Aus der Sintashta-Kultur südlich des Ural sind die ältesten Pferde-gezogenen Streitwagen der Menschheits-Geschichte überliefert. Und aus einer neuen archäogenetischen Studie über die Domestizierung der Pferde (2) geht hervor, daß die Sintashta-Kultur die domestizierten Pferde aus der südlicher gelegenen Poltavka-Kultur (2.900 bis 2.300 v. Ztr.) südlich der Mittleren Wolga (Wiki) übernommen zu haben scheint (2).
Abb. 1: Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin (Foto: Layla Fetzer, 2023, CC-BY-4.0) |
Im 3. Jahrtausend, dem Jahrtausend der Domestizierung des Pferdes, haben wir es mit einer Fülle von indogermanischen Kulturen im östlichen Europa zu tun (Abb. 2). Auf die Bedeutung der am Oberlauf der Wolga existierenden Fatyanowo-Kultur für die Entstehung der Sintashta-Kultur (2.100 bis 1.800 v. Ztr.) (Wiki) und damit die zweite Ausbreitung der Indogermanen Richtung Asien und Indien - verbunden mit der "Andronowo-Kultur" - haben wir schon in einem Blogartikel vor einem Jahr hingewiesen (1), ausgehend von einem Aufsatz des deutschen Archäologen Volker Heydt über ein "Vergessenes Kind der Schnurkeramik-Familie" (als solches nämlich bezeichnete er die Fatyanowo-Kultur). Alle genannten Kulturen scheinen voneinander ableitbar zu sein, hervorgegangen aus der Schnurkeramik-Kultur im Raum des heutigen Polen.
Das Domestikations-Ereignis, von dem alle unsere modernen, domestizierten Pferde abstammen, ist nämlich mit dieser neuen Studie zeitlich auf das späte 3. Jahrtausend v. Ztr. eingegrenzt und räumlich auf die Region des Unterlaufs von Wolga und Don (2)!
Abb. 2: Indogermanische Kulturen 2.800 bis 2.200 v. Ztr: Schnurkeramik - Fatyanowo - Sintashta - Jamnaja - Poltavka-Kultur |
Die - womöglich - noch nicht voll domestizierten Pferde, die den domestizierten am nächsten standen, lebten nämlich ab 3.500 v. Ztr. in der dortigen Maikop-Kultur (nördlich des Kaukasus), in der späten Jamnaja-Kultur (nordpontische Steppe) und in der aus beiden hervorgegangenen Poltavka-Kultur südlich der Mittleren Wolga. Die Poltavka-Kultur nahm unter anderem auch Einfluß auf die Entstehung der Sintashta-Kultur südlich des Ural. Aber mit dieser Studie wird nun auch aufgezeigt, daß die Sintashta-Kultur keineswegs die einzige Kultur war, die ab 2.200 v. Ztr. in Europa und im Vorderen Orient domestizierte Pferde und - ggfs. - Streitwagen nutzte.
A. Wilde Pferde - Für die Schnurkeramiker Jagdwild (2.600 v. Ztr.)
Doch zunächst noch einmal ein Sprung zurück und ein Sprung ins mittlere Europa jenes dritten Jahrtausends v. Ztr.: In der neuen Studie sind nämlich auch Pferdeknochen von einem Fundort zehn Kilometer südlich von Bad Staffelstein in Oberfranken - nördlich von Bamberg - aus der Zeit um 2.600 v. Ztr. ausgewertet worden. Und zwar vom eindrucksvollen "Hohlen Stein" bei Schwabthal (WikiCom) (Abb. 2), einem mächtigen Felsen, der offenbar von allen Bauernkulturen seit der Bandkeramik als heiliger Ort verehrt worden ist. Man siedelte sich gern in seiner Nähe an, obwohl er auf einer abgelegenen Höhenlage findet. Der Fels scheint auch wie geschaffen für einen Heiligen Ort. Er hat eine ähnliche Aura wie die Externsteine. Hier wurden neben Funden zahlreicher anderer archäologischer Kulturen (Bandkeramik u.a.) auch Funde aus der Zeit der Schnurkeramiker gemacht.
Es handelt sich um Funde einer Ausgrabung, die 2008 vorgenommen worden war (3-5). Ausgräber und Mitautor Timo Seregély von der Universität Bamberg berichtet darüber aus Anlaß der Veröffentlichung der neuen archäogenetischen Pferde-Studie (3):
"Wir haben dort Pferdeknochen von mehreren Tieren aus der Zeit um 2600 vor Christus gefunden, die im Zusammenhang mit einer Siedlung der schnurkeramischen Kultur (...) stehen. Sie waren durch die direkte Lage am auffälligen Dolomitfelsmassiv des Hohlen Steins fantastisch erhalten und wiesen einen reichen Gehalt an alter DNA auf." Im Gegensatz zu Seregélys bisheriger Annahme ist nun nicht einmal mehr sicher, ob es sich bei den oberfränkischen Funden überhaupt um die Reste von domestizierten Pferden handelt. Es könnte sich ebenfalls um gejagte, damals noch in der Region lebende Wildpferde gehandelt haben.
So tatsächlich das auffallende Ergebnis dieser neuen archäogenetischen Studie (2). Und das
ist ein völlig neuer Blick auf die Schnurkeramiker und auf ihnen vorangehende Kulturen. Sie haben keineswegs Pferde für ihre weiten Ausbreitungswege über ganz Europa hinweg als Reit- oder Zugtiere genutzt wie es seit über hundert Jahren und noch bis vor wenigen Jahren in der Forschung angenommen worden war. Vielmehr haben sie nur das Rind als Zugtier gehalten und wilde Pferde vermutlich gejagt ebenso wie etwa das Rot- oder Schwarzwild. (Aber die eigentliche Nutzung dieser wilden Pferde wird künftig sicher noch genauer geklärt werden. Wurden sie womöglich als Herden-Tiere gehalten, ohne als Reit- oder Zugtiere genutzt zu werden?***))
Abb. 3: Der Hohle Stein bei Schwabthal bei Bad Staffelstein in Oberfranken (Wiki) |
Wenn man sich die Landschaft am Hohlen Stein ansieht, der wie gesagt nicht im Tal, sondern in einer entlegeneneren Höhenlage aufgesucht werden muß, so wird es hier zwar seit der Bandkeramik - wie durch tausende von Lesefunden bezeugt - die für die Bandkeramik üblichen "Waldinsel" gegeben haben, ansonsten aber gibt es hier weitum sehr viel geschlossene Walddecke. Die Frage stellt sich deshalb, ob angenommen werden kann, daß hier natürlicherweise Wildpferde gelebt haben können. Wir lesen dazu (Wiki):
Während des Holozäns waren hauptsächlich zwei Vertreter der Wildpferde in Eurasien verbreitet. Der Tarpan (Equus ferus) besiedelte den westlichen Teil, wurde aber im 18. und 19. Jahrhundert ausgerottet. Sein Auftreten ist für die westrussischen und ukrainischen offenen Steppenlandschaften verbürgt. Weiter westlich, in Polen und im Baltikum kam er auch in geschlossenen Waldgebieten vor.
Auch die Herkunft des vor mehr als hundert Jahren ausgestorbenen Tarpan-Pferdes als eine Mischung des europäischen Wildpferdes mit den domestizierten ("DOM2"-)Pferden (siehe gleich) ist durch die neue Studie geklärt werden (2). Aber damit scheinen also geschlossene Waldgebiete tatsächlich auch zum Lebensraum von wilden Pferden zu gehören.
B. Domestikation an Don und Wolga (2.600 bis 2.200 v. Ztr.)
Wir lesen in der neuen Studie, die federführend von Wissenschaftlern der Universität Toulouse erstellt worden ist, an der aber viele hochrangige Archäogenetiker, Zooarchäologen und Archäologen aus Deutschland und Skandinavien mitgearbeitet haben, und an der auch der Indogermanen-Archäologe David Anthony beteiligt war (2):
Moderne domestizierte Pferde gehören einer Gruppe an, die sich nach 2200 v. Ztr. und während des 2. Jahrtausends v. Ztr. geographisch weit ausgebreitet hat und vorherrschend wurde (hier benannt: "DOM2"). (...) ... Es konnten drei Pferde aus der Region westlich der Unteren Wolga und des Unteren Don als der der DOM2-Gruppe genetisch am nahestehendsten eingegrenzt werden. Sie werden datiert zwischen 3.500 und 2.600 v. Ztr. und standen sowohl in Verbindung mit der Maikop-Kultur in der Steppe (Fundort Aygurskii), wie mit der Jamnaja-Kultur (Fundort Repin) wie auch mit der Poltavka-Kultur (Fundort Sosnovka). ... Um 2.200 bis 2.000 v. Ztr. tritt das typische DOM2-Herkunftsprofil außerhalb der westeurasischen Steppen in Böhmen (Holubice), an der Unteren Donau (Gordinesti II) und in Zentralanatolien (Acemhöyük) auf, woraufhin es sich kurz danach über ganz Eurasien ausbreitete, wobei es vermutlich alle dort zuvor existierenden Pferde-Herkunftsgruppen ersetzte. (...) Dieser Prozeß schloß Hengste ebenso ein wie Stuten .... und wurde durch eine explosive Demographie genährt ... Unsere Daten decken eine Umwälzung der Pferdepopulation auf, die zustande kam dadurch, daß damalige Pferdezüchter große Herden von DOM2-Pferden züchteten, um ihren wachsenden Bedarf für eine Pferde-basierte Mobilität ab 2.200 v. Ztr. zu decken.Original: Modern domestic horses clustered within a group that became geographically widespread and prominent following about 2200 bc and during the second millennium bc (DOM2). (...) Multi-dimensional scaling further identified three horses from the western lower Volga-Don region as genetically closest to DOM2, associated with Steppe Maykop (Aygurskii), Yamnaya (Repin) and Poltavka (Sosnovka) contexts, dated to about 3500 to 2600 bc (Figs. 2a, b, 3a). (...) Our results demonstrate that DOM2 ancestors lived in the Western Eurasia steppes, especially the lower Volga-Don, but not in Anatolia, during the late fourth and early third millennia bc. (...) By around 2200-2000 BC, the typical DOM2 ancestry profile appeared outside the Western Eurasia steppes in Bohemia (Holubice), the lower Danube (Gordinesti II) and central Anatolia (Acemhöyük), spreading across Eurasia shortly afterwards, eventually replacing all pre-existing lineages (Fig 2c, Extended Data Fig. 3c). Eurasia became characterized by high genetic connectivity, supporting massive horse dispersal by the late third millennium and early second millennium bc. This process involved stallions and mares, indicated by autosomal and X-chromosomal variation (Extended Data Fig. 3d), and was sustained by explosive demographics apparent in both mitochondrial and Y-chromosomal variation (Extended Data Fig. 3e, f). Altogether, our genomic data uncover a high turnover of the horse population in which past breeders produced large stocks of DOM2 horses to supply increasing demands for horse-based mobility from around 2200 bc.
Schon seit einigen Jahren wird vermutet, daß die Pferde-Domestikation mit dem Aufkommen der Streitwagen-Kultur zusammenhängt, die man bislang am frühesten in der Sintashta-Kultur gefunden hatte. Dies wird nun vollumfänglich bestätigt aber auf Vorgänger-Kulturen der Sintashta-Kultur zwischen Mittlerer Wolga und Kaukasus ausgedehnt.
Die hier aufscheinende "Fundlücke" von 400 Jahren von 2.600 bis 2.200 v. Ztr. scheint bemerkenswert. In dieser Zeit scheint das Wichtigste geschehen zu sein, was die Domestizierung des Pferdes betrifft. Vielleicht haben Kinder ganz spielerisch nicht nur Hunde vor einen Wagen oder Schlitten gespannt, sondern auch einmal Pferde und vielleicht wurde das allmählich zur Gewohnheit. Und vielleicht stellt sich irgendwann heraus, daß damit Überlegenheit in der Kriegsführung hergestellt werden kann.
Die frühen Indogermanen in der Mitte des 5. Jahrtausends v. Ztr. haben sich jedenfalls - wie schon in früheren Beiträgen hier auf dem Blog unterstellt - zu Fuß, bzw. über Flußschifffahrt ausgebreitet, spätere indogermanische Kulturen wie die Schnurkeramik- und die Glockenbecher-Kultur auch in Verbindung mit von Rindern gezogenen Wagen.*) Beide scheinen wilde oder halbwilde Pferde als Opfertiere (z.B. bei Beerdigungen in Chwalynsk) bevorzugt zu haben. Eine weitergehende Nutzung ist aber bislang für das 5. und 4. Jahrtausend v. Ztr. und weite Teile des 3. Jahrtausends v. Ztr. nicht gut belegt.
C. Welche Rolle spielte das Reiten (2.200 bis 2.000 v. Ztr.)?
In der Studie wird dann folgende, uns ein wenig "kühn" und "gewollt" erscheinende These vertreten, beruhend auf der Tatsache, daß die ältesten DOM2-Funde noch nicht in Verbindung stehen mit Streitwagen. - Das kennen wir aber auch schon vom Rinderwagen, nämlich daß für viele archäologische Kulturen und Regionen der Rinderwagen vorausgesetzt werden mußte, bzw. immer noch muß, obwohl er archäologisch noch gar nachweisbar war oder ist. Warum sollte es für die Streitwagen da so ganz anders sein? - Die Forscher aber schreiben (2):
Bemerkenswert ist, daß das DOM2-genetische Profil allseits vorherrschend war unter den Pferden, die um 2.000 bis 1.800 v. Ztr. in den Sintashta-Kurganen begraben worden sind zusammen mit den frühesten Speichenräder-Streitwagen (...). Ein typisches DOM2-Profil wurde ebenso in Zentralanatolien gefunden gemeinsam mit zweirädriger Wagen-Ikonographie aus der Zeit um 1900 v. Ztr.. Doch die Verbreitung solcher Profile in Holubice, Gordinesti II und Acemhöyük vor dem frühesten Beleg für Streitwagen unterstützt die These, daß das Reiten die früheste Verbreitung von DOM2-Pferden außerhalb der Kernregion veranlaßte, was in Übereinstimmung steht mit mesopotamischer Ikonographie während des späten dritten und frühen zweiten Jahrtausends v. Ztr.. Deshalb ist es wahrscheinlich, daß eine Kombination von Streitwagen und Reiten zur Ausbreitung der DOM2-Diaspora veranlaßte in einer Reihe von sozialen Kontexten von städtisch geprägten Staaten bis hin zu verstreuten, dezentralisierten Gesellschaften. ...Original: Of note, the DOM2 genetic profile was ubiquitous among horses buried in Sintashta kurgans together with the earliest spoke-wheeled chariots around 2000-1800 bc (...). A typical DOM2 profile was also found in Central Anatolia (AC9016_Tur_m1900), concurrent with two-wheeled vehicle iconography from about 1900 bc. However, the rise of such profiles in Holubice, Gordinesti II and Acemhöyük before the earliest evidence for chariots supports horseback riding fuelling the initial dispersal of DOM2 horses outside their core region, in line with Mesopotamian iconography during the late third and early second millennia bc. Therefore, a combination of chariots and equestrianism is likely to have spread the DOM2 diaspora in a range of social contexts from urban states to dispersed decentralized societies.
Für die hier genannte mesopotamische Ikonographie bezieht man sich auf eine Studie aus dem Jahr 1970 über südirakische Ton-Plättchen (6). Über Bildersuche kann man sich zu dieser Ikonographie kundig machen.**) Wir lesen in der Vorschau, daß dieser Aufsatz befaßt ist (6) ...:
... mit einer Reihe von kleinen rechteckigen Ton-Plättchen, die einen einzelnen Reiter und sein Pferd zeigen, modelliert als flaches Relief oberhalb der Plättchen-Oberfläche, die von einer Reihe von Fundorten im Irak berichtet werden. Alle waren in Hohl-Formen gemacht worden und sind ohne Zweifel in einiger Menge von Standardformen abgeleitet wie viele .... / Ende der Vorschau! /exclusively concerned with a series of small rectangular baked clay plaques, showing a single rider and his mount modelled in low relief on the upper surface, which have been reported from a variety of sites in Iraq. All were made in moulds and were no doubt cast in some quantity from standard patterns like many ...
Im Britischen Museum in London werden diese Ton-Modelle räumlich und zeitlich eingeordnet als gefunden im Süd-Irak, Zeitstellung "Old Babylonian", 2.000 bis 1.800 v. Ztr. (7). So richtig überzeugend möchte man diese Ikonographie für die hier erörterte Möglichkeit noch nicht ansehen. Aber immerhin darf sie als Hinweis gedeutet werden. - Aber muß es denn in jeder Kultur so gewesen sein wie in der Shintashta-Kultur, daß man den Streitwagen, den der Lebende benutzt hatte, dem Toten mit ins Grab gegeben hat? Wie auch immer. Hier gibt es noch manche nicht restlos geklärte Frage.
D. Erste Hinweise auf Selektion und genetische Anpassung bei den domestizierten Pferden
Die Forscher können auch zwei Gen-Stellen im Genom der domestizierten Pferde finden, die sich auffällig verändert haben gegenüber den undomestizierten Pferden zuvor, und zwar eine hinsichtlich von angeborenen Verhaltensneigungen und eine hinsichtlich der Rückenanatomie (2):
Frühe Selektion an GSDMC und ZFPM1 legt eine veränderte Nutzung in Richtung von Pferden nahe, die fügsamer waren und streßunempfindlicher, und die neue Bewegungsabläufe ausübten, einschließlich ausdauerndes Rennen, Gewicht tragen und/oder Kriegsführung.Early selection at GSDMC and ZFPM1 suggests shifting use toward horses that were more docile, more resilient to stress and involved in new locomotor exercise, including endurance running, weight bearing and/or warfare.
Weiterhin nehmen die Forscher darauf Bezug, daß Pferde als Herdentiere und Fleischlieferanten in verschiedenen Steppenkulturen in domestizierter oder halbdomestizierter Form genutzt worden sein können lange ehe sie als Reit- oder Zugtiere genutzt worden sind (2):
... Die (etwaige) Pferde-Herdehaltung der Jamnaja-Kultur verbreitete die Pferde nicht außerhalb ihres natürlichen Ausbreitungsgebietes, vergleichbar mit der Domestikation des Pferdes durch die Botai-Kultur, die eine lokale Praxis innerhalb eines seßhaften Siedlungssystems blieb. Die Globalisierung begann später, als DOM2-Pferde sich außerhalb ihrer Kernregion ausbreiteten, wobei sie als erstes Anatolien, die Untere Donau, Böhmen und Zentralasien um etwa 2.200 bis 2.000 v. Ztr. erreichten, ziemlich bald danach Westeuropa und die Mongolei, und wobei sie schließlich alle einheimischen Pferde-Populationen zwischen 1500 und 1000 v. Ztr. ersetzten.Yamnaya horses at Repin and Turganik carried more DOM2 genetic affinity than presumably wild horses from hunter-gatherer sites of the sixth millennium bc (NEO-NCAS, from approximately 5500–5200 bc), which may suggest early horse management and herding practices. Regardless, Yamnaya pastoralism did not spread horses far outside their native range, similar to the Botai horse domestication, which remained a localized practice within a sedentary settlement system. The globalization stage started later, when DOM2 horses dispersed outside their core region, first reaching Anatolia, the lower Danube, Bohemia and Central Asia by approximately 2200 to 2000 bc, then Western Europe and Mongolia soon afterwards, ultimately replacing all local populations by around 1500 to 1000 bc.
Die Forscher machen weiterhin die Streitwagen-Kultur für die zweite indogermanische Ostausbreitung in Form der Andoronow-Kultur verantwortlich.
Abb. 4: Der prächtige Krater von Vix - Griechisches Gefäß aus einem keltischen Fürstengrab in Burgund, 500 v. Ztr. (Wiki) - Mit der Darstellung von Streitwagen |
Dabei scheint in Asien sowohl die einheimische menschliche Genetik ebenso wie die Pferde-Genetik ersetzt worden sein (2).
E. Im Urindogermanischen sind domestizierte Pferde nicht gut belegt aber in den indo-iranischen Sprachen
Es wird auch ausgeführt (2), ...
... daß es innerhalb des indo-iranischen Zweiges der indoeuropäischen Sprachfamilie viele Wort-Belege gibt für Pferdedomestikation, für Pferde-gezogene Wagen und davon abgeleitete Mythologien, daß die sprachlichen Hinweise für das Halten von Pferden auf der tieferen urindogermanischen Ebene aber dennoch zweideutig geblieben ist.While there is overwhelming lexical evidence for horse domestication, horse-drawn chariots and derived mythologies in the Indo-Iranian branch of the Indo-European family, the linguistic indications of horse-keeping practices at the deeper Proto-Indo-European level are in fact ambiguous.
Dieser Umstand dürfte gut zu den neuen Forschungsergebnissen passen. Um so mehr wir über die Ort und Zeitpunkt der Domestizierung der Pferde Sicherheit erlangen, um so mehr präzisiert sich unser Blick auf die Kulturen davor und danach.
Es gibt auch noch weitere deutschsprachige Berichte zu der neuen Studie (8, 9). (Und 2024 wird auch noch einmal die Forschungsgeschichte in Bezug auf dieses Thema rekapituliert [13].) Zur Spätgeschichte des Streitwagens in der zweiten Hälfte des ersten vorchristlichen Jahrtausends haben wir übrigens ebenfalls hier auf dem Blog vor einiger Zeit Ausführungen gegeben (10).
F. Die Sichtweise der Forscher rund um Svend Hansen
/ Ergänzung 27.12.2021: Der deutsche Archäologe Svend Hansen hat mit weiteren Koautoren der Studie selbst noch in deutscher Sprache diese neuen Forschungsergeebnisse eingeordnet. Hier wird erkennbar, wie wichtige Autoren der Studie selbst die Ergebnisse einordnen. Sie schreiben (11):
Der bekannteste Fundort der ersten Domestikation (DOM1) ist Botai. Diese frühen Hauspferde wurden jedoch später durch eine genetisch deutlich verschiedene zweite Domestikationsform ersetzt, sie erhielt die Bezeichnung DOM2.
Diese Forscher gehen also weiterhin davon aus, daß auch schon die Pferde der Botai-Kultur domestiziert waren, obwohl das doch eigentlich in der Forschung schon seit längerem als sehr umstritten gilt. Sie schreiben weiter (11):
Dieser zweite Typ der Hauspferde entstand im Raum zwischen unterem Don, der unteren Wolga und dem Nordkaukasus. Ab dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. ersetzten diese Pferde alle älteren Hauspferde. Auf diese Pferde gehen alle heute lebenden Pferderassen zurück, auch solche in den Regionen, in welchen zuerst andere Hauspferde verbreitet waren.
"Andere Hauspferde". Der Text der Studie selbst war diesbezüglich zurückhaltender. Uns scheinen das doch noch sehr spekulative Ausführungen zu sein. Immerhin machen sie deutlich, daß auf diesem Gebiet viele Fragen noch nicht restlos geklärt sind. Merkwürdig darf es einem immerhin vorkommen, daß Hansen und Koautoren überhaupt nicht darauf hinweisen, daß ihre Meinung nur eine von mehreren zu dieser Frage ist. Auch auf Moorey 1970 (6) beziehen sie sich ganz unkritisch als Zeugnis für sehr "frühes" Reiten. Besonders kurios aber werden dann die weiteren Ausführungen, in denen sie sich doch selbst zu widersprechen scheinen, wenn sie meinen, es hätte vor DOM2 auch schon domestizierte Pferde gegeben (11):
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie von Orlando und seinem Team ist, daß das Reitpferd offenbar für die Expansion der Jamnaja-Kultur und die Migrationen des 3. Jahrtausends v. Chr eine viel geringere Rolle spielte als gemeinhin angenommen wurde. Das relativiert die Auffassung mancher Forscher und Forscherinnen, die diese Migrationen mit der Ausbreitung der indoeuropäischen Sprachen in Verbindung bringen oder diese gar als ProtoIndoeuropäer betrachten und sollte Anlaß sein, über alternative Konzepte nachzudenken.
Man entschuldige schon! Das klingt doch reichlich widersprüchlich. "Hauspferde", die aber keine Rolle spielten bei der Ausbreitung der Jamnaja-Kultur? Dieser Umstand soll die humangenetisch gut bezeugte Ausbreitung der Indogermanen aus dem Kernraum von Wolga und Don "relativieren"? Bei aller Wertschätzung der Arbeit von Svend Hansen - aber das ist doch eigentlich zu arg widersprüchlich. Da merkt man, daß an diesem Text keine ausgesprochenen Archäogenetiker scheinen mitgeschrieben zu haben. Man möchte doch manche gute Unterhaltung wünschen beim Nachdenken über "alternative Konzepte". Vielmehr sind doch jetzt nachzuzeichnen die genaueren Einzelheiten dieses Vorgangs, nachdem der große Rahmen schon längst vorgezeichnet ist.
Hier wird erkennbar, wie verbissen manche führenden Forscher in der Archäologie an lange verinnerlichten Sichtweisen hängen bleiben und davon kaum loskommen können.
Abb. 5: Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin - Die Streitwagen-Kultur unserer Vorfahren ragt mit ihr weithin sichtbar bis in die Gegenwart hinein (Fotograf: Martin Kraft, unter der freien Lizenz CC BY-SA 3.0) (Wiki) |
Aber im weiteren wird die Domestikation aus guter Fachkenntnis heraus genauer der Maikop-Kultur zugeordnet, und zwar in die Zeit um 3.500 v. Ztr.. In dieser Maikop-Kultur habe es schon eine starke soziale hierarchische Gliederung gegeben. Der älteste DOM2-Fund habe sich ausgerechnet in einem reich ausgestatteten, adeligen Kinder-Grab gefunden. Da taucht vor dem inneren Auge die Möglichkeit auf, daß der Adel ja genug Zeit hatte, in seiner Freizeit mit Pferden zu "spielen". Schon früher war uns der Gedanke gekommen, daß das vor allem Kinder und Jugendliche gewesen sein könnten. (Die ja auch eine große Rolle spielen bei der Entstehung neuer Sprachen. Und ist der Umgang mit Pferden nicht ebenfalls das Erlernen einer "neuen Sprache"?) Haben sie so allmählich die Domestikation bewirkt? Indem sie übermütig halbwilde Pferde vor Ochsenkarren spannten? War diese Domestikation also schon zu Beginn eher ein Luxus-Phänomen?
Über die Maikop-Kultur schreiben die Forscher um Hansen weiter (11):
Die Innovationen dieser Zeit sind vielfältig und reichen von der Legierung des Kupfers mit Arsen über das Kupellationsverfahren zur Scheidung von Blei und Silber, die Produktion von neuen metallenen Waffen und die vermutliche Herauszüchtung des Wollschafs bis hin zu Schrift und Administration.
Es muß ein reiches, buntes Leben gewesen sein innerhalb der Maikop-Kultur. Aber um 3.500 v. Ztr. war die Maikop-Kultur schon lange nicht mehr die einzige der vielen archäologischen Kulturen im Südosten Europas, deren Angehörige "Steppen-Genetik" in sich trugen. Die wichtigsten ersten Schritte der Ausbreitung der Indogermanen waren schon lange im 5. Jahrtausend v. Ztr. geschehen. /
Der Mensch domestizierte das Pferd also vor viertausend Jahren, indem er es Streitwagen ziehen ließ. Diese Streitwagen-Kultur ragt noch bis in unsere Zeit hinein, etwa in Form der "Quadriga". Eine Quadriga, ein vierspännig gezogener Streitwagen, schmückt das Brandenburger Tor (Abb. 1 und 5). Aber ebenso wird auch manch anderes repräsentative Gebäude weltweit, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, von einer Quadriga geschmückt.
Von dem indogermanischen Volk der Hethiter ist bekannt, daß sie große Liebhaber der Pferde waren, ebenso von den Skythen. "Lieber als der Klang der Lyra ist mir das Wiehern eines Pferdes," sagte der Skythenfürst zu kultivierten Griechen. Der griechische Schriftsteller und Philosoph Xenophon (430-354 v. Ztr.) (Wiki), Schüler von Sokrates, hat ein auch heute noch lesenswertes Sachbuch über den guten Umgang mit Pferden geschrieben. Mit einem Zitat daraus sei dieser Blogartikel vorläufig abgeschlossen (zit. n. 11):
Auf solcher Gestalt gerittenen Pferden werden Götter und Halbgötter dargestellt, aber auch die Männer, die sich ihrer schön zu bedienen wissen, bekommen dadurch ein herrliches Ansehen. Ein sich bäumendes Pferd ist aber auch in der Tat etwas so Schönes, Furchtgebietendes und Wundervolles, daß es die Augen aller Zuschauer, der jungen wie der alten, fesselt. Jedenfalls kann niemand von ihm loskommen und sich an ihm sattsehen, solange es sich in seinem vollen Glanze zeigt.
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- Bading, Ingo: 2020, https://studgendeutsch.blogspot.com/2020/11/die-urheimat-der-arier-ist-sie-gefunden.html
- Librado, P., Khan, N., Fages, A. et al. (Johannes Krause, Wolfgang Haak, Norbert Benecke, Svend Hansen, David Anthony, Kristian Kristiansen, Ludovic Orlando): The origins and spread of domestic horses from the Western Eurasian steppes. Nature, 20.10.2021). https://doi.org/10.1038/s41586-021-04018-9
- Patricia Achter: Die Herkunft der heutigen Hauspferde ist endlich geklärt. Pressemitteilung der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 21.10.2021, https://idw-online.de/de/news?print=1&id=777911
- https://www.phil.uni-wuerzburg.de/vfg/forschung/projekte/naturheilige-plaetze-auf-der-noerdlichen-frankenalb/hohler-stein-bei-schwabthal/
- https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/art2486,342731
- Moorey, P. R. S. Pictorial evidence for the history of horse-riding in Iraq before the Kassite period. Iraq 32, 36–50 (1970)
- https://www.britishmuseum.org/collection/object/W_1897-0511-104
- https://www.welt.de/wissenschaft/article234525624/Erbgut-Untersuchungen-belegen-Das-heutige-Pferd-hat-russische-Ahnen.html
- https://www.scinexx.de/news/biowissen/ursprung-der-hauspferde-geklaert/
- https://studgendeutsch.blogspot.com/2019/08/die-machtigen-volkerburgen_2.html
- Hansen, Svend; Orlando, Ludovic; Reinhold, Sabine; Belinskij, Andrej Borisovič; Kalmykov, Alexej: Neues zur Domestikation des Pferdes. Die Anfänge führen in den Kaukasus während des 4. Jahrtausends v. Chr.. Forschungsberichte des DAI 2021 (Academia)
- Trautmann, Martin (...) Anthony, David; Heyd, Volker: First bioanthropological evidence for Yamnaya horsemanship. 3.3.2023, Science Advances eade2451 Volume 9, Nr. 9, doi:10.1126/sciadv.ade2451, https://www.science.org/doi/abs/10.1126/sciadv.ade2451
- William T. Taylor: The Surprising New History of Horse Domestication. Archaeological and genetic discoveries topple long-standing ideas about the domestication of equines (Scientific American, 19.11.2024)
Sehe ich das richtig? Jamnaja hatten also keine Pferde?
AntwortenLöschenIm Gebiet der Jamnaja lebten jene Pferde, die den späteren domestizierten Pferden weltweit genetisch am nächsten stehen.
AntwortenLöschenSie könnten irgendeine Art "Übergangsform" dargestellt haben.
WIE diese Pferde tatsächlich genutzt wurden, ist vermutlich noch nicht klar.
a) Entweder nur als Jagdwild?
b) Irgendwie als halbdomestizierte Herden (vielleicht vergleichbar den Rentieren)? Oder
c) waren schon die Pferde, deren Knochen man im Gebiet der Jamnaja-Kultur findet, selbst domestiziert?
Soweit ich sehe, macht die Studie darüber keine Aussage.
Sie macht ja auch keine Aussage darüber, auf welche Art die Pferde genutzt wurden, deren Knochen bei den Schnurkeramikern fand. Bislang ist nur bekannt, daß die Pferde der Schnurkeramiker alle ausgestorben sind. Und es ist naheliegend, daß sie nur als Jagdwild genutzt wurden.
Aber schon die VORGÄNGER-Kultur der Jamnaja, die Chwalynsk-Kultur an der Wolga muß in den Pferden etwas Besonderes gesehen haben. Sie wurden als Opfertiere bei Begräbnissen genutzt, obwohl SONST nur domestizierte Tiere wie Schafe und Ziegen dafür genutzt wurden (schreibt Anthony).
Also da ist noch manches zu klären.
F. Die Sichtweise der Forscher rund um Svend Hansen
AntwortenLöschen/ Ergänzung 27.12.2021: Der deutsche Archäologe Svend Hansen hat mit weiteren Koautoren der Studie selbst noch in deutscher Sprache diese neuen Forschungsergeebnisse eingeordnet. Hier wird erkennbar, wie wichtige Autoren der Studie selbst die Ergebnisse einordnen. Sie schreiben (11):
"Der bekannteste Fundort der ersten Domestikation (DOM1) ist Botai. Diese frühen Hauspferde wurden jedoch später durch eine genetisch deutlich verschiedene zweite Domestikationsform ersetzt, sie erhielt die Bezeichnung DOM2."
Diese Forscher gehen also weiterhin davon aus, daß auch schon die Pferde der Botai-Kultur domestiziert waren, obwohl das doch eigentlich in der Forschung schon seit längerem als sehr umstritten gilt. Sie schreiben weiter (11):
"Dieser zweite Typ der Hauspferde entstand im Raum zwischen unterem Don, der unteren Wolga und dem Nordkaukasus. Ab dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. ersetzten diese Pferde alle älteren Hauspferde. Auf diese Pferde gehen alle heute lebenden Pferderassen zurück, auch solche in den Regionen, in welchen zuerst andere Hauspferde verbreitet waren."
"Andere Hauspferde". Der Text der Studie selbst war diesbezüglich zurückhaltender. Uns scheinen das doch noch sehr spekulative Ausführungen zu sein. Immerhin machen sie deutlich, daß auf diesem Gebiet viele Fragen noch nicht restlos geklärt sind. Merkwürdig darf es einem immerhin vorkommen, daß Hansen und Koautoren überhaupt nicht darauf hinweisen, daß ihre Meinung nur eine von mehreren zu dieser Frage ist. Auch auf Moorey 1970 (6) beziehen sie sich ganz unkritisch als Zeugnis für sehr "frühes" Reiten.
Besonders kurios aber werden dann die weiteren Ausführungen, in denen sie sich doch selbst zu widersprechen scheinen, wenn sie meinen, es hätte vor DOM2 auch schon domestizierte Pferde gegeben (11):
AntwortenLöschen"Ein weiteres interessantes Ergebnis der Studie von Orlando und seinem Team ist, daß das Reitpferd offenbar für die Expansion der Jamnaja-Kultur und die Migrationen des 3. Jahrtausends v. Chr eine viel geringere Rolle spielte als gemeinhin angenommen wurde. Das relativiert die Auffassung mancher Forscher und Forscherinnen, die diese Migrationen mit der Ausbreitung der indoeuropäischen Sprachen in Verbindung bringen oder diese gar als ProtoIndoeuropäer betrachten und sollte Anlaß sein, über alternative Konzepte nachzudenken."
Man entschuldige schon! Das klingt doch reichlich widersprüchlich. "Hauspferde", die aber keine Rolle spielten bei der Ausbreitung der Jamnaja-Kultur? Dieser Umstand soll die humangenetisch gut bezeugte Ausbreitung der Indogermanen aus dem Kernraum von Wolga und Don "relativieren"? Bei aller Wertschätzung der Arbeit von Svend Hansen - aber das ist doch eigentlich zu arg widersprüchlich. Da merkt man, daß an diesem Text keine ausgesprochenen Archäogenetiker scheinen mitgeschrieben zu haben. Man möchte doch manche gute Unterhaltung wünschen beim Nachdenken über "alternative Konzepte". Vielmehr sind doch jetzt nachzuzeichnen die genaueren Einzelheiten dieses Vorgangs, nachdem der große Rahmen schon längst vorgezeichnet ist.
Hier wird erkennbar, wie verbissen manche führenden Forscher in der Archäologie an lange verinnerlichten Sichtweisen hängen bleiben und davon kaum loskommen können.
Aber im weiteren wird die Domestikation aus guter Fachkenntnis heraus genauer der Maikop-Kultur zugeordnet, und zwar in die Zeit um 3.500 v. Ztr.. In dieser Maikop-Kultur habe es schon eine starke soziale hierarchische Gliederung gegeben. Der älteste DOM2-Fund habe sich ausgerechnet in einem reich ausgestatteten, adeligen Kinder-Grab gefunden. Da taucht vor dem inneren Auge die Möglichkeit auf, daß der Adel ja genug Zeit hatte, in seiner Freizeit mit Pferden zu "spielen". Schon früher war uns der Gedanke gekommen, daß das vor allem Kinder und Jugendliche gewesen sein könnten. (Die ja auch eine große Rolle spielen bei der Entstehung neuer Sprachen. Und ist der Umgang mit Pferden nicht ebenfalls das Erlernen einer "neuen Sprache"?) Haben sie so allmählich die Domestikation bewirkt? Indem sie übermütig halbwilde Pferde vor Ochsenkarren spannten? War diese Domestikation also schon zu Beginn eher ein Luxus-Phänomen?
Über die Maikop-Kultur schreiben die Forscher um Hansen weiter (11):
"Die Innovationen dieser Zeit sind vielfältig und reichen von der Legierung des Kupfers mit Arsen über das Kupellationsverfahren zur Scheidung von Blei und Silber, die Produktion von neuen metallenen Waffen und die vermutliche Herauszüchtung des Wollschafs bis hin zu Schrift und Administration."
Es muß ein reiches, buntes Leben gewesen sein innerhalb der Maikop-Kultur. Aber um 3.500 v. Ztr. war die Maikop-Kultur schon lange nicht mehr die einzige der vielen archäologischen Kulturen im Südosten Europas, deren Angehörige "Steppen-Genetik" in sich trugen. Die wichtigsten ersten Schritte der Ausbreitung der Indogermanen waren schon lange im 5. Jahrtausend v. Ztr. geschehen.