, wo kaum noch Menschen die Kirche besuchen.

Die Säkularisierungstheorie behauptet das Gegenteil: Wird Religion aus der Öffentlichkeit verdrängt, wird sie mit alternativen religiösen Angeboten und Interpretationen konfrontiert; Menschen fangen an zu zweifeln, der Glaube wird relativiert. Entfremdung und Kirchenaustritt sind die Konsequenz.

Roßteutscher hat das religiöse Vereins- und Organisationswesen in verschiedenen europäischen Kommunen, in Nationen mit unterschiedlichen Staatskirchensystemen und konfessioneller Zusammensetzung untersucht - unter anderem in Aalborg (Dänemark), in Bern und Lausanne (Schweiz), in Aberdeen (Schottland), in Sabadell (Spanien), in Enschede (Niederlanden) sowie Mannheim und Chemnitz. Die Hauptergebnisse der Studie lassen sich knapp zusammenfassen: Der Freiheitsgrad religiöser Märkte ist für eine Erklärung individuellen Engagements irrelevant. Falls solche Zusammenhänge aufschienen, so zeugten sie meist vom Vorteil regulierter, wenig pluralistischer Situationen. Der Gegenspieler der ökonomischen Theorie, die Säkularisierungstheorie, bietet eine Erklärung, die diesen Befunden eher entspricht: Dort, wo die Religion sichtbar ist, dort, wo sie in viele zentrale staatliche Leistungen (etwa im Bildungssektor oder in der Wohlfahrtsproduktion) eingebunden ist, dort, wo die Strukturen noch intakt sind, da der eine "wahre Glaube" nicht durch eine Vielzahl konkurrierender Konzeptionen des Göttlichen geschwächt ist, dort sind mehr Menschen religiös engagierter als in der idealisierten Welt religiösen Wettbewerbs im freien, deregulierten Markt.

Deutlich viel versprechender schien Roßteutscher die Anwendung der Organisationstheorie, welche die partizipativen und Sozialkapital generierenden Leistungen in einen Zusammenhang mit spezifischen Organisationsmerkmalen stellt. Doch der in der Theorie gefeierte kleine, flache, dezentrale Verein ist aus empirischer Sicht ein Mythos. Dazu Roßteutscher: "Der Idealverein, der Verein, der am ehesten Sozialkapital generiert und viele Menschen in das Netz freiwilliger Organisationen integriert, ist der arbeitsteilig organisierte, wohlhabende und professionell geleitete Großverein. Mehr noch: Der so häufig angenommene Organisationsvorteil protestantischer Organisationen gegenüber der Organisationswelt des Katholizismus beruht genau auf diesen Organisationscharakteristika." Calvinistische Vereine sind katholischen Vereinen in Punkto Rekrutierung und Sozialkapitalbildung überlegen, weil sie größer, hierarchischer, arbeitsteiliger und wohlhabender sind als katholische Vereine. Roßteutschers Studie, Ergebnis ihrer an der Universität Mannheim entstandenen Habilitation, erscheint im Frühsommer 2008 unter dem Titel "Religion, Konfession, Demokratie" im Nomos Verlag.

Aus: Wissenschaftsmagazin Forschung Frankfurt 1/2008 Schwerpunktthema "Religion in der Gesellschaft" Kostenlos anfordern: steier@pvw.uni-frankfurt.de
Hm! Ich denke, das werden wir uns und Michael sich noch genauer anschauen müssen und wir werden dazu künftig etwas differenzierter argumentieren müssen. Übrigens passen die Ergebnisse auch gut zu anderen Forschungen zum Thema "multikulturelle Gesellschaft". Religionsgemeinschaften und Ethnien haben ja viele Ähnlichkeiten und Überschneidungen.

Nach jüngsten Forschungsergebnissen, über die im letzten Jahr auch hier auf dem Blog berichtet wurde, sind Menschen viel sozialer, engagierter und einander zugewandter in "entmischten" Wohngegenden als in "vermischten". Auch hat die Forschung ja schon die starken wohnräumlichen Entmischungs-Tendenzen in den USA gründlicher unter die Lupe genommen und nach Ursachen und Auswirkungen gefragt. Gleich und gleich gesellen sich gern - auf allen Gebieten des sozialen Lebens - und wie wir nun wissen auch auf dem religiösem Gebiet.

"Kommst'e mit forschen?"

Möglichkeiten ehrenamtlicher Mitarbeit

Viele Menschen interessieren sich für Archäologie, Vor- und Frühgeschichte. Manche von ihnen geraten dabei in die Kriminalität, weil sie sich als "Raubgräber" betätigen. Die Berufs-Archäologen wußten lange nicht, wie sie auf dieses - doch eigentlich sehr erfreuliche - Interesse, das aber so leicht in "Grauzonen" abgleiten kann, reagieren sollten. Jetzt entdecke ich beim Landesmuseum Halle, das die "Himmelsscheibe von Nebra" beherbergt, folgendes Angebot zu "ehrenamtlicher Mitarbeit":

Viele Bürger in unserem Land haben großes Interesse an der Geschichte ihrer Heimat. Für die ältesten Abschnitte der Kulturgeschichte Sachsen-Anhalts gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Daher müssen die fehlenden Kapitel des Geschichtsbuches aufgrund archäologischer Nachweise geschrieben werden.

Für zahlreiche Menschen übt diese bisweilen kriminalistische Tätigkeit eine Faszination aus, und gerne würden sie bei der archäologischen Arbeit helfen. Aus diesem Grunde sieht das Denkmalschutzgesetz unseres Landes [§ 6 (2)] vor, dass interessierte Bürgerinnen und Bürger in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) und den Denkmalschutzbehörden als ehrenamtliche Beauftragte für archäologische Denkmalpflege (= Bodendenkmalpfleger) tätig werden können. Ferner wird in speziellen Arbeitskreisen zusammengearbeitet.

Interessenten richten einen schriftlichen Antrag an das LDA. Nach einer Einarbeitungszeit wird ein Ausweis erstellt, der dem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger zur Legimitation für seine Arbeit dient. In regelmäßigen Abständen bietet das LDA Schulungsveranstaltungen für die ehrenamtlichen Mitarbeiter an. Diejenigen ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger, die ihren Aufgabenschwerpunkt auf die Geländetätigkeit legen, erhalten durch das LDA die notwendige Grundausrüstung. Für die während der ehrenamtlichen Tätigkeit anfallenden Kosten zahlt das Land Sachsen-Anhalt eine Aufwandsentschädigung.

Anfragen und die Bitte um weitere Informationen richten Sie bitte an ...

Das alles klingt doch sehr, sehr schön. Könnte man doch noch wesentlich spannender finden, als freiwillige Feuerwehr oder sogar ein teurer "Abenteuer-Urlaub" ...