Montag, 4. Juni 2007

"Die brutalstmögliche Verhinderung des Unbequemen ..."

Viele Wahrheiten brauchen einen Mutigen, der sie ausspricht. Warum sprechen so wenige so klare Worte über manche Wahrheiten aus wie es der Rockmusiker Heinz Rudolf Kunze tut? "Sie haben zehn Behauptungen aufgestellt, in denen Sie die Medien heftig attackieren: Fernsehen sei die brutalstmögliche Verhinderung des Unbequemen ..." - "Ich habe nicht gesagt, daß das meine Meinung ist, sondern ich habe Thesen aufgestellt und warte darauf widerlegt zu werden."

Nun, diese "brutalstmögliche Verhinderung des Unbequemen" findet ja nicht nur im Fernsehen statt ... Konrad Lorenz hat es genannt "Dressur durch Verwöhnung". Die andere Form der Dressur ist "Dressur durch Einschüchterung". (Orwell und Aldous Huxley ...)

Außerdem sagt Kunze zu seiner Mitgliedschaft in einer Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestages: "Ich hoffe doch, daß wir es schaffen, ein Grundrecht auf Kultur zu verankern, ein Recht auf kulturelle Grundversorgung. Die Ökologie, also der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, wurde ja bereits als Staatsziel aufgenommen. Und Kultur ist für mich Seelen- und Psychenökologie."

Auf jeden Fall: schöne Worte.

(Interview in der Zeitung "Die Gesellschafter", Mai 2007, S. 20)

- Aha, wollen wir doch mal alles im Zusammenhang kennen lernen, Kunze kriegt ja reichlich Schelte (Freitag) für das Aussprechen so banaler Wahrheiten. Da wollen wir doch gleich noch mal ein paar Auszüge bringen aus seinen 10 Thesen:

3. Es gibt einen Flüsterkonsens der Medienarbeiter in den Kantinen, der an das verdruckste Einverständnis von Mitläufern in Diktaturen erinnert.

Öha! Das ist eine Wahrheit - die wollen wir mal nicht zu laut aussprechen ... Schon gar nicht zu Ende denken ...

4. Fernsehen ist die brutalstmögliche Verhinderung des Unbequemen: ein totalitäres Kartell abwiegelnden Grinsens.

Kommentar überflüssig. Es stimmt schlicht. Und das "abwiegelnde Grinsen" - aber nicht nur das - ist beabsichtigt, so meine ganz bescheidene Meinung. Ist berechnet. Als würden sich die Fachleute mit Medienpsychologie nicht auskennen. Und mit "Psychologie der Massen".

8. Die Installation privater Medien war die Öffnung eines Höllentors. „Unterschichtenfernsehen" (Harald Schmidt) ist noch ein Euphemismus. Fassungslose und wehrlose Zeitgenossen müssen mit ansehen, wie von Jahr zu Jahr neue Tiefstände des Vulgären, Proletigen, Widerwärtigen erreicht werden. ...

Zugegeben, mir gefällt die Sprache Heinz Rudolf Kunzes nicht - "immer", nicht bei allen 10 Thesen. (Was mir nicht gefällt, bringe ich hier auch nicht.) Seine ausufernde Sprache ist ganz offensichtlich ein Spiegelbild oder besser: Produkt dessen, was er kritisiert, sie steht - leider - keineswegs durchgängig darüber. Schöner wär's, sie würde drüber stehen.

Aber hallo, es geht noch weiter:

10. Es gibt keine Hoffnung auf Besserung.
Elfte, völlig unsachliche Behauptung: Die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestags tut sich beklemmend schwer, Medusa ins Gesicht zu schauen. Oder sie auch nur anzublinzeln.

- Ich frage mich: Hat denn Kunze nicht längst seinen Fernseher auf den Müllplatz gebracht? Ich hab schon mit 15 Jahren (oder so) meiner Familie einen Vorschlaghammer neben den Fernseher gestellt. Und ich meinte es ernst. Ich meine es immer noch ernst. Fernsehn macht kaputt. Alles.

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