Mittwoch, 4. Juli 2007

Happy 4th of July!

Heute ist der 4. Juli, der Tag der amerikanischen Unabhängigkeit. Larry Arnhart, amerikanischer Vordenker eines naturalistisch orientierten, konservativen Welt- und Menschenbildes, nimmt dies zum Anlaß, die Position des von ihm vertretenen "Darwinischen Konservatismus" zu dieser Frage zu erläutern. (Darwinian Conservatism) Die Kernsätze lauten (Hervorhebungen durch mich, I.B.):
Howard Zinn--best known as the author of The People's History of the United States--is one of the leading writers for the American Left. The website for The Progressive has a 4th of July article by Zinn, who argues that it is immoral for Americans to celebrate July 4th. (...)

As I have indicated in Darwinian Conservatism, this is one fundamental distinction between the utopianism of the Left and the realism of conservatism: the Left adheres to a rationalist utopianism of universal benevolence that denies patriotism, while conservatives recognize that it is natural and good for human beings to be more attached to those close to them than to strangers. (...)

A Darwinian account of human nature explains the ultimate causes of such group loyality as arising from evolutionary group selection that favors a tribal attachment to one's own. Of course, our natural capacity for sympathy allows us to extend our concern to ever wider groups, even to the point of feeling some concern for human strangers and even nonhuman animals. But this humanitarian concern will always be weaker than our attachments to kin, to friends, and to fellow citizens.

There is a dark side to such tribalism, as Zinn indicates, because our natural tendency to cooperate with our group to compete with out-groups can lead to brutual cruelty. But ...
Ich will es selbst in eigenen Worten fortsetzen: Wenn man es recht sieht, beruht die dunkle Seite dieser "Stammesorientiertheit" der menschlichen Psyche darauf, daß "thymotische Energien" von Seiten religiöser Anschauungen immer noch nicht genügend umgeleitet worden sind in innere, geistige und kulturelle Auseinandersetzungen mit sich selbst und anderen, sich also immer noch austoben in Auseinandersetzungen militärischer, terroristischer, auch staats-terroristischer Art.

Peter Sloterdijk (siehe voriger Beitrag) macht in seinem neuen Buch "Zorn und Zeit" in diesem Zusammenhang auf Platon aufmerksam, auf den "Psychologen der Selbstachtung":
Die herausragende Leistung des platonisch gedeuteten 'thymos' besteht in seiner Fähigkeit, eine Person gegen sich selber aufzubringen. Diese Wendung gegen sich selbst kann geschehen, wenn die Person die Ansprüche nicht erfüllt, die befriedigt werden müßten, damit sie die Achtung vor sich selbst nicht verliert. Platons Entdeckung liegt im Hinweis auf die moralische Bedeutung der heftigen Selbstmißbilligung. Diese manifestiert sich zweifach - zum einen in der Scham, als einer affektiven Totalstimmung, die das Subjekt bis ins Innerste durchdringt, zum anderen im zorngetönten Selbsttadel, der die Form einer inneren Rede an sich selbst annimmt. Die Selbstmißbilligung beweist dem Denker, daß der Mensch eine angeborene, wenngleich trübe Idee des Angemessenen, Gerechten und Lobenswerten besitzt, bei deren Verfehlung ein Teil der Seele, eben der 'thymos', Einspruch erhebt. Mit dieser Wendung zur Selbstablehnung beginnt das Abenteuer der Selbständigkeit. Erst wer sich selber tadeln kann, kann sich selber lenken." (S. 41)
Große Worte spricht hier Peter Sloterdijk sehr gelassen aus! Jedenfalls, wem derartige Dinge ab und an als Einzelmensch wie als Nation gelingen sollten (!), dem dürfte man zugestehen, sich und anderen ab und an auch einmal so offen und freundlich wie Larry Arnhart seinen Lesern zum Geburtstag der eigenen Nation zu wünschen:
Happy 4th of July!

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