Samstag, 31. August 2019

Die Königin von Saba - Ihre Nachfahren haben sich bis heute genetisch unvermischt erhalten

Im Jemen auf der arabischen Halbinsel lebt ein uraltes Volk

Die Historizität der Königin von Saba (ggfs. um 700 v. Ztr.) (Wiki) aus dem heutigen Jemen ist umstritten und - möglicherweise - nur eine alttestamentarische Legende. Keine Legende ist, daß bei einer genetischen Untersuchung von 169 Nachfahren ihres Volkes heraus gekommen ist, daß diese sich vielleicht seit 10.000 Jahren unvermischt erhalten haben.

Abb. 1: Beduine aus Marib, 80 Kilometer nordöstlich von Sanaa - Fotografiert von Ingenieur Robert Deutsch 1931 (Wiki)

Zur Zeit der Araber ist in den letzten tausend Jahren durch den Sklavenhandel afrikanische Genetik in den Jemen gekommen. Aber nicht in Teile des Landesinneren wie die Region von Maarib (Wiki), der früheren Hauptstadt des Reiches von Saba (Wiki). Hier scheint sich bis heute eine Genetik erhalten zu haben, die repräsentativ ist für die Genetik des vorkupferzeitlichen Nahen Ostens überhaupt (!!!), bzw. sogar für die Genetik der "Natufier", also jener Völkergruppe, die im Nahen Osten erstmals - am Oberlauf von Euphrat und Tigris - zum Ackerbau übergegangen ist (1):

"Individuen aus Maarib scheinen genetisch unbeeinflußt geblieben zu sein von afrikanischen genetischen Einflüssen und haben deshalb Genome, die die jemenitische genetische Herkunft widerspiegeln wie sie vor der Vermischung mit Afrikanern vorlag. Diese Herkunft war vergleichbar mit jener Genetik wie sie vorlag während der Bronzezeit in entfernten nördlichen Regionen des Nahen Ostens. Nach der Bronzezeit hat es im Süden und Norden des Nahen Ostens unterschiedliche Entwicklungen gegeben: im Norden vermischten sich die Levantiner mit eurasischen Populationen, die Steppen-Genetik mitbrachten, und deren genetischer Einfluß niemals bis zum Jemen reichte, wo sich die Menschen stattdessen mit Afrikanern mischten, die zu der genetischen Struktur führte, die man heute im Nahen Osten beobachten kann."*)

Im Jemen in Maarib hat sich also vorkupferzeitliche nahöstliche Genetik ziemlich rein erhalten wie sie sonst im Nahen Osten nur noch seltener wird besichtigt werden können. 

Abb. 2: Beduine aus Schouba (Saba), fotografiert von Hans Helfritz 1935 (aus: 3)

Selbst genetisch nicht arabisierte religiöse Gruppen wie die Drusen und Kopten haben ja dennoch bronzezeitliche iranisch-neolithische Genetik in sich wie sie typisch war im antiken Mittelmeerraum.

Abb. 3: Der Reiseweg von Hans Helfritz 1935 nach Schobua (Saba) (aus: 3)

Ma'rib war in der Antike die Hauptstadt des Reiches von Saba. 24 v. Ztr. wurde die Stadt - allerdings erfolglos - von den Römern belagert.

Abb. 4: Beduine der Al Burek" aus Schobua (Saba), fotografiert von Hans Helfritz 1935 (aus 3) (UniKöln) (Wiki)

Wichtig ist es den Forschern auch zu betonen, daß afrikanische Genetik seit der Eiszeit bis zum Mittelalter keinen Einfluß auf den Jemen hatte, der sich heute noch in ihren Genomen widerspiegeln würde. 

Abb. 5: Beduine der Ma'ari, fotografiert von Hans Helfritz 1935 (aus: 3)

Und das, so möchten wir anfügen, obwohl doch - archäologisch gesehen - die Vorfahren der Natufier im Fruchtbaren Halbmond sehr ähnlich lebten wie die Buschleute in Südafrika (wiederholt aufgesuchte Camps in ähnlicher Verteilung in der Landschaft usw.) (in der Kulturstufe des Kebaran). Und das außerdem, obwohl der Jemen ja ziemlich dicht an Afrika grenzt.

Man darf sich allerdings wundern, daß in der Studie von "Steppen-Genetik", also von indogermanischer Genetik, die Rede ist. Ob das nicht von den Genetikern mit der kaukasus-neolithischen Genetik verwechselt wird, die ja doch viel verbreiteter ist im Nahen Osten seit der Kupferzeit? Oder sollten uns neuere Erkenntnisse zu dieser Thematik bislang entgangen sein, obwohl wir ja versuchen, alle neueren Studien dazu (2) im Auge zu behalten?

Abb. 6: Beduine der Al Quorab, einem der Bergstämme im Jemen (aus: 3)

Ergänzung 30.9.2023: Einen ersten bildlichen Eindruck von Bauten, Landschaft und Menschen des heutigen Gouvernats Saba kann man sich auf Wikipedia verschaffen (WikiCom) oder über einen vollständig zugänglichen deutschen Reisebericht aus dem Jahr 1935 von Hans Helfritz (1902-1995) (Wiki) (3) (s.a. MusKoelnTw). Hans Helfritz berichtet über seine Reise nach Saba 1935 (3, S. 26):

Auch ein Neger nimmt teil an unserer Reise, ein baumlanger Somali-Neger, Ali Ismail heißt er. Er will nach Hadramaut, um dort seinen Bruder, der im Dienste des Sultans von Terim steht, zu besuchen. (...) Ali war viel in der Welt herumgekommen, hatte in der nordarabischen Wüste großen Beduinenfürsten gedient, kannte Syrien und den Irak und hatte als Wagenlenker König Ibn Sa'uds mit dem Kampfwagen des Königs die Halbinsel vom Roten Meer bis zum Persergolf mehrmals durchrast.

Abb. 7: Die antike Stadt Marib im Jemen (Fotograf: Api/Wiki)

Und etwas später über dessen Einstellung zu den Bergstämmen im Innern des Jemen (3, S. 38):

Erhaben blickt er auf die halbnackten braunen Kerle; es sind ja nur arme Bedu's (Beduinen). Es ist merkwürdig, jeder Neger, den ich in diesem Lande getroffen habe, fühlt sich über die einfachen Leute der Wüste, die gewöhnlichen Bedu's, hoch erhaben. Selbst die Sklaven in Hadramaut. Um wie viel edler ist doch ein Beduine, ein Mensch, der mit der Natur verwachsen ist, als alle Neger und Städter, die seßhaft geworden feste Siedlungen bewohnen. (...) Er ist äußerst genügsam, aber auch ewig hungrig. Und deshalb bettelt er. Die Beduinen betteln den ganzen Tag während der Reise. 

Über das Gebiet der Ruinenstadt Saba herrschten traditionell zwei Stämme, die Al Burek und die Al Quorab (3, S. 45).


/ Ergänzt um Fotografien aus (3): 30.9.2023 /

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*) Original: "Individuals from Maarib appear to have been genetically isolated from the African gene flow and thus have genomes likely to reflect Yemens ancestry before the admixture. This ancestry was comparable to the ancestry present during the Bronze Age in the distant Northern regions of the Near East. After the Bronze Age, the South and North of the Near East therefore followed different genetic trajectories: in the North the Levantines admixed with a Eurasian population carrying steppe ancestry whose impact never reached as far south as the Yemen, where people instead admixed with Africans leading to the genetic structure observed in the Near East today."
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  1. Insight into the genomic history of the Near East from whole-genome sequences and genotypes of Yemenis. Marc Haber, Riyadh Saif-Ali, Molham Alhabori, Yuan Chen, Daniel E Platt, Chris Tyler-Smith, Yali Xue, bioRxiv 749341; 29.8.2019, doi: https://doi.org/10.1101/749341 https://www.biorxiv.org/content/10.1101/749341v1
  2. Bading, Ingo: Die genetische Geschichte der Alten Ägypter Die Geschichte der afroasiatischen Sprachfamilie insbesondere in Ostafrika, 8. Juli 2019 (Stgen2019)
  3. Helfritz, Hans: Geheimnis um Schóbua. Unter südarabischen Beduinen ins Land der Sabäer. Deutsche Verl. Ges., Berlin  1935 (70 S.) (UniHalle)

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